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Holzwolledämmplatten

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Bei Holzwolledämmplatten handelt es sich um Verbundwerkstoffe, welche zwecks Wärme-, Schall- oder Brandschutz sowie zur Schallabsorption eingesetzt werden. Es wird zwischen einschichtigen Holzwolle-Leichtbauplatten und Holzwolle-Mehrschichtplatten unterschieden.

Wesentliche Bestandteile

Holzwolle-Leichtbauplatten bestehen aus langfaseriger Holzwolle, welche mineralisch gebunden ist, entweder mit Zement oder Magnesiabinder. Bei Holzwolle-Mehrschichtplatten werden die Holzwolledämmplatten mit Schichten anderer Dämmstoffe kombiniert (Steinwolle, EPS oder XPS). Unter den Mehrschichtplatten gibt es zweischichtige Produkte, bestehend aus einer Deckschicht aus gebundener Holzwolle und einer zweiten Schicht aus Steinwolle, EPS oder XPS. Dreischichtige Produkte bestehen aus zwei Deckschichten aus gebundener Holzwolle mit einem Kern aus Steinwolle, EPS oder XPS.

Charakteristik

Eine Kombination der Holzwolleleichtbauplatten mit anderen Dämmstoffen bewirkt eine deutliche Verbesserung der Dämmwirkung. Einschichtige Holzwolleleichtbauplatten sind aufgrund der vergleichsweise hohen Wärmeleitfähigkeit als Wärmedämmstoffe wenig geeignet. Sie werden eher zwecks Schall- oder Brandschutz eingesetzt. Die wesentlichen Eigenschaften der verschiedenen Produktvarianten sind in untenstehender Tabelle aufgeführt.

Eigenschaften  Einschichtplatte Holzwolle  Mehrschichtplatte Holzwolle/EPS  Mehrschichtplatte Holzwolle/Steinwolle 
Schichtaufbau Eine Schicht von 15-50 mm Dicke aus gebundener Holzwolle

Zweischichtplatte (Typ 2):
Außen 10 mm Holzwolle
Innen 40-165 mm EPS

Dreischichtplatte (Typ 3):
Außen 5 mm Holzwolle
Innen 15-140 mm EPS

Zweischichtplatte (Typ 2):
Außen 10 mm Holzwolle
Innen 40-190 mm Steinwolle

Dreischichtplatte (Typ 3):
Außen 5 mm Holzwolle
Innen 40-190 mm Steinwolle

Brandverhalten B-s1, d0 oder A2-s1, d0 E oder Bs1, d0 A2-s1, d0
Wärmedurchlasswiderstand RD [m2K/W] 0.15-0.50 0.55-9.49 1.1-8.67
Druckspannung bei 10% Stauchung CS (10) [kPa] nach EN 13168) ≥ 150 ≥ 50 ≥ 20
Wasserdampfdiffusions-widerstand (nach EN 13168) 5 Holzwolle 5
EPS Kern 20 bis 40
Holzwolle 5
Steinwolle 1
Bewerteter Schallabsorptionsgrad αw (nach EN 11654 0.50 bis 0.80 0.80 0.80
Kantenausführung Gerade Gerade, allseitig gefast oder mit umlaufenden Stufenfalz Gerade, allseitig gefast oder mit umlaufenden Stufenfalz

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Holzwolledämmplatten sind zu einem großen Anteil mineralisch, enthalten keine formaldehydhaltigen Bindemittel, Flammschutzmittel oder Biozide und sind daher hinsichtlich Innenraumlufthygiene vorteilhaft. Was Recycling und Entsorgung betrifft, haben sie allerdings nachteilige Eigenschaften. Es handelt sich um Kompositwerkstoffe, die nicht mit vertretbarem Aufwand in sortenreine Fraktionen getrennt werden können. Die Bestandteile können nur zu minderwertigen Zuschlagstoffen aufbereitet werden. Bei einer Beseitigung ist der organische Anteil der Dämmplatten zu hoch, als dass sie ohne Vorbehandlung auf einer Inertstoffdeponie abgelagert werden können. Bei der Verbrennung lässt sich aus den Platten kaum Energie gewinnen, da sie schwerentflammbar oder nicht brennbar sind.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Schon aufgrund ihres Anwendungsbereichs (innen, i.d.R. an der Decke) haben Holzwolledämmplatten eine sehr lange mögliche Lebensdauer (>= 50 Jahre).
Angesichts ihrer nachteiligen Eigenschaften hinsichtlich Recycling und Entsorgung, sollten sie daher so eingesetzt werden, dass ihre Vorteile (Innenraumlufteigenschaften) möglichst lange genutzt werden können und der Nachnutzungsfall möglichst spät eintritt. Eine Verwendung in Gebäuden mit geplant kurzer Lebensdauer (z.B. Containerbauten, Zwischenlösungen) sollte man daher vermeiden, wenn keine Weiterverwendungsmöglichkeit besteht.

Lieferzustand

Holzwolleleichtbauplatten werden in Dicken von ca. 15 bis 50 mm geliefert. Die übliche Breite der Platten liegt bei rund 600 mm und die Länge bei 1200 oder 2000 mm.
Holzwolle-Mehrschichtplatten werden in Dicken von ca. 25 bis 300 mm geliefert. Die verfügbaren Längen- und Breitenformate der Platten sind ähnlich wie bei den homogenen Produkten.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Häufige Einsatzbereiche der Platten sind:

  • Decken und Wände in Tiefgaragen und Kellern
  • Als Putzträger im Dachgeschossbau
  • Raumseitige Dämmung von Fachwerkwänden
  • Abgehängte Decken

Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich durch unterschiedliche Farben und Strukturen. Viele Produkte sind mit 0,5, 1 oder 2mm breiten Holzwollefasern erhältlich. Für höhere optische Anforderungen werden auch Produkte mit werkseitiger Einfärbung angeboten. Alternativ können die Platten bauseitig mit Silikatfarbe beschichtet werden.

Zur Sicherstellung, dass in der Herstellung der Platten nur Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft verwendet wird, bieten diverse Hersteller Produkte mit FSC- oder PEFC-Label an.

Quellen

Dokumentation verschiedener Hersteller

Holzwolledämmplatten
Holzwolledämmplatten

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

Stand 07/2024

   

Flachs/Hanf-
Dämmstoffe

Holzfaser-
dämmplatten

 

Holzwolle-dämmplatten 1

Kork-Dämmstoffe Schafwolle-Dämmstoffe Stroh-
dämmstoffe
Zellulose-Dämmstoffe
               
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planungs- & Ausschreibungshilfen" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

---
Dämmstoffe in Innenräumen
---

Dämmstoffe in WDVS
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

---
Dämmstoffe in Innenräumen
---

Holzfaser-dämmplatten:
Dämmstoffe in WDVS
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

---
Dämmstoffe in Innenräumen
---

Dämmstoffe in WDVS
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
---
Dämmstoffe in Innenräumen
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
---
Dämmstoffe in Innenräumen
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
---
Dämmstoffe in Innenräumen
  Quellen für material-
ökologische Anforderungen
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der jeweiligen Dämmstoffe hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS

baubook BNB/QNG Produktinformationen baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG
Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung(z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten).
baubook ÖkoBauKriterien Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen finden sich Produktdeklarationen in der Gruppe der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Holzwolle-Dämmplatten sind dort wegen des hohen mineralischen Anteils unter Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen eingeordnet.
  Mögliche Nachweis-
dokumente
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben:  
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Dämmstoffe in Plattenform werden als Erzeugnis eingestuft. Für Erzeugnisse ist kein (SDB) vorgeschrieben. Die pflichtgemäße Leistungserklärung zur CE-Kennzeichnung für Bauprodukte, die unter den Geltungsbereich der BauPVO fallen, muss Angaben über SVHC enthalten oder mitliefern (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage). Für alle Bauprodukte (Erzeugnisse), also auch solche, die nicht im Geltungsbereich der BauPVO liegen, besteht ein Auskunftsrecht für SVHC. Für die Anfrage an den Hersteller steht auf dem Informationsportal des Umweltbundesamtes zu REACH ein Musterbrief zum Download zur Verfügung.

