Symbol Lupe für die Suche
Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Produktgruppeninformation

Die Datenblätter zu Kleb- + Dichtstoffen in WECOBIS behandeln punkt- und linienförmige Verklebungen oder Dichtungen.
Dichtstoffe sind spritzbare, pastöse Massen. Sie werden in Fugen eingebracht, um diese abzudichten. Klebstoffe für punkt- und linienförmige Verklebungen werden verwendet zur geklebten Montage von Bauteilen. Die in Kartuschen oder Schlauchbeuteln angebotenen Produkte sind häufig für beide Anwendungen, Kleben wie Dichten, geeignet.
Informationen zu im Gegensatz dazu großflächig aufgebrachten Klebstoffen, z.B. Bodenbelagsklebstoffen, findet man unter Klebstoffe / Verlegewerkstoffe.

Begriffsdefinition

Silikon-Dichtstoffe und -Kleber sind einkomponentige Polysiloxane, die mit der Luftfeuchtigkeit bei An­wesenheit von Vernetzern zu elastischen Massen aushärten und danach ein kautschukelastisches Verhalten zeigen. Sie werden auch als Silikonkautschuk bezeichnet. Polysiloxane sind chemische Moleküle aus Atomketten mit bis zu tausenden von Atomen. Die Atomkette besteht aus immer gleichen Teilen (den Monomeren) aus einem Siliziumatom und einem Sauerstoffatome in der Kette und unterschiedlichen Fortsätzen ("Seitenäste") am Siliziumatom. Aufgrund des Vernetzungscharakters unterschiedet man säurehärtende, aminhärtende und neutralhärtende Silikon-Dichtstoffe.

Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die verschiedenen Systeme, Anwendungsbereiche, technische Daten sowie umwelt- und gesundheitsrelevante Bestandteile. In der Tabelle werden deshalb auch Hinweise zur möglichen Identifizierung im Technischen Merkblatt (TM)1 oder Sicherheitsdatenblatt (SDB)2 gegeben, was nicht immer einfach ist, da auch viele Mischformen auf dem Markt sind. Sollen oximvernetzende oder -emittierende Silikone nicht zum Einsatz kommen, empfiehlt es sich daher, zur eindeutigen Klärung vorsichtshalber eine entsprechende Herstellererklärung für das angebotene Produkt einzuholen. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungen häufig ausgeschlossen. 
-> Materialökologische Anforderungen für Kleb- und Dichtstoffe in Innenräumen

Materialbezeichnung / Vernetzungscharakter

(ggf. im Technischen Merkblatt angegeben)1

Silikon neutral­ härtend bzw. vernetzend Silikon säure­härtend bzw. sauer vernetzend

Silikon basisch­ härtend bzw. vernetzend

auch: alkalisch härtend

System / Basis / Vernetzungstyp

(ggf. im Technischen Merkblatt1 angegeben bzw. Einzelstoffe im
SDB / Abschnitt 2 oder 3)

Oxim

auch Mischformen auf dem Markt, z.B.
Amin-Oxim,
Alkoxim

Alkoxy

auch Mischformen auf dem Markt, z.B.
Alkoxim

Benzamid

Acetat

ggf. auch als Acetoxysystem bezeichnet

Amin

Mischform (inzwischen häufiger zu finden als reine Aminsysteme): Amin-Oxim (s. auch Oxim)

Hauptanwendung universelle Einsatzmöglichkeiten

Sanitär, Wohnbe­reich, Fenster, Hochbau

Besonderheiten:

Besonders gute Haftung auf silikatischen Untergründen (Glas)

Bei Metallen Korrosions­gefahr, auf alkalischen Untergründen Neutralisations­reaktion

Schwimmbad, Flachdach, Labor, Lebensmittelbereich

Besonderheiten:

Gute Haftung auf zementösen Untergründen, hohe Temperatur-
beständigkeit

Typische Emission (ggf. zu finden2 im SDB / Abschnitt 8, und/oder Abschnitt 11 zur Toxikologie)

Hydrolisierte Oxime, z.B. Butanonoxim
(MEKO, seit 01.05.21: H350 Carc1B),
Acetonoxim (DMKO, H351 Carc 2),
Pentanonoxim (MPKO)

Mischform ggf.: Amine, Oxime, z.T. zus. auch Alkohol

Alkohole, z.B. Methanol, 2-Methoxyethanol

 

Mischform ggf.: Oxime (s. links)

Ester Essigsäure

Amine, z.B. Cyclohexylamin

Mischform (inzwischen häufiger zu finden): Amine, Oxime (s. links), z.T. zus. auch Alkohol

Besondere Gesunheitsrelevanz

Butanonoxim ist seit 01.05.2021 als krebserzeugend (H350, Carc. 1B) eingestuft, Acetonoxim steht im Verdacht Krebs zu erzeugen (H351, Carc 2). Die anderen Oxime sind in Untersuchung. Für Butanonoxim hat der Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR) einen Innenraumluftrichtwert festgelegt.
Detaillierte Informationen dazu siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.

Geruch

Klassische Oxim-Systeme mit Geruch nach Methylethyl-
ketoxim (Butanonoxim = MEKO), MEKO-freie Systeme mit charakterist. Geruch 
schwacher Geruch bis geruchsneutral schwacher Estergeruch Essigsäure Fischgeruch (Amine)

Verfor­mung [%]

20 – 25 20 – 25 25
Temperaturbeständigkeit [°C] -40 bis 165 -60 bis 180 -40 bis 180
Rohdichte [kg/m3] 1000 – 1500 1000 – 1150 1000 – 1400
Lösemittel­emissio­nen [Masse-%] 0 – 1,3 0 – 5 0
Mögliche umweltre­levante Bestand­teile Fungizide, Katalysator, Weichmacher Fungizide, Katalysator, Haftmittel Fungizide, Katalysator
Bemerkungen Kennzeichnungs­pflichtige Zinn-Katalysatoren sind Stand der Technik. Es sind noch keine Alternativen möglich. Sanitär­silikone enthalten in der Regel kennzeichnungs­pflichtige Fungizide (außer transparente Produkte).

1 Häufig lässt sich bereits anhand des Technischen Merkblatts das System bzw. der Vernetzungstyp identifizieren, sodas Amin- oder Oximsystem leicht erkannt werden können. Dies ist aber leider nicht immer der Fall, sodass hier auch das Sicherheitsdatenblatt zu Rate gezogen werden muss. siehe Fußnote 2

2 Die genannten Stoffe, möglichen Emissionen oder Hinweise können ggf. an den genannten Stellen im Sicherheitsdatenblatt zu finden sein und bieten dann Hilfestellung - sofern vorhanden - bei der Identifikation. Dies ist abhängig von der genauen Zusammensetzung (Anteil der Stoffe), aber auch dem Alter und der Qualität der Angaben im SDB. Falls weder Technisches Merkblatt noch Sicherheitsdatenblatt weiterhelfen, sollte im Zweifelsfall beim Hersteller nachgefragt bzw. eine Herstellererklärung eingeholt werden.

Wesentliche Bestandteile

Silikon-Dicht- und Klebstoffe enthalten Polysiloxane (eigentlich Polyorganosiloxane), mineralische Füllstoffe, ggf. Pigmente und verschiedene Hilfsstoffe. Zu den Hilfsstoffen gehören Weichmacher, Haftvermittler, Katalysatoren, Fungizide und Trockenstoffe. Die Polysiloxane enthalten entsprechende funktionelle Gruppen, die eine weitmaschige Vernetzung ermöglichen. Die zugesetzten Füllstoffe beeinflussen in Abhängigkeit von der Art und der Menge die mechanischen und chemischen Eigenschaften der ausgehärteten Dichtstoffe oder Klebungen. Zur Verwendung in Feuchträumen (Sanitärbereich, Schwimmbäder) werden die Silikon-Dichtstoffe mit Fungiziden ausgerüstet. Außer den aminhärtenden Systemen können Silikon-Dichtstoffe auch geringe Anteile an Lösemitteln, in der Regel < 5%, enthalten.

