Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Fertigteilestriche sind Estriche aus vorgefertigten Platten oder Elementen, die auf der Baustelle nur noch aneinandergefügt und kraftschlüssig verbunden werden müssen. Es finden v.a. anhydritgebundene Gipsfaserplatten (GF) und Gipsplatten (GK), sowie Holzplatten (→ Holz und Holzwerkstoffe) Verwendung.
Vorteile der Trockenbauweise
- kein Eintrag weiterer Baufeuchte
- schnellere und kürzere Verlegezeit
- weiterer Aufbau kann sofort verlegt werden
- sortenreiner Rückbau und Rückführung in den Rohstoffkreislauf bei nicht mit Bodenbelägen
- verklebten Fertigteilplatten leichter möglich
Wesentliche Bestandteile
- anhydritgebundene Gipsfaserplatten (GF)
- Gipsplatten (GK)
- Holzplatten
Charakteristik
- Verarbeitung in Trockenbauweise
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Bei der Verarbeitung von Fertigteilestrichen bestehen keine besonderen Gesundheits- oder Umweltgefahren.
Fertigteilestrich ist kein Gefahrstoff im Sinne der Gefahrstoffverordnung und daher nicht kennzeichnungspflichtig.
Lieferzustand
- Platten unterschiedlicher Größe
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
- Trittschalldämmung
- Trockenausbau
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Estriche
Stand 07/2024
Kunstharz- estrich | Lehm-estrich | Magnesia-estrich | Zement- estrich | Fertigteil- estrich | ||||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | |||||||
Blauer Engel | - | - | - | - | - | - | - | |
Österreichisches Umweltzeichen | - | - | - | - | - | - | - | |
EU Ecolabel (Blume) | - | - | - | - | - | - | - | |
Nordic Swan Ecolabel | - | - | - | - | - | - | - | |
natureplus Umweltzeichen (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%) | - | - | - | - | - | - | - | |
IBO-Prüfzeichen | + | - | - | - | - | + | - | |
eco-INSTITUT-Label / Mineralische Bauprodukte | + | + | + | + | + | + | + | |
EMICODE / Raumlufthygiene | (+) | (+) | + | (+) | (+) | + | (+) | |
Cradle to Cradle2 / Built Environment and Furnishings | - | - | - | - | - | - | - | |
GISBAU Klassifizierungs-system | Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen | |||||||
Estriche sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. | ||||||||
Umweltprodukt-deklaration (EPD) | Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen | |||||||
EPD1 | - | - | - | - | - | - | + | |
Branchen-EPD1 | + | - | + | - | - | + | + | |
Umweltindikatoren | Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen | |||||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | 1.4.03 Estrich trocken | 1.5.02 Gussassphalt | 1.4.03 Estrich trocken | - | - | 1.4.03 Estrich trocken | 1.4.03 Estrich trocken | |
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. | ||||||||
Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen | Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen | |||||||
baubook BNB/QNG Produktinformationen | Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | |||||||
baubook ÖkoBauKriterien | Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert bzw. recherchierbar |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung der Fertigteilestriche
Stand 05/2019
BNB-Kriterium 1.1.6 stellt derzeit keine Anforderungen an Fertigteilestriche. Die gemäß Qualitätsniveau 1 für alle adressierten Produkte geforderte Dokumentation wird trotzdem empfohlen.
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Von den nach BNB-Kriterium 4.1.4 bewerteten Bauelementen sind für Estriche Gründungen und Decken relevant. Diese bestehen im Verwaltungsbau überwiegend aus Beton oder Stahlbeton.
Rückbaubarkeit
Für die Bewertung gemäß BNB 4.1.4 wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreinen Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist.
Je nach Aufbau des Estrichsystems ist ein sortenreiner Rückbau möglich. Erschwert wird dieser durch Verklebung mit dem Ständerwerk, dem Bodenbelag oder Verklebung der Platten untereinander.
Weitere Informationen siehe Bauplatten aus Gips/ Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit
Sortenreinheit
Beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt. Eine hohe Sortenreinheit z. B. durch homogene Baustoffe und leicht trennbare Bauteilschichten führt tendenziell zur Aufwertung in der Bewertung nach Kriterium 4.1.4.
