Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Produktgruppeninformation

Die Datenblätter zu Kleb- + Dichtstoffen in WECOBIS behandeln punkt- und linienförmige Verklebungen oder Dichtungen.
Dichtstoffe sind spritzbare, pastöse Massen. Sie werden in Fugen eingebracht, um diese abzudichten. Klebstoffe für punkt- und linienförmige Verklebungen werden verwendet zur geklebten Montage von Bauteilen. Die in Kartuschen oder Schlauchbeuteln angebotenen Produkte sind häufig für beide Anwendungen, Kleben wie Dichten, geeignet.
Informationen zu im Gegensatz dazu großflächig aufgebrachten Klebstoffen, z.B. Bodenbelagsklebstoffen, findet man unter Klebstoffe / Verlegewerkstoffe.

Begriffsdefinition

Polyurethan-Klebstoffe und -Dichtstoffe (PUR-Klebstoffe / PUR-Dichtstoffe) gehören zur Gruppe der Reaktionsklebstoffe respektive zu den chemisch reaktiven Dichtstoffen. Die Reaktionskomponenten sind Isocyanate (Harzkomponente) und Polyole (Härter). In der Anwendung reagieren die Komponenten zu Polyurethan.

Wesentliche Bestandteile

PUR-Klebstoffe und -Dichtstoffe bestehen aus Isocyanaten und Polyolen und besitzen wiederkehrende Urethan-Einheiten → Polyurethan. Durch chemische Modifikationen kann die Konsistenz der Komponenten so ausgebildet werden, dass in der Regel relativ wenig Lösemittel erforderlich sind. PUR-Klebstoffe und -Dichtstoffe können durch Hilfsstoffe und Additive gezielt verändert  werden. Füllstoffe dienen zur Viskositätsregelung.

Charakteristik

Unter den PUR-Klebstoffen gibt es ein- und zweikomponentige Systeme. Bei den Dichtstoffen handelt es sich in der Regel um einkomponentige Systeme. Das Bindemittel in 1K-Polyurethanklebstoffen und -Dichtstoffen besteht aus oligomerem Polyisocyanat-Polyurethan. Dieses bindet durch eine Reaktion mit Feuchtigkeit in der Luft oder Feuchte in den zu verklebenden Materialien. Bei 2K-Polyurethanklebstoffe besteht das Bindemittel aus nur wenig vorreagierten Polyisocyanat-Komponenten sowie aus Polyol-Komponenten. Beim Aushärten des Klebstoffs reagieren diese Komponenten durch Polyaddition.

Lieferzustand

PUR-Kleb- und Dichtstoffe werden in Alu-Schlauchbeuteln, Kartuschen oder Dosen geliefert.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Unter den Polyurethanklebstoffe gibt es elastische (Klebstoffe die Schockbelastungen und Reißdehnungen widerstehen müssen) sowie unelastische Klebstoffe (für hohe Belastungen und große Scherfestigkeit). Ausgehärtet sind die Klebstoffe wasserfest sowie überstreichbar. Mit PUR-Klebstoffen lassen sich verschiedenste Materialien verkleben (z.B. Metall, Holz, Gips, Kork, Kunststoff, Naturstein). Sie sind auch zur Verklebung von zwei verschiedenen Materialien gut geeignet. 1K-Polyurethanklebstoffe sind einfacher in der Verarbeitung als 2K-Systeme, allerdings härten sie weniger rasch aus.

Polyurethandichtstoffe haben ebenfalls ein breites Haftspektrum. Sie werden verwendet für die elastische Abdichtung von Fugen zwischen Betonfertigteilen, bei Flachdachbrüstungen, Terrassen, Balkonen, Anschlussfugen an Fenstern und Türen, Bodenfugen, im Klima- und Lüftungsbereich. Gewisse Produkte können auch als elastische Klebstoffe verwendet werden zur Verbindung von unterschiedlichen Materialien wie Metallen, Beton, Kunststoffen oder Holz.

Aufgrund der enthaltenen Isocyanate ist die Verarbeitung von PUR-Kleb- und Dichtstoffen mit gewissen Gesundheitsrisiken verbunden.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

PUR-Klebstoffe und -Dichtstoffe können bei der Verarbeitung Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch Einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann eine Exposition bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen. Als Alternative zu Polyurethan-Klebstoffen ist daher zunächst die Verwendung lösemittelfreier oder lösemittelarmer Acrylat-Kleb- + Dichtstoffe oder von MS Hybrid / SMP-Kleb- + Dichtstoffen zu prüfen. Diese weisen teilweise geringere umwelt- und gesundheitsrelevante Risiken auf.

Der Einsatz von Polyurethan-Klebstoffen und -Dichtstoffen ist in der Regel technisch begründet. Bei der Planung und Auswahl von Materialien sollten daher notwendige Klebstoffe in die Materialentscheidung einbezogen werden.

Quellen

Meier-Westhues, Ulrich. Polyurethane : Lacke, Kleb- Und Dichtstoffe. Hannover: Vincentz Network, 2007. Print. Technologie Des Beschichtens.

Müller, Bodo, and Rath, Walter. Formulierung Von Kleb- Und Dichtstoffen : Das Kompetente Lehrbuch Für Studium Und Praxis. 3., Vollständig überarbeitete Auflage ed. Hannover: Vincentz Network, 2015. Print. Farbe Und Lack - Bibliothek.

Produktdatenblätter verschiedener Hersteller

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe
Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Kleb-+ Dichtstoffe / Dichtmassen

Stand 02/2022

    Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe MS Hybrid Kleb-+ Dichtstoffe (SMP) Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe
           
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum
---
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
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Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
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Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade

Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum
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Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
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Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade

Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
---
Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade
  Quellen für material-
ökologische Anforderungen
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der Dichtstoffe im Innenraum hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS

Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Tapeten).
baubook ÖkoBauKriterien Die Plattform baubook ÖkoBauKriterien bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Klebstoffe finden sich Produktdeklarartionen und Kriterien in der Gruppe der Kleb- und Füllstoffe, für Dichtstoffe in der Gruppe der Abdichtstoffe und Klebemassen.
natureplus Ausschreibungshilfen Auf den Internet-Seiten von natureplus finden sich derzeit Ausschreibungshilfen zu Oberflächenbeschichtungen, Holzwerkstoffen, Wandfarben, Dämmstoffen sowie zu Putzen.
  Mögliche Nachweis-
dokumente
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben:  
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Kleb-+ Dichtstoffe werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%).
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC -

-

-

(+)*

*nur Silikonklebstoffe für geklebte Glaskonstruktionen

freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen;
Emissionsprüfberichte
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Kleb-+ Dichtstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

