Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Dämmstoffe aus Schafwolle gehören unter den organischen Dämmstoffen zur Gruppe der tierischen Faserdämmstoffe. Schafwolle besteht aus Keratin (Eiweiß) und muss daher gegen keratinverdauende Insekten (z.B. Mottenlarven, Teppichkäfer) geschützt werden. Es werden Produkte mit und ohne Beimengung von Kunstfasern angeboten. Die Beimengung der Fasern ermöglicht die Produktion eigensteifer Dämmmaterialien.
Die Dämmwirkung wird durch den Einschluss ruhender Luft in den Faserzwischenräumen erzeugt. Schafwolle kann bis zu 30% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne dass sich die Wärmeleitfähigkeit verschlechtert.
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Untersuchungen im Rahmen eines Forschungsprojektes des DWI haben ergeben, dass Schafwolle zur Raumluftsanierung von Innenräumen eingesetzt werden kann. Gewaschene Wolle besteht zu ca. 97% aus dem Strukturprotein Keratin, dessen reaktionsfreudige Aminosäuren mit Luftschadstoffen (z.B. Formaldehyd) reagieren und diese binden. Die Bindung erfolgt je nach Schadstoff unterschiedlich. Protein-reaktive Substanzen wie Formaldehyd und Ozon reagieren mit der Faser und sind damit permanent in ihr gebunden, nicht proteinreaktive Substanzen lagern sich an die Faser an wie an einen Filter.
Dafür eignet sich zunächst jedes Produkt aus Schafschurwolle, da die Schafwolle grundsätzlich die Eigenschaft des Schadstoffabbaus besitzt. Über Nachbehandlungen kann diese weiter optimiert werden, sodass auch spezielle, auf Schafwolle basierende Keratin-Vliese zur Sanierung formaldehydbelasteter Innenräume zur Verfügung stehen.
Lieferzustand
- Dämmmatten d = 30-120 mm (Breite 300-1000 mm)
- Tritttschalldämmfilz d = 4-14 mm
- Dämmzopf oder Stopfwolle
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Neben den bekannten Anwendungsbereichen auch zur Schadstoffsanierung von Innenräumen verwendbar (s.o.).
Quellen
S. Thomé, G. Wortmann, J. Föhles, H. Klingenberger, G. Bittner, F.-J. Wortmann:
Aufnahme und Bindung von Innenraumschadstoffen durch Wolle am Beispiel von Formaldehyd, DWI Reports 128, E4 (2004)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), www.fnr.de:
Borschürenseite zum Thema Bauen
Marktübersicht - Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, FNR 2014 (download)
Planungs- und Ausschreibungshilfen
WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.
Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:
- Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
- Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
- ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.
Übersicht Planungsgrundlagen: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
Stand 07/2024
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Kork-Dämmstoffe | Schafwolle-Dämmstoffe | Stroh- dämmstoffe |
Zellulose-Dämmstoffe | |||
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Material- ökologische Anforderungen |
Im Modul "Planungs- & Ausschreibungshilfen" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen | ||||||
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS | Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
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Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
--- Dämmstoffe in WDVS |
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
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Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen --- Dämmstoffe in Innenräumen |
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen --- Dämmstoffe in Innenräumen |
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen --- Dämmstoffe in Innenräumen |
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Quellen für material- ökologische Anforderungen |
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen | ||||||
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung. Einordung der jeweiligen Dämmstoffe hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS |
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baubook BNB/QNG Produktinformationen | baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | ||||||
Umweltbundesamt (UBA) |
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung(z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten). | ||||||
baubook ÖkoBauKriterien | Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen finden sich Produktdeklarationen in der Gruppe der Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. Holzwolle-Dämmplatten sind dort wegen des hohen mineralischen Anteils unter Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen eingeordnet. | ||||||
Mögliche Nachweis- dokumente |
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen | ||||||
gesetzlich vorgeschrieben: | |||||||
REACH / CLP: Sicherheitsdatenblatt (SDB) |
Dämmstoffe in Plattenform werden als Erzeugnis eingestuft. Für Erzeugnisse ist kein (SDB) vorgeschrieben. Die pflichtgemäße Leistungserklärung zur CE-Kennzeichnung für Bauprodukte, die unter den Geltungsbereich der BauPVO fallen, muss Angaben über SVHC enthalten oder mitliefern (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage). Für alle Bauprodukte (Erzeugnisse), also auch solche, die nicht im Geltungsbereich der BauPVO liegen, besteht ein Auskunftsrecht für SVHC. Für die Anfrage an den Hersteller steht auf dem Informationsportal des Umweltbundesamtes zu REACH ein Musterbrief zum Download zur Verfügung.
Alle Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen fallen in den Geltungsbereich der BauPVO. Die Einstufung von Dämmstoffen in loser Form (Schüttungen, Einblasflocken) ist schwierig. Werden sie als Stoff oder Gemisch eingestuft, müssen Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein. Für Erzeugnisse gilt das o.g.. |
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Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage) | + | + | + | + | + | + | |
Nachweis bauaufsichtlicher Anforderungen1 aus Gesundheits- schutzgründen |
Dämmstoffe (aller Materialien), die als Verlegeunterlagen unter Bodenbelägen verwendet werden, benötigen bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume nach wie vor* eine abZ aus Gesundheitsschutzgründen (siehe Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8). Sie umfasst eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung von Formaldehyd, sowie flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. abZ der Gruppen: *Hinweis: Das EuGH-Urteil, das bestimmte abZ außer Kraft setzte, hat für Verlegeunterlagen keine Relevanz, da sie keiner hEN unterliegen (s. Lexikonbegriff abZ). |
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1 An Dämmstoffe aus pflanzlichen oder tierischen Fasern zur Wärme- und/oder Schalldämmung bestehen u.a. bauaufsichtliche Anforderungen gemäß MVVTB / A 6 Wärmeschutz, Anlage A 6.2/5 hinsichtlich Widerstands gegenüber Schimmelpilz (gilt nicht für Holzfaser-, Holzwolle-, Kork-Dämmstoffe). | |||||||
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen; Emissionsprüfberichte |
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen. |
1 In Holzwolle-Dämmplatten überwiegt der mineralische Anteil (ca. 54% Bindemittel Magnesia oder Zement, ca. 34% Holz), es handelt sich um ein Verbundmaterial, weshalb genaugenommen von einem Dämmstoff aus mineralischen und nachwachsenden Rohstoffen gesprochen werden muss.
Übersicht Lebenszyklusinformationen: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
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Kork-Dämmstoffe | Schafwolle-Dämmstoffe | Stroh- dämmstoffe |
Zellulose-Dämmstoffe | |||
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Rohstoffe | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe) |
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Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft | |||||||
Anteil fossiler Rohstoffe |
Flachs: 0-10 M-% (Stützfasern) Hanf: 0 M-% |
Holzfaser: Holzwolle: |
0 M-% | 0-12% Stützfasern | Bei Strohballen oder Einblasdämm- stoffen 0 M-% Bei Dämmplatten wird teilweise ein Kunstharz (PMDI) als Bindemittel eingesetzt (Anteil im Produkt nicht bekannt) |
Flocken: 0 M-% Platten: bis zu 6 M-% Stützfasern |
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Anteil mineralischer Rohstoffe |
Flachs: bis zu 10 M-% Hanf: 2-5 M-% |
Holzfaser: 0-8 M-% Holzwolle: 55 M-% |
0 M-% |
0,1-6% (Mottenschutz, ggf. Flammschutz) | 0 M-% | bis zu 10 M-% (Flammschutz- mittel) |
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Anteil erneuerbarer Rohstoffe |
Flachs: 80-90 M-% Hanf: 95-97 M-% |
Holzfaser: 85-98 M-% (abh. von Dicke, Funktion, Herstellungs- Holzwolle: 34 M-% Holz, 11 M-% Wasser |
100 M-% | 88-99% M-% | Strohballen und Einblas- dämmstoffe 100 M-% |
85-92 M-% | |
Charakteristische Inhaltsstoffe | |||||||
Hauptanteil / Namensgeber | Flachsfasern, bzw. Hanffasern |
Holzfasern (Fichte, Tanne, Kiefer) Holzwolle (Fichte, Kiefer) |
Kork | Schafschurwolle | Stroh | Zellulose | |
Bindemittel / Verklebung |