Die Aushärtung erfolgt je nach System unter Abgabe unterschiedlicher Stoffe:

  • Das Acetatsystem (säurehärtend) spaltet beim Aushärten Essigsäure ab. Es ist vermutlich das am weitesten verbreitete System.
  • Oximsysteme (neutralhärtend) spalten beim Aushärten Ketoxime ab. Klassische Systeme auf der Basis von Methylethylketoximen (MEKO) spalten Butanonoxim ab, neuere Rezepturen auf der Basis von 4-Methyl, 2-pentanonoxim-silan (MIBKO) spalten gegenüber den klassischen Systemen zwar weniger Oxime ab und riechen auch weniger, ihre toxikologische Wirkung ist aber ebenfalls unter Beobachtung.
    Detaillierte Informationen dazu siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.
  • Alkoxy-Systeme (neutralhärtend) riechen praktisch nicht. Sie sind in der Herstellung jedoch komplexer als die anderen Systeme, da man Katalysatoren beigeben muss, die wiederum die Polymere des Kautschuks angreifen können. Heute sind Alkoxy-Systeme mit unterschiedlichen Katalysatoren und Hilfsstoffen auf dem Markt, darunter auch zweikomponentige.
  • Benzamid-Systeme (neutralhärtend) riechen nur sehr schwach esterhaltig. Sie sind vor allem auf porösen Untergründen sehr gut geeignet, eine starke Haftung zu entwickeln.
  • Die Amin/Aminoxysysteme (basisch- oder aminhärtend) zeichnen sich durch einen beim Aushärten wahrnehmbaren fischartigen Geruch aus. Diese Systeme sind trotz der guten Eigenschaften auf dem Markt nicht mehr sehr verbreitet. Es gibt aber inzwischen häufig Amin-Oxim-Systeme, die Amine und Oxime abspalten (s. Tabelle).

Gegenüber säure- oder basischhärtenden Systemen können neutralhärtende Systeme dann eingesetzt werden, wenn aggressive Abspaltprodukte wie Essig­säure und Amin unerwünscht sind (z.B. wegen möglicher Korrosion von Metall­oberflächen).

Charakteristik

Silikon-Dicht- und Klebstoffe können bei Temperaturen von ca. 5 °C bis 40 °C verarbeitet werden. Sie können bei Gebrauchstemperaturen zwischen ca. -60 und +180 °C eingesetzt werden. Sie sind chemikalien- und witterungsbeständig und weisen eine praktische Dehnfähigkeit bis zu 25% auf.

Lieferzustand

In Kartuschen, meist 300 - 330 ml Volumen.
Gebinde müssen wasserdampfdicht sein.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Für die Anwendungsbereiche der Dicht- und Klebstoffe für punkt- und linienförmige Verklebungen existiert eine Tabelle im Bereich Service.

Silikon-Dichtstoffe oder -Kleber zeichnen sich durch eine gute Haftung auf Glas, Keramik, Beton, Holz, PVC und Aluminium aus. Sie werden deshalb häufig im Metall- und Glasbau, in Küchen, auf Balkonen und auf Terrassen eingesetzt. Silikon-Dichtstoffe sind oft nicht überstreichbar. Neutralhärtende Silikone können universell im Hochbau eingesetzt werden, während bei säurehärtenden Produkten gewisse Einschränkungen bestehen aufgrund der Korrosions­gefahr bei Metallen oder der Neutralisationsreaktion auf alkalischen Untergründen.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Silikon-Dichtstoffe enthalten in der Regel umweltrelevante Bestandteile wie Katalysatoren und Fungizide. Silikon-Dichtstoffe auf Oxim-Basis spalten Oxime während des Aushärtungsprozesses ab. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungen häufig ausgeschlossen. Detaillierte Informationen zur Gesundheitsrelevanz von oximvernetzenden Silikon-Dichtstoffen siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.
MS Hybrid-Dichtstoffe enthalten zwar oft auch Zinnkatalysatoren, dagegen aber keine Fungizide. Sie können im Hochbau universell angewendet werden und sind deshalb eine Alternative zu fungizid ausgerüsteten Silikon-Dichtstoffen. Im Trockenbereich können Acrylat-Dichtstoffe eingesetzt werden. Sofern sie keine Fungizide enthalten, können sie ebenso eine Alternative sein, da sie keine Zinnkatalysatoren enthalten.

 

Quellen

Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe
Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Kleb-+ Dichtstoffe / Dichtmassen

Stand 07/2024

    Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe MS Hybrid Kleb-+ Dichtstoffe (SMP) Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe
           
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum
---
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
---
Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
---
Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade

Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum
---
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
---
Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade

Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
---
Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade
  Quellen für material-
ökologische Anforderungen
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der Dichtstoffe im Innenraum hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS.

baubook BNB/QNG Produktinformationen baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG
Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten).
baubook ÖkoBauKriterien Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Klebstoffe finden sich Produktdeklarartionen in der Gruppe der Kleb- und Füllstoffe, für Dichtstoffe in der Gruppe der Abdichtstoffe und Klebemassen.
  Mögliche Nachweis-
dokumente
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben:  
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Kleb-+ Dichtstoffe werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%).
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC -

-

-

(+)*

*nur Silikonklebstoffe für geklebte Glaskonstruktionen

freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen;
Emissionsprüfberichte
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Kleb-+ Dichtstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

Übersicht Lebenszyklusinformationen: Kleb-+ Dichtstoffe / Dichtmassen

Stand 10/2015

      Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe   MS Hybrid Kleb-+ Dichtstoffe (SMP)   Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe / 1K   Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe
                   
  Rohstoffe Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe)
   
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft
Anteil fossiler Rohstoffe ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen)
Anteil mineralischer Rohstofffe ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen)
Anteil erneuerbarer Rohstoffe 0 M-%
Charakteristische Inhaltsstoffe
Bindemittel 20-85%  Acrylester-Copolymere 33% silanmodifizierte Polymere 20-100% Isocyanat-terminierte Prepolymere oder Prepolymer-Mischungen 25-88% Polysiloxane + Vernetzer
Füllstoffe 10-70% Gesteinsmehl (Kreide, Talk u.ä.) 39% Gesteinsmehl, z.B. Kalk 0-50% Gesteinsmehl (Kreide, Talk u.ä.) 9-50%
 
Kieselsäure, Kalkstein, Talkum, Aluminiumoxid u.ä.
Pigmente Titandioxid 7% Titandioxid, Ruß etc - - Titandioxid, Eisenoxide u.ä.
Weichmacher 0,5-5% Weichmacher, Fungizide, Konservierungsmittel, Stabilisatoren, ggf.Lösemittel (0-5% z.B. Glykole) 18% Siliconöle, Phthalate, Paraffin 0-30% Weichmacher, Katalysatoren, etc.   10-25% Siliconöle, Phthalate, Paraffin Katalysatoren, etc. 
Hilfsstoffe 4% Thixotropiermittel, Antioxidantien etc., ggf. Lösemittel, Katalysatoren (zinnorganische Verbindungen) 0-4% Haftvermittler (Silane), Katalysatoren (zinnorganische Verbindungen), ggf. Fungizide, Trockner, ggf. Lösemittel
Wasser 3-15 %   - - - -  -  -
Problematische Inhaltsstoffe
Besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) können in Form von Flammschutzmitteln oder Weichmachern (z.B. Chlorparaffine, halogenierte Phosphorsäureester, Phthalate) eingesetzt werden. In Produkten mit Umweltzeichen, z.B. Emicode, sind SVHC ausgeschlossen.
Schwermetalle kein relevantes Umweltthema bei Acrylat-Dichtstoffen

Kennzeichnungs­pflichtige Zinn-Katalysatoren sind Stand der Technik (geringe Konzentration im Produkt). Es sind noch keine Alternativen möglich. Bei der Anwendung als Biozid sind wesentlich größere Mengen im Produkt enthalten.

