Produktgruppeninformation
Leitungsdämmung aus flexiblem Elastomerschaum (schwarz), bzw. PIR-Schalen (weiss)
Begriffsdefinition
Flexible Elastomerschäume sind Dämmstoffe aus geschäumtem Synthesekautschuk. Die Dämmwirkung wird durch den Einschluss ruhender Luft bzw. von Treibgasen in den aufgeschäumten Zellen erzeugt. Sie werden im Gebäude vorwiegend zur Dämmung technischer Anlagen und deren Verteilnetze eingesetzt.
Als Material können unterschiedliche synthetische Kautschuke eingesetzt werden. Der Kautschukmischung werden Flammschutzmittel beigesetzt. Diese werden mit einem Treibmittel aufgeschäumt. Schäumung und Vernetzung des Kautschuks erfolgen im selben Produktionsschritt, was die Wahl möglicher Stoffe einschränkt. Als Treibmittel können Stoffe zum Einsatz kommen mit problematischen Eigenschaften hinsichtlich Gesundheits- und Umweltschutz.
Die Verwendung unterschiedlicher synthetischer Kautschuke führt zu einer grossen Vielfalt bei den eingesetzten Grundstoffen. Die exakten Rezepturen der angebotenen Produkte sind jeweils nur den Herstellern bekannt.
Wesentliche Bestandteile
Synthetischer Kautschuk kann aus unterschiedlichen Komponenten hergestellt werden. Eine Übersicht dazu gibt das Datenblatt Elastomere. Je nach Kautschukart unterscheiden sich die eingesetzten Grundstoffe erheblich. Für technische Anwendungen können Mischungen aus unterschiedlichen Kautschuken und auch Polyurethan-Kunststoffen verwendet werden. Konkrete Angaben zu den eingesetzten Mischungen unterliegen dem Produktionsgeheimnis der Hersteller.
In aktuell hergestellten Produkten kommen nur noch halogenfreie Flammhemmer zum Einsatz. Durch die Verwendung von chloriertem Kautschuk kann die Feuerfestigkeit des Kunststoffes selbst verbessert werden. Als Flammhemmer können Hydroxide, Stannate oder Phosphorverbindungen eingesetzt werden. Das können z.B. Aluminiumhydroxid oder Magnesiumhydroxide sein.
Zur Schäumung wird häufig Azodicarbonamid verwendet. Dies ist ein besonders besorgniserregender Stoff (SVHC) gemäss REACH-Verordnung der EU. Die Substanz gilt als asthmafördernd und allergieauslösend. Das Azidocarbonamid zersetzt sich während des Schäumungsprozesses thermisch und sollte gar nicht oder in nur noch in geringen Spuren im fertigen Elastomerschaum vorkommen.
Charakteristik
Elastomerschäume sind bei Belastung nicht formstabil und müssen ohne Auflast installiert werden. Sie sind schwarz. Flexible Elastomerschäume weisen eine Wärmeleitfähigkeit von 0.033 bis 0.04 W/(m*K) auf. Sie liegen damit im selben Bereich wie andere Dämmstoffe aus Mineralwolle, PUR/PIR, EPS oder XPS.
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Flammschutzmittel
Als halogenhaltige Flammschutzmittel können in eine Reihe sehr problematischer Stoffe zum Einsatz kommen. Die häufig in Kautschuk eingesetzten kurzkettigen Chlorparaffine gelten als besonders besorgniserregender Stoff (SVHC), sie bauen sich in der Umwelt kaum ab und verbreiten sich über die ganze Nahrungskette. Diese Probleme verursachen auch zahlreiche weitere halogenierten Flammschutzmittel. Zum Teil gelten sie darüber hinaus als krebserregend. In Kombination mit bromierten Flammhemmern oder alleine wird Antimontrioxid eingesetzt. Dieses kann vermutlich Krebs erzeugen.
Halogenfreie Flammschutzmittel sind deutlich weniger problematisch. Das häufig in Kunststoffprodukten verwendete Aluminiumhydroxid gilt als reizend für Haut, Augen und Atemwege.
Alternativen bei der Produktauswahl
Flexible Elastomerschäume werden in unterschiedlichen Varianten angeboten:
- Halogenhaltige Elastomerschäume: stellen heute das Standardprodukt dar. Diese haben die besten Wärmedämmeigenschaften aller Elastomerschäume. Sie sind zudem weniger Wasserdampfdurchlässig als halogenfreie Elastomerschäume.
- Halogenfreie Elastomerschäume: werden von allen namhaften Herstellern als Zusatzprodukte angeboten. Diese sind aus ökologischer Sicht den Halogenhaltigen vorzuziehen.
- Erhöht flammwidrige Elastomerschäume: werden für Durchdringungen von Brandabschnitten oder Bereiche mit erhöhten Anforderungen an den Brandschutz verwendet. Für diese Bereiche sind noch keine halogenfreien Produkte erhältlich.
