Lehmputz

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Lehmputze sind Putzmörtel mit Ton als Bindemittel zum Verputzen von Wänden und Decken im Innen- und witterungsgeschützten Außenbereich.

Wesentliche Bestandteile

  • Baulehm
  • Sand
  • ggf. pflanzliche Zuschläge (z.B. Strohfasern)

Charakteristik

Die Aushärtung von Lehmputzmörtel erfolgt rein physikalisch, indem das (Anmach-)Wasser entweicht. Die Plastizität kann durch Zugabe von Wasser wieder hergestellt werden. Lehmputze zeichnen sich durch ihre Offenporigkeit und die ausgeprägte Fähigkeit zur Feuchtigkeitsaufnahme und -abgabe aus.

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Lehmbaustoffe besitzen eine sehr einfache, naturnahe Zusammensetzung. Sie sind unproblematisch in Herstellung und Anwendung und beinhalten keine gesundheits- oder umweltschädlichen Komponenten. Lehm ist als Verwitterungsprodukt fast überall vorhanden und damit regional verfügbar. Wird der vor Ort verfügbare Baulehm verwendet, entfallen umweltbelastende Transporte. Lehmbaustoffe müssen nicht gebrannt werden, wodurch sich eine ausgezeichnete Ökobilanz ergibt. Sie können nach dem Ausbau durch Wasserzugabe wieder aufgeweicht und neu geformt werden.

Die Anwendung von Lehm ist nicht neu, gehört Lehm doch zu den ältesten Baumaterialien der Menschheit. Die Konfrontation mit aktuellen Herausforderungen wie dem Verlust der Biodiversität, globale Abhängigkeiten und allen voran den klimatischen Veränderungen bieten die Chance einer Neuinterpretation des Lehmbaus sowie dessen Anpassung an heutige Standards, um so Lehm wieder für die modernen Anforderungen im Bauwesen nutzbar zu machen. Im Projekt RE-FORM earth (FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft) werden unterschiedliche Lösungen dafür erarbeitet.

Lieferzustand

  • Getrocknet (pulverförmig) in geschlossenen Papiersäcken, Eimern oder Großbehältern
  • Ungetrocknet (erdfeucht) in nicht luftdicht verschlossenen, wasserfesten Gewebesäcken

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

  • Innenwand und -decke
  • witterungsgeschützter Außenbereich
  • nicht im Spritzwasserbereich bzw. in Räumen mit dauerhaft hoher Luftfeuchtigkeit

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH Berlin
DIN 18947:2024-03 Lehmputzmörtel - Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung

Lehmputz
Lehmputz

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Putzmörtel

Stand 07/2024

    Putzmörtel (WECOBIS: Gipsputz, Kalkputz, KunstharzputzLehmputzLeichtputzSiliconharzputz, Silikatputz, Zementputz)
     
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planungs- & Ausschreibungshilfen" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS

Fassadenputze
verwandt: Außenwandfarben, Dämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen

Für Putzmörtel im Innenraum gibt es derzeit keine materialökologischen Anforderungen in WECOBIS.
  Mögliche Quellen Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) des BMI /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumlufthygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der jeweiligen Putzmörtel hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS.

baubook BNB/QNG Produktinformationen baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG
Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung(z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten).
baubook ökologisch ausschreiben Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Putzmörtel finden sich Kriterien in der Gruppe "Mauer- und Putzmörtel".
  Mögliche Nachweis-
dokumente
weitere Nachweismöglichkeiten neben den folgend genannten sind Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen oder ggf. ein Anhang mit Nachhaltigkeitsmerkmalen zur bauaufsichtlichen Zulassung (abZ+). Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben: Welche Nachweisdokumente müssen vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden? Welcher Nachweis kann damit erbracht werden?
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Putzmörtel werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. → z.B. Nachweis zu gefährlichen Stoffen / Gefahreneinstufungen, SVHC >= 0,1 Gew.-%, VOC-Gehalt, Emissionen während der Verarbeitung
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Putzmörteln findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

Gefahrstoffverordnung

Während der Verarbeitung von Lehmputzen sind keine besonderen Arbeitsschutzmaßnahmen zu treffen. Hautkontakt mit reinen Lehmbaustoffen bewirkt keine Reizungen.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Lehmputze sind unter Gesundheits- und raumklimatischen Aspekten – anderen Putzen vorzuziehen: Sie besitzen eine sehr einfache, naturnahe Zusammensetzung und beinhalten keine gesundheits- oder umweltschädlichen Komponenten. Das im Lehm enthaltene Bindemittel Ton muss nicht eigens hergestellt werden, wodurch sich eine ausgezeichne­te Ökobilanz ergibt. Lehmputzmörtel können nach dem Ausbau durch Wasserzugabe wieder aufgeweicht und neu geformt werden.