Übersicht Lebenszyklusinformationen: Kleb-+ Dichtstoffe / Dichtmassen

Stand 10/2015

      Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe   MS Hybrid Kleb-+ Dichtstoffe (SMP)   Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe / 1K   Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe
                   
  Rohstoffe Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe)
   
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft
Anteil fossiler Rohstoffe ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen)
Anteil mineralischer Rohstofffe ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen)
Anteil erneuerbarer Rohstoffe 0 M-%
Charakteristische Inhaltsstoffe
Bindemittel 20-85%  Acrylester-Copolymere 33% silanmodifizierte Polymere 20-100% Isocyanat-terminierte Prepolymere oder Prepolymer-Mischungen 25-88% Polysiloxane + Vernetzer
Füllstoffe 10-70% Gesteinsmehl (Kreide, Talk u.ä.) 39% Gesteinsmehl, z.B. Kalk 0-50% Gesteinsmehl (Kreide, Talk u.ä.) 9-50%
 
Kieselsäure, Kalkstein, Talkum, Aluminiumoxid u.ä.
Pigmente Titandioxid 7% Titandioxid, Ruß etc - - Titandioxid, Eisenoxide u.ä.
Weichmacher 0,5-5% Weichmacher, Fungizide, Konservierungsmittel, Stabilisatoren, ggf.Lösemittel (0-5% z.B. Glykole) 18% Siliconöle, Phthalate, Paraffin 0-30% Weichmacher, Katalysatoren, etc.   10-25% Siliconöle, Phthalate, Paraffin Katalysatoren, etc. 
Hilfsstoffe 4% Thixotropiermittel, Antioxidantien etc., ggf. Lösemittel, Katalysatoren (zinnorganische Verbindungen) 0-4% Haftvermittler (Silane), Katalysatoren (zinnorganische Verbindungen), ggf. Fungizide, Trockner, ggf. Lösemittel
Wasser 3-15 %   - - - -  -  -
Problematische Inhaltsstoffe
Besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) können in Form von Flammschutzmitteln oder Weichmachern (z.B. Chlorparaffine, halogenierte Phosphorsäureester, Phthalate) eingesetzt werden. In Produkten mit Umweltzeichen, z.B. Emicode, sind SVHC ausgeschlossen.
Schwermetalle kein relevantes Umweltthema bei Acrylat-Dichtstoffen

Kennzeichnungs­pflichtige Zinn-Katalysatoren sind Stand der Technik (geringe Konzentration im Produkt). Es sind noch keine Alternativen möglich. Bei der Anwendung als Biozid sind wesentlich größere Mengen im Produkt enthalten.

Biozide Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum können Acrylat-Dichtstoffen Fungizide beigesetzt werden. Außerdem ist die Zugabe von Konservierungsmitteln möglich. MS-Hybrid-Kleb-+ Dichtstoffe enthalten keine Fungizide. PU-Kleb-+ Dichtstoffe enthalten i.d.R. keine Biozide. Sanitär­silikone enthalten in der Regel kennzeichnungs­pflichtige Fungizide (außer transparente Produkte).
Lösemittel, Weichmacher Acrylat-Dichtstoffe können geringe Anteile an Lösemitten (0-5%) und Weichmacher enthalten. Wird mehr Polymer eingesetzt, kann der Weichmacheranteil gesenkt werden. Es gibt auch weichmacherfreie Systeme.  0-10% Lösemittel Silikon-Dichtstoffe können geringe Anteile an Lösemitten enthalten
(in der Regel < 5 %).
Sonstige - Bei der Kondensationsreaktion werden aus SMP-Dichtstoffen Alkohole freigesetzt.

Reaktive Isocyanate können allergische Reaktionen hervorrufen, ein Teil der Isocyanate ist als vermutlich krebserzeugend eingestuft.

Bei der Kondensationsreaktion werden aus Silikonen Stoffe freigesetzt. Die gefährlichsten sind n‑Butanonoxim aus oxim-vernetzenden sowie Amine aus basisch härtenden Systemen.
Sonstiges
Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen keine Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen
Verfügbarkeit der Rohstoffe mit Ausnahme der erdölbasierten Rohstoffe gute Verfügbarkeit.
  Herstellung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung)
  ÖKOBAUDAT-Datensätze - - 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.03 PUR 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.02 Silikon
  Graue Energie Dichtmassen tragen nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei.
  Maßnahmen Gesundheitsschutz Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien stellt die Mischung von Acryldichtmassen aus den Grundstoffen keine erhöhten Anforderungen bezüglich Arbeitsschutz.  - Schutzmaßnahmen sind  geregelt über TRGS 430 Bei der Herstellung von neutralvernetzenden Oxim-Systemen ist darauf zu achten, dass Butanonoxim unter sauren Bedingungen zu Explosionen führen kann.
  Maßnahmen Umweltschutz Wie jede chemische Produktion stellt die Formulierung von Dichtstoffen erhöhte Anforderungen an die umweltfreundliche Entsorgung von Abfällen, die Störfallvorsorge und die Kontrolle von Prozessemissionen.
- Die eingesetzten Zinnverbindungen sind sehr ökotoxisch und dürfen beim Transport oder der Lagerung nicht in die Umwelt gelangen.
  Verarbeitung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
  Arbeitshygienische Risiken Acrylat-Dichtstoffe geben bei der Aushärtung Glykole ab. Eine ausreichende Arbeitsplatzbelüftung ist empfehlenswert.

Die bei der Aushärtung von MS Hybrid-Dichtstoffen abgespalteten Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol sind bezüglich Ihrer Wirkung auf die Gesundheit als kritisch einzustufen. Außerdem können bestimmte Weichmacher beim Einatmen gesundheitsschädlich sein.

Von der deutschen Berufsgenossenschaft wurde in Reihenuntersuchungen gezeigt, dass Produkte, die dem GISCODE RS10 (Methanol-abspaltende Produkte) entsprechen, außerdem den Arbeits-platzgrenzwert von Methanol einhalten (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV) 2013)

Arbeitsplatzgrenzwerte liegen nur für monomere Isocyanate vor. Bei der Anwendung von PUR-Klebstoffen kommen die Anwender jedoch auch mit polymeren Isocyanaten in Kontakt. Die TRGS 430 beschreibt deshalb Verfahren zur Bewertung einer möglichen Gefährdung durch die gesamte Isocyanatexposition.

