Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Lehmbaustoffe sind Baustoffe, deren alleiniges Bindemittel Lehm ist und die ihre Festigkeit nur durch Trocknung erhalten. Sie können geformt oder ungeformt sein, vorgefertigt oder örtlich hergestellt werden.
Zu den massiven Lehmbaustoffen zählen Lehmsteine und -platten, Stampflehm und Lehmausfachungen.
Zur Bekleidung von Innenwänden finden Lehmputzmörtel und Lehmbauplatten Verwendung. Lehmfarben und Lehmstreichputze werden als Anstrichstoffe eingesetzt. Lehmmörtel dienen als Hilfsstoffe im Lehmsteinbau. Mit Lehmstroh (Rohdichte 150 bis 300 kg/m³) können dämmende Ausfachungen hergestellt werden. Mit Lehmschüttungen können z.B. Hohlräume in Holzbalkendecken verfüllen werden. All diese Produktgruppen gehören nicht zu den massiven Baustoffen und werden hier nicht näher betrachtet. Die im Datenblatt dargestellten Prinzipien der Lehmbaustoffe gelten aber sinngemäß auch für diese Produktgruppen.
Stabilisierte Lehmbaustoffe, denen andere Bindemittel oder chemisch wirksame synthetische Stoffe zugesetzt werden, haben praktisch keine Bedeutung am Markt und werden hier nicht betrachtet.
Wesentliche Bestandteile
Lehmbaustoffe werden aus Baulehm hergestellt. Je nach Verarbeitungstechnik und Einsatzzweck werden unterschiedliche Anforderungen an Eigenschaften und Zusammensetzung des Lehmbaustoffs gestellt. Dem Baulehm können dafür Zuschlagstoffe und / oder Zusätze zugemischt werden.
Die Zuschlagstoffe werden dem Lehm beigemengt, um ihn zu magern, zu stabilisieren oder die bauphysikalischen Eigenschaften wie die Wärmedämmung oder Druckfestigkeit zu optimieren. Art und Menge der Zuschläge und der Lehmanteil bestimmen außerdem die Rohdichte. Übliche mineralische Zuschlagstoffe sind Sand, Kies, Kalkmehl oder Perlite, häufig verwendete pflanzliche Materialien sind Stroh, Hanf-, Flachs- oder Holzfasern.
Zusätze werden allenfalls in geringen Mengen zugegeben und dienen der Verbesserung von Materialeigenschaften von Lehm. Als Zusätze kommen z.B. Zellulose, Gelatine, Stärke oder Molke zum Einsatz.
Die Zugabe von Verflüssigungsmittel (Natrium-Wasserglas (Na2 x 3-4 SiO2), Soda (Na2CO3), Humus- oder Gerbsäure (Tannin) kann den Lehm für die Verarbeitbarkeit dünnflüssiger machen, ohne die Wasserzugabe zu erhöhen. Das Trocknungsschwindverhalten wird damit verringert. Die Wirkungsweise der Verflüssigungsmittel ist abhängig von der Art und dem Maß an Tonbestandteilen im Lehm.
Für Strohlehm wird eine Mischung aus Häcksel oder Stroh der Lehmschlämme beigegeben.
Leichtlehm basiert auf einer Erhöhung des Anteils von Leichtzuschlägen wie Stroh oder (mineralischen) leichten Gesteinskörnungen.
Charakteristik
Lehmbaustoffe werden durch Austrocknen fest und jederzeit durch Feuchtigkeitsaufnahme wieder weich. Lehm ist gut formbar und gestalterisch vielseitig einsetzbar. Durch die Zugabe von Beimischungen mineralischer oder pflanzlicher Herkunft kann die Trockenschwindung und Rissbildung verringert, die Zug-, Druck- bzw. Abriebfestigkeit erhöht oder die Wasserempfindlichkeit herabgesetzt werden.
Lehm ist gut als Ausfachungsmaterial im Holz- und Fachwerkbau geeignet, da der Lehm durch seine geringe Eigenfeuchte (ca. 2 – 5 %) Feuchtigkeit aus benachbarten Bauteilen, speziell im Anschluss an Holz, aufnehmen und schnell nach außen abgeben kann (holzkonservierende Wirkung von Lehmausfachungen).