Lehmputz

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Putzmörtel

Stand 07/2024

   

Gipsputz

Kalkputz

Kunstharzputz Lehmputze Leichtputz Siliconharzputz Silikatputz Zementputz
                   
  Umweltzeichen

Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen

   
Blauer Engel DE-UZ 198 Innenputze

-

+ - (+)

+

-

+ +
Blauer Engel DE-UZ 140 Wärmedämm-verbundsysteme

-

+ (+) -

(+)

-

+ +
Österreichisches Umweltzeichen - - - - -

-

- -
EU Ecolabel (Blume) - - - - - - - -
Nordic Swan Ecolabel - - - - - - - -
natureplus Umweltzeichen / Mauer- & Putzmörtel
(nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)
-

+

- +

+

 

-

+

 

IBO-Prüfzeichen + - - - - - -
eco-INSTITUT-Label / Mineralische Bauprodukte - + - + + - - +
EMICODE / Raumlufthygiene + (+) (+) (+) (+) (+) (+) (+)
Cradle to Cradle2Built Environment and Furnishings  + + - + - + + +
  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

Putzmörtel sind nicht im GISBAU-System klassifiziert.
  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - - + + - - - -
Branchen-EPD1 + + - + + + + +
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze 1.4.04 Putz und Putzmörtel -> diverse Putze und Kombinationen2.21.01 Wärmedämmverbundsystem -> diverse Putze und Kombinationen als Teil des WDVS
Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.
  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen

Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen

   
baubook BNB/QNG Produktinformationen Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung.
siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG
baubook ÖkoBauKriterien

Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. 
siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Mauer- & Putzmörtel.

+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+)
derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert bzw. recherchierbar
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten.
2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!

Lehmputz

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Lehmputz

Technisches

Technische Daten

 
Parameter
 
 
Einheit
 
 
Richtwerte
 
 
Anmerkungen
 
 
Rohdichte
 
(Trockenrohdichte)
 
 
[kg/m3]
 
 
1.800 – 2.000
 
 
Lehmputzmörtel mit einer Rohdichte von 810-1.200 werden als Leichtlehmputzmörtel bezeichnet.
 
 
Lineares Trocknungsschwindmaß
 
 
[%]
 
 
1,1 – 2
 
 
Faserbewehrte Lehmputzmörtel dürfen ein lineares Trocknungsschwindmaß von bis zu 3% aufweisen.
 
 
Druckfestigkeit
 
 
[N/mm²]
 
 
1,8 – 3,0
 
 
Für untergeordnete Räume oder Sonderanwendungen: ≥ 1,0
 
 
Biegezugfestigkeit
 
 
[N/mm²]
 
 
0,9 – 1,0
 
 
Für untergeordnete Räume oder Sonderanwendungen: ≥ 0,3
 
 
Dampfdiffusionswiderstandszahl
 
 
[-]
 
 
5/10
 
 

Tab. 1.6.1.1: Bautechnische Eigenschaften marktüblicher Lehmputzmörtel

 
Rohdichte
 
 
λ-Wert [W/m K]
 
1000 0,35
1200 0,47
1400 0,59
1600 0,73
1800 0,91
2000  
1,1
 

Tab. 1.6.1.2: Richtwerte für die Wärmeleitfähigkeit in Abhängigkeit von der Rohdichte (Rechenwert)

Baustoffklasse

Lehmputzmörtel ohne organische Zusatzstoffe bzw. mit maximal 1% Massenanteil an homogen verteilten organischen Zusatzstoffen können nach DIN 4102-4 ohne Prüfung in die Baustoffklasse A1, nicht brennbare Baustoffe eingestuft werden.

Versuche zeigen, dass auch Mischungen mit deutlich mehr als 1% Masseanteil an Pflanzenfasern die Eigenschaften für nicht brennbarer Baustoffe der Baustoffklasse A aufweisen.