Bei der Reaktion des Dichtstoffs mit dem Wasserdampf der Luft entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen:

 

  • Säurehärtende Acetat-Systeme: Essigsäure (H226; H314) - reizende Wirkung
  • Neutral-härtende Oxim-Systeme: Hydrolisierte Oxime wie 2-Butanonoxim (H312; H317; H351 - Carc. 2) - Verdacht auf krebserzeugende Wirkung, allergieauslösend
  • Neutral-härtende Alkoxy-Systeme: Alkohole
  • Basisch-härtende Amin-Systeme: Amine, z.B. Cyclohexylamin (H226; H302, H312; H314; H361f - Repr. 2) - hautresorptiv und als gesundheits­schädlich eingestuft
 
  Nutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
   
VOC-/SVOC-Emissionen im Neuzustand In Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts (Horn et al) wurde festgestellt, dass von sieben getesteten Acryldichtmassen vier die Anforderungen an die Emissionen des AgBB-Bewertungsschemas erfüllten, drei die Anforderungen nicht erfüllten. Während des Aushärtungsprozesses spalten SMP-Dichtstoffe Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol ab. möglich (ggf. Lösemittel, Weichmacher)

In Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts (Horn et al) wurde festgestellt, dass keine der getesteten Silikon-Dichtmassen (Acetat- und Alkoxy-Systeme) die Kriterien des AgBB-Bewertungsschemas bestanden hätte. Alle Dichtmassen emittierten Siloxane, jedoch mit stark unterschiedlichen Konzentrationen.

 
VOC-/SVOC-Emissionen im Nutzungszustand Acrylat-Dichtstoffe emittieren vor allem Glykole, die als hochsiedende Komponenten über einen längeren Zeitraum aus den Dichtstoffen ausgasen können. Emissionen von Weichmachern u.a. Phtalate konnten in Prüfkammermessungen nicht nachgewiesen werden. In den Prüfkammermessungen nahmen die Emissionen rasch ab. Lang andauernde Emissionen können jedoch aufgrund der Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden. Dafür stehen Umweltzeichen wie der Blaue Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1 bzw. EC1plus zu Verfügung.

Emissionsarme SMP-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.

 

Emissionsarme PUR-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.

 

Nach dem Aushärten emittieren korrekt verarbeitete Silikondichtstoffe keine Schadstoffe. Allerdings sind aus der Praxis zahlreiche Fälle bekannt, bei denen Verarbeitungsfehler oder zu früh überdeckte Fugen zu lang anhaltenden Emissionen in den Innenraum führten.
Emissionsarme Silikon-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.
Mit Fungiziden ausgerüstete Dichtstoffe geben diese funktionsbedingt über längere Zeiträume in die Umgebung ab.
  Nachnutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung)
   
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit Beim Rückbau von Dichtstoffen ergeben sich keine besonderen gesundheitlichen Risiken.
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit Dichtstoffe werden nicht stofflich verwertet.
Typischer Entsorgungsweg Verbrennung oder als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie
Energiegewinnung möglich? irrelevant wegen der im Vergleich zu anderen Gebäudebestandteilen geringen Mengen an Dichtstoffen

Gefahrstoffverordnung

Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen für die damit Beschäftigten zu verwenden. Werden für eine Produktgruppe GISBAU Produkt-Codes oder GISCODES vergeben, lassen sich dadurch Unterschiede innerhalb der Produktgruppe feststellen. Auch einen Hinweis zur Ersatztstoffsuche findet man dann ggf. in den jeweiligen GISBAU-Informationen unter "Ersatzstoffe - Ersatzprodukte - Ersatzverfahren".
Übersicht nach Produktgruppen → WECOBIS / Reiter Zeichen & Deklarationen / GISBAU-Klassifizierungssystem

GISCODES für Kleb- und Dichtstoffe

Im Gegensatz zu flächig verarbeiteten Klebstoffen (Verlegewerkstoffe) gibt es für punkt- und linienförmige Kleb- und Dichtstoffe bzw. Dichtmassen nur für Produkte auf Polyurethan (PUR) -Basis einen GISCODE. PUR-Kleb- und Dichtstoffe können bei der Verarbeitung Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch Einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann eine Exposition bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen. Der Einsatz von PU-Systemen ist in der Regel technisch begründet. Sofern ihr Einsatz erforderlich ist, sollten lösemittelfrei Produkte mit dem GISCODE PU10 bevorzugt werden.
An Stelle der Verwendung von Polyurethan-Kleb- und Dichtstoffen kann die Verwendung von Dichtstoffen auf der Basis von Acryl oder silanmodifizierten Polymeren geprüft werden. Im Sinne der GefStoffV sollten jedoch auch hier grundsätzlich lösemittelfreie und im Bereich der Silikon-Kleb- und Dichtstoffe oximfreie Systeme bevorzugt werden.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Bei den Kleb- und Dichtstoffen (punkt- und linienförmige Verklebungen, Dichtmassen) findet man inzwischen viele emissionsgeprüfte, lösemittelfreie Produkte mit Umweltzeichen (→ Reiter Zeichen & Deklarationen). Neben der Begrenzung der Emissionen ist bei diesen z.B. auch gewährleistet, dass keine besonders besorgniserregenden Stoffe enthalten sind. In fast allen Kleb- und Dichtstoffen sind Weichmacher enthalten. Bei Produkten mit dem Blauen Engel sind auch besonders problematische Weichmacher, wie z.B. Phthalate oder Organophosphate ausgeschlossen. Bei den MS Hybrid-Dichtstoffen sind auch gänzlich weichmacherfreie Systeme erhältlich, die eine geringere Neigung zur Verschmutzung in den Randzonen zeigen. Aus ökologischer Sicht sind sie den weichmacherhaltigen Systemen vorzuziehen.
Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum sind in Acrylat- oder Silikon-Dichtstoffen häufig Fungizide beigesetzt, die über längere Zeiträume emittieren können (genaue Erläuterung s. Lebenszyklus / Nutzung). Auch in Produkten mit Umweltzeichen sind diese nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Solche Produkte werden herstellerseitig oft als "pilzhemmend" oder "fungizid eingestellt" bezeichnet. Im Sanitärbereich sind biozidfreie MS Hybrid-Dichtstoffe als Alternative verfügbar.
Abgesehen von den Acrylat-Dichtstoffen enthalten die meisten Kleb- und Dichtstoffe kennzeichnungspflichtige Zinnkatalysatoren. Im Trockenbereich sind die Zinn-freien Acrylat-Dichtstoffe eine Alternative, wenn sie keine Fungizide enthalten.
Silikon-Dichtstoffe auf Oxim-Basis spalten während des Aushärtungsprozesses Oxime ab. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungskataloge häufig ausgeschlossen.
Detaillierte Informationen zur Gesundheitsrelevanz von oximvernetzenden Silikon-Dichtstoffen siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.
PUR-Kleb- und Dichtstoffe sollten nur zum Einsatz kommen, wenn sie technisch erforderlich sind. (Erl. s.o. / Gefahrstoffverordnung).

