Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Silikon-Dichtstoffe sind einkomponentige Polysiloxane, die mit der Luftfeuchtigkeit bei Anwesenheit von Vernetzern zu elastischen Massen aushärten und danach ein kautschukelastisches Verhalten zeigen. Sie werden auch als Silikonkautschuk bezeichnet. Polysiloxane sind chemische Moleküle aus Atomketten mit bis zu tausenden von Atomen. Die Atomkette besteht aus immer gleichen Teilen (den Monomeren) aus einem Siliziumatom und einem Sauerstoffatome in der Kette und unterschiedlichen Fortsätzen ("Seitenäste") am Siliziumatom. Aufgrund des Vernetzungscharakters unterschiedet man säurehärtende, aminhärtende und neutralhärtende Silikon-Dichtstoffe.
Folgende Tabelle gibt einen Überblick über die verschiedenen Systeme, Anwendungsbereiche, technische Daten sowie umwelt- und gesundheitsrelevante Bestandteile. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungen häufig ausgeschlossen. In der Tabelle werden deshalb auch Hinweise zur möglichen Identifizierung im Technischen Merkblatt (TM)1 oder Sicherheitsdatenblatt (SDB)2 gegeben, was nicht immer einfach ist, da auch viele Mischformen auf dem Markt sind. Sollen oximvernetzende oder -emittierende Silikone nicht zum Einsatz kommen, empfiehlt es sich daher, zur eindeutigen Klärung vorsichtshalber eine entsprechende Herstellererklärung für das angebotene Produkt einzuholen.
-> Materialökologische Anforderungen für Kleb- und Dichtstoffe in Innenräumen
Materialbezeichnung / Vernetzungscharakter (ggf. im Technischen Merkblatt angegeben)1 | Silikon neutral härtend bzw. vernetzend | Silikon säurehärtend bzw. sauer vernetzend | Silikon basisch härtend bzw. vernetzend auch: alkalisch härtend | ||
System / Basis / Vernetzungstyp (ggf. im Technischen Merkblatt1 angegeben bzw. Einzelstoffe im SDB / Abschnitt 2 oder 3) | Oxim auch Mischformen auf dem Markt, z.B. | Alkoxy auch Mischformen auf dem Markt, z.B. | Benzamid | Acetat ggf. auch als Acetoxysystem bezeichnet | Amin Mischform (inzwischen häufiger zu finden als reine Aminsysteme): Amin-Oxim (s. auch Oxim) |
Hauptanwendung | universelle Einsatzmöglichkeiten | Sanitär, Wohnbereich, Fenster, Hochbau Besonderheiten: Besonders gute Haftung auf silikatischen Untergründen (Glas) Bei Metallen Korrosionsgefahr, auf alkalischen Untergründen Neutralisationsreaktion | Schwimmbad, Flachdach, Labor, Lebensmittelbereich Besonderheiten: Gute Haftung auf zementösen Untergründen, hohe Temperatur- | ||
Typische Emission (ggf. zu finden2 im SDB / Abschnitt 8, und/oder Abschnitt 11 zur Toxikologie) | Hydrolisierte Oxime, z.B. Butanonoxim Mischform ggf.: Amine, Oxime, z.T. zus. auch Alkohol | Alkohole, z.B. Methanol, 2-Methoxyethanol
Mischform ggf.: Oxime (s. links) | Ester | Essigsäure | Amine, z.B. Cyclohexylamin Mischform (inzwischen häufiger zu finden): Amine, Oxime (s. links), z.T. zus. auch Alkohol |
Besondere Gesunheitsrelevanz | Ein Teil der Oxime (Butanonoxim, Acetonoxim) steht im Verdacht Krebs zu erzeugen (H351, Carc 2). Die anderen Oxime sind in Untersuchung. Für Butanonoxim hat der Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR) einen Innenraumluftrichtwert festgelegt. Detaillierte Informationen dazu siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS. | ||||
Geruch | Klassische Oxim-Systeme mit Geruch nach Methylethyl- ketoxim (Butanonoxim = MEKO), MEKO-freie Systeme mit charakterist. Geruch | schwacher Geruch bis geruchsneutral | schwacher Estergeruch | Essigsäure | Fischgeruch (Amine) |
Verformung [%] | 20 – 25 | 20 – 25 | 25 | ||
Temperaturbeständigkeit [°C] | -40 bis 165 | -60 bis 180 | -40 bis 180 | ||
Rohdichte [kg/m3] | 1000 – 1500 | 1000 – 1150 | 1000 – 1400 | ||
Lösemittelemissionen [Masse-%] | 0 – 1,3 | 0 – 5 | 0 | ||
Mögliche umweltrelevante Bestandteile | Fungizide, Katalysator, Weichmacher | Fungizide, Katalysator, Haftmittel | Fungizide, Katalysator | ||
Bemerkungen | Kennzeichnungspflichtige Zinn-Katalysatoren sind Stand der Technik. Es sind noch keine Alternativen möglich. Sanitärsilikone enthalten in der Regel kennzeichnungspflichtige Fungizide (außer transparente Produkte). |
Wesentliche Bestandteile
Silikon-Dichtstoffe enthalten Polysiloxane (eigentlich Polyorganosiloxane), mineralische Füllstoffe, ggf. Pigmente und verschiedene Hilfsstoffe. Zu den Hilfsstoffen gehören Weichmacher, Haftvermittler, Katalysatoren, Fungizide und Trockenstoffe. Die Polysiloxane enthalten entsprechende funktionelle Gruppen, die eine weitmaschige Vernetzung ermöglichen. Die zugesetzten Füllstoffe beeinflussen in Abhängigkeit von der Art und der Menge die mechanischen und chemischen Eigenschaften der ausgehärteten Dichtstoffe. Zur Verwendung in Feuchträumen (Sanitär, Schwimmbäder, Trinkwasserbehälter) werden die Silikon-Dichtstoffe mit Fungiziden ausgerüstet. Außer den aminhärtenden Systemen können Silikon-Dichtstoffe auch geringe Anteile an Lösemitteln, in der Regel < 5%, enthalten.
Die Aushärtung erfolgt je nach System unter Abgabe unterschiedlicher Stoffe:
- Das Acetatsystem (säurehärtend) spaltet beim Aushärten Essigsäure ab. Es ist vermutlich das am weitesten verbreitete System.
- Oximsysteme (neutralhärtend) spalten beim Aushärten chemisch relativ inerte Ketoxime ab. Klassische Systeme auf der Basis von Methylethylketoximen (MEKO) spalten Butanonoxim ab, neuere Rezepturen auf der Basis von 4-Methyl, 2-pentanonoxim-silan (MIBKO) spalten gegenüber den klassischen Systemen zwar weniger Oxime ab und riechen auch weniger, ihre toxikologische Wirkung ist aber ebenfalls unter Beobachtung.
Detaillierte Informationen dazu siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS. - Alkoxy-Systeme (neutralhärtend) riechen praktisch nicht. Sie sind in der Herstellung jedoch komplexer als die anderen Systeme, da man Katalysatoren beigeben muss, die wiederum die Polymere des Kautschuks angreifen können. Heute sind Alkoxy-Systeme mit unterschiedlichen Katalysatoren und Hilfsstoffen auf dem Markt, darunter auch zweikomponentige.
