Produktgruppeninformation
Neue Datenblätter zum Bestand in WECOBIS
Die neuen Datenblätter in WECOBIS zu Bauproduktgruppen im Bestand liefern Informationen zu Produktgruppen, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, sondern bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahme als Rückbaumaterial anfallen. Die Darstellung in WECOBIS folgt daher nicht der üblichen Darstellung mit Lebenszyklus, sondern beschränkt sich auf die für Renovierungsmaßnahmen relevanten Informationen, z. B. zu möglichen Schadstoffen in der Bausubstanz.
WECOBIS informiert den Planer über Schadstoffe, die in der jeweiligen Produktgruppe möglicherweise auftreten können. Diese Übersicht soll als Orientierungshilfe dienen, kann jedoch eine fachliche Abklärung vor Ort nicht ersetzen. Eine Aufnahme von Schadstoffen im Bestand muss durch eine Fachperson erfolgen.
Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) stellt auf seiner Website eine Arbeitshilfe für den kontrollierten Rückbau kontaminierter Bausubstanz, den Schadstoffratgeber Gebäuderückbau, zur Verfügung. Auf eine dort geführte umfangreiche Sammlung von Datenblättern wird an den jeweiligen Stellen verwiesen.
Klebstoffe im Bestand - Vorkommen von Schadstoffen
In der Gruppe der Klebstoffe sind Produkte, welche PAK oder Asbest enthalten, im Rückbau mit besonderen Arbeitsschutzmaßnahmen auszubauen und zu entsorgen. Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) finden sich u.a. in teerhaltigen Klebern, während Asbest in gewissen Bitumen-Kleber eingesetzt wurde. Asbest- oder PAK-haltige Klebstoffe wurden vor allem bei der Verlegung von Bodenbelägen eingesetzt.
Siehe hierzu auch das Datenblatt 428 zu Klebstoffen des LfU.
Schadstoffkategorie | Klebstoffe |
Asbest | Bitumen-Kleber |
Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) | Teerhaltige Kleber (Schwarze Klebemassen) |
Gebäudeteil | Bauteile / Schadstoffe |
Bodenbeläge | Kleber für Parkett (Mosaik- und Stabparkett) und Holzpflaster (PAK) Bitumen-Kleber für PVC-Platten (Asbest) |
Asbest
Obwohl die krebserzeugende Wirkung von Asbest seit langem bekannt ist, wurde dieses Material bis in die 1990er Jahre vor allem als Baumaterial häufig verwendet, da es für viele Einsatzzwecke sehr gut geeignet ist. Die Anwendung von Asbest wurde in Deutschland 1993 verboten. Bereits eingebaute Materialien wurden in der Regel nur bei akuter Gefährdung sofort entfernt. Daher findet man auch heute noch asbesthaltige Materialien, die bei der Renovierung besonders sorgfältig behandelt werden müssen, um Gesundheitsgefährdungen zu vermeiden.
Gefährdungseinstufung und Toxizität für Asbest
nach ChemG : T (Giftig)
nach GefstoffV: R 45 Kann Krebs erzeugen, R 48/23 Auch giftig: Gefahr ernster Gesundheitsschäden bei längerer Exposition durch einatmen
Bei Asbest in Bauprodukten wird unterschieden in:
Fest gebundene Asbestprodukte, Asbestanteil bis 15 Gew.-%, Raumgewicht i. d. Regel über 1500 kg/m3, aber stets über 1.000 kg/m3. Die Asbestfasern sind relativ fest gebunden.
Schwach gebundener Asbest, Asbestanteil ab 60 Gew.-%, Raumgewicht i. d. Regel unter 1000 kg/m3.
Besondere Gefährdung geht dabei von schwach gebundenem Asbest aus.
In Bitumen-Kleber liegt der Asbest, falls vorhanden, in fest gebundener Form vor.
Siehe hierzu auch das Datenblatt 501 zu Asbest des LfU.
Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe PAK
Im Bestand treten häufig Klebstoffe auf Teer-Basis (auch als Pech bezeichnet) auf. Diese sind wegen der hohen Gehalte krebserregender Polycyclischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) im Rückbau kritisch. PAK sind ein Bestandteil des Steinkohleteers. PAK können Krebs erzeugen. Sie finden sich in Asphaltbelägen älteren Datums, Teeranstrichen (Schwarzanstrich) und Teerdachbahnen (Dachpappe). Moderne Produkte setzen Bitumen als Rohstoff ein, der nur wenig bis keine PAK enthält. Auch Bitumenprodukte können relevante PAK-Gehalte aufweisen, wenn sie mit Steinkohleteer versetzt sind.