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Lehmbaustoffe besitzen eine sehr einfache, naturnahe Zusammensetzung. Ton und Lehm sind regional verfügbar. Lehmbaustoffe müssen nicht gebrannt werden, wodurch sich eine ausgezeichnete Ökobilanz ergibt. Bei sachgemäßem Ausbau können Lehmbaustoffe wiederverwendet oder wiederverwertet werden. Organische Zusätze wie Gelatine oder Molke können verstärkt zur Schimmelpilzbildung führen.
Lieferzustand
Nach Materialzusammensetzung kann unterschieden werden in
- Baustoffe aus Massivlehm (Rohdichte 1700 bis 2400 kg/m³
- Baustoffe aus Faser- oder Strohlehm (Rohdichte 1200 bis 1700 kg/m³)
- Baustoffe aus Leichtlehm (Rohdichte 300 bis 1200 kg/m³)
Nach Form in
- Lehmsteine und -platten
- Stampflehm und
- Ausfachungsmaterial
Nach Vorfertigungsgrad kann unterschieden werden in
- feucht eingebaute Baustoffe, die vor Ort zum Bauteil geformt werden (Stampflehm, Ausfachungsmaterial) und
- Trockenbaustoffe (Lehmbausteine, vorgefertigte Stampflehmwände).
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Massive Lehmbaustoffe finden Anwendung als Wand- und Deckenbaustoffe. Bei ausreichender Druckfestigkeit können Lehmsteine und Stampflehm lastabtragend in Wänden eingesetzt werden. Bei der Anwendung als Ausfachungsmaterial übernehmen andere Baustoffe (meist Holz) die tragende Funktion.
Lehmsteine und flächig verdichteter Stampflehm können als Deckenauflage verwendet werden.
Aus Lehmsteinen in Lehm- oder Kalkmörtel gemauert können Gewölbe hergestellt werden.
Für nichttragende Wände und Ausfachungen von Wänden und Decken gibt es unzählige Ausführungen in Lehmbauweise (Ausführungen dazu siehe z.B. Lehmbau Regeln, Dachverband Lehm e.V).
Quellen
Dachverband Lehm e.V. (Hrsg): Lehmbauregeln; Begriffe - Baustoffe - Bauteile; Volhard, Franz; Röhlen, Ulrich; Vieweg+Teubner Wiesbaden. 3. überarb. Auflage 2009
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Massivbaustoffe (ohne Beton)
Stand 04/2022
Lehmbaustoffe | Ziegel | Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung | ||||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | |||||
Blauer Engel | - | - | - | - | - | |
Österreichisches Umweltzeichen | - | - | - | - | - | |
EU Ecolabel (Blume) | - | - | - | - | - | |
Nordic Swan Ecolabel | - | - | - | - | - | |
natureplus Umweltzeichen / Mauerwerk (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%) | - | (+) derzeit nur Bauplatten | + | + | + | |
eco-INSTITUT-Label / Mineralische Bauprodukte | + | (+) derzeit nur Putze | + | + | + | |
EMICODE / Raumlufthygiene | - | - | - | - | - | |
Cradle to Cradle2 / Building supply & Materials (derzeit noch geringe Produktverfügbarkeit) | (+) | (+) | + | (+) | (+) | |
GISBAU Klassifizierungs-system | Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen | |||||
Massivbaustoffe sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. Informationen zu möglichen arbeitshygienischen Risiken (z.B. durch Staub beim Schneiden) siehe Reiter Verarbeitung. | ||||||
Umweltprodukt-deklaration (EPD) | Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen | |||||
EPD1 | + | - | + | - | - | |
Branchen-EPD1 | - | - | - | + | + | |
Umweltindikatoren | Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen | |||||
ÖKOBAUDAT-Datensätze | 1.3.01. Kalksandstein | 1.3.17. Lehmsteine | 1.3.03. Porenbeton | 1.3.02. Ziegel | ||
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. | ||||||
Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen | Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Inhalt aufklappen | |||||
baubook-Deklarationen |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
Technisches
Technische Daten
Leitwert entspricht einem Massivlehm (Quelle: Passivhaus Bauteilkatalog. IBO (Hrsg), Springer 2008).
