Produktgruppeninformation
Die Datenblätter zu Kleb- + Dichtstoffen in WECOBIS behandeln punkt- und linienförmige Verklebungen oder Dichtungen.
Dichtstoffe sind spritzbare, pastöse Massen. Sie werden in Fugen eingebracht, um diese abzudichten. Klebstoffe für punkt- und linienförmige Verklebungen werden verwendet zur geklebten Montage von Bauteilen. Die in Kartuschen oder Schlauchbeuteln angebotenen Produkte sind häufig für beide Anwendungen, Kleben wie Dichten, geeignet.
Informationen zu im Gegensatz dazu großflächig aufgebrachten Klebstoffen, z.B. Bodenbelagsklebstoffen, findet man unter Klebstoffe / Verlegewerkstoffe.
Begriffsdefinition
Acrylat-Dichtstoffe und -Klebstoffe sind Ein-Komponenten-Systeme, in der Regel auf Dispersionsbasis aus Polyacrylaten. Die Härtung erfolgt durch das Verdunsten des Wassers. Damit das Wasser abgegeben werden kann und sich ein duchgehender Film bildet, muss eine Mindesttemperatur eingehalten werden. Bei der Härtung reduziert sich das Volumen des Dicht- oder Klebstoffes.
Wesentliche Bestandteile
Acrylat-Dicht- und -Klebstoffe bestehen aus Polyacrylestern (Bindemittel), mineralischen Füllstoffen, Pigmenten, Wasser und Hilfsstoffen. Als Lösungsvermittler und Weichmacher enthalten Acrylat-Dichtstoffe oft auch Glykole in geringen Gewichtsanteilen. Ein hoher Anteil mineralischer Füllstoffe wird angestrebt, um die Schrumpfung des Dichtstoffs während der Trocknung zu reduzieren.
Charakteristik
Die erhärteten Dichtstoffe sind plastisch bis plasto-elastisch. Ihre praktische Dehnfähigkeit liegt typischerweise um 10%. Wenig gefüllte Produkte mit hohem Bindemittelanteil können auch stärker verformbar sein. Im Gegensatz zu Silikon-Dichtmassen ist Acryl geruchsneutral. Jedoch besitzen Acrylat-Dichtstoffe eine geringere Haftung und Elastizität als Silikon und sind nur bedingt Wasser abweisend. Acrylat-Dichtstoffe werden deshalb vorwiegend im Trockenbereich eingesetzt. Acrylat-Dichtstoffe können überstrichen werden.
Acrylatkleber sind vor allem für kraftschlüssige Verbindungen geeignet. Sie werden als Haftklebstoffe für Bänder und Folienkaschierungen verwendet, sowie als Montagekleber angeboten. Verbreitet sind sie als Klebstoffe für die flächige Verklebung von Bodenbelägen. Diese Anwendung wird im Datenblatt "Dispersions-Klebstoffe" beschrieben.
Lieferzustand
Als Dicht- oder -Klebstoff in Kartuschen, meist mit 300-330 ml Volumen, oder Schlauchbeuteln. Als Klebstoff auch auf selbstklebenden Bändern und Folien.
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Für die Anwendungsbereiche der Dicht- und Klebstoffe für punkt- und linienförmige Verklebungen existiert eine Tabelle im Bereich Service.
Da Acrylat-Dichtstoffe aufgrund der Dehnfähigkeit nur geringe Bewegungen aufnehmen können, werden sie vorwiegend für Anschlussfugen im Innenraum, für Innenfugen und zum Verfüllen von Putzrissen eingesetzt. Je nach Untergrund kann eine Vorbehandlung mit einem Primer notwendig sein. Acrylat-Dichtstoffe sind in der Regel anstrichverträglich.
Die Bedeutung als Klebstoff im Montagebereich ist geringer als die der PU- und der Silikonklebstoffe. Da Acrylat-Klebstoffe während des Aushärtens an Volumen verlieren (schwinden), sind sie vor allem für Verklebungen von direkt aufeinander liegenden Bauteilen geeignet. Da die Mindestfilmbildetemperatur eingehalten werden muss, sind sie für Klebungen im Innenraum prädestiniert.
Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Bei Verwendung von Acrylat-Dichtstoffen sollten lösemittelfreie Systeme bevorzugt werden. Acrylat-Dichtstoffe können kennzeichnungspflichtige Weichmacher enthalten. Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum können Acrylat-Dichtstoffen Fungizide beigesetzt werden, die über längere Zeiträume emittiert werden können (genaue Erläuterung s. Lebenszyklus / Nutzung). Solche Produkte werden herstellerseitig oft als "pilzhemmend" oder "fungizid eingestellt" bezeichnet. Im Sanitärbereich sind biozidfreie MS Hybrid-Dichtstoffe als Alternative verfügbar. Weichmacher werden auch in Silikon- und MS Hybrid-Dichtstoffen eingesetzt, Fungizide auch in Silikon-Dichtstoffen.
Planungs- und Ausschreibungshilfen
WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.
Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:
- Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
- Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
- ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.
