Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Als Gussglas wird gegossenes und gewalztes Flachglas bezeichnet, das nach dem Walzverfahren (= Urformung von Flachglas) hergestellt wird und nicht klar durchsichtig (transluzent) ist. In der europäischen Normung wird inzwischen nicht mehr von Gussglas, sondern von Ornamentglas gesprochen. Dieser Begriff wurde früher nur für Gussglas mit ornamentierter Oberfläche verwendet. Da die Einteilung der Basisgläser in diesem Informationssystem zunächst nach der Art des Herstellungsverfahrens erfolgt, bleibt der Begriff Gussglas für die Bezeichnung der Produktgruppe zur Wahrung der Verständlichkeit erhalten.
Der Begriff Spiegelglas wurde ursprünglich für geschliffenes und poliertes Gussglas verwendet. Dieses aufwendige Verfahren zur Herstellung von Flachgläsern hoher Qualität (klar + transparent) wurde durch die Floatglasherstellung abgelöst, weshalb heute auch Floatglas z.T. als Spiegelglas bezeichnet wird. Poliertes Drahtglas (früher: Drahtspiegelglas) wird nach wie vor als geschliffenes und poliertes Gussglas hergestellt. Durch Zugabe von Farbpigmenten in die flüssige Glasmasse kann Gussglas auch eingefärbt werden.
siehe Farbige Gläser
Wesentliche Bestandteile
Die wesentlichen Bestandteile von Float- wie Gussglas sind die Rohstoffe Quarzsand, Soda, Kalkstein und Dolomit. Für die Herstellung von Gussglas wird nur Kalk-Natron-Silikat-Glas verwendet.
weitere Informationen siehe Basisgläser
Charakteristik
Glas ist eine erstarrte, unterkühlte Flüssigkeit. Es hat keinen Schmelzpunkt, sondern geht bei Erwärmung kontinuierlich von einem festen Zustand in den plastisch-viskosen und später in den flüssigen Zustand über, ohne seine Struktur zu verändern.
Die charakteristischen Merkmale von Gläsern sind ihre Transparenz, die Festigkeit und die Beständigkeit. Weitere Informationen siehe Verglasungen.
Ornamentglas (früher: Gussglas)
Planes, durchscheinendes, klares oder gefärbtes Kalk-Natronsilicatglas, auch erhältlich mit ein- oder beidseitig mehr oder weniger stark ornamentierter Oberfläche. Wellen, Rippen, Prismen und andere Prägeformen bewirken eine Lichtstreuung. Bei genauer Berechnung können so dunkle Raumteile aufgehellt werden.
Drahtornamentglas
Ornamentglas, in das während der Herstellung ein an allen Kreuzungspunkten verschweißtes Stahl-Drahtnetz eingelegt wird. Die Oberflächen dürfen ornamentiert oder glattgewalzt sein.
Der eingelegte Draht wirkt bei entsprechendem Einbau splitterbindend und hält bei Zerstörung das Glas zusammen.
Geborstenes Drahtglas kann daher nicht herunterfallen und verletzen. Als Dachverglasung hält es Belastungen (herabfallende Gegenstände, Eisbrocken, Schnee) stand, auch wenn das Glas bereits gebrochen ist.
Die Drahteinlage mindert jedoch gleichzeitig die Biegefestigkeit. Bei außermittig liegendem Draht muss dieser daher unbedingt in der Druckzone angeordnet werden.
Poliertes Drahtglas (früher: Drahtglas, Drahtspiegelglas)
Geschliffenes und poliertes Drahtornamentglas
Profilbauglas
Durch kontinuierliches Gießen und Walzen hergestelltes durchscheinendes, klares oder gefärbtes Kalk-Natronsilicatglas, mit oder ohne Drahteinlage, das während der Herstellung in U-Form gebogen wird. Durch seine Querschnittsform ist das Glas hoch belastbar.