Lieferzustand
- Als Platten auf Rollen
- Als Schläuche
- Als Bänder
Jeweils auch selbstklebend erhältlich.
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Technische Wärme- oder Schalldämmung von:
- Wasserleitungen
- Lüftungskanälen
- Technischen Anlagen
Genaue Erläuterung → Anwendungsbereiche Dämmstoffe
Planungs- und Ausschreibungshilfen
WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.
Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:
- Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
- Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
- ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.
Übersicht Planungsgrundlagen: Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen
Stand 06/2023
Expandierter Polystyrolschaum (EPS)
| Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) | Polyester-faser-Dämmstoffe (PES) | Kautschuk-Dämmstoffe / Flexibler Elastomer-schaum | Melamin- und Phenolharz-schäume | ||||
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Material- ökologische Anforderungen | Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen | |||||||
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS | Kunstschaum-dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik --- --- | Kunstschaum-dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik --- --- | Dämmstoffe in Innenräumen | Kunstschaum-dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik --- Dämmstoffe in Innenräumen | Kunstschaum-dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik | Kunstschaum-dämmstoffe für Gebäude und Haustechnik | ||
Quellen für material- ökologische Anforderungen | Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen | |||||||
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) | Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung. Einordung der jeweiligen Dämmstoffe hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS | |||||||
Umweltbundesamt (UBA) | Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Tapeten, Innenwandfarben + -putze). | |||||||
baubook ÖkoBauKriterien | Die Plattform baubook ÖkoBauKriterien bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen finden sich Produktdeklarationen und Kriterien in der Gruppe der synthetischen Dämmstoffe. | |||||||
Mögliche Nachweis- dokumente | Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen | |||||||
gesetzlich vorgeschrieben: | ||||||||
REACH / CLP: Sicherheitsdatenblatt (SDB) | Spritzschäume bzw. Ort- und Montageschäume werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%) Dämmstoffe in Plattenform werden als Erzeugnis eingestuft. Für Erzeugnisse ist kein SDB vorgeschrieben. Die pflichtgemäße Leistungserklärung zur CE-Kennzeichnung für Bauprodukte, die unter den Geltungsbereich der BauPVO fallen, muss Angaben über SVHC enthalten oder mitliefern (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage). Für alle Bauprodukte (Erzeugnisse), also auch solche, die nicht im Geltungsbereich der BauPVO liegen, besteht ein Auskunftsrecht für SVHC. Für die Anfrage an den Hersteller steht auf dem Informationsportal des Umweltbundesamtes zu REACH ein Musterbrief zum Download zur Verfügung. | |||||||
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage) | + | + | - | + | + | + | - | |
Nachweis bauaufsichtlicher Anforderungen aus Gesundheits- schutzgründen | Dämmstoffe aus Phenolharzschaum benötigten bis 15.10.2016 bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume eine abZ aus Gesundheitsschutzgründen (genaue Erläuterung siehe Lexikon abZ). Sie umfasste eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. Inhaltlich ist der Nachweis auch lt. aktueller Bauordnung (siehe Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8) nach wie vor erforderlich, nur nicht mehr über das Ü-Zeichen bzw. zwingend über eine abZ des DIBt. Dasselbe gilt auch weiterhin für Dämmstoffe aller Materialien, die als Verlegeunterlagen unter Bodenbelägen verwendet werden sowie für UF-Ortschäume. | |||||||
+ abZ der Gruppen Z-158.10-.... (Verlegeunterlagen)
| - | - | + ehemals abZ der Gruppen Z-23.15- ... (Phenolharzschaum) | + für UF-Ortschäume | - | |||
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen; Emissionsprüfberichte | Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Dämmstoffen aus synthetischen Rohstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen. |
Übersicht Lebenszyklusinformationen: Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen
Expandierter Polystyrol-schaum (EPS) | Extrudierter Polystyrol- schaum (XPS) | Polyurethan- Hartschaum (PUR/PIR) | Polyester-faser-Dämm-stoffe | Flexibler Elastomer- schaum/ Kautschuk-Schaum | Melamin- und Phenolharz- schäume | Spritzschaum (PUR, UF) | Montage- schäume | ||
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Rohstoffe | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe) | ||||||||
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft | |||||||||
