Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Formaldehydharz ist der Oberbegriff für eine ganze Gruppe von Kunstharzen, mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften. Allen gemeinsam ist Formaldehyd, das mit einem oder mehreren Reaktionspartnern kombiniert werden kann. Die Harze werden durch Umsetzung von Formaldehyd mit Harnstoff, Melamin, Phenol oder Resorcin hergestellt.
Formaldehydharze gehören zu den ältesten Kunststoffprodukten. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Novolake (aus PF-Harz) als Ersatz für Schellack eingeführt. Seit 1910 gibt es die als Bakelite bekannten Phenolharz-Formmassen. Die industrielle Herstellung von Harnstoff-Formaldehydharzen begann 1926.
Formaldehydharze werden nach den eingesetzten Reaktionspartnern für Formaldehyd eingeteilt. Die wichtigsten Typen umfassen:
Harz-Kombinationen | Kurzzeichen |
Harnstoff-Formaldehydharze | UF-Harze |
Melamin-Formaldehydharze | MF-Harze |
Phenol-Formaldehydharze | PF-Harze |
Resorcin-Formaldehydharze | RF-Harze |
Melamin-Harnstoff-Formaldehydharze | MUF-Harze |
Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehydharze | MUPF-Harze |
Phenol-Resorcin-Formaldehydharze | PRF-Harze |
Wesentliche Bestandteile
Bei der chemischen Reaktion zwischen Formaldehyd und den Reaktionspartnern wird Wasser abgespalten, weshalb man häufig auch von Kondensationsharzen spricht. Die Aushärtung der Harze erfolgt durch Erhitzen und/oder Zugabe von Katalysatoren oder Härtern. Nach der Reaktion liegt Formaldehyd chemisch gebunden abwechselnd mit den Reaktionspartnern in Ketten vor. Bei Zugabe von Härtern werden die Ketten vernetzt. Man spricht in diesen Fällen von säurehärtenden Lacken.
Charakteristik
Formaldehyd ist bei Zimmertemperatur gasförmig, löst sich jedoch sehr gut in Wasser. Eine wässrige Lösung mit bis zu 40% Formaldehyd wird als Formalin bezeichnet. Die Reaktionspartner sind Massenprodukte aus der Grundstoffchemie.
Formaldehydharze haften sehr gut auf Holz und mineralischen Werkstoffen und werden deshalb als Bindemittel für Spanplatten und Steinwolle- oder Glaswolle-Dämmungen eingesetzt.
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Formaldehydharze sind die am häufigsten auftretende Quelle für Formaldehyd-Emissionen im Innenraum.
Zum Thema Formaldehyd gibt es ein Sonderthema in WECOBIS:
Formaldehyd - Eigenschaften, Verwendung, Regelung, Sanierung
Dr. Gerd Zwiener, Sachverständigen-Büro Dr. Zwiener, 2015 / aktualisiert Dezember 2016
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Die Bedeutung der Formaldehydharze, die heute nur noch als Holzwerkstoffbindemittel und säurehärtende Lacke angewendet werden, nimmt ab. Sie werden mehr und mehr durch Polyurethane verdrängt. Für Melamin-Formaldehydharze wird auch die Bezeichnung Melaminharze und für Phenol-Formaldehydharze die Bezeichnung Phenolharze verwendet.
Wichtige Anwendungen außerhalb des Baubereichs sind Gehäuse und Isolierungen.