Lieferzustand
Verfügbare Glasdicken [mm]: |
Max. Abmessungen [mm]: |
U-Wert | |
Ornamentglas | 4 - 10 | 2.520 x 4.350 | variiert |
Drahtornamentglas | 7 | 2.040 x 4.500 | variiert |
Profilbauglas (Längen bis 7m, feste Formate) |
6, 7 | Breite 232 - 498 Schenkel 41+60 |
5,6 - 5,8 W/(m²K) (einschalig) 2,7 W/(m²K) (zweischalig) |
Anm.:
Die angegebenen Werte können herstellerbedingt differieren.
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Ornamentglas dient wie Floatglas überwiegend als Basisglas für fast alle Funktions-Flachgläser. Es wird eingesetzt, wo klare Durchsicht überflüssig oder nicht erwünscht ist, auf Lichtdurchlässigkeit aber nicht verzichtet werden soll.
Farbiges Ornamentglas und Drahtglas können sich bei Sonneneinstrahlung speziell bei Schlagschattenbildung, ungleichmäßig aufheizen und bei Verwendung in Isoliergläsern zu unverträglichen Spannungen im Element führen. siehe auch Mehrscheiben-Isoliergläser
Bei Verwendung als Einfachglas:
Roh- / Ornamentglas
Türen, Trennwände, Oberlichter, Beleuchtungssysteme, Möbel usw. ohne Sicherheitsanforderungen.
Drahtglas / Drahtornamentglas
wie Roh-/Ornamentglas mit Sicherheitsanforderungen und z.B. Brüstungen, Umwehrungen, Geländer, Schräg- bzw. Überkopfverglasungen. Eingebaut in spezielle Brandschutzsysteme kann die Feuerwiderstandsklasse G60 erreicht werden.
Profilbauglas
Trennwände, Dachverglasungen, größere Lichtöffnungen in Wandflächen, G30 mit Längsdrahteinlage möglich,ursprünglich in Industriebauten, Treppenhäusern usw., zunehmend als Gestaltungselement in anderen Nutzungsbereichen.
Quellen
Scholz, Hiese: Baustoffkenntnis S. 118-121 und S. 145 , 16. Auflage, Werner Verlag, Köln 2007.
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Verglasung
Stand 07/2024
Reinigungsmittel | ||||||||
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Umweltzeichen |
Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen |
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Blauer Engel |
- |
- |
+ DE-UZ 194 Handgeschirrspülmittel und Reiniger für harte Flächen |
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Österreichisches Umweltzeichen | - |
- |
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EU Ecolabel (Blume) | - | - | + Allzweck-, Sanitär-, Glasreiniger (Reinigungsmittel für harte Flächen) |
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Nordic Swan Ecolabel | - | - | - | |||||
natureplus Umweltzeichen/ Fenster/Fassadenelemente |
- |
- |
- |
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- | - | - | ||||||
EMICODE / Raumlufthygiene | ./. | ./. |
./. | |||||
Cradle to Cradle2 / Built Environment and Furnishings |
+ (Floatglas) |
+ | + | |||||
GISBAU Klassifizierungs-system |
Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen |
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Verglasungen sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. | Glasreiniger GGL0-GGL10, aber alle lösemittelhaltig, es sollten bevorzugt Produkte mit Umweltzeichen (s.o.) verwendet werden. | |||||||
Umweltprodukt-deklaration (EPD) |
Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen |
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EPD1 |
+ (Floatglas) |
- | - | |||||
Branchen-EPD1 | - | - | - | |||||
Umweltindikatoren |
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen |
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ÖKOBAUDAT-Datensätze | 7.2.01 Komponenten von Fenstern und Vorhangfassaden |
7.8.04 Komponenten von Fenstern und Vorhangfassaden | ./. | |||||
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. |
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Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen |
Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen |
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baubook BNB/QNG Produktinformationen | Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG |
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baubook ÖkoBauKriterien |
Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert bzw. nicht recherchierbar |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten. 2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!