Anteil fossiler Rohstoffe | 100 M-% | 100 M-% | 100 M-% | 100 M-% | 100 M-% | 100 M-% | 100 M-% | 100 M-% | |
Anteil mineralischer Rohstofffe | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | |
Anteil erneuerbarer Rohstoffe | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | 0 M-% | |
Charakteristische Inhaltsstoffe | |||||||||
Ausgangsstoff | Polystyrol | Polystyrol | Polyole, | Polyethylen-tereph-thalat (PET), z.T. Recylat | siehe Elastomere | MF: Melaminformal-dehydharz PF: Phenolformal-dehydharz | PUR: Polyole, Isocyanate UF: Harnstoff-Formldehydharz Spritzschäume | Polyole, Isocyanate bei Isocyanatfreie Montageschäumen: | |
Treibmittel | Pentan | zu 80% CO2 mit Co-Treibmittel (Ethanol oder Aceton), auch: HFKWs R-134a, R-152a, neu: HFO-1234ze | zu 95% Pentan, auch: HFKW | - (Fasern, nicht ge- | Azo-Dicarbon-Amid | MF: Pentan, PF: Pentan, | PUR: HFKW UF: In der Regel Luft | Gemische aus leichtentzündlichen Kohlenwasserstoffen (Propan, Butan, Dimethylether). HFKW-haltige Treibmittel werden in der Regel nur bei Brandschutz-schäumen noch eingesetzt. | |
Problematische Inhaltsstoffe | |||||||||
Flammschutzmittel | ca. 0,5-2 % HBCD (SVHC), Ersatzstoff: bromiertes Polymer | ca. 0,5 - 3% HBCD (SVHC), Ersatzstoff: bromiertes Polymer | ca. 2-5% halogenierte Phosphor-säureester: TCEP (SVHC) und TCPP | - | bis ca. 15% halogenierte Flammschutz-mittel und Antimontrioxid oder bis ca. 50% halogenfreie Flammschutz-mittel | MF: keine PF: Ammonium-phospaht, Borsäure (Anteil nicht bekannt | PUR: ca. 10 - 25% TEP, TCPP UF: nicht bekannt | ca. 10 - 20% TCPP | |
Sonstiges | |||||||||
Verwendung von Recyclingmaterialien | Verwendung von Produktions-abfälle; in der Schweiz auch Verwendung von sortenreinen Baustellen-abfällen | derzeit nur Verwendung von Produktions-abfällen, Extruderprozess erfordert hohen Reinheitsgrad | nur Verwendung von Produktions-abfällen | bis zu 80%, zum Großteil aus dem Recycling von Getränke-flaschen | nein | nein | nein | nur Verwendung von Produktionsabfällen | |
Herstellung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung) | ||||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | 2.2. Expandiertes Polystyrol | 2.3. Extrudiertes Polystyrol | 2.4. Polyurethan-Hartschaum (PUR) | - | 2.19.01 Kautschuk-Schaum | 2.17.01 Melaminharz-Schaum 2.5.01 Phenolharz-Hartschaum-Platten | 2.16.01 Ortschaum | - | |
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. | |||||||||
Verarbeitung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||||
Verarbeitungsweise / Lieferzustand | Plattenware (weiß oder grau); offenporig; für Anwendungen mit Feuchte-belastung auch intensiv geschäumt / geschlossen-porig | Plattenware (i.d.R. farbig, je nach Hersteller), geschlossen-zellig | Plattenware, geschlossen-zellig | formstabile Platten, flexible Rollen | Flexible Platten, Schläuche, Bänder | MF: Platten, Matten, offenzelliger Schaumstoff PF: Plattenware, geschlossen-zelliger Schaumstoffe | anspruchsvolle Verarbeitung vor Ort, bei Spritzschäumen nur durch Fachfirmern | Dosenschaum | |
Arbeitshygienische Risiken | Gefährdung durch Staub bei mechanischer Verarbeitung, durch Styrol beim Schneiden mit Heißdraht | Gefährdung durch Staub bei mechanischer Verarbeitung, durch Styrol beim Schneiden mit Heißdraht | - | - | - | - | PUR: TRGS 430 "Isocyanate – Gefährdungs-beurteilung und Schutzmaßnahmen" UF: Gefährdung | TRGS 430 "Isocyanate – Gefährdungs-beurteilung und Schutzmaßnahmen"
bei Isocyanatfreie Montageschäumen:
| |
Nutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||||
VOC-/SVOC-Emissionen | keine VOC-/Formaldehyd-emissionen zu erwarten | in geringen Mengen flüchtige organische Verbindungen (VVOC, VOC) aus dem Treibmittel Pentan | keine bekannt | Keine bekannt | MF: Formaldhyd-emissionen möglich PF: Emissionen von Formaldehyd sind möglich. Emissionen von 2-Chlorpropan könnten in Abhängigkeit der eingesetzten Treibmittel auftreten. | PUR: Unmittelbar UF: Aus der Literatur sind Fälle bekannt, wo UF-Spritzschäume zu einer erheblichen Formaldehydbelastung der Innenraumluft geführt haben. | Unmittelbar nach | ||
Brandfall | im Brandfall Entstehung giftiger Brandgase (Dioxine und Furane) | giftige Brandgase | kein Umwelt- oder Gesund-heits- risiko | giftige Brandgase aus halogenhaltigen Elastomer-Schäumen | giftige Brandgase | giftige Brandgase | giftige Brandgase | ||
Nachnutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung) | ||||||||
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit | hoher Aufwand bei Verklebung (z.B. Perimeterdämmung, Fassadendämmung), sortenreiner Rückbau oft schwierig, geringer Aufwand bei loser Verlegung | i.d.R. lose verlegt, daher im Prinzip gut rückbaubar und trennbar | hoher Aufwand durch Anhaftung an anderen Bauteilen, Sorternreinheit kaum möglich | hoher Aufwand durch Anhaftung an anderen Bauteilen, Sorternreinheit kaum möglich. | |||||
