Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Zementestriche (CT) sind Estriche aus Zement, Gesteinskörnung und Wasser, sowie gegebenenfalls Zusätzen.
Zementestrich mit Gesteinskörnungen aus Naturstein und geschliffener Oberfläche wird als Terrazzo bezeichnet.
Hartstoffestriche sind Industrieestriche auf der Basis von Zementestrichen (ab CT C65) mit trockenen Einstreuungen oder direkter Verwendung hochfester Gesteinskörnungen (meist natürliche Gesteinskörnungen, Metallspäne). Er findet in der Regel im zweischichtigen Aufbau für höchstbelastbare Industrieböden Verwendung.
Zementestriche mit sehr weicher Konsistenz bei der Verarbeitung (hoher Fließmittelgehalt, hoher w/z-Wert etc.) sind auch als Fließestriche (→ auch Calciumsulfat-Fließestrich) erhältlich.
Wesentliche Bestandteile
- Zement
- Wasser
- Gesteinskörnung (Größtkorn i.d.R 8 mm)
- Ggf. Zusatzstoffe und Zusatzmittel
Charakteristik
- Teil des Fußbodenaufbaus
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Da Zementestrich Zement als Bindemittel enthält, ist er nach Gefahrstoffverordnung kennzeichnungspflichtig mit den GHS-Symbolen für „Gefahr“ GHS05 und GHS07.
Es gelten folgende H-Sätze zur Gesundheitsgefährdung:
- H318 Verursacht schwere Augenschäden.
- H335 Kann die Atemwege reizen.
- H315 Verursacht Hautreizungen.
Diese Angaben gelten für den trockenen pulverförmigen Zementestrich und den frischen Zementestrich. Im abgebundenen Zustand, das heißt ausgehärteten Zustand, gehen keine Gesundheitsgefahren von Zementestrich aus.
Lieferzustand
- pulverförmig als Werktrockenmörtel
- plastische bis fließfähige Konsistenz als Nassmörtel
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
- Höhenausgleich
- Unterlage für Bodenbelag
- Lastverteilung auf einer Dämmschicht
- Fußboden (ohne Belag)
- Aufnahme von Installationsleitungen
- Terazzo
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Estriche
Stand 07/2024
Kunstharz- estrich | Lehm-estrich | Magnesia-estrich | Zement- estrich | Fertigteil- estrich | ||||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | |||||||
Blauer Engel | - | - | - | - | - | - | - | |
Österreichisches Umweltzeichen | - | - | - | - | - | - | - | |
EU Ecolabel (Blume) | - | - | - | - | - | - | - | |
Nordic Swan Ecolabel | - | - | - | - | - | - | - | |
natureplus Umweltzeichen (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%) | - | - | - | - | - | - | - | |
IBO-Prüfzeichen | + | - | - | - | - | + | - | |
eco-INSTITUT-Label / Mineralische Bauprodukte | + | + | + | + | + | + | + | |
EMICODE / Raumlufthygiene | (+) | (+) | + | (+) | (+) | + | (+) | |
Cradle to Cradle2 / Built Environment and Furnishings | - | - | - | - | - | - | - | |
GISBAU Klassifizierungs-system | Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen | |||||||
Estriche sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. | ||||||||
Umweltprodukt-deklaration (EPD) | Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen | |||||||
EPD1 | - | - | - | - | - | - | + | |
Branchen-EPD1 | + | - | + | - | - | + | + | |
Umweltindikatoren | Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen | |||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | 1.4.03 Estrich trocken | 1.5.02 Gussassphalt | 1.4.03 Estrich trocken | - | - | 1.4.03 Estrich trocken | 1.4.03 Estrich trocken | |
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. | ||||||||
Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen | Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen | |||||||
baubook BNB/QNG Produktinformationen | Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | |||||||
baubook ÖkoBauKriterien | Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert bzw. recherchierbar |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung der Zementestriche
Stand 05/2019
BNB-Kriterium 1.1.6 stellt derzeit keine Anforderungen an Zementestriche. Die gemäß Qualitätsniveau 1 für alle adressierten Produkte geforderte Dokumentation wird trotzdem empfohlen.