Übersicht Planungsgrundlagen: Kleb-+ Dichtstoffe / Dichtmassen
Stand 07/2024
Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe | MS Hybrid Kleb-+ Dichtstoffe (SMP) | Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe | Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe | ||
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Material- ökologische Anforderungen | Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen | ||||
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS | Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum --- Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA --- Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade | Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA --- Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade | Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum | Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA --- Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade | |
Quellen für material- ökologische Anforderungen | Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen | ||||
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) | Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung. Einordung der Dichtstoffe im Innenraum hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS. | ||||
baubook BNB/QNG Produktinformationen | baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | ||||
Umweltbundesamt (UBA) | Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten). | ||||
baubook ÖkoBauKriterien | Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Klebstoffe finden sich Produktdeklarartionen in der Gruppe der Kleb- und Füllstoffe, für Dichtstoffe in der Gruppe der Abdichtstoffe und Klebemassen. | ||||
Mögliche Nachweis- dokumente | Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen | ||||
gesetzlich vorgeschrieben: | |||||
REACH / CLP: Sicherheitsdatenblatt (SDB) | Kleb-+ Dichtstoffe werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%). | ||||
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC | - | - | - | (+)* *nur Silikonklebstoffe für geklebte Glaskonstruktionen | |
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen; Emissionsprüfberichte | Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Kleb-+ Dichtstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen. |
Übersicht Lebenszyklusinformationen: Kleb-+ Dichtstoffe / Dichtmassen
Stand 10/2015
Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe | MS Hybrid Kleb-+ Dichtstoffe (SMP) | Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe / 1K | Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe | ||||||
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Rohstoffe | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe) | ||||||||
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft | |||||||||
Anteil fossiler Rohstoffe | ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen) | ||||||||
Anteil mineralischer Rohstofffe | ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen) | ||||||||
Anteil erneuerbarer Rohstoffe | 0 M-% | ||||||||
Charakteristische Inhaltsstoffe | |||||||||
Bindemittel | 20-85% | Acrylester-Copolymere | 33% | silanmodifizierte Polymere | 20-100% | Isocyanat-terminierte Prepolymere oder Prepolymer-Mischungen | 25-88% | Polysiloxane + Vernetzer | |
Füllstoffe | 10-70% | Gesteinsmehl (Kreide, Talk u.ä.) | 39% | Gesteinsmehl, z.B. Kalk | 0-50% | Gesteinsmehl (Kreide, Talk u.ä.) | 9-50% | Kieselsäure, Kalkstein, Talkum, Aluminiumoxid u.ä. | |
Pigmente | Titandioxid | 7% | Titandioxid, Ruß etc | - | - | Titandioxid, Eisenoxide u.ä. | |||
Weichmacher | 0,5-5% | Weichmacher, Fungizide, Konservierungsmittel, Stabilisatoren, ggf.Lösemittel (0-5% z.B. Glykole) | 18% | Siliconöle, Phthalate, Paraffin | 0-30% | Weichmacher, Katalysatoren, etc. | 10-25% | Siliconöle, Phthalate, Paraffin Katalysatoren, etc. | |
Hilfsstoffe | 4% | Thixotropiermittel, Antioxidantien etc., ggf. Lösemittel, Katalysatoren (zinnorganische Verbindungen) | 0-4% | Haftvermittler (Silane), Katalysatoren (zinnorganische Verbindungen), ggf. Fungizide, Trockner, ggf. Lösemittel | |||||
Wasser | 3-15 % | - | - | - | - | - | - | ||
Problematische Inhaltsstoffe | |||||||||
Besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) | können in Form von Flammschutzmitteln oder Weichmachern (z.B. Chlorparaffine, halogenierte Phosphorsäureester, Phthalate) eingesetzt werden. In Produkten mit Umweltzeichen, z.B. Emicode, sind SVHC ausgeschlossen. | ||||||||
Schwermetalle | kein relevantes Umweltthema bei Acrylat-Dichtstoffen | Kennzeichnungspflichtige Zinn-Katalysatoren sind Stand der Technik (geringe Konzentration im Produkt). Es sind noch keine Alternativen möglich. Bei der Anwendung als Biozid sind wesentlich größere Mengen im Produkt enthalten. | |||||||
Biozide | Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum können Acrylat-Dichtstoffen Fungizide beigesetzt werden. Außerdem ist die Zugabe von Konservierungsmitteln möglich. | MS-Hybrid-Kleb-+ Dichtstoffe enthalten keine Fungizide. | PU-Kleb-+ Dichtstoffe enthalten i.d.R. keine Biozide. | Sanitärsilikone enthalten in der Regel kennzeichnungspflichtige Fungizide (außer transparente Produkte). | |||||
Lösemittel, Weichmacher | Acrylat-Dichtstoffe können geringe Anteile an Lösemitten (0-5%) und Weichmacher enthalten. | Wird mehr Polymer eingesetzt, kann der Weichmacheranteil gesenkt werden. Es gibt auch weichmacherfreie Systeme. | 0-10% Lösemittel | Silikon-Dichtstoffe können geringe Anteile an Lösemitten enthalten (in der Regel < 5 %). | |||||
Sonstige | - | Bei der Kondensationsreaktion werden aus SMP-Dichtstoffen Alkohole freigesetzt. | Reaktive Isocyanate können allergische Reaktionen hervorrufen, ein Teil der Isocyanate ist als vermutlich krebserzeugend eingestuft. | Bei der Kondensationsreaktion werden aus Silikonen Stoffe freigesetzt. Die gefährlichsten sind n‑Butanonoxim aus oxim-vernetzenden sowie Amine aus basisch härtenden Systemen. | |||||
Sonstiges | |||||||||
Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen | keine Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen | ||||||||
Verfügbarkeit der Rohstoffe | mit Ausnahme der erdölbasierten Rohstoffe gute Verfügbarkeit. | ||||||||
Herstellung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung) | ||||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | - | - | 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.03 PUR | 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.02 Silikon | |||||
Graue Energie | Dichtmassen tragen nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei. | ||||||||
Maßnahmen Gesundheitsschutz | Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien stellt die Mischung von Acryldichtmassen aus den Grundstoffen keine erhöhten Anforderungen bezüglich Arbeitsschutz. | - | Schutzmaßnahmen sind geregelt über TRGS 430 | Bei der Herstellung von neutralvernetzenden Oxim-Systemen ist darauf zu achten, dass Butanonoxim unter sauren Bedingungen zu Explosionen führen kann. | |||||