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Kleb-+ Dichtstoffe / Dichtmassen

Stand 04/2022

    Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP) Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe
           
  Umweltzeichen

Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen

   
Blauer Engel DE-UZ 123 Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum (Ausgabe 2019)

+

(nur lösemittelfreie Produkte)

+

(+)

(nur lösemittelfreie Produkte, derzeit noch kein Produkt evtl. wegen Neuversionierung)

(+)

(derzeit noch kein Produkt, evtl. wegen Neuversionierung)
---
Hinweis: Amin- + Oximvernetzer nicht im Geltungsbereich, daher indirekt ausgeschlossen.

Österreichisches Umweltzeichen - - - -

EU Ecolabel (Blume)

- - - -

Nordic Swan Ecolabel

- - - -
natureplus Umweltzeichen
(nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)

-

-

-

-

eco-INSTITUT-Label /
Dichtstoffe
(+)
Dichtband
- - -
EMICODE /
EC1plus (sehr emissionsarm) -
EC2 (emissionsarm)
/ Raumlufthygiene (nur lösemittelfrei möglich)
+ + +

+

Hinweis: Amin- und Oximvernetzer nicht grundsätzlich ausgeschlossen!

Cradle to Cradle2 - - -

-

  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

-

analog anwendbar:
Verlegewerkstoffe, methoxy-
silanhaltig RS10

PU-Systeme (punkt- und linienförmige Verklebungen)
PU10 - PU60

GISBAU führt folgende Produktgruppen für Silikon-Dichtstoffe:

  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System, xylolhaltig
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (2-Methoxyethanol-freisetzend)
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (methanol-freisetzend)

Es existieren jedoch keine Produkt-Codes oder GISCODES.

GefStoffV: Prüfung von Alternativen erforderlich? (Minimierungsgebot)

lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen - lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen (PU10);
ab PU20: Ersatzstoffprüfung erforderlich

butanon- und acetonoximfreie Systeme sind zu bevorzugen

  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - + + +
Branchen-EPD1 - - - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze - - 6.7.03. PU 6.7.02. Silikon
Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.
  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen

Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Inhalt aufklappen

   
baubook-Deklarationen siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Dichtstoffe
+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+) derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten des IBU Institut Bauen und Umwelt e.V..

2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist! Die Produktverfügbarkeit ist noch sehr gering!

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung Kleb-+ Dichtstoffe / punkt- und linienförmige Verklebungen

Stand 05/2021 (Steckbriefversion V 2015)

Übersicht 1.1.6-Positionen + WECOBIS-Produktgruppen Qualitätsniveau erreichbar?1
6b Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
 

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe bzw. Polyurethan-Klebstoffe, Dispersions-Klebstoffe

ja ja ja ja ja
 8 Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA → Erläuterungen s.u. QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
  lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (PU10), nicht amin- oder oximvernetzende Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe ja ja ja ja ja
  Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe (mit Lösemittelanteil), lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (PU20), amin- oder oximvernetzende Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe  ja ja  ja nein  nein
  lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (ab GISCODE PU30)  ja  nein nein nein  nein
9 Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit a.d. Fassade → Erläuterungen s.u. QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
  lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe, Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe ja ja ja ja ja
  Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe (mit Lösemittelanteil), lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe  ja ja  ja nein  nein
  Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs
  Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA Inhalt aufklappen
 

Für den Blauen Engel DE-UZ 123, der ab QN4 alternativ zum Emicode EC1 oder EC1plus gefordert ist, sind derzeit ausschließlich Acrylat-Dichtstoffe zertifiziert. Das liegt vermutlich an der Neuversionierung des BE und kann sich deshalb möglicherweise noch ändern.
Es gibt aber aus allen Produktgruppen auch ausreichend Produkte mit Emicode, sodass die Erfüllung von QN5 leicht möglich sein sollte. Im Sinne einer guten Innenraumlufthygiene sollten jedoch Produkte mit Emicode EC1plus, von denen ebenfalls ausreichend Produkte am Markt sind, bevorzugt werden.

Dichtstoffe können die Qualität der Innenraumluft maßgeblich beeinflussen, weshalb hier in jedem Fall versucht werden sollte, die i.d.R.aufgrund ausreichender Produktverfügbarkeit leicht umsetzbaren Anforderungen von QN5 umzusetzen.

zu den Anforderungen und Textbausteinen

  Kleb- und Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade Inhalt aufklappen     
 

Bei Fugen mit Kontakt zur Innenraumluft ist es auch bei diesem Anwendungsfall im Sinne einer guten Innenraumlufthygiene empfehlenswert, soweit technisch möglich, das höchste QN anzustreben und hierbei Produkte mit Emicode EC1plus zu bevorzugen (Erl. s. oben). Die Produktverfügbarkeit ist gegeben, sofern es sich nicht um Spezialfälle handelt.
zu den Anforderungen und Textbausteinen

Tabelle 1.5.3: Übersicht der erreichbaren Qualitätsniveaus / Kleb- + Dichtstoffe als punkt- und linienförmige Verklebungen

1 Entsprechende Produkte vorausgesetzt, die die jeweiligen Einzelanforderungen erfüllen. Sofern nichts anderes vermerkt (s. ggf. Erläuterungen), ist eine ausreichende Produktverfügbarkeit gegeben.

→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen für Planung und Ausschreibung sind in den WECOBIS Planungs- & Ausschreibungshilfen (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
Dispersions- und PU-Klebstoffe im Außenraum
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade

P&A zu flächigen Klebstoffen / Verlegewerkstoffen:
Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten
Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge
werkseitig aufgebrachte Verlegewerkstoffe
Tapetenkleber

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

Einordnung Kleb- und Dichtstoffe im Bestand

Die Einordnung von Materialien im Bestand erfolgt in WECOBIS jeweils gesammelt für die ganze Obergruppe. Für Klebstoffe siehe dazu Klebstoffe im Bestand, für Dichtstoffe siehe dazu Dichtungen, Abdichtungen im Bestand.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

Einordnung Kleb- und Dichtstoffe

Kleb- und Dichtstoffe können die Qualität der Innenraumluft maßgeblich beeinflussen. Insbesondere am Ende der Bauzeit eingebrachte Dichtmassen führen immer wieder zu Problemen bei der Raumluftmessung.
Eine möglichst geringe Belastung kann z.B. durch emissionsgeprüfte Produkte mit Blauem Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1plus und den Ausschluss oximvernetzender Silikone erreicht werden.

Produktgruppe Zu erwartende VOC-Emissionen Zu erwartende Formaldehyd-­Emissionen

lösemittelfreie Produkte1:
lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe, Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe (möglichst nicht amin- oder oximvernetzend)

möglich keine
lösemittelarme Produkte (< 5% Lösemittel):
Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffemit geringem Lösemittelanteil
möglich keine

lösemittelhaltige Produkte:
lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

hoch keine
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen
keine
Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC.
möglich
Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen. Bei der Produktwahl ist auf geeignete Zeichen und Deklarationen zu achten. Siehe dazu die Informationen im Reiter "Zeichen & Deklarationen".
hoch
Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen.

