Silikatputz

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Silikatputze sind auf Wasserglas-Basis formulierte Putze für die Außen- und Innenanwendung. Das Wasserglas verkieselt mit dem mineralischen Untergrund zu einer sehr beständigen Deckschicht. Siilkatputze werden heute hauptsächlich in Form von einkomponentigen, verarbeitungsfertigen Mörteln angeboten. Zu diesem Zweck wird der Mörtel durch den Zusatz eines geringen Anteil einer Kunstharzdispersion stabilisiert ("Dispersions-Silikatputze", Synonyme: 1K-Silikatputze, organisch vergütete Silikatputze, Organo-Silikatputze).

Dünnlagige Beschichtungen sind teilweise auch noch als "echte" Silikat-Beschichtungsstoffe erhältlich. Sie dürfen nach DIN 18363 keine organischen Bestandteile enthalten und werden als zweikomponentige Materialien geliefert (→ 2K-Silikatfarben).

Wesentliche Bestandteile

Die wesentlichen Bestandteile von Dispersions-Silikatputzen sind: Kaliwasserglas, Kunstharzdispersion (v.a. Styrol-Acrylat-Copolymer), Pigmente (Titandioxid, alkalibeständige anorganische Buntpigmente je nach Farbton), Füllstoffe und Hilfsstoffe. Der Gehalt an Lösemitteln in Silikatputzen liegt durchwegs unter 10 Gramm pro Liter.

Die Kunstharzdispersion stabilisiert den Putzmörtel zu einem lagerbeständigen Material, elastifiziert den Putz und verringert dessen Porosität. Für Diispersions-Silikatfarben legt die DIN 18363 die Höchstmenge an organischen Bestandteilen mit 5 % fest. Diese Begrenzung gilt auch für "Dispersions-Silikat-Beschichtungsstoffe für putzartige Oberfllächen" gemäß DIN 18363. Eine äquivalente Festlegung für Dispersions-Silikatpuitze gibt es derzeit nicht, woduch die Grenze zwischen Kunstharzputz und Silikatputz nicht klar definiert ist.

"Reine" Silikatputze (2K-Putze) würden keine Biozidbeigaben benötigen. Die verarbeitungsfertigen Dispersions-Silikatputze enthalten dagegen wie alle pastösen Putzmörtel häufig ein Mittel zur Topfkonservierung (meist Isothiazolinone als Wirkstoff). Die Konzentration der Topfkonservierer liegt allerdings normalerweise unter 0,1%. Die Konzentrationen sind klein im Vergleich zu den ggf. verwendeten Filmschutzmitteln (s.u.).
Durch Zugabe eines Hydrophobierungsmittels auf Siliconbasis können Silikatputze wasserabweisend eingestellt werden.

Bei Putzen in Wärmedämmverbundsystemen wird häufig auch ein Filmschutzmittel gegen Algen- und Pilzbefall zugegeben (gebräuchliche Wirkstoffe sind: Zinkpyrithion, Terbutryn, Octyl-Isothiazolinon). Solche Produkte sind an folgenden Bezeichnungen und Kennzeichnungen erkenntlich:

  • „Filmgeschützt", „enthält Filmschutzmittel", „Schutz gegen Algen und Pilze"
  • In der Deklaration der Zusammensetzung sind Biozide aufgeführt.
  • GISCODE/Produktcode mit „F“, z.B. „M-SK01 F“ (F = Filmschutz)

Charakteristik

Silikatputze  können ohne Vorbehandlung nur auf rein mineralischen, verkieselungsfähigen Untergründen angewendet werden. Dabei reagiert die wässrige Wasserglaslösung mit dem Untergrund zu einer harten, lichtechten und wetterbeständigen Schicht ("Verkieselung"). Infolge der Verkieselung haften Silikatputze sehr gut auf den mineralischen Untergründen. Durch die hohe Oberflächenhärte und fehlende Thermoplastizität zeigen sie eine geringe Verschmutzungsneigung. Blasenbildung und Abplatzungen werden in aller Regel verhindert. Sie sind nicht brennbar nach Baustoffklasse A2 und zeichnen sich durch eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit aus, weshalb sie z.B. auch im Denkmalschutz eingesetzt werden können (wobei es hier wegen des organischen Anteils auch Vorbehalte gibt).

Als nachteilig kann die hohe Alkalität der Silikatputze angesehen werden, die entsprechende Schutzmaßnahmen, wie z.B. Abdecken von Metall- und Glasflächen, bei der Verarbeitung erfordert. Die hohe Alkalität des Bindemittels Wasserglas führt auch zu Einschränkungen hinsichtlich der verfügbaren Farbtöne.

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Dispersions-Silikatputze sind auf Basis wässriger Bindemittel formuliert und enthalten nur noch sehr geringe bis gar keine Anteile an organischen Lösemitteln. Die Alkalität der Silikatputze bedingt ein besonderes Augenmerk auf Augen-, Haut- und Oberflächenschutz.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Biozidfreie Silikatputze gehören zu den mäßig umweltbelastenden Fassadenputzen. Vor allem im Wärmedämmverbundsystem stellen sie eine sinnvolle Alternative zu → Kunstharzputzen dar.

