Lehmmauermörtel

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Lehmmauermörtel dient zum Versetzen von Lehmsteinen im Innen- und witterungsgeschützten Außenbereich mit Ton als Bindemittel. Lehmmauermörtel sind häufig auch für das Vermauern anderer Mauersteine wie gebrannte Ziegel, Kalksandstein oder Betonstein geeignet.

Wesentliche Bestandteile

  • Baulehm
  • Sand
  • ggf. mineralische und pflanzliche Zuschläge (z.B. Strohfasern)

Charakteristik

Die Aushärtung von Lehmmauermörtel erfolgt rein physikalisch, indem das (Anmach-)Wasser entweicht. Die Plastizität kann durch Zugabe von Wasser wieder hergestellt werden.

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Lehmbaustoffe besitzen eine sehr einfache, naturnahe Zusammensetzung. Sie sind unproblematisch in Herstellung und Anwendung und beinhalten keine gesundheits- oder umweltschädlichen Komponenten. Lehm ist als Verwitterungsprodukt fast überall vorhanden und damit regional verfügbar. Wird der vor Ort verfügbare Baulehm verwendet, entfallen umweltbelastende Transporte. Lehmbaustoffe müssen nicht gebrannt werden, wodurch sich eine ausgezeichnete Ökobilanz ergibt. Sie können nach dem Ausbau durch Wasserzugabe wieder aufgeweicht und neu geformt werden.

Die Anwendung von Lehm ist nicht neu, gehört Lehm doch zu den ältesten Baumaterialien der Menschheit. Die Konfrontation mit aktuellen Herausforderungen wie dem Verlust der Biodiversität, globale Abhängigkeiten und allen voran den klimatischen Veränderungen bieten die Chance einer Neuinterpretation des Lehmbaus sowie dessen Anpassung an heutige Standards, um so Lehm wieder für die modernen Anforderungen im Bauwesen nutzbar zu machen. Im Projekt RE-FORM earth (FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft) werden unterschiedliche Lösungen dafür erarbeitet.

Lieferzustand

  • Getrocknet (pulverförmig) in geschlossenen Papiersäcken, Eimern oder Großbehältern
  • Ungetrocknet (erdfeucht) in nicht luftdicht verschlossenen, wasserfesten Gewebesäcken

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Lehmmauermörtel eignet sich besonders für die Vermauerung von Lehmsteinen, kann aber auch für andere wandbildende mineralische Baustoffe eingesetzt werden.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH Berlin
DIN 18947:2024-03 Lehmputzmörtel - Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung

Lehmmauermörtel
Lehmmauermörtel

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Mauermörtel und mineralische Fliesenkleber

Stand 06/2025

    Dünnbettmörtel Lehmmauermörtel Leichtmörtel Normalmörtel Mineralischer Fliesenkleber
             
  Material-
ökologische Anforderungen
Im neuen Modul "Planungs- & Ausschreibungshilfen" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS - Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten
  Mögliche Quellen Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) des BMI /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

An Mauermörtel stellt der BNB-Kriterienkatalog 1.1.6 keine Anforderungen. Deshalb gibt es für diese Produktgruppe auch keine Textbausteine im neuen Modul "Planungs- & Ausschreibungshilfen".

Einordung der jeweiligen Fliesenkleber hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS
Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Die Seiten werden gerade überarbeitet, sodass sich dort derzeit aus dem Baubereich nur Ausschreibungsempfehlungen zu Elastischen Bodenbelägen, Tapeten und Raufaser finden.
baubook ökologisch ausschreiben Die Plattform baubook ökologisch ausschreiben bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Mauermörtel finden sich Kriterien in der Gruppe "Mauer- und Putzmörtel → Mörtel". Für Fliesenkleber finden sich Kriterien in der Gruppe "Kleb- und Füllstoffe → Klebstoffe für mineralische Bodenbeläge"
  Mögliche Nachweis-
dokumente
weitere Nachweismöglichkeiten neben den folgend genannten sind Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen oder ggf. ein Anhang mit Nachhaltigkeitsmerkmalen zur bauaufsichtlichen Zulassung (abZ+). Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben: Welche Nachweisdokumente müssen vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden? Welcher Nachweis kann damit erbracht werden?
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Mauermörtel und Fliesenkleber werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%)
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Mauermörtel findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen.
Lehmmauermörtel

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Mauer- + Klebemörtel

Stand 08/2024

   