1 Im Bereich der lösemittelfreien Kleb- + Dichtstoffe gibt es praktisch in jeder Produktgruppe emissions- und schadstoffgeprüfte Produkte mit Blauem Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1plus.

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung

Einordnung Kleb- und Dichtstoffe

Rückbaubarkeit

Kleb-+ Dichtstoffe können nur mit sehr hohem Aufwand ausgebaut werden. Die Rückbaubarkeit ist deshalb kaum gegeben.

Sortenreinheit

Kleb-+ Dichtstoffe können nur mit hohem Aufwand sortenrein zurückgebaut werden. Sie treten im Rückbau oft auch als Anhaftungen an anderen Baustoffen in Erscheinung und können die Recyclingfähigkeit dieser Baustoffe vermindern.

Verwertbarkeit

Da Kleb-+ Dichtstoffe immer mit anderen Baustoffen verbunden sind und ihre Funktion die möglichst starke und andauernde Haftung auf dem Untergrund bedingt, können sie oft nur als Anhaftung an anderen Baustoffen entsorgt werden.

  • Eine stoffliche Verwertung ist bei Kleb-+ Dichtstoffen nicht möglich.
  • Die energetische Verwertung von reinen Kleb-+ Dichtstoffen ist möglich und führt bei vorschriftsgemäßer Rauchgasreinigung zu keinen relevanten Emissionen. Sofern die Kleb-+ Dichtstoffe als Anhaftungen zusammen mit anderen brennbaren Abfällen entsorgt werden, stellt die energetische Verwertung den besten Entsorgungsweg dar.
  • Kleb-+ Dichtstoffe können als Anhaftungen auf Bauteilen in die Deponie gelangen. Die Abbauprodukte stellen eine Belastung für die Deponieabwässer dar.

weitere Informationen zur Nachnutzung (z.B. Deponieverhalten, Abfallschlüssel)

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Technisches

Technische Daten

Die relevantesten technischen Eigenschaften von Klebstoffen im Baubereich umfassen Zugscherfestigkeit, Haftzugfestigkeit, Trocknungszeit, Topfzeit, und Haltbarkeit. Da die Eigenschaften bei Klebstoffen sehr produktspezifisch sind, müssen genauere Angaben aus den jeweiligen technischen Merkblättern der Produkte entnommen werden.

Eigenschaften der Klebstoffe / Polyurethan-Kleb- und Dichtstoffe

Abbindemechanismus:

chemisch

Erhärtungstyp:

kalthärtend

Mech. Eigenschaften:

plastomer, duromer oder elastomer

Auszug aus: Übersichtstabelle Oberbegriff Klebstoffe

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN EN 923: Klebstoffe – Begriffe und Definitionen

Für die Anwendung von Klebstoffen bestehen anwendungsspezifische Normen. Für die wichtigsten Anwendungsbereiche wird untenstehend eine Auswahl wiedergegeben.

Bodenbeläge

DIN EN 14259: Klebstoffe für Bodenbeläge - Anforderungen an das mechanische und elektrische Verhalten

Parkett

DIN EN 14293: Klebstoffe - Klebstoffe für das Kleben von Parkett auf einen Untergrund - Prüfverfahren und Mindestanforderungen

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Literaturtipps

Meier-Westhues, Ulrich. Polyurethane : Lacke, Kleb- Und Dichtstoffe. Hannover: Vincentz Network, 2007. Print. Technologie Des Beschichtens.

Müller, Bodo, and Rath, Walter. Formulierung Von Kleb- Und Dichtstoffen : Das Kompetente Lehrbuch Für Studium Und Praxis. 3., Vollständig überarbeitete Auflage ed. Hannover: Vincentz Network, 2015. Print. Farbe Und Lack - Bibliothek.

Produktdatenblätter verschiedener Hersteller

PU-Kleber-Ratgeber (abgerufen am 18.09.2020)

Klebeprofi / PU Klebstoffe (abgerufen am 18.09.2020)

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Die Chemie der Polyurethan-Klebstoffe und -Dichtstoffe lässt sich verhältnismäßig eindeutig charakterisieren, obwohl mit der raschen Entwicklung auch innerhalb dieser Produktgruppe immer neuere Modifikationen auftauchen. Die reaktiven Komponenten (Harz, Härter) sowie die Hilfsstoffe stammen aus den großen chemischen Industriebetrieben, mit Erdöl-, Erdgas- und teilweise Kohlederivaten als Rohstoffbasis. Die Füllstoffe stammen aus mineralischen Rohstoffen. Nähere Angaben zur Rohstoffherkunft und -intensität der Harz- und Härterkomponenten sind unter Polyurethan beschrieben.

Polyurethan-Klebstoffe und -Dichtstoffe
Richtrezeptur Rohstoffherkunft
1K Polyurethan (feuchtigkeitshärtend)
20-100% Bindemittel Aus fossilen Rohstoffen hergestellte Isocyanat-terminierte Prepolymere oder Prepolymer-Mischungen
0-10% Lösemittel Aus Erdöl gewonnene organisch-synthetische Verbindungen
0-50% Füllstoffe Aus mineralischen Rohstoffen gewonnene Gesteinsmehle (Kreide, Talkum, Schwerspat, Quarz- oder Schiefermehl)
0-30% Hilfsstoffe Aus fossilen Rohstoffen hergestellte organisch-synthetische Verbindungen wie Weichmacher, Stabilisatoren, Katalysatoren, Thixotropiermittel, Trocknungsmittel, Flammschutzmittel etc.; keine Topfkonservierungsmittel (Biozide)
2K Polyurethan
5-50% Harzkomponente Aus fossilen Rohstoffen gewonne Polyetherpolyole, Polyesterpolyole (Polyesterpolyole sind weniger flexibel als Polyether und ergeben steifere und festere Klebefilme)
5-50% Härterkomponente Aus fossilen Rohstoffen hergestellte monomere Isocyanate oder Mischungen mit oligomeren Isocyanat-terminierten Präpolymeren. Aufgrund der Toxizität vermeidet man die Verwendung der Monomere und setzt monomerarme Derivate oder monomerarme Prepolymere ein.
0-10% Lösemittel Aus Erdöl gewonnene organisch-synthetische Verbindungen
0-60% Füllstoffe Aus mineralischen Rohstoffen gewonnene Gesteinsmehle (Kreide, Talkum, Schwerspat, Quarz- oder Schiefermehl)
5-10% Hilfsstoffe Aus fossilen Rohstoffen hergestellte organisch-synthetische Verbindungen wie Weichmacher, Stabilisatoren, Katalysatoren, Thixotropiermittel, Trocknungsmittel, Flammschutzmittel etc.; keine Topfkonservierungsmittel (Biozide)

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle wie auch der mineralischen Rohstoffe ist mit Umweltrisiken verbunden.

