Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Fließestriche auf Calciumsulfatbasis ("CA", früher: Anhydritestrich AE) enthalten Calciumsulfat (Gips) als Bindemittel. Zur Herstellung können die Rohstoffe Naturanhydrit oder technisch erzeugte Calciumsulfate verwendet werden. Der maßgebliche Rohstoffanteil besteht inzwischen jedoch nicht mehr aus Anhydrit, weshalb die Bezeichnung Anhydritestrich nicht mehr zutrifft.
Durch seine geringe Volumenänderung (Schwund) bei der Erhärtung können mit Calciumsulfat-Fließestrich auch größere Flächen weitgehend fugenlos verlegt werden.
Wesentliche Bestandteile
- Calciumsulfat
- Sand
- Wasser
- Fließmittel
- evtl. Glasfasern als Bewehrung
Charakteristik
- stehende Verarbeitung von Fließestrichen → Rücken schonend für den Verarbeiter
- chemisch neutrale Reaktion des Mörtels → keine alkalische Wirkung / Reizung für die Haut des Verarbeiters
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Bei der Verarbeitung von Calciumsulfatestrichen bestehen keine besonderen Gesundheits- oder Umweltgefahren.
Lieferzustand
- pulverförmig als Werktrockenmörtel
- weichplastisch (flüssig") als Werkfrischmörtel
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
- nur für dauerhaft trockene Bereiche
- Unterlage für Bodenbelag
- Heizestrich
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung der Calciumsulfatestriche
Stand 05/2019
BNB-Kriterium 1.1.6 stellt derzeit keine Anforderungen an Calciumsulfatestriche. Die gemäß Qualitätsniveau 1 für alle adressierten Produkte geforderte Dokumentation wird trotzdem empfohlen.
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Von den nach BNB-Kriterium 4.1.4 bewerteten Bauelementen sind für Estriche Gründungen und Decken relevant. Diese bestehen im Verwaltungsbau überwiegend aus Beton oder Stahlbeton.
Rückbaubarkeit
Für die Bewertung gemäß BNB 4.1.4 wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreinen Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist.
Sortenreiner Rückbau von Estrichen ist aufwändig, aber im Vergleich zu Putz- oder Mauermörteln aufgrund der höheren Schichtdicke leichter realisierbar. In den Estrich eingebundene Heizungsrohre oder Bewehrung bzw. am Ausbruchmaterial anhaftende Dämmstoffe, Trennschichten oder Oberflächenaufbauten (Fliesen etc.) erschweren die sortenreine Verwertung.
Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit
Sortenreinheit
Beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt. Eine hohe Sortenreinheit z. B. durch homogene Baustoffe und leicht trennbare Bauteilschichten führt tendenziell zur Aufwertung in der Bewertung nach Kriterium 4.1.4.
Calciumsulfatestriche werden meist als Bestandteil mineralischen Bauschutts deponiert, üblicherweise erfolgt keine sortenreine Trennung.
Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit
Verwertbarkeit
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Vereinzelt gibt es bereits Gipsrecyclinganlagen, die abgebundene Baustoffe auf Gipsbasis aufbereiten, um sie in den Rohstoffkreislauf zurückzuführen. In solchen Recyclinganlagen können auch rückgebaute Fließestrichflächen aufbereitet werden. In der Regel ist jedoch von der Deponierung auszugehen.
Verwertungs- / Beseitigungswege | Hochwertige Verwertung | Minderwertige Verwertung | Energetische Verwertung | Deponierung |
Calciumsulfatestrich | Nicht möglich | Theoretisch möglich1 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Gussasphaltestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich3 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Kunstharzestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich4 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5 |
Magnesiaestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich6 | Theoretisch möglich7 | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5 |
Zementestrich | Nicht möglich | Bedingt möglich6 | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg (sortenrein: Inertabfall) |
Fertigteilestrich | Theoretisch möglich | Bedingt möglich | Nicht möglich | Momentan der übliche Beseitigungsweg2 |
Hochwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Minderwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Energetische Verwertung | Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet. |
Deponierung | Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert. |
2 je nach Erfüllung der Zuordnungskriterien in jeweilige Deponieklasse
3 Aufgrund der aufwändigen Trennung von anderen Bauteilen und der Verfügbarkeit von Bitumen wird im Hochbau ein Recycling von bituminösen Produkten derzeit nicht durchgeführt. 4 Stoffliche Verwertung ist je nach organischem Anteil möglich. Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. 5 ev. Vorbehandlung notwendig 6 Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Die stoffliche Verwertung erfolgt hauptsächlich im Rahmen der Aufbereitung von Bauschutt.
