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Zellulose

Begriffsdefinition

Dämmstoffe aus Zellulose werden aus sortierten Druckerzeugnissen, z.B. recyceltem Tageszeitungs-Altpapier (Remittenden = nicht benutztes Zeitungspapier) hergestellt und gehören zur Gruppe der organischen Faserdämmstoffe.
Die Dämmwirkung wird durch den Einschluss ruhender Luft in den Faserzwischenräumen erzeugt.

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Insbesondere beim Einblasen loser Zellulosefasern muss mit einer hohen Staubentwicklung gerechnet werden. Die freigesetzte Staub- und Faserkonzentration hängt neben der Einbausituation (z.B. Zugänglichkeit der Einblasöffnung) maßgeblich von der Art der Verarbeitung, d.h. dem richtigen Umgang mit Werkzeug, Einblasmaschinen und Zubehör ab. Zur Auswahl einer routinierten Fachfirma wird dringend geraten.

Flammschutzmittel / Borate

Zellulose-Dämmstoffe enthalten derzeit oft noch Borsäure als Flammschutzmittel. Borsäure ist als reproduktionstoxisch Kategorie 1B (H360FD) eingestuft und in der REACH-Kandidatenliste für besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) aufgeführt. Die heute verwendeten Mengen in Zellulose-Dämmstoffen sind inzwischen geringer als früher und liegen i.d.R. unter 5,5 % (spezifische Konzentrationsgrenze für die Kennzeichnungspflicht von Gemischen). Da Borsäure allerdings zu den SVHC gehört, besteht bereits ab 0,1% eine Deklarationspflicht für Gemische und Erzeugnisse. Im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) ist Borsäure >0,1% in organischen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen bereits ab Qualitätsniveau 2 (= niedrigstes Bewertungsniveau) ausgeschlossen.

Einige Hersteller verwenden inzwischen Ammoniumphosphat als alternatives Flammschutzmittel.

Produkte mit dem natureplus-Qualitätszeichen unterliegen einer Prüfung von Kriterien hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz, die den gesamten Produktlebenszyklus berücksichtigen (weitere Informationen siehe Reiter Zeichen & Deklarationen).
Bei Flachs-, Hanf-, Holzfaser- oder Schafwolle-Dämmstoffprodukten mit dem natureplus-Qualitätszeichen sind Borverbindungen als Flammschutz oder zum Schutz vor mikrobiellem Befall über die Vergaberichtlinien ausgeschlossen. Bei Zellulose-Dämmstoffen wird hier eine Ausnahme gemacht.
Aus den Vergaberichtlinien RL 0107 für Einblasdämmstoffe auf Basis von Zellulose (Ausgabe März 2015), 2.2 Zusammensetzung, Stoffverbote und -beschränkungen:
" ... In Abwägung des besonderen Sicherheitsinteresses im Brandfall dürfen, abweichend vom generellen natureplus-Stoffverbot für SVHC-Stoffe, zum Schutz vor Schwelen und Glimmen auch Borverbindungen eingesetzt werden. Die Menge ist auf den deklarationspflichtigen Anteil1 begrenzt (5,5 M-% Borsäure-Äquivalent bzw. 8,5 M-% Borax-Äquivalent). Der Hersteller muss durch ein fachliches Gutachten nachweisen, dass bei der vorhersehbaren Verwendung des Produktes eine unkontrollierte Freisetzung und substanzielle Exposition für Verarbeiter (Grenzwert nach TRGS 905) und Bewohner ausgeschlossen ist.
Das Produkt wird Prüfungen gemäß Abschnitt 3 unterzogen und muss die dort angegebenen
Grenzwerte einhalten.
(1) Nach 30th ATP of Council Directive 67/548/EEC on the classification, labelling of dangerous
substances, Kapitel 2.3.2.4 ..."