Dünnbettmörtel

Lehmmauermörtel

Leichtmörtel

Mineralischer Fliesenkleber Normalmörtel
             
  Umweltzeichen

Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen

   
Blauer Engel DE-UZ 113 / Emissionsarme Bodenbelagsklebstoffe (Ausgabe 2019)

-

- -

+

(gemäß DIN EN 13888)

-

Österreichisches Umweltzeichen - - - - -
EU Ecolabel (Blume) - - - - -
Nordic Swan Ecolabel - - - - -
natureplus Umweltzeichen / Mauer- + Putzmörtel
(nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)
+ (+) - + -
IBO-Prüfzeichen -
eco-INSTITUT-Label / Mineralische Bauprodukte + (+) - - -
EMICODE / Raumlufthygiene (+) - (+) + (+)

Cradle to Cradle
Built Environment and Furnishings 

(+) (+) (+) (+) (+)
  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

Mauer- und Klebemörtel sind nicht im GISBAU-System klassifiziert.
  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - + - - -
Branchen-EPD1 + + - - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze 1.4.02 Mauermörtel - 1.4.02 Mauermörtel 1.4.05 Kleber und Klebemörtel 1.4.02 Mauermörtel
Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.
  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen

Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen

   
baubook BNB/QNG Produktinformationen Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung.
siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG
baubook ÖkoBauKriterien

Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Mauer- & Putzmörtel / Mauermörtel.

+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+)
derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert bzw. recherchierbar
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten.
2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!

Lehmmauermörtel
Lehmmauermörtel

Technisches

Technische Daten

 
Parameter
 
 
Einheit
 
 
Richtwerte
 
 
Anmerkungen
 
 
Rohdichte
 
 
[kg/m3]
 
 
1.400 – 1.800
 
 
 
Lineares Trocknungsschwindmaß
 
 
[%]
 
 
≤ 2,5
 
 
Faserbewehrte Lehmmauermörtel dürfen ein lineares Trocknungsschwindmaß von bis zu 4% aufweisen.
 
 
Druckfestigkeit
 
 
[N/mm²]
 
 
≥ 1,0
 
 
Lehmmauermörtel für den Einsatz im tragenden Mauerwerk muss mind. eine Druckfestigkeit von 2,5 N/mm2 aufweisen.
 
 
Haftscherfestigkeit
 
 
[N/mm²]
 
 
≥ 0,04
 
 
Für Festigkeitsklasse M2,5
 
 
Rechenwert der Wärmeleitfähigkeit
 
 
W/(mK)
 
 
0,59 – 1,1
 
 
Aktivitätskonzentrationsindex natürlicher Radionuklide IA
 
 
   
< 1 
 
 

Tab. 1.6.1.1: Bautechnische Eigenschaften marktüblicher Lehmmauermörtel

Festigkeitseigenschaften

Lehmmauermörtel wird in die Festigkeitsklassen M1 und M2,5 eingeteilt. Die Druckfestigkeit von Lehmmauermörtel der Festigkeitsklasse M1 hat keine Anforderungen hinsichtlich Haftscherfestigkeit und muss eine Druckfestigkeit von mindestens 1 N/mm² aufweisen. Lehmmauermörtel der Klasse M1 dürfen nicht im tragenden Mauerwerk eingesetzt werden.

Baustoffklasse

Lehmmauermörtel ohne organische Zusatzstoffe bzw. mit maximal 1% Massenanteil an homogen verteilten organischen Zusatzstoffen können nach DIN 4102-4 ohne Prüfung in die Baustoffklasse A1, nicht brennbare Baustoffe eingestuft werden. Lehmmauermörtel mit einem Gehalt > 1 M.-% an organischen Zusatzstoffen werden nach Prüfung der Baustoffklasse B gemäß DIN 4102-4 zugeordnet.

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN 18946:2024-03 Lehmmauermörtel - Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung

Quellen

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM) nach DIN EN 15804. Jänner 2023. (Online-Quelle)

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH Berlin

Lehmmauermörtel

Literaturtipps

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Volhard Franz, Röhlen Ulrich (2009): Lehmbau Regeln. Begriffe – Baustoffe – Bauteile. Hrsg: Dachverband Lehm e.V., Vieweg+Teubner, Wiesbaden

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehmbau Verbraucherinformation. März 2014. (Online-Quelle)

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM) nach DIN EN 15804. Januar 2023. (Online-Quelle)

Ute Muñoz-Czerny (2024): Lehm – Paradebeispiel eines nachhaltigen Baustoffes. Beitrag aus dem Kitting 2024, IBO GmbH (Online-Quelle)

Lehmmauermörtel

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Lehmmauermörtel bestehen aus Baulehm, ggf. mineralischen und pflanzlichen Zusatzstoffen sowie Wasser. Eine Faserbewehrung des Mörtels ist nicht unbedingt erforderlich, da Lehmmauermörtel selten auf Stoß oder Biegung beansprucht werden und die Rissgefährdung gering ist.