Flachs: Kartoffelstärke Hanf: keine |
Holzfaser / Nassverfahren: holzeigene Harze möglich Holzfaser / Trockenverfahren: Holzwolle: Zement oder Magnesia |
korkeigenes Harz | keine | Bei Strohballen und Einblas- dämmstoffen: keine Bei Dämmplatten teilweise PMDI-Verleimung |
nur bei Platten: Ligninsulfonat, Tallharz, Aluminiumsulfat (Alaun) | |
Flammschutzmittel | Flachs: i.d.R. Borsalze (Dinatriumocta- borat) Hanf: Soda, Ammonium- |
Holzfaser: Holzwolle: - |
- |
keine, |
keine |
Borsäure, jetzt i.d.R. zwar <5,5% (Einstufungsgrenz- alternativ boratfrei möglich: |
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weitere mögliche Zusätze | Flachs: z.T. Polyesterfasern (Stützfasern)
Hanf: Polyesterfasern auf pflanzlicher Basis (z.B. soja-, maisbasiert / Stützfasern) |
Holzfaser: ggf. Hydrophobierung: Latex, Paraffin oder Bitumen; Holzwolle: |
- |
bis zu 2% Wollschutz / Mottenschutz: z.T. bis zu 12% Stützfasern (Polyester) |
keine |
ggf. Stützfasern bei Platten: |
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Eigenschaften | |||||||
Struktur / Dämmwirkung durch ... | pflanzlicher Faser-Dämmstoff / Luft in den Faserzwischen-räumen | pflanzlicher Faser-Dämmstoff / Luft in den Faserzwischen- räumen |
pflanzlicher Schaum-Dämmstoff (expandiert) / luftgefüllte Zellen | tierischer Faserdämmstoff / Luft in den Faser-zwischenräumen | pflanzlicher Faser-Dämmstoff / Luft in den Faserzwischen- räumen |
organischer Faserdämmstoff / Luft in den Faserzwischen- räumen |
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Besonderheiten | - | Holzwolle: Schall- und Brandschutz, schlechte WD | - | geeignet zur Sanierung von schadstoff- belasteten Innenräumen (Schadstoffabbau, z.B. Formaldehyd) |
- | - | |
Sonstiges | |||||||
Verwendung von Recyclingmaterialien | - |
Holzfaser: - Holzwolle: selten, Produktionsabfälle |
ggf. Flaschenkorken für die Herstellung von Korkschrot |
z.T. recyclierte PES-Stützfasern |
- |
i.d.R. aus Tageszeitungs-Altpapier (Remittenden = nicht benutztes Zeitungspapier) | |
Herstellung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung) | ||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | 2.12 Flachsfaser bzw. 2.13 Hanffaser | 2.7 Holzwolleplatten bzw. 2.10 Holzfasern | - | - | 2.23 Stroh | 2.11 Zellulosefaser | |
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. |
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Verarbeitung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||
Verarbeitungsweise / Lieferzustand | Platten, lose Fasern, Stopfwolle oder Schüttung | Platten | Platten, Granulat (Korkschrot) | Platten/Matten, Stopfwolle | Strohballen, lose Fasern oder Platten | lose Flocken, Platten | |
Arbeitshygienische Risiken | Staubbelastung beim Einbringen loser Fasern (insbesondere beim Einblasen) möglich
Platten sind angenehm zu verarbeiten (kein Jucken, Kratzen) |
keine, außer Staubemissionen beim Zuschneiden der Platten | keine, außer bei minderwertigen Backkork-Produkten, die mit zu hoher Temperatur expandiert wurden (PAK, Phenole / unangenehmer Geruch) |
Staubbelastung beim Einbau möglich Platten sind angenehm zu verarbeiten (kein Jucken, Kratzen) |
Staubbelastung beim Einbringen loser Fasern (insbesondere beim Einblasen) möglich |
Staubemissionen beim Einblasen loser Flocken möglich, darf nur von lizensierten Fachfirmen verarbeitet werden. | |
Nutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||
VOC-/SVOC-, Formaldehyd- Emissionen | keine1 | keine1 | keine1 |
keine1,2 |
keine |
keine1 | |
Besonderheiten | - | - | - |
geeignet zur Sanierung von schadstoffbelasteten Innenräumen (Schadstoffabbau, z.B. Formaldehyd) |
- |
- | |
1 Von den als Flammschutzmittel eingesetzten Salzen oder anorganischen Phosphaten (z.B. Ammoniumphosphat) sind keine Innenraumbelastungen bekannt.Bei in Schafwolle-Dämmstoffen vereinzelt als Flammschutzmittel angegebenen phosphororganischen Verbindungen besteht die Möglichkeit von Formaldehydabgaben in den Innenraum, die aber vermutlich gering sind. 2 Vereinzelt werden noch Pyrethroide als Mottenschutz angeben (s. Rohstoffe). Bei Kontakt mit der Innenraumluft sollten pyrethroidfreie Produkte bevorzugt und eine aussagekräftige Deklaration eingefordert werden. Produkte mit dem natureplus-Qualitätszeichen dürfen bestimmte Grenzwerte hinsichtlich VOC- oder Formaldehyd-Emissionen sowie weiterer Schadstoffe nicht überschreiten und unterliegen jährlichen Folgeprüfungen. U.a. ist auch eine Volldeklaration Voraussetzung. |
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Nachnutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung) | ||||||
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit | bei loser Verlegung bzw. bei Schüttungen geringer Aufwand | bei loser horizontaler Verlegung geringster Aufwand, bei mechanischer Befestigung mittlerer Aufwand, hoher Aufwand bei Verklebung in WDVS | bei Schüttungen bzw. loser Verlegung geringer Aufwand | geringer Aufwand, da i.d.R. lose oder mechanisch befestigt, nicht verklebt |
bei loser Verlegung bzw. bei Schüttungen geringer Aufwand werden die Strohballen verputzt, ist der Aufwand erhöht |
geringer Aufwand bei Einblasflocken oder loser Verlegung | |
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit | bei sortenreinem Ausbau und Rücknahme- system (zum Teil vorhanden) des Herstellers möglich |
Holzfaser: bei sortenreinem Ausbau theoretisch möglich, aber nicht wirtschaftlich, daher i.d.R. nicht praktiziert Holzwolle: schwer möglich, da Verbund- |
bei sortenreinem Ausbau möglich, z.B. Verarbeitung zu Korkschrot zur Bodenauf- lockerung, aber nicht wirtschaftlich |
bei sortenreinem Ausbau und Rücknahme- system (zum Teil vorhanden) des Herstellers möglich |
bei sortenreinem Ausbau theoretisch möglich, aber nicht wirtschaftlich, daher i.d.R. nicht praktiziert | bei sortenreinem Ausbau und Rücknahme- system (zum Teil vorhanden) des Herstellers möglich |
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Typischer Entsorgungsweg | wenn kein Rücknahme- system des Herstellers vorh.: energetische Verwertung oder Kompostierung |
Holzfaser: Holzwolle: |
energetische Verwertung |
wenn kein Rücknahme- energetische Verwertung oder Kompostierung |
energetische Verwertung oder Kompostierung |
wenn kein Rücknahem- |
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Energiegewinnung möglich? | möglich |
Holzfaser: möglich Holzwolle: nicht möglich (zu hoher mineralischer Anteil) |
möglich | möglich | möglich | möglich |
Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Wollschutz / Mottenschutz
Schafwolle-Dämmstoffe sind i.d.R. mit einem Wollschutz bzw. Mottenschutz ausgestattet. Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. gibt hier in ihren Informationsblättern an, dass sich anstelle der gesundheitlich bedenklichen Pyrethroide, Borsalze oder dem in der EU nicht mehr zugelassenen Mittin FF ein neuer Standard etabliert habe mit dem Wirkstoff Kaliumhexafluorotitanat IV. Kaliumhexafluorotitanat ist ein anorganisches Salz, das auch als Flammschutzmittel verwendet wird. Von den Herstellern werden aber zum Teil auch noch Pyrethroide angegeben (z.B. 0,1%=1g/kg synthetisches Pyrethrum oder Konservan = gekapseltes Permethrin).
Bei Kontakt mit der Innenraumluft sollten pyrethroidfreie Produkte bevorzugt und eine aussagekräftige Deklaration eingefordert werden.
Für die Europäische Technische Zulassung (ETA) muss die Resistenz gegen biologische Einwirkungen (Schimmelwachstum und Insektenschädlinge) nachgewiesen werden. Die Wirksamkeit der eingesetzten Mittel kann somit z.B. über die Vorlage der ETA geprüft werden.
Für Produkte mit dem natureplus-Qualitätszeichen ist u.a. eine Volldeklaration Voraussetzung. Auch die Resistenz gegen Schimmelwachstum und Schadinsekten muss hier nachgewiesen werden. Pyrethroide als Wollschutz sind ausgeschlossen (Grenzwert bei Laboranalyse <= 0,5 mg/kg, d.h. <=0,00005%). Die Produkte dürfen außerdem bestimmte Grenzwerte hinsichtlich VOC- oder Formaldehyd-Emissionen sowie weiterer Schadstoffe nicht überschreiten und unterliegen jährlichen Folgeprüfungen.
Raumluftsanierung mit Schafwolle
Untersuchungen im Rahmen eines Forschungsprojekts des DWI haben ergeben, dass Schafwolle zur Raumluftsanierung von Innenräumen eingesetzt werden kann. Gewaschene Wolle besteht zu ca. 97% aus dem Strukturprotein Keratin, dessen reaktionsfreudige Aminosäuren mit Luftschadstoffen (z.B. Formaldehyd) reagieren und diese binden. Die Bindung erfolgt je nach Schadstoff unterschiedlich. Protein-reaktive Substanzen wie Formaldehyd und Ozon reagieren mit der Faser und sind damit permanent in ihr gebunden, nicht proteinreaktive Substanzen lagern sich an die Faser an wie an einen Filter.
Dafür eignet sich zunächst jedes Produkt aus Schafschurwolle, da die Schafwolle grundsätzlich die Eigenschaft des Schadstoffabbaus besitzt. Über Nachbehandlungen kann diese weiter optimiert werden, sodass auch spezielle, auf Schafwolle basierende Keratin-Vliese zur Sanierung formaldehydbelasteter Innenräume zur Verfügung stehen.
Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS
- Reiter Übersicht / Anwendungsbereiche
- Reiter Zeichen & Deklarationen / Erläuterung + Links der wichtigsten Deklarationen zur jeweiligen Produktgruppe
- Reiter BNB-Kriterien / Einordnung der jeweiligen Produktgruppe gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.
Quellen
S. Thomé, G. Wortmann, J. Föhles, H. Klingenberger, G. Bittner, F.-J. Wortmann:
Aufnahme und Bindung von Innenraumschadstoffen durch Wolle am Beispiel von Formaldehyd, DWI Reports 128, E4 (2004)
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), www.fnr.de:
Borschürenseite zum Thema Bauen
Marktübersicht - Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, FNR 2014 (download)
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
Stand 08/2025
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Kork-Dämmstoffe | Schafwolle-Dämmstoffe | Stroh- dämmstoffe |
Zellulose-Dämmstoffe | ||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | ||||||
Blauer Engel DE-UZ 132 Emissionsarme Wärmedämm- stoffe und Unterdecken für Innen- anwendungen (Ausgabe 2020) |
+ (derzeit nur als Schüttung / bituminierte Hanfschäben) |
+ (derzeit nur Holzwolle) |
(+) | (+) |
+ (derzeit nur aus Seegras) |
(+) | |
Blauer Engel DE-UZ 140 Umweltfreundliche Wämedämm-verbundsysteme (Ausgabe 2019) |
+ |
+ (nur Holzfaser wg. Anw.bereich) |
(+) |
./. |
- |
./. |
|
Blauer Engel DE-UZ 156 Emissionsarme Verlege- unterlagen für Bodenbeläge (Ausgabe 2019) |
./. |
(+) (Verfügbarkeit evtl. gegeben) |
+ (derzeit nur als Kombiprodukt, z.B. mit PUR) |
- (nicht im Geltungsbereich, aber als Verlegeunterlage möglich) |
./. | (+) | |
Österreichisches Umweltzeichen /
Richtlinie UZ 44 |
(+) | (+) | (+) | (+) | (+) | + | |
Österreichisches Umweltzeichen / Richtlinie UZ 79 |
(+) |
+ (nur Holzfaser wg. Anw.bereich) |
(+) | (+) | (+) | (+) | |
EU Ecolabel (Blume) | - | - | - | - | - | - | |
Nordic Swan Ecolabel | - | - | - | - | - | - | |
natureplus Umweltzeichen (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%) |
(+) ---- |
+ Wärmedämm- ---- |
(+) ---- |
+ |
(+) ---- |
+ Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen |
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eco-Institut-Label / Dämmplatten und Dämmstoffe |
(+) |
(+) |
(+) |
(+) |
+ (derzeit nur 1 Produkt aus Seegras) |
(+) | |
EMICODE / |
./. |
(+) (nur für Verlegeunterlagen; Verfügbarkeit unklar) |
./. | ./. | |||
Eurofins Zertifizierung "Indoor Air Comfort Gold" (Formaldehyd-Grenzwert strenger / VOC-Grenzwerte weniger streng als Blauer Engel) | (+) |
(+) |
(+) |
- (derzeit nicht im Geltungsbereich) |
- (derzeit nicht im Geltungsbereich) |
- (derzeit nicht im Geltungsbereich) |
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Cradle to Cradle2 / Built Environment and Furnishings | (+) |
+ |
(+) |
(+) |
+ |
(+) |
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GISBAU Klassifizierungs-system |
Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen |
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Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen sind nicht im GISBAU-System über GISCODES klassifiziert. Informationen zu arbeitshygienischen Risiken siehe Reiter Verarbeitung. |
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Umweltprodukt-deklaration (EPD) |
Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen |
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EPD1 | - | + | - | - | - | - | |
Branchen-EPD1 | - | - | - | - | - | - | |
Umweltindikatoren |
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen |
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ÖKOBAUDAT-Datensätze | 2.13.01 Hanffaser-Vlies |
2.7.01 Holzwolleleicht- |
2.9.01 Expandierter Kork | - | 2.23 Stroh | 2.11 Zellulosefaser | |
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. |
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Sonstige freiwillige Produkt- Deklaration |
Inzwischen gibt es für die Produktfindung neben den Websites der Umweltzeichen auch verschiedene Produktdatenbanken. Dabei handelt es sich um Plattformen, auf denen Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration haben z.B. für BNB/QNG-Kriterien oder für Anforderungen anderer Zertifizierungssysteme. Nicht jede dieser Plattformen ist für die Nutzenden kostenfrei, manchmal wird eine Registrierung verlangt. Vorteilhaft ist auf jeden Fall, wenn dort auch die passenden Nachweisdokumente zum Download hinterlegt sind, was derzeit nur teilweise der Fall ist. Nur so kann die Einhaltung von Anforderungen auch nachvollzogen, ggf. geprüft und mit dem Projekt auch langfristig dokumentiert werden. Inhalt aufklappen | ||||||
+ |
Die Nutzung der Produktinformationen auf der Plattform der baubook GmbH ist kostenfrei und ohne Registrierung möglich. Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform kostenpflichtig deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Bauplatten |
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Die Nutzung der Produktinformationen auf der Plattform der DGNB GmbH ist kostenfrei und ohne Registrierung möglich. Der Zugang zu tiefergehenden Schadstoff-Informationen ist jedoch DGNB-AuditorInnen vorbehalten. Die Datenbank bedient im Wesentlichen die Anforderungen der DGNB-Zertifizierung. Hersteller können ihre Produkte und entsprechende Informationen oder Links kostenpflichtig in der Datenbank hinterlegen. Nur zum Teil wird über die Erreichung bestimmter Qualitätsniveaus in DGNB ENV1.2 informiert. Bei einem Teil dieser Produkte findet man aber über den ggf. verknüpften SHI-Produktpass auch Informationen zu QNG, BNB, BREEAM usw.. | |||||||
Building Material Scout | Die Nutzung der Produktinformationen auf der Plattform der Building Material Scout GmbH ist kostenfrei, es ist allerdings eine Registrierung / Anmeldung erforderlich. Hersteller können ihre Produkte und Datenblätter oder Links kostenpflichtig in der Datenbank hinterlegen. Bei einem Teil der Produkte findet man Informationen zur Einhaltung der Anforderungen unterschiedlicher Zertifizierungssysteme (z.B. BNB, QNG, BREEAM, DGNB). | ||||||
SHI-Produktpass - Produkte BNB+QNG (nur eingeschränkt kostenfrei) | Die Nutzung der Produktinformationen auf der Plattform der Sentinel Holding Institut GmbH ist nur zu einem kleineren Teil kostenfrei, der Zugang zu den vollständigen Informationen kostenpflichtig. Hersteller können ihre Produkte und entsprechende Informationen oder Links kostenpflichtig in der Datenbank hinterlegen. Diese werden geprüft und erhalten zum Teil einen SHI-Produktpass, der über verschiedene Zertifizierungssysteme (z.B. QNG, BNB, DGNB, BREEAM / nicht immer über alle) informiert und die erforderlichen Nachweise zusammenstellt. |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten. 2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!
3 Im Gegensatz zu den anderen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen überwiegt in Holzwolle-Dämmplatten der mineralische Anteil (ca. 54% Bindemittel Magnesia oder Zement, ca. 34% Holz). Sie werden deshalb auch bei den Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen mit aufgeführt.
