Kunststoff-Dachbahnen

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Unter dem Oberbegriff Kunststoff-Dachbahnen werden die Unterdach-, Unterdeck- und Unterspannbahnen aus Kunststoff zusammengefasst.

Auf dem Markt sind mehrlagige Bahnen mit unterschiedlicher Grundstruktur erhältlich. Zum einen sind Bahnen aus beschichteten Vliesen als Trägermaterial für die Funktionsschicht erhältlich. Zum anderen sind Vlies-Folien-Kombinationen üblich, welche in manchen Fällen mit einer Gitterarmierung aus Kunststoff verstärkt werden.

Die Aufgaben des Vliesstoffes sind vielfältig. Neben den Trägereigenschaften für chemische Zusätze und der mechanischen Schutzfunktion sollen sie auch die Handhabung der Kunststoff-Dachbahnen verbessern. Bei den Funktionsschichten zur Isolation gegen Wasser in flüssiger Form handelt es sich um mikroporöse oder geschlossene Filme, Beschichtungen oder um thermisch verfestigte Mikrovliese.

Wesentliche Bestandteile

Für die Herstellung häufig verwendete Kunststoffe sind Polyester, Polypropylen, Polyurethan, Polyvinylchlorid und Polyethylen. Der Aufbau der Bahnen ist oft mehrlagig und besteht aus einer Schichtkombination aus Vliesstoffen und diffusionsoffenen Filmen. Mögliche Musteraufbauten sind:

  • 2-lagiges Mikrofaservlies aus hochdichtem Polyethylen und Polypropylen
  • Schutz- und Deckvlies aus Polypropylen mit dazwischen­liegender TPE-E-Membran (thermoplastische Polyesterelastomere).

Oft wird eine diffusionsoffene Funktionsschicht durch beidseitig aufkaschierte Vliese geschützt. Die Verbindung zwischen den verschiedenen Vliesen bzw. Filmen wird mittels Klebstoffen oder einer thermischen Bondierung hergestellt. Bei beschichteten Vliesen wird die Funktionsschicht mittels Extrusion auf das Vlies aufgebracht. Die Kunststoff-Dachbahnen enthalten ggf. Zusatzmittel wie Flammschutzmittel, UV-Stabilisatoren oder Hydrophobierungsmittel.

Charakteristik

Unterdach-, Unterdeck- und Unterspannbahnen sollten bei Verlegung direkt auf der Wärmedämmung diffusionsoffen sein. Vor allem während den Wintermonaten findet eine Diffusion von warmer, feuchter Luft vom Gebäudeinnern nach außen statt. Die Dampf­durchlässigkeit der Bahnen gewährleistet, dass die Diffusionsfeuchte entweichen kann, welche nicht von der Dampfsperre zurückgehalten wird, und nicht in der Wärmedämmung kondensiert.

Lieferzustand

In Rollen unterschiedlicher Breite (ca. 1,5 m bis 3 m)

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Dachbahnen werden im Steildach zur zusätzlichen Abdichtung unter der Eindeckung zum Beispiel aus Ziegeln eingesetzt. Die Begriffe Unterdach-, Unterdeck- und Unterspann­bahn beziehen sich auf verschiedene Dachaufbauten:

  • Ein Unterdach ist in Anlehnung an die Definition des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks eine Abdichtung aus wasserdichten Dach- oder Dichtungsbahnen auf einer tragfähigen Unterlage unter der Konterlattung. In wasserdichter Ausführung wird die Konterlattung mit Kappstreifen ebenfalls gegen Nässe abgedichtet. In regensicherer Ausführung liegt die Konterlattung über der Abdichtung. Zum Schutz der Durchdringung der Dachbahn werden Nadeldichtstreifen zwischen Konterlattung und Dachbahn eingesetzt.
  • Eine Unterdeckung ist nach derselben Quelle eine Abdichtung aus wasserundurchlässigen Bahnen auf einer tragfähigen Unterlage oder eine Zusatzmaßnahme aus Unterdeckplatten. Eine Unterdeckung wird unterhalb der Konterlattung ausgeführt.
  • Eine Unterspannung besteht aus wasserundurchlässigen Bahnen ohne flächige Unterlage, die unterhalb der Konterlattung angebracht werden.