Harz-Kombinationen |
Kurzzeichen |
Hauptanwendungsbereiche |
Harnstoff-Formaldehydharze |
UF-Harze |
Spanplatten, MDF-Platten, Ortsschaumstoffe |
Melamin-Formaldehydharze |
MF-Harze |
Dekor-Beschichtungen von Holzwerkstoffen, Beschichtung von Laminaten und Deckfurnieren |
Phenol-Formaldehydharze |
PF-Harze |
Spanplatten, Bindemittel von Sperrholz u.a. wasserfest verleimten Holzwerkstoffen, Bindemittel in Stein- und Glaswolle |
Resorcin-Formaldehydharze |
RF-Harze |
Als Holzleim im Gemisch mit PF |
Melamin-Harnstoff-Formaldehydharze |
MUF-Harze |
Holzwerkstoffe |
Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehydharze |
MUPF-Harze |
Spanplatten u.a. wasserfest verleimte Holzwerkstoffe |
Phenol-Resorcin-Formaldehydharze |
PRF-Harze |
Holzleim |
Produktionsmenge und Verbrauchszahlen
Jahresproduktionsmenge
Produktionsmenge 2010 [Mio t] | Deutschland | Europa | Welt |
Kunststoff-Verbrauch | 20,7 | 57 | 265 |
Jahresverbrauchszahlen
Verbrauchszahlen 2010 [Mio t] | Deutschland | Europa | Welt |
Kunststoffe insgesamt | 13,3 (2009) | 46,4 | k.D.v |
Kunststoffe Bausektor | 2,6 (2009) | 9,6 | k.D.v |
Phenol-Formaldehydharze (PF) | k.D.v | 0,6 | 3,2 |
k.D.v.: keine Daten verfügbar
Quellen
L. Pilato (Hrsg.), Phenolic Resins: A century of progress, Springer, 2010
A. Gardziella, L.A. Pilato, A.Knop, Phenolic Resins, 2. Ed., Springer, 1999
G. Beer; Kunststoffe 86 (10); 1996;
U. Berghaus; Kunststoffe 97 (5); 1997;
J.Brandrup (Hrsg.); Die Wiederverwertung von Kunststoffen; 1995; Hanser Verlag; München
Bremer Umwelt Institut e.V., Umweltstiftung WWF (Hrsg.); Kunststoffe. Umwelt- und Gesundheitsgefahren; 1995; Bremer Umweltinstitut e.V.; Bremen
Creemers 96; Thermoplastische Elastomere, eine Übersicht in Kunststoffe 86 (12); 1996
P.Kindermann; Bauen mit Kunststoffen und neuen Baustoffen, Band 1; 1995;
PLASTICS EUROPE – Der Verband der Kunststofferzeuger; Kunststoff Werkstoff des 21. Jahrhunderts: Tendenzen der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung, Büssel plasticseurope, 2008.
FfE Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. München; Ganzheitliche Bilanzierung von Grundstoffen und Halbzeugen, Teil IV Kunststoffe, Juli 1999.
Produktionszahlen und Verbrauchszahlen:
Consultic, Kunststoffe in Deutschland, Kurzfassung, PlasticsEurope, Brussels, 2010, plasticseurope
PlasticsEurope, Plastics – the Facts 2011, Brussels, 2011, plasticseurope
Technisches
Technische Daten
UF-Harz |
MF-Harz |
Phenolharze |
|
Rohdichte [g/cm³] | 1,5 | 1,5 | 1,2-1,9 |
Wasseraufnahme in 24 h [%] | 0,8 | 0,6 | 0,1 |
Wärmeleitfähigkeit [W/mK] | 0,36 | 0,35 | 0,3-0,7 |
Gebrauchstemperaturgrenzen Langzeit [°C] | 70 | 80 | 100-140 |
Bei den angegebenen Daten handelt es sich um typische Werte, bezogen auf ausgehärtete Produkte. Die technischen Daten für spezielle Produkte können von den angegebenen Werten abweichen, da sich die Produkte hinsichtlich der Zusammensetzung (Anteil von Füllstoffen usw.) stark voneinander unterscheiden können.