Lieferzustand

- lose (Flocken) als Einblaszellulose oder Schüttung
- mit Textilfasern zu Platten gebunden

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Lose Flocken zum Einblasen in geschlossene / luftdichte Hohlräume (z.B. Steildächer zwischen den Sparren), zum Aufblasen als Schüttung freiliegend auf horizontalen bzw. mäßig gewölbten / geneigten Flächen; im Feuchtesprühverfahren zur Herstellung einer plattenförmigen, steifen Dämmschicht.
Einblaszellulose darf nur von lizensierten Fachbetrieben verarbeitet werden.

Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), www.fnr.de:
Borschürenseite zum Thema Bauen
Marktübersicht - Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, FNR 2014 (download)

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Risikobetrachtung Lebenszyklusphasen

 

 

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Planungs- und Ausschreibungshilfen

 

 

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Referenz

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Umweltdeklarationen

 

 

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Referenz

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Bewertungssystem

 

 

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Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

Referenz

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

Referenz

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Referenz

Referenz

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

Referenz

Referenz

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

Referenz

Referenz

Quellen

Referenz

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Technisches

 

 

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Technische Daten

Zellulose-Dämmstoffe
Ausgewählte Produkte: 1) lose, ungebundene Zellulosefasern
Technische Regeln Europäische Technische Zulassung (ETA)
Rohdichte [kg/m³] 1.1) 30 - 50 (freiliegend)
40 - 60 (raumausfüllend)
Druckspannung bei 10% Stauchung bzw. Druckfestigkeit [kPa] k.A.
Bemessungswert Wärmeleitfähigkeit λd [W/mK]
(gemäß Anhang zu den Übereinstimmungszertifikaten)
0,040 (bei maschineller Verarbeitung)
0,045 (bei manueller Verarbeitung)
Zuschlagsfaktor 2) bezogen auf:
λd = 0,040 W/m²K
λd = 0,045 W/m²K

1
1,125
Wärmespeicherkapazität c [J/(kg*K)] 2.000 
Richtwert der Dampfdiffusionswiderstandszahl μ nach
DIN 4108-4
1 - 2 
Langzeitwasseraufnahme k.A. 
Baustoffklasse nach DIN 4102 B2 
Euroklasse nachDIN EN 13 501  E, teilweise B-s2,d0
Beständigkeit - feuchteempfindlich
- nicht beständig gegen Säuren und Laugen
- durch Borsalz oder Ammoniumphosphat resistent gegen Ungeziefer, Schimmelpilze
Anwendungsbereiche 3)
Zulassung für Gefährdungsklasse 0 
nach DIN 68 800-2 4)
+ (Einzelzulassungen)
Decke, Dach  nach DIN 4108-10 DAD +
DAA -
DUK -
DZ +
DI +
DEO -
DES -
Wand nach DIN 4108-10 WAB -
WAA -
WAP -
WZ -
WH +
WI +
WTH -
WTR +
Perimeter nach DIN 4108-10 PW -
PB -

Anmerkungen:

1) Die angegebenen Werte gelten beispielhaft für einzelne Produkte und können herstellerbedingt differieren
1.1) die am Bau gewählte Rohdichte ist abhängig von den konstruktiven Voraussetzungen
2) Der Zuschlagsfaktor berücksichtigt die unterschiedliche Dämmleistung der einzelnen Dämmstoffe (= Bemessungswert für die Wärmeleitfähigkeit). Ein Dämmstoff A mit λD = 0,03 (W/mK) erbringt z.B. mit einer Dicke von 75mm die gleiche Dämmleistung wie ein Dämmstoff B mit λD = 0,04 (W/mK) und einer Dicke von 100mm. Der Zuschlagsfaktor beträgt in diesem Beispiel 0,75. Will man z.B. den Primärenergieaufwand für zwei unterschiedliche Dämmstoffarten vergleichen, muss diesem Sachverhalt Rechnung getragen werden. Hat z.B. Dämmstoff A mit λD = 0,03 (W/mK) einen Primärenergieaufwand von 3.500 MJ/m³ und Dämmstoff B mit λD = 0,04 (W/mK) einen Primärenergieaufwand von 2.900 MJ/m³, muss für Dämmstoff A 3.500*0,75 = 2.650 MJ/m³ mit 2.900 MJ/m³ für Dämmstoff B verglichen werden.
3) Die angegebenen Anwendungsgebiete gelten für die ausgewählten Produkte und nicht für die gesamte Produktgruppe (dazu siehe Anwendungsbereiche Dämmstoffe incl. Erläuterung der Kurzzeichen)
4) in Verbindung mit einer bauaufsichtl. Zulassung

