Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
siehe auch Leichtputz
Als Wärmedämmputz mit EPS werden solche Putze bezeichnet, die aus mineralischen Bindemitteln und dem organischen Leichtzuschlag EPS (Expandiertes Polystyrol) hergestellt werden und bei denen die Wärmeleitzahl λ ≤ 0,2 W/mK beträgt (als Rechenwert). Dies ist der Fall, wenn die Trockenrohdichte des erhärteten Mörtels ρ ≤ 0,6 kg/dm³ ist.
Aufgrund seiner sehr guten Wärmedämmeigenschaften wird der überwiegende Marktanteil aller Wärmedämmputze von Wärmedämmputzen mit EPS gebildet.
Wesentliche Bestandteile
- Bindemittel (Zement, Kalk, Gips)
- Organischer Leichtezuschlag (EPS)
- Wasser
- Ggf. Zusatzstoffe und Zusatzmittel
Charakteristik
Wärmedämmputze besitzen aufgrund der geringen Rohdichte eine niedrige Festigkeit.
Lieferzustand
- Pulverförmig als Werktrockenmörtel
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
- Ober- und Unterputz als Wärmedämmputze, Wärmedämmputzsysteme oder Wärmedämm-Verbundsysteme
Technisches
Technische Daten
siehe auch Putzmörtel
Technische Regeln (DIN, EN)
siehe auch Putzmörtel
DIN EN 16025-2
| 2013 | Wärmedämmstoffe für den Wärme- und/ oder Schallschutz im Hochbau - Gebundene EPS-Schüttungen - Teil 2: Verarbeitung des werkmäßig vorgemischten EPS-Trockenmörtels |
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
nachhaltiges-bauen (Online-Quelle), abgerufen 12.2.2014
Bindemittel
Kalk, Zement, Putz- und Mauerbinder bzw. bauaufsichtlich zugelassene mineralische Bindemittel
Organische leichte Gesteinskörnungen
Expandiertes Polystyrol
Wasser
Ggf. Zusätze
→ Betonzusatzmittel, Betonzusatzstoffe
Wärmedämmputz (Trass, Flugasche, Hochofenschlacke, Luftporenbildner, Abbinderegler, Haftungsverbesserer, Hydrophobierung)
Eventuell Zusatzstoffe auf Kunstharzbasis.
Für den Unterputz beträgt der nach Norm geforderte Volumenanteil des EPS-Zuschlages mindestens 75%. Der Oberputz hat aus mineralischen Bindemitteln und mineralischem Zuschlag zu bestehen.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Zement / Kalk
Die Rohstoffe (Kalkstein, Ton, Dolomit und Kalkmergel) werden ausschließlich im Tagebau gefördert:
EPS
Polystyrol wird überwiegend durch Suspensions-Polymerisation des MonomersStyrol gewonnen.
Genauere Informationen siehe Grundstoffe Kalk, Zement, Polystyrol
Verfügbarkeit
Zement
Die Rohstoffe sind (noch) in ausreichendem Maße vorhanden. Teilweise muss ein Teilrohstoff (Quarz, Kalk), der in den Abbaustätten nicht (mehr) vorhanden ist, aus der weiteren Umgebung angeliefert werden. Dies führt zu einer erhöhten Belastung der Umwelt (höherer Energieverbrauch, erhöhte Lärm- und Schadstoffemission, etc.). Teilweise werden auch Sekundärrohstoffe wie Kalkschlämme oder Gießerei-Altsande verwendet. Statt des reinen Portlandzementes (CEM I) werden inzwischen standardmäßig Portlandkomposit- bzw. -hüttenzemente (CEM II bzw. CEM III) angeboten und verwendet, um Primärrohstoffe zu schonen.
Kalk
Die Rohstoffe sind in Deutschland noch in ausreichendem Maße vorhanden (z. B. fränkischer und schwäbischer Jura, Eifel, Fichtelgebirge).
EPS
Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von Polypropylen und anderen Kunststoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe zur Herstellung von Polystyrol auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre.
Genauere Informationen siehe Grundstoffe Kalk, Zement, Natürliche Gesteinskörnungen, Leichte Gesteinskörnungen, Polystyrol
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Als Thermoplast lassen sich Produktionsabfälle aus Polystyrol grundsätzlich durch Aufschmelzen wieder in der Produktion einsetzen.
Der Ersatz von neuem EPS durch Alt-EPS (Sekundärrohstoff z. B. aus Verpackungsmaterial) in Wärmedämmputzen ist ressourcensparend. Das Abfallproblem wird hier jedoch nicht behoben, sondern nur verlagert bzw. erschwert.