Alle Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen fallen in den Geltungsbereich der BauPVO.

Die Einstufung von Dämmstoffen in loser Form (Schüttungen, Einblasflocken) ist schwierig. Werden sie als Stoff oder Gemisch eingestuft, müssen Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein. Für Erzeugnisse gilt das o.g..

Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage) + + + + + +
Nachweis bauaufsichtlicher Anforderungen1 aus Gesundheits-
schutzgründen

Dämmstoffe (aller Materialien), die als Verlegeunterlagen unter Bodenbelägen verwendet werden, benötigen bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume nach wie vor* eine abZ aus Gesundheitsschutzgründen (siehe Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8). Sie umfasst eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung von Formaldehyd, sowie flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas.

abZ der Gruppen:
Z-158.10-... (Verlegeunterlagen)
Eine Liste aller aktuell zugelassenen Verlegeunterlagen findet man beim DIBt (download Liste).

*Hinweis: Das EuGH-Urteil, das bestimmte abZ außer Kraft setzte, hat für Verlegeunterlagen keine Relevanz, da sie keiner hEN unterliegen (s. Lexikonbegriff abZ).

An Dämmstoffe aus pflanzlichen oder tierischen Fasern zur Wärme- und/oder Schalldämmung bestehen u.a. bauaufsichtliche Anforderungen gemäß MVVTB / A 6 Wärmeschutz, Anlage A 6.2/5 hinsichtlich Widerstands gegenüber Schimmelpilz (gilt nicht für Holzfaser-, Holzwolle-, Kork-Dämmstoffe).
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen;
Emissionsprüfberichte
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

1 In Holzwolle-Dämmplatten überwiegt der mineralische Anteil (ca. 54% Bindemittel Magnesia oder Zement, ca. 34% Holz), es handelt sich um ein Verbundmaterial, weshalb genaugenommen von einem Dämmstoff aus mineralischen und nachwachsenden Rohstoffen gesprochen werden muss.

Übersicht Lebenszyklusinformationen: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

   

Flachs/Hanf-
Dämmstoffe

Holzfaser-
dämmplatten

 

Holzwolle-dämmplatten (einschichtig)

Kork-Dämmstoffe Schafwolle-Dämmstoffe Stroh-
dämmstoffe
Zellulose-Dämmstoffe
               
  Rohstoffe Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe)
   
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft
Anteil fossiler Rohstoffe

Flachs: 0-10 M-% (Stützfasern)

Hanf: 0 M-%

Holzfaser:
2-15 M-% (Verleimung, ggf. Hydrophobierung, ggf. Stützfasern)

Holzwolle:
0 M-%

0 M-% 0-12% Stützfasern Bei Strohballen oder Einblasdämm-
stoffen

 0 M-%

Bei Dämmplatten wird teilweise ein Kunstharz (PMDI) als Bindemittel eingesetzt (Anteil im Produkt nicht bekannt)

Flocken: 0 M-%

Platten: bis zu 6 M-% Stützfasern

Anteil mineralischer Rohstoffe

Flachs: bis zu 10 M-%
(Flammschutz-
mittel)

Hanf: 2-5 M-%
(Flammschutz-
mittel)

Holzfaser: 0-8 M-%
(mineralische Zusätze)

Holzwolle: 55 M-%

0 M-%

0,1-6% (Mottenschutz, ggf. Flammschutz) 0 M-% bis zu 10 M-% (Flammschutz-
mittel)
Anteil erneuerbarer Rohstoffe

Flachs: 80-90 M-%

Hanf: 95-97 M-%

Holzfaser: 85-98 M-% (abh. von Dicke, Funktion, Herstellungs-
verfahren)

Holzwolle: 34 M-% Holz, 11 M-% Wasser

100 M-% 88-99% M-% Strohballen und Einblas-
dämmstoffe

100 M-%

85-92 M-%
Charakteristische Inhaltsstoffe
Hauptanteil / Namensgeber Flachsfasern,
bzw.
Hanffasern

Holzfasern (Fichte, Tanne, Kiefer)

Holzwolle (Fichte, Kiefer)

Kork Schafschurwolle Stroh Zellulose
Bindemittel / Verklebung

Flachs: Kartoffelstärke

Hanf: keine

Holzfaser / Nassverfahren: holzeigene Harze möglich

Holzfaser / Trockenverfahren:
Weißleim oder PUR-Verleimung

Holzwolle: Zement oder Magnesia

korkeigenes Harz keine Bei Strohballen und Einblas-
dämmstoffen:

keine

Bei Dämmplatten teilweise PMDI-Verleimung

nur bei Platten: Ligninsulfonat, Tallharz, Aluminiumsulfat (Alaun)
Flammschutzmittel Flachs: i.d.R. Borsalze (Dinatriumocta-
borat)

Hanf: Soda, Ammonium-
phosphat

Holzfaser:
Ammmoniumpoly-
phoshat, Aluminium-
phosphat oder -sulfat, z.T. Borate

Holzwolle: -

-

keine,
bzw. bei sehr leichten / mit Stützfasern verfestigten Produkten Flammschutz-
mittel erforderlich:
ggf. 4-6% z.B. Kaliumhexafluoro-
titanat (mineralisches Salz) ,
i.d.R. boratfrei,
z.T. werden phosphororganische Flammschutzmittel (Aflammit) angegeben.

keine

Borsäure, jetzt i.d.R. zwar <5,5% (Einstufungsgrenz-
wert), aber >0,1% (Deklarationsgrenz-
wert SVHC)

alternativ boratfrei möglich:
bis zu 10% mineralische Additive, z.B. Ammoniumpoly-
phosphat

weitere mögliche Zusätze Flachs: z.T. Polyesterfasern (Stützfasern)

Hanf: Polyesterfasern auf pflanzlicher Basis (z.B. soja-, maisbasiert / Stützfasern)

Holzfaser: ggf. Hydrophobierung: Latex, Paraffin oder Bitumen;
ggf. Stützfasern:
Polyolefinfasern

Holzwolle:
ggf. Kalzium-
carbonat

-

bis zu 2% Wollschutz / Mottenschutz:
z.B. Kaliumhexafluoro-
titanat (mineralisches Salz),
z.T. werden auch noch Pyrethroide angegeben (z.B. synthetisches Pyrethrum, Konservan = gekapseltes Permethrin oder)

z.T. bis zu 12% Stützfasern (Polyester)

keine

ggf. Stützfasern bei Platten:
Polyolefinfasern

Eigenschaften
Struktur / Dämmwirkung durch ... pflanzlicher Faser-Dämmstoff / Luft in den Faserzwischen-räumen pflanzlicher Faser-Dämmstoff / Luft in den Faserzwischen-
räumen
pflanzlicher Schaum-Dämmstoff (expandiert) / luftgefüllte Zellen tierischer Faserdämmstoff / Luft in den Faser-zwischenräumen pflanzlicher Faser-Dämmstoff / Luft in den Faserzwischen-
räumen
organischer Faserdämmstoff / Luft in den Faserzwischen-
räumen
Besonderheiten  - Holzwolle: Schall- und Brandschutz, schlechte WD - geeignet zur Sanierung von schadstoff-
belasteten Innenräumen (Schadstoffabbau, z.B. Formaldehyd)
- -
Sonstiges
Verwendung von Recyclingmaterialien  -

