Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Polyurethan-Klebstoffe (PUR-Klebstoffe) gehören zur Gruppe der Reaktionsklebstoffe. Die Reaktionskomponenten sind Isocyanate (Harzkomponente) und Polyole (Härter). In der Anwendung reagieren die Komponenten zu Polyurethan.
Wesentliche Bestandteile
PUR-Klebstoffe bestehen aus Isocyanaten und Polyolen und besitzen wiederkehrende Urethan-Einheiten → Polyurethan. Durch chemische Modifikationen können PUR-Klebstoffe so formuliert werden, dass nur wenige bis gar keine organische Lösemittel beigemischt werden müssen. PUR-Klebstoffe können durch Hilfsstoffe und Additive gezielt verändert werden. Füllstoffe dienen zur Viskositätsregelung.
Charakteristik
PUR-Klebstoffe binden chemisch ab, sind kalt härtend und sowohl als 1K- wie als 2K-Systeme auf dem Markt. Beim 1K-Systemen reagiert und härtet der Isocyanat-Komplex mit der Luftfeuchtigkeit nach dem Öffnen des Gebindes. Beim 2K-System reagiert und härtet der Klebstoff nach dem Mischen. Durch Auswahl der Harzkomponente (lange, elastische oder kurze, harte Polyole) und Anzahl der Verknüpfungsstellen der Moleküle können die Eigenschaften von PUR-Klebstoffen von weichelastisch bis sehr hart eingestellt werden.
Lieferzustand
PUR-Klebstoffe werden als 2K-Systeme in zwei getrennten Gebinden geliefert, die bei der Verarbeitung zusammen gemischt werden. Als 1K-Systeme werden PUR-Klebstoffe in einem Gebinde geliefert.
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
PUR-Klebstoffe nehmen im Bereich der Bodenbelagsklebstoffe an Bedeutung zu. Bei der Untergrundvorbereitung sind PUR-Produkte ebenfalls gebräuchlich. Der Vorteil der PUR-Harze liegt in ihrer Verarbeitbarkeit, Festigkeit und der fast beliebig einstellbaren Elastizität. Sie werden deshalb vor allem im Innenraum als 1K/2K-PUR-Klebstoffe eingesetzt. Mit PUR-Klebstoffen können fast alle Textil- und Elastomer-Bodenbeläge geklebt werden. Für Polyolefinbeläge, Kork, Nadelvlies, Kokos und Sisal sind sie nicht geeignet.
| Polyurethan- Klebstoffe | |
saugfähiger Untergrund | + | + |
nicht saugfähiger Untergrund | - | + |
PVC-Beläge | + | + |
Profilierte Gummibeläge mit ebener Rückseite | + | + |
Sockelleisten, Treppenstoßkanten | +* | + |
Textile Beläge mit Rücken (Schaum, Latex, PVC) | +
| + |
Polyolefin | +* | - |
Linoleum (Fliesen, Bahnen) | + | + |
Kork | + | - |
Nadelvlies | + | - |
Kokos, Sisal | + | - |
Stab-, Mosaik-, Hochkantlamellenparkett | + | + |
großformatige Parkettelemente, Massivdielen | - | + |
*: nicht von allen Herstellern uneingeschränkt empfohlen
1K-Polyurethan-Klebstoffe werden zur Herstellung von Sandwichelementen und zur Verklebung von Verbundelementen aus porösen Materialien (PS-, PUR-, PVC-Hartschaum) verwendet. Sie sind auf allen festen Untergründen außer auf Gussasphalt einsetzbar.
2K-Polyurethan-Klebstoffe finden Anwendung bei der wasserfesten Verklebung von Holzwerkstoffen, Stein, Keramik, Beton und Metallen. Die Klebemasse füllt und überbrückt unebene Flächen und Unregelmäßigkeiten. 2K-PUR-Klebstoffe weisen auch auf nichtsaugenden Untergründen eine gute Haftung auf. Besonders geeignet sind 2K-PUR-Klebstoffe für Kombinationsverklebungen verschiedener Materialien und für Fälle, in denen auch auf füllende und dichtende Eigenschaften der Verklebung Wert gelegt wird.
Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
PUR-Klebstoffe können bei der Verarbeitung Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann eine Exposition bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen. Als Alternative zu Polyurethan-Klebstoffen ist daher zunächst die Verwendung lösemittelfreier oder lösemittelarmer Dispersions-Klebstoffe zu prüfen. Diese sind einfacher in der Verarbeitung und weisen geringere ökologische Risiken auf.
Aerosole (feinste Partikel in der Luft) von PUR-Klebstoffen stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Diese Gefährdung ist beim Spritzen oder Sprühen relevant und erfordert zusätzliche Arbeitsschutzmassnahmen.
Der Einsatz von Polyurethan-Klebstoffen ist in der Regel technisch begründet. Bei der Planung und Auswahl von Bodenbelägen sollte daher der notwendige Klebstoff in die Materialentscheidung einbezogen werden.
Quellen
G. Oertel, Polyurethane: Kunststoff Handbuch 7, Hanser München / Wien, 1983
Planungs- und Ausschreibungshilfen
WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.
Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:
- Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
- Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
- ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.