Referenz

Technische Regeln (DIN, EN)

Zelluloseflocken = Wärmedämmung aus losem Zellulosefüllstoff (LCFI Loose-Fill Cellulose Insulation):
Normentwurf prEN 15101 Wärmedämmstoffe für Gebäude – An der Verwendungsstelle hergestellte Wärmedämmung aus Zellulosefüllstoff
prEN 15 101 wird Teil eines Normenpakets von an der Verwendungsstelle hergestellten Wärmedämmungen (z.B. Blähperlit, Mineralwolle, Polyurethan-Spritzschaum, Vermiculit) sein.

Zellulosefaserdämmplatten fallen nicht in den Anwendungsbereich des Normentwurfs prEN 15101 und benötigen eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung.

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Literaturtipps

 

 

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Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR), www.fnr.de:
Borschürenseite zum Thema Bauen
Marktübersicht - Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, FNR 2014 (download)

Pfundstein, M; Gellert, R.; Spitzner, M.H.; Rudolphi, A.; Detail Praxis / Dämmstoffe – Grundlagen, Materialien, Anwendungen; 2007;Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG; München

Zwiener, G.; Mötzl, H.; Ökologisches Baustoff-Lexikon; 2006; C.F. Müller Verlag; Heidelberg

KATALYSE Institut für angewandte Umweltforschung; Informationsbroschüre "Umweltverträglichkeit von Gebäudedämmstoffen“;06/2003; Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel

M. Fuehres, L. Faul; Forschungsvorhaben Abschlussbericht: Bewertung natürlicher, organischer Faserdämmstoffe; 2000; Fraunhofer IRB Verlag

Büro für Umweltchemie (Hrsg.); Graue Energie von Baustoffen; 1998; Zürich

Isoliertechnik 5/96; Die Alternativen - wie gut sind ökologische Dämmstoffe wirklich? (Sonderdruck); 1996; Lambda Verlag; Gars

Fuehres M.; Heidermanns G.; Fasermessungen bei der Verwendung von Zellulose- Fasern. In: Faserförmige Stäube: Vorschriften, Wirkungen, Messung, Minderung; 1993; VDI-Verlag, VDI-Berichte Nr. 1075; Düsseldorf

 
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Rohstoffe / Ausgangsstoffe

 

 

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Hauptbestandteile

Basismaterial:
(= Rezyklat)
85 - 92% Zellulose i.d.R. aus Tageszeitungs-Altpapier (Remittenden = nicht benutztes Zeitungspapier) 
Flammschutzmittel: ca. 3 - 5 % Borax, Borsäure (auch gegen Schimmelpilze)
z.T. inzwischen alternativ:
Aluminiumhydroxid, Ammoniumphosphat,
Fungotannin (Baum- und Rindenharze, gegen Schimmelpilze)
Bindemittel (nur bei Platten): Ligninsulfonat, Tallharz, Aluminiumsulfat (Alaun)
Stützfasern (nur bei Platten): ca. 6% Polyolefinfasern oder Jutegarn (z.T. aus Alt- und Resttextilien)

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Der Sekundär-Rohstoff Altpapier ist im Prinzip stetig vorhanden, jedoch schwankenden Nutzungskonkurrenzen unterworfen, die Verfügbarkeiten und Preise beeinflussen.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Das Rezyklat Altpapier ist der Hauptbestandteil von Zellulose-Dämmstoffen.