Holzfaser: -

Holzwolle: selten, Produktionsabfälle

ggf. Flaschenkorken für die Herstellung von Korkschrot

z.T. recyclierte PES-Stützfasern

-

i.d.R. aus Tageszeitungs-Altpapier (Remittenden = nicht benutztes Zeitungspapier)
  Herstellung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung)
  ÖKOBAUDAT-Datensätze 2.12 Flachsfaser bzw. 2.13 Hanffaser 2.7 Holzwolleplatten bzw. 2.10 Holzfasern - - 2.23 Stroh 2.11 Zellulosefaser
  Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.
  Verarbeitung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
  Verarbeitungsweise / Lieferzustand Platten, lose Fasern, Stopfwolle oder Schüttung Platten Platten, Granulat (Korkschrot) Platten/Matten, Stopfwolle Strohballen, lose Fasern oder Platten lose Flocken, Platten
  Arbeitshygienische Risiken Staubbelastung beim Einbringen loser Fasern (insbesondere beim Einblasen) möglich

Platten sind angenehm zu verarbeiten (kein Jucken, Kratzen)

keine, außer Staubemissionen beim Zuschneiden der Platten keine,
außer bei minderwertigen Backkork-Produkten, die mit zu hoher Temperatur expandiert wurden (PAK, Phenole / unangenehmer Geruch)

Staubbelastung beim Einbau möglich

Platten sind angenehm zu verarbeiten (kein Jucken, Kratzen)

Staubbelastung beim Einbringen loser Fasern (insbesondere beim Einblasen) möglich

Staubemissionen beim Einblasen loser Flocken möglich, darf nur von lizensierten Fachfirmen verarbeitet werden.
  Nutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
   
VOC-/SVOC-, Formaldehyd- Emissionen  keine1 keine1 keine1

keine1,2

keine

keine1
Besonderheiten  - - -

geeignet zur Sanierung von schadstoffbelasteten Innenräumen (Schadstoffabbau, z.B. Formaldehyd)

-

-
 

1 Von den als Flammschutzmittel eingesetzten Salzen oder anorganischen Phosphaten (z.B. Ammoniumphosphat) sind keine Innenraumbelastungen bekannt.Bei in Schafwolle-Dämmstoffen vereinzelt als Flammschutzmittel angegebenen phosphororganischen Verbindungen besteht die Möglichkeit von Formaldehydabgaben in den Innenraum, die aber vermutlich gering sind.
Quelle: Forschungsbericht 204 08 542 (alt) 297 44 542 (neu) des Umweltbundesamtes, 2000

2 Vereinzelt werden noch Pyrethroide als Mottenschutz angeben (s. Rohstoffe). Bei Kontakt mit der Innenraumluft sollten pyrethroidfreie Produkte bevorzugt und eine aussagekräftige Deklaration eingefordert werden.

Produkte mit dem natureplus-Qualitätszeichen dürfen bestimmte Grenzwerte hinsichtlich VOC- oder Formaldehyd-Emissionen sowie weiterer Schadstoffe nicht überschreiten und unterliegen jährlichen Folgeprüfungen. U.a. ist auch eine Volldeklaration Voraussetzung.

  Nachnutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung)
   
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit bei loser Verlegung bzw. bei Schüttungen geringer Aufwand bei loser horizontaler Verlegung geringster Aufwand, bei mechanischer Befestigung mittlerer Aufwand, hoher Aufwand bei Verklebung in WDVS bei Schüttungen bzw. loser Verlegung geringer Aufwand geringer Aufwand, da i.d.R. lose oder mechanisch befestigt, nicht verklebt

bei loser Verlegung bzw. bei Schüttungen geringer Aufwand

werden die Strohballen verputzt, ist der Aufwand erhöht

geringer Aufwand bei Einblasflocken oder loser Verlegung
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit bei sortenreinem Ausbau und Rücknahme-
system (zum Teil vorhanden) des Herstellers möglich

Holzfaser: bei sortenreinem Ausbau theoretisch möglich, aber nicht wirtschaftlich, daher i.d.R. nicht praktiziert

Holzwolle: schwer möglich, da Verbund-
baustoff

bei sortenreinem Ausbau möglich, z.B. Verarbeitung zu Korkschrot zur Bodenauf-
lockerung, aber nicht wirtschaftlich
bei sortenreinem Ausbau und Rücknahme-
system (zum Teil vorhanden) des Herstellers möglich
bei sortenreinem Ausbau theoretisch möglich, aber nicht wirtschaftlich, daher i.d.R. nicht praktiziert bei sortenreinem Ausbau und Rücknahme-
system (zum Teil vorhanden) des Herstellers möglich
Typischer Entsorgungsweg wenn kein Rücknahme-
system des Herstellers vorh.:

energetische Verwertung oder Kompostierung

Holzfaser:
energetische Verwertung

Holzwolle:
Deponierung, vorher thermische Behandlung erforderlich wg. Holzanteil

energetische Verwertung

wenn kein Rücknahme-
system des Herstellers vorh.:

energetische Verwertung oder Kompostierung

energetische Verwertung oder Kompostierung

wenn kein Rücknahem-
system des Herstellers vorh.:

energetische Verwertung (Kompostierung aufgrund von Borsalz oder hohen Phosphatanteilen nicht bzw. nur eingeschränkt möglich)
Energiegewinnung möglich?  möglich

Holzfaser: möglich

Holzwolle: nicht möglich (zu hoher mineralischer Anteil)

möglich möglich möglich möglich

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Holzwolledämmplatten

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

Stand 08/2024

 

 

Flachs/Hanf-Dämmstoffe

Holzfaser-
dämmplatten

 

Holzwolle-dämmplatten3

Kork-Dämmstoffe Schafwolle-Dämmstoffe Stroh-
dämmstoffe
Zellulose-Dämmstoffe
               
  Umweltzeichen Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen
   
Blauer Engel DE-UZ 132 Emissionsarme Wärmedämm-
stoffe und Unterdecken für Innen-
anwendungen
(Ausgabe 2020)

+

(derzeit nur als Schüttung / bituminierte Hanfschäben)

+

(derzeit nur Holzwolle)

(+) (+)

+

(derzeit nur aus Seegras)

 (+)
Blauer Engel DE-UZ 140 Umweltfreundliche Wämedämm-verbundsysteme
(Ausgabe 2019)

+

+

(nur Holzfaser wg. Anw.bereich)

(+)

./.

-

./.

Blauer Engel DE-UZ 156
Emissionsarme Verlege-
unterlagen für Bodenbeläge
(Ausgabe 2019)

./.