Biozide Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum können Acrylat-Dichtstoffen Fungizide beigesetzt werden. Außerdem ist die Zugabe von Konservierungsmitteln möglich. MS-Hybrid-Kleb-+ Dichtstoffe enthalten keine Fungizide. PU-Kleb-+ Dichtstoffe enthalten i.d.R. keine Biozide. Sanitär­silikone enthalten in der Regel kennzeichnungs­pflichtige Fungizide (außer transparente Produkte).
Lösemittel, Weichmacher Acrylat-Dichtstoffe können geringe Anteile an Lösemitten (0-5%) und Weichmacher enthalten. Wird mehr Polymer eingesetzt, kann der Weichmacheranteil gesenkt werden. Es gibt auch weichmacherfreie Systeme.  0-10% Lösemittel Silikon-Dichtstoffe können geringe Anteile an Lösemitten enthalten
(in der Regel < 5 %).
Sonstige - Bei der Kondensationsreaktion werden aus SMP-Dichtstoffen Alkohole freigesetzt.

Reaktive Isocyanate können allergische Reaktionen hervorrufen, ein Teil der Isocyanate ist als vermutlich krebserzeugend eingestuft.

Bei der Kondensationsreaktion werden aus Silikonen Stoffe freigesetzt. Die gefährlichsten sind n‑Butanonoxim aus oxim-vernetzenden sowie Amine aus basisch härtenden Systemen.
Sonstiges
Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen keine Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen
Verfügbarkeit der Rohstoffe mit Ausnahme der erdölbasierten Rohstoffe gute Verfügbarkeit.
  Herstellung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung)
  ÖKOBAUDAT-Datensätze - - 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.03 PUR 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.02 Silikon
  Graue Energie Dichtmassen tragen nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei.
  Maßnahmen Gesundheitsschutz Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien stellt die Mischung von Acryldichtmassen aus den Grundstoffen keine erhöhten Anforderungen bezüglich Arbeitsschutz.  - Schutzmaßnahmen sind geregelt über TRGS 430 Bei der Herstellung von neutralvernetzenden Oxim-Systemen ist darauf zu achten, dass Butanonoxim unter sauren Bedingungen zu Explosionen führen kann.
  Maßnahmen Umweltschutz Wie jede chemische Produktion stellt die Formulierung von Dichtstoffen erhöhte Anforderungen an die umweltfreundliche Entsorgung von Abfällen, die Störfallvorsorge und die Kontrolle von Prozessemissionen.
- Die eingesetzten Zinnverbindungen sind sehr ökotoxisch und dürfen beim Transport oder der Lagerung nicht in die Umwelt gelangen.
  Verarbeitung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
  Arbeitshygienische Risiken Acrylat-Dichtstoffe geben bei der Aushärtung Glykole ab. Eine ausreichende Arbeitsplatzbelüftung ist empfehlenswert.

Die bei der Aushärtung von MS Hybrid-Dichtstoffen abgespalteten Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol sind bezüglich Ihrer Wirkung auf die Gesundheit als kritisch einzustufen. Außerdem können bestimmte Weichmacher beim Einatmen gesundheitsschädlich sein.

Von der deutschen Berufsgenossenschaft wurde in Reihenuntersuchungen gezeigt, dass Produkte, die dem GISCODE RS10 (Methanol-abspaltende Produkte) entsprechen, außerdem den Arbeits-platzgrenzwert von Methanol einhalten (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV) 2013)

Arbeitsplatzgrenzwerte liegen nur für monomere Isocyanate vor. Bei der Anwendung von PUR-Klebstoffen kommen die Anwender jedoch auch mit polymeren Isocyanaten in Kontakt. Die TRGS 430 beschreibt deshalb Verfahren zur Bewertung einer möglichen Gefährdung durch die gesamte Isocyanatexposition.

Bei der Reaktion des Dichtstoffs mit dem Wasserdampf der Luft entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen:

 

  • Säurehärtende Acetat-Systeme: Essigsäure (H226; H314) - reizende Wirkung
  • Neutral-härtende Oxim-Systeme: Hydrolisierte Oxime wie 2-Butanonoxim (H312; H317; H351 - Carc. 2) - Verdacht auf krebserzeugende Wirkung, allergieauslösend
  • Neutral-härtende Alkoxy-Systeme: Alkohole
  • Basisch-härtende Amin-Systeme: Amine, z.B. Cyclohexylamin (H226; H302, H312; H314; H361f - Repr. 2) - hautresorptiv und als gesundheits­schädlich eingestuft
 
  Nutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
   
VOC-/SVOC-Emissionen im Neuzustand In Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts (Horn et al) wurde festgestellt, dass von sieben getesteten Acryldichtmassen vier die Anforderungen an die Emissionen des AgBB-Bewertungsschemas erfüllten, drei die Anforderungen nicht erfüllten. Während des Aushärtungsprozesses spalten SMP-Dichtstoffe Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol ab. möglich (ggf. Lösemittel, Weichmacher)

In Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts (Horn et al) wurde festgestellt, dass keine der getesteten Silikon-Dichtmassen (Acetat- und Alkoxy-Systeme) die Kriterien des AgBB-Bewertungsschemas bestanden hätte. Alle Dichtmassen emittierten Siloxane, jedoch mit stark unterschiedlichen Konzentrationen.

 
VOC-/SVOC-Emissionen im Nutzungszustand Acrylat-Dichtstoffe emittieren vor allem Glykole, die als hochsiedende Komponenten über einen längeren Zeitraum aus den Dichtstoffen ausgasen können. Emissionen von Weichmachern u.a. Phtalate konnten in Prüfkammermessungen nicht nachgewiesen werden. In den Prüfkammermessungen nahmen die Emissionen rasch ab. Lang andauernde Emissionen können jedoch aufgrund der Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden. Dafür stehen Umweltzeichen wie der Blaue Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1 bzw. EC1plus zu Verfügung.

Emissionsarme SMP-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.

 

Emissionsarme PUR-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.

 

Nach dem Aushärten emittieren korrekt verarbeitete Silikondichtstoffe keine Schadstoffe. Allerdings sind aus der Praxis zahlreiche Fälle bekannt, bei denen Verarbeitungsfehler oder zu früh überdeckte Fugen zu lang anhaltenden Emissionen in den Innenraum führten.
Emissionsarme Silikon-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1plus sind verfügbar.
Mit Fungiziden ausgerüstete Dichtstoffe geben diese funktionsbedingt über längere Zeiträume in die Umgebung ab.
  Nachnutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung)
   
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit Beim Rückbau von Dichtstoffen ergeben sich keine besonderen gesundheitlichen Risiken.
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit Dichtstoffe werden nicht stofflich verwertet.
Typischer Entsorgungsweg Verbrennung oder als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie
Energiegewinnung möglich? irrelevant wegen der im Vergleich zu anderen Gebäudebestandteilen geringen Mengen an Dichtstoffen