Maßnahmen Umweltschutz | Wie jede chemische Produktion stellt die Formulierung von Dichtstoffen erhöhte Anforderungen an die umweltfreundliche Entsorgung von Abfällen, die Störfallvorsorge und die Kontrolle von Prozessemissionen. | ||||||||
- | Die eingesetzten Zinnverbindungen sind sehr ökotoxisch und dürfen beim Transport oder der Lagerung nicht in die Umwelt gelangen. | ||||||||
Verarbeitung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||||
Arbeitshygienische Risiken | Acrylat-Dichtstoffe geben bei der Aushärtung Glykole ab. Eine ausreichende Arbeitsplatzbelüftung ist empfehlenswert. | Die bei der Aushärtung von MS Hybrid-Dichtstoffen abgespalteten Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol sind bezüglich Ihrer Wirkung auf die Gesundheit als kritisch einzustufen. Außerdem können bestimmte Weichmacher beim Einatmen gesundheitsschädlich sein. Von der deutschen Berufsgenossenschaft wurde in Reihenuntersuchungen gezeigt, dass Produkte, die dem GISCODE RS10 (Methanol-abspaltende Produkte) entsprechen, außerdem den Arbeits-platzgrenzwert von Methanol einhalten (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV) 2013) | Arbeitsplatzgrenzwerte liegen nur für monomere Isocyanate vor. Bei der Anwendung von PUR-Klebstoffen kommen die Anwender jedoch auch mit polymeren Isocyanaten in Kontakt. Die TRGS 430 beschreibt deshalb Verfahren zur Bewertung einer möglichen Gefährdung durch die gesamte Isocyanatexposition. | Bei der Reaktion des Dichtstoffs mit dem Wasserdampf der Luft entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen:
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Nutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||||
VOC-/SVOC-Emissionen im Neuzustand | In Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts (Horn et al) wurde festgestellt, dass von sieben getesteten Acryldichtmassen vier die Anforderungen an die Emissionen des AgBB-Bewertungsschemas erfüllten, drei die Anforderungen nicht erfüllten. | Während des Aushärtungsprozesses spalten SMP-Dichtstoffe Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol ab. | möglich (ggf. Lösemittel, Weichmacher) | In Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts (Horn et al) wurde festgestellt, dass keine der getesteten Silikon-Dichtmassen (Acetat- und Alkoxy-Systeme) die Kriterien des AgBB-Bewertungsschemas bestanden hätte. Alle Dichtmassen emittierten Siloxane, jedoch mit stark unterschiedlichen Konzentrationen. | |||||
VOC-/SVOC-Emissionen im Nutzungszustand | Acrylat-Dichtstoffe emittieren vor allem Glykole, die als hochsiedende Komponenten über einen längeren Zeitraum aus den Dichtstoffen ausgasen können. Emissionen von Weichmachern u.a. Phtalate konnten in Prüfkammermessungen nicht nachgewiesen werden. In den Prüfkammermessungen nahmen die Emissionen rasch ab. Lang andauernde Emissionen können jedoch aufgrund der Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden. Dafür stehen Umweltzeichen wie der Blaue Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1 bzw. EC1plus zu Verfügung. | Emissionsarme SMP-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.
| Emissionsarme PUR-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.
| Nach dem Aushärten emittieren korrekt verarbeitete Silikondichtstoffe keine Schadstoffe. Allerdings sind aus der Praxis zahlreiche Fälle bekannt, bei denen Verarbeitungsfehler oder zu früh überdeckte Fugen zu lang anhaltenden Emissionen in den Innenraum führten. Emissionsarme Silikon-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar. | |||||
Mit Fungiziden ausgerüstete Dichtstoffe geben diese funktionsbedingt über längere Zeiträume in die Umgebung ab. | |||||||||
Nachnutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung) | ||||||||
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit | Beim Rückbau von Dichtstoffen ergeben sich keine besonderen gesundheitlichen Risiken. | ||||||||
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit | Dichtstoffe werden nicht stofflich verwertet. | ||||||||
Typischer Entsorgungsweg | Verbrennung oder als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie | ||||||||
Energiegewinnung möglich? | irrelevant wegen der im Vergleich zu anderen Gebäudebestandteilen geringen Mengen an Dichtstoffen |
Gefahrstoffverordnung
Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen für die damit Beschäftigten zu verwenden. Werden für eine Produktgruppe GISBAU Produkt-Codes oder GISCODES vergeben, lassen sich dadurch Unterschiede innerhalb der Produktgruppe feststellen. Auch einen Hinweis zur Ersatztstoffsuche findet man dann ggf. in den jeweiligen GISBAU-Informationen unter "Ersatzstoffe - Ersatzprodukte - Ersatzverfahren".
Übersicht nach Produktgruppen → WECOBIS / Reiter Zeichen & Deklarationen / GISBAU-Klassifizierungssystem
GISCODES für Kleb- und Dichtstoffe
Im Gegensatz zu flächig verarbeiteten Klebstoffen (Verlegewerkstoffe) gibt es für punkt- und linienförmige Kleb- und Dichtstoffe bzw. Dichtmassen nur für Produkte auf Polyurethan (PUR) -Basis einen GISCODE. PUR-Kleb- und Dichtstoffe können bei der Verarbeitung Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch Einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann eine Exposition bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen. Der Einsatz von PU-Systemen ist in der Regel technisch begründet. Sofern ihr Einsatz erforderlich ist, sollten lösemittelfrei Produkte mit dem GISCODE PU10 bevorzugt werden.
An Stelle der Verwendung von Polyurethan-Kleb- und Dichtstoffen kann die Verwendung von Dichtstoffen auf der Basis von Acryl oder silanmodifizierten Polymeren geprüft werden. Im Sinne der GefStoffV sollten jedoch auch hier grundsätzlich lösemittelfreie und im Bereich der Silikon-Kleb- und Dichtstoffe oximfreie Systeme bevorzugt werden.
Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Bei den Kleb- und Dichtstoffen (punkt- und linienförmige Verklebungen, Dichtmassen) findet man inzwischen viele emissionsgeprüfte, lösemittelfreie Produkte mit Umweltzeichen (→ Reiter Zeichen & Deklarationen). Neben der Begrenzung der Emissionen ist bei diesen z.B. auch gewährleistet, dass keine besonders besorgniserregenden Stoffe enthalten sind. In fast allen Kleb- und Dichtstoffen sind Weichmacher enthalten. Bei Produkten mit dem Blauen Engel sind auch besonders problematische Weichmacher, wie z.B. Phthalate oder Organophosphate ausgeschlossen. Bei den MS Hybrid-Dichtstoffen sind auch gänzlich weichmacherfreie Systeme erhältlich, die eine geringere Neigung zur Verschmutzung in den Randzonen zeigen. Aus ökologischer Sicht sind sie den weichmacherhaltigen Systemen vorzuziehen.
Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum sind in Acrylat- oder Silikon-Dichtstoffen häufig Fungizide beigesetzt, die über längere Zeiträume emittieren können (genaue Erläuterung s. Lebenszyklus / Nutzung). Auch in Produkten mit Umweltzeichen sind diese nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Solche Produkte werden herstellerseitig oft als "pilzhemmend" oder "fungizid eingestellt" bezeichnet. Im Sanitärbereich sind biozidfreie MS Hybrid-Dichtstoffe als Alternative verfügbar.
Abgesehen von den Acrylat-Dichtstoffen enthalten die meisten Kleb- und Dichtstoffe kennzeichnungspflichtige Zinnkatalysatoren. Im Trockenbereich sind die Zinn-freien Acrylat-Dichtstoffe eine Alternative, wenn sie keine Fungizide enthalten.
Silikon-Dichtstoffe auf Oxim-Basis spalten während des Aushärtungsprozesses Oxime ab. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungskataloge häufig ausgeschlossen.
Detaillierte Informationen zur Gesundheitsrelevanz von oximvernetzenden Silikon-Dichtstoffen siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.
PUR-Kleb- und Dichtstoffe sollten nur zum Einsatz kommen, wenn sie technisch erforderlich sind. (Erl. s.o. / Gefahrstoffverordnung).
Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS
- Reiter Übersicht / Anwendungsbereiche
- Reiter Zeichen & Deklarationen / Erläuterung + Links der wichtigsten Deklarationen zur jeweiligen Produktgruppe
- Reiter BNB-Kriterien / Einordnung der jeweiligen Produktgruppe gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.
Quellen
Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV): GEV – Einstufungskriterien Anforderungen an emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte und Vergabe des EMICODE. Stand: 15.04.2013
Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Kleb- + Dichtstoffe / Dichtmassen
Stand 07/2024
Acrylat-Kleb- + Dichtstoffe | MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP) | Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe | Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe | ||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | ||||
Blauer Engel DE-UZ 123 Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum (Ausgabe 2019) | + (nur lösemittelfreie Produkte) | + | (+) (nur lösemittelfreie Produkte, derzeit noch kein Produkt evtl. wegen Neuversionierung) | (+) (derzeit noch kein Produkt, evtl. wegen Neuversionierung) Hinweis: Amin- + Oximvernetzer nicht im Geltungsbereich, daher indirekt ausgeschlossen. | |
Österreichisches Umweltzeichen | - | - | - | - | |
EU Ecolabel (Blume) | - | - | - | - | |
- | - | - | - | ||
natureplus Umweltzeichen (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%) | - | - | - | - | |
eco-INSTITUT-Label / Dichtstoffe | (+) Dichtband | - | - | - | |
EMICODE / EC1plus (sehr emissionsarm) - EC2 (emissionsarm) / Raumlufthygiene (nur lösemittelfrei möglich) | + | + | + | + Hinweis: Amin- und Oximvernetzer nicht grundsätzlich ausgeschlossen! | |
Cradle to Cradle2 / Built Environment and Furnishings | - | - | - | - | |
GISBAU Klassifizierungs-system | Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen | ||||
- | analog anwendbar: | PU-Systeme (punkt- und linienförmige Verklebungen) PU10 - PU60 | GISBAU führt folgende Produktgruppen für Silikon-Dichtstoffe:
Es existieren jedoch keine Produkt-Codes oder GISCODES. | ||
GefStoffV: Prüfung von Alternativen erforderlich? (Minimierungsgebot) | lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen | - | lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen (PU10); ab PU20: Ersatzstoffprüfung erforderlich | butanon- und acetonoximfreie Systeme sind zu bevorzugen | |
Umweltprodukt-deklaration (EPD) | Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen | ||||
EPD1 | - | + | + | + | |
Branchen-EPD1 | - | - | - | - | |
Umweltindikatoren | Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen | ||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | - | - | 6.7.03. PU | 6.7.02. Silikon | |
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. | |||||
Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen | Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen | ||||
baubook BNB/QNG Produktinformationen | Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | ||||
baubook ÖkoBauKriterien | Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Dichtstoffe |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung Kleb-+ Dichtstoffe / punkt- und linienförmige Verklebungen
Stand 05/2021 (Steckbriefversion V 2015)
Übersicht 1.1.6-Positionen + WECOBIS-Produktgruppen | Qualitätsniveau erreichbar?1 | |||||
6b | Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum | QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
| Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe bzw. Polyurethan-Klebstoffe, Dispersions-Klebstoffe | ja | ja | ja | ja | ja |
8 | Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA → Erläuterungen s.u. | QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (PU10), nicht amin- oder oximvernetzende Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe | ja | ja | ja | ja | ja | |
Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe (mit Lösemittelanteil), lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (PU20), amin- oder oximvernetzende Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe | ja | ja | ja | nein | nein | |
lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (ab GISCODE PU30) | ja | nein | nein | nein | nein | |
9 | Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit a.d. Fassade → Erläuterungen s.u. | QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe, Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe | ja | ja | ja | ja | ja | |
Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe (mit Lösemittelanteil), lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe | ja | ja | ja | nein | nein | |
Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs | ||||||
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA Inhalt aufklappen | ||||||
Für den Blauen Engel DE-UZ 123, der ab QN4 alternativ zum Emicode EC1 oder EC1plus gefordert ist, sind derzeit ausschließlich Acrylat-Dichtstoffe zertifiziert. Das liegt vermutlich an der Neuversionierung des BE und kann sich deshalb möglicherweise noch ändern. | ||||||
Kleb- und Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade Inhalt aufklappen | ||||||
Bei Fugen mit Kontakt zur Innenraumluft ist es auch bei diesem Anwendungsfall im Sinne einer guten Innenraumlufthygiene empfehlenswert, soweit technisch möglich, das höchste QN anzustreben und hierbei Produkte mit Emicode EC1plus zu bevorzugen (Erl. s. oben). Die Produktverfügbarkeit ist gegeben, sofern es sich nicht um Spezialfälle handelt. |
→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen
Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen für Planung und Ausschreibung sind in den WECOBIS Planungs- & Ausschreibungshilfen (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
→ Dispersions- und PU-Klebstoffe im Außenraum
→ Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
→ Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade
P&A zu flächigen Klebstoffen / Verlegewerkstoffen:
→ Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten
→ Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge
→ werkseitig aufgebrachte Verlegewerkstoffe
→ Tapetenkleber
BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes. Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau). |
Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.