Beschichtungssysteme in Wärmedämmverbundsystemen werden häufig mit Bioziden (Filmschutzmittel = Schutz gegen Algen- und Pilzbefall) ausgerüstet, das gilt auch für einige Silikatputze. 
Diese Biozide verhindern den Befall der Fassade mit Mikroorganismen nicht (sie werden über kurz oder lang ausgewaschen), sondern zögern ihn nur hinaus. Für die Umwelt bedeutet die Freisetzung der Biozide ein öko- und humantoxikologisches Risiko. Diffusionsoffene, hydrophile Beschichtungssysteme, bestehend aus Dickputzen und Fassadenfarben auf Silikatbasis, welche die Tauwasserbildung auf der Fassaden reduzieren, stellen eine  sinnvolle Alternative zu hydrophoben dünnschichtigen Systemen dar. Immer  mehr Hersteller bieten daher mittlerweile Systeme auf Silikatbasis ohne Filmschutz an. Das Risiko der Algenbildung ist bei diesen Fassaden je nach Randbedingungen nicht zwangsläufig größer als bei filmgeschützten Fassaden, solange die Fassade trocken bleibt bzw. schnell wieder abtrocknet.

Scheint der Einsatz von Bioziden aufgrund der Umgebungsbedingungen unvermeidlich, sollten die Wirkstoffkombinationen bestmöglich auf die lokalen Bedingungen und auf die jeweiligen Beschichtungssysteme abgestimmt werden. Verkapselte Biozide werden vor allem im ersten Jahr deutlich weniger ausgewaschen. Eine Feldstudie an zwei baugleichen Einfamilienhäusern verglich die Abschwemmraten verkapselter und unverkapselter Biozide (Breuer et al., 2012b). Aus der Fassade mit dem verkapselten Biozid wurden nur 10 % der Wirkstoffmenge ausgewaschen, die aus der Fassade mit unverkapseltem Biozid ausgewaschen wurde.

Lieferzustand

Silikatputze werden gebrauchsfertig in Kunststoffgebinden geliefert. Die Verarbeitungskonsistenz kann je nach Produkt ggf. durch geringe Beigaben (max. 2 %) an Silikatfixativen oder sauberen Wasser eingestellt werden.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Silikatputze können zum Verputzen von Wänden und Decken sowohl im Außenraum als auch  im Innenraum eingesetzt werden. Der Hauptanwendungsbereich liegt im Wärmedämmverbundsystem.

Quellen

Fachgruppe Putz & Dekor des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V.: Fachlexikon für Putze & Beschichtungen / Silikatputze

IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie (Hrsg.): Passivhaus-Bauteilkatalog: Sanierung - Ökologisch bewertete Konstruktionen. Birkhäuser 2017, ISBN: 9783035609547

Sicherheitsdatenblätter diverser Hersteller

UBA (Hrsg.) (2014) Merkblatt 1-5, Entscheidungshilfen zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden. Umweltbundesamt, Berlin. (Download)

Silikatputz
Silikatputz

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • Hinweise zu möglichen Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung und zu Alternativen

Übersicht Planungs- und Ausschreibungshilfen: Putzmörtel
Stand 12/2017

    Putzmörtel (WECOBIS: GipsputzKalkputz, Kunstharzputz, Leichtputz, Siliconharzputz, Silikatputz, Zementputz)
     
  Material-
ökologische Anforderungen
Im neuen Modul "Planungs- & Ausschreibungshilfen" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS

Fassadenputze

verwandt: Außenwandfarben, Dämmstoffe in Wärmedämmverbundsystemen

Für Putzmörtel im Innenraum gibt es derzeit keine materialökologischen Anforderungen in WECOBIS.
  Mögliche Quellen Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) des BMI /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumlufthygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der jeweiligen Putzmörtel hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS

Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Die Seiten werden gerade überarbeitet, sodass sich dort derzeit aus dem Baubereich nur Ausschreibungsempfehlungen zu Elastischen und Hözernen Bodenbelägen, Tapeten und Raufaser finden.
baubook ökologisch ausschreiben Die Plattform baubook ökologisch ausschreiben bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Putzmörtel finden sich Kriterien in der Gruppe "Mauer- und Putzmörtel → Außenputze" und "Mauer- und Putzmörtel → Innenputze".

natureplus Ausschreibungstexte

→ Ausschreibungshilfen Putze
Hinweis: Kunstharzputze können die Kriterien definitionsgemäß nicht erfüllen (zu hoher Anteil an synthetischen Inhaltsstoffen).

  Mögliche Nachweis-
dokumente
weitere Nachweismöglichkeiten neben den folgend genannten sind Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen oder ggf. ein Anhang mit Nachhaltigkeitsmerkmalen zur bauaufsichtlichen Zulassung (abZ+). Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben: Welche Nachweisdokumente müssen vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden? Welcher Nachweis kann damit erbracht werden?
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Putzmörtel werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%)
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Putzmörteln findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen.

Gefahrstoffverordnung

Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. Werden für eine Produktgruppe GISBAU Produkt-Codes oder GISCODES vergeben, lassen sich dadurch Unterschiede innerhalb der Produktgruppe feststellen. (s. Reiter Zeichen & Deklarationen).

Für Silikatputze gibt es keine Alternativen mit ähnlichen Eigenschaften, welche im Sinne der Gefahrstoffverordnung weniger belastend sind (siehe GISBAU Produktdatenblätter M-SK01 Silikatfarbe).
Anmerkung: GISCODE M-SK01 für Silikatfarben ist aufgrund vergleich­barer Gefährdungen und Schutz­maß­nahmen auch auf Putze und Spachtel­massen mit gleich­artigen Inhalts­stoffen anwendbar.