Lehm ist ein Verwitterungsprodukt von Gesteinen und setzt sich aus den unterschiedlichen Korngrößen Kies, Sand, Schluff und Ton zusammen, wobei Ton das Bindemittel zwischen den groben Bestandteilen bildet. Neben erdfeuchtem Baulehm wird auch getrockneter (ggf. zusätzlich gemahlener) Lehm („Trockenlehm“) bzw. Ton („Tonmehl“) eingesetzt.

Das (Anmach-)Wasser stellt die notwendigen Verarbeitungskonsistenz her. Bei der Verwendung von erdfeuchtem Lehm ist keine Wasserzugabe erforderlich (bzw. nur zur Replastifizierung nach Erhärtung).

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Lehm wird oberflächennah in Lehmgruben abgebaut oder vor Ort dem geologisch „gewachsenen“ Boden entnommen (Ortlehm). Für die Herstellung von Lehmbaustoffen eignen sich auch Sekundärrohstoffe wie Bodenaushub oder Grubenlehm aus dem Ton-, Sand-, Kies- oder Kalkabbau. Baustellen- und Abbruchabfälle aus Lehmbauteilen oder Presslehm, ein bei der Kiesgewinnung vorkommendes Abfallprodukt, können ebenfalls zu Baulehm aufbereitet werden.

Lehm ist als Verwitterungsprodukt fast überall vorhanden und damit regional verfügbar. Bisher noch zu wenig genutzte Quellen für Lehmbaustoffe sind lehmhaltiger Bodenaushub sowie Baustellen- und Abbruchabfälle von Lehmbaustoffen. Idealerweise kann der Aushublehm vor Ort verwendet werden. Dadurch entfallen zudem umweltbelastende Transporte.

Quarzsand wird meist im Nassverfahren mit Baggern aus Flüssen oder Seen gewonnen.

Gegebenenfalls vorkommende organische Zuschläge werden in land- oder forstwirtschaftlichen Prozessen gewonnen. Häufig fallen sie dabei als Neben- bzw. Abfallprodukte an.

Radioaktivität

In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.

Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.

Produkte wie Putze, Mörtel oder Estriche tragen aufgrund ihrer geringen Dicke nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Lehmmauermörtel

Herstellung

Herstellungsprozess

Fertigmörtel werden mit üblicher Mischtechnik aufbereitet. Kleine Mengen können von Hand oder mit dem Rührgerät gemischt werden, für größere Mengen werden Freifall- oder Zwangsmischer benutzt.

Bezüglich des Einsatzes von Trocknungsverfahren kann unterschieden werden in:

  • Erdfeuchtverfahren (keine Trocknung)
  • Trockenverfahren

    • Trocknung der erdfeuchten Fertigmischung
    • Einsatz von Trockenlehm und /oder Tonmehl („Trockendosierverfahren“)

Umweltindikatoren / Herstellung

Energieaufwand

Die Herstellung von Lehmbaustoffen zeichnet sich im Allgemeinen durch einen geringen Energiebedarf aus, da die Bindekraft des lehmeigenen Bindemittels Ton nicht durch Brennen oder chemische Prozesse aktiviert werden muss.

Charakteristische Emissionen

Die Herstellung von Lehmbaustoffe führt in der Regel - mit Ausnahme von eventuell vorkommenden Staub- und Lärmemissionen - zu keinen Emissionen in die Umwelt.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Tone weisen in der Regel einen niedrigeren Quarzgehalt als z.B. Quarzsand auf. Die Quarzgehalte in den Tonen und damit die Quarz-A-Staubkonzentrationen an Arbeitsplätzen mit unmittelbarem Zugang zum Material schwanken aber je nach Lagerstätte (BGIA-Report 8/2006, Weiteres → Verarbeitung / 2.3.2.2 AGW-Werte).

Maßnahmen Umweltschutz

Für die Herstellung von Lehmbaustoffen sind keine besonderen Maßnahmen zum Umweltschutz erforderlich.