Einordnung Kleb- und Dichtstoffe im Bestand
Die Einordnung von Materialien im Bestand erfolgt in WECOBIS jeweils gesammelt für die ganze Obergruppe. Für Klebstoffe siehe dazu Klebstoffe im Bestand, für Dichtstoffe siehe dazu Dichtungen, Abdichtungen im Bestand.
BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet. |
An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.
Einordnung Kleb- und Dichtstoffe
Kleb- und Dichtstoffe können die Qualität der Innenraumluft maßgeblich beeinflussen. Insbesondere am Ende der Bauzeit eingebrachte Dichtmassen führen immer wieder zu Problemen bei der Raumluftmessung.
Eine möglichst geringe Belastung kann z.B. durch emissionsgeprüfte Produkte mit Blauem Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1plus und den Ausschluss oximvernetzender Silikone erreicht werden.
Produktgruppe | Zu erwartende VOC-Emissionen | Zu erwartende Formaldehyd-Emissionen |
lösemittelfreie Produkte1: | möglich | keine |
lösemittelarme Produkte (< 5% Lösemittel): Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffemit geringem Lösemittelanteil | möglich | keine |
lösemittelhaltige Produkte: | hoch | keine |
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen | |
keine | Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC. |
möglich | Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen. Bei der Produktwahl ist auf geeignete Zeichen und Deklarationen zu achten. Siehe dazu die Informationen im Reiter "Zeichen & Deklarationen". |
hoch | Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen. |
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung
Einordnung Kleb- und Dichtstoffe
Rückbaubarkeit
Kleb-+ Dichtstoffe können nur mit sehr hohem Aufwand ausgebaut werden. Die Rückbaubarkeit ist deshalb kaum gegeben.
Sortenreinheit
Kleb-+ Dichtstoffe können nur mit hohem Aufwand sortenrein zurückgebaut werden. Sie treten im Rückbau oft auch als Anhaftungen an anderen Baustoffen in Erscheinung und können die Recyclingfähigkeit dieser Baustoffe vermindern.
Verwertbarkeit
Da Kleb-+ Dichtstoffe immer mit anderen Baustoffen verbunden sind und ihre Funktion die möglichst starke und andauernde Haftung auf dem Untergrund bedingt, können sie oft nur als Anhaftung an anderen Baustoffen entsorgt werden.
- Eine stoffliche Verwertung ist bei Kleb-+ Dichtstoffen nicht möglich.
- Die energetische Verwertung von reinen Kleb-+ Dichtstoffen ist möglich und führt bei vorschriftsgemäßer Rauchgasreinigung zu keinen relevanten Emissionen. Sofern die Kleb-+ Dichtstoffe als Anhaftungen zusammen mit anderen brennbaren Abfällen entsorgt werden, stellt die energetische Verwertung den besten Entsorgungsweg dar.
- Kleb-+ Dichtstoffe können als Anhaftungen auf Bauteilen in die Deponie gelangen. Die Abbauprodukte stellen eine Belastung für die Deponieabwässer dar.
weitere Informationen zur Nachnutzung (z.B. Deponieverhalten, Abfallschlüssel)
Quellen
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)
Technisches
Technische Daten
Spez. Gewicht (DIN 52451-PY) | 1.5 - 1.7 g/cm3 |
Hautbildungszeit (+23°C/50% r.F.) | 10 - 25 Minuten |
Aushärtungszeit | 1 - 2 mm/ Tag |
Shore-A-Härte (DIN 53505, 8 Wochen bei +23°C/50% r.F.) | 18 - 40 |
Volumenänderung (DIN 5245 I-PY) | 10 - 25% |
Maximale Bewegungsaufnahme in der Praxis | 10% |
Temperaturbeständigkeit | -40°C bis +80°C |
Verarbeitungstemperatur | +5°C bis +30°C |
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
DIN EN ISO 6927 | Bauwesen - Dichtstoffe - Begriffe |
DIN EN 15651 | Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden und Fußgängerwegen |
Literaturtipps
BUWAL (1995): Bauprodukte und Zusatzstoffe in der Schweiz, Schriftenreihe Umwelt Nr. 245 Umweltgefährdende Stoffe
Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage
Müller, Bodo, Rath, Walter (2004): Formulierung von Kleb- und Dichtstoffen: das kompetente Lehrbuch für Studium und Praxis, Vincentz Network, Hannover
Härig, S., Klausen, D., Hoscheid, R. (2003): Fugendichtstoffe, In: Technologie der Baustoffe, C. F. Müller Verlag Heidelberg
Permapack (o. A.): FAQ’s über Acryl–Dichtstoffe Zugriff: Online-Quelle
Poth, U., Schwalm, R., Schwartz M. (2011) Acrylatharze, Vincentz Network, Hannover
Pröbster, Manfred (2008): Erfolgreich Fugen abdichten, In: Baudichtstoffe, Vieweg + Teubner Verlag, Wiesbaden
Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)
Wolf, A. T. (ed.) (1999): Durability fo Buildig sealants, RILEM Publications, Cachan Cedex, France
Zellweger, C., Hill, M., Gehrig, R., Hofer, P. (1997): Schadstoffemissionsverhalten von Baustoffen, EMPA Abt. Luftfremdstoffe/Umwelttechnik, Dübendorf
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Abb. 1: Zusammensetzung nach Funktionen
Der Bindemittelanteil aus Acrylester-Copolymeren variiert je nach Produkt stark. Im Mittel von drei ausgewerteten Rezepturen für Dichtstoffe beträgt er 44 Massen-%. Literaturangaben [Kittel 2005] weisen einen vergleichbaren Bindemittelanteil aus. Füllstoffe und Pigmente bilden die zweite wichtige Komponente. Sie ergänzen die Mischung auf rund 90%. Die Füllstoffe sind auf mineralischer Basis z.B. Kreide oder Talk. Acrylat-Dichtstoffe können auch Pigmente enthalten. Als Weißpigment wird in der Regel Titandioxid eingesetzt. Das Titandioxid wirkt gleichzeitig als UV-Schutz. Der Wasseranteil kann von wenigen Massen-% bis zu 15 % variieren. In geringeren Gewichtsprozenten ca. 0 – 5% können auch Lösemittel vorhanden sein wie z.B. Glykole. Polyacrylat-Dichtstoffe und -Kleber enthalten zudem Hilfsstoffe wie Weichmacher, Fungizide, Konservierungsmittel und Stabilisatoren in geringen Mengen (bis zu rund 3 Massen-%). Als Weichmacher kann Polyisobutylen eingesetzt werden. Auch Ester sind als Weichmacher geeignet.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Polyacrylat-Dicht- und Klebstoffe enthalten keine nachwachsenden Rohstoffe. Die Bindemittel und die meisten Hilfsstoffe sowie ggf. die Lösemittel werden aus Erdölfraktionen gewonnen. Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle ist mit Umweltrisiken verbunden.