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit | hochwertige Verwertung aus sortenreinen Abfällen möglich, in der Schweiz auch praktiziert | derzeit keine hochwertige Vewertung möglich, Extruderprozess erfordert hohen Reinheitsgrad | derzeit keine hochwertige Vewertung möglich | im Prinzip gut möglich | derzeit keine hochwertige Vewertung möglich | derzeit keine hochwertige Verwertung möglich | keine stoffliche Verwertung möglich | keine stoffliche Verwertung möglich | |
Typischer Entsorgungsweg | energetische Verwertung (Verbrennung) | energetische Verwertung (Verbrennung) | energetische Verwertung (Verbrennung) | energetische Verwertung (Verbrennung) | energetische Verwertung (Verbrennung) | energetische Verwertung (Verbrennung) | energetische Verwertung (Verbrennung) | energetische Verwertung (Verbrennung) | |
Energiegewinnung möglich? | ja (hoher Heizwert) | ja (hoher Heizwert) | bedingt (Heizwert niedriger als bei EPS und XPS) | bedingt (Heizwert niedriger als bei EPS und XPS) | ja (hoher Heizwert) | bedingt (Heizwert niedriger als bei EPS und XPS) | bedingt (Heizwerte von PUR und UF niedriger als bei EPS und XPS) | bedingt (Heizwert niedriger als bei EPS und XPS) |
Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS
- Reiter Übersicht / Anwendungsbereiche
- Reiter Zeichen & Deklarationen / Erläuterung + Links der wichtigsten Deklarationen zur jeweiligen Produktgruppe
- Reiter BNB-Kriterien / Einordnung der jeweiligen Produktgruppe gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen
Stand 06/2023
Expandierter Polystyrol- schaum (EPS) | Extrudierter Polystyrol- schaum (XPS) | Polyurethan-Hartschaum (PUR/PIR) | Polyester-faser-Dämmstoffe (PES) | Flexibler Elastomer- schaum / Kautschuk-Schaum | Melamin- und Phenolharz- schäume | Spritz- schaum (PUR, UF) | Montage- schäume | ||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | ||||||||
Blauer Engel DE-UZ 132 Emissionsarme Wärmedämm- | x (aufgrund der Inhaltsstoffe / Ausschluss halogenierter organischer Verbindungen als Flammschutz-
| + | x Halogenfreie Kautschuk-schäume könnten sich für den | Melaminharz- sofern sie die ---- sofern sie nicht mit halogenhaltigen Treibmitteln geschäumt sind und die vorgegebenen Emissionswerte der Prüfkammer- | - | ./. | |||
Blauer Engel DE-UZ 140 Umweltfreundliche Wämedämm-verbundsysteme (Ausgabe 2010) | x (aufgrund der Inhaltsstoffe / Ausschluss halogenierter organischer Verbindungen als Flammschutzmittel. Das gilt auch für die derzeit bekannten HBCD-Ersatzstoffe aus bromierten Polymeren; ausführliche Infos zu HBCD siehe Hintergrundpapier HBCD / Umweltbundesamt vom Juli 2016) | x (aufgrund der Inhaltsstoffe / Ausschluss halogenierter organischer Verbindungen als Flammschutz- | ./. | ./. | Melaminharz- ---- sofern sie nicht mit halogenhaltigen Treibmitteln geschäumt sind. | ./. | ./. | ||
Blauer Engel DE-UZ 156 Hinweis: | + Im Geltungsbereich und zertifiziert sind hier auch dünne Dämmunterlagen, die z.B. aus | - | (+) Verfügbarkeit evtl. gegeben | - | - | ./. | |||
Österreichisches Umweltzeichen / Richtlinie UZ 43 Hartschaum-Dämmstoffe aus polymeren Rohstoffen Hinweis: | + (nur für intensiv geschäumtes EPS ohne HBCD) | + | (+) | - | ./. | Melaminharz- Phenolharz- | ./. | ./. | |
Österreichisches Umweltzeichen / Richtlinie UZ 79 | (+) | (+) | (+) | ./. | ./. | Melaminharz- Phenolharz- | ./. | ./. | |
EU Ecolabel (Blume) | - | - | - | - | - | - | - | - | |
- | - | - | - | - | - | - | - | ||
natureplus Umweltzeichen | x | x | x | x | x | x | x | x | |
- | - | - | - | - | - | - | - | ||
EMICODE / | + nur emissionsarme Verlegeunterlagen, dazu gehören auch dünne Dämmunterlagen, die z.B. aus EPS-, XPS- oder PUR-Schäumen oft in Kombination mit weiteren Materialien bestehen können. | - | - | - | - | + | |||
ÖKO-TEX Standard 100 | - | - | - | + | - | - | - | - | |
Qualitätssiegel BFA QS EPS (kein Umweltzeichen, aber Nachweis- möglichkeit für HBCD-Freiheit) | + | ./. Nachweis HBCD-Freiheit über EPD | ./. | ./. | ./. | ./. | ./. | ./. | |
pure life-Siegel der ÜGPU e.V. (Überwachungs-gemeinschaft Polyurethan-Hartschaum e.V.) | ./. | ./. | + (u.a. TCEP-frei, frei von halogenierten Treibmitteln, Einhaltung AgBB-Schema) | ./. | ./. | ./. | ./. | ./. | |
Eurofins Zertifizierung "Indoor Air Comfort Gold" (Formaldehyd-Grenzwert strenger / VOC-Grenzwerte weniger streng als Blauer Engel) | (+) (für Dämmstoffe möglich, derzeit jedoch kein Dämmstoff aus synthetischen Rohstoffen / Schaumkunststoff zertifiziert) | - | - | ||||||
Cradle to Cradle2 / Building supply & Materials (derzeit noch geringe Produktverfügbarkeit) | (+) | + | (+) | - | + | (+) | x | (+) | |
GISBAU Klassifizierungs-system | Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen | ||||||||
Platten-Dämmstoffe oder -Vliese aus synthetischen Rohstoffen sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. Informationen zu arbeitshygienischen Risiken siehe Reiter Verarbeitung.