Technisches
Technische Daten
Allgemeine Technische Daten siehe Basisgläser
Gewicht: | ca. 2,5 kg/m2 je mm Glasdicke (2.690 kg/m3 mit Drahteinlage) |
Ug-Wert (d = 4mm): | 5,8 W/m2K |
Biegezugfestigkeit nach DIN 1249 T10: |
25 N/mm2, Rechenwert: 20 N/mm2 |
Lichtdurchlässigkeit TL nach DIN 67507: |
je nach Farbgebung, Dicke und Oberflächenprofil 92 - 50 % |
Anm.:
Die angegebenen Werte können herstellerbedingt differieren
Baustoffklasse nach DIN 4102-1
A1 – Nicht brennbar
Euroklasse nach DIN EN 13501-1
A1 – Nicht brennbar
Färbung
Die Färbung und Gestaltung von Gussglas ist variabel.
Beständigkeit
Es besteht eine Beständigkeit von Glas gegenüber fast allen Chemikalien. Der Widerstand von Glas kann durch die Zusammensetzung beeinflusst und durch einen steigenden Siliziumgehalt erhöht werden.
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
DIN EN 572 – 3 |
2012 |
Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas – Teil 3: Poliertes Drahtglas |
DIN EN 572 – 5 |
2012 |
Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas – Teil 5: Ornamentglas |
DIN EN 572 – 6 |
2012 |
Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas – Teil 6: Drahtornamentglas |
DIN EN 572 – 7 |
2012 |
Glas im Bauwesen – Basiserzeugnisse aus Kalk-Natronsilicatglas – Teil 7: Profilbauglas mit oder ohne Drahteinlage |
Quellen
Scholz, Hiese: Baustoffkenntnis S. 115, 16. Auflage, Werner Verlag, Köln 2007.
Flachglas Markenkreis, Glashandbuch 2013, S. 152.
Bauregelliste 2012.
Literaturtipps
BF Merkblatt 004/2008; Kompass 'Warme Kante' für Fenster; Bundesverband Flachglas e.V.; Troisdorf, 2013 (Download)
BF Merkblatt 014/2013; Die neue Bauproduktenverordnung - Leitfaden für die Flachglasbranche; Bundesverband Flachglas e.V.; Troisdorf, 2013 (Download)
Baustein-Merkheft BGI (Berufsgenossenschaftliche Information) 5084, Glaser- und Fensterbauarbeiten; Herausgeber: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin; www.bgbau.de; 2012 (Download)
ift Rosenheim: Forschungsbericht EPD ́s für transparente Bauteile / Abschlußbericht Oktober 2011; Entwicklung von Umweltproduktdeklarationen für transparente Bauelemente – Fenster und Glas – für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden + Anlage A und B Ausgabedatum: 11.2011
Dr. Meyer, F.; Glas herstellen – energieeffizient und schadstoffarm, BINE Informationsdienst , projektinfo 05/08; FIZ Karlsruhe, Bonn (Download)
Scholz, Hiese: Baustoffkenntnis, 16. Auflage, Werner Verlag, Köln 2007.