Transport

Die Gewinnung des Lehms erfolgt meist in unmittelbarer Nähe der Verarbeitung. Die Transportwege für die Rohstoffanlieferung sind daher in aller Regel kurz.

Quellen

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM) nach DIN EN 15804. Jänner 2023. (Online-Quelle)

Lehmmauermörtel

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Die Rohdichte des Lehmmauermörtels sollte der Rohdichte der vermauerten Steine ähnlich sein.

Arbeitshygienische Risiken

Während der Verarbeitung von Lehmbaustoffen sind keine besonderen Arbeitsschutzmaßnahmen zu treffen.

Hautkontakt mit reinen Lehmbaustoffen bewirkt keine Reizungen. Kontakt mit den Augen ist zu vermeiden.

Beim Verarbeiten von Lehmbaustoffen kann es wie bei allen mineralischen Baustoffen zu Staubbelastungen kommen. Neben E-Staub (einatembare Fraktion) und A-Staub (alveolengängige Fraktion) entsteht auch alveolengängiger Quarzstaub, da der Lehm natürliche Bestandteile an Quarzen enthält. Einatembarer Quarz kann Krebserkrankungen der Atemwege verursachen. Der Quarzgehalt in Lehmbaustoffen ist vergleichsweise gering (BGIA-Report 8/2006).

AGW-Werte

Staubgrenzwerte:

  • 10 mg/m3 mineralischer Staub, einatembare Fraktion (E-Staub)
  • 3 mg/m3 mineralischer Staub, alveolengängige Fraktion (A-Staub)

Da Quarzstaub mit Erscheinen der TRGS 906 als krebserzeugend K1 eingestuft wurde, ist der ursprüngliche Arbeitsplatzgrenzwert von 0,15 mg/m³ nicht mehr rechtsgültig.

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

Das Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaft BAU (GISBAU) enthält keine GISCODE-Einstufung für Lehmbaustoffe. Informationen zu „Tätigkeiten mit quarzhaltigen mineralischen Stäuben“ sind unter www.wingis-online.de, Bau-Bereich „Hochbau“ zu finden.

Emissionen

Aus Lehmbaustoffen emittieren - mit Ausnahme von Staub (siehe Rubrik „AGW“) - auch bei der Bearbeitung keine gesundheitsgefährdenden Substanzen.

Umweltrelevante Informationen

Energiebedarf

Werden Lehmbaustoffe aus Ortlehm hergestellt, verlagert sich der Energiebedarf für die Herstellung auf die Baustelle.

Baustellenabfälle

Saubere Mörtelreste auf der Baustelle können wieder aufgemischt und verarbeitet werden.

Risiken für die Umwelt

Da Lehmbaustoffe üblicherweise aus natürlichen Rohstoffen bestehen, verursachen sie keine Risiken für die Umwelt. Lehmverunreinigung auf den Verarbeitungsmaschinen lassen sich problemlos mit Wasser abwaschen.

Transport

Lehmbaustoffe sind üblicherweise lokal bzw. aus lokalen Rohstoffen produzierte Baustoffe und damit die Transportdistanzen gering. Bei der Produktion vor Ort kann idealerweise auf geeignetes lokales Material zurückgegriffen werden.

Für fertige Lehmmauermörtel werden auch höhere Transportweiten in Kauf genommen.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Lehmmauermörtel

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Lehmbaustoffe bestehen ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen. Mit Emissionen von Schadstoffen in den Innenraum ist weder im Neuzustand noch während der Nutzungsphase zu rechnen.

Lehm hat eine sehr niedrige Gleichgewichtsfeuchte von 2 bis 4,5 Masse-%, kann aber deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Massive Lehmbauteile wie Stampflehmwände können dadurch größere Mengen an Feuchtigkeit speichern und damit zur Regulierung der Raumluftfeuchte beitragen.

Lehm kann Gerüche und flüchtige organische Verbindungen aus der Raumluft aufnehmen.

Jedes Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen enthält einen natürlichen Anteil an Radionukliden, welche Gamma-Strahlung oder radioaktive Gase freisetzen können. Lehmputze und Lehmmörtel tragen aufgrund ihrer geringen Mengen nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Im Brandfall entstehen keine toxischen Gase oder Dämpfe aus Lehmbaustoffen.

Wassereinwirkung

Es werden keine Stoffe ausgewaschen, die wassergefährdend sein können.

Beständigkeit Nutzungszustand

Lehm verliert bei dauerhafter Wassereinwirkung seine Festigkeit.