Dispersions-Silikatputze sind auf Basis wässriger Bindemittel formuliert und enthalten nur noch sehr geringe bis gar keine Anteile an organischen Lösemitteln. Die Alkalität der Silikatputze bedingt ein besonderes Augenmerk auf Augen-, Haut- und Oberflächenschutz.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Biozidfreie Silikatputze gehören zu den mäßig umweltbelastenden Fassadenputzen. Vor allem im Wärmedämmverbundsystem stellen sie eine sinnvolle Alternative zu → Kunstharzputzen dar.

Beschichtungssysteme in Wärmedämmverbundsystemen werden häufig mit Bioziden (Filmschutzmittel = Schutz gegen Algen- und Pilzbefall) ausgerüstet, das gilt auch für einige Silikatputze. 
Diese Biozide verhindern den Befall der Fassade mit Mikroorganismen nicht (sie werden über kurz oder lang ausgewaschen), sondern zögern ihn nur hinaus. Für die Umwelt bedeutet die Freisetzung der Biozide ein öko- und humantoxikologisches Risiko. Diffusionsoffene, hydrophile Beschichtungssysteme, bestehend aus Dickputzen und Fassadenfarben auf Silikatbasis, welche die Tauwasserbildung auf der Fassaden reduzieren, stellen eine  sinnvolle Alternative zu hydrophoben dünnschichtigen Systemen dar. Immer  mehr Hersteller bieten daher mittlerweile Systeme auf Silikatbasis ohne Filmschutz an. Das Risiko der Algenbildung ist bei diesen Fassaden je nach Randbedingungen nicht zwangsläufig größer als bei filmgeschützten Fassaden, solange die Fassade trocken bleibt bzw. schnell wieder abtrocknet.

Scheint der Einsatz von Bioziden aufgrund der Umgebungsbedingungen unvermeidlich, sollten die Wirkstoffkombinationen bestmöglich auf die lokalen Bedingungen und auf die jeweiligen Beschichtungssysteme abgestimmt werden. Verkapselte Biozide werden vor allem im ersten Jahr deutlich weniger ausgewaschen. Eine Feldstudie an zwei baugleichen Einfamilienhäusern verglich die Abschwemmraten verkapselter und unverkapselter Biozide (Breuer et al., 2012b). Aus der Fassade mit dem verkapselten Biozid wurden nur 10 % der Wirkstoffmenge ausgewaschen, die aus der Fassade mit unverkapseltem Biozid ausgewaschen wurde.

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Silikatputz

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen aus dem Bereich der Putzmörtel. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Putzmörtel
Stand 02/2018

    Gipsputz Kalkputz Kunstharzputz Leichtputz Siliconharzputz Silikatputz Zementputz
                 
  Umweltzeichen

Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen

   
Blauer Engel
weil emissionsarm /
DE-UZ 198
Emissionsarme Putze für den Innenraum (Ausgabe 2015)
x
(Gipsputze sind im Geltungs-
bereich ausge-
schlossen)

+

+

+

+
(derzeit kein Produkt, innen auch nicht üblich)

+

+
(derzeit kein Produkt)

Blauer Engel
weil umweltgerechter Wärmeschutz /
DE-UZ 140 Wämedämm-
verbundsysteme
./.
(keine Anwendung
im WDVS)

+
(in WDVS i.d.R. Kalk-Zement-Putz)

+

./.
(keine
Anwendung
im WDVS)

+

+

+
(in WDVS i.d.R. Kalk-Zement-Putz)

EU-Umweltzeichen (Blume) - - - - - - -
Österreichisches Umweltzeichen
- - -

-

-

- -
natureplus-
Qualitätszeichen /
RL 0800ff
-
(RL0802 in Planung)

+
RL 0801 Putzmörtel für Innen

+
RL0805 Putzmörtel für Außen-
anwendung

 

x
(RL0805
schreibt
mineralische Bindemittel vor)

+
RL 0806 Wärme-
dämmputz-
mörtel

x
(RL 0805
schreibt mineralische Bindemittel vor)

+
RL 0801
Putzmörtel
für Innen

+
RL0805
Putzmörtel
für Außen-
anwendung
(derzeit kein
zertifiziertes
Produkt)

+
RL 0805
Putzmörtel für Außen-
anwendung (derzeit kein zertifiziertes Produkt)

-
RL 0801
Putzmörtel für Innen
(Zement als Bindemittel
nicht im Geltungs-
bereich)

  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   
GISBAU Produkt-Code / GISCODE

CP1 Spachtel-
massen auf Calciumsulfat-
basis
CP2... reizend
CP3 ... Calciumoxid-
gehalt < 3%

falls Zement enthalten:
ZP1 Zementhaltige Produkte, chromatarm

falls Zement enthalten: ZP1 Zement-
haltige Produkte, chromatarm

M-DF01 Dispersions-
farben, lösemittelfrei

M-DF02 Dispersions-
farben

 

falls Zement enthalten:
ZP1 Zement-
haltige Produkte, chromatarm

M-SF01
Siliconharz-
farben,
wasserver-
dünnbar

M-SK01 1K-Silikatfarben

gelegentlich auch
zu finden: BSW (Beschichtungs-
stoffe wasserbasiert): BSW10 (konservierungs-
mittelarm), BSW20, BSW40 (alkalisch) oder BSW60 (alkalisch, ätzend)