Fertigteilestriche können je nach ihrem Aufbau sortenrein rückgebaut und verwertet werden. In der Praxis wird eine stoffliche Verwertung häufig durch fehlende Sortenreinheit verhindert.
Weitere Informationen siehe Bauplatten aus Gips/ Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit
Verwertbarkeit
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Bei zerstörungsfreiem Rückbau ist eine Wiederverwendung von Gipsplatten theoretisch möglich. Fehlende Sortenreinheit sowie wirtschaftliche Gründe verhindern die Wiederaufbereitung von Rückbauabfällen zur erneuten Produktion von Bauplatten aus Gips. Im Regelfall ist von der Deponierung auszugehen.
Verwertungs- / Beseitigungswege | Hochwertige Verwertung | Minderwertige Verwertung | Energetische Verwertung | Deponierung |
Calciumsulfatestrich | Nicht möglich | Theoretisch möglich1 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Gussasphaltestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich3 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Kunstharzestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich4 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5 |
Magnesiaestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich6 | Theoretisch möglich7 | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5 |
Zementestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich6 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg (sortenrein: Inertabfall) |
Fertigteilestrich | Theoretisch möglich | Bedingt möglich | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Hochwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Minderwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Energetische Verwertung | Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet. |
Deponierung | Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert. |
2 je nach Erfüllung der Zuordnungskriterien in jeweilige Deponieklasse
3 Aufgrund der aufwändigen Trennung von anderen Bauteilen und der Verfügbarkeit von Bitumen wird im Hochbau ein Recycling von bituminösen Produkten derzeit nicht durchgeführt. 4 Stoffliche Verwertung ist je nach organischem Anteil möglich. Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. 5 ev. Vorbehandlung notwendig 6 Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Die stoffliche Verwertung erfolgt hauptsächlich im Rahmen der Aufbereitung von Bauschutt.
7 je nach organischen Anteilen
Weitere Informationen siehe Bauplatten aus Gips/ Reiter Nachnutzung / Stoffliche Verwertung, Energetische Verwertung
Technisches
Technische Daten
zum Vergleich: Zementestrich | Fertigteilestrich Gipsplatten | Fertigteilestrich Gipsfaserplatten | |
Baustoffklasse nach DIN 4102: | A1 | A2, B1 | A2 |
Wärmeleitfähigkeit λR [W/mK]: | 1,40 | 0,21 | 0,36 |
Dampfdiffusions- widerstand µ: | 35 | 5 - 10 | k. A. |
Rohdichte [kg/m³]: | 2.200 | 900 | 1.000 - 1.250 |
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
Siehe Mörtel + Estriche
DIN 18180 | 2013 | Gipsplatten - Arten und Anforderungen |
DIN 18181 | 2008 | Gipsplatten im Hochbau - Verarbeitung |
DIN EN 520 | 2004+ A1:2009 | Gipsplatten - Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren |
DIN EN 15283 |
| Faserverstärkte Gipsplatten - Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren |
-1 | 2008+ A1:2009 | Teil 1: Gipsplatten mit Vliesarmierung |
-2 | 2008+ A1:2009 | Teil 2: Gipsfaserplatten |
Literaturtipps
Zwiener, G.: Ökologisches Baustoff-Lexikon. Daten, Sachzusammenhänge, Regelwerke, C. F. Müller, 1994, Heidelberg
Lohmeyer G.: Betonböden im Industriebau, Beton-Verlag, 1993, Düsseldorf
Gasser G.; Timm H.: Estriche im Wohnungs- und Industriebau, Bauverlag GmbH, 1984, Wiesbaden, Berlin
Bundesverband der Gips- und Gipsplattenindustrie e.V.: Gips-Datenbuch, 1995, Darmstadt
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Bindemittel
80-95% gebrannter Gips = Stuckgips (Naturgips oder REA-Gips)
Wasser
Zusatzstoffe
Stärke
Ummantelung
ca. 5% Karton (aus Altpapier)
Ggf. Armierung
15 - 20% Zellulosefasern oder bei Feuerschutzplatten Glasfasern zur Verbesserung des Gefügezusammenhalts im Brandfall
ggf. Leichtzuschlag
Blähperlit
ggf. Imprägnierung
wasserdispergierte Polysiloxane (auch: Silikone / elektrisch nicht leitend, wasserabstoßend) = vollsynthetische Kunststoffe
bzw. Kunststoffdispersion basierend auf einem Vinyl-Acetat-Copolymer
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Rohstoffe sind Naturgips und REA-Gips, siehe Datenblatt Gips
Verfügbarkeit
Die Hauptbestandteile Naturgips und REA-Gips (Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen) sind nur begrenzt vorhanden. Der Einsatz von REA-Gips schont die natürlichen Gips-Ressourcen und verhindert die Deponierung des hochwertigen Materials.1
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
REA-Gips siehe oben
Ausgangsstoff für die Zellulosefaser ist zu 100% Altpapier aus Zeitungen und Illustrierten (i. d. R. von lokal tätigen Altpapiersammlern).