Quellen

Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (2010): Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen

Kunststoff-Dachbahnen
Kunststoff-Dachbahnen

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Abdichtungsbahnen

Stand 04/2022

    Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen und Bitumen-Dachbahnen
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen und -Dachbahnen Kunststoff-Dichtungsbahnen und Kunststoff-Dachbahnen
         
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS -

Polymerbitumenbahnen

Bauprodukte aus PVC
  Quellen für material-
ökologische Anforderungen
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB)  /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der jeweiligen Abdichtungsbahnen hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS

Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Tapeten).
baubook ÖkoBauKriterien Die Plattform baubook ÖkoBauKriterien bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Abdichtungsbahnen finden sich Produktdeklarationen und Kriterien in der Gruppe "Dichtungsbahnen, Dampfsperren, Folien & Vliese".
natureplus Ausschreibungshilfen Auf den Internet-Seiten von natureplus finden sich derzeit Ausschreibungshilfen zu Oberflächenbeschichtungen, Holzwerkstoffen, Wandfarben, Dämmstoffen sowie zu Putzen. Ausschreibungstexte zu Abdichtungsbahnen sind derzeit nicht vorgesehen.
  Mögliche Nachweis-
dokumente
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben:  
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Abdichtungsbahnen werden als Erzeugnis eingestuft. Für Erzeugnisse ist kein SDB vorgeschrieben. Die pflichtgemäße Leistungserklärung zur CE-Kennzeichnung für Bauprodukte, die unter den Geltungsbereich der BauPVO fallen, muss Angaben über SVHC enthalten. Für alle Bauprodukte (Erzeugnisse), also auch solche, die nicht im Geltungsbereich der BauPVO liegen, besteht ein Auskunftsrecht für SVHC. Für die Anfrage an den Hersteller steht auf dem Informationsportal des Umweltbundesamtes zu REACH ein Musterbrief zum Download zur Verfügung.
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC + + +
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen;
Emissionsprüfberichte
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Abdichtungsbahnen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Kunststoff-Dachbahnen

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Abdichtungsbahnen

Stand 04/2022

    Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen Polymerbitumen-Dichtungsbahnen Bitumen-Dachbahnen Kunststoff-Dichtungsbahnen Kunststoff-Dachbahnen
             
  Umweltzeichen Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen
   
Blauer Engel - - - - -
Österreichisches Umweltzeichen - - - - -
EU Ecolabel (Blume) - - - - -
Nordic Swan Ecolabel  - - - - -
natureplus
Umweltzeichen
 
(nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)

x

x

x

x

x

Cradle to Cradle2 / 
Building supply & Materials (derzeit noch geringe Produktverfügbarkeit)

-

-

-

-

-

  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

Abdichtungsbahnen sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. Informationen zu arbeitshygienischen Risiken siehe Reiter Verarbeitung.

  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - - - + +
Branchen-EPD1 - - - - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges BauenInhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze

6.3.1 Bitumen-Dachbahnen (Hinweis: Bitumen ist kein Kunststoff)
6.3.02 PVC-Dachbahnen
6.3.03 Elastomer-Dachbahnen
6.3.04 EVA-Dachbahnen (Etylen-Vinylacetat)
6.6.01 Unterspannbahn
6.6.02 Dampfbremse / Dampfsperre
6.6.03 Folien zur Abdichtung

Dichtungsbahnen in WECOBIS = Flachdachabdichtungen
Dachbahnen in WECOBIS = Unterdach-, Unterdeck-, Unterspannbahnen im Steildach

Eine Zuordnung zu den Datensätzen der ÖKOBAUDAT ist nicht eindeutig möglich. Es muss im Einzelfall geprüft werden, welcher Datensatz der ÖKOBAUDAT jeweils verwendet werden kann.

Hinweis:
Da sich die Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt, eine Aussage zur Verfügbarkeit von Datensätzen kann nicht gemacht werden. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann nach Datensätzen über die Gliederungspunkte gesucht werden.

  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Inhalt aufklappen
   
baubook-Deklaration siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Dichtungsbahnen, Dampfsperren, Folien
+ Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+) derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
- Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden
./. Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten des IBU Institut Bauen und Umwelt e.V..
2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist! Die Produktverfügbarkeit ist noch sehr gering!