- Benzamid-Systeme (neutralhärtend) riechen nur sehr schwach esterhaltig. Sie sind vor allem auf porösen Untergründen sehr gut geeignet, eine starke Haftung zu entwickeln.
- Die Amin/Aminoxysysteme (basisch- oder aminhärtend) zeichnen sich durch einen beim Aushärten wahrnehmbaren fischartigen Geruch aus. Diese Systeme sind trotz der guten Eigenschaften auf dem Markt nicht mehr sehr verbreitet. Es gibt aber inzwischen häufig Amin-Oxim-Systeme, die Amine und Oxime abspalten (s. Tabelle).
Gegenüber säure- oder basischhärtenden Systemen können neutralhärtende Systeme dann eingesetzt werden, wenn aggressive Abspaltprodukte wie Essigsäure und Amin unerwünscht sind (z.B. wegen möglicher Korrosion von Metalloberflächen).
Charakteristik
Silikon-Dichtstoffe können bei Temperaturen von ca. 5 °C bis 40 °C verarbeitet werden. Sie können bei Gebrauchstemperaturen zwischen ca. -60 und +180 °C eingesetzt werden. Sie sind Chemikalien- und Witterungsbeständig und weisen eine praktische Dehnfähigkeit bis zu 25% auf.
Lieferzustand
In Kartuschen, meist 300 - 330 ml Volumen.
Gebinde müssen wasserdampfdicht sein.
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Silikon-Dichtstoffe zeichnen sich durch eine gute Haftung auf Glas, Keramik, Beton, Holz, PVC und Aluminium aus. Sie werden deshalb häufig im Metall- und Glasbau, in Küchen, auf Balkonen und auf Terrassen eingesetzt. Silikon-Dichtstoffe sind oft nicht überstreichbar. Neutralhärtende Silikone können universell im Hochbau eingesetzt werden, während bei säurehärtenden Produkten gewisse Einschränkungen bestehen aufgrund der Korrosionsgefahr bei Metallen oder der Neutralisationsreaktion auf alkalischen Untergründen.
Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Silikon-Dichtstoffe enthalten in der Regel umweltrelevante Bestandteile wie Katalysatoren und Fungizide. Silikon-Dichtstoffe auf Oxim-Basis spalten Oxime während des Aushärtungsprozesses ab. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungen häufig ausgeschlossen.
MS Hybrid-Dichtstoffe enthalten zwar oft auch Zinnkatalysatoren, dagegen aber keine Fungizide. Sie können im Hochbau universell angewendet werden und sind deshalb eine Alternative zu fungizid ausgerüsteten Silikon-Dichtstoffen. Im Trockenbereich können Acrylat-Dichtstoffe eingesetzt werden. Sofern sie keine Fungizide enthalten, können sie ebenso eine Alternative sein, da sie keine Zinnkatalysatoren enthalten.
Detaillierte Informationen zur Gesundheitsrelevanz von oximvernetzenden Silikon-Dichtstoffen siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.
Quellen
Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage
Planungs- und Ausschreibungshilfen
WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.
Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:
- Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
- Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
- zusammenfassende Informationen zum Lebenszyklus,
- Hinweise zu möglichen Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung und zu Alternativen
Übersicht Planungs- und Ausschreibungshilfen: Dichtungsmassen / Dichtstoffe
Stand 10/2015
Acrylat-Dichtstoffe | Silikon-Dichtstoffe | MS Hybrid Dichtstoffe (SMP) | ||
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Material- ökologische Anforderungen | Im neuen Modul "Planungs- & Ausschreibungshilfen" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen | |||
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS | Dichtungsmassen / Dichtstoffe im Innenraum, siehe auch Punkt- und linienförmige Verklebungen im Innenraum (es handelt sich ggf. um dieselben Produkte, die in beiden Anwendungsfällen verwendet werden) | |||
Mögliche Quellen | Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen | |||
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) des BMI / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) | Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung. Einordung der Dichtstoffe im Innenraum hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS | |||
Umweltbundesamt (UBA) | Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Die Seiten werden gerade überarbeitet, sodass sich dort derzeit aus dem Baubereich nur Ausschreibungsempfehlungen zu Elastischen und Hölzernen Bodenbelägen, Tapeten und Raufaser finden. | |||
baubook ökologisch ausschreiben | Die Plattform baubook ökologisch ausschreiben bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Dichtstoffe finden sich Produktdeklarationen unter Abdichtstoffe und Klebemassen. | |||
natureplus Ausschreibungstexte | natureplus Ausschreibungstexte zu Dichtstoffen sind derzeit nicht vorgesehen. | |||
Mögliche Nachweis- dokumente | weitere Nachweismöglichkeiten neben den folgend genannten sind Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen oder ggf. ein Anhang mit Nachhaltigkeitsmerkmalen zur bauaufsichtlichen Zulassung (abZ+). Inhalt aufklappen | |||
gesetzlich vorgeschrieben: | Welche Nachweisdokumente müssen vom Hersteller zur Verfügung gestellt werden? Welcher Nachweis kann damit erbracht werden? | |||
REACH / CLP: Sicherheitsdatenblatt (SDB) | Dichtstoffe werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%). | |||
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC | - | (+)* *nur Silikonklebstoffe für geklebte Glaskonstruktionen / gem. Bauregelliste B Teil 1 / 2.4.4.13 | - | |
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen | Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Dichtstoffen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. |
Übersicht Lebenszyklusinformationen: Dichtungsmassen / Dichtstoffe
Acrylat-Dichtstoffe | Silikon-Dichtstoffe | MS Hybrid Dichtstoffe (SMP) | |||||
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Rohstoffe | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe) | ||||||
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft | |||||||
Anteil fossiler Rohstoffe | ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen) | ||||||
Anteil mineralischer Rohstofffe | ca. 50 M.-% (sehr variable Rezepturen) | ||||||
Anteil erneuerbarer Rohstoffe | 0 M-% | ||||||
Charakteristische Inhaltsstoffe | |||||||
Bindemittel | 20-85% | Acrylester-Copolymere | 25 -88% | Polysiloxane + Vernetzer | 33% | silanmodifizierte Polymere | |
Füllstoffe | 10-70% | Kreide, Talk uä | 9 -50% | Kieselsäure, Kalkstein, Talkum, Aluminiumoxid uä | 39% | Gesteinsmehl, z.B. Kalk | |
Pigmente | Titandioxid | Titandioxid, Eisenoxide uä | 7% | Titandioxid, Ruß etc | |||
Weichmacher | 0,5-5% | Weichmacher, Fungizide, Konservierungsmittel etc | 0 -29% | Weichmacher, Katalysatoren, etc. | 18% | Siliconöle, Phthalate, Paraffin | |
Hilfsstoffe | 4% | Thixotropiermittel, Antioxidantien etc. | |||||
Wasser | 3-15 % | - | - | - | - | - | |
Problematische Inhaltsstoffe | |||||||
Besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) | können in Form von Flammschutzmitteln oder Weichmachern (z.B. Chlorparaffine, halogenierte Phosphorsäureester, Phthalate) eingesetzt werden. | ||||||