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. |
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Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung Dämmstoffe
Stand 11/2023 (Steckbriefversion V 2015)
Übersicht 1.1.6-Positionen für Dämmstoffe + WECOBIS-Produktgruppen | Qualitätsniveau erreichbar?1 |
|||||
- | Mineralische Dämmstoffe in vorgehängten Fassaden, auf Flachdächern, im erdberührten Bereich |
- | - | - | - | - |
Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum, Hochleistungsdämmstoffe (Dämmstoffe mit Aerogelen), Mineralwolle-Dämmstoffe, Schaumglas-Dämmstoffe | derzeit keine Anforderungen | |||||
32a, 32b | Kunstschaum-Dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik | QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
Expandierter Polystyrolschaum (EPS), Extrudierter Polystyrolschaum (XPS), Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR), Kautschuk-Dämmstoffe / Flexibler Elastomerschaum, Melamin- und |
ja | ja | ja | ja2 | ja2 | |
33 | Spritz- und Montageschäume |
QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
3 ab QN4 Verzicht auf Spritz- + Montageschäume erforderlich | ja | ja | ja | nein3 | nein3 | |
Spritzschaum (UF) | ja | nein | nein | nein | nein | |
36a | Dämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen → Erläuterungen s.u. |
QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
Mineralwolle-Dämmstoffe (größte Produktverfügbarkeit mit BE), Holzfaserdämmplatten4, Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum 4 ggf. Gleichwertigkeitsnachweis für QN4/QN5, da geringe Produktverfügbarkeit beim Blauen Engel (BE), mögliche Alternative: natureplus Umweltzeichen (Abstimmung mit Konformitätsprüfungsstelle erforderlich) |
ja | ja | ja | ja | ja | |
Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Kork-Dämmstoffe, Hochleistungsdämmstoffe (Dämmstoffe mit Aerogelen), Schaumglas-Dämmstoffe (kein typischer Anwendungsbereich) 5 jeweils nur mit Gleichwertigkeitsnachweis zum Blauen Engel (BE) |
ja | ja | ja | (ja)5 | (ja)5 | |
Expandierter Polystyrolschaum (EPS), Extrudierter Polystyrolschaum (XPS), Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) | ja | ja | ja | nein | nein | |
36b | Dämmstoffe in Innenräumen → Erläuterungen s.u. |
QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
Mineralwolle-Dämmstoffe (größte Produktverfügbarkeit beim BE), Blähgranulat-Dämmstoffe, Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum (nur Leichtbeton), Flachs/Hanf-Dämmstoffe (Schüttung), Holzwolledämmplatten, Kautschuk-Dämmstoffe / Flexibler Elastomerschaum, Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES), Polyethylen(PE)-Dämmstoffe, Seegras-Dämmstoffe |
ja | ja | ja | ja | ja | |
Calciumsilikat-Dämmplatten / Mineralschaum, Hochleistungsdämmstoffe (Dämmstoffe mit Aerogelen), Holzfaserdämmplatten7, Kork-Dämmstoffe7, Schafwolle-Dämmstoffe7, Schaumglas-Dämmstoffe (kein typischer Anwendungsbereich), Strohdämmstoffe, Vermiculite-Dämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe7 6 jeweils nur mit Gleichwertigkeitsnachweis zum Blauen Engel (BE)7 Produkte mit natureplus Umweltzeichen vorhanden (Stand 11/2023) |
ja | ja | ja | ja | (ja)6 | |
8 Erreichbarkeit von QN5 (Gleichwertigkeitsnachweis) unsicher | ja | ja | ja | ja | ?8 | |
Expandierter Polystyrolschaum (EPS), Extrudierter Polystyrolschaum (XPS), Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) | ja | ja | ja | ja | nein | |
46b | Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen |
QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Holzfaserdämmplatten, Holzwolledämmplatten, Kork-Dämmstoffe, Schafwolle-Dämmstoffe, Strohdämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe 9 zusätzliche Anforderungen für Dämmstoffe in WDVS (s. Pos. 36a) oder in Innenräumen (s. Pos. 36b) |
ja | ja | ja | ja | ja9 | |
Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs | ||||||
Dämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen Inhalt aufklappen | ||||||
EPS, XPS und PUR-Dämmstoffe können aufgrund halogenorganischer Flammschutzmittel die Anforderungen des Blauen Engels nicht erfüllen und damit auch keinen Gleichwertigkeitsnachweis erbringen. Ansonsten ist es möglich, bei Verwendung der entsprechenden Produkte, mit allen anderen für WDVS technisch in Frage kommenden Dämmstoffen die Anforderungen bis einschließlich QN5 (Blauer Engel DE-UZ 140 oder gleichwertig) zu erfüllen, ggf. mit Gleichwertigkeitsnachweis. Ein alternativer einfacher Nachweis kann das natureplus Umweltzeichen sein, für das sich Produkte aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen qualifizieren könnten (Abstimmung mit der Konformitätsprüfungsstelle erforderlich). |
||||||
Dämmstoffe in Innenräumen Inhalt aufklappen | ||||||
EPS, XPS und PUR-Dämmstoffe können aufgrund halogenorganischer Flammschutzmittel die Anforderungen des Blauen Engels nicht erfüllen und damit auch keinen Gleichwertigkeitsnachweis erbringen. Ansonsten ist es möglich, bei Verwendung der entsprechenden Produkte, mit allen anderen für WDVS technisch in Frage kommenden Dämmstoffen die Anforderungen bis einschließlich QN5 (Blauer Engel DE-UZ 132) zu erfüllen, ggf. mit Gleichwertigkeitsnachweis. Ein alternativer einfacher Nachweis kann das natureplus Umweltzeichen sein, für das sich Produkte aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen qualifizieren könnten (Abstimmung mit der Konformitätsprüfungsstelle erforderlich). |
Tabelle 1.5.3: Übersicht der erreichbaren Qualitätsniveaus / Dämmstoffe
1 Entsprechende Produkte vorausgesetzt, die die jeweiligen Einzelanforderungen erfüllen. Sofern nichts anderes vermerkt (s. ggf. Erläuterungen), ist eine ausreichende Produktverfügbarkeit gegeben.
→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen
Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen für Planung und Ausschreibung sind in den WECOBIS Planungs- & Ausschreibungshilfen (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
→ Kunstschaumdämmstoffe für Gebäude und Haustechnik
→ Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen
→ Dämmstoffe in WDVS
→ Dämmstoffe in Innenräumen
→ Spritz- und Montageschäume
→ Web-Portal baubook mit BNB und QNG Produktinfos
baubook bietet deklarierte und validierte Produktinfos einschließlich Downloadmöglichkeit von Nachweisdokumenten, für Dämmstoffe unter folgendem Link:
→ Dämmstoffe / baubook Produkt-Datenbank BNB + QNG
BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes. Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau). |
Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.
Einordnung Dämmstoffe im Bestand
Für Dämmstoffe findet man die entsprechenden Informationen gesammelt für die ganze Obergruppe unter Dämmstoffe im Bestand.
Hinweise zu aktuellen Produkten:
Hochleistungsdämmstoffe
Hochleistungsdämmstoffe auf Basis von Aerogel oder pyrogener Kieselsäure sind neue Produkte, die deshalb in älteren Gebäuden noch nicht vorhanden sind. Die potentiellen Risiken von Nanoprodukten für die menschliche Gesundheit und die Umwelt sind noch wenig untersucht. Aerogel gehört allerdings nicht zu den Nanopartikeln. Die Bezeichnung "Nano" bezieht sich hier auf die Größe der Poren im Aerogel. Beim Rückbau von Dämmstoffen mit Aerogelen kann es jedoch zu Staubemissionen kommen, welche zu Augen- und Atemwegsreizungen führen können. Die Auswirkungen einer Langzeitexposition auf die menschliche Gesundheit sind nicht bekannt.
Flachs/Hanf-Dämmstoffe / Schafwolle-Dämmstoffe / Zellulose-Dämmstoffe
Produkte aus Flachs oder Hanf sind erst seit den 90er Jahren am Markt vertreten. Die in Flachs-/Hanf-, Schafwolle- und Zellulose-Dämmstoffen möglicherweise enthaltenen Borate (Flammschutz) sind inzwischen als SVHC eingestuft, gehören aber nicht zu den nach BNB_BK_1.1.6 abgefragten Schadstoffgruppen. Auch Pyrethroide, die zwar heute nur noch zum Teil in Schafwolle-Dämmstoffen eingesetzt werden, aber vorhanden sein können, gehören nicht zu den nach BNB_BK_1.1.6 abgefragten Schadstoffgruppen. Für den Ausbau von Flachs-/Hanf-, Schafwolle- und Zellulose-Dämmstoffen, die mit Borsalzen oder Pyrethroiden behandelt sein könnten (genaue Erläuterung s. Rohstoffe / Ausgangsstoffe), sollten vorsorglich die jeweiligen arbeitshygienischen Maßnahmen ergriffen werden.
Expandierter Polystyrolschaum / Extrudierter Polystyrolschaum
Bei Dämmstoffen aus Polystyrol (EPS und XPS) wurde lange Zeit als Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) eingesetzt. Seit 22. Juni 2016 dürfen Dämmstoffe mit HBCD nicht mehr in Verkehr gebracht und verwendet werden. HBCD erfüllt die Kriterien für persistente (in der Umwelt nicht leicht abbaubare), bioakkumulierende (sich in Organismen anreichernde) und toxische (giftig für Mensch, Ökosysteme oder Organismen) Stoffe (PBT-Stoffe) der europäischen Chemikalienverordnung REACH. HBCD gehört inzwischen auch zu den in BNB_BK_1.1.6 abgefragten Schadstoffgruppen.
Weitere Infos und Antworten auf häufig gestellte Fragen siehe Hintergrundpapier zu HBCD / Umweltbundesamt.
BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet. |
An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.
Einordnung Dämmstoffe
Dämmstoffe, die als Verlegeunterlagen verwendet werden, benötigen bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume eine abZ aus Gesundheitsschutz- und ggf. Branschutzgründen (siehe Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8). Sie umfasst eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung von Formaldehyd, sowie flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. Diese Regelung für Verlegeunterlagen ist nicht vom EuGH-Urteil betroffen und gilt weiterhin. Eine Liste von Verlegeunterlagen mit abZ kann auf der Seite des DIBt heruntergeladen werden.
→ DIBt - Verzeichnis zugelassener Verlegeunterlagen
Für Verlegeunterlagen aus Holzfaser, Kautschuk, Korkgranulat, Pappe, PE-, PS oder PU-Schaum gibt es zudem einen Blauen Engel DE-UZ 156 "Verlegeunterlagen". Außerdem können sich Verlegeunterlagen für den EMICODE qualifizieren. Der Blaue Engel und der Emicode EC1plus garantieren die Einhaltung strengerer Grenzwerte für die Innenraumluft als für die abZ erforderlich.