Kunststoff-Dachbahnen

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung Dichtungsbahnen, Dachbahnen und Dampfsperren aus Kunststoff

Stand 05/2022 (Steckbriefversion V 2015)

Für Dichtungsbahnen, Dachbahnen oder Dampfsperren aus anderen Kunststoffen als PVC, z.B. aus FPO (Polyolefinen), EPDM, PE oder PP, gelten zur Zeit keine spezifischen Anforderungen hinsichtlich BNB-Kriterium 1.1.6. Es empfiehlt sich aber auch hier mindestens die gemäß Qualitätsniveau 1 geforderte Dokumentation der eingesetzten Produkte (s.u. Link zu Textbausteinen).
Die vollständige Dokumentation der verbauten Materialien ist ein wichtiger Baustein des kreislauffähigen Bauens. In BNB_5.2.2 "Qualitätssicherung der Bauausführung" wird damit das höchste Anforderungsniveau erfüllt.

Für Dichtungsbahnen, Dachbahnen oder Dampfsperren aus PVC gelten hingegen Anforderungen gemäß Pos. 29 "Bauprodukte aus PVC".

Übersicht 1.1.6-Positionen + WECOBIS-Produktgruppen Qualitätsniveau erreichbar?1
29 Bauprodukte aus PVC → Erläuterungen s.u.
QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
  Kunststoff-Dichtungsbahnen, Kunststoff-Dachbahnen, Kunststoff-Dampfsperren ja ja ja ja ja
  Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs
  Bauprodukte aus PVC Inhalt aufklappen
 

Bauprodukte aus PVC dürfen bereits ab QN2 (und unverändert bis QN5) keine reproduktionstoxischen Phthalate und keine Cadmium- und Bleistabilisatoren enthalten, was bei der Auswahl entsprechender Produkte erfüllbar sein sollte.

Als reproduktionstoxisch einzustufen sind die niedermolekularen Phthalate DEHP, DBP und BBP. DEHP wird gmäß EU Verordnung Nr. 143/2011 vom 17. Februar 2011 als reproduktionstoxisch klassifiziert und der 21. Januar 2015 wurde als Datum festgelegt, von dem ab das Inverkehrbringen und der Gebrauch der Substanz ohne Zulassung verboten ist. In den letzten Jahren hat ein schrittweiser Übergang von nieder- zu hochmolekularen Phthalaten (DINP, DIDP, DPHP) sowie – in einem geringeren Umfang -  zu Nicht-Phthalat-Weichmachern stattgefunden. DINP und DIDP sind nicht als krebserregend, erbgutverändernd oder reproduktionstoxisch eingestuft. Auf hochmolekulare Phthalate entfallen heute mehr als 70 % des Weichmachermarkts in Europa (VINYL 2010).

Cadmium in Kunstofferzeugnissen ist gemäß REACH, Annex XVII, Nr. 23 beschränkt (Grenzwert 0,01%, sofern das Erzeugnis Recyclingmaterial enthält 0,1%). Diese Beschränkung hat hohe Relevanz für Bauprodukte aus PVC, die vielfach im Bau eingesetzt werden (Rohre, Bodenbeläge, Folien, usw.). Der Verkauf von Cadmium-Stabilisatoren wurde in der EU-15 im Jahr 2001, in der EU-27 Ende 2007 eingestellt.

Der Einsatz von Stabilisatoren auf Blei-Basis in PVC wurde von 2000 bis 2010 in der EU-27 um mehr als 70 % reduziert.
Bis 2015 haben sich die europäischen PVC-Hersteller zu einem vollständigen Verzicht auf bleihaltige Stabilisatoren verpflichtet (VINYL 2010). Es kann aber auch nach diesem Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass PVC-Produkte mit bleihaltigen Stabilisatoren aus Nicht-EU-Ländern (z.B. China) importiert werden. Die bleihaltigen Stabilisatoren werden vorwiegend durch Stabilisatoren auf Calciumbasis ersetzt.

zu den Anforderungen und Textbausteinen

Tabelle 1.5.3: Übersicht der erreichbaren Qualitätsniveaus / Dichtungsbahnen, Dachbahnen und Dampfsperren aus Kunststoff
1 Entsprechende Produkte vorausgesetzt, die die jeweiligen Einzelanforderungen erfüllen. Sofern nichts anderes vermerkt (s. ggf. Erläuterungen), ist eine ausreichende Produktverfügbarkeit gegeben.