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
ISO 10082 | Kunststoffe - Phenolharze - Klassifizierung und Prüfverfahren |
DIN 53748 | Chemische Analyse von Phenol-Formaldehydharzen, Phenoplast-Formmassen und -Formstoffen |
DIN EN ISO 4597-1 | Kunststoffe - Härter und Beschleuniger für Epoxidharze - Teil 1: Kennzeichnung |
DIN EN ISO 1043-2 | Kunststoffe - Kennbuchstaben und Kurzzeichen - Teil 2: Füllstoffe und Verstärkungsstoffe |
DIN EN ISO 1043-3 | Kunststoffe - Kennbuchstaben und Kurzzeichen - Teil 3: Weichmacher |
DIN EN ISO 1043-4 | Kunststoffe - Kennbuchstaben und Kurzzeichen - Teil 4: Flammschutzmittel |
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Die Datenlage über den Rohstoffverbrauch in der Produktion von Formaldehydharzen ist ungenügend, es sind keine zuverlässigen Daten über die Mengen an Rohstoffen zur Herstellung von Formaldehydharzen verfügbar.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Phenol, Resorcin und Formaldehyd können aus allen fossilen Rohstoffen (Erdöl, Erdgas, Kohle) gewonnen werden. Es handelt sich um Grundstoffe, die in großen Mengen produziert werden und in der chemischen Produktion vielfältige Verwendung finden. Es sind Ausgangs- und Hilfsstoffe für sehr viele chemische Industriezweige.
Harnstoff und Melamin haben ihren Ursprung in der Luft. Aus Luftstickstoff wird in einer energieintensiven Umwandlung Ammoniak gewonnen, das als Zwischenprodukt für die Harnstoffsynthese dient. Harnstoff ist wiederum Zwischenprodukt für Melamin. Auch Harnstoff und Melamin sind Chemikalien, die in der Düngemittel-, Pestizid- und Farbchemie Schlüsselrollen spielen und weltweit in großen Mengen produziert werden.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Für Formaldehydharze gibt es kein Recycling. Produktionsabfälle können höchstens als Zuschlagstoffe erneut in der Produktion eingesetzt werden.
Radioaktivität
Radioaktivität spielt für Formaldehydharze keine Rolle
Landinanspruchnahme (Landuse)
Die Erdölgewinnung beansprucht verhältnismäßig kleine Flächen. Allerdings können Tankerunfälle zu großräumigen Verschmutzungen führen.
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Die Herstellung von Formaldehyd und den Reaktionspartnern findet in Betrieben der chemischen Großindustrie statt. Formaldehyd wird aus Erdöl/Erdgas über die Zwischenstufe Methanol hergestellt. Phenol und Resorcin zur Herstellung der PF-/RF-Harze und entsprechender Kombinationen (PRF-Harze) werden ebenfalls aus Erdöl/Erdgas über die Zwischenstufen Propen und Benzol hergestellt. Harnstoff und Melamin, die zur Synthese von UF-/MF-Harzen und entsprechender Kombinationen (MUF-Harze) benötigt werden, werden aus Stickstoff und Wasserstoff hergestellt. Anschließend werden die entsprechenden Harze aus den Komponenten hergestellt.
Die sog. Vorkondensate - die flüssigen, in Wasser gelösten, noch nicht ausgehärteten Harze - werden an die verarbeitende Industrie geliefert, welche die Harze zur Herstellung von Spanplatten oder Lacken verwendet. Die fertigen Produkte werden durch Erhitzen und/oder Zugabe von Härtern zum festen Harz ausgehärtet.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) von Bauprodukten liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden.
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze in der ÖKOBAUDAT. Aus dem Bereich der Grundstoffe/Ausgangsstoffe findet man dort nur für direkt als Bauprodukte einsetzbare Materialien entsprechende Datensätze wie z.B. für Bindemittel (Gips, Zement, Kalk usw.) oder Zuschläge (Gesteinskörnungen). Datensätze zu Kunststoffen als Ausgangsstoffe findet man dort nicht.