Übersicht Planungsgrundlagen: Klebstoffe
Stand 07/2024
Dispersions-Klebstoffe | Epoxidharz-Klebstoffe | Lösemittel-Klebstoffe | Polyurethan-Klebstoffe | Silanmodifizierte Polymere (SMP) | Kleister | ||
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Material- ökologische Anforderungen | Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen | ||||||
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS | Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge | Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge --- Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten | Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge --- Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten | Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge --- Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten --- Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA --- Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade --- Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum | Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge | Tapetenkleber | |
Quellen für material- ökologische Anforderungen | Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen | ||||||
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) | Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung. Einordung der jeweiligen Klebstoffe hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS. | ||||||
baubook BNB/QNG Produktinformationen | baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | ||||||
Umweltbundesamt (UBA) | Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten). | ||||||
baubook ÖkoBauKriterien | Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Klebstoffe finden sich Produktdeklarationen in der Gruppe der Kleb- und Füllstoffe. | ||||||
Mögliche Nachweis- dokumente | Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen | ||||||
gesetzlich vorgeschrieben: | |||||||
REACH / CLP: Sicherheitsdatenblatt (SDB) | Klebstoffe werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. → z.B. Nachweis zu gefährlichen Stoffen / Gefahreneinstufungen, SVHC >= 0,1 Gew.-%, VOC-Gehalt, Emissionen während der Verarbeitung | ||||||
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC | für Fliesen-Klebstoffe gemäß EN 12004 Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten + ggf. für Klebstoffe in Sonderkonstruktionen | - | |||||
Nachweis bauaufsichtlicher Anforderungen1 aus Gesundheits- schutzgründen | (+) | - (keine Verwendung als Bodenbelagsklebstoff) | |||||
1 Bodenbelagsklebstoffe benötigen bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume nach wie vor* eine abZ aus Gesundheitsschutzgründen (siehe Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8). Sie umfasst eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung von Formaldehyd, sowie flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. abZ der Gruppen: Eine Liste aller aktuell zugelassenen Bodenbelagsklebstoffe findet man beim DIBt (download Liste). Von Lösemittel-Klebstoffen können die Anforderungen vermutlich nicht eingehalten werden. *Hinweis: Das EuGH-Urteil, das bestimmte abZ außer Kraft setzte, hat für Bodenbelagsklebstoffe keine Relevanz, da sie keiner hEN unterliegen (s. Lexikonbegriff abZ). | |||||||
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen; Emissionsprüfberichte | Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Klebstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen. |
Übersicht Lebenszyklusinformationen: Klebstoffe
Stand 10/2015
Dispersions-Klebstoffe | Epoxidharz-Klebstoffe | Lösemittel-Klebstoffe | Polyurethan-Klebstoffe | Silanmodifizierte Polymere (SMP) | Kleister | ||
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Rohstoffe | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe) | ||||||
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft | |||||||
Anteil fossiler Rohstoffe | 40-60 M-% | 40-60 M-% | 70-100 M-% | 60-80 M-% | 48 M-% | 0-2% | |
Anteil mineralischer Rohstofffe | 30-40 M-% | 30-40 M-% | 0-30 M-% | 20-40 M-% | 52 M-% | - | |
Anteil erneuerbarer Rohstoffe | 10-20 M-% | 10-20 M-% | - | - | - | 98-100 M-% | |
Charakteristische Inhaltsstoffe | |||||||
Bindemittel | Kunst- oder Naturharze | Epoxidharze + Härter (Amine) | Polyolefin-Copolymere | Isocyanatpolymere 2K: + Härter (Alkohole oder Öle) | silanmodifizierte Polymere | Carboxymethylcellulose | |
Lösemittel | 0-5% | 0- >5% | 30-85% | 0-10% | - | - | |
Herstellung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung) | ||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | Datensätze zu Klebstoffen liegen noch nicht vor (Stand 05/2021). Eine Einordnung im Gliederungssystem ist derzeit nicht vorgesehen. | ||||||
Verarbeitung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||
Verarbeitungsweise / Lieferzustand | 1K-Klebstoffe, flüssig | 2K-Klebstoffe, flüssig | 1K-Klebstoffe, flüssig | 1K- und 2K-Klebstoffe, flüssig | 1K-Klebstoffe, flüssig | Pulver zum Anrühren mit Wasser | |
Abbindemechanismus | physikalisches Abbinden: Verdunsten d. Wassers | chem. Abbinden: Reaktion zwischen Harz und Härter | physikalisches Abbinden: Verdunsten des Lösemittels | chem. Abbinden: Reaktion zwischen Harz und Härter (2K) bzw. Luftfeuchtigkeit (1K) | chem. Abbinden (Reaktion zwischen Klebstoff und Luftfeuchtigkeit) | physikalisches Abbinden: Verdunsten d. Wassers | |
Arbeitshygienische Risiken (siehe im Detail Reiter Zeichen & Deklarationen) | bei lösemittelfreien Produkten (D1) gering | mindestens reizend (RE0), zum Teil erheblich | erheblich
| bei 1K (RU0,5) gering, bei 2K-Systemen zum Teil erheblich | gering | gering | |
Nutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||
VOC-/SVOC-Emissionen | möglich (ggf. Lösemittel, Weichmacher) | möglich (ggf. Lösemittel, Weichmacher) | hoch | möglich (ggf. Lösemittel, Weichmacher) | möglich (ggf. Weichmacher) | keine | |
Nachnutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung) | ||||||
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit | Die Rückbaubarkeit von Klebstoffen ist bedingt durch ihre Funktion prinzipiell nicht gegeben. | ||||||
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit | Klebstoffe müssen als Anhaftungen entsorgt werden und sind daher nicht verwertbar. |
Gefahrstoffverordnung
Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen für die damit Beschäftigten zu verwenden. Werden für eine Produktgruppe GISBAU Produkt-Codes oder GISCODES vergeben, lassen sich dadurch Unterschiede innerhalb der Produktgruppe feststellen. Auch einen Hinweis zur Ersatztstoffsuche findet man dann ggf. in den jeweiligen GISBAU-Informationen unter "Ersatzstoffe - Ersatzprodukte - Ersatzverfahren".
Übersicht nach Produktgruppen → WECOBIS / Reiter Zeichen & Deklarationen / GISBAU-Klassifizierungssystem
GISCODES für Klebstoffe
Für Klebstoffe gibt es unterschiedliche GISCODE-Einstufungskataloge, die in Frage kommen können.
Übersicht mit Einordnung der verschiedenen Klebstoffe u.a. in die jeweiligen GISCODES:
→ Reiter Zeichen & Deklarationen / Übersichtstabelle - GISBAU Klassifizierungssystem
Aus arbeitshygienischer Sichtweise ist immer zu prüfen, ob 1-komponentige (z.B. Dispersions-Klebstoffe, Kleister, Silanmodifizierte-Polymerklebstoffe, z.T. Polyurethan-Klebstoffe) statt 2-komponentiger (= Harz + Härter, Epoxidharz- und z.T. Polyurethan-Klebstoffe) Produkte eingesetzt werden können, was in vielen Fällen möglich ist.
Lösemittelfreie Produkte, z.B. Kleister oder Produkte mit GISBAU Produkt-Code D1 (lösemittelfreier Dispersions-Verlegewerkstoff), RS10 (Verlegewerkstoff, methoxysilanhaltige = Silanmodifizierte-Polymerklebstoffe, häufig auch als Hybrid-Klebstoffe bezeichnet) oder RU0,5 (einkomponentiger Polyurethan-Verlegewerkstoff, kennzeichnungsfrei, lösemittelfrei), sind zu bevorzugen. Die Verarbeitung von Epoxidharz-, 2K-Polyurethan- oder Lösemittel-Klebstoffen stellt grundsätzlich eine Gesundheitsgefährdung dar, weshalb der Einsatz von Alternativen immer zu prüfen ist.
Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Als Klebstoffe sollten bevorzugt 1-komponentige, lösemittelfreie und schadstoffarme Produkte zur Anwendung kommen. Insbesondere in Innenräumen sollte zudem auf möglichst emissionsarme Produkte geachtet werden. Produkte mit Umweltzeichen, z.B. Blauer Engel DE-UZ 113 oder EMICODE EC1plus, erfüllen zahlreiche Anforderungen zu VOC und gefährlichen Stoffen, die auch über das AgBB-Bewertungsschema (s.u.) hinausgehen.
→ Reiter Zeichen & Deklarationen
Aus ökologischer Sicht gibt es keine besseren Klebstoffe als Kleister. Sie sind gesundheitlich unbedenklich und weisen kein Umweltgefährdungspotential auf. Der Anwendungsbereich ist jedoch auf das Befestigen von Tapeten beschränkt.