Schwermetalle | kein relevantes Umweltthema bei Acrylat-Dichtstoffen | Kennzeichnungspflichtige Zinn-Katalysatoren sind Stand der Technik (geringe Konzentration im Produkt). Es sind noch keine Alternativen möglich. Bei der Anwendung als Biozid sind wesentlich größere Mengen im Produkt enthalten. | |||||
Biozide | Zur Verhinderung von Schimmelpilz-Wachstum können Acrylat-Dichtstoffen Fungizide beigesetzt werden. Außerdem ist die Zugabe von Konservierungsmitteln möglich. | Sanitärsilikone enthalten in der Regel kennzeichnungspflichtige Fungizide (außer transparente Produkte). | MS-Hybrid-Dichtstoffe enthalten keine Fungizide | ||||
Lösemittel, Weichmacher | Acrylat- und Silikon-Dichtstoffe können geringe Anteile an Lösemitten enthalten (in der Regel < 5 %). | Wird mehr Polymer eingesetzt, kann der Weichmacheranteil gesenkt werden. Es gibt auch weichmacherfreie Systeme. | |||||
Sonstige | - | Bei der Kondensationsreaktion werden aus Silikonen Stoffe freigesetzt. Die gefährlichsten sind n‑Butanonoxim aus oxim-vernetzenden sowie Amine aus basisch härtenden Systemen. | Bei der Kondensationsreaktion werden aus SMP-Dichtstoffen Alkohole freigesetzt | ||||
Sonstiges | |||||||
Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen | keine Verwendung von erneuerbaren oder Sekundär-Rohstoffen | ||||||
Verfügbarkeit der Rohstoffe | mit Ausnahme der erdölbasierten Rohstoffe gute Verfügbarkeit. | ||||||
Herstellung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung) | ||||||
Ökobau.dat-Datensätze | 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.6 Acrylat | 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.2 Silikon | 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.2 Silikon | ||||
Graue Energie | Dichtmassen tragen nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei. | ||||||
Maßnahmen Gesundheitsschutz | Unter Beachtung der gängigen Sicherheitsregeln im Umgang mit Chemikalien stellt die Mischung von Acryldichtmassen aus den Grundstoffen keine erhöhten Anforderungen bezüglich Arbeitsschutz. | Bei der Herstellung von neutralvernetzenden Oxim-Systemen ist darauf zu achten, dass Butanonoxim unter sauren Bedingungen zu Explosionen führen kann. | - | ||||
Maßnahmen Umweltschutz | Wie jede chemische Produktion stellt die Formulierung von Dichtstoffen erhöhte Anforderungen an die umweltfreundliche Entsorgung von Abfällen, die Störfallvorsorge und die Kontrolle von Prozessemissionen. | ||||||
- | Die eingesetzten Zinnverbindungen sind sehr ökotoxisch und dürfen beim Transport oder der Lagerung nicht in die Umwelt gelangen. | ||||||
Verarbeitung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||
Arbeitshygienische Risiken | Acrylat-Dichtstoffe geben bei der Aushärtung Glykole ab. Eine ausreichende Arbeitsplatzbelüftung ist empfehlenswert. | Bei der Reaktion des Dichtstoffs mit dem Wasserdampf der Luft entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen:
| Die bei der Aushärtung von MS Hybrid-Dichtstoffen abgespalteten Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol sind bezüglich Ihrer Wirkung auf die Gesundheit als kritisch einzustufen. Außerdem können bestimmte Weichmacher beim Einatmen gesundheitsschädlich sein. Von der deutschen Berufsgenossenschaft wurde in Reihenuntersuchungen gezeigt, dass Produkte, die dem GISCODE RS10 (Methanol-abspaltende Produkte) entsprechen, außerdem den Arbeits-platzgrenzwert von Methanol einhalten (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV) 2013) | ||||
Nutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen) | ||||||
VOC-/SVOC-Emissionen im Neuzustand | In Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts (Horn et al) wurde festgestellt, dass... | Während des Aushärtungsprozesses spalten SMP-Dichtstoffe Alkohole wie Methanol oder 2-Methoxyethanol ab. | |||||
...von sieben getesteten Acryldichtmassen vier die Anforderungen an die Emissionen des AgBB-Bewertungsschemas erfüllten, drei die Anforderungen nicht erfüllten. | ...keine der getesteten Silikon-Dichtmassen (Acetat- und Alkoxy-Systeme) die Kriterien des AgBB-Bewertungsschemas bestanden hätte. Alle Dichtmassen emittierten Siloxane, jedoch mit stark unterschiedlichen Konzentrationen. | ||||||
VOC-/SVOC-Emissionen im Nutzungszustand | Acrylat-Dichtstoffen emittieren vor allem Glykole, die als hochsiedende Komponenten über einen längeren Zeitraum aus den Dichtstoffen ausgasen können. Emissionen von Weichmachern u.a. Phtalate konnten in Prüfkammermessungen nicht nachgewiesen werden. In den Prüfkammermessungen nahmen die Emissionen rasch ab. Lang andauernde Emissionen können jedoch aufgrund der Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden. Dafür stehen Umweltzeichen wie der Blaue Engel DE-UZ 123 oder Emicode EC1 bzw. EC1plus zu Verfügung. | Nach dem Aushärten emittieren korrekt verarbeitete Silikondichtstoffe keine Schadstoffe. Allerdings sind aus der Praxis zahlreiche Fälle bekannt, bei denen Verarbeitungsfehler oder zu früh überdeckte Fugen zu lang anhaltenden Emissionen in den Innenraum führten. | Emissionsarme SMP-Dichtstoffe gemäß Emicode EC1 bzw. EC1 Plus sind verfügbar. | ||||
Mit Fungiziden ausgerüstete Dichtstoffe geben diese funktionsbedingt über längere Zeiträume in die Umgebung ab. | |||||||
Nachnutzung | Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung) | ||||||
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit | Beim Rückbau von Dichtstoffen ergeben sich keine besonderen gesundheitlichen Risiken. | ||||||
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit | Dichtstoffe werden nicht stofflich verwertet. | ||||||
Typischer Entsorgungsweg | Verbrennung oder als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie | ||||||
Energiegewinnung möglich? | irrelevant wegen der im Vergleich zu anderen Gebäudebestandteilen geringen Mengen an Dichtstoffen |
Gefahrstoffverordnung
Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden.
Bei Verwendung von Silikon-Dichtstoffen sollten daher grundsätzlich Produkte mit möglichst geringem Lösemittelgehalt und Produkte, die nicht als gesundheitsschädlich gekennzeichnet sind, bevorzugt werden.
Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Silikon-Dichtstoffe enthalten in der Regel umweltrelevante Bestandteile wie Katalysatoren und Fungizide. Silikon-Dichtstoffe auf Oxim-Basis spalten Oxime während des Aushärtungsprozesses ab. Aminvernetzende und oximvernetzende bzw. -emittierende Silikone sind aufgrund ihrer Emissionen über materialökologische Anforderungen häufig ausgeschlossen.
MS Hybrid-Dichtstoffe enthalten zwar oft auch Zinnkatalysatoren, dagegen aber keine Fungizide. Sie können im Hochbau universell angewendet werden und sind deshalb eine Alternative zu fungizid ausgerüsteten Silikon-Dichtstoffen. Im Trockenbereich können Acrylat-Dichtstoffe eingesetzt werden. Sofern sie keine Fungizide enthalten, können sie ebenso eine Alternative sein, da sie keine Zinnkatalysatoren enthalten.
Detaillierte Informationen zur Gesundheitsrelevanz von oximvernetzenden Silikon-Dichtstoffen siehe Sonderthema "Oxime in Bauprodukten" in WECOBIS.
Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS
- Reiter Zeichen & Deklarationen / Erläuterung + Links der wichtigsten Deklarationen zur jeweiligen Produktgruppe
- Reiter Bewertungssysteme / Einordnung der jeweiligen Produktgruppe gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) des BMI
Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.
Quellen
Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte e.V. (GEV): GEV – Einstufungskriterien Anforderungen an emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe, Klebstoffe und Bauprodukte und Vergabe des EMICODE. Stand: 15.04.2013
Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen aus dem Bereich der Dichtungsmassen / Dichtstoffe. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Dichtungsmassen / Dichtstoffe
Stand 02/2020
Acrylat-Dichtstoffe | Silikondichtstoffe | MS Hybrid -Dichtstoffe (SMP) | ||
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Umweltzeichen | Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen | |||
Blauer Engel weil emissionsarm | DE-UZ 123 Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum Hinweis: neu aufgelegt 2019, daher derzeit keine Produkte (Prüfung von Anträgen in Bearbeitung) | DE-UZ 123 Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum | DE-UZ 123 Emissionsarme Dichtstoffe für den Innenraum Hinweis: neu aufgelegt 2019, daher derzeit keine Produkte (Prüfung von Anträgen in Bearbeitung) | |
EU-Umweltzeichen (Blume) | - | - | - | |
Österreichisches Umweltzeichen | - | - | - | |
natureplus-Qualitätszeichen | x (nur für Produkte aus nachwachsenden bzw. mineralischen Rohstoffen) | x (nur für Produkte aus nachwachsenden bzw. mineralischen Rohstoffen) | x (nur für Produkte aus nachwachsenden bzw. mineralischen Rohstoffen ) | |
Nordischer Schwan | - | - | - | |
EMICODE / Raumlufthygiene (nur lösemittelfrei möglich) | EC1plus (sehr emissionsarm) - EC2 (emissionsarm) | EC1plus (sehr emissionsarm) - EC2 (emissionsarm) | EC1plus (sehr emissionsarm) - EC2 (emissionsarm) | |
GISBAU Klassifizierungs-system | Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen | |||
-. | GISBAU führt folgende Produktgruppen für Silikon-Dichtstoffe:
Es existieren jedoch derzeit noch keine Produkt-Codes oder GISCODES. Diese sind aber in Entwicklung. | analog anwendbar: Verlegewerkstoffe, methoxy- silanhaltig RS10 | ||
GefStoffV: Prüfung von Alternativen erforderlich? (Minimierungsgebot) | lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen | Acetat-Systeme mit möglichst geringem Lösemittelgehalt sind zu bevorzugen | lösemittelfreie Systeme sind zu bevorzugen | |
Umweltprodukt-deklaration (EPD) | Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen | |||
EPD1 | + | + | + | |
Branchen-EPD1 | - | - | - | |
Umweltindikatoren | Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI. Inhalt aufklappen | |||
Ökobau.dat-Datensätze | siehe 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.6 Acrylat | siehe 6. Kunststoffe / 6.7 Dichtmassen / 6.7.2 Silikon | Datensätze für MS-Hybrid-Dichtstoffe liegen noch nicht vor (Stand 03/2015) | |
Sonstiges | Sonstige freiwillige Produktkennzeichnungen, die Informationen zur Umwelt- und Gesundheitsrelevanz von Produkten liefern können. Inhalt aufklappen | |||
baubook-Deklaration | Die Plattform baubook bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Dichtstoffe finden sich Produktdeklarationen unter Abdichtstoffe und Klebemassen. |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung der Silikon-Dichtstoffe
Stand 10/2015
Für die Bewertung nach Kriterium BNB_BN_1.1.6 werden sechs potenzielle Schadstoffgruppen betrachtet. Für die Einordnung der Silikondichtstoffe gemäß 1.1.6 sind die hervorgehobenen Schadstoffgruppen relevant:
1 Gefährliche und besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC)
2 Gefährliche Stoffe, die ausgelaugt werden können (für Anwendungen in Kontakt mit Boden oder Wasser)
3 Schwermetalle (bei Bodenbelägen als Stabilisatoren in Kunststoffen)
4 Flüchtige organische Verbindungen (VOC) einschließlich organische Lösemittel
5 Halogenierte Kälte- und Treibmittel
6 Biozide
Silikondichtstoffe werden in 1.1.6 über folgende Einsatzbereiche adressiert (s. BNB_BN_1.1.6 Anlage 1 / Allgemeine Anforderungsliste, Anlage 2 / Einzelstoffe mit besonders besorgniserregenden Eigenschaften):
- Pos. 8 Vor-Ort verarbeitete Dichtungsmassen, Fugendichtstoffe, Klebstoffe / PU, SMP, Acrylat- oder Silikon / punkt- und linienförmige Verklebungen und Abdichtungen im Innenraum incl. TGA
- Pos. 9 Vor-Ort verarbeitete Kleb- und Fugendichtstoffe / Kleb- und Dichtstoffe für die Herstellung der Luftdichtigkeit an Fassade innen und außen
Ausgenommen von Pos. 9 sind Bereiche mit sicherheitsrelevanten, bauaufsichtlichen Anforderungen wie z.B. die Bereiche Glasbau, Fassade und Bereiche mit Brandschutzanforderungen.
Im Folgenden werden die Anforderungen an die Verwendung von Silikon-Dichtstoffen dargestellt.
Qualitätsniveau (QN) | Anforderungen an Silikon-Dichtstoffe im Innenraum (in Bereichen ohne sicherheitsrel., bauaufs. Anf.) (gem. Pos. 8) | Anforderungen an Silikon-Dichtstoffe im Innenraum oder Außenraum für die Herstellung der Luftdichtigkeit der Fassade (gem. Pos 9) |
1 (= Mindestanforderung) | Produktdokumentation1 incl. Deklaration von SVHC der Kandidatenliste > 0,1 Gew.-% Deklaration von Bioziden | Produktdokumentation1 incl. Deklaration von SVHC der Kandidatenliste > 0,1 Gew.-% |
2 (zusätzlich zu QN1) | Chlorparaffine C10-C>17 (Flammschutzmittel FSM bzw. Weichmacher) <0,1%
| Chlorparaffine C10-C>17 (Flammschutzmittel FSM bzw. Weichmacher) <0,1% |
3 (zusätzlich zu QN1) | ||
4 (zusätzlich zu QN3) | Keine amin- oder oximvernetzenden Silikone und Die Anforderungen des DE-UZ 123 (Blauer Engel) für Fugendichtstoffe oder des Emicode EC1 (auch: EC1-R) oder EC1plus (auch: EC1plus-R) müssen erfüllt sein.3 | Die Anforderungen des Emicode EC1 (auch: EC1-R) oder EC1plus (auch: EC1plus-R) müssen erfüllt sein2 oder VOC < 10g/l.3 + Chlorparaffine C10-C>17 (Flammschutzmittel FSM bzw. Weichmacher) <0,1% |
5 (zusätzlich zu QN3) | ||
Kommentierung | Pos 8: Die Anforderungen des DE-UZ 123 sind relativ umfangreich, jedoch für nicht amin- oder oximvernetzende Silikon-Dichtstoffe erfüllbar. Es ist möglich, mit entsprechenden Produkten aus der Gruppe der Silikon-Dichtstoffe die Anforderungen bis einschließlich QN5 zu erfüllen. |
Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen
Eine tabellarische Übersicht mit allen Einzelkriterien für Planung und Ausschreibung ist im neuen Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen für Dichtungsmassen / Dichtstoffe im Innenraum und für Punkt- und linienförmige Verklebungen im Innenraum zu finden. Die Tabelle dort enthält auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte. Außerdem finden sich dort auch die für die verschiedenen Qualitätsniveaus zugehörigen Textbausteine.
BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes. Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau). |
Die Einordnung von Materialien im Bestand erfolgt in WECOBIS jeweils gesammelt für die ganze Obergruppe der Dichtungen, Abdichtungen. Siehe dazu Dichtungen, Abdichtungen im Bestand.
Die an dieser Stelle beschriebenen Silikon-Dichtstoffe (= aktuell am Markt verfügbare Produktgruppen) enthalten keine Problemstoffe, welche bei der Sanierung relevant sind.
BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet. |
Einordnung der Silikon-Dichtstoffe
Nach dem Aufbringen des Dichtstoffes aus der Kartusche in die Fuge beginnt sofort die Vernetzungsreaktion mit dem Wasserdampf der Luft. Dabei entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen. Die Emissionen dauern mehrere Tage an bis zur vollständigen Aushärtung der Fuge:
- Säurehärtende Acetat-Systeme: Essigsäure
- Neutral-härtende Oxim-Systeme: Hydrolisierte Oxime
- Neutral-härtende Alkoxy-Systeme: Alkohole
- Basisch-härtende Amin-Systeme: Amine
Eine möglichst geringe Belastung kann durch die Verwendung von Produkten mit dem EMICODE EC1plus "sehr emissionsarm" erreicht werden.
Produktgruppe | Zu erwartende VOC-Emissionen | Zu erwartende Formaldehyd-Emissionen |
Silikon-Dichtstoffe | möglich | keine |
keine | Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC. |
möglich | Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen. Bei der Produktwahl ist auf geeignete Zeichen und Deklarationen zu achten. siehe dazu die Informationen im Reiter "Zeichen & Deklarationen". |
hoch | Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen. |
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Einordnung der Silikon-Dichtstoffe
Rückbaubarkeit
Für die Bewertung wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist.
Dichtstoffe können nur mit sehr hohem Aufwand ausgebaut werden. Die Rückbaubarkeit ist deshalb kaum gegeben.
Sortenreinheit
Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Dichtstoffe können nur mit hohem Aufwand sortenrein zurückgebaut werden. Sie treten im Rückbau oft auch als Anhaftungen an anderen Baustoffen in Erscheinung und können die Recyclingfähigkeit dieser Baustoffe vermindern.
Verwertbarkeit
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Da Dichtstoffe immer mit anderen Baustoffen verbunden sind und ihre Funktion die möglichst starke und andauernde Haftung auf dem Untergrund bedingt, können sie oft nur als Anhaftung an anderen Baustoffen entsorgt werden.
- Eine stoffliche Verwertung ist bei Dichtstoffen nicht möglich.
- Die energetische Verwertung von reinen Dichtstoffen ist möglich und führt bei vorschriftsgemäßer Rauchgasreinigung zu keinen relevanten Emissionen. Sofern die Dichtstoffe als Anhaftungen zusammen mit anderen brennbaren Abfällen entsorgt werden, stellt die energetische Verwertung den besten Entsorgungsweg dar.
- Dichtstoffe können als Anhaftungen auf Bauteilen in die Deponie gelangen. Die Abbauprodukte stellen eine Belastung für die Deponieabwässer dar.
Quellen
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Stand 10/2015 (Online-Quelle in Überarbeitung)
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)
Technisches
Technische Daten
Standvermögen (DIN 52454-ST-U26-70) | Standfest < 1-2mm |
Spez. Gewicht (DIN 5245 I-PY) | 1,0 – 1,5 g/cm3 |
Hautbildungszeit (+23°C/50% r.F.) | 12 – 15 Minuten |
Durchhärtung (+23°C/50% r.F.) | 5 – 14 mm/Woche |
Shore-A-Härte (DIN 53505, 4 Wochen bei +23°C/50% r.F.) | 15 – 30 |
Dehn- und Spannungswert bei 100% (DIN 52455-NWT-I-A2-100-23) | 0,3 – 0,4 N/mm2 |
Rückstellvermögen (DIN 52458-BR-1-V4) | >90% |
Maximale Bewegungsaufnahme | 25% |
Temperaturbeständigkeit | -60°C bis +180°C |
Verarbeitungstemperatur | +5°C bis +40°C |
Technische Regeln (DIN, EN)
DIN 18531 | Dachabdichtungen - Abdichtungen für nicht genutzte Dächer |
DIN EN 15651 | Fugendichtstoffe für nicht tragende Anwendungen in Gebäuden und Fußgängerwegen |
DIN EN ISO 6927 | Bauwesen - Dichtstoffe - Begriffe |
Bauregelliste
Das Deutsche Institut für Bautechnik stellt in den Bauregellisten A, B und C die technischen Regeln für Bauprodukte und Bauarten sowie bauaufsichtlich geregelte und nicht geregelte Bauprodukte und Bauarten auf. Nach Zustimmung der obersten Bauaufsichtsbehörden der Länder wird die Bauregelliste bekannt gegeben. Erwerb und weiterführende Informationen zu Bauregelliste und ihren Regelungsbereichen siehe unter → www.dibt.de
Eine Darstellung und Erläuterungen zur Klassifizierung von Bauprodukten siehe im Lexikon → Klassifizierung von Bauprodukten
Literaturtipps
Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage
Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)
Härig, S., Klausen, D., Hoscheid, R. (2003): Fugendichtstoffe, In: Technologie der Baustoffe, C. F. Müller Verlag Heidelberg
BUWAL (1995): Bauprodukte und Zusatzstoffe in der Schweiz, Schriftenreihe Umwelt Nr. 245 Umweltgefährdende Stoffe
Pröbster, Manfred (2008): Baudichtstoffe: Erfolgreich Fugen abdichten, Hrsg: Vieweg + Teubner Verlag, Wiesbaden
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Abb. 1: Zusammensetzung nach Funktionen
Die oben stehende Kuchengrafik zeigt die durchschnittliche Zusammensetzung nach Hauptbestandteilen aus fünf ausgewerteten Rezepturen für Silikon-Dichtstoffe.
Der wichtigste Bestandteil von Silikon-Dichtungsmassen ist das Bindemittel. Im ausgehärteten Zustand bilden die Polysiloxane ein verzweigtes Netzwerk von mehreren zehntausend Atomen Länge. Sie können im fertigen Produkt einen Anteil von rund 25% bis rund 90% ausmachen. In der flüssigen Dichtstoffmasse liegen zum einen relativ kurze Polysiloxane mit Kettenlängen von rund 500 bis 2500 Atomen vor. Zum anderen sind Vernetzer enthalten, die meist nur ein Silan enthalten, an das mindestens drei mit Wasser reagierende Atomgruppen (Liganden) anschließen. Diese Atomgruppen reagieren nach dem Ausspritzen des Gemischs mit dem Wasserdampf der Luft, worauf die Silane mit den Polysiloxangruppen reagieren und diese zu großen Netzwerken verbinden. Die Vernetzer bestimmen die Einteilung der Silikon-Dichtstoffe in säure-, neutral- und basischvernetzende.