ZP1 Zementhaltige Produkte, chromatarm
  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 + + + + + + +
Branchen-EPD1 + + + + + - +
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI. Bei den Produkten sind auch Angaben zu technischen Eigenschaften, wie Anwendungsgebiete oder technische Kennwerte, zu finden, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden. Die produktspezfischen Werte entstammen Umweltproduktdeklarationen (EPD = Environmental Product Declaration). Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze

-> 1. Mineralische Baustoffe -> 1.4 Mörtel und Betone -> 1.4.04 Putz und Putzmörtel:

+

+

+

+

-

-

-

  Sonstige Produkt-
Deklarationen

Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Ein Modul zur Deklaration von BNB_BN_1.1.6-Kriterien ist in Vorbereitung. Inhalt aufklappen

   
baubook-Deklaration siehe baubook / "Mauer- und Putzmörtel → Außenputze" und "Mauer- und Putzmörtel → Innenputze"
+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten des IBU Institut Bauen und Umwelt e.V..

Silikatputz

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung der Putzmörtel
Stand 12/2017

Für Putzmörtel im Innenraum gibt es derzeit in BNB_BN_1.1.6 keine materialökologischen Anforderungen, adressiert sind jedoch Fassadenputze.

Für die Bewertung nach Kriteriensteckbrief BNB_BN_1.1.6 werden sechs potenzielle Schadstoffgruppen betrachtet. Für Fassadenputze sind die hervorgehobenen Schadstoffgruppen relevant:
1  Gefährliche und besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC)
2  Gefährliche Stoffe, die ausgelaugt werden können
3  Schwermetalle (bei Bodenbelägen als Stabilisatoren in Kunststoffen)
4  Flüchtige organische Verbindungen (VOC) 1 einschließlich organische Lösemittel
5  Halogenierte Kälte- und Treibmittel
6  Biozide

Putzmörtel werden in 1.1.6 über folgende Einsatzbereiche adressiert (s. BNB_BN_1.1.6 Anlage 1 / Allgemeine Anforderungsliste; Anlage 2 / Einzelstoffe mit besonders besorgniserregenden Eigenschaften)

  • Pos.36a Fassadenputze

Im Folgenden werden die Anforderungen an die Verwendung von Fassadenputzen dargestellt.

Qualitätsniveau (QN)

Anforderungen an Fassadenputze (Pos. 36a)

1 (= Mindestanforderung)

Produktdokumentation1 incl. Deklaration von SVHC der Kandidatenliste > 0,1 Gew.-%

Deklaration biozider Wirkstoffe

2 (zusätzlich zu QN1)

3 (zusätzlich zu QN1)

Ausschluss biozider Wirkstoffe außer Topfkonservierern

4 (zusätzlich zu QN1)

5 (zusätzlich zu QN1)

Kommentierung

Bis QN2 gibt es keine technischen Einschränkungen bei der Erfüllung der Anforderungen für Fassadenputze. Es bestehen lediglich Dokumentations- und Deklarationspflichten, die jeder erfüllen kann.
Die Anforderungen ab QN3 können dann allerdings nur noch biozidfreie Putzmörtel erfüllen, wodurch die Auswahl des Putzmaterials beschränkt wird.
Kunstharzputze enthalten i.d.R. Biozide als Filmschutzmittel gegen Algen- und Pilzbefall, auch bei Siliconharzputzen ist das meistens der Fall. Eine größere Auswahl an biozidfreien Produkten findet man jedoch bei den Silikatputzen, weshalb sie sich als Alternative anbieten. Aber auch bei den Silikatputzen sind einige Produkte biozidhaltig. Kalk- Zementputze sind in der Regel biozidfrei. Das gilt i.d.R. auch für Leichtputze, sofern es sich um Kalk-Zementputze mit Leichtzuschlägen handelt.

Biozidhaltige Fassadenputze kann man z.B. an dem Zusatz „filmgeschützt", „enthält Filmschutzmittel", „Schutz gegen Algen und Pilze" erkennen.
Bei Wärmedämmverbundsystemen mit dem Blauen Engel (DE-UZ 140) dürfen die Putzsysteme keine Biozide enthalten.

Tabelle: Anforderungen an die Verwendung von Putzmörtel

1 Die Produktdokumentation (z.B. über Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, Sicherheitsdatenblätter) ist die Mindestanforderung, die für alle durch BNB 1.1.6 betroffenen Produktgruppen erfüllt sein muss. Zusätzlich ist für alle diese Produktgruppen immer auch die Deklaration von SVHC der Kandidatenliste nach REACH (z.B. über Sicherheitsdatenblätter, Herstellererklärung) erforderlich.

Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Eine tabellarische Übersicht mit allen Einzelkriterien für Planung und Ausschreibung ist im neuen Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen für Fassadenputze zu finden. Die Tabellen dort enthalten auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte. Außerdem finden sich dort auch die für die verschiedenen Qualitätsniveaus zugehörigen Textbausteine.