Die Pigmente, v.a. die Weißpigmente, werden aus Metallerzen in relativ energieintensiven Prozessen hergestellt. Als Füllstoffe werden Gesteinsmehle, wie z.B. Kaolin eingesetzt, deren Grundgesteine im Bergbau gewonnen und danach gemahlen werden.
Verfügbarkeit
Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von Kunststoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe zur Herstellung von Kunststoffen auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre.
Die mineralischen Rohstoffe sind auch mittelfristig gut verfügbar. Die energieintensiven Abbauprozesse sind jedoch ebenfalls an die Verfügbarkeit größerer Energiemengen gekoppelt.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Bei der Herstellung der Dichtstoffe dürften kaum Produktionsabfälle entstehen. Rückstände durch Wartungsarbeiten, Fehlchargen u. dgl. können nicht wieder eingesetzt werden.
Radioaktivität
Acrylat-Dichtstoffe sind nicht radioaktiv.
Landinanspruchnahme (Landuse)
Die Erdölgewinnung für die Kunststoffherstellung ist mit geringem Flächenverbrauch für die Erdölgewinnung und die Raffineriestandorte verbunden. Durch Leckagen während der Erdöl-Förderung oder des Erdöl-Transports können allerdings die Ökosysteme beträchtlicher Flächen längerfristig geschädigt werden.
Der Abbau der mineralischen Komponenten erfolgt im Tagebau (Steinbruch), was zu einer großflächigen Landschaftsveränderung führen kann.
Quellen
Kittel H., Reul H. (Hrsg.), Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage, 2005
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Die Herstellung der organischen Ausgangsstoffe erfolgt in großen chemischen Produktionsanlagen. Die mineralischen Komponenten werden fast ausschließlich mechanisch bearbeitet. Sowohl Pigmente wie Gesteinsmehle werden gemahlen, bis die gewünschte Korngrößenverteilung erreicht ist.
Die Produktion der Acrylat-Dicht- und -Klebstoffe erfolgt durch Mischung der Komponenten. Die Acrylat-Copolymere und Weichmacher (z. B. Polyisobutylen) werden in Wasser dispergiert, Emulgatoren werden eingesetzt, um die festen Bestandteile vollständig zu benetzten. Der Füllstoffanteil wird so hoch wie technisch möglich gewählt. Zum einen sind Füllstoffe billiger als Kunststoffe, zum anderen führt ein hoher Füllstoffanteil zu gut verfestigenden, langzeitstabilen Produkten.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.
Graue Energie
In Ökobau.dat sind Lebenszyklus-Daten für Acrylat-Dichtmassen verfügbar. Die Graue Energie für ein Kilogramm Acrylat-Dichtmasse wird mit 73.5 MJ/kg ausgewiesen. Bei einem Fugenquerschnitt von 5 x 5 mm liegt der Dichtstoffverbrauch bei etwa 25 ml Dichtstoff / Meter Fuge. Der Verbrauch pro Meter Fuge als Masse ausgedrückt liegt damit bei 34 g/m.
In der unten stehenden Tabelle werden die Grauen Energien (Primärenergie nicht regenerierbar) der drei Dichtstoffe auf Acrylat-, MS Hybrid- und Silikonbasis verglichen.
Acrylat | MS Hybrid | Silikon | |
Primärenergie nicht regenerierbar | ~ 2.5 MJ / m Fuge | vermutlich > 5 MJ / m Fuge 1) | ~ 3.4 – 5.1 MJ / m Fuge |
1) siehe MS Hybrid-Dichtstoffe, Blatt Herstellung
Dichtmassen und Klebstoffe tragen allerdings nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei. Eine Optimierung hinsichtlich der Grauen Energie sollte deshalb bei den Baustoffen ansetzen, die in größeren Mengen verbaut werden.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien stellt die Mischung von Acryldichtmassen aus den Grundstoffen keine erhöhten Anforderungen bezüglich Arbeitsschutz.
Maßnahmen Umweltschutz
Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien, der Entsorgungshinweise und der gesetzlichen Vorgaben im Umgang mit anfallenden Produktionsabfällen sind keine speziellen Umweltrisiken bei der Mischung der Dichtmassen ersichtlich.