Erfahrungswerte für Druckfestigkeiten von Lehmbaustoffen sind in den Lehmbau Regeln des Dachverbands Lehm zu finden. Für Stampflehm werden Druckfestigkeiten von bis zu 5 N/mm2 angegeben.
Lehm und mineralische Zuschläge sind nicht brennbar. „Lehmbaustoffe sind im Einzelnen nicht klassifiziert“ (Lehmbau Regeln, 2009).
Baustoffklasse nach DIN 4102-1
A1, Massivlehm
Euroklasse nach DIN EN 13501-1
A1, Massivlehm
Technische Regeln (DIN, EN)
Lehm ist kein genormter Baustoff. Früher existierende Vorschriften für den Lehmbau - die sog. Lehmbauordnung von 1944, die als DIN 18951 im Jahre 1951 veröffentlicht wurde, und nachfolgende Bestimmungen, als Vornormen herausgegeben - wurden 1971 ohne Ersatz zurückgezogen. Für heutige Anwendungen wird trotzdem meist noch auf diese Normen zurückgegriffen.
Der Dachverband Lehm e.V. bringt regelmäßig die „Lehmbauregeln“ zum Stand der Technik der Herstellung und Anwendung von Lehmbaustoffen heraus:
Dachverband Lehm e.V. (Hrsg): Lehmbau Regeln. Begriffe – Baustoffe – Bauteile. Verfasser: Vollhard, Franz; Röhlen, Ulrich. Vieweg+Teuber. 3., überarbeitete Auflage 2009
Bauregelliste
Das Deutsche Institut für Bautechnik stellt in den Bauregellisten A, B und C die technischen Regeln für Bauprodukte und Bauarten sowie bauaufsichtlich geregelte und nicht geregelte Bauprodukte und Bauarten auf.
Nach Zustimmung der obersten Bauaufsichtsbehörden der Länder wird die Bauregelliste bekannt gegeben. Erwerb und weiterführende Informationen zu Bauregelliste und ihren Regelungsbereichen siehe unter → www.dibt.de
Eine Darstellung und Erläuterungen zur Klassifizierung von Bauprodukten siehe im Lexikon → Klassifizierung von Bauprodukten
Quellen
Dachverband Lehm e.V. (Hrsg): Lehmbauregeln; Begriffe - Baustoffe - Bauteile; Volhard, Franz; Röhlen, Ulrich; Vieweg+Teubner Wiesbaden. 3. überarb. Auflage 2009
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Beispielhafte Zusammensetzung eines Lehmbaustoffes (Strohlehm)
Der namengebende Bestandteil ist Baulehm. Je nach Anforderung werden magere bis fette Baulehme verwendet. Die Bindekraft kann durch Tonmehlzugabe erhöht werden, durch Sandbeigaben kann der Lehm gemagert werden.
Dem Lehmbaustoff können außerdem Zuschlagstoffe, Zusätze und Wasser zugegeben werden.
Übliche mineralische Zuschlagstoffe sind Sand, Kies, Kalkmehl, Perlite oder Blähton, häufig verwendete Zuschlagstoffe pflanzlichen Ursprungs sind Stroh, Hanf-, Flachs-, Holzfasern, Tierhaare.
Als Zusätze können Zellulose, Gelatine, Stärke, Molke, Natrium-Wasserglas, Soda, Humus- oder Gerbsäure (Tannin) zum Einsatz kommen.
Beispielrezeptur für Strohlehm
Bestandteil | Gewichtsprozent |
Baulehm | 97 % |
Stroh | 3 % |
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Beispielhafte Zusammensetzung eines Lehmbaustoffes (Strohlehm) nach Rohstoffherkunft
Gewinnung der Primärrohstoffe
Die Gewinnung von Ton/Lehm/Mergel erfolgt industriell im Tagebau aus Tongruben.
Tone weisen in der Regel einen niedrigeren Quarzgehalt als z.B. Quarzsand auf. Die Quarzgehalte in den Tonen und damit die Quarz-A-Staubkonzentrationen an Arbeitsplätzen mit unmittelbarem Zugang zum Material schwanken aber je nach Lagerstätte (BGIA-Report 8/2006, Weiteres → Verarbeitung / 2.3.2.2 AGW-Werte).