→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen sind im WECOBIS Modul Planung & Ausschreibung (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
→ Bauprodukte aus PVC

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

Einordnung Dichtungen, Abdichtungen im Bestand

Für Abdichtungsbahnen, Abdichtungsanstriche und Dampfsperren findet man die entsprechenden Informationen gesammelt für die ganze Obergruppe unter Dichtungen, Abdichtungen im Bestand.

Neue Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen enthalten kein Teer (PAK) mehr, bis 1980 war dies teilweise der Fall. Auch alte Polymerbitumen-Dichtungsbahnen enthalten nach derzeitigem Kenntnisstand keine Schadstoffe, welche in der bestehenden Bausubstanz relevant sein könnten.
Kunststoff-Dichtungsbahnen können Weichmacher auf Phtalatbasis (DEHP) enthalten. Gemäß EU Verordnung Nr. 143/2011 vom 17. Februar 2011 wird DEHP als reproduktionstoxisch klassifiziert. Seit dem  21. Januar 2015 ist das Inverkehrbringen und der Gebrauch der Substanz ohne Zulassung verboten.
Bei Flüssigfolien als Bauprodukte handelt es sich um eine relativ neue Entwicklung. Sie enthalten keine der für BNB_BK_1.1.6 relevanten Schadstoffe.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

Einordnung Dichtungen, Abdichtungen

Produktgruppe Zu erwartende VOC-Emissionen Zu erwartende Formaldehyd-­Emissionen
bituminöse Voranstriche1 möglich keine
Flüssigfolien2 möglich keine
Gussasphalt und Asphaltmastix3 möglich keine
Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen4 keine keine
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen4

keine

keine
Kunststoff-Dichtungsbahnen5 möglich keine
Bitumen-Dachbahnen keine keine
Kunststoff-Dachbahnen keine keine
Bitumen-Dampfsperren6 keine keine
Kunststoff-Dampfsperren6 keine keine
 
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen
 
keine
Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC.
möglich
Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen.
hoch
Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen.

1 Bituminöse Voranstriche werden in der Regel außen und nicht in bewohnten Innenräumen eingesetzt. Aus diesem Grund spielen sie für die Bewertung nach BNB 3.1.3 in der Regel keine Rolle. Sollte ein derartiger Voranstrich trotzdem in einem beheizten Innenraum vorhanden sein, sind VOC-Emissionen grundsätzlich möglich. Es sollten dann zumindest, sofern technisch möglich, immer lösemittelarme Bitumenemulsionen gemäß GISCODE BBP10 verwendet werden.
2 Sofern Flüssigfolien als Alternative zu konventionellen Abdichtungen im Außenraum eingesetzt werden, sind sie für die Beurteilung von BNB 3.1.3 nicht relevant. Bei Flüssigfolien, die im Innenraum eingesetzt werden, sind VOC-Emissionen möglich. Insbesondere in Folge von unsachgemäßer Verarbeitung sind Emissionen zu erwarten. Eine möglichst geringe Belastung kann z. B. durch die Verwendung von Produkten mit dem EMICODE EC1plus "sehr emissionsarm" erreicht werden.
Sofern Gussasphalt und Asphaltmastix als Abdichtung im Außenraum eingesetzt werden, spielen sie für die Bewertung nach BNB 3.1.3 keine Rolle.
Bei Gussasphaltestrichen im Innenraum können VOC-Emissionen nicht ausgeschlossen werden.
4  Sofern Bitumendichtungsbahnen gemäß ihrer vorgesehenen Anwendung im Außenraum eingesetzt werden, spielen sie für die Bewertung nach BNB 3.1.3 keine Rolle.
5 Polyolefin-/EPDM-Dichtungsbahnen: Aufgrund der Zusammensetzung sind keine relevanten Emissionen zu erwarten.
PVC-/ EVA-Dichtungsbahnen: Der in PVC- und EVA-Bahnen möglicherweise eingesetzte Weichmacher DEHP (Di(ethylhexyl)phthalat) kann über längere Zeit abgebaut werden. Das Reaktionsprodukt 2-Ethylhexanol ist ein VOC und kann in die Raumluft gelangen. Messungen für PVC-Beläge älteren Datums [Zellweger et al., 1997] zeigen, dass diese erhebliche VOC-Emissionen aufweisen können. Für neu eingebaute PVC-Dichtungsbahnen sind messbare VOC-Emissionen zu erwarten.
6 Bitumen- und Kunststoff-Dampfsperren werden bei Ständerkonstuktionen in der Regel zwischen der Wärmedämmung und der Innenverkleidung der Aussenwände eingesetzt. Bei massiven Wänden oder Decken liegen sie zwischen der Wand, bzw. Decke und der Wärmedämmung. Sie bilden die dampfundurchlässige Trennschicht zwischen Innen- und Aussenraum. Sie können je nach Konstruktion mit der Innenraumluft in Kontakt stehen. Als Quelle relevanter Innenraumbelastungen sind Dampfsperren jedoch wenig wahrscheinlich. Bei unsachgemässer Verarbeitung könnten höchstens die Verklebungen zu Emissionen führen.