| Ortschäume welche als Dämmstoff eingesetzt werden, sind im GISBAU-System nich klassifiziert. Informationen zu arbeits- hygienischen Risiken siehe Reiter Verarbeitung. | ||||||||
GefStoffV: | - | - | - | - | - | - | Der Verzicht auf Ortschäume ist zu bevorzugen. | Der Verzicht auf Montage-schäume ist zu bevorzugen. | |
geringstmögliche Belastung innerhalb der gleichen GISCODE-Produktgruppe | - | - | - | - | - | - | - | PU 70 (aufgrund der geringeren Brandgefahr), es gibt auch "isocyanatfreie" Schäume (ohne GISBAU-Einstufung) mit etwas geringerer Belastung. Der Verzicht auf Montageschäume ist zu bevorzugen. | |
Umweltprodukt-deklaration (EPD) | Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen | ||||||||
EPD1 | - | + | - | - | + | + | - | + | |
Branchen-EPD1 | + Infos zu HBCD oder alternativem FSM Polymer-FR im Geltungs-bereich oder unter Rohstoffe | + HBCD-frei mit Zusatz "... mit alternativem Flammschutz- | + | - | - | - | + (nur für PUR-Spritzschaum, nicht für UF-Spritzschaum) | - | |
Umwelt- indikatoren | Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen | ||||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | 2.2. Expandiertes Polystyrol | 2.3. Extrudiertes | 2.4. Polyurethan-Hartschaum (PUR) | - | 2.19.01 Kautschuk-Schaum | 2.17.01 Melaminharz- 2.5.01 Phenolharz-Hartschaum-Platten | 2.16.01 Ortschaum | - | |
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. | |||||||||
Sonstige freiwillige Produkt- deklarationen | Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Inhalt aufklappen | ||||||||
baubook-Deklaration | Für Dämmstoffe aus synthetischen Rohstoffen siehe Dämmstoffe / synthetische Dämmstoffe. Für Montageschäume siehe Kleb- und Füllstoffe. |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
Technisches
Euroklasse nach DIN EN 13501-1
halogenhaltig: B-s3 / halogenfrei: D-s2 oder E
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
DIN EN 13165 Wärmedämmstoffe für Gebäude - Werkmäßig hergestellte Produkte aus Polyurethan-Hartschaum
Quellen
Produktdatenblätter diverser Hersteller
Literaturtipps
Röthemeyer, Fritz; Sommer, Franz; Kautschuk Technologie - Werkstoffe, Verarbeitung, Produkte; 2013; Hanser Verlag, München, ISBN: 978-3-446-43776-0, E-Book-ISBN: 978-3-446-43760-9
Deutsches Institut für Kautschuktechnologie e.V.; 2021; www.dikautschuk.de
Armacell; Umweltproduktdeklaration AF/Armaflex; 2021; Institut Bauen und Umwelt, Berlin,
Armacell; Umweltproduktdeklaration NH/Armaflex; 2021; Institut Bauen und Umwelt, Berlin,
Kaiman Gmbh; Umweltproduktdeklaration Kaiflex HFplus s2; 2020; Institut Bauen und Umwelt, Berlin,
Kaiman Gmbh; Umweltproduktdeklaration Kaiflex KKplus s2; 2020; Institut Bauen und Umwelt, Berlin,
Union Foam; Umweltproduktdeklaration Eurobatex; 2020; EPDItaly, Milano,
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Synthetischer Kautschuk dient als Bezeichnung für alle Elastomere, die die Eigenschaften des Naturkautschuk nachahmen. Ursprünglich wurde Kautschuk aus dem Gummibaum gewonnen. Im Laufe der letzten zweihundert Jahre wurden diverse synthetische Elastomere entwickelt, die gummiartige Eigenschaften aufweisen. Die chemischen Synthesewege sind sehr unterschiedlich, womit sich auch die verwendeten Zwischenprodukte unterscheiden. Gemeinsam ist den synthetischen Kautschuken, dass sie aus dem Rohstoff Erdöl erzeugt werden.