Radioaktivität
Natürlich Radionuklide in Baustoffen können vorkommen in Abhängigkeit von Material und Zuschlagstoffen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland seit mehr als 20 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der radioaktiven Stoffe in Baumaterialien durchgeführt. Nach einer Studie des BfS wurden in Deutschland keine zu Bauzwecken verwendbaren Materialien festgestellt, die infolge erhöhter Uran- und Radiumkonzentrationen zu höheren Konzentrationen des Radon-222 (Radon) in Räumen führen könnten.
Ausführliche Informationen findet man beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS):
Herstellung
Prozesskette
Prozesskette: siehe Putzmörtel
Herstellungsprozess
Der Herstellungsprozess besteht bei Putzmörtel, und somit auch bei Wärmedämmputzen mit EPS, aus folgenden Verfahrensstufen:
- Antransport der Ausgangsstoffe
- Dosieren
- Mischen
- Fördern
- ggf. Zwischenlagern in Silos
- Verpacken als Sackware oder Abfüllen in einen Baustellensilo
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.
Die Ökobau.dat stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live- Datensätze.
Weiterführende Informationen zur Ökobau.dat im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → Ökobau.dat / Umweltindikatoren
Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.
Im Kapitel Energieaufwand finden sich ggf. allgemeine Informationen zum Thema, die die Produktgruppe prägen.
Energieaufwand
Bei der Herstellung von EPS-Wärmedämmputzen werden der werksmäßig hergestellte Trockenmörtel mit den EPS-Kügelchen sowie möglichen weiteren Zusatzstoffen gemischt. Dabei ist die Produktion des EPS der energieintensivste Prozess.
Charakteristische Emissionen
Bei der Herstellung eines Trockenmörtels im Werk fallen aufgrund von Einhausungen und Filteranlagen etc. keine Emissionen an. Bei der Herstellung des frischen Putzmörtels durch Mischen von Trockenmörtel und Wasser direkt auf der Baustelle fallen Lärm- und Staubemission für die Umgebung an.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Es sollte persönliche Schutzausrüstung (Augen-, Atem- und Gehörschutz) getragen werden.
Maßnahmen Umweltschutz
Es liegen keine Informationen vor, dass auf der Baustelle besondere Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt werden. Im Werk werden Emissionen durch Einhausung verringert.
Transport
Putzmörtel werden in Deutschland von diversen Unternehmen an verschiedenen Standorten hergestellt, so dass ein Transport auf nationaler Ebene mit relativ kurzen Transportwegen möglich ist.
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Da der Aufbau von Wärmedämmputzsystemen nicht der allgemeinen Grundregel entspricht, wonach das Festigkeitsgefälle nach außen abnehmen soll, muss die Festigkeit von Ober- und Unterputz aufeinander abgestimmt sein, um Schäden zu vermeiden.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Wenn der Wärmedämmputz die Bindemittel Kalk oder Zement enthält, gehen Gesundheitsgefahren nach heutigem Kenntnisstand überwiegend von der stark alkalischen Lösung aus, die sich beim Anmachen des Kalkes bzw. Zements mit Wasser bildet (pH-Wert 12,5 bis 13,5) und Reizungen verursacht.
Bei der Verarbeitung kalk- und zementhaltiger Produkte sind persönliche Schutzmaßnahmen erforderlich (u. a. Augenschutz, Handschutz, Hautschutz, Körperschutz).
Allergische Hautreaktionen auf Chromat (sogenannte „Maurerkrätze“) sind heutzutage nicht mehr zu erwarten, da die Herstellung und Verwendung nicht chromatarmer zementhaltiger Produkte (GISCODE ZP2) seit dem 17. Januar 2005 verboten ist.
AGW-Werte
- Alveolengängige Fraktion: A – Staub 3 mg/ m³ (Feinstaub)
- Einatembare Fraktion: E – Staub 10 mg/ m³ (Gesamtstaub)
- Portlandzement (Staub) 5 mg/ m³ gemessen in der einatembaren Fraktion nach TRGS 900.
REACH / CLP
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden.
Wärmedämmputze mit EPS werden als Gemisch eingestuft. Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung müssen daher in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden. Produkt bezogene Informationen hierzu finden sich dann in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) des Herstellers.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
ZP1 Zementhaltige Produkte, chromatarm
ZP2 Zementhaltige Produkte, nicht chromatarm
Die Herstellung und Verwendung nicht chromatarmer zementhaltiger Produkte (GISCODE ZP2) ist seit dem 17. Januar 2005 verboten.