Die Füllstoffe werden nach verstärkenden und nicht verstärkenden Füllstoffen unterschieden. Verstärkende Füllstoffe sind meist pyrogene Kieselsäuren, als Variante auch hydrophobe Kieselsäuren. Die verstärkenden Füllstoffe verfestigen die Dichtstoff-Paste gleich nach dem Ausspritzen soweit, dass sie nicht zerfließt oder abtropft. Zudem verstärken Sie das Kautschukgeflecht über zahlreiche H-Brücken zu einem zähen und belastbaren Gummi. Als nicht verstärkende Füllstoffe kommen Kalksteine (Kreide), Kaolin (Porzellanerde), Talkum (gemahlener Bimsstein) und Aluminiumoxid zum Einsatz. Die teilweise beigefügten Pigmente färben das Produkt nach Wunsch des Produzenten ein. Titandioxid wird als Weißpigment und Eisenoxide als Buntpigmente verwendet. Füllstoffe und Pigmente sind in den Rezepturen von rund 10% bis 50% vorhanden.
Als Weichmacher kommen Silikonöle, aber auch organische Lösemittel und Weichmacher (Phtalate oder Paraffin) zum Einsatz. Ihr Anteil beträgt rund 10 - 25%.
Weitere Hilfsstoffe werden im Bereich von wenigen Masse-% zugefügt. Dazu gehören Silane als Haftvermittler, Zinn- und Titanverbindungen als Katalysatoren, Fungizide und selten Titanester als Trockner (Benzamidsystem). Zudem können Silikon-Dichtstoffe geringe Anteile an Lösemitteln enthalten.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Silikon-Dichtstoffe enthalten keine nachwachsenden Rohstoffe. Rund die Hälfte der Bindemittel und ein Teil der Hilfsstoffe stammen aus Erdölfraktionen. Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle ist mit Umweltrisiken verbunden.
Die Pigmente – v.a. die Weißpigmente – werden aus Metallerzen in verhältnismäßig energieintensiven Prozessen gewonnen. Als Füllstoffe werden oft Gesteinsmehle aus Kieselsäure, Kalk oder Kaolin eingesetzt. Diese mineralischen Komponenten werden im Tagebau abgebaut, was zu bleibenden Terrainveränderungen führt.
Verfügbarkeit
Die Rohstoffverfügbarkeit des Bindemittels ist an die Erdölförderung gekoppelt. Füllstoffe und Pigmente sind als mineralische Gesteine auch weiterhin gut verfügbar.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Bei der Herstellung von Silikon-Dichtstoffen in Einzelchargen müssen die Geräte nach jeder Charge gereinigt werden, was zu höheren Verlusten führt als in der kontinuierlichen Produktion. Die Rückstände aus diesen Reinigungsarbeiten, aber auch aus Wartungsarbeiten, Fehlchargen u. dgl. können nicht wieder eingesetzt werden.
Radioaktivität
Silikon-Dichtstoffe sind nicht radioaktiv. Für die Abdichtung bestehender Gebäude gegen eindringendes Radon können Dichtmassen für den Verschluss bestehender Fugen eingesetzt werden. Radon gelangt aus dem Untergrund zuerst in die Kellergeschosse eines Gebäudes und von dort in das restliche Gebäude. Über die Entstehung von Radon im Untergrund und die damit einhergehende Radonproblematik informiert der Lexikonbegriff natürliche Strahlenexposition ausführlich.
Bei Neubauten in Gebieten mit erhöhter Radon-Belastung soll die Belastung am Baustandort abgeklärt werden. Falls eine erhöhte Radonbelastung festgestellt wird, sind Maßnahmen vorzusehen, um die Belastung des Innenraums mit Radon niedrig zu halten. Alle Abdichtungsbahnen sind grundsätzlich für die Radonabdichtung geeignet. Wesentlich für den Erfolg der Maßnahme ist die Radon-dichte Ausführung aller Anschlüsse und Nähte.
Im Bestand steht als Alternativen zur Abdichtung des Baugrundes die Abdichtung des Erdgeschosses gegenüber dem Keller mit Absaugung der Kellerluft zur Verfügung.
Weitere Informationen zur Radioaktivität sind auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz abrufbar.
Landinanspruchnahme (Landuse)
Die Erdölgewinnung für die Kunststoffherstellung ist mit geringem Flächenverbrauch für die Erdölgewinnung und die Raffineriestandorte verbunden. Durch Leckagen während der Erdöl-Förderung oder des Erdöl-Transports können allerdings die Ökosysteme beträchtlicher Flächen längerfristig geschädigt werden.
Der Abbau der mineralischen Komponenten erfolgt im Tagebau (Steinbruch), was zu einer großflächigen Landschaftsveränderung führen kann.
Quellen
Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Die Silikonchemie stellt aufgrund ihrer Störanfälligkeit hohe Anforderungen an die Sicherheit der Anlagen und die Rückhaltetechnologie. Bei der Silikonsynthese wird viel Chlor benötigt, das nicht mehr im Endprodukt vorhanden ist und sich in einer großen Menge von chlorhaltigen Nebenprodukten wiederfindet. Die Herstellung der Ausgangsstoffe erfolgt vorwiegend in großen Chemieindustriebetrieben. Es handelt sich um eine Reihe von chemischen Syntheseprozessen, bei denen auch verschiedene Gefahrstoffe (z.B. Blausäure, Ethylenoxid), z.T. mit eindeutig krebserzeugender Wirkung, Verwendung finden. Die Herstellung der Pigmente und Füllstoffe ist nicht produktspezifisch.
Die Formulierung der Dichtstoffe (d.h. die Endverarbeitung und Konditionierung zu gebrauchsfertigen Produkten) kann auch in kleineren Betrieben erfolgen. Die Schwierigkeit bei der Mischung der Grundstoffe liegt darin, dass die Ausgangsstoffe keine Feuchtigkeit aufnehmen dürfen, bis sie dampfdicht verpackt sind. In der Praxis wird das Problem technisch durch Evakuierung der Mischapparatur gelöst. Somit werden alle Komponenten im Vakuum zusammen gemischt. Bei der Mischung der Komponenten spielt die Reihenfolge eine große Rolle. Sie ist je nach Vernetzungstyp unterschiedlich. Im Allgemeinen gilt jedoch, dass der Weichmacher vorgelegt wird dann die Polysiloxane und der Vernetzer zugemischt werden und erst danach die pyrogene Kieselsäure beigegeben wird. Im dritten Schritt kommen weitere Füll- und Hilfsstoffe hinzu bis ganz zuletzt der Katalysator zudosiert wird. Die Mischung erfolgt sowohl in Einzelchargen als auch in kontinuierlichen Systemen.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.
Die Ökobau.dat stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Life-Datensätze.
Weiterführende Informationen zur Ökobau.dat im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → Ökobau.dat / Umweltindikatoren
Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.
Graue Energie
In Ökobau.dat sind Lebenszyklus-Daten für Silikon-Dichtmassen verfügbar. Die Graue Energie für ein Kilogramm Silikon-Dichtmasse wird mit 137 MJ/kg ausgewiesen. Bei einem Fugenquerschnitt von 5 x 5 mm liegt der Dichtstoffverbrauch bei 25 ml / Meter Fuge. Der Verbrauch pro Meter Fuge als Masse ausgedrückt liegt damit bei 25-37.5 g / Meter Fuge.