Produktgruppe | Zu erwartende VOC-Emissionen | Zu erwartende Formaldehyd-Emissionen |
Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen | ||
Blähgranulat-Dämmstoffe, Calciumsilikat-Dämmstoffe, Hochleistungsdämmstoffe1, Holzwolledämmplatten, Schaumglas-Dämmstoffe, Vermiculite-Dämmstoffe |
keine | keine |
Mineralwolle-Dämmstoffe2 | möglich | möglich |
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen | ||
Flachs-/Hanf-Dämmstoffe, Holzfaserdämmplatten, Holzwolledämmplatten, Kork-Dämmstoffe, Schafwolle-Dämmstoffe3, Strohdämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe | keine | keine |
Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen | ||
Expandierter Polystyrolschaum (EPS), Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES) | keine | keine |
Extrudierter Polystyrolschaum (XPS)4, Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR)5, Spritzschaum (PUR)6, Flexbiler Elastomerschaum / Kautschuk-Dämmstoffe, Montageschäume6 | möglich | keine |
Melamin- und Phenolharzschäume7 | möglich | möglich |
Spritzschaum (UF)8 | möglich | hoch |
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen | |
keine | Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC. |
möglich | Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen. |
hoch | Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen. |
1 Bei Innenanwendungen von Dämmstoffen mit Aerogel sind vom Aerogel selbst keine VOC- oder Formaldehyd-Emissionen zu erwarten. Aerogel kommt aber auch in Verbundwerkstoffen (z. B. mit Mineralwolle oder Gipswerkstoffen) vor. Deshalb können bei der Beurteilung der Emissionen in die Innenraumluft auch andere Materialien relevant sein.
2 Mineralwolle-Dämmstoffe enthalten als Bindemittel i.d.R. Formaldehydharze (Glaswolle 5-7 M-%, Steinwolle 1-3,5M-%). Formaldehydemissionen in den Innenraum können deshalb (abhängig von der Einbausituation) nicht ausgeschlossen werden. In Kombination mit anderen Emissionsquellen kann dies auch zu unerwünschten Ergebnissen von Raumluftmessungen beitragen. Einige Hersteller produzieren bereits Mineralwolle-Dämmstoffe mit niedrigeren Anteilen an Formaldehydharzen bzw. ohne deren Einsatz als Bindemittel.
3 Schafwolle-Dämmstoffe sind für die Raumluftsanierung von schadstoffbelasteten Innenräumen geeignet. Sie haben die Eigenschaft, zahlreiche Schadstoffe, wie z.B. Formaldehyd, zu binden.
4 Aus XPS können die sehr leichtflüchtigen Co-Treibmittel Aceton oder Ethanol austreten und nur beim Einsatz von XPS als Innendämmung in der Raumluft nachgewiesen werden. Andere Emissionen von XPS in die Innenraumluft sind nicht bekannt.
5 Emissionsmessungen in der Prüfkammer analog einschlägiger Prüfnormen (DIN EN 717-1 und DIN (EN) ISO 16000-6, 9 und 11) ergaben, dass flüchtige organische Stoffe (VVOC, VOC) in Form des Kohlenwasserstoffs Pentan in geringen Mengen freigesetzt werden. Flüchtige Isocyanate sind in Polyurethan-Hartschaum nicht enthalten.
6 Unmittelbar nach der Anwendung können geringe Mengen an Treibmittel (Propan, Butan, Dimethylether) emittiert werden. Mit anderen Emissionen im Innenraum ist nach derzeitigem Kenntnisstand nicht zu rechnen.
7 Es sind mehrere Fälle von Formaldehydemissionen aus Melaminharzschäumen bekannt, die zu erhöhten Formaldehydkonzentrationen in Innenräumen geführt haben. Formladehyd ist als Emission aus Phenolharzschäumen nicht bekannt. Das Risiko der Freisetzung von Fromaldehyd kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Für die Innenraumluftbelastung können auch Emissionen von Treibgasen relevant sein (bei einzelnen Produkten halogenierte Treibmittel).
8 Bei UF-Spritzschäumen besteht ein erhöhtes Risiko, dass es nach dem Einbau zu einer Formaldehydbelastung der Innenraumluft kommen kann.
Einordnung Dämmstoffe
Die Rückbaubarkeit von Dämmstoffen hängt von der Art der Konstruktionsweise / des Einbaus ab.
Rückbaubarkeit | Geringer Rückbauaufwand => hoher Rückbauaufwand | |||
---|---|---|---|---|
Konstruktionsweise | lose Verlegung | mechanische Fixierung | (vollflächige) Verklebung | |
Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen Inhalt aufklappen | ||||
Blähgranulat-Dämmstoffe (i.d.R. als Schüttung eingebaut) | X | |||
Calciumsilikat-Dämmplatten, Schaumglas-Dämmstoffe1 | X | |||
Holzwolledämmplatten | X | |||
Hochleistungsdämmstoffe2, Mineralwolle-Dämmstoffe3 | X | X | X | |
Vermiculite-Dämmstoffe4 | X | X | ||
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Inhalt aufklappen | ||||
Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Holzfaserdämmplatten, Kork-Dämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe5 | X | X | X | |
Holzwolledämmplatten | X | |||
Schafwolle-Dämmstoffe | X | X | ||
Strohdämmstoffe | X | |||
Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen Inhalt aufklappen | ||||
Expandiertes Polystyrol (EPS)3,6, Extrudiertes Polystyrol (XPS)3,6, Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR)3, Melamin- und Phenolharzschäume | X | X | X | |
Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES) | X | X | ||
Flexibler Elastomerschaum / Kautschuk-Dämmstoffe3, Spritzschaum (PUR, UF)7, Montageschäume7 | X |
Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Rückbaubarkeit
1 Schaumglas-Dämmstoffe werden in der Regel vollflächig verklebt oder in Bitumen eingegossen (Flachdach). Dementsprechend ist der Aufwand für den Rückbau verhältnismäßig hoch. Bei einer losen Verlegung der Platten wäre der Aufwand für den Rückbau gering.
2 Aerogel kommt auch in Verbundwerkstoffen (z. B. mit Mineralwolle oder Gipswerkstoffen) vor. Der Aufwand für den Rückbau kann erforderliche Arbeitsschutzmaßnahmen aufgrund einer möglichen Staubentwicklung erhöhen.
3 Die Rückbaubarkeit wird in erster Linie durch die Einbausituation und erst in zweiter Linie durch die gewählte Befestigungsart beeinflusst. Am höchsten ist die Rückbaufähigkeit für lose horizontal verlegte Dämmplatten, z.B. auf einem Umkehrdach oder Warmdach. An der Fassade befestigte oder verklebte Dämstoffe können mit erhöhten Aufwand mechanisch entfernt werden.
4 Vermiculite-Dämmstoffe werden in der Regel als Schüttung eingesetzt. Da sie nicht mit anderen Baustoffen verbunden sind, können sie mit relativ geringem Aufwand (Absaugen) ausgebaut werden. Allerdings können aufgrund der möglichen Staubentwicklung Arbeitsschutzmaßnahmen erforderlich sein.
5 In der üblichsten Anwendung werden Zelluloseflocken in Hohlräume eingeblasen (Einblasdämmstoff). In diesem Fall kann die Dämmung durch Absaugen entfernt werden (geringer Aufwand). Bei Zellulose-Dämmplatten wird die Rückbaubarkeit durch die Art der Befestigung bestimmt. Vollflächig verklebte Platten lassen sich nur mit hohem Aufwand entfernen.
6 Im Perimeter (also im Erdreich) verbaute EPS-Dämmstoffe werden immer vollflächig verklebt und die Rückbaubarkeit ist entsprechend mit einem hohen Aufwand verbunden.
7 Der Rückbauaufwand von Spritz- und Montageschäumen ist aufgrund der Anhaftung auf anderen Bauteilen hoch. Eine sortenreine Trennung ist kaum möglich.
Eine stoffliche Verwertung als Dämmstoff ist häufig theoretisch möglich, jedoch fehlt es an entsprechenden Rücknahmesystemen.
Verwertungs-/ Beseitigungswege | Hochwertige Verwertung | Minderwertige Verwertung | Energetische Verwertung | Deponierung | |
Dämmstoffe aus mineralischen Rohstoffen Inhalt aufklappen | |||||
Blähgranulat-Dämmstoffe1, Calciumsilikat-Dämmplatten, Holzwolledämmplatten, Vermiculite-Dämmstoffe | nicht möglich | möglich | nicht möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | |
Hochleistungsdämmstoffe | nicht möglich | nicht möglich | nicht möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | |
Mineralwolle-Dämmstoffe, Schaumglas-Dämmstoffe2 | möglich | möglich | nicht möglich | möglich | |
Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen Inhalt aufklappen | |||||
Flachs/Hanf-Dämmstoffe, Holzfaserdämmplatten, Kork-Dämmstoffe | nicht möglich | nicht möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | nicht zulässig | |
Holzwolledämmplatten | nicht möglich | möglich | nicht möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | |
Schafwolle-Dämmstoffe, Strohdämmstoffe, Zellulose-Dämmstoffe | möglich | möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | nicht zulässig | |
Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen Inhalt aufklappen | |||||
Expandiertes Polystyrol (EPS), Polyesterfaser-Dämmstoffe (PES) | möglich | möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | nicht zulässig | |
Extrudiertes Polystyrol (XPS), Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) |
nicht möglich | möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | nicht zulässig | |
Flexibler Elastomerschaum /Kautschuk-Dämmstoffe, Melamin- und Phenolharz- schäume, Spritzschaum (PUR, UF), Montageschäume |
nicht möglich | nicht möglich | momentan der übliche Beseitigungsweg | nicht zulässig |
Tabelle 1.5.10-2: Übersicht Verwertbarkeit | |
Hochwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Minderwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Energetische Verwertung | Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet. |
Deponierung | Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert. |
1 Ausgebaute Blähgranulat-Schüttstoffe können ggf. als Bodenauflockerer oder als Zuschlagstoff (leichte Gesteinskörnung) für Mörtel und Beton verwertet werden.