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung

Einordnung Dichtungen, Abdichtungen

Rückbaubarkeit Geringer Rückbauaufwand => hoher Rückbauaufwand
Konstruktionsweise lose Verlegung mechanische Fixierung (vollflächige) Verklebung
Bituminöse Voranstriche1, Flüssigfolien2, Gussasphalt, Asphaltmastix     X
Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen     X
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen  X X X
Bitumen-Dachbahnen, Kunststoff-Dachbahnen   X X
Bitumen-Dampfsperren3, Kunststoff-Dampfsperren    X  X

Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Rückbaubarkeit
1Bituminöse Voranstriche haften bedingt durch ihre Funktion auf dem Untergrund. Die Rückbaubarkeit ist grundsätzlich nicht gegeben.
Bituminöse Voranstriche können nicht sortenrein zurückgebaut werden. Sie treten im Rückbau als Anhaftungen an anderen Baustoffen in Erscheinung und können die Recyclingfähigkeit dieser Baustoffe vermindern.
2 Flüssigfolien haften auf dem Untergrund, weshalb ihr Rückbau grundsätzlich mit einem besonders hohen Aufwand verbunden ist.
3 Bitumen-Dampfsperren werden nur an den Nähten verklebt und punktuell mechanisch fixiert oder vollflächig verklebt. In Falle der mechanischen Fixierung ist der Rückbau mit einem mittleren Aufwand verbunden. Falls die Dampfsperren vollflächig verklebt werden, so ist die Trennung aufwändig bis unmöglich. Bitumen-Dampfsperren bestehen zudem aus einem Trägermaterial (Vlies, Gewebe) mit Deckschichten aus Polymerbitumen und einer mineralischen Bestreuung oder Abdeckung mit einem Kunststofffaservlies. Sie sind somit ein Stoffgemisch und lassen sich nur mit erheblichen Aufwand in sortenreine Fraktionen auftrennen.

Verwertungs-/ Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung
Flüssigfolien nicht möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Gussasphalt, Asphaltmastix möglich 1 möglich 1 nicht möglich möglich
Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen nicht möglich nicht möglich  momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen nicht möglich in Ausnahmefällen 2 momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Kunststoff-Dichtungsbahnen nicht möglich möglich sofern Rücknahmesystem vorhanden 3 momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Bitumen-Dachbahnen nicht möglich  nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Kunststoff-Dampfsperren nicht möglich in Ausnahmefällen 4 momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
 
Tabelle 1.5.10-2: Übersicht Verwertbarkeit
 
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Porduktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert

1 Nur möglich sofern frei von Schadstoffen (PAK). Gegenwärtig ist jedoch Bitumen als Nebenprodukt der Erdöldestillation relativ kostengünstig und das Angebot an Asphaltabbruch aus dem Straßenbau groß, so dass für eine Verwertung von Gussasphalt und Asphaltmastix kein ökonomischer Anreiz besteht.
2 Für Polymerbitumenbahnen sind derzeit nur kleinere Anlagen in Betrieb. Ein Rücknahmesystem welches von Herstellern angeboten wird, ist derzeit noch nicht vorhanden.
3 Für Kunststoff-Dichtungsbahnen existiert ein europäisches Rücknahmesystem, das derzeit jedoch nur für PVC- und EVA-Bahnen ein kostenlose Rücknahme anbietet. Angesichts der hohen Anteile Weichmacher und Stabilisatoren ist das PVC-Recycling jedoch aus ökologischer Sicht mit Vorbehalt zu betrachten. Es gibt gute Gründe dafür, die umweltgefährdenden Bestandteile zu vernichten resp. kontrolliert abzulagern (Filterstaub) als sie einer weiteren Nutzung zuzuführen. Bei homogenen Kunststoff-Dichtungsbahnen ist im besten Fall eine minderwertige Verwertung möglich. Sofern dies nicht möglich ist, können sie einer energetischen Verwertung zugeführt werden.
4 Nur für homogene Dachbahnen möglich (z.B. PE-Spinnvlies) und sofern eine Rücknahmesystem vorhanden ist.