→ Datenbank der ÖKOBAUDAT
Graue Energie
Die Datenlage über die Graue Energie der Herstellung von Formaldehydharzen ist dürftig. Die Ökobilanzdatenbank ecoinvent beinhaltet Datensätze für die Herstellung von Harnstoff-Formaldehydharz (UF) und Melaminformaldehydharz (MF-Harz). Die Daten basieren auf Literaturwerten und -angaben für die Produktion. Die Grundlagen für die Daten in der verwendeten Literatur sind nicht bekannt. Die Daten für das Vorprodukt Melamin sind ebenfalls mit großen Unsicherheiten behaftet. Verlässlicher sind die Daten zur Harnstoffproduktion und zu Formaldehyd.
Graue Energie pro kg Kunststoff |
Einheit |
Ausgangsprodukte Harnstoff-Formaldehydharz (UF-Harz) |
Ausgangsprodukte Melamin-Formaldehydharz (MF-Harz) |
Kumulierter nicht-erneuerbarer Energieaufwand Endprodukt |
[MJ/kg] |
Formaldehyd: 45,2 Harnstoff: 65,4 |
Formaldehyd: 45,2 Melamin: 99,8 |
Kumulierter nicht-erneuerbarer Energieaufwand Endprodukt |
[MJ/kg] |
66,0 |
96,1 |
Charakteristische Emissionen
Phenol, Formaldehyd und Benzol sind in der Produktion auftretende Gefahrstoffe, die kontrolliert werden müssen, siehe auch Maßnahmen zum Gesundheitsschutz.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Bei der Herstellung der Vorprodukte sind als Gefahrstoffe mit erheblichem Risikopotential beteiligt: Formaldehyd, Benzol. In den Herstellerbetrieben sind umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen notwendig. Auch in den verarbeitenden Betrieben entstehen Emissionen von Formaldehyd, Phenol und anderen Gefahrstoffen. Hier sind ebenfalls umfangreiche Arbeitsschutzmaßnahmen notwendig.
Formaldehyd ist als giftig eingestuft. Es steht im Verdacht Krebs zu erzeugen (H351 / R40) und kann sensibilisierend wirken (H317 / R43). Weil Formaldehyd bei Zimmertemperatur gasförmig ist, müssen besondere Arbeitsschutzmaßnahmen getroffen werden.
Phenol ist als giftig eingestuft. Es verursacht schwere Verätzungen der Haut und schwere Augenschäden (H314). Phenol kann vermutlich genetische Defekte verursachen (H341) und kann die Organe schädigen (H373).
Quellen
Ökobilanzdatenbank ecoinvent v2.2, ecoinvent
H-Sätze:
European Chemicals Agency, C&L Inventory Database, ECHA
Verarbeitung
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Die Formaldehydharze werden mit Ausnahme der säurehärtenden Parkettsiegel nicht auf der Baustelle verarbeitet. Säurehärtende Lacke für Parkettoberflächenbehandlungen sind u.a. wegen der Formaldehyd- und Härteremissionen während der Verarbeitung sehr aggressiv. Sie werden aus arbeitshygienischen Gründen heute auf der Baustelle kaum mehr verwendet und können durch Versiegelungen auf Wasserbasis ersetzt werden.
Zu arbeitshygienischen Risiken der Formaldehydleime siehe Stoff-/Produktgruppen GISBAU.
AGW-Werte
Für Formaldehyd existiert in Deutschland kein AGW gemäß TRGS 900 (Stand Juli 2012).
REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC
Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.
Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Kunststoffe werden als Stoffe eingestuft.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung müssen daher in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Gefahrensätze, wie sie von den Produzenten im Rahmen des REACH-Verfahren gemeldet wurden. Die Tabelle führt alle Notifikationen auf, die von einer größeren Anzahl Produzenten gemeldet wurden. Zum Zeitpunkt der Informationsbeschaffung existiert keine harmonisierte Einstufung (Juni 2012). Ein Handelsprodukt wird nicht in jedem Fall alle H-Sätze ausweisen. Informationen über konkrete Produkte können dem Sicherheitsdatenblatt des Produkts entnommen werden.