Abgesehen vom Kleister als Tapetenkleber gibt es im Hochbau aus dem Bereich der Klebstoffe keine umwelt- oder gesundheitsfreundlicheren Alternativen zu lösemittelfreien Dispersions-Klebstoffen (GISCODE D1), von denen es für die meisten Anwendungsbereiche auch geeignete Produkte gibt. Dispersions-Klebstoffe sind zwar in Wasser dispergiert, können aber auch Lösemittel enthalten. Ähnliche ökologische Eigenschaften wie lösemittelfreie Dispersions-Klebstoffe weisen die grundsätzlich lösemittelfreien silanmodifizierten Polymerklebstoffe (häufig auch als SMP- oder Hybrid-Klebstoffe bezeichnet) auf, sofern weichmacherfreie Produkte mit GISCODE RS10 verwendet werden. SMP-Klebstoffe können Methanol emittieren (AGW wird bei GISCODE RS10 i.d.R. eingehalten), enthalten z.T. Weichmacher (weichmacherfreie Systeme sind erhältlich) und ggf. kennzeichnungspflichtige Katalysatoren (Produkte mit GISCODE RS10 sind kennzeichnungsfrei). Allerdings unterscheiden sich die Dispersions-Klebstoffe in ihrer Gebrauchstauglichkeit und den möglichen Anwendungsbereichen von den Silanmodifizierten Polymerklebstoffen.
Epoxidharz-Klebstoffe sind grundsätzlich 2-komponentig (= Harz + Härter). Beide Komponenten enthalten reizende Substanzen. Eine Sensibilisierung durch Hautkontakt ist möglich. Entsprechend sind bei der Verarbeitung umfangreiche Schutzmaßnahmen (Handschuhe, lange Kleidung, Atemschutz) notwendig. Die Harzkomponente ist giftig für Wasserorganismen und darf nicht in die Kanalisation oder in Gewässer gelangen.
Die Verarbeitung von 2-komponentigen Reaktionsharzen ist zudem anspruchsvoll. Bei unsachgemäßer Verarbeitung können durch ungenügende oder chemisch unvollständige Aushärtung längerfristige Emissionen entstehen.
Polyurethan-Klebstoffe gibt es ein- oder 2-komponentig. Sie können bei der Verarbeitung Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch Einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann eine Exposition bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen. Aerosole (feinste Partikel in der Luft) von PUR-Klebstoffen stehen im Verdacht, krebserregend zu sein. Diese Gefährdung ist beim Spritzen oder Sprühen relevant und erfordert zusätzliche Arbeitsschutzmassnahmen.
Es gibt allerdings auch einkomponentige, kennzeichnungsfreie, lösemittelfreie Polyurethan-Verlegwerkstoffe (GISCODE RU0,5). Diese sind einfacher in der Verarbeitung und weisen geringere ökologische Risiken auf.
Der hohe Lösemittelgehalt der Lösemittel-Klebstoffe stellt ein luft- und arbeitshygienisches Risiko dar. Gemäß TRGS 610 (Ersatzstoffe und Ersatzverfahren für stark lösemittelhaltige Vorstriche und Klebstoffe für den Bodenbereich) ist "die Verwendung von stark lösemittelhaltigen Vorstrichen und Klebstoffen für den Bodenbereich grundsätzlich nicht mehr notwendig. Es wird empfohlen im gewerblichen und im nicht gewerblichen Bereich stark lösemittelhaltige Vorstriche und Klebstoffe für den Bodenbereich nicht mehr einzusetzen."
Ihre Anwendung sollte aus luft- und arbeitshygienischen Gründen auf Spezialfälle beschränkt bleiben (s. Allgemeines / Anwendungsbereiche). In Aufenthaltsräumen ist die Verwendung von Lösemittel-Klebstoffen als Bodenbelagsklebstoff aufgrund der bauaussichtlichen Anforderungen (s.u. abZ) sowieso ausgeschlossen, da das AgBB-Bewertungsschema vermutlich nicht eingehalten werden kann.
Der Einsatz von Epoxidharz-Klebstoffen, 2-komponentigen Polyurethan-Klebstoffen oder Lösemittel-Klebstoffen ist in der Regel technisch begründet.
Gerade bei der Auswahl von Bodenbelägen sollte daher für eine ökologische Baustoffwahl der notwendige Klebstoff bereits in der Planungsphase in die Materialentscheidungen einbezogen werden.
Hinweis zu bauaufsichtlichen Anforderungen für Bodenbelagsklebstoffe
Bei allen Bodenbelagsklebstoffen, die in Aufenthaltsräumen eingesetzt werden sollen, ist darauf zu achten, dass eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ der Gruppen Z-155.10 / Parkettbodenbelagsklebstoffe oder Z-155.20 / Universalbodenbelagsklebstoffe) mit Aussagen zum Gesundheitsschutz vorliegt (baurechtliche Anforderung!). Sie umfasst eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung von Formaldehyd, sowie flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas.
Eine Liste aller aktuell zugelassenen Bodenbelagsklebstoffe, die demnach das AgBB-Schema einhalten, findet man beim DIBt (download Liste).
Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS
- Reiter Übersicht / Anwendungsbereiche
- Reiter Zeichen & Deklarationen / Erläuterung + Links der wichtigsten Deklarationen zur jeweiligen Produktgruppe
- Reiter BNB-Kriterien / Einordnung der jeweiligen Produktgruppe gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Klebstoffe
Stand 08/2024
Epoxidharz-Klebstoffe | Lösemittel-Klebstoffe | Polyurethan-Klebstoffe | Silanmodifizierte Polymere (SMP) auch: Hybrid-Klebstoff | Kleister | |||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | ||||||
Blauer Engel DE-UZ 113 Bodenbelags- klebstoffe und andere Verlegewerkstoffe (Ausgabe 2019) | + (nur lösemittelfreie Produkte) | x (aufgrund der Inhaltsstoffe / 2K-Klebstoffe nicht im Geltungsbereich) | x (nicht emissionsarm möglich / definitionsgemäß nicht lösemittelfrei) | 2K-Klebstoffe: (aufgrund der Inhaltsstoffe + nicht im Geltungsbereich) ---- | + | - | |
Österreichisches Umweltzeichen | - | - | - | - | - | - | |
EU Ecolabel (Blume) | - | - | - | - | - | - | |
- | - | - | - | - | - | ||
natureplus Umweltzeichen (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%) | (+) | x | x | x | x | (+) | |
eco-INSTITUT-Label / Kleber und Klebstoffe | + | (+) | x | (+) | (+) | (+) | |
EMICODE / EC1plus (sehr emissionsarm) - EC2 (emissionsarm) / Raumlufthygiene (nur lösemittelfrei möglich) | + (nur lösemittelfreie Produkte) | + (nur lösemittelfreie Produkte) | x (nicht emissionsarm / nicht lösemittelfrei möglich) | + (nur lösemittelfreie Produkte) | + | - | |
Cradle to Cradle2 / Built Environment and Furnishings | (+) (ggf. Produktverfügbarkeit für Material Health) | x | (+) (ggf. Produktverfügbarkeit für Material Health) | - | |||
GISBAU Klassifizierungs-system | Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen | ||||||
Dispersionsprodukte: Verlegewerkstoffe D1 - D3 (alt: D4-D7) | Epoxidharze: RE05 - RE75 (alt: RE0-RE3) | Stark lösemittelhaltige Verlegewerkstoffe S0,5 - S2 (alt: S3-S6) | Polyurethan-Klebstoffe / -Vorstriche --- PU-Systeme (punkt- und linienförmige Verklebungen) | MS-Polymere / Produkte auf Basis silanfunktioneller Prepolymere RS10 | - | ||
GefStoffV: Prüfung von Alternativen erforderlich? (Minimierungsgebot) | bei D1 nicht erforderlich | immer erforderlich (Einsatz muss technisch begründet sein) | immer erforderlich (Einsatz soll gemäß TRGS 610 auf Spezialfälle beschränkt sein) | Klebstoffe / Vorstriche: PU-Systeme: immer erforderlich (Einsatz muss technisch begründet sein) | nicht erforderlich | - | |
geringstmögliche Belastung innerhalb der gleichen GISCODE-Produktgruppe (ggf. erst nach Prüfung von Alternativen) | D1 (kennzeichnungsfrei, lösemittelfrei) | RE05 (Epoxidharz-dispersionen) | S0,5 (lösemittel-kontrolliert, leicht-entzündlich) Anwendung nur in Spezialfällen! | RU0,5 (kenn-zeichnungsfrei, lösemittelfrei) | RS10 (kenn-zeichnungsfrei, lösemittelfrei) | - | |
Umweltprodukt-deklaration (EPD) | Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen | ||||||
EPD1 | - | - | - | - | - | - | |
Branchen-EPD1 | (+) dispersionsbasierte Produkte | - | - | - | - | - | |
Umweltindikatoren | Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen | ||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | - | ||||||
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. | |||||||
Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen | Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen | ||||||
baubook BNB/QNG Produktinformationen | Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | ||||||
baubook ÖkoBauKriterien | Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung Klebstoffe als Verlegewerkstoffe
Stand 05/2021 (Steckbriefversion V 2015)
Übersicht 1.1.6-Positionen + WECOBIS-Produktgruppen | Qualitätsniveau erreichbar?1 | |||||
10a | Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten2 → Erläuterungen s.u. | QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
| mineralische Fliesenkleber, silanmodifizierte Polymerklebstoffe, | ja | ja | ja | ja | ja |
lösemittelarme oder lösemittelhaltige Produkte aus der Gruppe der: Dispersions-Klebstoffe, Polyurethan-Klebstoffe, Epoxidharz-Klebstoffe stark lösemittelhaltig: Lösemittel-Klebstoffe (nur im Spezialfall → GefStoffV) | ja | nein | nein | nein | nein | |
10b | Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge2 → Erläuterungen s.u. | QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
silanmodifizierte Polymerklebstoffe, lösemittelfreie Dispersions-Klebstoffe | ja | ja | ja | ja | ja | |
lösemittelfreie 1K-Polyurethan-Klebstoffe *mit Gleichwertigkeitsnachweis zum Blauen Engel | ja | ja | ja | ja* | ja* | |
lösemittelfreie Polyurethan-Klebstoffe, lösemittelfreie Epoxidharz-Klebstoffe (nach Ersatzstoffprüfung → GefStoffV) | ja | ja | ja | nein | nein | |
lösemittelarme oder lösemittelhaltige Produkte aus der Gruppe der: Dispersions-Klebstoffe, Polyurethan-Klebstoffe, Epoxidharz-Klebstoffe stark lösemittelhaltig: Lösemittel-Klebstoffe (nur im Spezialfall → GefStoffV) | ja | nein | nein | nein | nein | |
12 | Tapetenkleber | QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
Kleister (bis QN4 ohne weitere Nachweise), lösemittelfreier Dispersions-Klebstoffe | ja | ja | ja | ja | ja | |
ggf. lösemittelhaltiger Klebstoff | ja | nein | nein | nein | nein | |
Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs | ||||||
Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten Inhalt aufklappen | ||||||
Für das Verlegen von Fliesen und Platten sollten bevorzugt mineralische Fliesenkleber (Pulverkleber, die mit Wasser angerührt werden) zur Verwendung kommen. Bis einschließlich QN3 müssen diese keine besonderen Anforderungen erfüllen. Erst ab QN4 ist mindestens ein Emicode EC1 erforderlich, wofür aber ausreichend Produkte zur Verfügung stehen. Da bereits ab QN2 lösemittelfreie Produkte erforderlich sind, kann mit Lösemittel-Klebstoffen höchstens die Mindestanforderung QN1 (Produktdokumentation, Deklaration SVHC) erfüllt werden. Ihre Anwendung sollte aber aus luft- und arbeitshygienischen Gründen sowieso auf Spezialfälle beschränkt bleiben. | ||||||
Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge Inhalt aufklappen | ||||||
Es ist gut möglich, mit entsprechenden Produkten aus der Gruppe der Dispersions-Klebstoffe oder silanmodifizierten Polymerklebstoffe die Anforderungen bis einschließlich QN5 zu erfüllen. Die Produkte müssen zwar ab QN4 umfangreiche stoffliche Anforderungen gemäß Blauer Engel DE-UZ 113 erfüllen, dafür sind aber ausreichend Produkte dieser Produktgruppen zertifiziert. Auch entsprechende Produkte aus der Gruppe der lösemittelfreien 1K-Polyurethan-Klebstoffe können im Prinzip alle Anforderungen erfüllen, allerdings ist derzeit (05/2021) kein Produkt aus dieser Gruppe für den Blauen Engel zertifiziert, weshalb der Gleichwertigkeitsnachweis erbracht werden müsste. |
2 Die Anforderungen betreffen Vor-Ort-verarbeitete Verlegewerkstoffe. Für werkseitig verarbeitete Verlegewerkstoffe (z.B. für Fertigbodenelemente) gelten dieselben Anforderungen wie für Vor-Ort-verarbeitete Verlegewerkstoffe, wenn Nachweise zur Einhaltung der 31.BIMSchV bzw. TA-Luft nicht in schriftl. Form vorgelegt werden können.
→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen
Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen für Planung und Ausschreibung sind in den WECOBIS Planungs- & Ausschreibungshilfen (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
→ Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten
→ Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge
→ werkseitig aufgebrachte Verlegewerkstoffe
→ Tapetenkleber
P&A zu punkt- und linienförmigen Verklebungen:
→ Dispersions- und PU-Klebstoffe im Außenraum
→ Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
→ Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade
BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes. Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau). |
Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.
Einordnung Klebstoffe im Bestand
Die Einordnung von Materialien im Bestand erfolgt in WECOBIS jeweils gesammelt für die ganze Obergruppe. Für Klebstoffe siehe dazu Klebstoffe im Bestand.
BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet. |
An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.