Generell ist zu den Details der Herstellung von Flexiblen Elastomerschäumen für die Wärmedämmung im Baubereich wenig konkretes zu den verwendeten Kautschukarten öffentlich bekannt. Als halogenfreie Kautschukbasis kommen NBR (Acrylnitril-Butadien-Kautschuk) oder EPM (Etyhlen-Propylen-Kautschuk) in Frage. Halogenhaltige Kautschuke werden ebenfalls eingesetzt, wie z.B. CSM (Chlorsulfoniertes Polyethylen).
siehe auch Elastomere
Basismaterial: | Synthetischer Kautschuk, aus Erdöl synthetisiert |
Treibmittel: | Azodicarbonamid, aus Erdöl synthetisiert Möglicherweise weitere, die durch Hersteller nicht deklariert wurden |
Flammschutzmittel: | Aktuell im Baubereich nur noch halogenfreie Flammschutzmittel üblich: Eine Reihe von Flammschutzmitteln sind möglich. Z.B. Aluminiumhydroxid, Magnesiumhydroxid, Zinkstannat, Melamincyanurat, Zinkborat, Resorcinoldiphosphat oder Ammoniumphosphat, Graphit. |
Füllstoffe: | Ruß, Kieselsäure |
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Die Herstellung von synthetischem Kautschuk erfolgt aus Erdölprodukten, die an die verarbeitenden Betriebe geliefert werden. Die Erdölgewinnung erfolgt entweder aus Erdölbohrungen oder aus Tagbau. Mit dem abnehmenden Angebot von Erdöl aus porösem Gestein wird zunehmend Erdöl oder Erdgas aus schwer zugänglichen Quellen gewonnen. Die dafür verwendeten Technologien wie Fracking oder Tagbau von Ölschiefer oder Ölsand sind mit grossen Umweltproblemen verbunden. Fracking führt in den Abbaugebieten zu einer grossflächigen Verschmutzung von Gesteinsschichten und des Grundwassers mit den eingepumpten Frackingchemikalien. Der Tagbau von Erdölschiefer oder -sand führt grossflächig zu erdölverschmutzten Abbaugebieten, die weitgehend vegetationslos bleiben. Über mögliche Renaturierungsmassnahmen dieser Gebiete ist noch wenig bekannt.
Verfügbarkeit
Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von fossilen Rohstoffe in wenigen Jahrzehnten. Rohstoffe für Kautschuk könnten auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre. Auch nachwachsende Rohstoffe sind als Quellen denkbar. Dabei ist jedoch die Konkurrenz zur Nahrungsmittelherstellung oder die Umwandlung von naturbelassenen Ökosystemen in landwirtschaftliche Flächen problematisch.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Recyclingmaterialien können in der Kautschukproduktion nur sehr begrenzt eingesetzt werden. Beim Ein- und Ausfahren von Produktionsanlagen, z. B. zur Fertigung unterschiedlicher Produkte fallen jeweils größere Mengen von Produktionsabfällen an. Mit einer optimierten Produktionsplanung kann die Menge an Produktionsabfällen minimiert werden. Noch nicht vulkanisierte Produktionsabfälle können oft erneut in der Produktion verwendet werden. Vulkanisierte Abfälle können in der Produktion nicht mehr eingesetzt werden. Möglich ist eine Verwendung als kleinteilige Zusatzstoffe in Produkten mit geringen Qualitätsanforderungen.
Durch Regenerierungsverfahren können aus vulkanisierten Elastomeren wieder unvernetzte Polymere erzeugt werden. Diese Verfahren benötigen Wärme und chemische Hilfsmittel. Zudem entstehen starke Gerüche. Diese Nachteile verhindern meist eine wirtschaftlich interessante Anwendung von Regenerierungsverfahren.
Radioaktivität
Radioaktivität ist für synthetischen Kautschuk nicht relevant.
Landinanspruchnahme (Landuse)
Die Landinanspruchnahme ist bei den Tagbauverfahren von Ölsanden oder Ölschiefer hoch.
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Die Herstellung von Elastomerschäumen beginnt mit der Synthese des synthetischen Kautschuks. Mit der Kautschuk-Herstellung sind lange Synthesewege verbunden. Je nach verwendeter Kautschuksorte unterscheiden sich die chemischen Prozesse. Zudem können auch mehrere Kautschuksorten gemischt werden, was in der Fachsprache als "Verschnitt" bezeichnet wird. Hier kann deshalb nur eine allgemeine Beschreibung des Herstellungswegs gegeben werden.