Gefahrstoffverordnung

Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen für die damit Beschäftigten zu verwenden. Werden für eine Produktgruppe GISBAU Produkt-Codes oder GISCODES vergeben, lassen sich dadurch Unterschiede innerhalb der Produktgruppe feststellen. Auch einen Hinweis zur Ersatztstoffsuche findet man dann ggf. in den jeweiligen GISBAU-Informationen unter "Ersatzstoffe - Ersatzprodukte - Ersatzverfahren".
Übersicht nach Produktgruppen → WECOBIS / Reiter Zeichen & Deklarationen / GISBAU-Klassifizierungssystem

GISCODES für Kleb- und Dichtstoffe

Im Gegensatz zu flächig verarbeiteten Klebstoffen (Verlegewerkstoffe) gibt es für punkt- und linienförmige Kleb- und Dichtstoffe bzw. Dichtmassen nur für Produkte auf Polyurethan (PUR) -Basis einen GISCODE. PUR-Kleb- und Dichtstoffe können bei der Verarbeitung Augen, Atmungsorgane und Haut reizen sowie eine allergische Reaktion durch Einatmen auslösen (Sensibilisierung). Bei sensibilisierten Personen kann eine Exposition bereits in sehr geringen Konzentrationen zu allergischen Reaktionen führen. Der Einsatz von PU-Systemen ist in der Regel technisch begründet. Sofern ihr Einsatz erforderlich ist, sollten lösemittelfrei Produkte mit dem GISCODE PU10 bevorzugt werden.
An Stelle der Verwendung von Polyurethan-Kleb- und Dichtstoffen kann die Verwendung von Dichtstoffen auf der Basis von Acryl oder silanmodifizierten Polymeren geprüft werden. Im Sinne der GefStoffV sollten jedoch auch hier grundsätzlich lösemittelfreie und im Bereich der Silikon-Kleb- und Dichtstoffe oximfreie Systeme bevorzugt werden.

Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Bei den Kleb- und Dichtstoffen (punkt- und linienförmige Verklebungen, Dichtmassen) findet man inzwischen viele emissionsgeprüfte, lösemittelfreie Produkte mit Umweltzeichen (→ Reiter Zeichen & Deklarationen). Neben der Begrenzung der Emissionen ist bei diesen z.B. auch gewährleistet, dass keine besonders besorgniserregenden Stoffe enthalten sind. In fast allen Kleb- und Dichtstoffen sind Weichmacher enthalten. Bei Produkten mit dem Blauen Engel sind auch besonders problematische Weichmacher, wie z.B. Phthalate oder Organophosphate ausgeschlossen. Bei den MS Hybrid-Dichtstoffen sind auch gänzlich weichmacherfreie Systeme erhältlich, die eine geringere Neigung zur Verschmutzung in den Randzonen zeigen. Aus ökologischer Sicht sind sie den weichmacherhaltigen Systemen vorzuziehen.
Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum sind in Acrylat- oder Silikon-Dichtstoffen häufig Fungizide beigesetzt, die über längere Zeiträume emittieren können (genaue Erläuterung s. Lebenszyklus / Nutzung). Auch in Produkten mit Umweltzeichen sind diese nicht grundsätzlich ausgeschlossen. Solche Produkte werden herstellerseitig oft als "pilzhemmend" oder "fungizid eingestellt" bezeichnet. Im Sanitärbereich sind biozidfreie MS Hybrid-Dichtstoffe als Alternative verfügbar.
Abgesehen von den Acrylat-Dichtstoffen enthalten die meisten Kleb- und Dichtstoffe kennzeichnungspflichtige Zinnkatalysatoren. Im Trockenbereich sind die Zinn-freien Acrylat-Dichtstoffe eine Alternative, wenn sie keine Fungizide enthalten.
Silikon-Dichtstoffe auf Oxim-Basis spalten während des Aushärtungsprozesses Oxime ab. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungskataloge häufig ausgeschlossen.
Detaillierte Informationen zur Gesundheitsrelevanz von oximvernetzenden Silikon-Dichtstoffen siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.
PUR-Kleb- und Dichtstoffe sollten nur zum Einsatz kommen, wenn sie technisch erforderlich sind. (Erl. s.o. / Gefahrstoffverordnung).

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Quellen

Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Kleb- + Dichtstoffe / Dichtmassen

Stand 07/2024

    Acrylat-Kleb- + Dichtstoffe MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP) Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe
           
  Umweltzeichen

Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen

   
Blauer Engel DE-UZ 123 Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum
(Ausgabe 2019)

+

(nur lösemittelfreie Produkte)

+

(+)

(nur lösemittelfreie Produkte, derzeit noch kein Produkt evtl. wegen Neuversionierung)

(+)

(derzeit noch kein Produkt, evtl. wegen Neuversionierung)

Hinweis: Amin- + Oximvernetzer nicht im Geltungsbereich, daher indirekt ausgeschlossen.

Österreichisches Umweltzeichen - - - -

EU Ecolabel (Blume)

- - - -

Nordic Swan Ecolabel

- - - -
natureplus Umweltzeichen
(nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)

-

-

-

-

eco-INSTITUT-Label /
Dichtstoffe
(+)
Dichtband
- - -
EMICODE /
EC1plus (sehr emissionsarm) -
EC2 (emissionsarm)
/ Raumlufthygiene (nur lösemittelfrei möglich)
+ + +

+

Hinweis: Amin- und Oximvernetzer nicht grundsätzlich ausgeschlossen!

Cradle to Cradle2Built Environment and Furnishings  - - -

-

  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

-

analog anwendbar:
Verlegewerkstoffe, methoxy-
silanhaltig RS10

PU-Systeme (punkt- und linienförmige Verklebungen)
PU10 - PU60

GISBAU führt folgende Produktgruppen für Silikon-Dichtstoffe:

  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System, xylolhaltig
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (2-Methoxyethanol-freisetzend)
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (methanol-freisetzend)

Es existieren jedoch keine Produkt-Codes oder GISCODES.

GefStoffV: Prüfung von Alternativen erforderlich? (Minimierungsgebot)

lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen - lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen (PU10);
ab PU20: Ersatzstoffprüfung erforderlich

butanon- und acetonoximfreie Systeme sind zu bevorzugen

  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - + + +
Branchen-EPD1 - - - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze - - 6.7.03. PU 6.7.02. Silikon
Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.
  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen

Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen

   
baubook BNB/QNG Produktinformationen Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung.
siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG
baubook ÖkoBauKriterien Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. 
siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Dichtstoffe
+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+) derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten.
2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung Kleb-+ Dichtstoffe / punkt- und linienförmige Verklebungen

Stand 05/2021 (Steckbriefversion V 2015)

Übersicht 1.1.6-Positionen + WECOBIS-Produktgruppen Qualitätsniveau erreichbar?1
6b Dispersions- + PU-Klebstoffe im Außenraum QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
 

Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe bzw. Polyurethan-Klebstoffe, Dispersions-Klebstoffe

ja ja ja ja ja
 8 Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA → Erläuterungen s.u. QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
  lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (PU10), nicht amin- oder oximvernetzende Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe ja ja ja ja ja
  Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe (mit Lösemittelanteil), lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (PU20), amin- oder oximvernetzende Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe  ja ja  ja nein  nein
  lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe (ab GISCODE PU30)  ja  nein nein nein  nein
9 Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit a.d. Fassade → Erläuterungen s.u. QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
  lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe, Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe ja ja ja ja ja
  Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe (mit Lösemittelanteil), lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe  ja ja  ja nein  nein
  Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs
  Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA Inhalt aufklappen
 

Für den Blauen Engel DE-UZ 123, der ab QN4 alternativ zum Emicode EC1 oder EC1plus gefordert ist, sind derzeit ausschließlich Acrylat-Dichtstoffe zertifiziert. Das liegt vermutlich an der Neuversionierung des BE und kann sich deshalb möglicherweise noch ändern.
Es gibt aber aus allen Produktgruppen auch ausreichend Produkte mit Emicode, sodass die Erfüllung von QN5 leicht möglich sein sollte. Im Sinne einer guten Innenraumlufthygiene sollten jedoch Produkte mit Emicode EC1plus, von denen ebenfalls ausreichend Produkte am Markt sind, bevorzugt werden.