(+)

(Verfügbarkeit evtl. gegeben)

+

(derzeit nur als Kombiprodukt, z.B. mit PUR)

-

(nicht im Geltungsbereich, aber als Verlegeunterlage möglich)

./.  (+)
Österreichisches Umweltzeichen /

Richtlinie UZ 44
Wärmedämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

(+) (+) (+) (+) (+) +

Österreichisches Umweltzeichen / Richtlinie UZ 79
Wärmedämm-
verbundsysteme

(+)

+

(nur Holzfaser wg. Anw.bereich)

(+) (+) (+) (+)
EU Ecolabel (Blume) - - - - -
Nordic Swan Ecolabel  - - - - - -
natureplus Umweltzeichen
(nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)

(+)

Wärmedämm-
verbundsysteme

----
(+)

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

+

Wärmedämm-
verbundsysteme
(nur Holzfaser)

----
+

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

(+)

Wärmedämm-
verbundsysteme

----
+

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

+

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

(+)

Wärmedämm-
verbundsysteme

----
(+)

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen

+

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
(derzeit nur lose Flocken / Einblas-
dämmstoffe)

eco-Institut-Label / Dämmplatten und Dämmstoffe

(+)

(+)

(+)

(+)

+

(derzeit nur 1 Produkt aus Seegras)

(+)

EMICODE /
EC1plus (sehr emissionsarm) -
EC2 (emissionsarm)
/ Raumlufthygiene

./.

(+)

(nur für Verlegeunterlagen; Verfügbarkeit unklar)

./. ./.
Eurofins Zertifizierung "Indoor Air Comfort Gold" (Formaldehyd-Grenzwert strenger / VOC-Grenzwerte weniger streng als Blauer Engel) (+)

(+)

(+)

-

(derzeit nicht im Geltungsbereich)

-

(derzeit nicht im Geltungsbereich)

-

(derzeit nicht im Geltungsbereich)

Cradle to Cradle2Built Environment and Furnishings  (+)

+

(+)

(+)

+

(+)

  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sind nicht im GISBAU-System über GISCODES klassifiziert. Informationen zu arbeitshygienischen Risiken siehe Reiter Verarbeitung.

  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - + - -  - -
Branchen-EPD1 - - - -  - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges BauenInhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze 2.13.01 Hanffaser-Vlies

2.7.01 Holzwolleleicht-
bauplatten
bzw. 2.10.01 Holzfaser-
dämmplatten

2.9.01 Expandierter Kork - 2.23 Stroh 2.11 Zellulosefaser
Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.
  Sonstige freiwillige Produkt-
Deklaration
Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen
   
baubook BNB/QNG Produktinformationen Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung.
siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG
baubook ÖkoBauKriterien Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden.
siehe baubook ÖkobauKriterien / Dämmstoffe / Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
.
+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+)
derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten.
2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!

3 Im Gegensatz zu den anderen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen überwiegt in Holzwolle-Dämmplatten der mineralische Anteil (ca. 54% Bindemittel Magnesia oder Zement, ca. 34% Holz). Sie werden deshalb auch bei den Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen mit aufgeführt.

Holzwolledämmplatten

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung Dämmstoffe

Stand 11/2023 (Steckbriefversion V 2015)

Übersicht 1.1.6-Positionen für Dämmstoffe + WECOBIS-Produktgruppen Qualitätsniveau erreichbar?1
- Mineralische Dämmstoffe in vorgehängten Fassaden, auf Flachdächern, im erdberührten Bereich
- - - - -
Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum, Hochleistungsdämmstoffe (Dämmstoffe mit Aerogelen), Mineralwolle-Dämmstoffe, Schaumglas-Dämmstoffe  derzeit keine Anforderungen
32a, 32b Kunstschaum-Dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik QN1 QN2 QN3 QN4 QN5

Expandierter Polystyrolschaum (EPS), Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR)Kautschuk-Dämmstoffe / Flexibler ElastomerschaumMelamin- und
Phenolharzschäume, Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES)

2 zusätzliche Anforderungen für Dämmstoffe in WDVS (s. Pos. 36a) oder in Innenräumen (s. Pos. 36b)
ja ja ja ja2 ja2
33 Spritz- und Montageschäume
QN1 QN2 QN3 QN4 QN5

 Spritzschaum (PUR)Montageschäume

3 ab QN4 Verzicht auf Spritz- + Montageschäume erforderlich
ja ja ja nein3 nein3
 Spritzschaum (UF) ja nein nein nein nein
36a Dämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen → Erläuterungen s.u.
QN1 QN2 QN3 QN4 QN5

Mineralwolle-Dämmstoffe (größte Produktverfügbarkeit mit BE), Holzfaserdämmplatten4, Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum

4 ggf. Gleichwertigkeitsnachweis für QN4/QN5, da geringe Produktverfügbarkeit beim Blauen Engel (BE), mögliche Alternative: natureplus Umweltzeichen (Abstimmung mit Konformitätsprüfungsstelle erforderlich)
ja ja ja ja ja

Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Kork-Dämmstoffe, Hochleistungsdämmstoffe (Dämmstoffe mit Aerogelen), Schaumglas-Dämmstoffe (kein typischer Anwendungsbereich)

5 jeweils nur mit Gleichwertigkeitsnachweis zum Blauen Engel (BE)
ja ja ja (ja)5 (ja)5
Expandierter Polystyrolschaum (EPS), Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) ja ja ja nein nein
36b Dämmstoffe in Innenräumen → Erläuterungen s.u.
QN1 QN2 QN3 QN4 QN5

Mineralwolle-Dämmstoffe (größte Produktverfügbarkeit beim BE), Blähgranulat-Dämmstoffe, Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum (nur Leichtbeton), Flachs/Hanf-Dämmstoffe (Schüttung), Holzwolledämmplatten, Kautschuk-Dämmstoffe / Flexibler Elastomerschaum, Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES), Polyethylen(PE)-Dämmstoffe, Seegras-Dämmstoffe

ja ja ja ja ja

Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum, Hochleistungsdämmstoffe (Dämmstoffe mit Aerogelen), Holzfaserdämmplatten7, Kork-Dämmstoffe7Schafwolle-Dämmstoffe7, Schaumglas-Dämmstoffe (kein typischer Anwendungsbereich), Strohdämmstoffe, Vermiculite-Dämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe7

6 jeweils nur mit Gleichwertigkeitsnachweis zum Blauen Engel (BE)
7 Produkte mit natureplus Umweltzeichen vorhanden (Stand 11/2023)
ja ja ja ja (ja)6

Melamin- und Phenolharzschäume

8 Erreichbarkeit von QN5 (Gleichwertigkeitsnachweis) unsicher
 ja ja ja ja ?8
Expandierter Polystyrolschaum (EPS), Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) ja ja ja ja nein
46b Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
QN1 QN2 QN3 QN4 QN5

Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Holzfaserdämmplatten, Holzwolledämmplatten, Kork-Dämmstoffe, Schafwolle-Dämmstoffe, Strohdämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe

9 zusätzliche Anforderungen für Dämmstoffe in WDVS (s. Pos. 36a) oder in Innenräumen (s. Pos. 36b)
ja ja ja ja ja9
Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs
  Dämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen Inhalt aufklappen
 

EPS, XPS und PUR-Dämmstoffe können aufgrund halogenorganischer Flammschutzmittel die Anforderungen des Blauen Engels nicht erfüllen und damit auch keinen Gleichwertigkeitsnachweis erbringen.

Ansonsten ist es möglich, bei Verwendung der entsprechenden Produkte, mit allen anderen für WDVS technisch in Frage kommenden Dämmstoffen die Anforderungen bis einschließlich QN5 (Blauer Engel DE-UZ 140 oder gleichwertig) zu erfüllen, ggf. mit Gleichwertigkeitsnachweis. Ein alternativer einfacher Nachweis kann das natureplus Umweltzeichen sein, für das sich Produkte aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen qualifizieren könnten (Abstimmung mit der Konformitätsprüfungsstelle erforderlich).

zu den Anforderungen und Textbausteinen

  Dämmstoffe in Innenräumen Inhalt aufklappen
 

EPS, XPS und PUR-Dämmstoffe können aufgrund halogenorganischer Flammschutzmittel die Anforderungen des Blauen Engels nicht erfüllen und damit auch keinen Gleichwertigkeitsnachweis erbringen.