 

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Verwertung

Putzmörtel werden für die in BNB-Kriterium 4.1.4 genannten Bauelemente Keller-Außenwände, Außen- und Innenwände eingesetzt. Zu beachten sind in diesem Zusammenhang die Massivbaustoffe BetonKalksandsteineLehmbaustoffePorenbeton und Ziegel. Ein weiterer Einsatzbereich sind Wärmedämmbverbundsysteme.

Rückbaubarkeit

Für die Bewertung gemäß BNB 4.1.4 wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreinen Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist.

Putze fallen mit Mauerwerk- oder Betonwänden oder Dämmstoffen als Verbundstoffe an. Eine Trennung von Putzschicht und Putzgrund ist aufwändig; diese zielt auf die Verwertung des Massivbaustoffes oder Dämmstoffes, nicht des Putzes, ab. In der Regel ist nicht von sortenreinem Rückbau auszugehen.

Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit

Sortenreinheit

Beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt. Eine hohe Sortenreinheit z. B. durch homogene Baustoffe und leicht trennbare Bauteilschichten führt tendenziell zur Aufwertung in der Bewertung nach Kriterium 4.1.4.

Putze werden als Bestandteil des mineralischen Bauschutts deponiert oder as Verunreinigungen auf den organischen Dämmstoffabfällen verbrannt, üblicherweise erfolgt keine sortenreine Trennung.

Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit

Verwertbarkeit

Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Bei Putzen ist von der Deponierung auszugehen.

Für eine Wieder- und Weiterverwendung von verputztem Mauerwerk nach erfolgtem Rückbau fehlt derzeit die praktische Erfahrung.

Verwertungs- / Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung
Gipsputz nicht möglich bedingt möglich1 nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg2
Kalkputz nicht möglich bedingt möglich4 nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg2
Kunstharzputz nicht möglich nicht möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg2 3
Leichtputz nicht möglich bedingt möglich4 nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg2 3
Siliconharzputz nicht möglich nicht möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg2 3
Silikatputz nicht möglich bedingt möglich4 nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg2
Zementputz nicht möglich bedingt möglich4 nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg2
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert.

Gips stellt bei der Aufbereitung von Mauerwerk als Betonzuschlag einen Störstoff dar.
2 als Bestandteil des Mauerwerks / mineralischen Dämmstoffs bzw. nach Trennung vom organischen Dämmstoff
3 ev. Vorbehandlung notwendig
4 Eine stoffliche Verwertung findet aus wirtschaftlichen Gründen nur in Form der Aufbereitung von gemischtem Mauerwerksabbruch/Bauschutt statt, wobei hier der Putz eine Verunreinigung darstellt und die Qualität vermindert.

Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Stoffliche Verwertung, Energetische Verwertung

Quellen

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau

Silikatputz

Technisches

Technische Daten

ph-Wert: ca. 8,5 bis 11,5

Richtwert Brandverhaltensklasse A2 – s1, d0

Erläuterung zur Brandverhaltensklasse:
Laut Delegierter Verordnung (EU) 2017/1228) vom 20 . März 2017 kann das Brandverhalten von Außen- und Innenputzen mit organischen Bindemitteln, für die die hEN 15824 gilt, unter festgelegten Konditionen, ohne zusätzliche Prüfungen klassifiziert werden.
Der angeführte Richtwert gilt für "Produkte, die in Pasten- oder Pulverform geliefert und für die innere und äußere Verkleidung von Wänden, Säulen, Trennwänden und Decken verwendet werden". Die Leistung von Trägermaterialien muss mindestens der Klasse A2 — s1, d0 entsprechen und die Dichte darf nicht weniger als 525 kg/m³ betragen. Der Gehalt an organischen Stoffen in der Trockensubstanz darf max 5,0 % und das Flächengewicht bezogen auf das Produkt in gebrauchsfertigem Zusantd max. 2,0 kg/m2 betragen.

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

Für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln gilt seit Oktober 2009 die harmonisierte europäische Norm EN 15824. Organisch vergütete Silikatputze müssen daher mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet werden.
Putze, die ausschließlich als Bestandteil eines WDVS in Verkehr gebracht werden, fallen nicht in den Geltungsbereich der hEN 15824. Sobald diese Putze jedoch auch als „normale“ Putze in Verkehr gebracht werden sollen, müssen sie zusätzlich zu den WDVS-Kennzeichnungen auch mit dem CE-Zeichen entsprechend EN 15824 gekennzeichnet werden.

Quellen

DIN EN 15824 Festlegungen für Außen- und  Innenputze mit organischen Bindemitteln;  Deutsche Fassung EN 15824:2009

CE-Kennzeichnung und Leistungserklärung für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln - Erläuterungen und Beispiele zur Umsetzung der EN 15824 im Rahmen der Bauproduktenverordnung. VdL&VDPM (Hrsg.), Stand: August 2017, Download
Zugriff: Jan 2018

Silikatputz

Literaturtipps

Fachgruppe Putz & Dekor des Verbands der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V.: Fachlexikon für Putze & Beschichtungen / Siliconharzputze

IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie (Hrsg.): Passivhaus-Bauteilkatalog: Sanierung - Ökologisch bewertete Konstruktionen. Birkhäuser 2017, ISBN: 9783035609547

UBA (Hrsg.) (2014) Merkblatt 1-5, Entscheidungshilfen zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden. Umweltbundesamt, Berlin. (Download)