Weitere Informationen siehe Datenblätter Gips und Gipsfaserplatten
Radioaktivität
In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.
Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.
Produkte wie Putze, Mörtel oder Estriche tragen aufgrund ihrer geringen Dicke nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.
Quellen
1Bundesverband der Gipsindustrie e. V.
Herstellung
Herstellungsprozess
Gipsplatten werden auf großen Bandanlagen, die z. T. Produktionsleistungen von über 100 m / min aufweisen, im kontinuierlichen Betrieb als 1,25 m breites Endlosband hergestellt.
Für Gipsplatten wird der Stuckgips mit Wasser und Zusatzstoffen, vermischt und stellt damit das Bindemittel für die Gipsplatten dar. Der Gipsbrei wird auf der Bandstraße zwischen zwei Kartonlagen aufgetragen und verteilt. Er erstarrt hier rasch unter Ausbildung eines stabilen Gipsgefüges.
Im Fall von Gipsfaserplatten werden Gips und zermahlene Papierstücke als Zellulosefasern vermischt und als trockenes Gemisch über eine Streumaschine in einer Breite von ca. 2,60 m auf ein kontinuierlich laufendes Band (Formstation) getragen. Danach gelangt das Gemisch in die Bewässerungsstrecke, in der von oben Wasser aufgegeben wird. In der daran anschließenden Presse wird die Matte unter hohem Druck als Endlosstrang auf die Fertigplattendicke gepresst und gleichzeitig entwässert.
Die Endlosplatten werden am Ende der Abbindestrecke auf Länge geschnitten und passieren schließlich noch einen Mehretagentrockner, in dem das Überschusswasser entfernt wird. In der Besäumanlage werden die Stirnseiten abgefräst und die Platte erhält die geforderte Abmessung. Anschließend sind die Platten einsetzbar.1
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.
Die Ökobau.dat stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live- Datensätze.
Weiterführende Informationen zur Ökobau.dat im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → Ökobau.dat / Umweltindikatoren
Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.
Im Kapitel Energieaufwand finden sich ggf. allgemeine Informationen zum Thema, die die Produktgruppe prägen.
Energieaufwand
Der nicht erneuerbare Primärenergieaufwand für die Herstellung einer Gipsplatte liegt bei gleicher Schichtdicke in der Regel niedriger als bei Faserzementbauplatten, bei Gips-Wandbauplatten und bei Gipsfaserplatten.
Charakteristische Emissionen
Insbesondere beim Schleifen der getrockneten Gips- und Gipsfaserplatten kann es zu einer beträchtlichen Staubentwicklung kommen, die durch Filteranlagen reduziert werden muss.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Der Transport des Gipses erfolgt im Regelfall über geschlossene Rohrleitungen. Zur Reduzierung von Staubemissionen werden Absauganlagen eingesetzt.
Es sollte persönliche Schutzausrüstung (Gehör-, Atem-, Augenschutz) getragen werden.
Maßnahmen Umweltschutz
Einhausung von Anlagen und der Reinigung der Abluft- und Abgasmengen, ehe sie in die Atmosphäre gelangen, trägt zum Schutz der Umwelt bei.