Verfügbarkeit

Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von fossilen Rohstoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre.

Die mineralischen Rohstoffe sind auch langfristig nicht erschöpft, eine Knappheit ist nicht zu erwarten.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

In der Polyurethanproduktion ist die Verwendung von Recyclingrohstoffen nicht sinnvoll. Lösemittel aus industriellen Quellen können gereinigt und erneut eingesetzt werden. Eine Verwendung von Recyclingmaterial in Füllstoffen ist für alle Kleber denkbar. Detaillierte Informationen für die Klebstoffproduktion liegen jedoch nicht vor.

Radioaktivität

Radioaktivität spielt für Polyurethan-Klebstoffe und -Dichtstoffen keine Rolle.

Quellen

Meier-Westhues, Ulrich. Polyurethane : Lacke, Kleb- Und Dichtstoffe. Hannover: Vincentz Network, 2007. Print. Technologie Des Beschichtens.

Müller, Bodo, and Rath, Walter. Formulierung Von Kleb- Und Dichtstoffen : Das Kompetente Lehrbuch Für Studium Und Praxis. 3., Vollständig überarbeitete Auflage ed. Hannover: Vincentz Network, 2015. Print. Farbe Und Lack - Bibliothek.

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Herstellung

Prozesskette

Herltellung PUR Kleb- und Dichtstoffe

Herstellungsprozess

Die Herstellung von Harz- (Polyol) und Härterkomponenten (Isocyanat) ist kompliziert und aufwendig und detaillierter unter Polyurethan beschrieben. Die Verarbeitung zu Kleb- und Dichtstoffen besteht aus einer Mischung mit zusätzlichen Hilfsstoffen und Füllstoffen.

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.

Graue Energie

In der nachfolgenden Tabelle ist die Graue Energie (Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) für die Herstellung der Bestandteile von Klebstoffen und den formulierten Produkten abgeschätzt. Die Berechnung geht von der in jeder Produktgruppe angenommenen Richtrezeptur aus und darf nur als Grobabschätzung betrachtet werden.

Die Graue Energie ist ausgesprochen vom Anteil der Harz- und Härterkomponenten abhängig. Die Herstellung der Füllstoffe, Hilfsstoffe und Lösemittel ist nicht produktgruppenspezifisch.

Die in der Tabelle aufgezeichneten Werte müssen im konkreten Fall auf die Flächeneinheit umgerechnet werden. Doch auch bei einer flächenbezogenen Betrachtung ändern sich die relativen Unterschiede in der Grauen Energie der Produktgruppen nicht.

Grobabschätzung der Grauen Energie von Klebstoff-Produktgruppen

 

Dispersions-

Klebstoffe
Kleister

Lösemittel-

Klebstoffe
Polyurethan-
Klebstoffe

Epoxidharz-

Klebstoffe
Bindemittel /Hilfsstoffe [MJ/kg] 80-120 20-30 80-120 100-110 140-150
Lösemittel [MJ/kg] 50-80 - 50-80 50-80 50-80
Füllstoffe [MJ/kg] 1-5 1-5 1-5 1-5 5-10
Wasser [MJ/kg] < 0.1 < 0.1 - - -
Klebstoff-Produkte [MJ/kg] 30-50 3-8 50-70 60-80 95-115

Charakteristische Emissionen

Emissionen in der Herstellung von Klebstoffen sind von der Zusammensetzung des Klebstoffs abhängig. Lösemittelhaltige Klebstoffe führen in der Produktion typischerweise zu Lösemittelemissionen, die kontrolliert werden müssen, z. B. durch Absaugung aus geschlossenen Systemen. Mineralische Füllstoffe können zu Staubemissionen führen. Prozesswasser muss, soweit vorhanden, gemäß den Vorgaben der „Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer“ kontrolliert und behandelt werden. Die Emissionen der Polyurethanherstellung sind im Kapitel zum Grundstoff Polyurethan eingehend beschrieben.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Für die Gefährdungsbeurteilung und daraus abzuleitende Schutzmaßnahmen für Arbeiten mit Isocyanaten liegt die TRGS 430 vor. Arbeitsplatzgrenzwerte liegen nur für monomere Isocyanate vor. Bei der Herstellung von PUR-Kleb- und Dichtstoffen liegen jedoch auch polymeren Isocyanate vor. Die TRGS 430 beschreibt deshalb Verfahren zur Bewertung einer möglichen Gefährdung durch die gesamte Isocyanatexposition. Die Gefährdungsbeurteilung muss vom Arbeitgeber durchgeführt, schriftlich dokumentiert und bei maßgeblichen Veränderungen aktualisiert werden. Die TRGS 430 legt für die Herstellung von Isocyanaten technische Schutzmaßnahmen fest.

Maßnahmen Umweltschutz

Maßnahmen, die über die deutschen Vorschriften oder anlagenspezifischen Anforderungen hinausgehen/ nur wenn EPD vorh.

Transport

Der Transport jener Ausgangsstoffe welche auf fossilen Rohstoffen basieren (Bindemittel, Lösemittel, Hilfsstoffe) ist generell mit längeren Transportwegen und größeren Umweltrisiken behaftet als der Transport der Ausgangsstoffe welche auf mineralischen Rohstoffen basieren (Füllstoffe). In der Produktionskette werden auch Güter mit Gefahrstoffkennzeichnung transportiert. Da jedoch Bindemittel, Lösemittel sowie Hilfsstoffe in einer Vielzahl von verschiedenen Produkten verwendet werden (nicht nur in Klebstoffen) ist die Umweltrelevanz des Transports nicht spezifisch für die Herstellung von Kleb- und Dichtstoffen.

Quellen

baua: TRGS 430 Isocyanate - Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen

Büro für Umweltchemie (Hrsg.): Graue Energie von Baustoffen, Büro für Umweltchemie, 1995, Zürich

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Die Verarbeitung von einkomponentigen Polyurethan-Kleb- und Dichtstoffen ist relativ einfach. Die Verarbeitung von zweikomponentigen Systemen ist hingegen anspruchsvoll. Die Anweisungen der Hersteller insbesondere zu Mischungsverhältnissenn und zu den zulässigen Luftfeuchtigkeit und Temperaturen müssen genau beachtet werden.

1K-PUR-Klebstoffe härten durch die Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit. Bei 2K-PUR-Klebstoffen ist die höchstzulässige Verarbeitungszeit, die von wenigen Minuten bis zu Stunden reichen kann, zu beachten.

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Alle PUR-Kleb- und Dichtstoffe können Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch Einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann die Verarbeitung bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen.