Flammschutzmittel / Borate

Zellulose-Dämmstoffe enthalten derzeit oft noch Borsäure als Flammschutzmittel. Borsäure ist als reproduktionstoxisch Kategorie 1B (H360FD) eingestuft und in der REACH-Kandidatenliste für besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) aufgeführt. Die heute verwendeten Mengen in Zellulose-Dämmstoffen sind inzwischen geringer als früher und liegen i.d.R. unter 5,5 % (spezifische Konzentrationsgrenze für die Kennzeichnungspflicht von Gemischen). Da Borsäure allerdings zu den SVHC gehört, besteht bereits ab 0,1% eine Deklarationspflicht für Gemische und Erzeugnisse. Im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen(BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) ist Borsäure >0,1% in organischen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen bereits ab Qualitätsniveau 2 (= niedrigstes Bewertungsniveau) ausgeschlossen.

Einige Hersteller verwenden inzwischen Ammoniumphosphat als alternatives Flammschutzmittel.

 
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Herstellung

 

 

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Prozesskette

Prozesskette Zellulose-Dämmstoffe

Herstellungsprozess

Zelluloseflocken:
Das angelieferte Zeitungspapier wird zu Papierschnitzeln zerkleinert, Borsalz und ggf. andere Zusätze zugemischt und in mehrstufigen Zerreiß- und Mahlverfahren zerfasert.
Die Fasermischung wird entstaubt, leicht verdichtet und in Papiersäcken verpackt.
Zellulosefaserdämmplatten:
Papier und Textilfasern werden mechanisch zerkleinert, gemischt und unter Einwirkung von Wasserdampf und Zugabe von Bindemitteln (Ligninsulfonat, Tallharz) zu festen Matten verpresst.

Umweltindikatoren / Herstellung

Referenz

Graue Energie

Zellulosefasern 3,2 MJ/kg (= ca. 106 - 256 MJ/m³)
(Schüttdämmstoff, Rohdichte 33 -80 kg/m³, Produktion CH)
Die Flammschutzmittel Borax/Borsäure verursachen zwischen 40 und 50% der Grauen Energie.
Quelle:
Büro für Umweltchemie (Hrsg.); Graue Energie von Baustoffen; 1998; Zürich

 
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Verarbeitung

 

 

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Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Dämmstoffe aus losen Zellulose-Flocken werden auf der Baustelle in eine Verarbeitungsmaschine gefüllt und durch ein Schlauchsystem an die Einbaustelle gefördert. Das Einbringen kann durch offenes Aufblasen (z.B. auf Holzbalkendecken zu nicht ausgebauten Dachräumen), durch Einblasen in dichte Hohlräume oder im Sprühverfahren (angefeuchtete Flocken werden direkt z.B. auf Holzständerwände aufgeblasen) erfolgen.

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Faserstäube

Insbesondere beim Einbau loser Zellulose-Dämmstoffe kann es zu sehr hohen Staub- und Faserbelastungen kommen. Über die genaue Größenordnung der bei der Verarbeitung loser Zellulose-Flocken auftretenden Staub- und Faserkonzentrationen sowie über deren gesundheitliche Bewertung liegen noch keine allgemeingültigen Ergebnisse vor. Alle bisher durchgeführten Untersuchungen können nur als Einzelergebnisse für repräsentative Arbeitsabläufe betrachtet werden.

Die freigesetzte Staub- und Faserkonzentration hängt neben der Einbausituation (z.B. Zugänglichkeit der Einblasöffnung) maßgeblich von der Art der Verarbeitung, d.h. dem richtigen Umgang mit Werkzeug, Einblasmaschinen und Zubehör ab. Sehr hohe Staubkonzentrationen wurden im Rahmen eines Forschungsvorhabens beispielsweise auch beim Befüllen der Einblasmaschine gemessen.

Da mit einer Grenzwertüberschreitung zu rechnen ist, müssen in jedem Fall persönliche Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Alle sich im Baustellenbereich aufhaltenden Personen müssen geeignete Staubfilter oder Frischlufthelme benutzen.