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Kunststoff-Dachbahnen

Technisches

Technische Daten

In der nachfolgenden Tabelle sind einige der Eigenschaften von Produkten aufgeführt, die für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen eingesetzt werden. Die An­gaben stehen stellvertretend für einige der Produkte, die auf dem Markt verfügbar sind. Während Unterdachbahnen und Unterdeckbahnen oft diffusionsoffen sind, da sie u.a. auch auf der Wärmedämmung verlegt werden, ist die Diffusionsoffenheit von Unterspannbahnen aufgrund der vorhandenen Hinterlüftungsebenen kein notwendiges Kriterium.

 
Eigenschaft
 
 
Unterdachbahnen/ Unterdeckbahnen diffusionsoffen
 
 
Unter­dachbahnen/
 
Unter­deckbahnen
 
 
Unterspannbahnen
 
 
Flächengewicht [g/m2]
 
 
150 bis 270
 
 
250 bis 950
 
 
200 bis 300
 
 
Brandverhalten
 
 
E
 
 
E
 
 
E
 
 
Widerstand gegen Wasserdurchgang
 
 
W1
 
 
W1
 
 
W2
 
 
Wasserdampfdurch­lässigkeit [m]
 
 
≤ 0,1
 
 
> 0,1
 
 
> 0,1
 
 
Temperaturbestän­digkeit [°C]
 
 
-40°C bis +80°C
 
 
-40°C bis +80°C
 
 
-40°C bis +80°C
 
 
Max. Zugkraft
 
 
längs 250 bis
650 N/5 cm
 
 
 
quer 170 bis
600 N/5 cm
 
 
längs 250 bis
 
650 N/5 cm
 
 
 
quer 170 bis
 
600 N/5 cm
 
 
längs 400 bis
 
500 N/5 cm
 
 
 
quer 400 bis
 
500 N/5 cm
 

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN EN 13859 Abdichtungsbahnen – Definition und Eigenschaften von Unterdeck- und Unterspannbahnen.
DIN EN 13956 Abdichtungsbahnen – Kunststoff- und Elastomerbahnen für Dachabdichtungen – Definitionen und Eigenschaften
DIN V 20000-201 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken - Teil 201: Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung in Dachabdichtungen
DIN V 20000-202 Anwendung von Bauprodukten in Bauwerken - Teil 202: Anwendungsnorm für Abdichtungsbahnen nach Europäischen Produktnormen zur Verwendung in Bauwerksabdichtungen

CE-Zeichen

Seit 2005

Kunststoff-Dachbahnen

Literaturtipps

Kaiser, Wolfgang  (2007): Kunststoffchemie für Ingenieure, 2. Auflage, Carl Hanser Verlag, München

Steben, P. (2005): Vergleichsuntersuchungen zur Wasserdampfdurchlässigkeit von Unterdeck-, Unterspannbahnen und Dampfsperren, TU Braunschweig

Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (2010): Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen

Kunststoff-Dachbahnen

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Kunststoff-Dachbahnen für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen bestehen aus Vliesen und Folien, die aus Kunststoffen und teilweise aus Glasfasern gefertigt sind. Die häufigsten Kunststoffe für die eingesetzten Vliese und Folien sind:

  • Polyester
  • Polyurethan (PUR oder PU)
  • Polyvinylchlorid (PVC)
  • Polypropylen (PP)
  • Polyethylen (PE)
  • Flexible Polyolefine (FPO): Mit Polyolefinen (PO) wird eine Gruppe von Kunststoffen bezeichnet, zu denen so bekannte Vertreter wie Polyethylen, Polypropylen und Polybutylen gehören. Das Gerüst dieser Kunststoffe besteht nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff.

Die Herstellung der Polymere sowie die damit verbundenen umweltrelevanten Aspekte sind in den entsprechenden Abschnitten im Kapitel Kunststoffe beschrieben.