7 je nach organischen Anteilen
Weitere Informationen siehe Reiter Nachnutzung / Stoffliche Verwertung, Energetische Verwertung
Quellen
Industrieverband Werkmörtel e.V.: Calciumsulfat-Fließestriche in Beton- und Mörtelwerken – Hinweise zu Herstellung, Recycling und Entsorgung.
Downloadmöglichkeit Broschüren, abgerufen am 10.3.2015
Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU): Umwelt-Produktdeklaration Mineralische Werkmörtel: Estrichmörtel - Calciumsulfatestrich. Ausstellungsdatum 07.02.2014. Download verfügbare EPDs, abgerufen am 11.03.2015
Technisches
Baustoffklasse nach DIN 4102-1
A1 (nicht brennbar)
Färbung
grau
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
Siehe Mörtel + Estriche
AGI A 12-2.1 | 1999 | Industrieböden - Industrieestriche - Ergänzungen zu DIN 18560 - Konventioneller Anhydritestrich |
DIN EN 13454 |
| Calciumsulfat-Binder, Calciumsulfat-Compositbinder und Calciumsulfat-Werkmörtel für Estriche |
-1 | 2004 | Teil 1: Begriffe und Anforderungen |
-2 | 2003+ A1:2007 | Teil 2: Prüfverfahren |
Literaturtipps
Institut Bauen und Umwelt e.V. / Service / Downloads von Broschüren / Produktgruppenregeln (PCR) / Umweltproduktdeklarationen (EPD)
Bundesverband der Gipsindustrie e.V.; Gips-Datenbuch; 2006; Darmstadt (Download)
Umfangreiches Merkblatt zur Abfallvermeidung, Abfallmengen, Abfallentsorgung mit Praxistipps:
Bundesverband der Gipsindustrie e.V.; Umweltreferat; Merkblatt Gipsabfallentsorgung; 2005; Darmstadt (Download)
Scholz/Hiese: Baustoffkenntnis; 16. Auflage, 2007; Werner Verlag (Wolters Kluwer Deutschland GmbH), Köln
Zwiener, G.; Mötzl, H.; Ökologisches Baustoff-Lexikon; 2006; C.F. Müller Verlag; Heidelberg
Neroth G., Vollenschaar D.; Wendehorst Baustoffkunde, Vieweg + Teubner Verlag, 27. Auflage, 2012
Scholz/Hiese: Baustoffkenntnis; 17. Auflage, 2011; Werner Verlag (Wolters Kluwer Deutschland GmbH), Köln
Umweltbundesamt: Stand der Technik zur Kalk-, Gips- und Magnesiaherstellung – Beschreibung von Anlagen in Österreich, Szednyj, I.; Branhuber, D.; 2007
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Bei Anhydritestrichen:
Verhältnis Anhydrit : Sand = 1 : 3
Bindemittel
Calciumsulfat, besteht normalerweise aus Mischungen abbindefähiger CaSO4-Phasen, wie Naturanhydrit, alpha-Calciumsulfat-Halbhydrat, thermischer oder synthetischer Anhydrit. Calciumsulfat-Binder (Mindestanteil 85% CaSO4) und Calciumsulfat-Compositbinder (50% - 85% CaSO4) sind für die Herstellung der Fließestriche auf Calciumsulfatbasis geeignet.