Die pflanzlichen oder tierischen Zuschläge werden in land- oder forstwirtschaftlichen Prozessen gewonnen. Häufig fallen sie dabei als Neben- bzw. Abfallprodukte an.
Die meisten mineralischen Zuschläge (z.B. Sand oder Kalkmehl) werden direkt aus den mineralischen Rohstoffen gewonnen, einige werden vorher gebläht oder gebrannt (z.B. Blähton oder Blähperlite). Am energieaufwendigsten ist gebrannter Blähton als leichte Gesteinskörnung.
Verfügbarkeit
Die Ausgangsstoffe Ton, Lehm und Sand sind regional in ausreichendem Maß verfügbar.
Bei den pflanzlichen und tierischen Zuschlägen handelt es sich um ausreichend verfügbare nachwachsende Rohstoffe. Zur Herstellung von Leichtlehm werden größere Mengen an mineralischen Gesteinskörnungen benötigt. Einheimischer Bims ist regional nur begrenzt verfügbar
Radioaktivität
Natürliche Radionuklide in Baustoffen können vorkommen in Abhängigkeit von Material und Zuschlagstoffen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland seit mehr als 20 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der radioaktiven Stoffe in Baumaterialien durchgeführt.
Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils industrieller Rückstände als Zuschlag zu beachten, siehe ausführliche BfS-Informationen zu Baustoffen unter http://www.bfs.de/de/ion/anthropg/baustoffe.html.
Mit der Verwendung von Lehm kann gegebenenfalls eine erhöhte baumaterialbedingte Radonexposition verbunden sein.
Eine Übersicht über mögliche Dosisbeiträge durch äußere Gammastrahlung aus Baumaterialien, sowie eine Übersicht über mögliche Dosisbeiträge durch Radonexhalation aus Baumaterialien (Messprogramm BfS-bbs 2007-09) erhalten Sie hier.
Landinanspruchnahme (Landuse)
Die Rohstoffe werden im Tagebau gewonnen. Der Abbau der Rohstoffe beeinträchtigt das Landschaftsbild und nimmt Flächen in Anspruch. Nach Beendigung des Abbaus sind Rekultivierungen bzw. Renaturierungen erforderlich.
Quellen
Gehrcke, K., Hoffmann, B., Schkade, U., Schmidt, V., Wichterey, K.: „Natürliche Radioaktivität in Baumaterialien und die daraus resultierende Strahlenexposition“, Bundesamt für Strahlenschutz
Herstellung
Herstellungsprozess
Die Aufbereitung des Lehms aus der Grube zu Baulehm ist der wichtigste Schritt beim Lehmbau (MINKE, 2004). Sie ist abhängig von der Art und Verwendung des Lehms.
Für die Herstellung der Lehmbaustoffe wird entweder direkt der erdfeucht aufbereitete Baulehm oder eine Lehmschlämme verwendet. Zur Herstellung der Lehmschlämme wird pulverförmig trockener oder erdfeucht krümeliger Lehm in Wasser aufgeschlämmt (beispielsweise in Zwangsmischern). Für die Herstellung von Leichtlehmsteinen werden der Lehmschlämme pflanzlichen oder mineralischen Leichtzuschläge beigemischt.
Die Lehmmischungen werden zu einer homogenen, gleichmäßig feuchten, verarbeitungsfähigen Masse aufbereitet und zu den Lehmbaustoffen weiterverarbeitet.
Lehmsteine
Man unterscheidet zwei Arten von Lehmsteinen: stranggepresste Steine, sog. Grünlinge (ungebrannte Ziegel) und formengepresste Lehmsteine, die aus erdfeucht oder nass in Formen gepressten Lehmmischungen hergestellt werden.
Stampflehm
Für Stampflehmwände wird die Lehmmischung in Schalung verdichtet.
Lehmausfachung
Siehe Verarbeitung
Ausführliche Beschreibungen zur Herstellung der unterschiedlichsten Lehmbaustoffe sind z.B. in MINKE (2004) zu finden.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.
Energieaufwand
Bei der industriellen Produktion von Lehmbaustoffen wird Energie im Wesentlichen für mechanische Prozesse und Trocknung eingesetzt. Dabei kommt der größte Teil des Energieaufwandes aus dem Trocknungsprozess. Dementsprechend niedrig liegen die Werte für natürlich getrocknete Steine (lange Trocknungszeiten). Produkte aus industrieller Produktion sind in der Regel technisch getrocknet.