Ansonsten ist es möglich, bei Verwendung der entsprechenden Produkte, mit allen anderen für WDVS technisch in Frage kommenden Dämmstoffen die Anforderungen bis einschließlich QN5 (Blauer Engel DE-UZ 132) zu erfüllen, ggf. mit Gleichwertigkeitsnachweis. Ein alternativer einfacher Nachweis kann das natureplus Umweltzeichen sein, für das sich Produkte aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen qualifizieren könnten (Abstimmung mit der Konformitätsprüfungsstelle erforderlich).

zu den Anforderungen und Textbausteinen

Tabelle 1.5.3: Übersicht der erreichbaren Qualitätsniveaus / Dämmstoffe

1 Entsprechende Produkte vorausgesetzt, die die jeweiligen Einzelanforderungen erfüllen. Sofern nichts anderes vermerkt (s. ggf. Erläuterungen), ist eine ausreichende Produktverfügbarkeit gegeben.

→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen für Planung und Ausschreibung sind in den WECOBIS Planungs- & Ausschreibungshilfen (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
Kunstschaumdämmstoffe für Gebäude und Haustechnik
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
Dämmstoffe in WDVS
Dämmstoffe in Innenräumen
Spritz- und Montageschäume

→ Web-Portal baubook mit BNB und QNG Produktinfos

baubook bietet deklarierte und validierte Produktinfos einschließlich Downloadmöglichkeit von Nachweisdokumenten, für Dämmstoffe unter folgendem Link:
Dämmstoffe / baubook Produkt-Datenbank BNB + QNG

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

Einordnung Dämmstoffe im Bestand

Für Dämmstoffe findet man die entsprechenden Informationen gesammelt für die ganze Obergruppe unter Dämmstoffe im Bestand.

Hinweise zu aktuellen Produkten:

Hochleistungsdämmstoffe
Hochleistungsdämmstoffe auf Basis von Aerogel oder pyrogener Kieselsäure sind neue Produkte, die deshalb in älteren Gebäuden noch nicht vorhanden sind. Die potentiellen Risiken von Nanoprodukten für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sind noch wenig untersucht. Aerogel gehört allerdings nicht zu den Nanopartikeln. Die Bezeichnung "Nano" bezieht sich hier auf die Größe der Poren im Aerogel. Beim Rückbau von Dämmstoffen mit Aerogelen kann es jedoch zu Staubemissionen kommen, welche zu Augen- und Atemwegsreizungen führen können. Die Auswirkungen einer Langzeitexposition auf die menschliche Gesundheit sind nicht be­kannt.

Flachs/Hanf-DämmstoffeSchafwolle-Dämmstoffe / Zellulose-Dämmstoffe
Produkte aus Flachs oder Hanf sind erst seit den 90er Jahren am Markt vertreten. Die in Flachs-/Hanf-, Schafwolle- und Zellulose-Dämmstoffen möglicherweise enthaltenen Borate (Flammschutz) sind inzwischen als SVHC eingestuft, gehören aber nicht zu den nach BNB_BK_1.1.6 abgefragten Schadstoffgruppen. Auch Pyrethroide, die zwar heute nur noch zum Teil in Schafwolle-Dämmstoffen eingesetzt werden, aber vorhanden sein können, gehören nicht zu den nach BNB_BK_1.1.6 abgefragten Schadstoffgruppen. Für den Ausbau von Flachs-/Hanf-, Schafwolle- und Zellulose-Dämmstoffen, die mit Borsalzen oder Pyrethroiden behandelt sein könnten (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe), sollten vorsorglich die jeweiligen arbeitshygienischen Maßnahmen ergriffen werden.

Expandierter Polystyrolschaum / Extrudierter Polystyrolschaum
Bei Dämmstoffen aus Polystyrol (EPS und XPS) wurde lange Zeit als Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) eingesetzt. Seit 22. Juni 2016 dürfen Dämmstoffe mit HBCD nicht mehr in Verkehr gebracht und verwendet werden. HBCD erfüllt die Kriterien für persistente (in der Umwelt nicht leicht abbaubare), bioakkumulierende (sich in Organismen anreichernde) und toxische (giftig für Mensch, Ökosysteme oder Organismen) Stoffe (PBT-Stoffe) der europäischen Chemikalienverordnung REACH. HBCD gehört inzwischen auch zu den in BNB_BK_1.1.6 abgefragten Schadstoffgruppen.
Weitere Infos und Antworten auf häufig gestellte Fragen siehe Hintergrundpapier zu HBCD / Umweltbundesamt.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

Einordnung Dämmstoffe

Dämmstoffe, die als Verlegeunterlagen verwendet werden, benötigen bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume eine abZ aus Gesundheitsschutz- und ggf. Branschutzgründen (siehe Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8). Sie umfasst eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung von Formaldehyd, sowie flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. Diese Regelung für Verlegeunterlagen ist nicht vom EuGH-Urteil betroffen und gilt weiterhin. Eine Liste von Verlegeunterlagen mit abZ kann auf der Seite des DIBt heruntergeladen werden.
→ DIBt - Verzeichnis zugelassener Verlegeunterlagen

Für Verlegeunterlagen aus Holzfaser, Kautschuk, Korkgranulat, Pappe, PE-, PS oder PU-Schaum gibt es zudem einen Blauen Engel DE-UZ 156 "Verlegeunterlagen". Außerdem können sich Verlegeunterlagen für den EMICODE qualifizieren. Der Blaue Engel und der Emicode EC1plus garantieren die Einhaltung strengerer Grenzwerte für die Innenraumluft als für die abZ erforderlich.

Produktgruppe Zu erwartende VOC-Emissionen Zu erwartende Formaldehyd-­Emissionen
Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen 
Blähgranulat-DämmstoffeCalciumsilikat-DämmstoffeHochleistungsdämmstoffe1,
Holzwolledämmplatten, Schaumglas-DämmstoffeVermiculite-Dämmstoffe
keine keine
Mineralwolle-Dämmstoffe2 möglich möglich
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen 
Flachs-/Hanf-DämmstoffeHolzfaserdämmplattenHolzwolledämmplatten, Kork-DämmstoffeSchafwolle-Dämmstoffe3StrohdämmstoffeZellulose-Dämmstoffe keine keine
Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen 
Expandierter Polystyrolschaum (EPS)Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES) keine keine
Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)4, Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR)5Spritzschaum (PUR)6, Flexbiler Elastomerschaum / Kautschuk-Dämmstoffe, Montageschäume6 möglich keine
Melamin- und Phenolharzschäume7 möglich möglich
Spritzschaum (UF)8 möglich hoch
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen
keine
Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC.
möglich
Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen.
hoch
Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen.