In der unten stehenden Tabelle werden die Grauen Energien (Primärenergie nicht regenerierbar) der drei Dichtstoffe auf Acrylat-, MS Hybrid- und Silikonbasis verglichen.
Acrylat | MS Hybrid | Silikon | |
Primärenergie nicht regenerierbar | 2.5 MJ / m Fuge | vermutlich > 5 MJ / m Fuge 1) | 3.4 – 5.1 MJ / m Fuge |
1) siehe MS Hybrid-Dichtstoffe, Blatt Herstellung
Dichtmassen tragen allerdings nur einen sehr geringen Teil zur Grauen Energie eines Gebäudes bei. Eine Optimierung hinsichtlich der Grauen Energie sollte deshalb bei den Baustoffen ansetzen, die in größeren Mengen verbaut werden.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Bei der Herstellung von neutralvernetzenden Oxim-Systemen ist darauf zu achten, dass Butanonoxim unter sauren Bedingungen zu Explosionen führen kann.
Maßnahmen Umweltschutz
Wie jede chemische Produktion stellt die Formulierung von Dichtstoffen erhöhte Anforderungen an die umweltfreundliche Entsorgung von Abfällen, die Störfallvorsorge und die Kontrolle von Prozessemissionen. Die eingesetzten Zinnverbindungen sind sehr ökotoxisch und dürfen beim Transport oder der Lagerung nicht in die Umwelt gelangen.
Quellen
Kittel, H., Reul, H. (Hrsg.) (2005): Lehrbuch der Lacke und Beschichtungen, Band 7, Produkte für das Bauwesen, Beschichtungen, Bauklebstoffe, Dichtstoffe, Hrsg: S. Hirzel Verlag Stuttgart, 2. Auflage
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Vor dem Aufbringen von Silikon-Dichtmassen müssen die Untergründe trocken, staub- und fettfrei sein. Saugfähige Untergründe müssen unter Umständen mit einem Voranstrich vorbehandelt werden. Die Tabelle unter dem Reiter "Allgemeines" in den Fachinformationen gibt Hinweise auf die bevorzugten Anwendungsgebiete der verschiedenen Silikon-Systeme. Kurz nach dem Aufbringen entsteht eine Haut auf der Oberfläche der Fuge. Diese Hautbildungszeit markiert das Ende der Bearbeitbarkeit der Fuge.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Nach dem Aufbringen des Dichtstoffes aus der Kartusche in die Fuge beginnt sofort die Vernetzungsreaktion mit dem Wasserdampf der Luft. Dabei entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen:
- Säurehärtende Acetat-Systeme: Essigsäure
- Neutral-härtende Oxim-Systeme: Hydrolisierte Oxime
- Neutral-härtende Alkoxy-Systeme: Alkohole
- Basisch-härtende Amin-Systeme: Amine
REACH / CLP
Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden.
Silikon-Dichtstoffe werden als Gemisch eingestuft.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung müssen daher in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
GISBAU führt folgende Produktgruppen für Silikon-Dichtstoffe:
- Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System
- Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Acetat-System, xylolhaltig
- Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (2-Methoxyethanol-freisetzend)
- Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Alkoxy-System (methanol-freisetzend)
- Silikonkautschuk-Dichtungsmassen, Oxim-System
Es existieren jedoch keine Produkt-Codes oder GISCODES. Gemäß Auskunft der GISBAU sind GISCODES für Dichtungsmassen im Sanitärbereich in Planung.
Emissionen
Säurehärtende Silikon-Dichtstoffe setzen beim Aushärten durch Reaktion mit der Luftfeuchtigkeit Essigsäure frei, einige neutral-härtende Systeme 2-Butanonoxim. Bei den amin-härtenden Systemen werden Amine wie Butylamine oder Cyclohexylamin freigesetzt. Alle diese Stoffe können in Abhängigkeit ihrer Konzentration Reizungen verursachen. Die Aushärtung der Dichtstoffe dauert meist einige Tage. Während dieser Zeit werden die genannten Gefahrstoffe in die Luft abgegeben, wobei die insgesamt freigesetzte Menge dieser Stoffe in der Regel etwa 5% der Menge der eingesetzte Dichtmasse beträgt. Folgende Tabelle zeigt in Abhängigkeit der Systeme einige der möglichen Abspaltprodukte sowie ihre harmonisierte Einordnung als Gefahrstoff gemäß europäischer Verordnung Nr. 1272/2008.
Silikon-Dichtstoffe | Abspaltprodukte und Gefahrstoff-Einstufung |
säurehärtend | Essigsäure C; R10-35 Flam. Liq. 3; H226 / Skin Corr. 1A; H314 |
neutralhärtend | 2-Butanonoxim Xi; R36-43 Acute Tox. 4; H312 / Skin Sens. 1; H317 / Eye Dam. 1; H318 / Carc. 2; H351 |
aminhärtend | 1-Aminobutan (syn. 1-Butylamin) F, Xn, C; R11-20/21/22-35 Flam. Liq. 2; H225 / Acute Tox. 4; H302, H312, H332 / Skin Corr. 1A; H314 / Acute Tox. 4; |
sec-Butylamin F, Xn, C, N; R11-20/22-35-50 Flam. Liq. 2; H225 / Acute Tox. 4; H302, H332 / Skin Corr. 1A; H314 / Aquatic Acute 1; H400 | |
Cyclohexylamin Xn, C; R10-21/22-34 Flam. Liq. 3; H226 / Acute Tox. 4; H302, H312 / Skin Corr. 1B; H314 / Repr. 2; H361f |
Während bei der Essigsäure vor allem von einer reizenden Wirkung auszugehen ist, sind die Gefährdungen bei den anderen Vernetzungssystemen durch die dabei frei werdenden Chemikalien schwieriger zu beurteilen. 2-Butanonoxim steht im Verdacht krebserzeugend zu sein und kann bei Hautkontakt Allergien auslösen. Amine sind hautresorptiv und als gesundheitsschädlich eingestuft.
Um die Haftung der Dichtungsmassen auf den Oberflächen zu verbessern, werden zum Teil lösemittelhaltige Voranstriche eingesetzt. Bei der Verwendung von lösemittelhaltigen Produkten muss generell mit Grenzwertüberschreitungen und den damit verbundenen Gesundheitsgefahren gerechnet werden. Obwohl bei Fugendichtungen die bearbeitete Oberfläche relativ klein ist, ist beim Verarbeiten von lösemittelhaltigen Silikonvoranstrichen Vorsicht geboten. Es sollten wenn möglich aromatenfreie oder -arme Produkte verwendet werden.
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Nach dem Aufbringen des Dichtstoffes aus der Kartusche in die Fuge beginnt sofort die Vernetzungsreaktion mit dem Wasserdampf der Luft. Dabei entstehen die für den Vernetzer typischen Emissionen. Die Emissionen dauern mehrere Tage an bis zur vollständigen Aushärtung der Fuge:
- Säurehärtende Acetat-Systeme: Essigsäure
- Neutral-härtende Oxim-Systeme: Hydrolisierte Oxime
- Neutral-härtende Alkoxy-Systeme: Alkohole
- Basisch-härtende Amin-Systeme: Amine
Das Emissionsverhalten von Silikon-Dichtstoffen in die Innenraumluft wurde unter anderem im Rahmen einer Forschungsarbeit vom Umweltbundesamt (W. Horn et al., 2007) untersucht. Dabei wurde bei Prüfkammernmessungen festgestellt, dass die Essigsäure-Emissionen säurehärtender Systeme am 1. Tag am höchsten und nach 28 Tagen nur noch sehr gering sind. Alle Dichtmassen emittierten Siloxane, jedoch mit stark unterschiedlichen Konzentrationen. Die genaue Ursache hierfür blieb unklar. Die Emissionen könnten gemäß den Autoren der Studie von Verunreinigungen aus dem Herstellungsprozess stammen.
Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) hat ein Bewertungsschema (AgBB-Bewertungsschema) zur gesundheitlichen Bewertung der Emissionen von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC und SVOC) aus Bauprodukten entwickelt. Darin sind auch Anforderungen für Dichtstoffe formuliert.
In den Prüfkammermessungen im Auftrag des Umweltbundesamts wurde festgestellt, dass keine der getesteten Silikon-Dichtmassen (Acetat- und Alkoxy-Systeme) die Kriterien des AgBB-Bewertungsschemas bestanden hätte.
Um das Emissionsverhalten von Produkten zuverlässig beschreiben zu können, wurde 1997 von der GEV (Gemeinschaft Emissionskontrollierte Verlegewerkstoffe e.V., Düsseldorf) das Klassifizierungssystem EMICODE eingeführt. Dichtstoffe mit EMICODE-Klassierungen EC1plus, EC1 oder EC2 weisen deutlich geringere Emissionen auf, als im AgBB-Bewertungsschema gefordert.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Nach dem Aushärten emittieren korrekt verarbeitete Fugen keine Schadstoffe. Allerdings sind aus der Praxis zahlreiche Fälle bekannt, bei denen nicht korrekt verarbeitete oder zu früh überdeckte Fugen zu lang anhaltenden Emissionen in den Innenraum führten. In solchen Fällen hilft nur ein Ersatz der betroffenen Fugen. Die Aushärtung dauert bei Dichtmassen länger als bei anderen Baustoffen.
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Die Dichtmassen können umweltrelevante Bestandteile wie Weichmacher (Phtalate), Katalysatoren (Zinnverbindungen), Fungizide und Haftmittel enthalten, die durch Abwitterung, Versprödung, Diffusion oder bei der Renovierung (z.B. durch Schleifen) in die Umwelt gelangen können.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Wassereinwirkung
Kurzfristige Feuchte- oder Wasserbelastungen schaden einer Fuge aus Silikon-Dichtstoff nicht. Gegen langandauernde Wassereinwirkung beständig sind jedoch nur Acetat-härtende Systeme. Die anderen Systeme können nicht in Bereichen mit dauernd stehendem Wasser eingesetzt werden. Bei der Zersetzung der Fugen unter Wassereinwirkung können enthaltene Biozide und Zinnkatalysatoren freigesetzt werden.
Beständigkeit Nutzungszustand
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Instandhaltung
Die größte Gefahr für eine Zerstörung von Fugen im Innenraum stellt der Bewuchs durch Schimmelpilze und andere Mikroorganismen dar. Zur Vermeidung der Schimmelpilzbildung ist auf eine gute Belüftung der Nassräume und die Vermeidung dauerfeuchter Fugen zu achten. Wenn eine Fuge durch Schimmelpilze befallen ist, kann eine Sanierung nur durch Ersatz der Fuge stattfinden.
Quellen
Horn, W. et al. (2007): Umwelt- und Gesundheitsanforderungen an Bauprodukte, Publikation des Umweltbundesamtes (Download)
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Beim Rückbau von Dichtstoffen ergeben sich keine besonderen gesundheitlichen Risiken.
Wiederverwendung
Eine Wiederverwendung von Fugen ist nicht möglich.
Stoffliche Verwertung
Dichtstoffe können nicht stofflich verwertet werden.
Mit Dichtstoffen behandelte Baustoffe werden in ihrer Recyclierbarkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen. Dies gilt insbesondere für mineralische Baustoffe wie Gipsbaustoffe, Mauerwerk und Beton.
Energetische Verwertung
Alle Dichtstoffe können gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe enthalten. Gemäß der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sollen Dichtstoff-Abfälle mit den Kunststoffen gesammelt und einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Falls die Abfälle gemischt erfasst werden, sind sie einer Vorbehandlungsanlage zuzuführen. Die Verwertung ist in beiden Fällen vorgeschrieben. Bei der Verbrennung von Dichtstoffresten oder brennbaren Materialien, die damit verunreinigt sind, ergeben sich keine besonderen Entsorgungsprobleme in Müllheizkraftwerken, Müllverbrennungsanlagen, Altholzverbrennungsanlagen oder Schmelzwerken. Die Verbrennung erzeugt bei vorschriftsmäßiger Rauchgasreinigung keine relevanten Emissionen.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Silikon-Dichtmassen können als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie gelangen, wo sie über längere Zeiträume abgebaut werden. Spezifische Untersuchungen zum Verhalten der Stoffgruppe in Inertstoff-Deponien sind nicht vorhanden. Bei der Zersestzung der Fugen können enthaltene Biozide und Zinnkatalysatoren freigesetzt werden.
EAK-Abfallschlüssel
Restentleerte Metallgebinde können als Metallschrott verwertet werden. Auf einer vorbildlichen Baustelle werden keine Gebinde in die Kanalisation ausgewaschen. Die umweltgerechten Entsorgungsleistungen beim Arbeiten mit Dichtstoffen sind bereits in der Ausschreibung für alle Unternehmen festzulegen.
Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Zudem ist die Zuordnung davon abhängig, wo er Abfall anfällt. Einem Baustellenabfall wird ein anderer Abfallcode zugewiesen als einem Abfall aus einem Gewerbebetrieb oder einem Privathaushalt. Die aufgeführten Abfallcodes stehen deshalb nur als Hinweis und können nicht jeden konkreten Entsorgungsfall abdekcen. Daher ist im konkreten Fall eine Abklärung mit den zuständigen Behörden oder dem beauftragten Entsorgungsunternehmen notwendig. Die bei Dichtstoff-Arbeiten oder im Rückbau anfallenden Abfälle sind wie folgt zu entsorgen:
Entsorgungsgut | Zustand | Abfall- Volumen | Entsorgung als | EAK- Abfall- schlüssel | Entsorgung |
Verpackungen mit Resten | Reste ausgehärtet | gering | Hausmüll | - | Hausmüll- tonne |
Verpackungen mit Resten | Reste ausgehärtet | hoch | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen | 08 04 09* 08 04 10 | Entsorger |
Verpackungen mit Resten | Reste nicht ausgehärtet | - | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen | 08 04 09* 08 04 10 | Entsorger |
Dichtstoffreste | ausgehärtet | gering | Hausmüll | - | Hausmüll- tonne |
Dichtstoffreste | ausgehärtet | hoch | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten Gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen | 08 04 09* 08 04 10 | Entsorger |
Dichtstoffreste | nicht ausgehärtet | - | Klebstoff- und Dichtmassenabfälle, die organische Lösemittel oder andere gefährliche Stoffe enthalten Klebstoff- und Dichtmassenabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 08 04 09 fallen | 08 04 09* 08 04 10 | Entsorger |
Quellen
Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012). Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012
LAGA (2003): Vollzugshinweise zur Gewerbeabfallverordnung (Download)