Instandhaltung

Reparaturen von Lehmbaustoffen werden baustoffgerecht ausgeführt. Beschädigte Teile werden vollständig herausgeschnitten und durch einen dem Bestand gleichartigen Lehmbaustoff ersetzt. Sie dürfen keinesfalls durch zement- oder gipsgebundene Materialien ersetzt werden.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Lehmmauermörtel

Nachnutzung

Beschreibung Rückbau

Der Lehmmauermörtel fällt gemeinsam mit dem Lehmsteinbruch an. Eine sortenreine Rückgewinnung des Lehmmauermörtels ist auszuschließen. Erstens ist die sortenreine Rückgewinnung nicht mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand bewältigbar und zweitens besteht keine Notwendigkeit der Trennung, ob sich der Lehmmauermörtel problemlos gemeinsam mit dem Lehmstein hochwertig verwerten lässt.

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Beim Ausbau ist auf ausreichenden Staubschutz zu achten (s. Verarbeitung). Die Möglichkeit des Absaugens sollte geprüft werden.

Wiederverwendung

Die Replastifizierung von Lehmmauermörtel (siehe stoffliche Verwertung) kann auch als Wiederverwendung interpretiert werden.

Stoffliche Verwertung

Rückgewonnene Lehmbaustoffe können ohne zusätzlichen Energieaufwand direkt wiederverwertet werden. Die Zugabe von Wasser genügt, um die erhärtete Lehmmischung zu replastifizieren und dabei die Abbindekraft der Tonminerale wieder zu aktivieren. Ggf. ist eine Abmagerung durch Sand oder die Ergänzung von pflanzlichen Zusätzen erforderlich. Nach praktischen Erfahrungen entspricht der aufbereitete Lehmbaustoff den für den neuerlichen Einsatz geforderten Eigenschaften.

Aus Bruch von Stampflehm, Lehmsteinen oder Platten (inklusive anhaftender Lehm(putz)mörtel) kann in Brecheranlagen Recyclinglehm für die neuerliche Herstellung von Lehmbaustoffen hergestellt werden.

Voraussetzung für die direkte Wiederverwertung oder die Herstellung von Recyclinglehm ist, dass das rückgewonnene Material keine relevanten Störstoffanteile aus Anstrichen, Ausbesserungsarbeiten mit Gips, Zement- und Kalkmörtel, etc. enthält und keine schädigenden Spuren aus der vorangegangenen Nutzung aufweist (Schimmelpilze etc.).

Abbruchmaterialien aus Lehmbaustoffen mit üblichen Zusammensetzungen (natürliche mineralische Zusatzstoffe und einem homogen verteilten Gehalt an natürlichen organischen Zusatzstoffen von maximal 1 M.-%) lassen sich nach Aufbereitung zu rezyklierter Körnung wie Bodenaushub z. B. im Landschaftsbau verwerten.

Anmerkung: Voraussetzung für die hervorragende Recyclingfähigkeit der Lehmbaustoffen ist, dass im Lehmbaustoff kein zusätzliches Bindemittel wie z.B. Zement enthalten ist. Die Zugabe anderer Bindemittel ist in der traditionellen Lehmbauweise in Mitteleuropa nicht üblich, ist aber immer wieder Forschungsgegenstand.

Energetische Verwertung

Der Anteil an brennbaren Bestandteilen in Lehmbaustoffe liegt üblicherweise bei max. 1 Massenprozent (kein Heizwert). Abfälle aus Lehmbaustoffen werden daher höchtstens als Verunreinigungen brennbarer Materialien wie zum Beispiel Holz einer Verbrennung zugeführt. Können Lehmbaustoffe mit höheren Anteilen an pflanzlichen Zusatzstoffen nicht stofflich verwertet werden, werden sie sinnvollerweise mechanisch-biologisch aufbereitet (Kompostierung oder Vergärung der organischen Bestandteile).

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Abbruchmaterial aus Lehmbaustoffen kann auf Inertstoffdeponien (Deponieklasse 0) abgelagert werden, sofern die Zuordnungskriterien erfüllt sind. Bei Lehmbaustoffen mit höherem Anteil an pflanzlichen Zuschlagstoffen muss vor der Deponierung ggf. eine Aufbereitung erfolgen.

EAK-Abfallschlüssel

Lehm oder Lehmbaustoffe sind Im EAK-Katalog nicht unmittelbar aufgeführt.

17 Bau- und Abbruchabfälle
17 07 01 gemischte Bau- und Abbruchabfälle