Harz-Kombinationen |
Kurzzeichen |
Notifizierte Klassifikationen |
Harnstoff-Formaldehydharze |
UF-Harze |
H315: Verursacht Hautreizungen. H319: Verursacht schwere Augenreizung. H335: Kann die Atemwege reizen. |
Melamin-Formaldehydharze |
MF-Harze |
H317: Kann allergische Hautreaktionen verursachen. H410: Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung. H412: Schädlich für Wasserorganismen, mit langfristiger Wirkung. |
Phenol-Formaldehydharze |
PF-Harze |
H317: Kann allergische Hautreaktionen verursachen. |
Resorcin-Formaldehydharze |
RF-Harze |
k.D.v. |
Melamin-Harnstoff-Formaldehydharze |
MUF-Harze |
k.D.v. |
Melamin-Harnstoff-Phenol-Formaldehydharze |
MUPF-Harze |
k.D.v. |
Phenol-Resorcin-Formaldehydharze |
PRF-Harze |
k.D.v. |
k.D.v. = keine Daten vorhanden
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
keine
Quellen
European Chemicals Agency ECHA, Classification & Labelling Inventory database, Online-Quelle eingesehen am : 25.6.2012
Ausschuss für Gefahrstoffe, Arbeitsplatzgrenzwerte TRGS 900, BAuA, 2006 (aktualisiert 2012)
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Sie befinden sich in einer WECOBIS-Grundstoffgruppe. Hierbei handelt es sich um Ausgangsstoffe für verschiedene Bauproduktgruppen. Informationen zum Verhalten in der Nutzungs- oder Nachnutzungsphase findet man deshalb ggf. in zugeordneten Bauproduktgruppen.
→ siehe Auflistung rechter Navigationsbalken
Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Produkte formuliert, die Formaldehydharze enthalten.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Aus chemischen Gründen ist insbesondere die Reaktion zwischen Formaldehyd und Harnstoff nicht ganz vollständig. Es verbleibt immer ein Rest von gasförmigem, nicht gebundenem Formaldehyd im ausgehärteten Produkt. Diese Reste an freiem Formaldehyd können über eine längere Zeit an die Umgebung abgegeben werden und die Innenraumluft belasten.
Formaldehyd hat ein auffälliges toxikologisches Profil und kann vor allem bei sensibilisierten Personen in sehr geringen Konzentrationen zu Gesundheitsbeeinträchtigungen führen.
Erfahrungswerte von Formaldehydwirkungen im Innenraum
Konzentration |
Wirkung |
> 0,01 ppm |
Schwelle für Reizung der Augen |
> 0,05 ppm |
Geruchsschwelle |
> 0,08 ppm |
Schwelle für Nasen- und Augenreizungen |
0,082 ppm |
Innenraumrichtwert RWI |
> 0,50 ppm |
Schwelle für Reizung der Kehle |
1,00 ppm |
Maximale Arbeitsplatzkonzentration (MAK) |
> 5,00 ppm |
Nur 30 min. erträglich, Unbehagen und Tränenfluss |
ppm: parts per million; z.B. 1ml Formaldehyd in 1m³ Luft.
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Zur Herstellung der ausgehärteten Produkte werden je nach Harz verschiedene Härter verwendet. Zur Aushärtung der UF-Harze werden Ammoniumsalze, Peroxide oder andere Chemikalien verwendet. Über negative Auswirkungen dieser Additive sind bisher keine Informationen bekannt geworden.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Unter Hitzeeinwirkung können aus Formaldehydharzen Formaldehyd und Phenol freigesetzt werden. Formaldehyd entsteht allerdings bei jeder Verbrennung, es ist sozusagen ein Zwischenprodukt bei der Umwandlung von organischem Kohlenstoff in Kohlendioxid. Formaldehyd ist sowohl in Zigarettenrauch wie in Autoabgasen nachweisbar.
Wassereinwirkung
Mit Harnstoff-Formaldehydharzen (UF-Harze) gebundene Holzplatten sind nicht wasserfest. Relativ wasserfest sind hingegen mit Melamin-Formaldehydharzen (MF-Harze) gebundene Holzwerkstoffe. Mit Phenol-Formaldehydharzen (PF-Harze) gebundene Holzbauteile sind wasserbeständig.
