1 Holz und flüchtige Substanzen: Auftreten und Relevanz
Holz ist ein ausgezeichneter ökologischer und jahrhundertelang erprobter Baustoff. Das Bauen mit Holz trägt in umfassender Weise zum Klimaschutz bei, darüber hinaus auch zu einer hohen Wertschöpfung und damit zum Wohlstand unserer Gesellschaft: die Wertschöpfungskette Forst-Holz-Holzbau ist Teil einer wichtigen Wirtschaftsbranche und bietet zahlreichen Menschen Arbeit.
In Innenräumen, die dauerhaft von Menschen genutzt werden, ist eine differenzierte Betrachtung des Baustoffs Holz vonnöten, wobei eine Unterscheidung zwischen baubiologischen (wie wirkt etwas auf den Menschen?) und bauökologischen Prinzipien (wie wirkt etwas auf die Umwelt?) erforderlich ist. In diesem Beitrag soll auf die Wirkung auf den Menschen eingegangen werden.
Generell werden aus verschiedenen Quellen Emissionen an die Innenraumluft abgegeben. Zumeist handelt es sich um Emissionen aus den eingesetzten Baustoffen und Hilfsstoffen wie Klebstoffen, Beschichtungen, Fugenmassen etc., doch auch durch die Raumnutzer selbst werden Emissionen eingebracht (so genannte anthropogene Emissionen, beispielsweise aus Reinigungsmitteln, Deodorants, Haarspray, Lufterfrischern, Duftkerzen,…).
Die Praxis zeigt, dass in Innenräumen immer wieder Richtwertüberschreitungen sowie Geruchsbelastungen und gesundheitliche Beschwerden seitens der Raumnutzer auftreten, die mit großer Wahrscheinlichkeit auf erhöhte Emissionen ausgehend von Holzerzeugnissen zurückzuführen sind. Es zeigte sich jedoch auch, dass bei sachgerechtem Einbau – dies bedeutet situative Bevorzugung bestimmter Holzarten und wirkungsvolle hygienische Lüftung – ein gesundheitliches Risiko bei Einbau von Holz und Holzprodukten nicht zu erwarten ist (Salthammer & Marutzki 2013).
Neben unbehandeltem Massivholz kommen im Holzbau vor allem Furnier-, Span-, Faser- und Verbundholzwerkstoffe zum Einsatz, die je nach Herstellungsart und Verwendungszweck eine Reihe an Oberflächenbeschichtungen, Leimen und Zusatzstoffen enthalten, um die Eigenschaften des Holzes zu verändern. Konkret handelt es sich dabei meist um Optimierungen für spezielle Einsatzbereiche. In den siebziger und zum Teil achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ging von der Verleimung – vor allem bei Verwendung kostengünstiger Leime – auf Grund der Abgabe von Formaldehyd an die Raumluft im Einzelfall ein nicht unbeträchtliches gesundheitliches Risiko aus. Der Einsatz derartiger Kleber gehört heute weitgehend der Vergangenheit an.
Bei richtiger Konstruktion benötigt Bauholz, wie historische Bauwerke beweisen, keinen chemischen Schutz. Sofern gewährleistet ist, dass die Holzbauteile keinem dauerhaften Einfluss von Feuchte ausgesetzt sind, kann ein Holzbauwerk Jahrzehnte und Jahrhunderte überdauern. Heute werden Holzteile und Holzwerkstoffe häufig entsprechend moderner Anwendungsbereiche zum Schutz vor Schäden durch Feuer, Wasser, Schädlingen, Schimmel, Verziehen und mechanischer Beanspruchung präpariert – das heißt mit Bioziden und anderen mittel- bis schwerflüchtigen Chemikalien behandelt. In den meisten Fällen benötigen vor allem sichtbare Holzflächen, aber auch die meisten konstruktiven Elemente in Innenräumen keinen Schutz gegen Schadorganismen durch Biozide. Der Themenkreis „Biozide“ wird im vorliegenden Beitrag nicht behandelt.