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN 18947:2024-03, Lehmputzmörtel— Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung  

DIN EN 13914-2:2016-09, Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen - Teil 2: Innenputze

DIN 18550-2: 2018-01, Planung, Zubereitung und Ausführung von Außen- und Innenputzen - Teil 2: Ergänzende Festlegungen zu DIN EN 13914-2:2016-09 für Innenputze

Technisches Merkblatt TM01: Anforderungen an Lehmputz als Bauteil (2. Auflage, Juni 2014), Dachverband Lehm e.V.

Quellen

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM) nach DIN EN 15804. Jänner 2023. (Online-Quelle)

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH Berlin

Lehmputz

Literaturtipps

Fromme Irmela, Herz Uta (2021): Lehm- und Kalkputze. Ökobuch Verlag

Schäfer Dietmar (2022): Lehmputze und ihre Anwendungen. Springer Vieweg, Wiesbaden

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Volhard Franz, Röhlen Ulrich (2009): Lehmbau Regeln. Begriffe – Baustoffe – Bauteile. Hrsg: Dachverband Lehm e.V., Vieweg+Teubner, Wiesbaden

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehmbau Verbraucherinformation. März 2014. (Online-Quelle)

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM) nach DIN EN 15804. Jänner 2023. (Online-Quelle)

Ute Muñoz-Czerny (2024): Lehm – Paradebeispiel eines nachhaltigen Baustoffes. Beitrag aus dem Kitting 2024, IBO GmbH (Online-Quelle)

Lehmputz

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Lehmputzmörtel bestehen aus Baulehm, mineralischen und pflanzlichen Zusatzstoffen sowie Wasser.

Lehm ist ein Verwitterungsprodukt von Gesteinen und setzt sich aus den unterschiedlichen Korngrößen Kies, Sand, Schluff und Ton zusammen, wobei Ton das Bindemittel zwischen den groben Bestandteilen bildet. Neben erdfeuchtem Baulehm wird auch getrockneter (ggf. zusätzlich gemahlener) Lehm („Trockenlehm“) bzw. Ton („Tonmehl“) eingesetzt.

Mineralische Zusatzstoffe sind natürliche Quarzsande. Das Mineralgefüge, d.h. Art und Form der Körnung, hat wesentlichen Einfluss auf die Qualität des Putzes.

Pflanzenteile und -fasern (z.B. Strohfasern) dienen als Bewehrung und können Spannungen aus problematischen Untergründen aufnehmen bzw. die Schwindrissbildung minimieren.

Das (Anmach-)Wasser stellt die notwendigen Verarbeitungskonsistenz her. Bei der Verwendung von erdfeuchtem Lehm ist keine Wasserzugabe erforderlich (bzw. nur zur Replastifizierung nach Erhärtung).

Für die Farbgebung können den Lehmputzmörteln auch Erdpigmente oder Naturfarben zugegeben werden.

Beispielrezepturen

Die verwendeten Rezepturen werden den jeweiligen Rohstoffeigenschaften angepasst. Beispielrezepturen aus:

Erdfeuchter Lehmputzmörtel ohne Pflanzenfasern:

  • 48 % Baulehm
  • 52 % Sand

Getrockneter Lehmputzmörtel mit Pflanzenfasern:

  • 30 M.-% Baulehm
  • 69 M.-% Sand
  • 1 M.-% Pflanzenfasern (Stroh, Miscanthus)

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Lehm wird oberflächennah in Lehmgruben abgebaut oder vor Ort dem geologisch „gewachsenen“ Boden entnommen (Ortlehm). Für die Herstellung von Lehmbaustoffen eignen sich auch Sekundärrohstoffe wie Bodenaushub oder Grubenlehm aus dem Ton-, Sand-, Kies- oder Kalkabbau. Baustellen- und Abbruchabfälle aus Lehmbauteilen oder Presslehm, ein bei der Kiesgewinnung vorkommendes Abfallprodukt, können ebenfalls zu Baulehm aufbereitet werden.

Lehm ist als Verwitterungsprodukt fast überall vorhanden und damit regional verfügbar. Bisher noch zu wenig genutzte Quellen für Lehmbaustoffe sind lehmhaltiger Bodenaushub sowie Baustellen- und Abbruchabfälle von Lehmbaustoffen. Idealerweise kann der Aushublehm vor Ort verwendet werden. Dadurch entfallen zudem umweltbelastende Transporte.

Quarzsand wird meist im Nassverfahren mit Baggern aus Flüssen oder Seen gewonnen.