Zwiener, G.; Mötzl, H.; Ökologisches Baustoff-Lexikon; 2006; C.F. Müller Verlag; Heidelberg
Hegger, M.; Auch-Schwelk, V.; Fuchs, M.; Rosenkranz, T.; Edititon Detail / Baustoff Atlas; 2005; Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG; München
Büro für Umweltchemie; Graue Energie von Baustoffen, 2. Auflage 1998, Zürich; Auszug als Download über Internationale Alpenschutzkommission CIPRA
Glasbau Atlas 98; Schittich, Staib, Balkow, Schuler, Sobek; Glasbau Atlas; 1998; Birkhäuser; Basel
Zellweger, C. et al; Schadstoffemissionsverhalten von Baustoffen. Methodik und Resultate; 1995; Bundesamt für Energiewirtschaft; Zürich
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Abb.1: Zusammensetzung nach Hauptbestandteilen
Für die Herstellung von Gussglas kommt nur Kalk-Natronsilicat-Glas zum Einsatz:
Gemenge | Kalk-Natronsilicat-Glas nach EN 572-1 |
Summenformel Gemenge |
Glas-Bestandteile | |
Quarzsand | 69 - 74 % | SiO2 | ||
Soda | 10 - 16 % | Na2CO3 | → | Na2O |
Kalkstein | 5 – 14 % | CaCO3 | → | CaO |
Dolomit | 0 – 6 % | MgCO3 | → | MgO |
Feldspat | NaAlSi3O8 | → | Al2O3 | |
Andere | 0 – 5% | |||
Filteraustrag | ||||
Davon insges. ca. 0 - 50 %* Glasscherben |
Weitere Informationen zu den einzelnen Bestandteilen sind den Basisgläsern zu entnehmen.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Abb. 2: Zusammensetzung nach Rohstoffherkunft
Die Hauptbestandteile von Glas sind mineralischen Ursprungs, es sind jedoch chemische Zusätze in den verschiedenen Arten der Weiterverarbeitung möglich.
Gewinnung der Primärrohstoffe
Informationen über die Gewinnung der Primärrohstoffe zur Glasherstellung sind dem Datenblatt Basisgläser zu entnehmen.
Verfügbarkeit
Die überwiegend mineralischen Rohstoffe für ein Standardfloatglas sind flächendeckend und ausreichend in Deutschland vorhanden. Besonders eisenoxidarmer Quarzsand bzw. Kalkstein für weiße Gläser muss nach Herstellerangabe importiert werden. Die Länge der Transportwege kann zusätzlich noch abhängig von der Art des Weißglases variieren.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Durch die Wiederverwendung von Glasscherben werden Rohstoffe und Wärmeenergie im Schmelzprozess gespart (nach Herstellerangabe Einsparung von ca. 2,7%, wenn der Scherbenanteil um 10% der Schmelzmenge erhöht wird).
Der Glasscherbenanteil kann bei Gussglas bis zu 50% betragen.
Radioaktivität
Für die verwendeten Rohstoffe ist Radioaktivität nicht relevant.
Landinanspruchnahme (Landuse)
Da die Hauptbestandteile zur Glasherstellung im Tagebau gewonnen werden, besteht hierdurch eine große Landinanspruchnahme. Für diese Gebiete wird eine Rückkultivierung durchgeführt.
Quellen
Scholz, Hiese: Baustoffkenntnis S. 14-16 und 112, 16. Auflage, Werner Verlag, Köln 2007.
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Glasherstellung
Für die Glasherstellung werden zunächst die Ausgangsstoffe wie z. B. Quarzsand, Kalkstein, Feldspat, Soda und Dolomit incl. aufbereitetem Glasbruch aus dem weiteren Herstellungsprozess nach Glasrezept miteinander vermischt. Dieses Gemenge wird im Wannenofen geschmolzen (Glasschmelze) und kann anschließend zu Float-, Guss- oder Pressglas weiterverarbeitet werden. Detaillierte Informationen zur Glasschmelze siehe Basisgläser.
Herstellungsprozess von der Glasschmelze zum Gussglas
Walzprozess
Die aus der Schmelzwanne kommende Glasschmelze (ca. 800 - 1100°C) fließt über einen Auslaufstein (Überlauf) auf den Maschinenstein und wird von einem wassergekühlten Walzenpaar (Formwalzen) erfasst. Der Abstand zwischen den beiden Walzen bestimmt die Dicke der späteren Glasplatte.
Für Drahtglas wird vor den Formwalzen über eine Einlegerolle ein Drahtnetz abgerollt und über eine Eindruckwalze in die weiche Glasmasse eingefügt.
Für die Herstellung von profiliertem Ornamentglas benutzt man Formwalzen mit einer entsprechenden Oberflächenstruktur (Prägewalzen), die wie ein fortlaufender Prägestempel wirken.