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Von den nach BNB-Kriterium 4.1.4 bewerteten Bauelementen sind für Estriche Gründungen und Decken relevant. Diese bestehen im Verwaltungsbau überwiegend aus Beton oder Stahlbeton.
Rückbaubarkeit
Für die Bewertung gemäß BNB 4.1.4 wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreinen Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist.
Sortenreiner Rückbau von Estrichen ist aufwändig, aber im Vergleich zu Putz- oder Mauermörteln aufgrund der höheren Schichtdicke leichter realisierbar. In den Estrich eingebundene Heizungsrohre oder Bewehrung bzw. am Ausbruchmaterial anhaftende Dämmstoffe, Trennschichten oder Oberflächenaufbauten (Fliesen etc.) erschweren die sortenreine Verwertung.
Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit
Sortenreinheit
Beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt. Eine hohe Sortenreinheit z. B. durch homogene Baustoffe und leicht trennbare Bauteilschichten führt tendenziell zur Aufwertung in der Bewertung nach Kriterium 4.1.4.
Zementestriche werden als Bestandteil mineralischen Bauschutts deponiert oder verwertet, üblicherweise erfolgt keine sortenreine Trennung.
Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit
Verwertbarkeit
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Sortenrein rückgebaute Zementestriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Aus wirtschaftlichen Gründen findet eine stoffliche Verwertung jedoch hauptsächlich im Rahmen der Aufbereitung von Bauschutt statt. In der Regel ist von der Deponierung auszugehen.
Verwertungs- / Beseitigungswege | Hochwertige Verwertung | Minderwertige Verwertung | Energetische Verwertung | Deponierung |
Calciumsulfatestrich | Nicht möglich | Theoretisch möglich1 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Gussasphaltestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich3 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Kunstharzestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich4 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5 |
Magnesiaestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich6 | Theoretisch möglich7 | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5 |
Zementestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich6 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg (sortenrein: Inertabfall) |
Fertigteilestrich | Theoretisch möglich | Bedingt möglich | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Hochwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Minderwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Energetische Verwertung | Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet. |
Deponierung | Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert. |
2 je nach Erfüllung der Zuordnungskriterien in jeweilige Deponieklasse
3 Aufgrund der aufwändigen Trennung von anderen Bauteilen und der Verfügbarkeit von Bitumen wird im Hochbau ein Recycling von bituminösen Produkten derzeit nicht durchgeführt. 4 Stoffliche Verwertung ist je nach organischem Anteil möglich. Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. 5 ev. Vorbehandlung notwendig 6 Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Die stoffliche Verwertung erfolgt hauptsächlich im Rahmen der Aufbereitung von Bauschutt.
7 je nach organischen Anteilen
Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Stoffliche Verwertung, Energetische Verwertung
Quellen
Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU): Umwelt-Produktdeklaration Mineralische Werkmörtel: Estrichmörtel - Zementestrich. Ausstellungsdatum 07.02.2014. Online verfügbar bei IBU - Institut Bauen und Umwelt / Download EPD, abgerufen am 11.03.2015
Technisches
Baustoffklasse nach DIN 4102-1
A1 (nicht brennbar)
Färbung
grau
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
Siehe Mörtel + Estriche
AGI A 12-1 | 1997 | Industrieböden - Industrieestriche - Ergänzungen zu DIN 18560: Zementestrich, zementgebundener Hartstoffestrich |
DIN 1100 | 2004 | Hartstoffe für zementgebundene Hartstoffestriche - Anforderungen und Prüfverfahren |
ZEMENT-MERKBLATT B 19 | 2010 | Zementestrich |
Quellen
Zement-Merkblatt / Betontechnik / B 19 7.2015 - Zementestrich (Download)
Literaturtipps
Institut Bauen und Umwelt e.V. / Service / Downloads von Broschüren / Produktgruppenregeln (PCR) / Umweltproduktdeklarationen (EPD)
Zement-Merkblatt / Betontechnik / B 19 7.2015 - Zementestrich (Download)
Unger, A.: Fussbodenatlas; 8. Auflage, 2008
Scholz/Hiese: Baustoffkenntnis; 16. Auflage, 2007; Werner Verlag (Wolters Kluwer Deutschland GmbH), Köln
Zwiener, G.; Mötzl, H.; Ökologisches Baustoff-Lexikon; 2006; C.F. Müller Verlag; Heidelberg
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Bindemittel
Zement (300 - 450 kg/m³)
Gesteinskörnungen
natürliche Gesteinskörnung (1.600 - 2.200 kg/m³)
Wasser
ggf. Zusatzmittel: → Betonzusatzmittel, z. B. Fließmittel (→ Betonverflüssiger, Verzögerer, Beschleuniger, (Zementschnellestrich), zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit (z. B. zur Herstellung von Fließestrich) und/oder der späteren Eigenschaften.