Gesteinskörnung (Zuschlag)
mineralisch, z. B. Quarzsand (→ natürliche Gesteinskörnung), Kalk- oder Gipsstein
Wasser
Wasser-/Feststoff-Verhältnis WFV: 0,15 - 0,23
Ggf. Zusatzmittel → Betonzusatzmittel
z. B. Fließmittel (→ Betonverflüssiger), Verzögerer, Kunststoffdispersionen zur Verbesserung der Verarbeitbarkeit und/oder der späteren Eigenschaften
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Naturgips / Naturanhydrit
Die Naturgipsreserven sind begrenzt. Der Abbau erfolgt im Tagebau oder unter Tage. Damit verbunden sind Umweltbelastungen durch Eingriffe in Natur und Landschaft.
Gesteinskörnung
Gesteinskörnungen werden ausschließlich im Tagebau (Abbau in Gruben oder Nassbaggerung in Seen) gewonnen. Damit verbunden sind Umweltbelastungen durch Eingriffe in Natur und Landschaft.
Verfügbarkeit
Naturgips / Naturanhydrit
Gips- und Anhydrit-Lagerstätten sind weltweit verbreitet. In Deutschland befinden sich umfangreich erkundete und genehmigungsfähige Sulfatrohstoff-Lagerstätten, insbesondere in den Bundesländern Thüringen und Baden-Württemberg.1
Gesteinskörnung
Natürliche Gesteinskörnungen sind (noch) in ausreichendem Maß vorhanden.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
REA-Gips
Die zukünftige Versorgungsmöglichkeit durch REA-Gips als Ersatz für Naturgips lässt sich derzeit nicht prognostizieren, da unklar ist, wieweit die für die weitere Verfügbarkeit dringend notwendige Modernisierung von Kohlekraftwerken durch Neubau- oder Retrofit-Maßnahmen erfolgt und/oder statt dessen andere Energieträger zum Einsatz kommen (Gas, Kernkraft, regenerative Energien), die keinen REA-Gips liefern.
Die meisten Gipswerke befinden sich in der Nähe der Gips-Abbaustätten bzw. inzwischen auch direkt an Großkraftwerkstandorten.
Synthetischer Anhydrit2
Synthetischer Anhydrit ist ein Nebenprodukt bei der Herstellung von Flusssäure aus Flussspat (CaF2) und Schwefelsäure. Der Vorteil von synthetischem Anhydrit gegenüber dem natürlichen Vertreter ist die gleichbleibend hohe Qualität.
Radioaktivität
In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.
Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.
Produkte wie Putze, Mörtel oder Estriche tragen aufgrund ihrer geringen Dicke nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.
Quellen
1Mitteilung der Landesämter für Geologie und Umwelt der Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Thüringen und Niedersachsen an das Bundesinstitut für Bau- Stadt- und Raumforschung (BBSR) Berlin, Referat II-6, Bauen und Umwelt, 2011
2Backe H., Hiese W., Möhring R.; Baustoffkunde für Ausbildung und Praxis; Werner Verlag, 12. Auflage, 2013
GIPS-Datenbuch, Bundesverband der Gips- und Gipsplattenindustrie e.V. Darmstadt, 2006
Zapke W., Blomensaht F.; Grundlagenermittlung zur Erarbeitung von Informationen über Fragen des gesunden Bauens und Wohnens im Zusammenhang mit Ausbaustoffen (F 736); 1994; Institut für Bauforschung e.V.; Hannover
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Calciumsulfat-Fließestriche kommen meist als fertiges Trockengemisch entweder als Sackware, als Siloware oder als Werkfrischmörtel im Transportmischer auf die Baustelle.
Sackware
Vor Ort muss der Calciumsulfat-Fließestrich mit Wasser und, sofern als Baustellenmischung geliefert, mit Gesteinskörnungen und Zusatzmitteln vermischt werden.
Siloware
Das Wasser wird meist automatisch in einem unter dem Silo fest angebrachten Durchlaufmischer zugegeben. Die Mischungen werden automatisch dosiert und durch Rohre bis zum Einsatzort gepumpt. Hierbei entstehen durch den dichten Abschluss der Misch- und Pumpvorrichtung deutlich weniger Staubemissionen als bei offenen Mischern.