Quellen
Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Acrylat-Dichtstoffe sind weniger empfindlich gegenüber leicht feuchten Untergründen als MS Hybrid- oder Silikat-Dichtstoffe. Eine Übersicht über die Einsatzgebiete gibt die Vergleichstabelle der Anwendungsgebiete. Niedrige Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit verlängern die Trocknungszeit von Acrylat-Dicht- und Klebstoffen. Die von den Herstellern angegebenen Minimaltemperaturen sind unbedingt einzuhalten. Es ist dabei an die ganze Durchhärtungszeit zu denken, also z. B. auch Nachttemperaturen. Höhere Temperaturen führen zu einer schnelleren Trocknung und einer verbesserten Flexibilität der fertigen Fuge oder Klebung. Die vom Hersteller angegebene Höchsttemperatur darf jedoch ebenfalls nicht überschritten werden. Insbesondere Weichmacher können bei zu hohen Temperaturen aus dem Produkt ausdampfen, was zu einer spröden oder klebrigen Fuge oder Klebung führen kann.
Im Außenraum dürfen nur Acrylat-Dicht und -Klebstoffe eingesetzt werden, die vom Hersteller ausdrücklich als dafür geeignet gekennzeichnet sind.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Acrylat-Dicht- und Klebstoffe geben bei der Aushärtung Glykole ab. Eine ausreichende Arbeitsplatzbelüftung ist deshalb empfehlenswert.
REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC
Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.
Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
Die GISBAU führt die Produktgruppe "Acryldichtungsmassen, lösemittelfrei". Es existieren jedoch keine Produkt-Codes oder GISCODES.
Bei gewissen Acrylat-Dichtstoffen werden Lösemittel eingesetzt, die während der Aushärtung in die Umgebungsluft emittiert werden. Der VOC-Gehalt liegt im Bereich vom 0 – 50 g/kg Dichtstoff. Die Lösemittel können je nach Typ und Konzentration gesundheitsschädlich sein.
Emissionen
Um die Haftung der Dichtmassen oder Klebstoffe auf den Oberflächen zu verbessern, werden zum Teil lösemittelhaltige Voranstriche eingesetzt. Bei der Verwendung von lösemittelhaltigen Produkten muss generell mit Grenzwertüberschreitungen und den damit verbundenen Gesundheitsgefahren gerechnet werden. Obwohl bei Fugendichtungen und punkt- oder linienförmigen Klebungen die bearbeitete Oberfläche relativ klein ist, ist auch hier beim Verarbeiten von lösemittelhaltigen Voranstrichen Vorsicht geboten. Es sollten wenn möglich aromatenfreie oder -arme Produkte verwendet werden.
Quellen
Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Nach dem Aufbringen des Acrylat-Dicht- oder Klebstoffes aus der Kartusche in die Fuge oder auf die Oberfläche beginnt die Trocknung. Dabei geben Acrylat-Dicht- und Klebstoffe vor allem Glykole ab. Die Emissions-Spitze trat bei allen in der Studie von Horn et al. gemessenen Acrylat-Dichtstoffen am ersten Tag auf. Danach gehen die Emissionen bis zum 28. Tag kontinuierlich zurück, allerdings nicht auf null. Die Trocknungzeit beträgt also für alle gemessenen Acrylate mehr als 28 Tage.
Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Dichtstoffe formuliert.
Von sieben in der Studie von Horn et al. getesteten Acryldichtmassen erfüllten vier die Anforderungen an die Emissionen des AgBB-Schemas, drei erfüllten die Anforderungen nicht.
Um das Emissionsverhalten von Produkten zuverlässig beschreiben zu können, vergibt die GEV (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V., Düsseldorf) das EMICODE-Produktelabel. Dichtstoffe mit EMICODE-Klassierungen EC1plus, EC1 oder EC2 weisen deutlich geringere Emissionen auf, als im AgBB-Bewertungsschema gefordert.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Acrylat-Dichtstoffen emittieren vor allem Glykole, die als Lösungsmittel und Weichmacher eingesetzt werden. Da es sich um hochsiedende Komponenten handelt, können sie auch über einen längeren Zeitraum aus den Dicht- und Klebstoffen ausgasen. Emissionen von Weichmachern u.a. Phtalaten welche in den Acrylat-Dichtstoffen oft eingesetzt werden, konnten in Prüfkammermessungen nicht nachgewiesen werden. Es kann deshalb von lediglich geringen Weichmacher-Emissionen in die Innenraumluft ausgegangen werden. Aus Fugendichtungen werden zudem Ester, Alkane und Aromaten emittiert. In den Prüfkammermessungen nahmen die Emissionen rasch ab. Lang andauernde Emissionen bei den Anwendungen im Innenraum können jedoch aufgrund der Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden.
Mit Fungiziden ausgerüstete Acrylat-Dichtstoffe geben diese funktionsbedingt über längere Zeiträume in die Umgebung ab.
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Acrylat-Dichtstoffe werden aufgrund der bedingten Wasserbeständigkeit ausschließlich im Innenraum angewendet. Emissionen in den Außenraum sind deshalb nicht zu erwarten.
Radon und Abdichtungsmaßnahmen
Für die Abdichtung bestehender Gebäude gegen eindringendes Radon können Dichtmassen für den Verschluss bestehender Fugen eingesetzt werden. Radon gelangt aus dem Untergrund zuerst in die Kellergeschosse eines Gebäudes und von dort in das restliche Gebäude. Über die Entstehung von Radon im Untergrund und die damit einhergehende Radonproblematik informiert der Lexikonbegriff natürliche Strahlenexposition ausführlich.
Bei Neubauten in Gebieten mit erhöhter Radon-Belastung soll die Belastung am Baustandort abgeklärt werden. Falls eine erhöhte Radonbelastung festgestellt wird, sind Maßnahmen vorzusehen, um die Belastung des Innenraums mit Radon niedrig zu halten. Mögliche Maßnahmen sind im konkreten Fall zu planen. Möglich sind Maßnahmen zur Ablüftung der Kellerluft bei gleichzeitiger Abdichtung der Obergeschosse, zur Ableitung außerhalb des Gebäudes (Drainage) oder zur Abdichtung der Gebäudehülle. Alle Abdichtungsbahnen sind grundsätzlich für die Radonabdichtung geeignet. Wesentlich für den Erfolg der Maßnahme ist die Radon-dichte Ausführung aller Anschlüsse und Nähte.