Für Profilbauglas wird dem Walzen das Umformen der Ränder des Glasbandes nachgeschaltet.
Entspannungsprozess im Kühlofen / Schneiden
Über Transportwalzen oder -rollen läuft das noch glühende Glasband (ca. 700°C) in den Kühlofen. Auf dem Weg durch den Kühltunnel (ca. 130m) verringert sich die Temperatur langsam, sodass im Glasinneren keine Spannungen entstehen können. Am Ende der Kühlbahn ist das Glasband nahezu handwarm, und kann auf Fertig- und Normmaße zugeschnitten werden.
Profilbauglas kommt als endloser Glasstreifen mit beiderseits aufgebogenen Rändern aus der Maschine.
Für die Beheizung der Kühlbahn dient meistens Gas, manchmal auch Heizöl oder elektrische Strahlungsheizung. Zur Beschleunigung der Abkühlung legt das Glasband den letzten Teil des Weges auf offener Bahn zurück.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.
Die Ökobau.dat stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live- Datensätze.
Weiterführende Informationen zur Ökobau.dat im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → Ökobau.dat / Umweltindikatoren
Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.
Im Kapitel Energieaufwand finden sich ggf. allgemeine Informationen zum Thema, die die Produktgruppe prägen.
Energieaufwand
Bei der Herstellung eines Fensters ist der Anteil des Energieaufwandes für die Herstellung der Verglasung im Vergleich zur Herstellung des Rahmens gering. Der Energieaufwand steigt bei zunehmender Verglasungsdicke bzw. bei Beschichtung von Gläsern oder Edelgasfüllung in Isoliergläsern.
Graue Energie
Profilbauglas 12,8 MJ/kg
Quelle:
Büro für Umweltchemie (Hrsg.); Graue Energie von Baustoffen; 1998; Zürich
Wasserverbrauch / Abwassermengen
Als Kühl- und Trägermedium für die abgetragene Glasmasse dient i. w. Wasser. Durch weitgehende Kreislaufführung von Produktions- und Kühlwässern lassen sich Wasserverbrauch und Abwassermengen insgesamt erheblich reduzieren. Genaue Werte zu Wasserbelastung und Verbrauch liegen nicht vor.
Charakteristische Emissionen
Die wichtigste Emissionsquelle bei der Glasherstellung ist die Glasschmelze. Es entstehen partikelförmige und gasförmige Emissionen.
Ausführliche Erläuterungen siehe Basisgläser / Herstellung der Glasschmelze.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Da für die Mitarbeiter kein direkter Kontakt zum Herstellungsprozess besteht, sind keine Maßnahmen zum Gesundheitsschutz beachten.
Maßnahmen Umweltschutz
Zur Verminderung der Stickoxide NOX wurden mehrere Verfahren erprobt und z. T. bereits eingesetzt: Verbesserung der Verbrennungsprozesse durch Primärmaßnahmen (System FENIX von Saint Gobain), Reduktionsverfahren zur Trennung in Stickstoff und Wasserdampf (3R-Verfahren von Pilkington), Verwendung von Sauerstoff anstelle Luft bei der Wannenfeuerung.
Eine deutliche Senkung der CO2-Emissionen kann im wesentlichen nur durch die Verwendung schadstoffarmer Energieträger, z.B. Erdgas, und den hohen Einsatz an Altglas erreicht werden.
Transport
Da die mineralischen Ausgangsstoffe zur Glasherstellung nahezu flächendeckend vorhanden sind, ist von keinen großen Transportwegen auszugehen. Somit ist die Umweltrelevanz des Transports nicht spezifisch für die Herstellung von Glas.
Quellen
Dr. Meyer, F.; Glas herstellen – energieeffizient und schadstoffarm, BINE Informationsdienst , projektinfo 05/08; FIZ Karlsruhe, Bonn; Online-Quelle, abgerufen am 30.07.2013.