1 Bei Innenanwendungen von Dämmstoffen mit Aerogel sind vom Aerogel selbst keine VOC- oder Formaldehyd-Emissionen zu erwarten. Aerogel kommt aber auch in Verbundwerkstoffen (z. B. mit Mineralwolle oder Gipswerkstoffen) vor. Deshalb können bei der Beurteilung der Emissionen in die Innenraumluft auch andere Materialien relevant sein.
Mineralwolle-Dämmstoffe enthalten als Bindemittel i.d.R. Formaldehydharze (Glaswolle 5-7 M-%, Steinwolle 1-3,5M-%). Formaldehydemissionen in den Innenraum können deshalb (abhängig von der Einbausituation) nicht ausgeschlossen werden. In Kombination mit anderen Emissionsquellen kann dies auch zu unerwünschten Ergebnissen von Raumluftmessungen beitragen. Einige Hersteller produzieren bereits Mineralwolle-Dämmstoffe mit niedrigeren Anteilen an Formaldehydharzen bzw. ohne deren Einsatz als Bindemittel.
3 Schafwolle-Dämmstoffe sind für die Raumluftsanierung von schadstoffbelasteten Innenräumen geeignet. Sie haben die Eigenschaft, zahlreiche Schadstoffe, wie z.B. Formaldehyd, zu binden.
4 Aus XPS können die sehr leichtflüchtigen Co-Treibmittel Aceton oder Ethanol austreten und nur beim Einsatz von XPS als Innendämmung in der Raumluft nachgewiesen werden. Andere Emissionen von XPS in die Innenraumluft sind nicht bekannt.
5 Emissionsmessungen in der Prüfkammer analog einschlägiger Prüfnormen (DIN EN 717-1 und DIN (EN) ISO 16000-6, 9 und 11) ergaben, dass flüchtige organische Stoffe (VVOC, VOC) in Form des Kohlenwasserstoffs Pentan in geringen Mengen freigesetzt werden. Flüchtige Isocyanate sind in Polyurethan-Hartschaum nicht enthalten.
6 Unmittelbar nach der Anwendung können geringe Mengen an Treibmittel (Propan, Butan, Dimethylether) emittiert werden. Mit anderen Emissionen im Innenraum ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu rechnen.
7 Es sind mehrere Fälle von Formaldehydemissionen aus Melaminharzschäumen bekannt, die zu erhöhten Formaldehydkonzentrationen in Innenräumen geführt haben. Formladehyd ist als Emission aus Phenolharzschäumen nicht bekannt. Das Risiko der Freisetzung von Fromaldehyd kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Für die Innenraumluftbelastung können auch Emissionen von Treibgasen relevant sein (bei einzelnen Produkten halogenierte Treibmittel).
8 Bei UF-Spritzschäumen besteht ein erhöhtes Risiko, dass es nach dem Einbau zu einer Formaldehydbelastung der Innenraumluft kommen kann.

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung

Einordnung Dämmstoffe

Die Rückbaubarkeit von Dämmstoffen hängt von der Art der Konstruktionsweise / des Einbaus ab.

   Rückbaubarkeit Geringer Rückbauaufwand => => => => => => => hoher Rückbauaufwand
  Konstruktionsweise lose Verlegung mechanische Fixierung (vollflächige) Verklebung
         
  Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen Inhalt aufklappen
  Blähgranulat-Dämmstoffe (i.d.R. als Schüttung eingebaut)  X  
Calciumsilikat-Dämmplatten, Schaumglas-Dämmstoffe1     X
Holzwolledämmplatten   X  
Hochleistungsdämmstoffe2, Mineralwolle-Dämmstoffe3 X X X
Vermiculite-Dämmstoffe4 X X  
  Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Inhalt aufklappen
  Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Holzfaserdämmplatten, Kork-Dämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe5 X X X
Holzwolledämmplatten   X  
Schafwolle-Dämmstoffe X X  
Strohdämmstoffe X    
  Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen Inhalt aufklappen
  Expandiertes Polystyrol (EPS)3,6, Extrudiertes Polystyrol (XPS)3,6, Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR)3, Melamin- und Phenolharzschäume  X  X  X
Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES) X X  
Flexibler Elastomerschaum / Kautschuk-Dämmstoffe3, Spritzschaum (PUR, UF)7, Montageschäume7     X

Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Rückbaubarkeit

1 Schaumglas-Dämmstoffe werden in der Regel vollflächig verklebt oder in Bitumen eingegossen (Flachdach). Dementsprechend ist der Aufwand für den Rückbau verhältnismäßig hoch. Bei einer losen Verlegung der Platten wäre der Aufwand für den Rückbau gering.
2 Aerogel kommt auch in Verbundwerkstoffen (z. B. mit Mineralwolle oder Gipswerkstoffen) vor. Der Aufwand für den Rückbau kann erforderliche Arbeitsschutzmaßnahmen aufgrund einer möglichen Staubentwicklung erhöhen.
3 Die Rückbaubarkeit wird in erster Linie durch die Einbausituation und erst in zweiter Linie durch die gewählte Befestigungsart beeinflusst. Am höchsten ist die Rückbaufähigkeit für lose horizontal verlegte Dämmplatten, z.B. auf einem Umkehrdach oder Warmdach. An der Fassade befestigte oder verklebte Dämstoffe können mit erhöhten Aufwand mechanisch entfernt werden.
Vermiculite-Dämmstoffe werden in der Regel als Schüttung eingesetzt. Da sie nicht mit anderen Baustoffen verbunden sind, können sie mit relativ geringem Aufwand (Absaugen) ausgebaut werden. Allerdings können aufgrund der möglichen Staubentwicklung Arbeitsschutzmaßnahmen erforderlich sein.
5 In der üblichsten Anwendung werden Zelluloseflocken in Hohlräume eingeblasen (Einblasdämmstoff). In diesem Fall kann die Dämmung durch Absaugen entfernt werden (geringer Aufwand). Bei Zellulose-Dämmplatten wird die Rückbaubarkeit durch die Art der Befestigung bestimmt. Vollflächig verklebte Platten lassen sich nur mit hohem Aufwand entfernen.
6 Im Perimeter (also im Erdreich) verbaute EPS-Dämmstoffe werden immer vollflächig verklebt und die Rückbaubarkeit ist entsprechend mit einem hohen Aufwand verbunden.
7 Der Rückbauaufwand von Spritz- und Montageschäumen ist aufgrund der Anhaftung auf anderen Bauteilen hoch. Eine sortenreine Trennung ist kaum möglich.

Eine stoffliche Verwertung als Dämmstoff ist häufig theoretisch möglich, jedoch fehlt es an entsprechenden Rücknahmesystemen. 

  Verwertungs-/ Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung
           
  Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen Inhalt aufklappen
  Blähgranulat-Dämmstoffe1, Calciumsilikat-DämmplattenHolzwolledämmplatten, Vermiculite-Dämmstoffe nicht möglich möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg
Hochleistungsdämmstoffe nicht möglich nicht möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg
Mineralwolle-Dämmstoffe, Schaumglas-Dämmstoffe2 möglich möglich nicht möglich möglich
  Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Inhalt aufklappen
  Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Holzfaserdämmplatten, Kork-Dämmstoffe nicht möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Holzwolledämmplatten nicht möglich möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg
Schafwolle-Dämmstoffe, Strohdämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe möglich möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
  Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen Inhalt aufklappen
  Expandiertes Polystyrol (EPS), Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES) möglich möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Extrudiertes Polystyrol (XPS), Polyurethan-Hartschaum
(PUR/PIR)
nicht möglich möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Flexibler Elastomerschaum /Kautschuk-Dämmstoffe, Melamin- und Phenolharz-
schäume
, Spritzschaum (PUR, UF), Montageschäume
 nicht möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig

Tabelle 1.5.10-2: Übersicht Verwertbarkeit
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert.

