Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Estrich ist ein auf einem tragenden Untergrund oder auf einer zwischenliegenden Trenn- oder Dämmschicht hergestelltes Bauteil, das unmittelbar als Boden nutzfähig ist oder mit einem Belag, gegebenfalls frisch in frisch, versehen werden kann. Nach DIN EN 13318 sind Estriche alle Schichten oder Bauteile aus einem Estrichmörtel, die eine oder mehrere der folgenden Eigenschaften erreichen sollen:
- eine vorgegebene Höhenlage erreichen
- einen Bodenbelag aufnehmen
- unmittelbar genutzt werden können.
Je nach Verbindung zum tragenden Untergrund wird unterschieden in:
- Verbundestriche, die direkt mit dem tragenden Untergrund verbunden sind, wobei der Verbund ggf. durch eine Haftschlämme verbessert werden kann;
- Estriche auf Trennschicht, die durch eine dünne Zwischenlage in Form von Folien, Pappen oder Ölpapier vom tragenden Untergrund getrennt sind;
- Schwimmende Estriche, die als lastverteilende Platten auf einer Dämmschicht aufgebracht werden, auf der Unterlage beweglich sind und keine direkte Verbindung mit angrenzenden Bauteilen haben;
Meist werden Estriche einschichtig hergestellt. Mehrschichtige Estriche werden angewendet, wenn besondere Anforderungen an die Oberfläche (hohe Abriebfestigkeit oder farbiges Aussehen) erfüllt werden müssen.
Ein Ausgleichsestrich soll größere Unebenheiten des Untergrunds ausgleichen bevor der eigentliche Estrich aufgebracht wird. Installationsschichten dienen dabei der Aufnahme von Installationsleitungen. Estriche können auch als Fertigteil-Estriche aus vorgefertigten, kraftschlüssig miteinander verbundenen Platten bestehen.
Wesentliche Bestandteile
Je nach Estrichart:
- Zement
- Kalk
- Calciumsulfatbinder (Gips, Anhydrit)
- Magnesia
- Bitumen
- Epoxidharz
- Sand
Charakteristik
- Teil des Fußbodenaufbaus
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Je nach Estrichart können die Bindemittel zu Verätzungen der Haut und der Augen führen. Bei Gussasphaltestrich liegt der Gehalt an krebserzeugendem Benzo[a]pyren (BAP) mit typischerweise 0,4 - 4 mg/kg weit unterhalb der Grenze für die Kennzeichnungspflicht für BAP (50 mg/kg). 1
Lieferzustand
Je nach Estrichart:
- Pulverförmig
- Flüssig
- Fertigteil
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
- Höhenausgleich
- Unterlage für Bodenbelag
- Lastverteilung auf einer Dämmschicht
- Fußboden (ohne Belag)
- Aufnahme von Installationsleitungen
Bezeichnung von Estrichen
Die Bezeichnung der Estriche richtet sich nach dem verwendeten Bindemittel
Kurzzeichen | Bedeutung |
CT | Zementestrich (Cementitious Screed): |
CA | Calciumsulfatestrich (Calcium Sulfate Screed): |
MA | Magnesiaestrich (Magnesite Screed): |
AS | Gussasphaltestrich (Mastic Asphalt Screed): |
SR | Kunstharzestrich (Synthetic Resin Screed) |
Quellen
1GISBAU Information - Bitumen
Scholz/Hiese: Baustoffkenntnis; 16. Auflage, 2007; Werner Verlag (Wolters Kluwer Deutschland GmbH), Köln
Technisches
Technische Daten
Aufgrund der Vielfältigkeit der Estriche können an dieser Stelle keine Angaben zu technischen Parametern gemacht werden. Informationen finden sich in den jeweiligen Datenblättern
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
AGI A 12-1 | 1997 | Industrieböden - Industrieestriche - Ergänzungen zu DIN 18560: Zementestrich, zementgebundener Hartstoffestrich |