Büro für Umweltchemie (Hrsg.); Graue Energie von Baustoffen; 1998; Zürich
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Drahtglas:
Drahtglas kann wie Float- oder Gussglas mit dem Glasschneider geschnitten werden, hat aber eine bevorzugte Schneideoberfläche. Liegt der in die Glasmasse eingewalzte Draht nicht mittig, sondern näher an einer der beiden Oberflächen, muss an dieser Seite geschnitten werden.
Geschnittene Drahtglaskanten, die nicht verkleidet werden, müssen unbedingt geschliffen und versiegelt werden, da die Drähte rostempfindlich sind und die Korrosion entlang des Drahtes in das Glas wandern kann.
Profilbauglas:
Die Profilbauglasbahnen werden gebündelt auf die Baustelle geliefert und können hier noch zugeschnitten werden.
Die Verlegung erfolgt in umlaufenden Metallrahmenprofilen mit U-förmigem Querschnitt. So können große sprossenlose Flächen zusammengesetzt werden. Die Abdichtung zwischen Rahmen und Glas erfolgt mit elastischen Dichtungsmassen.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Die Verarbeitung von fertigen Gläsern hat außer der Verletzungsgefahr durch scharfe Kanten oder Glasscherben keine umwelt- und gesundheitsrelevanten Auswirkungen.
Jedes Glas kann während der Bearbeitung brechen. Beim Bearbeiten einzelner Scheiben sollen daher schnittfeste Handschuhe mit Pulsschutz getragen werden.
Das Tragen von Schutzbrillen ist immer dann notwendig, wenn beim Umgang oder bei der Bearbeitung mit Absplitterungen zu rechnen ist.
Bei Scheiben, die auf Grund ihrer Größe, des Transports oder der Verarbeitung die Kopfhöhe erreichen oder überragen, ist das Tragen eines Schutzhelmes notwendig.
Die maschinelle Bearbeitung von Gläsern (Bohren, Schleifen, Polieren) kann zu Staubemissionen führen und muss daher im Nassverfahren durchgeführt werden.
AGW-Werte
Für die maschinelle Bearbeitung von Glas gelten die Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) für Staub.
Allgemeiner Staub-Grenzwert
A-Staub: 3 mg/m³ (Alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
E-Staub: 10 mg/m³ (Einatembare Fraktion, früher: Gesamtstaub)
REACH / CLP
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden. Für diese Informationen besteht eine Auskunftspflicht. Sie müssen aber nicht in Form eines Sicherheitsdatenblattes nach den Kriterien des Anhangs II der REACH-Verordnung gegeben werden. Für Verbraucher muss die Informationsweitergabe auch nur auf Anfrage beim Hersteller erfolgen.
Allerdings müssen seit 01.07.2013 zumindest SVHC (> 0,1 Massen-%) in allen Bauprodukten (Gemische und Erzeugnisse), die unter den Geltungsbereich der Bauproduktenverordnung (BauPVO) fallen, über eine Leistungserklärung, die zusätzlich zur CE-Kennzeichnung erstellt wird und dem Bauprodukt beigefügt ist, gekennzeichnet sein.
Bauprodukte aus Glas werden als Erzeugnis eingestuft.
Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten finden sich unter www.reach-info.de.
Umweltrelevante Informationen
Energiebedarf
Der Energiebedarf zur Weiterverarbeitung von Gussgläsern hängt vom Einsatzzweck (z.B. gewählter Rahmen und Fensterart). Eine allgemeingültige Aussage kann nicht getroffen werden.
Wassergefährdung
Die Verarbeitung von Glas ist nicht wassergefährdend.
Transport
Für den Transport von Verglasungen zum weiterverarbeitenden Unternehmen bzw. zur Baustelle kann keine allgemeingültige Aussage zum Transport getroffen werden.