Der Einbau loser Flocken sollte daher nur durch geschulte und erfahrene Fachbetriebe erfolgen. Eine Liste lizensierter Fachbetriebe ist bei den Herstellern erhältlich. Die professionelle Verarbeitung beinhaltet auch die vollständige Reinigung der Baustelle und die sachgerechte Entfernung der aufgetretenen Stäube. Dies erfolgt am einfachsten durch die Umkehrung der Saugrichtung der Einblasmaschine. Reste können so in die Blasmaschine zurückgesaugt werden. Auf eine gründliche Absaugung ist unbedingt zu achten, da i.d.R. die betroffenen Bereiche nicht feucht zu reinigen sind und sich Reste im Zuge des Baufortschritts im gesamten Gebäude verteilen würden.

Die Verarbeitung von Dämmplatten setzt bei Verwendung des richtigen Werkzeugs (Zuschnitt mit Messer oder  Bandsägen mit Staubabsaugung) und sorgfältiger Reinigung erfahrungsgemäß deutlich weniger Staub und Fasern frei als das Verarbeiten loser Flocken oder Schüttungen. Beim Zuschneiden mit – baustellentypischen – Kreissägen ist jedoch ebenfalls mit hohen Staubkonzentrationen zu rechnen.

Fasergeometrie:
Faserdurchmesser Unterschiedlich starke Zerfaserung abhängig von der Art der Rohstoffe (z.B. Altpapier mit unterschiedlich hohem Recycling-Anteil) und der mechanischen Bearbeitung während der Herstellung des Dämmstoffes (Zerfaserung, Hammermühle etc.). Mit steigendem Zerfaserungsgrad steigt auch der Anteil an lungengängigen Fasern stark an.

Arbeitsplatzgrenzwert AGW (früher: MAK-Wert):
Allgemeiner Staub-Grenzwert nach TRGS 900
A-Staub:   3 mg/m³ (alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
E-Staub: 10 mg/m³ (einatembare Fraktion, früher: Gesamtstaub)

Auch für den Einbau vorkonfektionierter Dämmplatten aus Zellulosefasern wird grundsätzlich zur Verwendung von Atemschutzmasken (Halb-/Viertelmaske mit P1-Filter), geschlossener Arbeitskleidung und insbesondere bei Überkopfarbeiten zum Tragen einer Schutzbrille geraten. Verpackte Dämmstoffe sollen erst am Arbeitsplatz ausgepackt, das Material nicht geworfen oder mit Druckluft abgeblasen werden.

Flammschutzmittel / Borate

Zellulose-Dämmstoffe enthalten derzeit oft noch Borsäure als Flammschutzmittel. Borsäure ist als reproduktionstoxisch Kategorie 1B (H360FD) eingestuft und in der REACH-Kandidatenliste für besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) aufgeführt. Die heute verwendeten Mengen in Zellulose-Dämmstoffen sind inzwischen geringer als früher und liegen i.d.R. unter 5,5 % (spezifische Konzentrationsgrenze für die Kennzeichnungspflicht von Gemischen). Da Borsäure allerdings zu den SVHC gehört, besteht bereits ab 0,1% eine Deklarationspflicht für Gemische und Erzeugnisse. Im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen(BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) ist Borsäure >0,1% in organischen Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen bereits ab Qualitätsniveau 2 (= niedrigstes Bewertungsniveau) ausgeschlossen.

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Umweltrelevante Informationen

Wassergefährdung

WGK 1 (schwach wassergefährdende Stoffe) durch Borsalz

 
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Nutzung

 

 

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Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Eingebaute Zellulose-Dämmstoffe stehen einsatzbedingt nicht in Kontakt zum Innenraum. Innenraumbelastungen durch Feinstäube sind daher bei ordnungsgemäßem dichtem Einbau in der Nutzungsphase nicht zu erwarten.
Untersuchungen zu Faserbelastungen beim Einbau von Zellulose-Dämmplatten, die die Emissionen bis in die Nutzungsphase hinein verfolgten, haben ergeben, dass die Faserbelastung nach Abschluss der Arbeiten und fachgerechter Reinigung der Baustelle schnell wieder auf Werte absinken, die der generellen Grundbelastung durch lungengängige Fasern in Innenräumen entsprechen. Erhöhte Konzentrationen durch eingebaute organische faserförmige Dämmstoffe konnten nicht nachgewiesen werden.