Einordnung Klebstoffe
In den meisten Anwendungsbereichen gibt es lösemittelfreie, 1-komponentige (1K-) Klebstoffe als gleichwertige Alternativen, die eine deutlich geringere Umwelt- und Gesundheitsbelastung und geringere arbeitshygienische Risiken aufweisen als lösemittelhaltige oder 2-komponentige (2K-) Produkte.
Klebstoffe, die als Bodenbelagsklebstoffe verwendet werden, benötigen bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume eine abZ aus Gesundheitsschutzgründen (siehe Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8). Sie umfasst eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung von Formaldehyd, sowie flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. Diese Regelung für Bodenbelagsklebstoffe ist nicht vom EuGH-Urteil betroffen und gilt weiterhin.
Eine Liste von Bodenbelagsklebstoffen mit abZ kann auf der Seite des DIBt heruntergeladen werden. Von Lösemittel-Klebstoffen können die Anforderungen vermutlich nicht eingehalten werden.
→ DIBt - Verzeichnis zugelassener Bodenbelagsklebstoffe
Produktgruppe | Zu erwartende VOC-Emissionen | Zu erwartende Formaldehyd-Emissionen |
Kleister | keine | keine |
lösemittelfreie 1K-Produkte1,2: lösemittelfreie 2K-Produkte1: | möglich | keine |
lösemittelarme Produkte (< 5% Lösemittel): Dispersions-Klebstoffe (1K), Epoxidharz-Klebstoffe (2K), Polyurethan-Klebstoffe (2K) | möglich | keine |
lösemittelhaltige Produkte: | hoch | keine |
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen | |
keine | Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC. |
möglich | Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen. Bei der Produktwahl ist auf geeignete Zeichen und Deklarationen zu achten. Siehe dazu die Informationen im Reiter "Zeichen & Deklarationen". |
hoch | Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen. |
Eine möglichst geringe Belastung kann z.B. durch emissionsgeprüfte Produkte mit Blauem Engel DE-UZ 113 oder EMICODE EC1plus erreicht werden.
2 Im Bereich der Dispersions- oder SMP-Klebstoffe gibt es emissions- und schadstoffgeprüfte Produkte mit Blauem Engel DE-UZ 113. Sie sind grundsätzlich lösemittelfrei und 1-komponentig. Produkte mit EMICODE EC1plus unterliegen einer ähnlich strengen Emissionsprüfung und sind ebenfalls lösemittelfrei, können aber auch 2-komponentig sein.
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung
Einordnung Klebstoffe
Rückbaubarkeit
Die Rückbaubarkeit von Klebstoffen ist bedingt durch ihre Funktion prinzipiell nicht gegeben. Klebstoffe haften funktionsbedingt auf dem damit beschichteten Bauteil, eine möglichst starke und andauernde Haftung auf dem Untergrund ist gewünscht. Sie können nicht getrennt und auch nicht sortenrein zurückgebaut werden.
Sortenreinheit
Klebstoffe können nicht sortenrein zurückgebaut werden (s.o.). Sie treten im Rückbau als Anhaftungen an anderen Baustoffen in Erscheinung und können die Recyclingfähigkeit dieser Baustoffe vermindern.
Verwertbarkeit
Da Klebstoffe immer mit anderen Baustoffen verbunden sind und ihre Funktion die möglichst starke und andauernde Haftung auf dem Untergrund bedingt, können sie nur als Anhaftung an anderen Baustoffen entsorgt werden.
- Eine stoffliche Verwertung ist bei Klebstoffen nicht möglich.
- Die energetische Verwertung von reinen Klebstoffabfällen ist möglich und führt bei vorschriftsgemäßer Rauchgasreinigung zu keinen relevanten Emissionen. Sofern die Klebstoffe als Anhaftungen zusammen mit anderen brennbaren Abfällen entsorgt werden, stellt die energetische Verwertung den besten Entsorgungsweg dar.
- Klebstoffe können als Anhaftungen auf Bauteilen in die Deponie gelangen. Die Abbauprodukte stellen eine Belastung für die Deponieabwässer dar.
weitere Informationen zur Nachnutzung (z.B. Deponieverhalten, Abfallschlüssel)
Quellen
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)
Technisches
Technische Daten
Die relevantesten technischen Eigenschaften von Klebstoffen im Baubereich umfassen Zugscherfestigkeit, Haftzugfestigkeit, Trocknungszeit, Topfzeit, und Haltbarkeit. Da die Eigenschaften bei Klebstoffen sehr produktspezifisch sind, müssen genauere Angaben aus den jeweiligen technischen Merkblättern der Produkte entnommen werden.
Eigenschaften der Klebstoffe / Polyurethan-Klebstoffe | |
Abbindemechanismus: | chemisch |
Erhärtungstyp: | kalthärtend |
Mech. Eigenschaften: | plastomer, duromer oder elastomer |
Auszug aus: Übersichtstabelle Oberbegriff Klebstoffe
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
DIN EN 923: Klebstoffe – Begriffe und Definitionen
Für die Anwendung von Klebstoffen bestehen anwendungsspezifische Normen. Für die wichtigsten Anwendungsbereiche wird untenstehend eine Auswahl wiedergegeben.
Bodenbeläge
DIN EN 14259: Klebstoffe für Bodenbeläge - Anforderungen an das mechanische und elektrische Verhalten
Parkett
DIN EN 14293: Klebstoffe - Klebstoffe für das Kleben von Parkett auf einen Untergrund - Prüfverfahren und Mindestanforderungen
Literaturtipps
Autorenkollektiv: „Adhesives“ in „Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry“, 5. Auflage. Wiley (2010), online-Quelle
DELO Industrie Klebstoffe: 'BOND it - Nachschlagewerk zur Klebtechnik` 4., neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2007, 190 S.
Gerd Habenicht: Kleben. Grundlagen, Technologie, Anwendungen. 6., aktualisierte Aufl. Springer Verlag, Heidelberg (2009) ISBN 978-3-540-85264-3
Gerhard Fauner, Wilhelm Endlich: Angewandte Klebtechnik. Hanser Fachbuchverlag, München/Wien (1997), ISBN 3-446-12767-4
Hermann Onusseit: Klebstoffe der Natur. Anwendung und Perspektiven für die Technik. In: Biologie in unserer Zeit. 5/34/2004, S. 307-314, Industrieverband Klebstoffe e.V.: Handbuch Klebstoffe 1998/2000
Irving Skeist (Hrsg.): Handbook of Adhesives. 3. Auflage. Van Nostrand Reinhold, New York 1990.
Wilhelm Endlich: Kleb- und Dichtstoffe in der modernen Technik. Ein Praxishandbuch der Kleb- und Dichtstoffanwendung. Vulkan-Verlag, Essen 1998
Hermann Onusseit: Klebstoffe der Natur. Anwendung und Perspektiven für die Technik. In: Biologie in unserer Zeit. 5/34/2004, S. 307-314, Industrieverband Klebstoffe e.V.: Handbuch Klebstoffe 1998/2000
Irving Skeist (Hrsg.): Handbook of Adhesives. 3. Auflage. Van Nostrand Reinhold, New York 1990.