Der Rohstoff Erdöl wird in einer Raffinerie in Bestandteile zerlegt, die sich in ihrer Flüchtigkeit unterscheiden. Für die chemische Industrie sind insbesondere die schwer flüchtigen Öle als Grundstoffbasis, aber auch die sehr leichtflüchtigen als Lösemittel interessant. Die Synthese zu Kautschuk erfolgt dann für jeden Kautschuk unterschiedlich, wobei auch weitere Rohstoffe wie beispielsweise Mineralsalze verwendet werden. Alle Synthesewegen verursachen einen hohen Energieverbrauch.
Der erste Schritt in der produktspezifischen Herstellung von Elastomerschäumen besteht darin, die Bestandteile gründlich zu mischen. Damit eine homogene Mischung erreicht wird, wird der Prozess häufig in das Grundmischen der Polymere, Flammhemmer und Füllstoffe und das Fertigmischen unter Zugabe von Vernetzungschemikalien und Treibmittel unterteilt. Die beiden Schritte können zeitlich versetzt in derselben Mischvorrichtung oder in getrennten Mischern erfolgen. Wichtig ist besonders bei der Fertigmischung die Temperaturkontrolle. Eine kritische Temperatur darf nicht überschritten werden, damit die Vulkanisation nicht verfrüht einsetzt.
Als Flammhemmer sind heute nur noch halogenfreie Stoffe, wie Aluminiumhydroxide oder Magnesiumhydroxide üblich. Ihr Anteil am fertigen Produkt kann bis zu 50% betragen.
Füllstoffe (Ruß) und weitere Additive dienen dazu, die Eigenschaften des Produkts in der gewünschten Weise zu beeinflussen. Dabei kann es darum gehen, die Stabilität zu verbessern, das Produkt härter oder weicher zu machen oder die Gasdurchlässigkeit zu vermindern.
Die fertige Mischung wird dann gewalzt, falls Platten hergestellt werden sollen. Nach dem Walzen werden die Platten in der gewünschten Länge zugeschnitten. Falls Formteile das Ziel sind, wird die Mischung extrudiert. Dabei wird sie durch eine Düse gepresst, welche die Form des gewünschten Querschnitts des Formteils aufweist.
Das gewalzte oder extrudierten Werkstücke werden dann erwärmt, um die Vulkanisierung und Schäumung auszulösen.
Durch die Vulkanisierung werden die Polymere der Ausgangsmischung miteinander vernetzt. Das heißt, es bilden sich zahlreiche chemische Bindungen zwischen den Polymeren. So wird ein zusammenhängendes Netz (im chemischen Maßstab) riesiger Moleküle geschaffen. Diese sind für die elastischen Eigenschaften der Kautschuke entscheidend. Für die Vulkanisation wird der Kautschukmischung meist Schwefel beigemischt, wobei auch andere Vulkanisationsmittel möglich sind. Zur Beschleunigung der Vernetzung werden Schwermetalle, oft Zinkoxid, beigegeben.
Das beigesetzte Treibmittel ist im Fall der flexiblen Elastomerschäume für die Wärmedämmung meist Azodicarbonamid (ADCA). Während des Schäumungsprozesses zersetzt sich das Azodicarbonamid und spaltet dabei vor allem Stickstoffgas ab. Der Stickstoff erzeugt dann Gasblasen im Polymer, die im fertig vernetzten Produkt zu einem Schaum führen. Der Stickstoff bleibt dabei im Schaum gefangen, es entsteht ein geschlossenzelliger Schaumstoff. Wenn die Reaktion nicht vollständig abläuft, können Reste von Azodicarbonamid (ADCA) im fertigen Produkt verbleiben. Da es sich dabei um einen SVHC gemäß REACH-Verordnung handelt, kann das bei zu hohen Gehalten problematisch sein. Ein Schäumung wäre auch mit anderen Schäumungsmitteln denkbar, wie z.B. Natriumbicarbonat. Allerdings beeinflusst das Schäumungsmittel die technischen Eigenschaften des fertigen Produkts erheblich, was den Ersatz des Schäumungsmittels erschwert.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.
Energieaufwand
Der Energieaufwand für die Herstellung übersteigt die in den Rohstoffen gespeicherte Energie um rund das Dreifache.
Charakteristische Emissionen
Während der Herstellung von Kautschukprodukten treten typischerweise Emissionen in die Luft auf. Besonderes Augenmerk gilt in der Produktion den krebserregenden N-Nitrosaminen. Diese können über den gesamten Produktionsprozess emittiert werden.