Transport
Die Herstellerwerke sind in der Regel nahe an der Rohstoffquelle, bei den Abbaustellen von Naturgips / Gipsstein oder bei Kraftwerken mit Rauchgasentschwefelungsanlagen angesiedelt um den Transportweg in der Herstellung kurz zu halten.
Quellen
1Bundesverband der Gipsindustrie e. V.
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Fertigteilestrich wird trocken und meist schwimmend eingebaut. Die Gips- bzw. Gipsfaserplatten besitzen in der Regel Nut und Feder oder eine eingefräste, robuste Stufenfalz. Die einzelnen Elemente werden im Falz verklebt und verschraubt oder geklammert.
„Die Vorteile bei Fertigteilestrichen bestehen darin, dass beim Einbau keine Feuchtigkeit eingebracht wird und keine Wartezeiten entstehen, da Trockenestriche nach dem Verlegen begehbar und nach dem Abbinden der Klebeverbindung belegbar sind. Zudem ist der Fugenanteil gering und Formveränderungen wie Quellen, Schwinden, Dehnungen (durch Temperaturschwankungen) treten nur geringfügig auf. Von Nachteil ist, dass die Platten bei Feuchtigkeitsanfall eine zusätzliche Feuchtigkeitsschutzschicht benötigen.“1
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Die Bearbeitung (z. B. Zuschneiden) von Gips- oder Gipsplatten führt je nach Werkzeug zu hoher Staubentwicklung. Die Nutzung einer Absaugung sollte überprüft werden und gegebenenfalls eine Atemschutzmaske getragen werden.
Von dem enthaltenen faserförmigen Gips ist aufgrund seiner geringen Biobeständigkeit keine Gefährdung zu erwarten.
AGW-Werte
Arbeitsplatzgrenzwert AGW (früher: MAK-Wert)
Calciumsulfat (Gips)
A-Staub: 6 mg/m³ (Alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
Allgemeiner Staub-Grenzwert
A-Staub: 3 mg/m³ (Alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
E-Staub: 10 mg/m³ (Einatembare Fraktion, früher: Gesamtstaub)
REACH / CLP
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden.
Fertigteilestriche werden als Erzeugnis eingestuft. Aus diesem Grund ist kein Sicherheitsdatenblatt erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen.
Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden. Produkt bezogene Informationen hierzu finden sich dann in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) des Herstellers.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
Für Calciumsulfat werden folgende Angaben in WINGIS-online gemacht:
„Einatmen oder Verschlucken kann zu Gesundheitsschäden führen. Kann die Atemwege und Augen reizen: z. B. Brennen, Augentränen.“
Emissionen
Bei der Verarbeitung von Fertigteilestrichen sind außer einer möglichen Staubentwicklung keine schädlichen Emissionen zu erwarten.
Umweltrelevante Informationen
Energiebedarf
Bauteile in Trockenbauweise, d. h. auch Fertigteilestriche, können in der Regel mit einfachen Handmaschinen mit geringem Energieaufwand auf der Baustelle erstellt werden.
Siehe auch Bauplatten aus Gips
Wassergefährdung
Das Eindringen von Gipsstaub in Boden, Gewässer und Kanalisation muss vermieden werden (schwach wassergefährdend - WGK 1.2
Transport
Die rohstoffnahe Produktion der Gipsprodukte führt zu erheblich unterschiedlichen Transportentfernungen zur Einbaustelle. Die leichte Bauweise von Gipsplattenkonstruktion reduziert aber die Transportmengen und vereinfacht die Beschickung von Baustellen.