Siehe hierzu auch das Datenblatt 502 zu PAK des LfU.
Maßnahmen bei der Sanierung
Asbest
Wenn asbesthaltige Baustoffe bearbeitet oder entfernt werden, sind Schutzmaßnahmen gemäß TRGS 519 vorzusehen. Unbedenkliche, fest gebundene asbesthaltige Bauprodukte können eventuell unter Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen im Baukörper verbleiben.
Sofern Baustoffe mit schwach gebundenem Asbest festgestellt werden, ist die „Richtlinie für die Bewertung und Sanierung schwach gebundener Asbestprodukte in Gebäuden" (Asbestrichtlinie) zu beachten.
Sofern asbesthaltige Bitumen-Kleber mechanisch bearbeitet werden (schleifen, abkratzen, herausreißen von einem Bodenbelag) können Asbestfasern freigesetzt werden. In diesem Fall sind Schutzmaßnahmen unbedingt notwendig.
Polycyclische Aromatische Kohlenwasserstoffe PAK
Falls teerhaltige Kleber (auch als Schwarzkleber, Schwarzanstriche o. ä.bezeichnet) entfernt werden müssen, sind Schutzmassnahmen gemäss TRGS 524 "Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in kontaminierten Bereichen" vorzusehen.
Quellen
Schadstoffratgeber Gebäuderückbau, Bayerisches Landesamt für Umwelt
Fotos Fußbodenaufbau (Online-Quelle), abgerufen am 29.10.2014 - Der Schadstoffratgeber bietet auch die Möglichkeit, über Fotos nach problematischen Materialien zu suchen.
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Die Einordnung von Materialien im Neubau erfolgt im Reiter BNB-Kriterien im jeweiligen Datenblatt:
- Dispersions-Klebstoffe
- Epoxidharz-Klebstoffe
- Kleister
- Lösemittel-Klebstoffe
- Polyurethan-Klebstoffe
- Silanmodifizierte Polymerklebstoffe (SMP-Klebstoffe)
BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes. Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau). |
Einordnung der Klebstoffe
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht darüber, welche der in BK_1.1.6 genannten Schadstoffgruppen möglicherweise bei Klebstoffen im Bestand auftreten können.
Schadstoffgruppen gemäß BNB_BK_1.1.6 | Klebstofftyp |
1. Asbest | Bitumen-Kleber |
2. Polychlorierte Biphenyle PCB | – |
3. Holzschutzmittel / Biozide: Pentachlorphenol PCP, Lindan, DDT | – |
4. Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe PAK | Teerhaltige Parkettkleber |
5. Alte Künstliche Mineralfasern KMF | - |
6. Blei | - |
7. Fluorchlorkohlenwasserstoffe FCKW | - |
8. Flammschutzmittel (zurückgestellt) | ./. |
9. Weichmacher DEHP | - |
10. Formaldehyd | - |
11. Schimmelpilze | konstruktionsabhängig 1 |
12. Radon aus Baustoffen (zurückgestellt) | ./. |
13. Taubenkot | konstruktionsabhängig |
14. Feinstaub (zurückgestellt) | - |
- = nichts bekannt für Klebstoffe |
BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet. |
Die Einordnung von Materialien im Neubau erfolgt im Reiter BNB-Kriterien im jeweiligen Datenblatt:
- Dispersions-Klebstoffe
- Epoxidharz-Klebstoffe
- Kleister
- Lösemittel-Klebstoffe
- Polyurethan-Klebstoffe
- Silanmodifizierte Polymerklebstoffe (SMP-Klebstoffe)
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Die Einordnung von Materialien für den Neubau erfolgt im Reiter BNB-Kriterien im jeweiligen Datenblatt:
- Dispersions-Klebstoffe
- Epoxidharz-Klebstoffe
- Kleister
- Lösemittel-Klebstoffe
- Polyurethan-Klebstoffe
- Silanmodifizierte Polymerklebstoffe (SMP-Klebstoffe)