ggf. Farbpigmente (z. B. für Terrazzo)
Zementestriche werden nach den Erkenntnissen der Betontechnologie gemischt. Die Zusammensetzung ist auf die estrichspezifischen Eigenschaften abgestimmt (z. B. höherer Sandanteil, kleineres Größtkorn (< 16 mm, i. d. R. 8 mm), bessere Fließfähigkeit). Der Zementgehalt richtet sich nach der gewünschten Festigkeitsklasse.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Zement
Die Rohstoffe (Kalkstein, Ton und Kalkmergel) werden ausschließlich im Tagebau gefördert:
Gesteinskörnung
Gesteinskörnungen werden ausschließlich im Tagebau (Abbau in Gruben oder Nassbaggerung in Seen) gewonnen. Damit verbunden sind Umweltbelastungen durch Eingriffe in Natur und Landschaft.
Verfügbarkeit
Zement
Die Rohstoffe sind (noch) in ausreichendem Maße vorhanden. Teilweise muss ein Teilrohstoff (Quarz, Kalk), der in den Abbaustätten nicht (mehr) vorhanden ist, aus der weiteren Umgebung angeliefert werden. Dies führt zu einer erhöhten Belastung der Umwelt (höherer Energieverbrauch, erhöhte Lärm- und Schadstoffemission, etc.). Teilweise werden auch Sekundärrohstoffe wie Kalkschlämme oder Gießerei-Altsande verwendet. Statt des reinen Portlandzementes (CEM I) werden inzwischen standardmäßig Portlandkomposit- bzw. -hüttenzemente (CEM II bzw. CEM III) angeboten und verwendet, um Primärrohstoffe zu schonen.
Gesteinskörnung
Natürliche Gesteinskörnungen sind (noch) in ausreichendem Maß vorhanden.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Zement
Teilweise werden Sekundärrohstoffe wie Kalkschlämme oder Gießerei-Altsande verwendet. Statt des reinen Portlandzementes (CEM I) werden inzwischen standardmäßig Portlandkomposit- bzw. -hüttenzemente (CEM II bzw. CEM III) angeboten und verwendet, um Primärrohstoffe zu schonen.
Radioaktivität
In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.
Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.
Produkte wie Putze, Mörtel oder Estriche tragen aufgrund ihrer geringen Dicke nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Zementestrich kann entweder im Werk oder direkt auf der Baustelle gemischt werden. Wird der Estrich im Werk gemischt, fallen durch die vorhandene Einhausung weniger Lärm- und Staubemission für die Umgebung an.
Anlagen zur Wiedernutzung des Rest- und Waschwasser sind meist vorhanden. Dieses entsteht beim Reinigen der Mischer und Transportfahrzeuge und kann entweder sofort oder mit Hilfe von Verzögerern, Wasch- oder Recyclinghilfen (→ auch Betonzusatzmittel) auch am nächsten Tag als Zugabewasser verwendet werden.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.
Die Ökobau.dat stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live- Datensätze.