Gegebenenfalls vorkommende organische Zuschläge werden in land- oder forstwirtschaftlichen Prozessen gewonnen. Häufig fallen sie dabei als Neben- bzw. Abfallprodukte an.

Radioaktivität

In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.

Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.

Produkte wie Putze, Mörtel oder Estriche tragen aufgrund ihrer geringen Dicke nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.

Quellen

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM) nach DIN EN 15804. Jänner 2023. (Online-Quelle)

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehmbau Verbraucherinformation. März 2014 (Online-Quelle)

Lehmputz

Herstellung

Herstellungsprozess

Fertigmörtel werden mit üblicher Mischtechnik aufbereitet. Kleine Mengen können von Hand oder mit dem Rührgerät gemischt werden, für größere werden Freifall- oder Zwangsmischer benutzt.

Bezüglich des Einsatzes von Trocknungsverfahren kann unterschieden werden in:

  • Erdfeuchtverfahren (keine Trocknung)
  • Trockenverfahren

    • Trocknung der erdfeuchten Fertigmischung
    • Einsatz von Trockenlehm und /oder Tonmehl („Trockendosierverfahren“)

Umweltindikatoren / Herstellung

Energieaufwand

Die Herstellung von Lehmbaustoffen zeichnet sich im Allgemeinen durch einen geringen Energiebedarf aus, da die Bindekraft des lehmeigenen Bindemittels Ton nicht durch Brennen oder chemische Prozesse aktiviert werden muss.

Das CO2-Äquivalent von erdfeucht geliefertem Lehmputz beträgt ca. 5% eines zementgebundenen Putzes.

Im Detail unterscheiden sich die Energie- bzw. Ökobilanzen für die Herstellung von Lehmputz je nach Verfahrensart. Das Erdfeuchtverfahren (keine Trocknung) verursacht die geringsten, das Trockendosierverfahren (Einsatz von Trockenlehm) die höchsten Aufwände. Die passive Nutzung von Solarenergie reduziert die ökologischen Aufwände für die Nachtrocknung von erdfeuchten Mischungen im Vergleich zum konventionellen Einsatz von Trommeltrocknern.

Charakteristische Emissionen

Die Herstellung von Lehmbaustoffe führt in der Regel - mit Ausnahme von eventuell vorkommenden Staub- und Lärmemissionen - zu keinen Emissionen in die Umwelt.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Tone weisen in der Regel einen niedrigeren Quarzgehalt als z.B. Quarzsand auf. Die Quarzgehalte in den Tonen und damit die Quarz-A-Staubkonzentrationen an Arbeitsplätzen mit unmittelbarem Zugang zum Material schwanken aber je nach Lagerstätte (BGIA-Report 8/2006, Weiteres → Verarbeitung / 2.3.2.2 AGW-Werte).

Maßnahmen Umweltschutz

Für die Herstellung von Lehmbaustoffen sind keine besonderen Maßnahmen zum Umweltschutz erforderlich.

Transport

Die Gewinnung des Lehms erfolgt meist in unmittelbarer Nähe der Verarbeitung. Die Transportwege für die Rohstoffanlieferung sind daher in aller Regel kurz.

Quellen

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM) nach DIN EN 15804. Jänner 2023. (Online-Quelle)

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Lehmputz

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Lehmputze werden bevorzugt zweilagig aufgebracht und können aufgezogen, angeworfen oder angespritzt werden. Der überwiegende Teil der Lehmputzmörtel wird heute mit der Maschine verarbeitet. Der Transport des Mörtels von der Maschine erfolgt per Schnecken- oder Kolbenpumpe, das Anspritzen mit scharfem Luftstrahl aus dem Kompressor.

Die Putzgründe müssen trocken, frost- und staubfrei, fest, frei von unzulässiger Salzbelastung und Beschichtungen sowie Trennmittel sein. Stark saugende Putzgründe müssen vorgenässt werden.

Übergänge zwischen unterschiedlichen Untergrundmaterialien sollten zur Vermeidung von Rissbildung mit Putzträgern oder Armierungsgeweben überspannt werden.

Es ist zwischen groben und feinen Lehmputzmörtel zu unterscheiden. Grobe Putzmörtel dienen als Unterputze, werden in der Regel 10 bis 12 mm dick aufgetragen und sind meist mit gröberen Zuschlagstoffen versehen. Oberputz wird in der Regel 3 bis 5 mm dick auf den Unterputz aufgetragen.