Ausgebaute Blähgranulat-Schüttstoffe können ggf. als Bodenauflockerer oder als Zuschlagstoff (leichte Gesteinskörnung) für Mörtel und Beton verwertet werden.
2 Bei der Deponierung könnte die Anhaftungen von Bitumen eine thermische Vorbehandlung der Abfälle bedingen. Bei einer losen Verlegung der Platten oder wenn diese nur mechanisch fixiert wurden, wäre ein relativ einfacher Rückbau und die Gewinnung von sortenreinen Fraktionen möglich. In diesem Fall könnten die Dämmplatten auch stofflich verwertet werden.

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Holzwolledämmplatten

Technisches

Baustoffklasse nach DIN 4102-1

B-s1, d0 oder A2-s1, d0

Färbung

Standard Farbtöne Hellbraun oder Weiß. Werkseitige Beschichtung in vielen Farben möglich

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN EN 13 171 Wärmedämmstoffe für Gebäude – Werkmäßig hergestellte Dämmstoffe aus Holzfasern (WF)

Quellen

Produktdatenblätter diverser Hersteller

Holzwolledämmplatten

Literaturtipps

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR); Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen; 2008

Informationsdienst Holz; Holzbau Handbuch, Reihe 4, Teil 5, Folge 2 / Holzfaserdämmstoffe; 12/2007; Absatzförderungsfons der deutschen Forst- und Holzwirtschaft, Bonn; Verband Holzfaser Dämmstoffe e.V., Wuppertal

Pfundstein, M; Gellert, R.; Spitzner, M.H.; Rudolphi, A.; Detail Praxis / Dämmstoffe – Grundlagen, Materialien, Anwendungen; 2007;Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG; München

Zwiener, G.; Mötzl, H.; Ökologisches Baustoff-Lexikon; 2006; C.F. Müller Verlag; Heidelberg

KATALYSE Institut für angewandte Umweltforschung; Informationsbroschüre "Umweltverträglichkeit von Gebäudedämmstoffen“;06/2003; Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel

M. Fuehres, L. Faul; Forschungsvorhaben Abschlussbericht: Bewertung natürlicher, organischer Faserdämmstoffe; 2000; Fraunhofer IRB Verlag

Informationsdienst Holz; Holzbau Handbuch, Reihe 4, Teil 5, Folge 1 / Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen; 05/1999; Entwicklungsgemeinschaft Holzbau (EGH) in der DGfH e.V.; München

Büro für Umweltchemie (Hrsg.); Graue Energie von Baustoffen; 1998; Zürich

Holzwolledämmplatten

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Abb1.: Durchschnittliche Zusammensetzung einer Einschichtplatte in Massen-%

Abb2.: Durchschnittliche Zusammensetzung einer Mehrschichtplatte in Massen-%

Einschichtige Holzwolleleichtbauplatten bestehen im Wesentlichen aus Holzwolle und abgebundenem Zement oder Magnesiabinder (Bindemittel). In manchen Produkten werden der Zementsuspension bei der Herstellung geringe Mengen an Kalziumcarbonat zugegeben. Das Wasser wird durch die Reaktion mit dem Bindemittel chemisch eingebunden. Der Holzanteil in den Produkten liegt durchschnittlich bei 34 Massen-%. Die Bindemittel inklusive des eingebundenen Wassers haben einen Massenanteil von durchschnittlich 65%. Der Zusatz von Kalziumcarbonat beträgt rund 1 Massen-%.

Bei Mehrschichtplatten wird die mineralisch gebundenen Holzwolle mit anderen Dämmstoffen (EPS, XPS oder Steinwolle) kombiniert. Der Aufbau in Schichten und die unterschiedlichen Rohdichten der verwendeten Dämmstoffe bewirken, dass die stoffliche Zusammensetzung dieser Produkte je nach Dicke der Schichten stark variiert. Das obenstehende Kuchendiagramm zeigt eine durchschnittliche Zusammensetzung. Unter „anderen Bestandteilen“ werden die Anteile von Kalziumcarbonat, allfälliger Kantenschutz, Sand und Beschichtungsstoffen zusammengefasst.

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gemäß Angaben in Umweltproduktdeklarationen enthalten Holzwolleleichtbauplatten keine CMR-Stoffe der Kategorie 1A oder 1B oder sonstige Stoffe, welche auf der ECHA-Kandidatenliste aufgeführt sind.

Gewinnung der Primärrohstoffe

Die Holzwolle wird oft aus heimischem Nadelholz wie Fichte oder Kiefer gewonnen.
Zement wird aus Kalkstein und Tonen hergestellt (siehe Zement).
Magnesiabinder besteht aus kaustisch gebrannter Magnesia und einer Magnesiachloridlösung (siehe Magnesia).

Verfügbarkeit

Die Rohstoffe, aus denen Holzwolleleichtbauplatten hergestellt werden, sind gegenwärtig relativ gut verfügbar. Weitere Informationen zur Verfügbarkeit der Bestandteile von Holzwolleleichtbauplatten finden sich Informationen in folgenden Datenblättern:

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Einige Hersteller bereiten Baustellenabschnitte und Produktionsabfälle auf und setzten sie in der Produktion der Platten ein. Ansonsten werden keine Sekundärmaterialien in der Herstellung eingesetzt.

Radioaktivität

Ist für Holzwolleleichtbauplatten nicht relevant.

Landinanspruchnahme (Landuse)

Alle Rohstoffe, welche in der Produktion der Holzwolleleichtbauplatten eingesetzt werden, werden auch in anderen Bauprodukten eingesetzt. Insgesamt ist der Verbrauch dieser Rohstoffe für die Produktion der Leichtbauplatten von untergeordneter Bedeutung. Demzufolge ist auch die Landinanspruchnahme, welche durch die Produktion der Leichtbauplatten ausgelöst wird, wenig bedeutend. Zur Landinanspruchnahme der Bestandteile von Holzwolleleichtbauplatten finden sich Informationen in folgenden Datenblättern:

Quellen

Umweltproduktdeklarationen verschiedener Hersteller

Holzwolledämmplatten

Herstellung

Prozesskette

Herstellungsprozess

Nach ausreichender Lufttrocknung des Holzes wird daraus die Holzwolle durch Hobeln in Holzwollemaschinen hergestellt. In einem Mischer wird die Holzwolle mit einer Zement- oder Magnesiasuspension vermengt. Anschließend gelangt die Rohmasse zu einer Einlegestation. Dort wird die Rohmasse in Formen gestreut. Bei mehrschichtigen Platten wird in einem ersten Schritt die untere Holzwolle-Bindemittelschicht aufgebracht und dann über eine Mehrschichtanlage die vorgefertigte EPS/XPS- oder Mineralwolleplatte zugeführt. Dreischichtplatten entstehen, indem anschließend die obere Holzwolle-Bindemittelschicht aufgebracht wird.
Nach der Vorpressung durchtrennt eine Säge den Materialstrang zwischen den einzelnen Formen. Die gefüllten Formen werden gestapelt und gepresst. Nach der Aushärtung im Zwischenlager werden die Platten ausgeschalt, getrocknet und zugeschnitten.
Eine weitere Herstellungsmöglichkeit der Platten besteht durch das Bandformverfahren. Dabei wird die Rohmasse auf ein Stahlband gestreut und durch einen Abbindekanal gefahren. Der Raumabschluss wird durch ein zweites horizontales Stahlband sowie zwei Seitenbänder erzeugt.

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.