2 Bei der Deponierung könnte die Anhaftungen von Bitumen eine thermische Vorbehandlung der Abfälle bedingen. Bei einer losen Verlegung der Platten oder wenn diese nur mechanisch fixiert wurden, wäre ein relativ einfacher Rückbau und die Gewinnung von sortenreinen Fraktionen möglich. In diesem Fall könnten die Dämmplatten auch stofflich verwertet werden.
Quellen
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)
Technisches
Technische Daten
Schafwolle-Dämmstoffe | |||||
Ausgewählte Produkte: 1) | Dämmvlies aus Schafwolle | ||||
Technische Regeln | Europäische Technische Zulassung (ETA) | ||||
Rohdichte [kg/m³] | 16 - 150 | ||||
Druckspannung bei 10% Stauchung bzw. Druckfestigkeit [kPa] | k.A. | ||||
Bemessungswert Wärmeleitfähigkeit λd [W/mK] (gemäß Anhang zu den Übereinstimmungszertifikaten) |
0,035 - 0,040 | ||||
Zuschlagsfaktor 2) bezogen auf: λd = 0,040 W/m²K |
0,875 - 1 |
||||
Wärmespeicherkapazität c [J/(kg*K)] | 1.630 - 1.720 | ||||
Richtwert der Dampfdiffusionswiderstandszahl μ nach DIN 4108-4 |
1 - 5 | ||||
Langzeitwasseraufnahme | max. 12 kg/m2 | ||||
Baustoffklasse nach DIN 4102 | B2 | ||||
Euroklasse nachDIN EN 13 501 | E | ||||
Beständigkeit | durch Behandlung mit Mottenschutzmitteln (Kaliumfluorotitanat IV) weitgehend resistent gegen Ungeziefer | ||||
Anwendungsbereiche 3) | |||||
Zulassung für Gefährdungsklasse 0 nach DIN 68 800-2 | - | ||||
Decke, Dach nach DIN 4108-10 | DAD | - | |||
DAA | - | ||||
DUK | - | ||||
DZ | + | ||||
DI | + | ||||
DEO | + | ||||
DES | + | ||||
Wand nach DIN 4108-10 | WAB | + | |||
WAA | + | ||||
WAP | - | ||||
WZ | - | ||||
WH | - | ||||
WI | + | ||||
WTH | - | ||||
WTR | + | ||||
Perimeter nach DIN 4108-10 | PW | - | |||
PB | - |
Anmerkungen:
1) | Die angegebenen Werte gelten beispielhaft für einzelne Produkte und können herstellerbedingt differieren. Die Datenlage ist allerdings grundsätzlich schlecht. |
2) | Der Zuschlagsfaktor berücksichtigt die unterschiedliche Dämmleistung der einzelnen Dämmstoffe (= Bemessungswert für die Wärmeleitfähigkeit). Ein Dämmstoff A mit λD = 0,03 (W/mK) erbringt z.B. mit einer Dicke von 75mm die gleiche Dämmleistung wie ein Dämmstoff B mit λD = 0,04 (W/mK) und einer Dicke von 100mm. Der Zuschlagsfaktor beträgt in diesem Beispiel 0,75. Will man z.B. den Primärenergieaufwand für zwei unterschiedliche Dämmstoffarten vergleichen, muss diesem Sachverhalt Rechnung getragen werden. Hat z.B. Dämmstoff A mit λD = 0,03 (W/mK) einen Primärenergieaufwand von 3.500 MJ/m³ und Dämmstoff B mit λD = 0,04 (W/mK) einen Primärenergieaufwand von 2.900 MJ/m³, muss für Dämmstoff A 3.500*0,75 = 2.650 MJ/m³ mit 2.900 MJ/m³ für Dämmstoff B verglichen werden. |
5) | Die angegebenen Anwendungsgebiete gelten für die ausgewählten Produkte und nicht für die gesamte Produktgruppe (dazu siehe Anwendungsbereiche Dämmstoffe incl. Erläuterung der Kurzzeichen) |
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
Schafwolle-Dämmstoffe sind nicht genormt und benötigen eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung. Dämmstoffprodukte aus Schafwolle verfügen inzwischen i.d.R. über eine europäische technische Zulassung (ETA).
Literaturtipps
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), www.fnr.de:
Borschürenseite zum Thema Bauen
Marktübersicht - Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, FNR 2014 (download)
Pfundstein, M; Gellert, R.; Spitzner, M.H.; Rudolphi, A.; Detail Praxis / Dämmstoffe – Grundlagen, Materialien, Anwendungen; 2007;Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG; München
Zwiener, G.; Mötzl, H.; Ökologisches Baustoff-Lexikon; 2006; C.F. Müller Verlag; Heidelberg
S. Thomé, G. Wortmann, J. Föhles, H. Klingenberger, G. Bittner, F.-J. Wortmann:
Aufnahme und Bindung von Innenraumschadstoffen durch Wolle am Beispiel von Formaldehyd, DWI Reports 128, E4 (2004)
KATALYSE Institut für angewandte Umweltforschung; Informationsbroschüre "Umweltverträglichkeit von Gebäudedämmstoffen“;06/2003; Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel
M. Fuehres, L. Faul; Forschungsvorhaben Abschlussbericht: Bewertung natürlicher, organischer Faserdämmstoffe; 2000; Fraunhofer IRB Verlag
Schafwolle als reaktives Sorbens für Luftschadstoffe im Innenraum; Deutsches Wollforschungsinstitut (DIW), Aachen; Eco-Umweltinstitut, Köln; Fritz Doppelmayer GmbH, Kempten; 1998
Isoliertechnik 5/96; Die Alternativen - wie gut sind ökologische Dämmstoffe wirklich? (Sonderdruck); 1996; Lambda Verlag; Gars
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Basismaterial: | 88 - 99% Schafschurwolle (Keratin = Eiweiß) Herkunft: Deutschland / Europa Schurhäufigkeit: 1 - 2x / Jahr |
Bindemittel: | keine, weder bei vernadelten noch bei thermisch verfestigten Produkten; bei thermisch verfestigten Dämmplatten finden bis zu 12% textile Stützfasern Anwendung, z.B. Polyester oder Polyactide |
Mottenschutzmittel (ggf. Flammschutzmittel): |
Flammschutzmittel: 0%, bzw. ggf. 4-6% z.B. Kaliumhexafluorotitanat (mineralisches Salz) bei Produkten mit Stützfasern, z.T. werden phosphororganische Flammschutzmittel (Aflammit) angegeben, Borate werden i.d.R. nicht mehr eingesetzt. Wollschutz / Mottenschutzmittel: |
Flammschutzmittel
Schafwolle besitzt schon von Natur aus günstige brandhemmende Eigenschaften und entzündet sich erst bei 560°C. Verantwortlich ist dafür die chemische Zusammensetzung der Wollfaser und die Fähigkeit, bis zu 30% ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aus der Umwelt aufzunehmen. Flammschutzmittel finden daher nur bei sehr leichten oder bei mit Stützfasern verfestigten Produkten Verwendung.
Vereinzelt fanden früher auch bei Schafwolle-Dämmstoffen Borsalze (Natriumborate) als Flammschutzmittel oder in geringeren Anteilen als Teil des Mottenschutzes Verwendung, was nach derzeitigem Kenntnisstand nicht mehr der Fall ist. Borate und Borsäure sind inzwischen als reproduktionstoxisch Kategorie 1A (H360FD) eingestuft, ein Teil wird bereits auf der REACH-Kandidatenliste für besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) geführt.
Wollschutz / Mottenschutz
Schafwolle-Dämmstoffe sind i.d.R. mit einem Wollschutz bzw. Mottenschutz ausgestattet. Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V. gibt hier in ihren Informationsblättern an, dass sich anstelle der gesundheitlich bedenklichen Pyrethroide, Borsalze oder dem in der EU nicht mehr zugelassenen Mittin FF ein neuer Standard etabliert habe mit Kaliumhexafluorotitanat IV. Kaliumhexafluorotitanat ist ein anorganisches Salz, das von der EU nicht als Mottenschutzmittel zugelassen ist und grundsätzlich auch als Flammschutzmittel verwendet wird. Ein Hersteller hat ein markenpatentrechtlich geschütztes, biozidfreies Verfahren zum Schutz der Wolle entwickelt. Dabei werden die Wollfasern durch eine Plasmaionenbehandlung geschützt. Von den Herstellern werden aber zum Teil auch noch Pyrethroide angegeben (z.B. 0,1%=1g/kg synthetisches Pyrethrum oder Konservan = gekapseltes Permethrin). Bei Kontakt mit der Innenraumluft sollten pyrethroidfreie Produkte bevorzugt und eine aussagekräftige Deklaration eingefordert werden.