Weitere Informationen zur Radioaktivität sind auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz abrufbar.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Wassereinwirkung
Kurzfristige Feuchte- oder Wasserbelastungen schaden einer Fuge aus Acrylat-Dichtstoff nicht. Die Haftwirkung einer Klebung kann möglicherweise vorübergehend vermindert werden. Acrylat-Dicht- und Klebstoffe sind jedoch nicht beständig gegen langandauernde Wassereinwirkung. Teile des Dicht- oder Klebstoffes können über längere Zeit wieder im Wasser gelöst werden. Sie können also nicht in Bereichen mit stehendem Wasser eingesetzt werden. Bei der Zersetzung eines Dichtstoffs durch anhaltende Wassereinwirkung können die enthaltenen Biozide freigesetzt werden.
Beständigkeit Nutzungszustand
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Instandhaltung
Die größte Gefahr für eine Zerstörung von Fugen im Innenraum stellt der Bewuchs durch Schimmelpilze und andere Mikroorganismen dar. Zur Vermeidung der Schimmelpilzbildung ist auf eine gute Belüftung der Nassräume und die Vermeidung dauerfeuchter Fugen zu achten. Wenn eine Fuge durch Schimmelpilze befallen ist, kann eine Sanierung nur durch Ersatz der Fuge erfolgen.
Quellen
Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Kleb- + Dichtstoffe haften funktionsbedingt auf dem damit beschichteten Bauteil und werden normalerweise im Verbund rückgebaut. Sie selbst verursachen dann i.d.R. keine besonderen Umwelt- und Gesundheitsrisiken beim Rückbau.
Für Materialien im derzeitigen Altbestand gilt ggf. anderes → siehe dazu auch Klebstoffe im Bestand, Dichtungen, Abdichtungen im Bestand
Wiederverwendung
Eine Wiederverwendung von Fugendichtstoffe oder Klebstoffen ist nicht möglich. Klebeverbindungen von Bauteilen können die Wiederverwendung der Bauteile erschweren oder verhindern.
Stoffliche Verwertung
Eine stoffliche Verwertung von Kleb-+ Dichtstoffen kommt aufgrund ihrer Verarbeitungsform grundsätzlich nicht in Frage. Da sie auf anderen Bauteilen anhaften, ist eine sortenreine Erfassung praktisch nicht möglich. Mit Kleb-+ Dichtstoffen behandelte Baustoffe werden in ihrer Recyclierbarkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen. Dies gilt insbesondere für Gipsbaustoffe, Mauerwerk und Beton.
Energetische Verwertung
Alle Kleb-+ Dichtstoffe können gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe enthalten. Gemäß der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sollen Dichtstoff-Abfälle mit den Kunststoffen gesammelt und einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Falls die Abfälle gemischt erfasst werden, sind sie einer Vorbehandlungsanlage zuzuführen. Die Verwertung ist in beiden Fällen vorgeschrieben. Bei der Verbrennung von Dichtstoffresten oder brennbaren Materialien, die damit verunreinigt sind, ergeben sich keine besonderen Entsorgungsprobleme. Die Verbrennung erzeugt bei vorschriftsmäßiger Rauchgasreinigung keine relevanten Emissionen.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Kleb-+ Dichtstoffe können als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie gelangen, wo sie über längere Zeiträume abgebaut werden und ggf. die Deponieabwässer belasten. Spezifische Untersuchungen zum Verhalten der Stoffgruppe in Inertstoff-Deponien sind nicht vorhanden. Bei der Zersetzung der Kleb-+ Dichtstoffe können ggf. enthaltene Biozide oder Zinnkatalysatoren freigesetzt werden.
EAK-Abfallschlüssel
Restentleerte Metallgebinde können als Metallschrott verwertet werden. Auf einer vorbildlichen Baustelle werden keine Gebinde in die Kanalisation ausgewaschen. Die umweltgerechten Entsorgungsleistungen beim Arbeiten mit Kleb-+ Dichtstoffen sind bereits in der Ausschreibung für alle Unternehmen festzulegen.
Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Zudem ist die Zuordnung davon abhängig, wo der Abfall anfällt. Einem Baustellenabfall wird ein anderer Abfallcode zugewiesen als einem Abfall aus einem Gewerbebetrieb oder einem Privathaushalt. Die aufgeführten Abfallcodes stehen deshalb nur als Hinweis und können nicht jeden konkreten Entsorgungsfall abdecken. Daher ist im konkreten Fall eine Abklärung mit den zuständigen Behörden oder dem beauftragten Entsorgungsunternehmen notwendig. Die bei Kleb-+ Dichtstoff-Arbeiten oder im Rückbau anfallenden Abfälle sind wie folgt zu entsorgen:
Entsorgungsgut | Zustand | Abfall- volumen | Entsorgung als | EAK-Abfall- schlüssel | Entsorgung |
Verpackungen mit Resten | Reste ausgehärtet | gering | Hausmüll | - | Hausmülltonne |
Verpackungen mit Resten | Reste ausgehärtet | hoch | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten. Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen. Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen. | 08 04 09*
08 04 10
17 09 04 | Entsorger |
Verpackungen mit Resten | Reste ausgehärtet | - | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten. Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen. | 08 04 09*
08 04 10 | Entsorger |
Dicht- oder Klebstoffreste | ausgehärtet | gering | Hausmüll | - | Hausmülltonne |
Dicht- oder Klebstoffreste | ausgehärtet | hoch | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten. Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen. Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen. | 08 04 09* 08 04 10 17 09 04 | Entsorger |
Dicht- oder Klebstoffreste | nicht ausgehärtet | - | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten. Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen. | 08 04 09* 08 04 10 | Entsorger |
Quellen
Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012, Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012
LAGA (2003): Vollzugshinweise zur Gewerbeabfallverordnung (Download)