Für die Gefährdungsbeurteilung und daraus abzuleitende Schutzmaßnahmen für Arbeiten mit Isocyanaten liegt die TRGS 430 (Isocyanate - Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen) vor. Arbeitsplatzgrenzwerte liegen nur für monomere Isocyanate vor. Bei der Anwendung von PUR-Klebstoffen kommen die Anwender jedoch auch mit polymeren Isocyanaten in Kontakt. Die TRGS 430 beschreibt deshalb Verfahren zur Bewertung einer möglichen Gefährdung durch die gesamte Isocyanatexposition. Die Gefährdungsbeurteilung muss vom Arbeitgeber durchgeführt, schriftlich dokumentiert und bei maßgeblichen Veränderungen aktualisiert werden. In der Anwendung sind sowohl technische, organisatorische, als auch persönliche Schutzmaßnahmen vorzusehen.

AGW-Werte

Für Lösemittel und Isocyanate existieren Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW). Diese sind je nach Lösemittel bzw. Isocanat verschieden hoch. Eine detaillierte Aufstellung nach GISBAU Produkt-Codes findet sich auf WINGIS online unter Produktcodes, Kategorie Polyurethan-Systeme im Bauwesen.

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >=  0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

In der nachfolgenden Tabelle sind die arbeitshygienischen Risiken  der PUR-Kleb- und Dichtstoffe nach GISBAU Produkt-Codes zusammengefasst. Die Details der Gesundheitsgefährdung und der erforderlichen Schutzmaßnahmen können bei den jeweiligen GISBAU-Produktgruppen abgefragt werden.

Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. Es ist daher grundsätzlich zu prüfen, ob der Einsatz von lösemittelfreien Produkten mit dem GISBAU Produkt-Code PU10 möglich ist. (s. GISBAU  Produktdatenblätter/ Ersatzstoffe)

GISBAU Produkt-Codes Polyurethan-Klebstoffe für punkt-und linienförmige Verklebungen und Polyurethan-Dichtstoffe

PU-Systeme, lösemittel-frei

PU-Systeme, lösemittelhaltig

 

PU-Systeme, lösemittelhaltig, gesundheits-schädlich

PU-Systeme, lösemittelfrei, gesundheits-schädlich, sensibilisierend

PU-Systeme, lösemittelhaltig, gesundheits-schädlich, sensibilisierend

PU-Systeme, Reaktions-komponente auf Aminbasis, gesundheits-schädlich, sensibilisierend

PU10

PU20

PU30

PU40

PU50

PU60

Emissionen

Der Lösemittelgehalt in Polyurethanklebstoffen für punkt- und linienförmige Verklebungen liegt zwischen 0 - 10%. Die Lösemittelemissionen sind ebenfalls abhängig von der Auftragsmenge. Da die hier beschriebenen Klebstoffe sowie Dichtstoffen nicht flächig eingesetzt werden, ist der mögliche Einfluss der Emissionen auf die Innenraumluftbelastung geringer als bei flächigen Anwendungen wie z.B. Klebstoffe für Bodenbeläge.

Lösemittelemissionen [g/m²] in Abhängigkeit vom Lösemittelgehalt des PUR-Klebstoffs

 

< 0.5 %

< 5 %

 <10%

Auftragsmenge 150-300 g/m²

< 2

< 15

< 30

Umweltrelevante Informationen

Wassergefährdung

Polyurethan-Klebstoffe und -Dichtstoffe enthalten Bindemittel und gegebenenfalls Lösemittel welche gemäß VwVwS (Einstufung aufgrund der Verwaltungsvorschrift wassergefährdender Stoffe) als “schwach wassergefährdend“ bis “wassergefährdend“ eingestuft werden.

Entsorgung von Restmaterial

Nicht ausgehärtete Reste müssen einer speziellen Behandlung unterzogen bzw. an den Sammelstellen abgegeben werden und dürfen nicht als Restmüll entsorgt werden.

Restentleerte Metallgebinde können als Metallschrott verwertet werden. Die umweltgerechten Entsorgungsleistungen beim Arbeiten mit Klebstoffen und Dichtstoffen sind bereits in der Ausschreibung für alle Unternehmen festzulegen.

Transport

Polyurethan-Kleb- und Dichtstoffe sind nicht als Gefahrgut gekennzeichnet. Für den Transport bestehen daher keine spezifischen Auflagen.

Quellen

baua: TRGS 430 "Isocyanate - Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen", Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012

Meier-Westhues, Ulrich. Polyurethane : Lacke, Kleb- Und Dichtstoffe. Hannover: Vincentz Network, 2007. Print. Technologie Des Beschichtens.

Müller, Bodo, and Rath, Walter. Formulierung Von Kleb- Und Dichtstoffen : Das Kompetente Lehrbuch Für Studium Und Praxis. 3., Vollständig überarbeitete Auflage ed. Hannover: Vincentz Network, 2015. Print. Farbe Und Lack - Bibliothek.

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Klebstoffe formuliert.

Um das Emissionsverhalten von Produkten zuverlässig beschreiben zu können, wurde 1997 von der GEV (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V., Düsseldorf) das Klassifizierungssystem EMICODE eingeführt. Klebstoffe und Dichtstoffe mit EMICODE-Klassierungen EC1plus, EC1 oder EC2 weisen deutlich tiefere Emissionen auf, als im AgBB-Bewertungsschema gefordert.

PUR-Kleb- und Dichtstoffe mit dem GISBAU Produkt-Code PU10 können sich für die EMICODES EC1plus und EC1 "sehr emissionsarm" qualifizieren.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

TVOC: Beim Einsatz lösemittelfreier PUR-Kleber und Dichtstoffe (PU10) entstehen keine Lösemittelemissionen. Jedoch können höhersiedende Stoffe (z.B. Weichmacher, hochsiedende Lösemittel) über einen längeren Zeitraum an die Raumluft abgegeben werden. Bei unsachgemäßer Verarbeitung (Temperatur, Feuchtigkeit, Mischungsverhältnis) kann es zu erhöhten Emissionen und Geruchsbelästigungen kommen.

Andere mögliche Emissionen sind:

  • Metallstabilisatoren im Promille-Bereich
  • u.U. Weichmacher und andere Hilfsstoffe in einigen %
  • u.U. Restmonomere in sehr geringen Konzentrationen

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Bei einer Außenanwendung sind die gleichen Emissionen wie bei der Innenanwendung möglich. Allerdings führen die Emissionen im Aussenbereich kaum zu einer umweltrelevanten Belastung.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Da es sich beim Polyurethan um einen duroplastischen Kunststoff handelt, schmilzt dieser nicht und tropft nicht ab, somit trägt PUR nicht zur Brandausbreitung bei. Brennendes Polyurethan entwickelt viel Qualm. Durch thermischen Abbau der Polyurethane bilden sich teilweise die Isocyanate zurück. Aufgrund des Stickstoffanteils im Polyurethan entsteht im Brandfall giftige Blausäure, im Zusammenwirken mit dem bei jedem Brand entstehenden Kohlenmonoxid können sehr gefährliche Brandgase entstehen.