Beständigkeit Nutzungszustand
UF-Harze | MF-Harze | PF-Harze | |
Zusammensetzung der Elemente | Wasserstoff Kohlenstoff Stickstoff Sauerstoff |
Wasserstoff Kohlenstoff Stickstoff |
Wasserstoff Kohlenstoff Stickstoff |
Farbe | glasklar | glasklar | gelbbraun, dunkelbraun |
Lichtbeständigkeit | beständig | beständig | nicht beständig |
Hitzebeständigkeit | wenig beständig | wenig beständig | relativ beständig |
Chemikalienbeständigkeit | wenig beständig | wenig beständig | beständig |
Wasserbeständigkeit | nicht beständig | relativ beständig | beständig |
Alles in allem gibt es kein Formaldehydharz, das absolut beständig ist. Die Materialwahl ist deshalb auf das jeweilige Anforderungsprofil bzw. den Anwendungsbereich auszurichten.
Nachnutzung
Sie befinden sich in einer WECOBIS-Grundstoffgruppe. Hierbei handelt es sich um Ausgangsstoffe für verschiedene Bauproduktgruppen. Informationen zum Verhalten in der Nutzungs- oder Nachnutzungsphase findet man deshalb ggf. in zugeordneten Bauproduktgruppen.
→ siehe Auflistung rechter Navigationsbalken
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Bei einem geordneten Rückbau kommt es zu keinen besonderen Umwelt- oder Gesundheitsrisiken.
Wiederverwendung
Da Formaldehydharze im Baubereich hauptsächlich als Bindemittel eingesetzt werden, ist eine Wiederverwendung nur als Teil einer Wiederverwendung des gesamten Bauteils möglich.
Stoffliche Verwertung
Formaldehydharze gehören zu den Duroplasten und sind deshalb stofflich kaum wiederverwertbar. Als Bindemittel und Lacke sind sie ohnehin nicht vom gebundenen bzw. behandelten Material trennbar, womit eine stoffliche Verwertung zu neuem Kunststoff nicht möglich ist.
Energetische Verwertung
Melamin- und Harnstoffharze verursachen vor allem in Altholzverbrennungsanlagen aufgrund ihres Stickstoffgehaltes erhöhte Stickoxidemissionen. Abgesehen von diesem Effekt verursachen Formaldehydharze in Müllverbrennungsanlagen keine besonderen Probleme und keine Rückstände. Eine energetische Verwertung einzelner Formaldehydharze ist i.d.R. aufgrund ihrer Einbindung in andere Materialien nicht möglich. Formaldehydharze in Verbindung mit Holzwerkstoffen werden zusammen mit diesen energetisch verwertet.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Gemäß TA-Siedlungsabfall 2005 dürfen alle Abfälle, die Formaldehydharze enthalten und nicht verwertet werden können, nur auf Deponien abgelagert werden, wenn sie Grenzwerte für den organischen Anteil einhalten. Gemäß Anhang B der TA-Siedlungsabfall sind 3 Masse-% organisches Material erlaubt für Deponien der Deponieklasse I und 5 Masse-% für Deponien der Deponieklasse II. Über das Langzeitverhalten von Formaldehydharzen in Deponien liegen keine Informationen vor.
EAK-Abfallschlüssel
17 02 03 | Kunststoff (Bau- und Abbruchabfälle) |
Der Abfallschlüssel für Kunststoff wird für Formaldehydharze kaum zur Anwendung gelangen, da sie üblicherweise als Bindemittel eingesetzt werden. In diesen Fällen sind die EAK-Abfallschlüssel der Hauptkomponente maßgebend.
Weitere mögliche EAK-Abfallschlüssel aufgrund der verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten sind ggf. in den zugeordneten Bauproduktgruppen enthalten.