Baustellen-Rückstände von Baugipsen, wie z. B. Reste in Silos, werden i. d. R. vom Lieferanten zurückgenommen und können dem Herstellungskreislauf wieder zugeführt werden.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.
Die Ökobau.dat stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live- Datensätze. Weiterführende Informationen zur Ökobau.dat im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → Ökobau.dat / Umweltindikatoren
Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.
Im Kapitel Energieaufwand finden sich ggf. allgemeine Informationen zum Thema, die die Produktgruppe prägen.
Energieaufwand
Bei der Verarbeitung von Calciumsulfat-Fließestrichen wird Energie beim Mischen verbraucht. Die Energiemenge ist abhängig von den verwendeten Mischaggregaten.
Graue Energie
Calciumsulfatestrich (Anhydritestrich): 4.700 MJ/m
(Basis: 32% Anhydrit, 1,8% Kalkhydrat, 0,18% Zusatzmittel)
Hierbei werden durchschnittlich 50 bis 75% für die Förderung und Herstellung des Bindemittels benötigt, der Rest ergibt sich aus den Gesteinskörnung und Zusatzstoffen sowie der Herstellung, dem Transport und der Verarbeitung des Frischmörtels (Estrichs).
Quelle:
Büro für Umweltchemie (Hrsg.); Graue Energie von Baustoffen; 1998; Zürich
Charakteristische Emissionen
Bei der Herstellung eines Calciumsulfat-Fließestriches aus Sackware kommt es zu Lärm- und Staubemissionen.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Bei der Herstellung eines Calciumsulfat-Fließestriches aus Sackware kommt es zu Lärm- und Staubemissionen.
Maßnahmen Umweltschutz
Es liegen keine Informationen vor, dass auf der Baustelle besondere Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt werden.
Transport
Calciumsulfat-Fließestriche kommen meist als fertiges Trockengemisch entweder als Sackware, als Siloware oder als Werkfrischmörtel im Transportmischer auf die Baustelle.
Calciumsulfat-Fließestriche werden in Deutschland von diversen Unternehmen an verschiedenen Standorten hergestellt, so dass ein Transport auf nationaler Ebene mit relativ kurzen Transportwegen möglich ist.
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Bei der Ausführung als Fließestrich ist ein Abziehen und Verdichten nicht nötig. Während der ersten 2 Tage darf die Estrichtemperatur 5°C nicht unterschreiten. Er ist vor Zugluft und zu schneller Austrocknung zu schützen (Verwendung von PE-Folien mit einem erhöhten, in der Regel auch wegen der Verschmutzung nicht recyclingfähigen Abfallaufkommen). Des Weiteren sind starke Erwärmung oder Starkregen zu vermeiden.
Eine Verwendung von Nachbehandlungsmitteln aus dem Straßenbau ist nicht üblich (haftungsfeindliche Schichten!), dafür aber eine frühzeitige Grundierung in Form eines "Tiefengrunds" auf Dispersionsbasis (Verbesserung der Oberfläche, bessere Haftung nachfolgender Schichten).
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Bei der Arbeit mit Calciumsulfat-Fließestrich als Sack- oder Siloware kann es zu einer Staubentwicklung kommen → Atemschutzmasken tragen.
AGW-Werte
Sackware:
AGW-Wert beim Mischen beträgt 6 mg/m³ gemessen an der alveolengängigen Fraktion.
REACH / CLP
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden.
Calciumsulfat-Fließestriche werden als Gemisch eingestuft. Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung müssen daher in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden. Produkt bezogene Informationen hierzu finden sich dann in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) des Herstellers.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
Für Calciumsulfat-Fließestrich liegt keine Einstufung nach GISBAU in WINGIS online vor. Für Calciumsulfat werden folgende Angaben in WINGIS-online gemacht:
„Einatmen oder Verschlucken kann zu Gesundheitsschäden führen. Kann die Atemwege und Augen reizen: z.B. Brennen, Augentränen.“
Emissionen
Es liegen keine Informationen vor, nach denen es bei der Verarbeitung von bereits mit Wasser angemischten Fließestrichen zu Emissionen kommt.