Während der Vulkanisation treten umfangreiche Emissionen in die Luft auf. Diese Emissionen bestehen werden durch Stoffgemische gebildet, die hunderte von Einzelsubstanzen umfassen können. Die genaue Zusammensetzung hängt vom eingesetzten Kautschuk, den beigemischten Zusätzen und der Vulkanisierungsreaktion selbst ab.
siehe auch Elastomere
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Bei der Herstellung von flexiblen Elastomerschäumen kommt eine große Zahl von Chemikalien zum Einsatz. Viele davon weisen problematische Eigenschaften für die Gesundheit auf. Vulkanisationsmittel weisen oft reizende Eigenschaften für Augen und Schleimhäute auf. Vulkanisationsbeschleuniger weisen die gleichen problematischen Eigenschaften auf, und können zusätzlich allergieauslösend sein. Weichmacher können reproduktionstoxisch sein. Alterungschutzmittel können hautsensibilisierend wirken. Für alle aufgezählten Stoffe gilt, dass unterschiedliche Stoffe in der Kautschukherstellung eingesetzt werden können. Ohne genaue Kenntnisse der eingesetzten Stoffe können keine genauen Aussagen zu den möglichen Gefährdungen gemacht werden.
Maßnahmen Umweltschutz
Wie alle Herstellungsverfahren in der chemischen Industrie erfordert die Produktion von Elastomer-Produkten umfangreiche Umweltschutzmaßnahmen. Die unkontrollierte Verteilung von Prozesschemikalien in die Umwelt muss verhindert werden. Gasförmige Emissionen aus dem Produktionsprozess müssen kontrolliert und die entstehende Abluft gereinigt werden. Abwässer und flüssige Abfälle stellen weitere problematisch Bereiche dar, die umfangreiche Maßnahmen zum Umweltschutz erfordern.
Quellen
H-Sätze:
European Chemicals Agency, C&L Inventory Database, echa.europa.eu/web/guest/information-on-chemicals/cl-inventory-database
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Dämmatten aus flexiblen Elastomerschäumen können auf der Baustelle mit normalen Schneidwerkzeugen einfach zugeschnitten werden. Zur Verklebung werden standardmäßig lösemittelhaltige Klebstoffe eingesetzt, es sind jedoch auch wasserverdünnbare Ersatzklebstoffe verfügbar.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Dämmstoffe aus flexiblen Elastomerschäumen werden auf der Baustelle höchstens mechanisch bearbeitet. Dabei entstehen keine relevanten arbeitshygienischen Risiken oder Gefährdungen für die Umwelt.
REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel usw.) werden als Gemisch eingestuft.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Emissionen
Aus den verwendeten Klebstoffen können während der Verarbeitung organische Lösemittel emittieren. Aus den Dämmmatten selbst sind keine relevanten Emissionen bekannt.
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Belastungen der Innenraumluft durch eingebaute flexible Elastomerschäume sind nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Belastungen der Innenraumluft durch eingebaute flexible Elastomerschäume sind nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Im Brandfall zersetzen sich flexible Elastomerschäume, ohne dass brennende Partikel abtropfen. Aus brennenden halogenhaltigen Produkten entstehen Chlorsäuren, die zu zusätzlichen Schäden am Gebäude führen können. Das Löschwasser wird mit wassergefährdenden Halogenverbindungen belastet.
Halogenfreie Elastomerschäume zeigen ein weniger problematisches Brandverhalten. Auch diese erzeugen jedoch wie alle organischen Stoffe beim Brand krebserregende und giftige Stoffe.
Wassereinwirkung
Flexible Elastomere sind praktisch undurchlässig für Wasserdampf. Bei langfristigem Verbleib unter Wasser ist es denkbar, dass Additive aus dem Kunststoff gelöst werden.
Beständigkeit Nutzungszustand
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Instandhaltung
Flexible Elastomerdämmungen sind bei bestimmungsgemässer Nutzung wartungsfrei. Ihre Lebensdauer übertrifft in der Regel diejenige der gedämmten technischen Installationen.
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Elastomer-Dämmstoffe müssen in der Müllverbrennung entsorgt werden. Beim Rückbau sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich.
Wiederverwendung
Da Dämmstoffe aus synthetischem Kautschuk für die meisten Verwendungszwecke mit der gedämmten Oberfläche verklebt werden müssen, ist ein zerstörungsfreier Ausbau meistens unmöglich. Dies verhindert auch eine Wiederverwendung.
Stoffliche Verwertung
Kautschuke werden durch Vernetzung während des Produktionsprozesses gebildet. Sie können darum nicht eingeschmolzen und zu neuen Kautschukprodukten verarbeitet werden. Eine stoffliche Verwertung wäre höchstens als Füllstoff möglich. Derzeit findet keine nennenswerte stoffliche Verwertung von Elastomerschäumen statt.
Energetische Verwertung
Dämmstoffe aus synthetischem Kautschuk werden normalerweise der energetischen Verwertung zugeführt. Sie haben einen hohen Brennwert, der sie als Brennstoff auch in industriellen Prozessen interessant macht.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Eine Deponierung von synthetischem Kautschuk ist nicht möglich.
EAK-Abfallschlüssel
17 | Bau- und Abbruchabfälle |
17 02 03 | Kunststoff |
17 06 04 | Dämmmaterial mit Ausnahme desjenigen, das unter 17 06 01 und 17 06 03 fällt |
siehe auch Lexikon / Abfallschlüssel
Quellen
Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 30.6.2020, Online-Quelle abgerufen am 9.12.2021.