Dichtstoffe können die Qualität der Innenraumluft maßgeblich beeinflussen, weshalb hier in jedem Fall versucht werden sollte, die i.d.R.aufgrund ausreichender Produktverfügbarkeit leicht umsetzbaren Anforderungen von QN5 umzusetzen.

zu den Anforderungen und Textbausteinen

  Kleb- und Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade Inhalt aufklappen
 

Bei Fugen mit Kontakt zur Innenraumluft ist es auch bei diesem Anwendungsfall im Sinne einer guten Innenraumlufthygiene empfehlenswert, soweit technisch möglich, das höchste QN anzustreben und hierbei Produkte mit Emicode EC1plus zu bevorzugen (Erl. s. oben). Die Produktverfügbarkeit ist gegeben, sofern es sich nicht um Spezialfälle handelt.
zu den Anforderungen und Textbausteinen

Tabelle 1.5.3: Übersicht der erreichbaren Qualitätsniveaus / Kleb- + Dichtstoffe als punkt- und linienförmige Verklebungen

1 Entsprechende Produkte vorausgesetzt, die die jeweiligen Einzelanforderungen erfüllen. Sofern nichts anderes vermerkt (s. ggf. Erläuterungen), ist eine ausreichende Produktverfügbarkeit gegeben.

→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen für Planung und Ausschreibung sind in den WECOBIS Planungs- & Ausschreibungshilfen (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
Dispersions- und PU-Klebstoffe im Außenraum
Kleb- + Dichtstoffe in Innenräumen incl. TGA
Kleb- + Dichtstoffe zur Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade

P&A zu flächigen Klebstoffen / Verlegewerkstoffen:
Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten
Verlegewerkstoffe für Boden- und Wandbeläge
werkseitig aufgebrachte Verlegewerkstoffe
Tapetenkleber

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

Einordnung Kleb- und Dichtstoffe im Bestand

Die Einordnung von Materialien im Bestand erfolgt in WECOBIS jeweils gesammelt für die ganze Obergruppe. Für Klebstoffe siehe dazu Klebstoffe im Bestand, für Dichtstoffe siehe dazu Dichtungen, Abdichtungen im Bestand.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

Einordnung Kleb- und Dichtstoffe

Kleb- und Dichtstoffe können die Qualität der Innenraumluft maßgeblich beeinflussen. Insbesondere am Ende der Bauzeit eingebrachte Dichtmassen führen immer wieder zu Problemen bei der Raumluftmessung.
Eine möglichst geringe Belastung kann z.B. durch emissionsgeprüfte Produkte mit Blauem Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1plus und den Ausschluss oximvernetzender Silikone erreicht werden.

Produktgruppe Zu erwartende VOC-Emissionen Zu erwartende Formaldehyd-­Emissionen

lösemittelfreie Produkte1:
lösemittelfreie Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffe, MS Hybrid Kleb- + Dichtstoffe (SMP), lösemittelfreie Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe, Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe (möglichst nicht amin- oder oximvernetzend)

möglich keine
lösemittelarme Produkte (< 5% Lösemittel):
Acrylat-Kleb-+ Dichtstoffemit geringem Lösemittelanteil
möglich keine

lösemittelhaltige Produkte:
lösemittelhaltige Polyurethan-Kleb-+ Dichtstoffe

hoch keine
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen
keine
Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC.
möglich
Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen. Bei der Produktwahl ist auf geeignete Zeichen und Deklarationen zu achten. Siehe dazu die Informationen im Reiter "Zeichen & Deklarationen".
hoch
Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen.

1 Im Bereich der lösemittelfreien Kleb- + Dichtstoffe gibt es praktisch in jeder Produktgruppe emissions- und schadstoffgeprüfte Produkte mit Blauem Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1plus.

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung

Einordnung Kleb- und Dichtstoffe

Rückbaubarkeit

Kleb-+ Dichtstoffe können nur mit sehr hohem Aufwand ausgebaut werden. Die Rückbaubarkeit ist deshalb kaum gegeben.

Sortenreinheit

Kleb-+ Dichtstoffe können nur mit hohem Aufwand sortenrein zurückgebaut werden. Sie treten im Rückbau oft auch als Anhaftungen an anderen Baustoffen in Erscheinung und können die Recyclingfähigkeit dieser Baustoffe vermindern.

Verwertbarkeit

Da Kleb-+ Dichtstoffe immer mit anderen Baustoffen verbunden sind und ihre Funktion die möglichst starke und andauernde Haftung auf dem Untergrund bedingt, können sie oft nur als Anhaftung an anderen Baustoffen entsorgt werden.

  • Eine stoffliche Verwertung ist bei Kleb-+ Dichtstoffen nicht möglich.
  • Die energetische Verwertung von reinen Kleb-+ Dichtstoffen ist möglich und führt bei vorschriftsgemäßer Rauchgasreinigung zu keinen relevanten Emissionen. Sofern die Kleb-+ Dichtstoffe als Anhaftungen zusammen mit anderen brennbaren Abfällen entsorgt werden, stellt die energetische Verwertung den besten Entsorgungsweg dar.
  • Kleb-+ Dichtstoffe können als Anhaftungen auf Bauteilen in die Deponie gelangen. Die Abbauprodukte stellen eine Belastung für die Deponieabwässer dar.

weitere Informationen zur Nachnutzung (z.B. Deponieverhalten, Abfallschlüssel)

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Technisches

Technische Daten

 
Standvermögen (DIN 52454-ST-U26-70)
 
 
Standfest < 1-2mm
 
 
Spez. Gewicht (DIN 5245 I-PY)
 
 
1,0 – 1,5 g/cm3
 
 
Hautbildungszeit (+23°C/50% r.F.)
 
 
12 – 15 Minuten
 
 
Durchhärtung (+23°C/50% r.F.)
 
 
5 – 14 mm/Woche
 
 
Shore-A-Härte (DIN 53505, 4 Wochen bei +23°C/50% r.F.)
 
 
15 – 30
 
 
Dehn- und Spannungswert bei 100% (DIN 52455-NWT-I-A2-100-23)
 
 
0,3 – 0,4 N/mm2
 
 
Rückstellvermögen
(DIN 52458-BR-1-V4)
 
 
>90%
 
 
Maximale Bewegungsaufnahme
 
 
25%
 
 
Temperaturbeständigkeit
 
 
-60°C bis +180°C
 
 
Verarbeitungstemperatur
 
 
+5°C bis +40°C
 

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN 18531 Dachabdichtungen - Abdichtungen für nicht genutzte Dächer
DIN EN 15651 Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden und Fußgängerwegen
DIN EN ISO 6927 Bauwesen - Dichtstoffe - Begriffe
Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Literaturtipps

Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage

Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)

Härig, S., Klausen, D., Hoscheid, R. (2003): Fugendichtstoffe, In: Technologie der Baustoffe, C. F. Müller Verlag Heidelberg

BUWAL (1995): Bauprodukte und Zusatzstoffe in der Schweiz, Schriftenreihe Umwelt Nr. 245 Umweltgefährdende Stoffe

Pröbster, Manfred (2008): Baudichtstoffe: Erfolgreich Fugen abdichten, Hrsg: Vieweg + Teubner Verlag, Wiesbaden

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Silikon-Dichtstoffe 2.1.1

Abb. 1: Zusammensetzung nach Funktionen

Die oben stehende Kuchengrafik zeigt die durchschnittliche Zusammensetzung nach Hauptbestandteilen aus fünf ausgewerteten Rezepturen für Silikon-Dichtstoffe.