CE-Kennzeichnung und Leistungserklärung für Außen- und Innenputze mit organischen Bindemitteln - Erläuterungen und Beispiele zur Umsetzung der EN 15824 im Rahmen der Bauproduktenverordnung. VdL&VDPM (Hrsg.), Stand: August 2017, Download

Silikatputz

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

1K-Silikatfarben 2.1.1 neu2

Abb.1 / Beispielrezeptur für einen Silikatputz

Einsatzstoff

Menge [%]

Dispersion 50%ig

9,50

Wasserglas

8,00

Füllstoffe

67,00

Pigmente

2,50

Lösemittel

0,50

Additive

2,50

Wasser

10,00

 Gesamt

100,00

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

1K-Silikatfarben 2.1.2 neu

Abb. 2 / Zusammensetzung nach Rohstoffherkunft

Rohstoff

Menge [%]

fossile Rohstoffe

7,75

mineralische Rohstoffe

77,50

Wasser

14,75

Gesamt

100,00

Gewinnung der Primärrohstoffe

Der Hauptteil der eingesetzten Rohstoffe ist mineralischen Ursprungs. Die Dispersion und die Zusatzstoffe werden aus fossilen Rohstoffen gewonnen.

Verfügbarkeit

Die eingesetzten mineralischen Rohstoffe sind auch langfristig nicht erschöpft, eine Knappheit ist nicht zu erwarten.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Die Verwendung von Sekundärrohstoffen z.B. als Füllstoffe für Silikatputze ist evtl. denkbar, wird jedoch in der Praxis gegenwärtig nicht umgesetzt.

Radioaktivität

In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.

Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.

Produkte wie Putze, Mörtel oder Estriche tragen aufgrund ihrer geringen Dicke nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.

Silikatputz

Herstellung

Prozesskette

Prozesskette 1K-Silikatfarben

Herstellungsprozess

(Kali-)Wasserglas ist eine glasige Verbindung, die bei 1400 - 1500 °C aus der Schmelze von hochreiem Quarzsand und Kaliumcarbonat gewonnen wird. Die erstarrte Schmelze wird gemahlen und in heißem Wasser gelöst. Die Herstellung von Wasserglas ist energieintensiv und mit der Freisetzung von CO2 verbunden, iim Gegensatz zur Herstellung von Kunstharzen werden jedoch keine Gefahrstoffe eingesetzt.

Die Herstellung der Kunststoffdispersionen erfolgt vorwiegend in großen Chemieindustriebetrieben. Es handelt sich um eine Reihe von chemischen Syntheseprozessen, bei denen auch verschiedene Gefahrstoffe Verwendung finden.

Die Herstellung der Pigmente und Füllstoffe ist nicht produktgruppenspezifisch. Die Pigmente, v.a. die Weißpigmente, werden aus Metallerzen in verhältnismäßig energieintensiven Prozessen gewonnen. Die Gewinnung der Füllstoffe (Gesteinsmehle wie Dolomit) ist dagegen weniger aufwändig.

Die Verarbeitung zum Putzmörtel beinhaltet das Einwägen und Mischen der Ausgangsstoffe gemäß Rezeptur. Abschließend wird das Gemenge in Gebinde eingefüllt.

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.

Die ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live- Datensätze.

Weiterführende Informationen zur ÖKOBAUDAT im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → ÖKOBAUDAT / Umweltindikatoren

Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.

Im Kapitel Energieaufwand finden sich ggf. allgemeine Informationen zum Thema, die die Produktgruppe prägen.

Energieaufwand

Den höchsten Energieaufwand für die Herstellung von Silikatputzen verursachen die Herstellung des Wasserglases, der Weißpigmente und der organischen Bindemittel. Die Füllstoffe und die Hilfsstoffe haben eine untergeordnete Bedeutung.

Charakteristische Emissionen

Bei der Verarbeitung der Vorprodukte zum Putzmörtel treten keine produktspezifischen Emissionen auf.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Bei der Verarbeitung der Vorprodukte zum Putzmörtel sind die üblichen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz erforderlich.

Maßnahmen Umweltschutz

Bei der Verarbeitung der Vorprodukte zum Putzmörtel sind die üblichen Maßnahmen zum Umweltschutz erforderlich.

Transport

Die Umweltrelevanz der Transporte ist nicht spezifisch für die Herstellung von Putzen.

Silikatputz

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Die Umgebung der Beschichtungsflächen, insbesondere Glas, Keramik, Klinker, Naturstein, Lack und Metall ist zu schützen. Gegebenenfalls Spritzer mit viel Wasser abspülen, nicht bis zum Austrocknen und Erhärten des Putzes warten. Werkzeuge und Geräte sofort nach Gebrauch mit Wasser reinigen.

Filmgeschützte Produkte sind ggf. eingestuft in

  • H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung oder in
  • H412 Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung oder in
  • EUH208 Enthält 2-OCTYL-2H-ISOTHIAZOL-3-ON ; TERBUTRYN. Kann allergische Reaktionen.

Bei der Verarbeitung filmgeschützter Produkte sind Pflanzen und Böden im Arbeitsbereich abzudecken. Produktreste dürfen nicht in Gewässer oder Kanalisation gelangen. Die Streichwerkzeuge dürfen nicht ausgewaschen werden.