Weiterführende Informationen zur Ökobau.dat im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → Ökobau.dat / Umweltindikatoren
Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.
Im Kapitel Energieaufwand finden sich ggf. allgemeine Informationen zum Thema, die die Produktgruppe prägen.
Energieaufwand
Bei der Verarbeitung von Zementestrichen wird Energie beim Mischen verbraucht. Die Energiemenge ist abhängig von den verwendeten Mischaggregaten.
Graue Energie
Zementestrich: 2.600 - 3200 MJ/m³
(13 - 20 % Zement; 0,15% Zusatzmittel)
Hierbei werden durchschnittlich 50 bis 75% für die Förderung und Herstellung des Zements benötigt, der Rest ergibt sich aus den Gesteinskörnungen und den Zusatzstoffen sowie dem Verbrauch der Mischmaschine, dem Transport und der Verarbeitung des frischen Estrichmörtels.
Quelle:Büro für Umweltchemie (Hrsg.): Graue Energie von Baustoffen, 1998, Zürich
Für die Energiebilanz ist es unerheblich, wo der Estrich gemischt wird, da entweder die Rohstoffe oder der frische Estrich zur Baustelle transportiert werden müssen.
Charakteristische Emissionen
Bei der Herstellung eines Zementestriches direkt auf der Baustelle fallen Lärm- und Staubemission für die Umgebung an.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Es sollte persönliche Schutzausrüstung (Augen-, Atem- und Gehörschutz) getragen werden.
Maßnahmen Umweltschutz
Es liegen keine Informationen vor, dass auf der Baustelle besondere Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Im Werk werden Emissionen durch Einhausung verringert.
Transport
Zementestriche kommen meist als fertiges Trockengemisch entweder als Sackware, als Siloware oder als Werkfrischmörtel im Transportmischer auf die Baustelle.
Zementestriche werden in Deutschland von diversen Unternehmen an verschiedenen Standorten hergestellt, so dass ein Transport auf nationaler Ebene mit relativ kurzen Transportwegen möglich ist.
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Der frische Zementestrich kann durch seine weich-plastische Konsistenz leicht verteilt und geglättet werden (Mörtellehre, Abziehlatte, Glättmaschine).
Während der ersten 3 Tage darf die Estrichtemperatur 5°C nicht unterschreiten. Er ist vor Zugluft und zu schneller Austrocknung zu schützen (Verwendung von PE-Folien mit einem erhöhten, in der Regel auch wegen der Verschmutzung nicht recyclingfähigen Abfallaufkommen). Des Weiteren sind starke Erwärmung oder Starkregen zu vermeiden. Die Oberfläche darf nicht mit Zement gepudert und nicht genässt werden und das Aufbringen eines Feinmörtels zum Glätten ist unzulässig.1
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Gesundheitsgefahren gehen nach heutigem Kenntnisstand überwiegend von der stark alkalischen Lösung aus, die sich beim Anmachen des Zements mit Wasser bildet (pH-Wert 12,5 bis 13,5) und Reizungen verursacht.
Bei der Verarbeitung zementhaltiger Produkte sind persönliche Schutzmaßnahmen erforderlich (u.a. Augenschutz, Handschutz, Hautschutz, Körperschutz).
Allergische Hautreaktionen auf Chromat (sogenannte „Maurerkrätze“) sind heutzutage nicht mehr zu erwarten, da die Herstellung und Verwendung nicht chromatarmer zementhaltiger Produkte (GISCODE ZP2) seit dem 17. Januar 2005 verboten ist.
AGW-Werte
Portlandzement (staub)
5 mg/m³ gemessen in der einatembaren Fraktion
REACH / CLP
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden.
Zementestriche werden als Gemisch eingestuft. Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung müssen daher in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
ZP1 Zementhaltige Produkte, chromatarm
ZP2 Zementhaltige Produkte, nicht chromatarm
Die Herstellung und Verwendung nicht chromatarmer zementhaltiger Produkte (GISCODE ZP2) ist seit dem 17. Januar 2005 verboten.