Wilhelm Endlich: Kleb- und Dichtstoffe in der modernen Technik. Ein Praxishandbuch der Kleb- und Dichtstoffanwendung. Vulkan-Verlag, Essen 1998.
Wilhelm Endlich: Kleb- und Dichtstoffe in der modernen Technik. Ein Praxishandbuch der Kleb- und Dichtstoffanwendung. Vulkan-Verlag, Essen 1998.
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Abb.1: Zusammensetzung nach Funktionen
Die Chemie der Polyurethan-Klebstoffe lässt sich verhältnismäßig eindeutig charakterisieren, obwohl mit der raschen Entwicklung auch innerhalb der Polyurethan-Klebstoffe immer neue Modifikationen auftauchen. Die reaktiven Komponenten (Harz, Härter) sowie die Hilfsstoffe stammen aus den großen chemischen Industriebetrieben, mit Erdöl-, Erdgas- und teilweise Kohlederivaten als Rohstoffbasis. Die Füllstoffe stammen aus mineralischen Rohstoffen. Nähere Angaben zur Rohstoffherkunft und -intensität der Harz- und Härterkomponenten sind unter Polyurethan beschrieben.
Polyurethan-Klebstoff | |
Richtrezeptur | Rohstoffherkunft |
1K Polyurethan-Klebstoff (feuchtigkeitshärtend) | |
30-50% Bindemittel | Aus fossilen Rohstoffen hergestellte Isocyanatpolymere |
0-10% Lösemittel | Aus Erdöl gewonnene organisch-synthetische Verbindungen |
25-40% Füllstoffe | Aus mineralischen Rohstoffen gewonnene Gesteinsmehle (Kreide, Talkum) |
20-25% Hilfsstoffe | Aus fossilen Rohstoffen hergestellte organisch-synthetische Verbindungen wie Weichmacher, Stabilisatoren, Katalysatoren, Verlaufmittel etc.; keine Topfkonservierungsmittel (Biozide) |
2K Polyurethan-Klebstoff | |
35-40% Harzkomponente | Aus fossilen Rohstoffen gewonnene Alkohole oder Öle (selten aus Pflanzenölen) |
5-10% Härterkomponente | Aus fossilen Rohstoffen hergestellte Isocyanatpolymere |
0-10% Lösemittel | Aus Erdöl gewonnene organisch-synthetische Verbindungen |
40-45% Füllstoffe | Aus mineralischen Rohstoffen gewonnene Gesteinsmehle (Kreide, Talkum) |
5-10% Hilfsstoffe | Aus fossilen Rohstoffen hergestellte organisch-synthetische Verbindungen wie Weichmacher, Stabilisatoren, Katalysatoren, Verlaufmittel etc.; keine Topfkonservierungsmittel (Biozide) |
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Abb.2: Zusammensetzung nach Rohstoffherkunft
Gewinnung der Primärrohstoffe
Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle wie auch der mineralischen Rohstoffe ist mit Umweltrisiken verbunden.
Verfügbarkeit
Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von fossilen Rohstoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre.
Die mineralischen Rohstoffe sind auch langfristig nicht erschöpft, eine Knappheit ist nicht zu erwarten.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
In der Polyurethanproduktion ist die Verwendung von Recyclingrohstoffen nicht sinnvoll. Lösemittel aus industriellen Quellen können gereinigt und erneut eingesetzt werden. Eine Verwendung von Recyclingmaterial in Füllstoffen ist für alle Kleber denkbar. Detaillierte Informationen für die Klebstoffproduktion liegen jedoch nicht vor.
Radioaktivität
Radioaktivität spielt für Polyurethan-Klebstoffe keine Rolle.
Quellen
U. Kasser, interne Datensammlung büro für umweltchemie
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Die Herstellung von Harz- (Polyol) und Härterkomponenten (Isocyanat) ist kompliziert und aufwendig und detaillierter unter Polyurethan beschrieben. Die Verarbeitung zu Klebstoffen besteht aus einer Mischung mit zusätzlichen Hilfsstoffen und Füllstoffen.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.
Graue Energie
In der nachfolgenden Tabelle ist die Graue Energie (Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) für die Herstellung der Bestandteile von Klebstoffen und den formulierten Produkten abgeschätzt. Die Berechnung geht von der in jeder Produktgruppe angenommenen Richtrezeptur aus und darf nur als Grobabschätzung betrachtet werden.
Die Graue Energie ist ausgesprochen vom Anteil der Harz- und Härterkomponenten abhängig. Die Herstellung der Füllstoffe, Hilfsstoffe und Lösemittel ist nicht produktgruppenspezifisch.
Die in der Tabelle aufgezeichneten Werte müssen im konkreten Fall auf die Flächeneinheit umgerechnet werden. Doch auch bei einer flächenbezogenen Betrachtung ändern sich die relativen Unterschiede in der Grauen Energie der Produktgruppen nicht.
Grobabschätzung der Grauen Energie von Klebstoff-Produktgruppen
Klebstoffe | Kleister | Klebstoffe | Polyurethan- Klebstoffe | Klebstoffe | |
Bindemittel /Hilfsstoffe [MJ/kg] | 80-120 | 20-30 | 80-120 | 100-110 | 140-150 |
Lösemittel [MJ/kg] | 50-80 | - | 50-80 | 50-80 | 50-80 |
Füllstoffe [MJ/kg] | 1-5 | 1-5 | 1-5 | 1-5 | 5-10 |
Wasser [MJ/kg] | < 0.1 | < 0.1 | - | - | - |
Klebstoff-Produkte [MJ/kg] | 30-50 | 3-8 | 50-70 | 60-80 | 95-115 |
Charakteristische Emissionen
Emissionen in der Herstellung von Klebstoffen sind von der Zusammensetzung des Klebstoffs abhängig. Lösemittelhaltige Klebstoffe führen in der Produktion typischerweise zu Lösemittelemissionen, die kontrolliert werden müssen, z. B. durch Absaugung aus geschlossenen Systemen. BEi der Herstellerung von PUR-Klebstoffen können Isocyanat-Aerosole auftreten, die möglicherweise krebserzeugend sind. Mineralische Füllstoffe können zu Staubemissionen führen. Prozesswasser muss, soweit vorhanden, gemäß den Vorgaben der „Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer“ kontrolliert und behandelt werden. Die Emissionen der Polyurethanherstellung sind im Kapitel zum Grundstoff Polyurethan eingehend beschrieben.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Für die Gefährdungsbeurteilung und daraus abzuleitende Schutzmaßnahmen für Arbeiten mit Isocyanaten liegen die TRGS 430 und 905 vor. Arbeitsplatzgrenzwerte liegen nur für monomere Isocyanate vor. Bei der Herstellung von PUR-Klebstoffen liegen jedoch auch polymeren Isocyanate vor. Die TRGS 430 beschreibt deshalb Verfahren zur Bewertung einer möglichen Gefährdung durch die gesamte Isocyanatexposition. Zudem ist die Gefährdung durch Aerosole gemäss TRGS 905 zu berücksichtigen. Die Gefährdungsbeurteilung muss vom Arbeitgeber durchgeführt, schriftlich dokumentiert und bei maßgeblichen Veränderungen aktualisiert werden. Die TRGS 430 legt für die Herstellung von Isocyanaten technische Schutzmaßnahmen fest.