Charakteristische Emissionen
Die Herstellung von Lehmbaustoffe führt in der Regel - mit Ausnahme von allfälligen Staub- und Lärmemissionen - zu keinen Emissionen in die Umwelt.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Tone weisen in der Regel einen niedrigeren Quarzgehalt als z.B. Quarzsand auf. Die Quarzgehalte in den Tonen und damit die Quarz-A-Staubkonzentrationen an Arbeitsplätzen mit unmittelbarem Zugang zum Material schwanken aber je nach Lagerstätte (BGIA-Report 8/2006).
Maßnahmen Umweltschutz
Für die Herstellung von Lehmbaustoffen sind keine besonderen Maßnahmen zum Umweltschutz erforderlich.
Transport
Die Gewinnung des Lehms erfolgt meist in unmittelbarer Nähe der Verarbeitung. Die Transportwege für die Rohstoffanlieferung sind daher in aller Regel kurz.
Quellen
BGIA-Report 8 /2006: Quarzexpositionen am Arbeitsplatz. Hrsg: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaft (HVBG). Online-Quelle [abgerufen im September 2013]
Minke, Gernot (2004): Das neue Lehmbau-Handbuch. Ökobuch Verlag
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Stampflehm aus Massivlehm – Verarbeitung vor Ort
Erdfeucht aufbereiteter Massivlehm wird in dünnen Lagen in eine Kletterschalung gefüllt und festgestampft; für tragende Außenwände sind Wandstärken von 40-50 cm erforderlich.
Strohlehmausfachung
Die Strohlehmausfachung findet heute vorwiegend im denkmalpflegerischen Bereich und bei der Fachwerksanierung Anwendung. Lehm, Stroh und Wasser werden in Zwangsmischern vor Ort aufbereitet und auf Stakung und Geflecht aufgetragen. Die Wandstärken können maximal in Balkendicke ausgeführt werden.
Ausführliche Beschreibungen zur Herstellung der unterschiedlichen Lehmbaustoffe und zu den unterschiedlichen Lehmbautechniken sind z.B. in MINKE (2004) zu finden.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Beim Verarbeiten von Lehm kann es zu Staubbelastungen kommen. Neben E-Staub (einatembare Fraktion) und A-Staub (alveolengängige Fraktion) entsteht auch alveolengängiger Quarzstaub, da die Tone für die Ziegelherstellung Quarze enthalten. Einatembarer Quarz kann Krebserkrankungen der Atemwege verursachen. Der Quarzgehalt in Lehmbaustoffen ist vergleichsweise gering (BGIA-Report 8/2006).
AGW-Werte
Staubgrenzwerte:
- 10 mg/m3 mineralischer Staub, einatembare Fraktion (E-Staub)
- 3 mg/m3 mineralischer Staub, alveolengängige Fraktion (A-Staub)
Da Quarzstaub mit Erscheinen der TRGS 906 als krebserzeugend K1 eingestuft wurde, ist der ursprüngliche Arbeitsplatzgrenzwert von 0,15 mg/m³ nicht mehr rechtsgültig.
REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) > 0,1 Gew.-% müssen ausgewiesen werden. Für diese Informationen besteht eine Auskunftspflicht, die allerdings für alle Bauprodukte (Gemische und Erzeugnisse) gilt, die unter den Geltungsbereich der Bauproduktenverordnung (BauPVO) fallen. Sie müssen für Erzeugnisse aber nicht in Form eines Sicherheitsdatenblattes nach den Kriterien des Anhangs II der REACH-Verordnung gegeben werden. Für Verbraucher muss die Informationsweitergabe auch nur auf Anfrage beim Hersteller erfolgen.
Bauprodukte wie z.B. Bauplatten, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Mauersteine, Betonfertigteile oder Verglasungen werden als Erzeugnis eingestuft.
Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten findet man beim Umweltbundesamt / REACH / Auskunftspflichten.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
Das Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaft BAU (GISBAU) enthält keine GISCODE-Einstufung für Lehmbaustoffe. Informationen zu „Tätigkeiten mit quarzhaltigen mineralischen Stäuben“ sind unter www.wingis-online.de, Bau-Bereich „Hochbau“ zu finden.