Für Produkte mit dem natureplus-Qualitätszeichen ist u.a. eine Volldeklaration Voraussetzung. Auch die Resistenz gegen Schimmelwachstum und Schadinsekten muss hier nachgewiesen werden. Pyrethroide als Wollschutz sind ausgeschlossen (Grenzwert bei Laboranalyse <= 0,5 mg/kg, d.h. <=0,00005%). Die Produkte dürfen außerdem bestimmte Grenzwerte hinsichtlich VOC- oder Formaldehyd-Emissionen sowie weiterer Schadstoffe nicht überschreiten und unterliegen jährlichen Folgeprüfungen.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Schafwolle gehört zu den nachwachsenden Rohstoffen. Die Schafe werden ein- bis zweimal pro Jahr geschoren. Dabei wird ca. 7kg ungewaschene Rohwolle pro Schaf und Jahr gewonnen.
Für die Dämmstoffherstellung wird derzeit nur noch europäische und soweit möglich regional anfallende Schafwolle verwendet, die inzwischen aufgrund der fallenden Nachfrage aus der Textilindustrie ausreichend zur Verfügung steht. Dadurch wird die heimische extensive Schafhaltung, die zur Erhaltung der Kulturlandschaft beiträgt, unterstützt. Bei der Gewinnung mitteleuropäischer Wolle erfolgt kein massiver Chemieeinsatz oder Überweidung wie in den riesigen Schafzuchtfarmen in Australien oder Neuseeland.
Quellen
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), www.fnr.de:
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Herstellung
Herstellungsprozess
Die Wolle wird gründlichst mit Seife (z. B. Schmierseife, Kernseife) und Soda gewaschen und bis zu einem Restgehalt von max. 0,5 % entfettet. Das Reinigungsmittel wird anschließend durch mehrfaches kaltes Auswaschen vollständig herausgespült. Beim Spülvorgang erfolgt die Behandlung der Wollfasern mit den Zusatzstoffen.
In der Krempelanlage entsteht nach dem Trocknen der Wolle dann ein dünnes Krempelvlies (Primärvlies). Durch das kreuzweise Aufschichten und Vernadeln oder thermische Verfestigen mehrerer Lagen des Primärvlieses werden Matten bzw. Platten mit der gewünschten Dicke und Dichte hergestellt. Mit einer Schneidemaschine wird der Dämmstoff auf Länge und Breite zugeschnitten. Schnittreste werden dem Produktionsprozess wieder zugeführt.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.
Quellen
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), www.fnr.de:
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Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Schafwolle-Dämmstoffe werden in Form von Platten, Matten oder als Stopfwolle angeboten. Diese sind angenehm zu verarbeiten (kein Jucken und Kratzen).
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Über organische Faserstäube aus Schafwolle liegen noch keine systematischen Arbeitsplatzuntersuchungen vor. Im Rahmen eines Forschungsvorhabens des DIBt über natürliche, organische Faserdämmstoffe wurden auch Staub- und Faserkonzentrationen bei der Verarbeitung von Schafwolle-Dämmstoffen exemplarisch untersucht. Dabei wurde auch beim Einbau von Schafwolle-Dämmmatten der Allgemeine Staubgrenzwert der einatembaren Fraktion überschritten.
Bei Verwendung des richtigen Werkzeugs (Zuschnitt auf fester Unterlage mit Messer oder Schere, nicht reißen oder sägen) und sorgfältiger Reinigung wird bei der Verarbeitung von Schafwolle-Dämmstoffen die Freisetzung von Staub und Fasern minimiert.
Fasergeometrie:
Durchmesser der Einzelfasern: 10 – ca. 30 μm
Schafwolle-Fasern sind gut an ihrer geschuppten Oberflächenstruktur zu erkennen. Spitz zulaufende Fasern oder Bruchstücke, die z.B. beim Reißen oder Sägen entstehen können, haben Durchmesser im lungengängigen Bereich.
Arbeitsplatzgrenzwert AGW (früher: MAK-Wert):
Allgemeiner Staub-Grenzwert nach TRGS 900
A-Staub: 3 mg/m³ (alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
E-Staub: 10 mg/m³ (einatembare Fraktion, früher: Gesamtstaub)
Für den Einbau vorkonfektionierter Dämmstoff-Matten aus natürlichen, organischen Faserdämmstoffen wird grundsätzlich zur Verwendung von Atemschutzmasken (Halb-/Viertelmaske mit P1-Filter), geschlossener Arbeitskleidung und insbesondere bei Überkopfarbeiten zum Tragen einer Schutzbrille geraten. Verpackte Dämmstoffe sollen erst am Arbeitsplatz ausgepackt, das Material nicht geworfen oder mit Druckluft abgeblasen werden.
Quellen
M. Fuehres, L. Faul; Forschungsvorhaben Abschlussbericht: Bewertung natürlicher, organischer Faserdämmstoffe; 2000; Fraunhofer IRB Verlag
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Untersuchungen zu Faserbelastungen beim Einbau von organischen Faserdämmstoffen, die die Emissionen bis in die Nutzungsphase hinein verfolgten, haben ergeben, dass die Faserbelastung nach Abschluss der Arbeiten und fachgerechter Reinigung der Baustelle schnell wieder auf Werte absinken, die der generellen Grundbelastung durch lungengängige Fasern in Innenräumen entsprechen. Erhöhte Konzentrationen durch eingebaute organische faserförmige Dämmstoffe konnten nicht nachgewiesen werden.
Von Schafwolle-Dämmstoffen sind keine VOC- oder Formaldehyd-Emissionen in Innenräumen zu erwarten. Schafwolle-Dämmstoffe sind hingegen für die Raumluftsanierung von schadstoffbelasteten Innenräumen geeignet. Sie haben die Eigenschaft, zahlreiche Schadstoffe, wie z.B. Formaldehyd, zu binden. (Erl. s. Reiter Allgemeine Informationen).
Von den zum Teil als Flammschutzmittel eingesetzten Salzen oder anorganischen Phosphaten (z.B. Ammoniumphosphat) sind keine Innenraumbelastungen bekannt. Bei in Schafwolle-Dämmstoffen vereinzelt als Flammschutzmittel angegebenen phosphororganischen Verbindungen besteht die Möglichkeit von Formaldehydabgaben in den Innenraum, die aber vermutlich gering sind.
Quelle: Forschungsbericht 204 08 542 (alt) 297 44 542 (neu) des Umweltbundesamtes, 2000
Vereinzelt werden noch Pyrethroide als Mottenschutz angeben (s. Rohstoffe). Bei Kontakt mit der Innenraumluft sollten pyrethroidfreie Produkte bevorzugt und eine aussagekräftige Deklaration eingefordert werden.
Produkte mit dem natureplus-Qualitätszeichen (RL 0103 Schafwolle) dürfen bestimmte Grenzwerte hinsichtlich VOC- oder Formaldehyd-Emissionen nicht überschreiten. Neben einer Volldeklaration müssen sie sich dort außerdem u.a. einer Laborprüfung auf verschiedene weitere Schadstoffe (z.B. Pestizide) und Geruch unterziehen und unterliegen jährlichen Folgeprüfungen.
weitere Informationen und Links zu Umweltzeichen für emissionsarme Produkte siehe Reiter Zeichen & Deklarationen
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Gefährdungen für Wasser, Luft und Boden aus eingebauten Schafwolle-Dämmstoffen sind nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Im Brandfall gibt Wolle keine giftigen Brandgase ab und schmilzt nicht. Es bildet sich eine schaumartige Asche, die isolierend gegen Hitze wirkt.
Wassereinwirkung
Beim Einsatz von Kaliumfluorotitanat als Motten- oder Flammschutzmittel keine Gefahr des Ausschwemmens (WGK 0) durch Löschwasser.
Beständigkeit Nutzungszustand
Da Schafwolle-Dämmstoffe ohne Beeinträchtigung der Dämmmwirkung bis zu 33% ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und diese auch relativ schnell wieder abgeben können, haben erhöhte Baufeuchten meist keine Schäden zur Folge. Die Lebensdauer von Schafwolle-Dämmstoffen ist daher i.d.R. sehr hoch.
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Quellen
M. Fuehres, L. Faul; Forschungsvorhaben Abschlussbericht: Bewertung natürlicher, organischer Faserdämmstoffe; 2000; Fraunhofer IRB Verlag
Nachnutzung
Rückbau – Verfahren
Der selektive Rückbau und die getrennte Erfassung der Dämmstoffe ab Baustelle ist die wichtigste Grundvoraussetzung für eine Wiederverwendung bzw. ein hochwertiges Recycling von rückgebauten Dämmstoffen.
Der Rückbauaufwand ist weniger vom Dämmstoff als von der Einbausituation und Verlegeart abhängig:
- Lose verlegte Dämmstoffe, wie sie z.B. in Umkehrdächern vorkommen können, können zerstörungsfrei ausgebaut werden.
- Die mechanische Befestigung mittels Schrauben und Dübeln ist grundsätzlich lösbar, mit Aufwand ist auch hier ein zerstörungsfreier Rückbau möglich.
- Dämmstoffe, die mit Breitrückenklammern befestigt sind, können nicht zerstörungsfrei rückgebaut werden, weil die Entfernung der Klammern auf der Baustelle zu aufwändig ist.