Quellen
Baustein-Merkheft BGI (Berufsgenossenschaftliche Information) 5084, Glaser- und Fensterbauarbeiten; Herausgeber: Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft, Berlin; www.bgbau.de; 2012 (Download)
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Eine Schadstoffabgabe von Glas in den Innenraum ist nicht zu erwarten.
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Eine Schadstoffabgabe von Glas in den Außenraum ist nicht zu erwarten.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Belastungen der Innenraumluft durch Glas im eingebauten Zustand sind nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.
Eine Untersuchung über das Schadstoffemissionsverhalten von Baustoffen hat ergeben, dass Glas bedeutungslos für VOC-Emissionen im Innenraum ist.
Quelle:
Zellweger, C. et al; Schadstoffemissionsverhalten von Baustoffen. Methodik und Resultate; 1995; Bundesamt für Energiewirtschaft; Zürich
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Gefährdungen für Wasser, Luft und Boden aus Glas im eingebauten Zustand sind nach heutigem Kenntnisstand nicht zu erwarten.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Glas ist weder brennbar noch entflammbar und kann daher auch keinen Rauch entwickeln. Durch seine Sprödigkeit kann Glas allerdings nur geringe Temperaturspannungen aufnehmen (Gefahr des Glasbruchs). Einer Temperaturdifferenz von mehr als 80K können nur spezielle Brandschutzgläser widerstehen.
Wassereinwirkung
Baugläser haben aufgrund ihres hohen Quarzsandanteils eine gute Wasserbeständigkeit. Im Schadensfall sind keine Emissionen zu erwarten.
Beständigkeit Nutzungszustand
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF
Instandhaltung
Profilbauglas:
Bei Reparaturen ist die Auswechslung von einzelnen Glasbahnen gut möglich.
Nachnutzung
Wiederverwendung
Bei zerstörungsfreiem Ausbau ist eine Wiederverwendung grundsätzlich möglich, wird aber kaum praktiziert (z.B. Abmessungsänderungen bei Isolierglas nicht möglich).
Stoffliche Verwertung
Glas lässt sich immer wieder einschmelzen, ohne seine Eigenschaften wesentlich zu verändern. Daher können aus Glasscherben wieder neue Glaserzeugnisse hergestellt werden. Altglas in der Glasschmelze verringert zudem den Rohstoff- und Energieaufwand bei der Glasherstellung.
Im Behälterglasbereich erreicht die Recyclingquote inzwischen bis zu 75%. Bei der stofflichen Verwertung von Glas ist jedoch die Sortenreinheit zu beachten, sodass es bei der Glasherstellung nicht zu Verunreinigungen kommt. Des Weiteren ist die Verwendung von Glas aus Rückbauprozessen nur bedingt möglich.
Drahtglas:
Drahtglas muss vor der Wiederverwertung aufwendiger aufbereitet werden als Ornamentglas ohne Drahteinlage. Der Draht muss als glasfremder Stoff vom Altglas getrennt werden, um ein fremdstofffreies Granulat zu erhalten.
Weitere Informationen sind dem Datenblatt Basisgläser zu entnehmen.
Energetische Verwertung
nicht möglich (mineralisch)
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Baugläser können unter der Voraussetzung der Abwesenheit größerer Gewichtsanteile an Beschichtungen und Verbundanteilen (Folien, Randverbund usw.) wie Bauschutt deponiert werden. Im Allgemeinen wird jedoch eine stoffliche Verwertung gefordert.
Etwa 10 % der Glasabfalle werden deponiert.
EAK-Abfallschlüssel
siehe auch Lexikon / Abfallschlüssel
17 02 02 | Glas (Bau- und Abbruchabfälle) |
17 09 02 | für PCB- Isolierglas |
10 11 03 bis 10 11 16 | Abfälle aus der Herstellung von Glas- und Glaserzeugnissen |
z. B. 10 11 05 | Teilchen und Staub |
z. B. 10 11 10 | Gemengeabfall |