Transport
Der Transport jener Ausgangsstoffe welche auf fossilen Rohstoffen basieren (Bindemittel, Lösemittel, Hilfsstoffe) ist generell mit längeren Transportwegen und größeren Umweltrisiken behaftet als der Transport der Ausgangsstoffe welche auf mineralischen Rohstoffen basieren (Füllstoffe). In der Produktionskette werden auch Güter mit Gefahrstoffkennzeichnung transportiert. Da jedoch Bindemittel, Lösemittel sowie Hilfsstoffe in einer Vielzahl von verschiedenen Produkten verwendet werden (nicht nur in Klebstoffen) ist die Umweltrelevanz des Transports nicht spezifisch für die Herstellung von Klebstoffen.
Quellen
baua: TRGS 430 "Isocyanate - Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen", Online-Quelle abgerufen am 10.11.2020
TRGS 905 "Verzeichnis krebserzeugender, keimzellmutagener oder reproduktionstoxischer Stoffe", Online-Quelle
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Die Verarbeitung von Polyurethan-Klebstoffen ist anspruchsvoll. Die Anweisungen der Hersteller insbesondere zu Mischungsverhältnissen bei 2K-PUR-Klebstoffen und zu den zulässigen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen müssen genau beachtet werden.
1K-PUR-Klebstoffe härten durch die Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit, dadurch schäumt der Klebstoff auf. Bei 2K-PUR-Klebstoffen ist die höchstzulässige Verarbeitungszeit, die von wenigen Minuten bis zu Stunden reichen kann, zu beachten.
Falls ein PUR-Klebstoff gespritzt oder gesprüht werden soll, sind zusätzliche Arbeitsschutzmassnahmen erforderlich, da die Aerosole im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Alle PUR-Klebstoffe können Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch Einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann die Verarbeitung bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen.
Für die Gefährdungsbeurteilung und daraus abzuleitende Schutzmaßnahmen für Arbeiten mit Isocyanaten liegt die TRGS 430 (Isocyanate - Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen) vor. Arbeitsplatzgrenzwerte liegen nur für monomere Isocyanate vor. Bei der Anwendung von PUR-Klebstoffen kommen die Anwender jedoch auch mit polymeren Isocyanaten in Kontakt. Die TRGS 430 beschreibt deshalb Verfahren zur Bewertung einer möglichen Gefährdung durch die gesamte Isocyanatexposition. Die Gefährdungsbeurteilung muss vom Arbeitgeber durchgeführt, schriftlich dokumentiert und bei maßgeblichen Veränderungen aktualisiert werden. In der Anwendung sind sowohl technische, organisatorische, als auch persönliche Schutzmaßnahmen vorzusehen.
Durch sprühen oder spritzen von PUR-haltigen Klebstoffen entstehen Aerosole, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen. Es gelten die Vorgaben der TRGS905 für Schutzmassnahmen bei der Verarbeitung.
AGW-Werte
Für Lösemittel und Isocyanate existieren Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW). Diese sind je nach Lösemittel bzw. Isocyanat verschieden hoch. Eine detaillierte Aufstellung findet sich auf WINGIS online pro GISBAU-Code oder Produkt-Code jeweils im Reiter "GISBAU-Information".
Falls PUR-haltige Klebstofe gesprüht werden, ist zudem die Gefährdung durch Aerosole zu beachten. Diese stehen im Verdacht, krebserzeugend zu sein.
REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC
Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.
Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
Polyurethan-Klebstoffe können gemäß folgenden Einstufungskatalogen der GISBAU in GISCODES eingeordnet werden:
- Verlegewerkstoffe
Die Gruppe der Verlegewerkstoffe (Klebstoffe, Grundierungen) umfasst neben Epoxidharz-Produkten auch noch Dispersionsprodukte, stark lösemittelhaltige Verlegewerkstoffe, MS-Polymere, Polyurethane, calciumsulfathaltige Produkte und zementhaltige Produkte.
→ GISBAU Einstufungskatalog Verlegewerkstoffe
→ GISCODES RU0,5-RU2 Polyurethan-Klebstoffe/-Vorstriche / Verlegewerkstoffe - Polyurethanharz-Produkte / PU-Systeme (punkt- und linienförmige Verklebungen)
→ GISBAU Einstufungskatalog Polyurethanharz-Produkte (in Überarbeitung wegen geänderter Einstufungen)
→ GISCODES PU10-PU60, PU-Systeme
Die Details der Gesundheitsgefährdung und der erforderlichen Schutzmaßnahmen findet man in den jeweiligen GISBAU Produktdatenblättern .
Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. Es ist daher grundsätzlich zu prüfen, ob der Einsatz kennzeichnungs- und lösemittelfreier Polyurethan-Klebstoffe mit dem GISBAU Produkt-Code RU0,5, lösemittelfreier Dispersions-Klebstoffe (D1) oder silanmodifizierter Polymerklebstoffe (RS10) möglich ist. (s. GISBAU Produktdatenblätter/ Ersatzstoffe)
Emissionen
Da mit chemischen Modifikationen im Härter die Viskosität beeinflusst werden kann, ist der Lösemittelgehalt sehr unterschiedlich. In der Regel ist er jedoch niedriger als bei Lösemittel-Klebstoffen. Die Lösemittelemission ist abhängig von der Auftragsmenge, die bei PUR-Klebstoffen ebenfalls sehr unterschiedlich ist.
Lösemittelemissionen [g/m²] in Abhängigkeit vom Lösemittelgehalt des PUR-Klebstoffs
< 0.5 % | < 5 % | > 10 % | |
Auftragsmenge 300-500 g/m² für elastische Bodenbeläge | 0 | < 30 | > 30 |
Auftragsmenge 600-1200 g/m² für Parkett | 0 | < 60 | > 60 |
Umweltrelevante Informationen
Wassergefährdung
Polyurethan-Klebstoffe enthalten Bindemittel und gegebenenfalls Lösemittel welche gemäß VwVwS (Einstufung aufgrund der Verwaltungsvorschrift wassergefährdender Stoffe) als “schwach wassergefährdend“ bis “wassergefährdend“ eingestuft werden.
Entsorgung von Restmaterial
Nicht ausgehärtete Reste müssen einer speziellen Behandlung unterzogen bzw. an den Sammelstellen abgegeben werden und dürfen nicht als Restmüll entsorgt werden.