Emissionen
Bei der Verarbeitung von trockenem Wärmedämmputz kann es zu einer Staubentwicklung kommen.
Es liegen keine Informationen vor, nach denen es bei der Verarbeitung von bereits mit Wasser angemischten Wärmedämmputzen zu Emissionen kommt.
Eine Schadstoffabgabe aus der Hydrophobierung ist möglich. (Angaben von Herstellern waren hierzu nicht erhältlich)
Umweltrelevante Informationen
Energiebedarf
Bei der Verarbeitung von Wärmedämmputz wird Energie beim Mischen zu einem verarbeitbaren Mörtel, und zum Pumpen / Spritzen verbraucht. Die Energiemenge ist abhängig von den verwendeten Mischaggregaten und Pumpen.
Wassergefährdung
Eine Wassergefährdung wird durch das Eindringen von verdünnten Kalk- oder Zementsuspension (Waschwasser) in Boden, Gewässer und Kanalisation verursacht, da basische Bestandteile ausgelaugt oder ausgewaschen werden können. Deshalb ist eine Kontamination zu vermeiden (WGK 1: schwach wassergefährdend).
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Angaben über die Belastung der Luft mit Ausgasungen aus EPS-Putzen liegen nicht vor und sind auch nicht zu erwarten.
Umwelt- und gesundheitsrelevante Beeinträchtigungen im Neuzustand und während der Nutzung sind nicht bekannt. Grundsätzlich besteht bei Mauerwerkbaustoffen - Mauersteine, Mauermörtel sowie Innen- und Außenputze auf Mauerwerk - die Möglichkeit, dass schädliche Salze und / oder Schwermetalle durch Einwirkung von Feuchtigkeit, wie z. B. Niederschlagswasser oder Grundwasser, ausgewaschen werden. Unter praxisrelevanten Bedingungen sind allerdings nur sehr geringe Auslaugraten zu erwarten, da die Inhaltsstoffe fest in die Bindermatrix eingebunden sind. Emissionen von Inhaltsstoffen sind nicht relevant.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Wärmedämmputze mit EPS werden aufgrund der Zugabe von Polystyrol als leichte Gesteinskörnung in die Baustoffklasse A2 eingestuft. Eine brandrelevante Gefährdung, z. B. durch Abtropfen / Abfallen von brennendem Material, ist nicht zu erwarten.
Wassereinwirkung
Es sind keine Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu erwarten.
Beständigkeit Nutzungszustand
Pflege und Instandhaltung richten sich nach dem Zustand des jeweils auf dem EPS-Wärmedämmputz aufgebrachten Oberputzes.
Die Nutzungsdauer einer Putzfassade hängt im Wesentlichen von der Pflege und Wartung (Streichen) ab. Sie beträgt daher zw. 20 (im extremen Fall kürzer) und 60 Jahren.
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF
Instandhaltung
Abplatzungen oder Fehlstellen von Putzen können instandgesetzt werden, indem der geschädigte (eventuelle mit Salzen belastete) Putz entfernt und die Wand neu verputzt wird. Gegebenenfalls müssen Salzgehalte erst durch Aufbringen eines Opferputzes/Entsalzungskompressen aus dem Mauerwerk entfernt werden. Darüber hinaus können auch nachträglich Hydrophobierungsmittel aufgebracht werden, um das Eindringen von Feuchtigkeit durch den Putz zu verhindern.
Nachnutzung
Wiederverwendung
Eine Wiederverwendung von Wärmedämmputzen mit EPS ist nicht möglich.
Stoffliche Verwertung
Eine Verwertung erscheint problematisch aufgrund der untrennbaren Mischung von organischen Leichtzuschlägen (EPS) und mineralischen Bindemitteln. Verwertungskonzepte für Wärmedämmputze mit EPS liegen z. Z. nicht vor.
Energetische Verwertung
Eine energetische Verwertung ist bei Wärmedämmputzen mit EPS aufgrund größerer Anteile leichter organischer Zuschlagstoffe (EPS) zu prüfen.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Seit Ablauf der Übergangsfristen der TA-Siedlungsabfall ist eine Deponierung von Wärmedämmputzen mit EPS auf Grund des organischen Anteils ohne vorherige thermische Behandlung nicht mehr möglich.
EAK-Abfallschlüssel
Bau- und Abbruchabfälle
170101 | Beton (Bau- und Abbruchabfälle) |
170701 | gemischte Bau- und Abbruchabfälle (gemäß KrW-/AbfG, BestüVAbfV, überwachungsbedürftige Abfälle zur Verwertung) |