Untersuchungen zum Schadstoffgehalt in Zellulose-Dämmstoffen haben in sehr geringen als unbedenklich deklarierten Mengen Schwermetalle (Blei, Cadmium, Quecksilber), PCB und Formaldehyd festgestellt. Das Vorhandensein von Kohlenwasserstoffen wie Benzol oder Toluol konnte ausgeschlossen werden.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Zellulose-Dämmstoffe stehen einsatzbedingt bei ordnungsgemäßem Einbau in der Nutzungsphase nicht in Kontakt zum Außenraum.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Rauchgasentwicklung wie bei Papier

Wassereinwirkung

Gefahr des Ausschwemmens von Borsalzen (WGK 1) durch Löschwasser

Beständigkeit Nutzungszustand

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.

Datenbank als PDF

 
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Nachnutzung

 

 

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Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Lose Zelluloseflocken müssen beim Ausbau abgesaugt werden, um die Staubbelastung zu minimieren.

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Für den Ausbau von Zellulose-Dämmstoffen, die mit Borsalzen als Flammschutzmittel behandelt sind, sollten die entsprechenden Risiken angenommen werden.

Wiederverwendung

Sortenrein abgesaugte Zelluloseflocken können im Prinzip in gleicher Funktion wiederverwendet werden.
Bei zerstörungsfreiem Ausbau (lose verlegt) ist auch eine Wiederverwendung unverschmutzter Zellulose-Dämmplatten möglich.

Stoffliche Verwertung

→ auch Lexikon / Verwertung
Zellulose-Dämmstoffe sind prinzipiell auf gleichem Funktonsniveau wiederverwertbar. Z.T. besteht eine Rücknahmegarantie durch die Hersteller zur Wiederaufbereitung.

Wegen des hohen Anteils an Borsalz sind Zellulose-Dämmstoffe nicht kompostierbar. Inzwischen sind auch Zellulose-Dämmstoffe ohne Borsalz auf dem Markt, die nach Herstellerangabe theoretisch eine Kompostierung zur Verwertung auf Flächen zulassen. Vorraussetzung ist aufgrund des alternativ eingesetzten Ammoniumpolyphosphats eine ausreichende Vermischung mit phosphatfreiem Kompost (Überdüngung).
Zellulose-Dämmstoffe gehören derzeit jedoch nicht zu den für eine Verwertung auf Flächen grundsätzlich geeigneten Bioabfällen gemäß BioAbfV / Anhang 1 (nur unbehandelte Zellulosefaserabfälle aus der Textilindustrie).

Energetische Verwertung

Ist eine stoffliche Verwertung nicht möglich, müssen Zellulose-Dämmstoffe der energetischen Verwertung zugeführt werden.
Heizwert :
Zellulosedämmplatte 17 MJ/kg
Zelluloseflocken 24,7 MJ/kg
Quelle:
KATALYSE Institut für angewandte Umweltforschung; Informationsbroschüre „Umweltverträglichkeit von Gebäudedämmstoffen“;06/2003; Ministerium für Umwelt, Natur und Forsten des Landes Schleswig-Holstein, Kiel

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Eine Deponierung von Zellulose-Dämmstoffen ist seit dem 01.05.2005 ohne thermische / energetische Vorbehandlung nicht mehr möglich.

EAK-Abfallschlüssel

17 Bau- und Abbruchabfälle
17 06 04 Dämmmaterial mit Ausnahme desjenigen, das unter 17 06 01 und 17 06 03 fällt

siehe auch Lexikon / Abfallschlüssel