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Gesundheitsgefahren gehen nach heutiger Kenntnis überwiegend von der Alkalität des Silikates aus. Kieselsäure ist in H315 verursacht Hautreizung, H319 Verursacht schwere Augenreizung und H335 Kann die Atemwege reizen eingestuft. das bedeutet, dass Kieselsäure bei Augenkontakt ernste und möglicherweise bleibende Augenschäden verursachen und bei anhaltendem Kontakt eine reizende Wirkung auf feuchte Haut (infolge von Schwitzen oder Luftfeuchtigkeit) haben kann. Sie kann außerdem die Atemwege reizen (Eine Gefähr­dung durch Ein­atmen besteht bei Spritz­verfahren.). Die reizenden Eigenschaften verschwinden mit der Aushärtung der Produkte.
Einige Inhalts­stoffe (z.B. Konservierungsstoffe, Filmschutzmittel) können bei empfind­lichen Personen zu Reizungen und aller­gischen Reaktionen führen.

AGW-Werte

Silikatputze sind nach Gefahrstoffverordnung nicht kennzeichnungspflichtig,

Bei biozidfreien Silikatputzen ist mit der Überschreitung von Arbeitsplatzgrenzwerten nicht zu rechnen (siehe dazu auch GISBAU Produktdatenblätter M-SK01). Nach bisherigen Erkenntnissen sind Gefahrstoffmessungen nicht erforderlich.

Mögliche Bestandteile mit arbeitsplatzbezogenen, zu überwachenden Grenzwerten:
26530-20-1 2-Octyl-2H-isothiazol-3-on
MAK (Österreich)

  • Kurzzeitwert: 0,05 E mg/m³
    Langzeitwert: 0,05 E mg/m³

AGW (Deutschland)

  • Langzeitwert: 0,05 E mg/m³; 2(I);DFG, H, Y

REACH / CLP

Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.

Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden.

Pastöse Putzmörtel werden als Gemisch eingestuft.

Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung müssen daher in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

GISBAU Produkt-Code:
M-SK01
1K-Silikatfarben

Gelegentlich auch zu finden:

GISBAU Produkt-Code:
BSW10 (Beschichtungsstoffe wasserbasiert,konservierungsmittelarm),
BSW20 (Beschichtungsstoffe wasserbasiert)
BSW40 (Beschichtungsstoffe wasserbasiert, alkalisch) oder
BSW60 (Beschichtungsstoffe wasserbasiert, alkalisch, ätzend)

Anmerkung:
Diese GISCODES sind aufgrund vergleich­barer Gefährdungen und Schutz­maß­nahmen auch auf Putze und Spachtel­massen mit gleich­artigen Inhalts­stoffen anwendbar.

Emissionen

Silikatputze verursachen bei der Verarbeitung und beim Austrocknen geringe Emissionen aus den organischen Bestandteilen.

Transport

Silikatputze sind kein Gefahrgut im Sinne der GGVSEB. Für den Transport bestehen daher keine spezifischen Auflagen.

Quellen

GISBAU Produkt-Codes  M-SK01 Silikatfarbe

Silikatputz

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Aus den enthaltenen organischen Bestandteilen können flüchtige organische Verbindungen ausgasen. Aufgrund der im Vergleich zu Wandfarben höheren Dicke ist der Anteil an organischen Bestandteilen nicht zu unterschätzen, er liegt aber deutlich niedriger als bei anderen pastösen Putzsystemen (→ Kunstharzputz, → Siliconharzputz).

Produkte, die mit dem natureplus Qualitätszeichen oder dem Blauen Engel ausgezeichnet sind, müssen strenge Anforderungen erfüllen (→ Reiter Zeichen & Deklarationen). Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat außerdem ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Beschichtungssysteme formuliert.

Silikatputze, die im Außenraum eingesetzt werden, emittieren keine Schadstoffe in den Innenraum.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Aus filmgeschützten Silikatputzen (meist in Wärmedämmverbundsystemen eingesetzt) werden Biozide freigesetzt.  Diese Biozide verhindern den Befall der Fassade mit Mikroorganismen nicht, sondern zögern ihn nur hinaus. Ein dauerhaftes Ausbleiben von Algen- und/oder Pilzbefall kann nicht zugesichert werden. Darauf weisen die Hersteller auch in ihren Produktinformationen hin.
Für die Umwelt bedeutet die Freisetzung der Biozide ein öko- und humantoxikologisches Risiko.
Diffusionsoffene, hydrophile Beschichtungssysteme aus Dickputzen und Fassadenfarben auf Silikatbasis, welche die Tauwasserbildung auf der Fassade reduzieren, stellen eine  sinnvolle Alternative zu hydrophoben dünnschichtigen Systemen dar (IBO 2017). Immer  mehr Hersteller bieten daher mittlerweile Systeme auf Silikatbasis ohne Filmschutz an.
Schlagregen- und spritzwasserbelastete oder dauerfeuchte Bereiche sind am meisten befallsgefährdet. Zusätzliche Maßnahmen zur Algenvermeidung sind daher:

  • Schutz der Fassade, denn Oberflächen, die trocken bleiben oder schnell abtrocknen, werden weniger von Algen und Pilzen befallen
  • Beschattung der Fassade vermeiden
  • regelmäßige Inspektion und Instandhaltung von Fassaden -  eine einfache, mechanische Reinigung der Fassade kann das Befallsrisiko reduzieren

