Graue Energie

Die Graue Energie berechnet sich aus der Summe aller nichterneuerbaren Primärenergieträger und energetisch nutzbaren fossilen Rohstoffe sowie der Wasserkraft eines bestimmten Systems. Das System umfasst i. d. R. alle wichtigen Prozesse, vom Rohstoffabbau beginnend bis zum Ort der Bereitstellung des Produkts oder der Leistung. Entscheidend für die Aussagekraft der Graue Energie sind einerseits die Art der Bewertung der Energieträger und andererseits die Grenzen des betrachteten Systems.

Folgende Energieträger sind in der Grauen Energie
enthalten nicht enthalten
Erdöl, Erdgas, Kohle und alle daraus gewonnenen Energieträger und Rohstoffe mit dem Energiewert aus der Verbrennung Holz, Kork und andere pflanzliche und tierische Rohstoffe, sowie daraus gewonnene Energieträger, soweit sie aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammen
Natururan mit der in Leichtwasserreaktoren nutzbaren Wärme Sonnenenergie, Erdwärme, Windenergie, Umgebungswärme und alle daraus gewonnenen Sekundärenergieformen
Wasserkraft mit der auf der Turbinenschaufel nutzbaren mechanischen Energie Altkunststoff, Altpapier, Altreifen, Klärschlamm, und andere Abfälle, die stofflich oder energetisch wiederverwertet werden

Es gibt noch keine Normierung, die einen zuverlässigen Vergleich der Werte erlauben würde.
Die Systemgrenzen spielen eine maßgebende Rolle bei der Berechnung der Grauen Energie. Die Stoff- und Energieflüsse sind grundsätzlich offen. Die Festlegung von Systemgrenzen ist für die Berechnung von Grauenergiewerten notwendig. Das System beschreibt die in die Bilanz miteinbezogenen Prozesse, sowie alle in das System ein- und ausgetragenen Energie- und Materialflüsse. Systemeinschränkungen werden hauptsächlich durch Vernachlässigung der Prozessketten von Hilfsstoffen praktiziert. Systemerweiterungen betreffen heute häufig die Berücksichtigung der Herstellung von Produktionsmitteln (z. B. Drehrohrofen) oder Infrastrukturelemente (Gebäude, Verkehrswege). Für den Vergleich von Grauenergiewerten verschiedener Baustoffe ist auf jeden Fall sicherzustellen, dass die Systemgrenzen derselben Logik folgen.
Daneben ist speziell der Stand der Technik ein maßgeblicher Faktor für die Graue Energie Ältere Anlagen brauchen für dasselbe Produkt häufig mehr Energie als neuere Anlagen.
Neben der Rohstoffintensität ist die Graue Energie auch ein Indikator für alle mit dem Energieverbrauch verbundenen Umweltbelastungen wie Kohlendioxid- (siehe CO2), Stickoxid- und andere energieträgerbedingten Luftbelastungen. Diese mit den Energieträgern verbundenen Umweltbelastungen werden pauschal mit dem Heizwert, bzw. der potentiell nutzbaren Energie der Primärenergieträger berechnet. Mit der Graue Energie werden keine speziellen Schadstoffemissionen erfasst. Auch Lösemittelemissionen werden mit dem Primärenergieaufwand kaum berücksichtigt.

Neuere Entwicklungen unterscheiden streng zwischen nicht erneuerbaren und erneuerbaren, resp. nicht regenerierbaren und regenerierbaren Energieträgern, man spricht dann auch nicht mehr von Graue Energie sondern eher vom KEA. Die nicht regenerierbaren Anteile des KEA sind gegenüber der hier definierten Grauen Energie um den Wasserkraftanteil vermindert. Allerdings Trotzdem sind die neuere Werte in der Regel Systemgrenzen bedingt höher, weil sie mehr Infrastrukturelemente berücksichtigen und konsequent mit oberen Heizwerten rechnen.

siehe auch Primärenergie, KEA

14.12.2021 / LK