- Verklebte und ggf. zusätzlich mechanisch befestigte Dämmstoffe wie z.B. Dämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen können weder zerstörungsfrei noch sauber ausgebaut werden.
Rückbau – Umwelt- und Gesundheitsrisiko
Beim Rückbau von derzeit am Markt erhältlichen Dämmstoffen sind – unter Beachtung der jeweiligen Einbausituation und möglicher Staubemission – keine Baustoff-spezifischen gesundheitlichen Risiken zu erwarten.
Beim Rückbau und der Entsorgung von Dämmstoffen aus dem Bestand ist der Gehalt an Borsäure oder anderen borhaltigen Verbindungen wie Boraxdecahydrat zu prüfen. Diese wurden mit der 20. ATP zur CLP-Verordnung ab 1.2.2025 als fortpflanzungsgefährdende Stoffe der Kategorie 1B (H360FD) und damit als SVHC eingestuft. Die bis dahin gültigen spezifischen Konzentrationsgrenzen von 3,1 % bis 8,3 % sind damit entfallen. Die entsprechende Konzentrationsgrenze beträgt nun 0,3 %. Für Produkte, die mehr als 0,3 % der eingestuften borhaltigen Verbindungen enthält, sind nach GefStoffV die besonderen Schutzmaßnahmen für Tätigkeiten mit reproduktionstoxischen Stoffen („R-Stoffen“) anzuwenden.
Weiterverwendung
Bei der Sanierung von Dämmungen wie zum Beispiel von Wärmedämmverbundsystemen kann geprüft werden, ob ein vorhandenes Dämmsystem erhalten und mit neuen Platten „aufgedoppelt“ werden kann. Die alten Dämmplatten können nicht mehr zugelassene Stoffe enthalten (z.B. EPS-Platten das Flammschutzmittel HBCD -> Dämmstoffe im Bestand). Beim späteren Rückbau der Fassadendämmung fallen in diesem Fall schadstoffhaltige und schadstofffreie Dämmstoffabfälle gemeinsam an. Das Aufdoppeln sollte daher gemeinsam mit einem Rückbaukonzept in einem „Gebäudepass“ dokumentiert werden, und es sollte sichergestellt werden, dass der neue Dämmstoff bei einem späteren Rückbau schadstofffrei vom alten Dämmstoff getrennt werden kann. Bei vollflächig verklebten und verdübelten Systemen wie dem Wärmedämmverbundsystem wird das aus heutiger Sicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand nicht zu bewerkstelligen sein.
Wiederverwendung
Dämmstoffe können wiederverwendet werden, wenn sie trocken sind, unzerstört und sauber ausgebaut und getrennt gesammelt wurden. Das ist zum Beispiel bei lose verlegten Dämmstoffen möglich. Auch sortenrein abgesaugte Einblasdämmstoffe könnten wiederverwendet werden. Die Wiederverwendung von Dämmstoffen ist wegen der hohen technischen Anforderungen jedoch selten.
Eine Wiederverwendung von verklebten Dämmstoffen (z.B. aus Wärmedämmverbundsystemen) ist aufgrund des Zustands der rückgebauten Platten in der Regel ausgeschlossen.
Vor einer allfälligen Wiederverwendung sollte geprüft werden, ob der Mottenschutz erneuert werden muss.
Sammel- und Rücknahmesysteme
Baustellenabfällen werden von einigen Herstellern zurückgenommen. Die Rücknahme von gebrauchten Schafwolle-Dämmstoffe aus dem Rückbau wird nicht explizit genannt (derzeit noch kaum Abfall aus dem Rückbau).
Stoffliche Verwertung
Etablierten Rücknahmesystemen und Recyclingverfahren für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, die beim Rückbau anfallen, steht derzeit vor allem auch die geringe Menge an anfallenden Abfällen entgegen.
Recycling
Saubere Abfälle aus Schafwolle-Dämmstoffen können wieder zu Schafwolle-Dämmstoffen verarbeitet werden. Dafür müssen sie sortenrein ausgebaut und getrennt gesammelt werden. Sie müssen frei von Verunreinigungen und Fremdkörpern sein und dürfen keine Durchnässung oder sonstige Schädigung während der Nutzung erlitten haben. Dieser Prozess kann auch mit Schafwolle-Dämmstoffe, die Fasern aus anderen Materialien enthalten, praktiziert werden.
Recyclingprozesse für Schafwolle sind v.a. aus der Textilindustrie bekannt. In sogenannten Reißereien werden textile Fasern wieder zu verwertbaren Fasern, z.B. für die Automobilindustrie, aufbereitet. Im geschlossenen Kreislaufsystem haben die wiedergewonnenen Garne und Textilien eine vergleichbare Qualität wie die ursprünglichen. Rezyklierte Wolle aus offenen Kreislaufprozessen von gebrauchten Produkten wird unter anderem für die Herstellung von Schall- und Wärmedämmungen eingesetzt.[1]
Größere Mengen an Schafwolle-Dämmstoffen aus Sanierungsobjekten können ebenfalls wieder textilen Fertigungsprozessen zugeführt werden. Der Entfärbungsprozess entfällt hier. Die Vermischung mit anderen Fasern (Stütz- und Bindefasern bei Schafwolle-Dämmstoffen) schränkt die Recyclingfähigkeit ein. Polypropylengitter können laut Herstellerangaben händisch von der Wolle getrennt werden.
Sonstige stoffliche Verwertung als Bioabfall gemäß BioAbfV (Kompostierung)
Gemäß BioAbfV / Anhang 1 Nummer 2 sind nachwachsende Rohstoffe geeignete biologisch abbaubare Materialien, die für eine gemeinsame Behandlung mit Bioabfällen und für die Herstellung von Gemischen mit Bioabfällen geeignet sind.
Wollabfälle gehören außerdem zu den für eine Verwertung auf Flächen grundsätzlich geeigneten Bioabfällen gemäß BioAbfV / Anhang 1 Nummer 1. Es muss sich dabei um Abfälle aus der Textilindustrie (04 02 21 Abfälle aus unbehandelten Textilfasern) handeln.
Schafwolle-Dämmstoffe können Verunreinigungen oder Zusatzstoffe enthalten, welche die biologische Abbaubarkeit einschränken oder eine Verunreinigung des Komposts bewirken. Damit unterliegen Abfälle aus Schafwolle-Dämmstoffen nicht pauschal der Positivliste des Anhangs 1 der BioAbfV. Solche Materialien können ggf. im Einzelfall geprüft und genehmigt werden (§ 3 Abs. 4 BioAbfV: "Einzelfallgenehmigung durch zuständige Behörde").
Verbrennung
Für Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, die beim Rückbau anfallen, ist die Verbrennung derzeit das gängige Verfahren. Diese Dämmstoffe haben einen hohen Heizwert pro Kilogramm, wegen der geringen Roh- bzw. Schüttdichte aber vergleichsweisen geringen Heizwert pro Kubikmeter. In Verbrennungsanlagen, die hauptsächlich auf die Abfallbehandlung und einen hohen Durchsatz ausgelegt sind, ist die Verbrennung von Leichtstofffraktionen damit eher nachteilig.
Störstoffe bei der Verbrennung von Dämmstoffen sind Verunreinigungen durch mineralische Fremdstoffe aus Putz- und Klebstoffanhaftungen.
Heizwert : 20,43 MJ/kg [Katalyse 2003]
Deponierung
Eine Deponierung von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen ist wegen dem hohen organischen Anteil seit dem 01.05.2005 ohne thermische / energetische Vorbehandlung nicht mehr erlaubt.
EAK-Abfallschlüssel für Dämmstoffe
siehe auch Lexikon Abfallschlüssel
Abfallschlüssel | Abfallbezeichnung |
17 | Bau- und Abbruchabfälle |
17 06 | Dämmmaterial und asbesthaltige Baustoffe |
17 06 01* | Dämmmaterial, das Asbest enthält |
17 06 03* | anderes Dämmmaterial, das aus gefährlichen Stoffen besteht oder solche Stoffe enthält1) |
17 06 04 | Dämmmaterial mit Ausnahme desjenigen, das unter 17 06 01 und 17 06 03 fällt |
*Dämmmaterial mit Ausnahme desjenigen, das unter 17 06 01 und 17 06 03 fällt
1)zum Beispiel (H)FCKW in alten Kunststoff-Dämmstoffen, alte Mineralfasern, die als krebserzeugend eingestuft sind (Dämmstoffe im Bestand)
Quellen
Fortentwicklung und Evaluierung des BNB-Kriteriensteckbriefs 4.1.4 Rückbau, Trennung, Verwertung.
Forschungsprogramm. Anlage 4 Nachnutzung von Baustoffen. Hildegund Figl, Maria Fellner, Caroline Thurner.
IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH, Wien. Zukunft Bau, Aktenzeichen SWD 10.08.17.7-20.36 (ID 88). Berichtsdatum: 31. Januar 2024. (Online-Quelle)
KATALYSE Institut (2003) Informationsbroschüre „Umweltverträglichkeit von Gebäudedämmstoffen“;06/2003; Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel
[1] International Wool Textile Organisation. (n.d.). Recycled wool. (Online-Quelle)