Emissionen
Aus Lehmbaustoffen emittieren - mit Ausnahme von Staub (siehe Rubrik „AGW“) - auch bei der Bearbeitung keine gesundheitsgefährdenden Substanzen.
Umweltrelevante Informationen
Umwelt- und gesundheitsrelevante Beeinträchtigungen sind nicht bekannt.
Der Energiebedarf für die Verarbeitung ist vernachlässigbar (ev. für Vermengen von Lehmmischungen, Lehmspritzen oder Anmischen von Mörtel).
Wassergefährdung
Von einer Wassergefährdung im Zusammenhang mit der Lehmbauverarbeitung ist nicht auszugehen.
Umweltrelevante Beeinträchtigungen durch die Verarbeitung von Lehmbaustoffen sind nicht bekannt.
Transport
Lehmbaustoffe sind üblicherweise lokal verwendete Baustoffe.
Quellen
- Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 559 „Mineralischer Staub“:
- Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 906 „Verzeichnis krebserzeugender Tätigkeiten oder Verfahren nach § 3 Abs. 2 Nr. 3 GefStoffV.
- BGIA-Report 8 /2006: Quarzexpositionen am Arbeitsplatz. Hrsg: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaft (HVBG). Online-Quelle [abgerufen im September 2013]
- Minke, Gernot (2004): Das neue Lehmbau-Handbuch. Ökobuch Verlag
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Siehe Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Es ist mit keiner Schadstoffabgabe bzw. mit keinen Emissionen in den Außenraum zu rechnen.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Aufgrund der Abwesenheit flüchtiger Stoffe verhalten sich Lehmbaustoffe sowohl im Neuzustand als auch während der Nutzungsphase unproblematisch hinsichtlich Emissionen von Schadstoffen in den Innenraum.
Bauteile aus Lehm selbst wirken sich wegen guter Sorptionsfähigkeit positiv auf das Raumklima aus.
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Es ist mit keiner Schadstoffabgabe bzw. mit keinen Emissionen in den Außenraum zu rechnen.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Im Brandfall entstehen keine toxischen Gase oder Dämpfe aus dem Lehmbaustoff.
Wassereinwirkung
Es werden keine Stoffe ausgewaschen, die wassergefährdend sein können.
Beständigkeit Nutzungszustand
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF
In der Bauproduktgruppe Tragende Außenwände wird für Lehmbauwände (Code Nr. 331.511) eine Nutzungsdauer von mindestens 50 Jahren angeführt.
Instandhaltung
Reparaturen von Lehmwänden müssen baustoffgerecht ausgeführt werden. Beschädigte Teile müssen vollständig herausgeschnitten und durch einen dem Bestand gleichartigen Lehmbaustoff ersetzt werden.
Quellen
Dachverband Lehm e.V. (Hrsg): Lehmbauregeln; Begriffe - Baustoffe - Bauteile; Volhard, Franz; Röhlen, Ulrich; Vieweg+Teubner Wiesbaden. 3. überarb. Auflage 2009
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Beim Rückbau kann die Staubentwicklung ein Risiko für Mensch und Umwelt darstellen.
Wiederverwendung
Eine Wiederverwendung von Lehmbaustoffen ist nach vorheriger Aufbereitung möglich.
Stoffliche Verwertung
Durch Wasserzugabe und mechanische Wiederaufbereitung kann Lehm wiederverwertet werden. Eine Entfernung von eingebrachten Leichtstoffen (Stroh, leichte Gesteinskörnungen) ist möglich.
Energetische Verwertung
Nicht relevant
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Lehmbaustoffe aus Massivlehm, aus Lehm mit mineralischen Zuschlagstoffen oder aus Lehm mit < 3 M% pflanzlicher Bestandteile können auf Inertstoffdeponie abgelagert werden. Bei Lehmbaustoffe mit höherem Anteil an organischen Zuschlagstoffen muss vor der Deponierung eine Aufbereitung erfolgen.
EAK-Abfallschlüssel
Lehm oder Lehmbaustoffe sind Im EAK-Katalog nicht unmittelbar aufgeführt.
17 | Bau- und Abbruchabfälle |
17 07 01 | gemischte Bau- und Abbruchabfälle |