AGI A 12-2.1 | 1999 | Industrieböden - Industrieestriche - Ergänzungen zu DIN 18560 - Konventioneller Anhydritestrich |
AGI A 12-3 | 1991 | Industrieböden; Industrieestriche; Ergänzungen zu DIN 18560; Gußasphaltestrich |
AGI A 12-4 | 2009 | Industrieböden - Planung und Ausführung von Industrieestrichen; Reaktionsharzgebundene Estriche (SR) |
Asphalt 44 | 2010 | Technische Information - Industrieestriche aus Gussasphalt |
DIN 1100 | 2004 | Hartstoffe für zementgebundene Hartstoffestriche - Anforderungen und Prüfverfahren |
DIN 18157 |
| Ausführung keramischer Bekleidungen im Dünnbettverfahren |
-1 | 1979 | Teil 1: Hydraulisch erhärtende Dünnbettmörtel |
-2 | 1982 | Teil 2: Dispersionsklebstoffe |
-3 | 1986 | Teil 3: Epoxidharzklebstoffe |
DIN 18353 | 2012 | VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen - Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) - Estricharbeiten |
DIN 18560 |
| Estriche im Bauwesen |
-1 | 2009 B1: 2012 | Teil 1: Allgemeine Anforderungen, Prüfung und Ausführung |
-2 | 2009 | Teil 2: Estriche und Heizestriche auf Dämmschichten (schwimmende Estriche) |
-3 | 2006 | Teil 3: Verbundestriche |
-4 | 2012 | Teil 4: Estriche auf Trennschicht |
-7 | 2004 | Teil 7: Hochbeanspruchbare Estriche (Industrieestriche) |
DIN 272 | 1986 | Prüfung von Magnesiaestrich |
DIN EN 12004 | 2007+ A1:2012 | Mörtel und Klebstoffe für Fliesen und Platten - Anforderungen, Konformitätsbewertung, Klassifizierung und Bezeichnung |
DIN EN 13318 | 2000 | Estrichmörtel und Estriche - Begriffe; Dreisprachige Fassung EN 13318:2000 |
DIN EN 13454 |
| Calciumsulfat-Binder, Calciumsulfat-Compositbinder und Calciumsulfat-Werkmörtel für Estriche |
-1 | 2004 | Teil 1: Begriffe und Anforderungen |
-2 | 2003+ A1:2007 | Teil 2: Prüfverfahren |
DIN EN 13813 | 2003 | Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche - Estrichmörtel und Estrichmassen - Eigenschaften und Anforderungen |
DIN EN 14016 |
| Bindemittel für Magnesiaestriche - Kaustische Magnesia und Magnesiumchlorid |
-1 | 2004 | Teil 1: Begriffe und Anforderungen |
-2 | 2004 | Teil 2: Prüfverfahren |
DIN EN 13892 |
| Prüfverfahren für Estrichmörtel und Estrichmassen |
-1 | 2003 | Teil 1: Probenahme, Herstellung und Lagerung der Prüfkörper |
-2 | 2003 | Teil 2: Bestimmung der Biegezug und Druckfestigkeit |
-3 | 2004 | Teil 3: Bestimmung des Verschleißwiderstandes nach Böhme |
-4 | 2003 | Teil 4: Bestimmung des Verschleißwiderstandes nach BCA |
-5 | 2003 | Teil 5: Bestimmung des Widerstandes gegen Rollbeanspruchung von Estrichen für Nutzschichten |
-6 | 2003 | Teil 6: Bestimmung der Oberflächenhärte |
-7 | 2003 | Teil 7: Bestimmung des Widerstandes gegen Rollbeanspruchung von Estrichen mit Bodenbelägen |
-8 | 2003 | Teil 8: Bestimmung der Haftzugfestigkeit |
RAL-GZ 818 | 2008 | Estriche - Gütesicherung |
ZEMENT-MERKBLATT B 19 | 2010 | Zementestrich
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Literaturtipps
Scholz/Hiese: Baustoffkenntnis. Werner Verlag; Köln, 16. Auflage 2007
Härig/Klausen/Hoscheid: Technologie der Baustoffe. Verlag C.F. Müller; Heidelberg, 14. Auflage 2003
Zement-Taschenbuch 2008, Teil II: Beton. Verlag Bau+Technik GmbH; Düsseldorf, 51. Ausgabe 2008
Unger, A.: Fußbodenatlas. QUO-VADO AG, Chemnitz; 3. Auflage 2008