Restentleerte Metallgebinde können als Metallschrott verwertet werden. Auf einer vorbildlichen Baustelle werden keine Gebinde in die Kanalisation ausgewaschen. Die umweltgerechten Entsorgungsleistungen beim Arbeiten mit Klebstoffen sind bereits in der Ausschreibung für alle Unternehmen festzulegen.
Transport
Polyurethan-Klebstoffe sind nicht als Gefahrgut gekennzeichnet. Für den Transport bestehen daher keine spezifischen Auflagen.
Quellen
baua: TRGS 430 "Isocyanate - Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen", Online-Quelle abgerufen am 10.11.2020
baua: TRGS 905 "Verzeichnis krebserzeugender, keimzellmutagener oder reproduktionstoxischer Stoffe", Online-Quelle abgerufen am 10.11.2020
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Parkettklebstoffe und Universalklebstoffe für Bodenbeläge formuliert.
Um das Emissionsverhalten von Produkten zuverlässig beschreiben zu können, wurde 1997 von der GEV (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V., Düsseldorf) das Klassifizierungssystem EMICODE eingeführt. Klebstoffe mit EMICODE-Klassierungen EC1plus, EC1 oder EC2 weisen deutlich tiefere Emissionen auf, als im AgBB-Bewertungsschema gefordert.
PUR-Klebstoffe mit dem GISBAU Produkt-Code RU0,5 und RU1 können sich für die EMICODES EC1plus und EC1 "sehr emissionsarm" qualifizieren.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
TVOC: Beim Einsatz lösemittelfreier PUR-Kleber (GISBAU Produkt-Code RU0,5 und RU1) entstehen keine Lösemittelemissionen. Jedoch können höhersiedende Stoffe (z.B. Weichmacher, hochsiedende Lösemittel) über einen längeren Zeitraum an die Raumluft abgegeben werden. Bei unsachgemäßer Verarbeitung (Temperatur, Feuchtigkeit, Mischungsverhältnis) kann es zu erhöhten Emissionen und Geruchsbelästigungen kommen.
Weitere Inhaltsstoffe, die möglicherweise Emissionen verursachen können, sind:
- Metallstabilisatoren im Promille-Bereich
- u.U. Weichmacher und andere Hilfsstoffe in einigen %
- u.U. Restmonomere in sehr geringen Konzentrationen
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Bei einer Außenanwendung sind die gleichen Emissionen wie bei der Innenanwendung möglich.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Da es sich beim Polyurethan um einen duroplastischen Kunststoff handelt, schmilzt dieser nicht und tropft nicht ab, somit trägt PUR nicht zur Brandausbreitung bei. Brennendes Polyurethan entwickelt viel Qualm. Durch thermischen Abbau der Polyurethane bilden sich teilweise die Isocyanate zurück. Aufgrund des Stickstoffanteils im Polyurethan entsteht im Brandfall giftige Blausäure, im Zusammenwirken mit dem bei jedem Brand entstehenden Kohlenmonoxid können sehr gefährliche Brandgase entstehen.
Aufgrund der üblicherweise geringen Mengen beim Einsatz von Polyurethan-Klebstoffen kann man in dieser Baustoffgruppe jedoch davon ausgehen, dass PUR-Klebstoffe keine besondere Gefährdung im Brandfall darstellen.
Wassereinwirkung
PUR-Klebstoffe sind wasserbeständig. Eine Umweltgefährdung durch Wassereinwirkung ist nicht zu erwarten.
Beständigkeit Nutzungszustand
Verklebungen mit PUR-Klebstoffen sind gegen Umwelt- und Witterungseinflüsse im Allgemeinen beständig. Eine Erweichung des Klebers findet nicht statt. PUR-Klebstoffe sind auch beständig gegen Schmiermittel und Treibstoffe sowie gegen verdünnte Säuren, Laugen und Lösemittel. Aufgrund der Beständigkeit und der guten technischen Eigenschaften werden PUR-Kleber mit steigender Tendenz angewandt. Die UV-Beständigkeit ist umstritten, sie spielt aber im Innenraum praktisch keine Rolle.
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF
In der Datenbank finden sich allerdings nur Informationen zu ggf. verklebten Bodenbelägen. Klebstoffe werden nicht geführt.
Instandhaltung
Verklebte Bauprodukte lassen sich nur schlecht voneinander trennen. Nach einer Trennung muss der Untergrund verspachtelt und verschliffen werden.
Quellen
Daten und eigene Berechnungen, büro für umweltchemie. Zürich
Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten, AgBB-Bewertungsschema 2012, Online-Quelle abgerufen am 10. Juli 2012
DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik) (2010), Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen, Stand Oktober 2010, Online-Quelle abgerufen am 10. Juli 2012
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Klebstoffe haften funktionsbedingt auf dem damit beschichteten Bauteil und werden normalerweise im Verbund rückgebaut. Sie selbst verursachen dann i.d.R. keine besonderen Umwelt- und Gesundheitsrisiken beim Rückbau.
→ siehe dazu auch Klebstoffe im Bestand
Wiederverwendung
Eine Wiederverwendung von Klebstoffen ist nicht möglich. Klebeverbindungen von Bauteilen können die Wiederverwendung der Bauteile erschweren oder verhindern.
Stoffliche Verwertung
Eine stoffliche Verwertung von Klebstoffen kommt aufgrund ihrer Verarbeitungsform grundsätzlich nicht in Frage. Mit Klebstoffen behandelte Baustoffe werden in ihrer Recyclierbarkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen. Dies gilt insbesondere für Gipsbaustoffe, Mauerwerk und Beton.
Energetische Verwertung
Ausgehärtete Klebstoffe können in Verbrennungsanlagen energetisch verwertet werden und ergeben bei vorschriftsmäßiger Rauchgasreinigung keine relevanten Emissionen.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Reine Klebstoffe dürfen nicht deponiert werden. Klebstoffe können aber als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie gelangen, wo sie über längere Zeiträume abgebaut werden und ggf. die Deponieabwässer belasten. Allein Kleister führen in der Deponie zu keinen Problemen. Spezifische Untersuchungen zum Verhalten der Stoffgruppe in Inertstoff-Deponien sind jedoch nicht vorhanden.
EAK-Abfallschlüssel
Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann in einzelnen Fällen je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Daher ist im konkreten Fall eine Nachfrage notwendig.
Für Klebstoffabfälle können folgende EAK-Abfallschlüssel in Frage kommen:
Klebstoffabfälle aus Herstellung, Zubereitung, Vertrieb und Anwendung
08 04 09* | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten |
08 04 10 | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen |
Siedlungsabfälle einschließlich getrennt gesammelter Fraktionen
20 01 27* | Farben, Druckfarben, Klebstoffe und Kunstharze, die gefährliche Stoffe enthalten |
20 01 28 | Farben, Druckfarben, Klebstoffe und Kunstharze mit Ausnahme derjenigen, die unter 20 01 27 fallen |
Abfälle, die im EAK-Abfallschlüssel mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet sind, sind als gefährliche Abfälle gemäß §48 KrWG eingestuft.
Quellen
Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012, Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012