Energieaufwand

Gemäß den Resultaten in Umweltproduktdeklarationen ist bei einschichtigen sowie mehrschichtigen Platten der Aufwand für die Produktion der Ausgangsstoffe (Holz, Bindemittel, EPS, Steinwolle etc.) grösser als jener für die Plattenherstellung. Der Energieaufwand für die Produktion/Gewinnung der Ausgangsstoffe beträgt 70 – 90% bezogen auf den gesamten Energieaufwand, der für die Herstellung der Platten notwendig ist.

Graue Energie

Gemäß den Angaben in Umweltproduktdeklarationen verschiedener Hersteller werden unten die Spannbreiten der Grauen Energie für die verschiedenen Produktvarianten der Leichtbauplatten angegeben.

Herstellung Holzwolleleichtbauplatte einschichtig:

  • Zementgebunden 3.9 – 8.2 MJ/kg
  • Magnesitgebunden 5 – 6 MJ/kg

Herstellung Holzwolleleichtbauplatte mehrschichtig:

  • Zementgebunden mit EPS Kern 35 – 40 MJ/kg
  • Zementgebunden mit Steinwolle Kern 20 – 22 MJ/kg

Maßnahmen Umweltschutz

Bei diversen Herstellern werden Schneidabfälle und Produktionsrückstände aufbereitet und wieder in den Produktionsprozess zurückgeführt.

Quellen

Baustoffkunde für den Praktiker, 12. Ausgabe, Wohlfarth, 2004

Umweltproduktdeklarationen verschiedener Hersteller

Holzwolledämmplatten

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Holzwolleleichtbauplatten und Mehrschichtplatten lassen sich mit üblichen Werkzeugen gut bearbeiten (sägen, fräsen). Die Platten werden mechanisch mit Schrauben und Dübeln befestigt.

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Beim Einbau der Platten über Schulterhöhe oder bei hohem Staubaufkommen sollte eine Schutzbrille getragen werden. Ein Augenschutz gemäß EN 166 wird im Sicherheits-datenblatt empfohlen. Ebenso sollten Schutzhandschuhe getragen werden. Bei der Verarbeitung in geschlossenen Räumen oder bei Arbeiten mit Staubentwicklung wird das Tragen einer Atemschutzmaske gemäß EN 149 FFP1 empfohlen.

Für Holzfasern / Holzstaub gilt ein Arbeitsplatzgrenzwert (8 Stunden Schichtmittelwert) von 2 mg/m3.

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Bauprodukte wie z.B. Bauplatten, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Mauersteine, Betonfertigteile oder Verglasungen werden als Erzeugnis eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen).
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) > 0,1 Gew.-% müssen ausgewiesen werden. Für diese Informationen besteht eine Auskunftspflicht, die allerdings für alle Bauprodukte (Gemische und Erzeugnisse) gilt, die unter den Geltungsbereich der Bauproduktenverordnung (BauPVO) fallen. Sie müssen für Erzeugnisse aber nicht in Form eines Sicherheitsdatenblattes nach den Kriterien des Anhangs II der REACH-Verordnung gegeben werden.

Für Verbraucher muss die Informationsweitergabe auch nur auf Anfrage beim Hersteller erfolgen. Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten findet man beim Umweltbundesamt / REACH / Auskunftspflichten.

Quellen

Sicherheitsdatenblätter verschiedener Produkte und Hersteller

Holzwolledämmplatten

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Einschichtige Platten und Mehrschichtplatten mit EPS/XPS

Aufgrund der Zusammensetzung der Platten sind während der Nutzungsphase keine Emissionen zu erwarten. Die Produkte erfüllen in der Regel die Anforderungen des Blauen Engels (RAL ZU 132, Emissionsarme Wärmedämmstoffe).

Mehrschichtplatten mit Steinwolle

Steinwolle enthält oft Bindemittel auf der Basis von Phenolharzen. Diese Bindemittel können während der Nutzung Formaldehyd freisetzen. Demzufolge sind bei großflächigen Anwendungen von Mehrschichtplatten mit Steinwolle in beheizten Innenräumen Produkte mit formaldehydfreien Bindemitteln zu wählen.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Nicht relevant, da die Produkte nur im Innenbereich eingesetzt werden.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Die Platten sind als schwerentflammbar oder nicht brennbar eingestuft. Im Brandfall gehen von den Platten keine nennenswerte Emissionen aus, die umwelt- oder gesundheitsgefährlich sind.

Wassereinwirkung

Aufgrund der Zusammensetzung der Produkte sind keine Risiken für Umwelt oder Gesundheit zu erwarten.

Beständigkeit Nutzungszustand

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.

Datenbank als PDF

Holzwolleleichtbauplatten und Mehrschichtplatten werden im Innenbereich von Gebäuden eingesetzt. Sie sind keiner Beanspruchung durch Witterungseinflüsse ausgesetzt. Die Produkte werden auch nicht an Oberflächen eingesetzt, die mechanisch stark beansprucht sind. Deshalb ist die Beständigkeit der Produkte kein entscheidendes Kriterium bei der Materialwahl.

Quellen

Umweltproduktdeklarationen verschiedener Hersteller

Holzwolledämmplatten

Nachnutzung

Wiederverwendung / Wiederverwertung / Beseitigung

Beim Rückbau von Holzwolleleichtbauplatten und Mehrschichtplatten entstehen keine besonderen Risiken für die Umwelt oder den Menschen. Hinsichtlich Arbeitssicherheit gelten die gleichen Vorsichtsmaßnahmen wie bei der Verarbeitung.

Wiederverwendung

Holzwolleleichtbauplatten und Mehrschichtplatten werden mehrheitlich mechanisch befestigt. Sie sind deshalb rein theoretisch ausbaubar und wiederverwendbar.

Stoffliche Verwertung

Einige Hersteller verwerten Baustellenverschnitte. Dabei werden die Verschnitte mechanisch zerkleinert und der Rohmasse bei der Herstellung zugemischt. Für Holzwolleleichtbauplatten aus dem Rückbau von Gebäuden gibt es kein funktionierendes Rücknahmesystem. Hinzu kommt, dass es sich bei den Produkten um Verbundwerkstoffe handelt. Die Inhaltstoffe der Produkte (Holz, Zement, Magnesia, Steinwolle, EPS) lassen sich nicht mit wirtschaftlich tragbarem Aufwand voneinander trennen. Dies verunmöglicht eine stoffliche Verwertung der Ausgangstoffe zu qualitativ ähnlichen Sekundärmaterialien. Aus Holzwolle-Leichtbauplatten lassen sich im besten Fall minderwertige Sekundärstoffe durch Downcycling gewinnen.

Energetische Verwertung

Aufgrund des hohen organischen Anteils müssen die Platten vor einer Deponierung zunächst in einer Müllverbrennungsanlage thermisch behandelt werden. Von einer energetischen Verwertung kann man hier nicht sprechen, weil sich durch das Verbrennen der Platten kaum Energie in nennenswerter Menge erzeugen lässt. Die meisten Produkte sind in Bezug auf das Brandverhalten zudem als nicht brennbar oder schwerentflammbar eingestuft.

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Siehe auch Abschnitt Energetische Verwertung. Die Rückstände aus der Verbrennung werden deponiert. Es handelt sich hierbei um mineralische Bestandteile, die auf der Deponie unproblematisch sind.

EAK-Abfallschlüssel

17 Bau- und Abbruchabfälle
 
17 06 04
 
 
Dämmmaterial mit Ausnahme desjenigen, das unter 17 06 01 und 17 06 03 fällt
 

siehe auch Lexikon / Abfallschlüssel