Der wichtigste Bestandteil von Silikon-Dichtungsmassen und -Klebstoffen ist das Bindemittel. Im ausgehärteten Zustand bilden die Polysiloxane ein verzweigtes Netzwerk von mehreren zehntausend Atomen Länge. Sie können im fertigen Produkt einen Anteil von rund 25% bis rund 90% ausmachen. In der flüssigen Dichtstoff- oder Klebemasse liegen zum einen relativ kurze Polysiloxane mit Kettenlängen von rund 500 bis 2500 Atomen vor. Zum anderen sind Vernetzer enthalten, die meist nur ein Silan enthalten, an das mindestens drei mit Wasser reagierende Atomgruppen (Liganden) anschließen. Diese Atomgruppen reagieren nach dem Ausspritzen des Gemischs mit dem Wasserdampf der Luft, worauf die Silane mit den Polysiloxangruppen reagieren und diese zu großen Netzwerken verbinden. Die Vernetzer bestimmen die Einteilung der Silikon-Dichtstoffe in säure-, neutral- und basischvernetzende.

Die Füllstoffe werden nach verstärkenden und nicht verstärkenden Füllstoffen unterschieden. Verstärkende Füllstoffe sind meist pyrogene Kieselsäuren, als Variante auch hydrophobe Kieselsäuren. Die verstärkenden Füllstoffe verfestigen die Dichtstoff-Paste gleich nach dem Ausspritzen soweit, dass sie nicht zerfließt oder abtropft. Zudem verstärken Sie das Kautschukgeflecht über zahlreiche H-Brücken zu einem zähen und belastbaren Gummi. Als nicht verstärkende Füllstoffe kommen Kalksteine (Kreide), Kaolin (Porzellanerde), Talkum (gemahlener Bimsstein) und Aluminiumoxid zum Einsatz. Die teilweise beigefügten Pigmente färben das Produkt nach Wunsch des Produzenten ein. Titandioxid wird als Weißpigment und Eisenoxide als Buntpigmente verwendet. Füllstoffe und Pigmente sind in den Rezepturen von rund 10% bis 50% vorhanden.

Als Weichmacher kommen Silikonöle, aber auch organische Lösemittel und Weichmacher (Phtalate oder Paraffin) zum Einsatz. Ihr Anteil beträgt rund 10 - 25%.

Weitere Hilfsstoffe werden im Bereich von wenigen Masse-% zugefügt. Dazu gehören Silane als Haftvermittler, Zinn- und Titanverbindungen als Katalysatoren, Fungizide und selten Titanester als Trockner (Benzamidsystem). Zudem können Silikon-Dichtstoffe oder -Kleber geringe Anteile an Lösemitteln enthalten.

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Silikon-Dichtstoffe oder -Kleber enthalten keine nachwachsenden Rohstoffe. Rund die Hälfte der Bindemittel und ein Teil der Hilfsstoffe stammen aus Erdölfraktionen. Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle ist mit Umweltrisiken verbunden.

Die Pigmente – v.a. die Weißpigmente – werden aus Metallerzen in verhältnismäßig energieintensiven Prozessen gewonnen. Als Füllstoffe werden oft Gesteinsmehle aus Kieselsäure, Kalk oder Kaolin eingesetzt. Diese mineralischen Komponenten werden im Tagebau abgebaut, was zu bleibenden Terrainveränderungen führt.

Verfügbarkeit

Die Rohstoffverfügbarkeit des Bindemittels ist an die Erdölförderung gekoppelt. Füllstoffe und Pigmente sind als mineralische Gesteine auch weiterhin gut verfügbar.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Bei der Herstellung von Silikon-Dicht- oder Klebstoffen in Einzelchargen müssen die Geräte nach jeder Charge gereinigt werden, was zu höheren Verlusten führt als in der kontinuierlichen Produktion. Die Rückstände aus diesen Reinigungsarbeiten, aber auch aus Wartungsarbeiten, Fehlchargen u. dgl. können nicht wieder eingesetzt werden.

Radioaktivität

Silikon-Dicht- und Klebstoffe sind nicht radioaktiv.

Landinanspruchnahme (Landuse)

Die Erdölgewinnung für die Kunststoffherstellung ist mit geringem Flächenverbrauch für die Erdölgewinnung und die Raffineriestandorte verbunden. Durch Leckagen während der Erdöl-Förderung oder des Erdöl-Transports können allerdings die Ökosysteme beträchtlicher Flächen längerfristig geschädigt werden.

Der Abbau der mineralischen Komponenten erfolgt im Tagebau (Steinbruch), was zu einer großflächigen Landschaftsveränderung führen kann.

Quellen

Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Herstellung

Prozesskette

Prozesskette Silikon-Dichtstoffe

Herstellungsprozess

Die Silikonchemie stellt aufgrund ihrer Störanfälligkeit hohe Anforderungen an die Sicherheit der Anlagen und die Rückhaltetechnologie. Bei der Silikonsynthese wird viel Chlor benötigt, das nicht mehr im Endprodukt vorhanden ist und sich in einer großen Menge von chlorhaltigen Nebenprodukten wiederfindet. Die Herstellung der Ausgangsstoffe erfolgt vorwiegend in großen Chemieindustriebetrieben. Es handelt sich um eine Reihe von chemischen Syntheseprozessen, bei denen auch verschiedene Gefahrstoffe (z.B. Blausäure, Ethylenoxid), z.T. mit eindeutig krebserzeugender Wirkung, Verwendung finden. Die Herstellung der Pigmente und Füllstoffe ist nicht produktspezifisch.

Die Formulierung der Dichtstoffe (d.h. die Endverarbeitung und Konditionierung zu gebrauchsfertigen Produkten) kann auch in kleineren Betrieben erfolgen. Die Schwierigkeit bei der Mischung der Grundstoffe liegt darin, dass die Ausgangsstoffe keine Feuchtigkeit aufnehmen dürfen, bis sie dampfdicht verpackt sind. In der Praxis wird das Problem technisch durch Evakuierung der Mischapparatur gelöst. Somit werden alle Komponenten im Vakuum zusammen gemischt. Bei der Mischung der Komponenten spielt die Reihenfolge eine große Rolle. Sie ist je nach Vernetzungstyp unterschiedlich. Im Allgemeinen gilt jedoch, dass der Weichmacher vorgelegt wird, dann die Polysiloxane und der Vernetzer zugemischt werden und erst danach die pyrogene Kieselsäure beigegeben wird. Im dritten Schritt kommen weitere Füll- und Hilfsstoffe hinzu bis ganz zuletzt der Katalysator zudosiert wird. Die Mischung erfolgt sowohl in Einzelchargen als auch in kontinuierlichen Systemen.

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.

Graue Energie

In Ökobau.dat sind Lebenszyklus-Daten für Silikon-Dichtmassen verfügbar. Die Graue Energie für ein Kilogramm Silikon-Dichtmasse wird mit 137 MJ/kg ausgewiesen. Bei einem Fugenquerschnitt von 5 x 5 mm liegt der Dichtstoffverbrauch bei 25 ml / Meter Fuge. Der Verbrauch pro Meter Fuge als Masse ausgedrückt liegt damit bei 25-37.5 g / Meter Fuge.

In der unten stehenden Tabelle werden die Grauen Energien (Primärenergie nicht regenerierbar) der drei Dichtstoffe auf Acrylat-, MS Hybrid- und Silikonbasis verglichen.