Quellen
1baunetzwissen Fertigteilestrich (Online-Quelle), zuletzt abgerufen am 09.07.2014
2Wingis-online
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Untersuchungen zur Emission von flüchtigen organischen Verbindungen gemessen an den AgBB-Grenzwerten zeigten keine gesundheitlichen Gefährdungen in Wohninnenräumen.1
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Fertigteilestriche aus Gips- oder Gipsfaserplatten sind nicht brennbar. Sie bieten in Hinblick auf ihre geringe Dicke ausgezeichneten Feuerschutz, da der Gipskern etwa 20 % Kristallwasser enthält, welches bei Brandeinwirkung verdampft und dabei durch Umwandlung Energie verbraucht. Die Temperatur auf der dem Feuer abgewandten Seite bleibt über längere Zeit, in Abhängigkeit von der Plattendicke bei etwa 110 °C konstant. Die dann entstehende entwässerte Gipsschicht bietet eine erhöhte Wärmedämmung. Die in den Feuerschutzplatten enthaltenen Glasfasern wirken dabei als Bewehrung des Gipskerns, so dass der Gefügezusammenhalt bei Brandeinwirkung nachhaltig verbessert wird.4
Wassereinwirkung
Da Gips wasserlöslich ist, kann eine dauerhafte Exposition von Wasser auf den Fertigteilestrich dessen Konstruktion durch Wasseraufnahme schädigen oder zerstören. Ein Gesundheitsrisiko besteht aufgrund möglicher Schimmelbildung.
Siehe Bauplatten aus Gips
Beständigkeit Nutzungszustand
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF
Instandhaltung
Siehe Bauplatten aus Gips
Quellen
1Scherer, C. R. et al, Emissionseigenschaften von Gipsprodukten des Wohninnenraums, Tagung Bauchemie 2010, Tagungsbericht GDCh-Monographie Bd. 42, S. 252-259
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Eine Verunreinigung anderer mineralische Abbruchfraktionen mit Gips (Calciumsulfat) beeinträchtigt deren Aufbereitung oder Vermarktung gegebenenfalls durch die Anreicherung mit Sulfat.1
Bei Rückbau und Abbruch von Fertigteilestrichen, insbesondere im laufenden Gebäudebetrieb, können wie bei anderen Baustoffen auch, Belastungen durch Staub, eventuell mit Schimmelpilzsporen entstehen.2
Wiederverwendung
Bauplatten aus Gips lassen sich selten zerstörungsfrei entfernen, so dass eine Wiederverwendung als Platten selten in Frage kommt. Sie haben zudem in der Regel störende Altanstriche oder Beschichtungen anhaften.
Stoffliche Verwertung
Eine Wiederaufbereitung zur erneuten Produktion von Bauplatten aus Gips findet derzeit in der Regel nur für Produktionsabfälle und Verschnitte statt, da nach Herstellerangaben die Sammlung und Zwischenlagerung von Rückbauabfällen im Vergleich zum Preis des Massenproduktes Bauplatte aus Gips sehr aufwendig ist.
weitere Informationen siehe Bauplatten aus GipsEin Recyclingsystem zur Verwertung von Abbruchgips, Gipsplatten und Baustellenabfälle befindet sich im Aufbau. Es werden in Deutschland bislang mobile Gips-Recyclinganlagen eingesetzt. Derzeit wird aber die Errichtung von drei stationären Recyclingwerken an zentralen Standorten in Deutschland geplant. Damit nimmt die deutsche Gipsindustrie Ihre Produktverantwortung nach dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz wahr.1
Energetische Verwertung
Eine energetische Verwertung von Gips ist aufgrund der mineralischen Natur nicht möglich.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Ist eine Verwertung nicht möglich, können Gipsbauplatten auf Deponien der Klasse I und II gemäß Abfallablagerungsverordnung bzw. Deponievereinfachungsverordnung (derzeit im Gesetzgebungsverfahren) abgelagert werden.
EAK-Abfallschlüssel
10 01 05 | Reaktionsabfälle auf Calciumbasis aus der Rauchgasentschwefelung in fester Form |
17 08 01 | Baustoffe auf Gipsbasis, die durch gefährliche Stoffe verunreinigt werden |
17 08 02 | Baustoffe auf Gipsbasis mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 08 01 fallen |
Quellen
1Herstellung und Entsorgung von Gipsplatten, Bayerische Landesamt f. Umwelt, 20007 / 2009
2Prof. Dr. Peter Heeg, Baustelle Krankenhaus, Hygiene und Umwelt Forum Siegen e. V.
4Bundesverband der Gipsindustrie e. V, Berlin