Aufgrund der üblicherweise geringen Mengen beim Einsatz von Kleb- und Dichtstoffen kann man in dieser Baustoffgruppe jedoch davon ausgehen, dass PUR-Kleb- und Dichtstoffe keine besondere Gefährdung im Brandfall darstellen.

Wassereinwirkung

PUR-Klebstoffe und Dichtstoffe sind wasserbeständig. Eine Umweltgefährdung durch Wassereinwirkung ist nicht zu erwarten.

Beständigkeit Nutzungszustand

Verklebungen mit PUR-Klebstoffen sind gegen Umwelt- und Witterungseinflüsse im Allgemeinen beständig. Eine Erweichung des Klebers findet nicht statt. PUR-Klebstoffe sind auch beständig gegen Schmiermittel und Treibstoffe sowie gegen verdünnte Säuren, Laugen und Lösemittel. Aufgrund der Beständigkeit und der guten technischen Eigenschaften werden PUR-Kleber mit steigender Tendenz angewandt. Die UV-Beständigkeit ist umstritten, sie spielt aber im Innenraum praktisch keine Rolle. PUR-Dichtstoffe in hellen Farben haben eine Tendenz zur Vergilbung, wenn sie im Aussenbereich eingesetzt werden.

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Datenbank als PDF

In der Datenbank finden sich allerdings nur Informationen zu ggf. verklebten Bodenbelägen. Klebstoffe werden nicht geführt.

Instandhaltung

Eine Instandhaltung ist bei Klebstoffen nicht relevant respektive möglich. Exponierte Dichtstoffe an der Gebäudehülle müssen gegebenenfalls erneuert werden.

Quellen

Daten und eigene Berechnungen, büro für umweltchemie. Zürich

Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten, AgBB-Bewertungsschema 2018, Online-Quelle abgerufen am 18.11.2020

DIBt (Deutsches Institut für Bautechnik) (2010), Grundsätze zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen, Stand Oktober 2010, Online-Quelle abgerufen am 10. Juli 2012

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

Nachnutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Kleb- + Dichtstoffe haften funktionsbedingt auf dem damit beschichteten Bauteil und werden normalerweise im Verbund rückgebaut. Sie selbst verursachen dann i.d.R. keine besonderen Umwelt- und Gesundheitsrisiken beim Rückbau.
Für Materialien im derzeitigen Altbestand gilt ggf. anderes → siehe dazu auch Klebstoffe im Bestand, Dichtungen, Abdichtungen im Bestand

Wiederverwendung

Eine Wiederverwendung von Fugendichtstoffe oder Klebstoffen ist nicht möglich. Klebeverbindungen von Bauteilen können die Wiederverwendung der Bauteile erschweren oder verhindern.

Stoffliche Verwertung

Eine stoffliche Verwertung von Kleb-+ Dichtstoffen kommt aufgrund ihrer Verarbeitungsform grundsätzlich nicht in Frage. Da sie auf anderen Bauteilen anhaften, ist eine sortenreine Erfassung praktisch nicht möglich. Mit Kleb-+ Dichtstoffen behandelte Baustoffe werden in ihrer Recyclierbarkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen. Dies gilt insbesondere für Gipsbaustoffe, Mauerwerk und Beton.

Energetische Verwertung

Alle Kleb-+ Dichtstoffe können gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe enthalten. Gemäß der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sollen Dichtstoff-Abfälle mit den Kunststoffen gesammelt und einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Falls die Abfälle gemischt erfasst werden, sind sie einer Vorbehandlungsanlage zuzuführen. Die Verwertung ist in beiden Fällen vorgeschrieben. Bei der Verbrennung von Dichtstoffresten oder brennbaren Materialien, die damit verunreinigt sind, ergeben sich keine besonderen Entsorgungsprobleme. Die Verbrennung erzeugt bei vorschriftsmäßiger Rauchgasreinigung keine relevanten Emissionen.

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Kleb-+ Dichtstoffe können als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie gelangen, wo sie über längere Zeiträume abgebaut werden und ggf. die Deponieabwässer belasten. Spezifische Untersuchungen zum Verhalten der Stoffgruppe in Inertstoff-Deponien sind nicht vorhanden. Bei der Zersetzung der Kleb-+ Dichtstoffe können ggf. enthaltene Biozide oder Zinnkatalysatoren freigesetzt werden.

EAK-Abfallschlüssel

Restentleerte Metallgebinde können als Metallschrott verwertet werden. Auf einer vorbildlichen Baustelle werden keine Gebinde in die Kanalisation ausgewaschen. Die umweltgerechten Entsorgungsleistungen beim Arbeiten mit Kleb-+ Dichtstoffen sind bereits in der Ausschreibung für alle Unternehmen festzulegen.

Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Zudem ist die Zuordnung davon abhängig, wo der Abfall anfällt. Einem Baustellenabfall wird ein anderer Abfallcode zugewiesen als einem Abfall aus einem Gewerbebetrieb oder einem Privathaushalt. Die aufgeführten Abfallcodes stehen deshalb nur als Hinweis und können nicht jeden konkreten Entsorgungsfall abdecken. Daher ist im konkreten Fall eine Abklärung mit den zuständigen Behörden oder dem beauftragten Entsorgungsunternehmen notwendig. Die bei Kleb-+ Dichtstoff-Arbeiten oder im Rückbau anfallenden Abfälle sind wie folgt zu entsorgen:

Entsorgungsgut Zustand Abfall-
volumen
Entsorgung
als
EAK-Abfall-
schlüssel
Entsorgung
Verpackungen mit Resten Reste ausgehärtet gering Hausmüll - Hausmülltonne
Verpackungen mit Resten Reste ausgehärtet hoch

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen.

08 04 09*

 

08 04 10

 

17 09 04

Entsorger
Verpackungen mit Resten Reste ausgehärtet  -

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

08 04 09*

 

08 04 10 

Entsorger
Dicht- oder Klebstoffreste ausgehärtet gering Hausmüll - Hausmülltonne
Dicht- oder Klebstoffreste ausgehärtet  hoch

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen.

08 04 09*


08 04 10


17 09 04
 Entsorger
Dicht- oder Klebstoffreste nicht ausgehärtet -

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

08 04 09*


08 04 10
Entsorger

Quellen

Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012, Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012

LAGA (2003): Vollzugshinweise zur Gewerbeabfallverordnung (Download)