  Acrylat MS Hybrid Silikon
Primärenergie nicht regenerierbar 2.5 MJ / m Fuge vermutlich > 5 MJ / m Fuge 1)  3.4 – 5.1 MJ / m Fuge

 1) siehe MS Hybrid-Dichtstoffe, Blatt Herstellung

Dichtmassen und Klebstoffe tragen allerdings nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei. Eine Optimierung hinsichtlich der Grauen Energie sollte deshalb bei den Baustoffen ansetzen, die in größeren Mengen verbaut werden.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Bei der Herstellung von neutralvernetzenden Oxim-Systemen ist darauf zu achten, dass Butanonoxim unter sauren Bedingungen zu Explosionen führen kann. Zudem sind Schutzmaßnahmen zur Vermiedung einer Exposition der Arbeiter nötig.

Maßnahmen Umweltschutz

Wie jede chemische Produktion stellt die Formulierung von Dichtstoffen erhöhte Anforderungen an die umweltfreundliche Entsorgung von Abfällen, die Störfallvorsorge und die Kontrolle von Prozessemissionen. Die eingesetzten Zinnverbindungen sind sehr ökotoxisch und dürfen beim Transport oder der Lagerung nicht in die Umwelt gelangen.

Quellen

Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Vor dem Aufbringen von Silikon-Dichtmassen oder -Klebstoffe müssen die Untergründe trocken, staub- und fettfrei sein. Saugfähige Untergründe müssen unter Umständen mit einem Voranstrich vorbehandelt werden. Die Tabelle unter dem Reiter "Allgemeines" in den Fachinformationen gibt Hinweise auf die bevorzugten Anwendungsgebiete der verschiedenen Silikon-Systeme. Zudem existiert die Vergleichstabelle der Anwendungsgebiete. Kurz nach dem Aufbringen entsteht eine Haut auf der Oberfläche der Fuge. Nach Einsetzen der Hautbildung kann die Fuge nicht mehr bearbeitet werden.

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Nach dem Aufbringen des Dichtstoffes aus der Kartusche in die Fuge beginnt sofort die Vernetzungsreaktion mit dem Wasserdampf der Luft. Dabei entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen:

  • Säurehärtende Acetat-Systeme: Essigsäure
  • Neutral-härtende Oxim-Systeme: Hydrolisierte Oxime
  • Neutral-härtende Alkoxy-Systeme: Alkohole
  • Basisch-härtende Amin-Systeme: Amine

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

GISBAU führt folgende Produktgruppen für Silikon-Dichtstoffe:

  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System 
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System, xylolhaltig
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (2-Methoxyethanol-freisetzend)
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (methanol-freisetzend)
  • Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Oxim-System

Es existieren jedoch keine Produkt-Codes oder GISCODES.

Emissionen

Säurehärtende Silikon-Dichtstoffe oder -Kleber setzen beim Aushärten durch Reaktion mit der Luftfeuch­tigkeit Essigsäure frei, einige neutral-härtende Systeme 2-Butanonoxim. Bei den amin-­härtenden Systemen werden Amine wie Butylamine oder Cyclohexylamin freigesetzt. Alle diese Stoffe können in Abhängigkeit ihrer Konzentration Reizungen verursachen. 2-Butanonoxim gilt zudem als krebserzeugend. Die Aushärtung der Dichtstoffe dauert meist einige Tage. Während dieser Zeit werden die ge­nannten Gefahrstoffe in die Luft abgegeben, wobei die insgesamt freigesetzte Menge dieser Stoffe in der Regel etwa 5% der Menge der einge­setzte Dichtmasse beträgt. Folgende Tabelle zeigt in Abhängigkeit der Systeme einige der möglichen Abspaltprodukte sowie ihre harmonisierte Einordnung als Gefahrstoff gemäß europäischer Verordnung Nr. 1272/2008.

 
Silikon-Dichtstoffe
 
 
Abspaltprodukte und Gefahrstoff-Einstufung
 
 
säurehärtend
 
 
Essigsäure
C; R10-35
 
Flam. Liq. 3; H226 / Skin Corr. 1A; H314
 
 
neutralhärtend
 
 
2-Butanonoxim
Xi; R36-43
 
Acute Tox. 4; H312 / Skin Sens. 1; H317 / Eye Dam. 1; H318 / Carc. 2; H351
 
 
aminhärtend
 
 
1-Aminobutan (syn. 1-Butylamin)
F, Xn, C; R11-20/21/22-35
 
Flam. Liq. 2; H225 / Acute Tox. 4; H302, H312, H332 / Skin Corr. 1A; H314 / Acute Tox. 4;
 
 
sec-Butylamin
F, Xn, C, N; R11-20/22-35-50
 
Flam. Liq. 2; H225 / Acute Tox. 4; H302, H332 / Skin Corr. 1A; H314 / Aquatic Acute 1; H400
 
 
Cyclohexylamin
Xn, C; R10-21/22-34
 
Flam. Liq. 3; H226 / Acute Tox. 4; H302, H312 / Skin Corr. 1B; H314 / Repr. 2; H361f
 

Bei der Abspaltung von Essigsäure ist vor allem von einer reizenden Wirkung auszugehen. 2-Butanonoxim steht im Verdacht krebserzeugend zu sein und kann bei Hautkontakt Allergien auslösen. Amine sind hautresorptiv und als gesundheits­schädlich eingestuft.

Um die Haftung der Dichtungsmassen auf den Oberflächen zu verbessern, werden zum Teil lösemittelhaltige Voranstriche eingesetzt. Bei der Verwendung von lösemittelhaltigen Produkten muss generell mit Grenzwertüberschreitungen und den damit verbundenen Ge­sundheitsgefahren gerechnet werden. Obwohl bei Fugendichtungen die bearbeitete Ober­fläche relativ klein ist, ist beim Verarbeiten von lösemittelhaltigen Silikonvoran­strichen Vorsicht geboten. Es sollten wenn möglich aromatenfreie oder -arme Produkte verwendet werden.

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Nach dem Aufbringen des Dichtstoffes aus der Kartusche in die Fuge beginnt sofort die Vernetzungsreaktion mit dem Wasserdampf der Luft. Dabei entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen. Die Emissionen dauern mehrere Tage an bis zur vollständigen Aushärtung der Fuge:

  • Säurehärtende Acetat-Systeme: Essigsäure
  • Neutral-härtende Oxim-Systeme: Hydrolisierte Oxime
  • Neutral-härtende Alkoxy-Systeme: Alkohole
  • Basisch-härtende Amin-Systeme: Amine

Das Emissionsverhalten von Silikon-Dichtstoffen in die Innenraumluft wurde unter anderem im Rahmen einer Forschungsarbeit vom Umweltbundesamt (W. Horn et al., 2007) untersucht. Dabei wurde bei Prüfkammermessungen festgestellt, dass die Essigsäure-Emissionen säurehärtender Systeme am 1. Tag am höchsten und nach 28 Tagen nur noch sehr gering sind. Alle Dichtmassen emittierten Siloxane, jedoch mit stark unterschiedlichen Konzentrationen. Die genaue Ursache hierfür blieb unklar. Die Emissionen könnten gemäß den Autoren der Studie von Verunreinigungen aus dem Herstellungsprozess stammen.

Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Dichtstoffe formuliert.

In den Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts wurde festgestellt, dass keine der getesteten Silikon-Dichtmassen (Acetat- und Alkoxy-Systeme) die Kriterien des AgBB-Bewertungsschemas bestanden hätte.