Emissionen
Bei der Verarbeitung von trockenem Zementestrich kann es zu einer Staubentwicklung kommen.
Es liegen keine Informationen vor, nach denen es bei der Verarbeitung von bereits mit Wasser angemischten Zementestrichen zu Emissionen kommt.
Umweltrelevante Informationen
Energiebedarf
Bei der Verarbeitung von Zementestrich wird Energie beim Mischen zu einem verarbeitbaren Estrich, zum Pumpen und Verdichten verbraucht. Die Energiemenge ist abhängig von den verwendeten Mischaggregaten, Pumpen und Verdichteinrichtungen.
Wassergefährdung
Eindringen von verdünnter Zementsuspension (Waschwasser) in Boden, Gewässer und Kanalisation muss aufgrund Freisetzung basischer Bestandteile durch Auslaugen / Auswaschen vermieden werden (WGK 1: schwach wassergefährdend). Hierzu zählen keine Bodeninjektionen oder dergleichen, bei denen die Zemente bzw. Zementmörtel aufgrund ihrer Zusammensetzung und ihrer schnellen Erhärtung kaum eine lang andauernde Beeinträchtigung darstellen.
Quellen
1Scholz/Hiese: Baustoffkenntnis; 17. Auflage, 2011; Werner Verlag (Wolters Kluwer Deutschland GmbH), Köln
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Umwelt- und gesundheitsrelevante Beeinträchtigungen im Neuzustand und während der Nutzung sind nicht bekannt. Im Nutzungszustand sind die Inhaltsstoffe als feste Stoffe gebunden. Emissionen von Inhaltsstoffen sind nicht relevant (→ auch Beton).
Durch die normalerweise vorhandene Nutzschicht auf dem Estrich (z. B. Fliesen, Bodenbeläge, Beschichtungen) bzw. aufgrund der hohen Festigkeiten spielt ein ansonsten auftretender staubförmiger Abrieb keine Rolle.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Zementestrich birgt keine brandrelevante Gefährdung.
Wassereinwirkung
Es sind keine Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu erwarten.
Beständigkeit Nutzungszustand
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF
Instandhaltung
Bei sachgemäßer Herstellung sind Zementestriche frei von Instandhaltung. Aufgetragene Anstriche, Beschichtungen oder Bodenbeläge müssen aber gegebenenfalls erneuert werden.
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Beim Rückbau von Zementestrichen kann es zu Staubentwicklung kommen.
Wiederverwendung
Eine Wiederverwendung von Zementestrichen ist nicht möglich.
Stoffliche Verwertung
Eine stoffliche Verwertung im Rahmen der Aufbereitung von Bauschutt als rezyklierte Gesteinskörnung für Beton ist grundsätzlich möglich.
Bei Rückbau und Verwertung von Mörteln, die Dispergiermittel, Tenside, Entschäumer oder Hydrophobierungsmittel enthalten, sind aufgrund der geringen bzw. schwer eluierbaren Anteile keine umweltschädigenden Auswirkungen zu erwarten.
Energetische Verwertung
Eine energetische Verwertung von Zementestrichen ist aufgrund der mineralischen Natur nicht möglich.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Eine Deponierbarkeit von Zementprodukten ist problemlos möglich bei ausschließlich mineralischen Zuschlägen.
EAK-Abfallschlüssel
Abfälle aus der Herstellung von Zement, Branntkalk, Gips und Erzeugnissen aus diesen
10 13 11 | Abfälle aus der Herstellung anderer Verbundstoffe auf Zementbasis mit Ausnahme derjenigen, die unter 10 13 09 und 10 13 10 fallen |
10 13 14 | Betonabfälle und Betonschlämme |
Bau- und Abbruchabfälle
17 01 01 | Beton (Bau- und Abbruchabfälle) |
17 07 01 | gemischte Bau- und Abbruchabfälle |
(gemäß KrW-/AbfG, BestüVAbfV, überwachungsbedürftige Abfälle zur Verwertung)