Scheint der Einsatz von Bioziden aufgrund der Umgebungsbedingungen unvermeidlich, sollten die eingesetzten Wirkstoffkombinationen bestmöglich auf die lokalen Bedingungen und auf die jeweiligen Beschichtungssysteme abgestimmt werden. Verkapselte Biozide werden vor allem im ersten Jahr deutlich weniger ausgewaschen. Eine Feldstudie an zwei baugleichen Einfamilienhäusern verglich die Abschwemmraten verkapselter und unverkapselter Biozide (Breuer et al., 2012b). Aus der Fassade mit dem verkapselten Biozide wurden nur 10 % der Wirkstoffmenge ausgewaschen, die aus der Fassade mit unverkapseltem Biozid ausgewaschen wurde.
Weitere Informationen zu Bioziden im Gebäude siehe Sonderthema "Biozide - Strategien zur Vermeidung an Gebäuden".

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Sililkatputze sind nicht brennbar (Brandverhaltensklasse A2). Im Brandfall sind keine außergewöhnlichen Risiken für Umwelt und Gesundheit zu erwarten.

Wassereinwirkung

Bei Wassereinwirkung in Folge eines Schadenfalles sind keine außergewöhnlichen Risiken für die Umwelt zu erwarten.

Beständigkeit Nutzungszustand

Die Dauerhaftigkeit eines Putzes hängt i.w. von folgenden Faktoren ab:

  • Zusammensetzung
  • Festigkeit
  • Wassersaugvermögen
  • Verformungsmodul
  • Putzuntergrund und Vorbereitung
  • Auftrag
  • Kantenanschluss
  • Nachbehandlung
  • Wartung und Pflege
  • u. a. m.

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Datenbank als PDF

Instandhaltung

Ein Befall mit Algen und Pilzen im Außenraum hat meist keine technischen Nachteile, sieht für den gemeinen Betrachter aber unschön aus. Regelmäßige Inspektionen der Fassade sowie Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, zum Beispiel vorsichtiges nasses Abwaschen oder Abbürsten bei Staubablagerungen und ersten Anzeichen von Bewuchs, helfen laut UBA (2014), das Befallrisiko zu verringern. Nasses Abwaschen empfiehlt sich nur für biozidfreie Fassaden, da andernfalls Wirkstoffe mit ausgewaschen werden. Abplatzungen oder Fehlstellen von Putzen können instandgesetzt werden, indem der geschädigte Putz entfernt und neu aufgebracht wird.

Quellen

Breuer K. , Mayer F., Scherer C., Schwerd R. & Sedlbauer K. (2012) Wirkstoffauswaschung aus hydrophoben Fassadenbeschichtungen: verkapselte versus unverkapselte Biozidsysteme. Bauphysik, 34(Heft 1), 19–23.

IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie (Hrsg.): Passivhaus-Bauteilkatalog: Sanierung - Ökologisch bewertete Konstruktionen. Birkhäuser 2017, ISBN: 9783035609547

UBA (Hrsg.) (2014) Merkblatt 1-5, Entscheidungshilfen zur Verringerung des Biozideinsatzes an Fassaden. Umweltbundesamt, Berlin. (Download)

Silikatputz

Nachnutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Beim Rückbau kann Staubentwicklung ein Risiko für Mensch und Umwelt darstellen. Auf ausreichenden Staubschutz ist zu achten.

Wiederverwendung

Eine Wiederverwendung des Putzes ist nicht möglich.

Stoffliche Verwertung

Ein wirtschaftlich attraktives Verfahren zur stofflichen Verwertung von Silikatputzen ist derzeit nicht bekanntt, ggf. erfolgt eine Verwendung in Hinterfüllungen oder Schüttungen. Putzreste treten damit vor allem als Störstoffe auf, welche die stoffliche Verwertbarkeit von Dämmmaterialien oder Massivbaustoffen herabsetzen können.

Energetische Verwertung

Energetische Verwertung nicht möglich/sinnvoll, da Heizwert gewöhnlich Null.

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Eine Beseitigung ist gemeinsam mit nicht verunreinigten mineralischen Abfällen auf Deponieklasse I möglich.

EAK-Abfallschlüssel

Unverarbeitete und unausgehärtete Silikatputze

08 01 Abfälle aus Herstellung, Zubereitung, Vertrieb, Anwendung und Entfernung von Farben und Lacken
08 01 12 Farb- und Lackabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 01 11 fallen

Ausgehärtete Putze

Ausgehärte Putzmörtel fallen meist gemeinsam mit anderen Bau-und Abbruchabfällen zur Entsorgung an. Die Abfallschlüsselnummer hängt vom Schadstoffgehalt und den verbundenen Materialien ab. Mögliche Klassifizierungen sind:

17 01 06 Gemische aus oder getrennte Fraktionen von Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik, die gefährliche Stoffe enthalten
(Putze mit Verunreinigungen, z.B. durch schwermetallhaltige Farbanstriche, z.B. falls der Putz separat ausgebaut wurde)
17 01 07

Gemische aus oder getrennte Fraktionen von Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 01 06 fallen
(Putze ohne Schadstoffe, meist Entsorgung zusammen mit Mauerwerk)

17 09 04 gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen
(z.B. Silikatputz als Bestandteil von WDVS-Abfall)

Quellen

Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012, Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012