Das Einebnen, Abziehen oder Rabottieren von Lehmputz erfolgt ähnlich wie bei anderen Mörteln.

Die Trocknung von Lehmputzen erfolgt physikalisch, indem das (Anmach-)Wasser entweicht. Es wird empfohlen, die Trocknung im Bauzeitplan abzubilden.

Wird Lehm direkt am Ort seiner Gewinnung aufbereitet und als Verputz eingesetzt, ist auf eine geeignete Zusammensetzung und gute Durchmischung zu achten.

Arbeitshygienische Risiken

Während der Verarbeitung von Lehmbaustoffen sind keine besonderen Arbeitsschutzmaßnahmen zu treffen.

Hautkontakt mit reinen Lehmbaustoffen bewirkt keine Reizungen. Kontakt mit den Augen ist zu vermeiden.

Beim Verarbeiten von Lehmbaustoffen kann es wie bei allen mineralischen Baustoffen zu Staubbelastungen kommen. Neben E-Staub (einatembare Fraktion) und A-Staub (alveolengängige Fraktion) entsteht auch alveolengängiger Quarzstaub, da der Lehm natürliche Bestandteile an Quarzen enthält. Einatembarer Quarz kann Krebserkrankungen der Atemwege verursachen. Der Quarzgehalt in Lehmbaustoffen ist vergleichsweise gering (BGIA-Report 8/2006).

AGW-Werte

Staubgrenzwerte:

  • 10 mg/m3 mineralischer Staub, einatembare Fraktion (E-Staub)
  • 3 mg/m3 mineralischer Staub, alveolengängige Fraktion (A-Staub)

Da Quarzstaub mit Erscheinen der TRGS 906 als krebserzeugend K1 eingestuft wurde, ist der ursprüngliche Arbeitsplatzgrenzwert von 0,15 mg/m³ nicht mehr rechtsgültig.

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

Das Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaft BAU (GISBAU) enthält keine GISCODE-Einstufung für Lehmbaustoffe. Informationen zu „Tätigkeiten mit quarzhaltigen mineralischen Stäuben“ sind unter www.wingis-online.de, Bau-Bereich „Hochbau“ zu finden.

Emissionen

Aus Lehmbaustoffen emittieren - mit Ausnahme von Staub (siehe Rubrik „AGW“) - auch bei der Bearbeitung keine gesundheitsgefährdenden Substanzen.

Umweltrelevante Informationen

Für fertige Lehmputzmörtel werden auch höhere Transportweiten in Kauf genommen.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Technische Empfehlung: Lehmputze – Teil 1: im Werk hergestellte Lehmputzmörtel. April 2024 (Online-Quelle)

Lehmputz

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Lehmbaustoffe bestehen ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen. Mit Emissionen von Schadstoffen in den Innenraum ist weder im Neuzustand noch während der Nutzungsphase zu rechnen.

Lehm hat eine sehr niedrige Gleichgewichtsfeuchte von 2 bis 4,5 Masse-%, kann aber deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Massive Lehmbauteile wie Stampflehmwände können dadurch größere Mengen an Feuchtigkeit speichern und damit zur Regulierung der Raumluftfeuchte beitragen.

Lehm kann Gerüche und flüchtige organische Verbindungen aus der Raumluft aufnehmen.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Im Brandfall entstehen keine toxischen Gase oder Dämpfe aus Lehmbaustoffen.

Wassereinwirkung

Es werden keine Stoffe ausgewaschen, die wassergefährdend sein können.

Beständigkeit Nutzungszustand

Lehm verliert bei dauerhafter Wassereinwirkung seine Festigkeit. Durch günstiges Korngefüge kann die Wasserempfindlichkeit von Lehmputzen herabgesetzt werden.

In beanspruchten Bereichen kann es über einen längeren Zeitraum zum Abrieb von Sandkörnungen kommen. Bei genormten Lehmputzmörteln wird die Abriebmenge bei der Prüfung nach DIN 18947 bestimmt und nach der Festigkeitsklasse klassifiziert. Für die am Markt erhältliche Lehmbaustoffen ist die Festigkeitsklasse S II üblich.