Umweltrelevante Informationen
Energiebedarf
Calciumsulfat-Fließestrich muss nicht verdichtete werden, deshalb wird Energie nur beim Mischen zu einem verarbeitbaren Estrich und beispielsweise zum Pumpen des Estrichs verbraucht. Die Energiemenge ist abhängig von den verwendeten Mischaggregaten und Pumpen.
Wassergefährdung
Elutionen von Inhaltsstoffen während der Verarbeitung sind nicht bekannt.
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Umwelt- und Gesundheitsrelevante Auswirkungen durch die Verwendung von Calciumsulfat-Fließestrichen sind weder im Neuzustand noch bei bestimmungsgemäßer Nutzung bekannt.
Durch die normalerweise vorhandene Nutzschicht auf dem Estrich (z. B. Fliesen, Bodenbeläge, Beschichtungen) bzw. aufgrund der hohen Festigkeiten spielt ein ansonsten auftretender staubförmiger Abrieb keine Rolle.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Gips als Bindemittel eines Calciumsulfat-Fließestriches ist nicht brennbar. Im Brandfall kann es aber zur Entwässerung des Gipses kommen. Der Estrich wird dadurch zerstört. Ein Umwelt- oder Gesundheitsrisiko besteht aber nicht.
Wassereinwirkung
Da Gips wasserlöslich ist, kann eine Exposition von Wasser auf Calciumsulfat-Fließestrich diesen zerstören. Ein Umwelt- oder Gesundheitsrisiko besteht aber nicht.
Beständigkeit Nutzungszustand
Während der Nutzung sind Calciumsulfat-Fließestriche vor Feuchtigkeitszutritt zu schützen. Eine kurze Durchfeuchtung (z.B. Wasserrohrbruch) vermindert noch nicht dessen Eigenschaften, da der Estrich nach der Trocknung seine ursprüngliche Festigkeit wieder erreicht. Wirkt die Durchfeuchtung länger auf den Estrich ein, bestimmt die Schädigung des Gesamtaufbaues und der Zustand der eventuell geschädigten Dämmschicht den Sanierungsbedarf.
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF
Instandhaltung
Bei sachgemäßer Herstellung sind Calciumsulfat-Fließestriche frei von Instandhaltung. Aufgetragene Anstriche, Beschichtungen oder Bodenbeläge müssen aber gegebenenfalls erneuert werden.
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Beim Rückbau von Gipsprodukten kann es zu Staubentwicklung kommen.
Wiederverwendung
Calciumsulfat-Fließestrich kann nicht in dem Sinne wiederverwendet werden. Es ist aber möglich ihn einer stofflichen Verwertung zuzuführen.
Stoffliche Verwertung
Sortenrein rückgebaute Estriche auf Calciumsulfatbasis können dem Gipskreislauf wieder zugeführt werden. Über eine Umsetzung in der Praxis oder Verwertungsquoten ist derzeit jedoch nichts bekannt. Die größeren Schichtdicken im Vergleich zu Gipsputzen gestatten theoretisch einen selektiven Rückbau.
Energetische Verwertung
Eine energetische Verwertung von Calciumsulfat-Fließestrich ist aufgrund der mineralischen Natur nicht möglich.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Nach derzeitigen Informationen sind Calciumsulfat-Fließestriche problemlos deponierbar.
EAK-Abfallschlüssel
10 13 | Abfälle aus der Herstellung von Zement, Branntkalk, Gips und Erzeugnissen aus diesen |
10 13 06 | Teilchen und Staub |
17 | Bau- und Abbruchabfälle |
17 08 02 | Baustoffe auf Gipsbasis mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 08 01 fallen |
(gemäß KrW-/AbfG, BestüVAbfV, überwachungsbedürftige Abfälle zur Verwertung)