Um das Emissionsverhalten von Produkten zuverlässig beschreiben zu können, wurde 1997 von der GEV (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V., Düsseldorf) das Klassifizierungssystem EMICODE eingeführt. Dichtstoffe mit EMICODE-Klassierungen EC1plus, EC1 oder EC2 weisen deutlich geringere Emissionen auf, als im AgBB-Bewertungsschema gefordert.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Nach dem Aushärten emittieren korrekt verarbeitete Fugen und Klebungen keine Schadstoffe. Allerdings sind aus der Praxis zahlreiche Fälle bekannt, bei denen nicht korrekt verarbeitete oder zu früh überdeckte Fugen zu lang anhaltenden Emissionen in den Innenraum führten. In solchen Fällen hilft nur ein Ersatz der betroffenen Fugen. Die Aushärtung dauert bei Dichtmassen länger als bei anderen Baustoffen.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Die Dichtmassen können umweltrelevante Bestandteile wie Weichmacher (Phtalate), Katalysatoren (Zinnverbindungen), Fungizide und Haftmittel enthalten, die durch Abwitterung, Versprödung, Diffusion oder bei der Renovierung (z.B. durch Schleifen) in die Umwelt gelangen können.

Radon und Abdichtungsmaßnahmen

Für die Abdichtung bestehender Gebäude gegen eindringendes Radon können Dichtmassen für den Verschluss bestehender Fugen eingesetzt werden. Radon gelangt aus dem Untergrund zuerst in die Kellergeschosse eines Gebäudes und von dort in das restliche Gebäude. Über die Entstehung von Radon im Untergrund und die damit einhergehende Radonproblematik informiert der Lexikonbegriff natürliche Strahlenexposition ausführlich.

Bei Neubauten in Gebieten mit erhöhter Radon-Belastung soll die Belastung am Baustandort abgeklärt werden. Falls eine erhöhte Radonbelastung festgestellt wird, sind Maßnahmen vorzusehen, um die Belastung des Innenraums mit Radon niedrig zu halten. Mögliche Maßnahmen sind im konkreten Fall zu planen. Möglich sind Maßnahmen zur Ablüftung der Kellerluft bei gleichzeitiger Abdichtung der Obergeschosse, zur Ableitung außerhalb des Gebäudes (Drainage) oder zur Abdichtung der Gebäudehülle. Alle Abdichtungsbahnen sind grundsätzlich für die Radonabdichtung geeignet. Wesentlich für den Erfolg der Maßnahme ist die Radon-dichte Ausführung aller Anschlüsse und Nähte.

Weitere Informationen zur Radioaktivität sind auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz abrufbar.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Wassereinwirkung

Kurzfristige Feuchte- oder Wasserbelastungen schaden einer Fuge aus Silikon-Dichtstoff nicht. Gegen langandauernde Wassereinwirkung beständig sind jedoch nur Acetat-härtende Systeme. Die anderen Systeme können nicht in Bereichen mit dauernd stehendem Wasser eingesetzt werden. Bei der Zersetzung der Fugen unter Wassereinwirkung können enthaltene Biozide und Zinnkatalysatoren freigesetzt werden.

Beständigkeit Nutzungszustand

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.

Datenbank als PDF

Instandhaltung

Die größte Gefahr für eine Zerstörung von Fugen im Innenraum stellt der Bewuchs durch Schimmelpilze und andere Mikroorganismen dar. Zur Vermeidung der Schimmelpilzbildung ist auf eine gute Belüftung der Nassräume und die Vermeidung dauerfeuchter Fugen zu achten. Wenn eine Fuge durch Schimmelpilze befallen ist, kann eine Sanierung nur durch Ersatz der Fuge stattfinden.

Quellen

Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)

Silikon-Kleb-+ Dichtstoffe

Nachnutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Kleb- + Dichtstoffe haften funktionsbedingt auf dem damit beschichteten Bauteil und werden normalerweise im Verbund rückgebaut. Sie selbst verursachen dann i.d.R. keine besonderen Umwelt- und Gesundheitsrisiken beim Rückbau.
Für Materialien im derzeitigen Altbestand gilt ggf. anderes → siehe dazu auch Klebstoffe im Bestand, Dichtungen, Abdichtungen im Bestand

Wiederverwendung

Eine Wiederverwendung von Fugendichtstoffe oder Klebstoffen ist nicht möglich. Klebeverbindungen von Bauteilen können die Wiederverwendung der Bauteile erschweren oder verhindern.

Stoffliche Verwertung

Eine stoffliche Verwertung von Kleb-+ Dichtstoffen kommt aufgrund ihrer Verarbeitungsform grundsätzlich nicht in Frage. Da sie auf anderen Bauteilen anhaften, ist eine sortenreine Erfassung praktisch nicht möglich. Mit Kleb-+ Dichtstoffen behandelte Baustoffe werden in ihrer Recyclierbarkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen. Dies gilt insbesondere für Gipsbaustoffe, Mauerwerk und Beton.

Energetische Verwertung

Alle Kleb-+ Dichtstoffe können gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe enthalten. Gemäß der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sollen Dichtstoff-Abfälle mit den Kunststoffen gesammelt und einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Falls die Abfälle gemischt erfasst werden, sind sie einer Vorbehandlungsanlage zuzuführen. Die Verwertung ist in beiden Fällen vorgeschrieben. Bei der Verbrennung von Dichtstoffresten oder brennbaren Materialien, die damit verunreinigt sind, ergeben sich keine besonderen Entsorgungsprobleme. Die Verbrennung erzeugt bei vorschriftsmäßiger Rauchgasreinigung keine relevanten Emissionen.

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Kleb-+ Dichtstoffe können als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie gelangen, wo sie über längere Zeiträume abgebaut werden und ggf. die Deponieabwässer belasten. Spezifische Untersuchungen zum Verhalten der Stoffgruppe in Inertstoff-Deponien sind nicht vorhanden. Bei der Zersetzung der Kleb-+ Dichtstoffe können ggf. enthaltene Biozide oder Zinnkatalysatoren freigesetzt werden.

EAK-Abfallschlüssel

Restentleerte Metallgebinde können als Metallschrott verwertet werden. Auf einer vorbildlichen Baustelle werden keine Gebinde in die Kanalisation ausgewaschen. Die umweltgerechten Entsorgungsleistungen beim Arbeiten mit Kleb-+ Dichtstoffen sind bereits in der Ausschreibung für alle Unternehmen festzulegen.

Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Zudem ist die Zuordnung davon abhängig, wo der Abfall anfällt. Einem Baustellenabfall wird ein anderer Abfallcode zugewiesen als einem Abfall aus einem Gewerbebetrieb oder einem Privathaushalt. Die aufgeführten Abfallcodes stehen deshalb nur als Hinweis und können nicht jeden konkreten Entsorgungsfall abdecken. Daher ist im konkreten Fall eine Abklärung mit den zuständigen Behörden oder dem beauftragten Entsorgungsunternehmen notwendig. Die bei Kleb-+ Dichtstoff-Arbeiten oder im Rückbau anfallenden Abfälle sind wie folgt zu entsorgen:

Entsorgungsgut Zustand Abfall-
volumen
Entsorgung
als
EAK-Abfall-
schlüssel
Entsorgung
Verpackungen mit Resten Reste ausgehärtet gering Hausmüll - Hausmülltonne
Verpackungen mit Resten Reste ausgehärtet hoch

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen.

08 04 09*

 

08 04 10

 

17 09 04

Entsorger
Verpackungen mit Resten Reste ausgehärtet  -

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

08 04 09*

 

08 04 10 

Entsorger
Dicht- oder Klebstoffreste ausgehärtet gering Hausmüll - Hausmülltonne
Dicht- oder Klebstoffreste ausgehärtet  hoch

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen.

08 04 09*


08 04 10


17 09 04
 Entsorger
Dicht- oder Klebstoffreste nicht ausgehärtet -

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten.

Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen.

08 04 09*


08 04 10
Entsorger

Quellen

Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012, Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012

LAGA (2003): Vollzugshinweise zur Gewerbeabfallverordnung (Download)