Instandhaltung

Reparaturen von Lehmbaustoffen werden baustoffgerecht ausgeführt. Beschädigte Teile werden vollständig herausgeschnitten und durch einen dem Bestand gleichartigen Lehmbaustoff ersetzt. Sie dürfen keinesfalls durch zement- oder gipsgebundene Materialien ersetzt werden.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Lehmputz

Nachnutzung

Wiederverwendung / Wiederverwertung / Beseitigung

Alter Lehmputz lässt sich normalerweise problemlos abtragen. Eingebaute Bewehrungsgewebe lassen sich abziehen und erleichtern so den Rückbau des Putzes. Das Gewebe kann anschließend mechanisch vom Lehmputzmörtel getrennt werden.

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Beim Ausbau ist auf ausreichenden Staubschutz zu achten (s. Verarbeitung). Die Möglichkeit des Absaugens sollte geprüft werden.

Wiederverwendung

Alte Lehmputze können als Putzgrund für neue Lehmputzmörtel weiterverwendet werden. Anfeuchten und Bearbeiten der Oberfläche aktiviert die Klebekräfte des alten Lehmputzes.

Die Wiederverwendung einer Lehmputzschicht ist nur als Bestandteil eines wiederverwendeten Bauteils möglich.

Stoffliche Verwertung

Rückgewonnene Lehmbaustoffe können ohne zusätzlichen Energieaufwand direkt wiederverwertet werden. Die Zugabe von Wasser genügt, um die erhärtete Lehmmischung zu replastifizieren und dabei die Abbindekraft der Tonminerale wieder zu aktivieren. Ggf. ist eine Abmagerung durch Sand oder die Ergänzung von pflanzlichen Zusätzen erforderlich. Nach praktischen Erfahrungen entspricht der aufbereitete Lehmbaustoff den für den neuerlichen Einsatz geforderten Eigenschaften.

Aus Bruch von Stampflehm, Lehmsteinen oder Platten (inklusive anhaftender Lehm(putz)mörtel) kann in Brecheranlagen Recyclinglehm für die neuerliche Herstellung von Lehmbaustoffen hergestellt werden.

Voraussetzung für die direkte Wiederverwertung oder die Herstellung von Recyclinglehm ist, dass das rückgewonnene Material keine relevanten Störstoffanteile aus Anstrichen, Ausbesserungsarbeiten mit Gips, Zement- und Kalkmörtel, etc. enthält und keine schädigenden Spuren aus der vorangegangenen Nutzung aufweist (Schimmelpilze etc.).

Abbruchmaterialien aus Lehmbaustoffen mit üblichen Zusammensetzungen (natürliche mineralische Zusatzstoffe und einem homogen verteilten Gehalt an natürlichen organischen Zusatzstoffen von maximal 1 M.-%) lassen sich nach Aufbereitung zu rezyklierter Körnung wie Bodenaushub z. B. im Landschaftsbau verwerten.

Anmerkung: Voraussetzung für die hervorragende Recyclingfähigkeit der Lehmbaustoffen ist, dass im Lehmbaustoff kein zusätzliches Bindemittel wie z.B. Zement enthalten ist. Die Zugabe anderer Bindemittel ist in der traditionellen Lehmbauweise in Mitteleuropa nicht üblich, ist aber immer wieder Forschungsgegenstand.

Energetische Verwertung

Der Anteil an brennbaren Bestandteilen in Lehmbaustoffe liegt üblicherweise bei max. 1 Massenprozent (kein Heizwert). Abfälle aus Lehmbaustoffen werden daher höchtstens als Verunreinigungen brennbarer Materialien wie zum Beispiel Holz einer Verbrennung zugeführt. Können Lehmbaustoffe mit höheren Anteilen an pflanzlichen Zusatzstoffen nicht stofflich verwertet werden, werden sie sinnvollerweise mechanisch-biologisch aufbereitet (Kompostierung oder Vergärung der organischen Bestandteile).

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Abbruchmaterial aus Lehmbaustoffen kann auf Inertstoffdeponien (Deponieklasse 0) abgelagert werden, sofern die Zuordnungskriterien erfüllt sind. Bei Lehmbaustoffen mit höherem Anteil an pflanzlichen Zuschlagstoffen muss vor der Deponierung ggf. eine Aufbereitung erfolgen.

EAK-Abfallschlüssel

Lehm oder Lehmbaustoffe sind Im EAK-Katalog nicht unmittelbar aufgeführt.

17 Bau- und Abbruchabfälle
17 07 01 gemischte Bau- und Abbruchabfälle