Kunststoff-Dachbahnen aus PVC weisen einen relativ hohen Anteil an Weichmachern auf. Bei der Produktion von Kunststoff-Dachbahnen werden auch in geringen Mengen Flamm­schutzmittel eingesetzt, welche die Brennbarkeit des Kunststoffs verringern. Es werden bromierte oder chlorierte Verbindungen sowie Aluminiumhydrat verwendet. Hinzu kommen bei manchen Bahnen mineralische Füllstoffe (Talkum, Kalksteinmehl), Pigmente und Stabilisatoren in geringen Gewichts­anteilen. Nachfolgende Tabelle gibt die Zusammensetzung von einigen Kunststoff-Dachbahnen wieder, welche als Unterdach- Unterdeck- oder Unterspannbahnen verwendet werden.

 
 
 
 
PE–Spinnvlies
 
 
PVC–Folie
 
 
Polyestervlies mit Acrylat-Beschich­tung
 
 
FPO–Folie
 
 
Zusammen­setzung:
 
 
-    Polyethylen 
     HDPE 48%
 
-    Polypropylen
     PP 48%
 
-    Flammschutzmittel
     4%
 
 
-    Glasfaservlies
     5%
 
-    Polyvinylchlorid
     PVC 58%
 
-    Weichmacher
     32%
 
-    Füllstoffe 1,5%
 
-    Stabilisatoren,
     Flammschutz,
     Pigmente
     3,5%
 
 
-    Polyester 
     31,5%
 
-    Polyacrylat und
     Flammschutz
     68,5%
 
 
-    Glasfaservlies
     7%
 
-    Flexible Polyolefine
     FPO 79%
 
-    Füllstoffe 3,5%
 
-    Flammschutz
     10%
 
-    Pigmente, 
     Stabili­satoren
     0,5%
 
 
sd-Wert
 
 
0,02 m
 
 
14,3 m
 
 
0,12 m
 
 
0,3 m
 
 
Dicke
 
 
0, 75 mm
 
 
0,70 mm
 
 
0,55 mm
 
 
0,8 mm
 
 
Flächen­gewicht
 
 
220 g/m2
 
 
950 g/m2
 
 
400 g/m2
 
 
690 g/m2
 

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Der wichtigste Rohstoffe in der Kunststoffherstellung ist Erdöl. Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle ist mit Umweltrisiken verbunden. Die Kunststoffherstellung benötigt insgesamt rund 4% des weltweit geförderten Erdöls und Erdgases.

Verfügbarkeit

Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von Kunststoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe zur Herstellung von Kunststoffen auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Die Wiederverwendbarkeit von Produktionsabfällen hängt vom Kunststofftyp ab. Grundsätzlich können Thermoplaste wieder eingeschmolzen und erneut in der Produktion eingesetzt werden, während Duroplaste nach dem Abkühlen nicht mehr aufgeschmolzen werden können. Genauere Angaben für einzelne Kunststoffklassen sind in den Grundstoff-Datenblättern angegeben.

Radioaktivität

Kunststoffe weisen keine erhöhte Radioaktivität auf. Da Dachbahnen nicht zur Abdichtung gegen das Erdreich eingesetzt werden, spielen sie für die Abdichtung des Gebäudes gegen eindringendes Radon keine Rolle. Über die Entstehung von Radon im Untergrund und die damit einhergehende Radonproblematik informiert der Lexikonbegriff natürliche Strahlenexposition ausführlich.

Weitere Informationen zur Radioaktivität sind auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz abrufbar.

Landinanspruchnahme (Landuse)

Die Erdölgewinnung für die Kunststoffherstellung ist mit geringem Flächenverbrauch für die Erdölgewinnung und die Raffineriestandorte verbunden. Durch Leckagen während der Erdöl-Förderung oder des Erdöl-Transports können allerdings die Ökosysteme beträchtlicher Flächen längerfristig geschädigt werden.

Quellen

Keller, G., et al (2001): Radon permeability and radon exhalation of building materials, In: The Science of the Total Environment 272 (2001) 85-89

Kaiser, Wolfgang  (2007): Kunststoffchemie für Ingenieure, 2. Auflage, Carl Hanser Verlag, München

Informationen zu Radon in Gebäuden: Online-Quelle

 

Kunststoff-Dachbahnen

Herstellung

Prozesskette

Prozesskette Kunststoff-Dachbahnen

Herstellungsprozess

Zur Herstellung von Kunststoff-Dachbahnen werden verschiedene Vliese und Folien mittels Klebstoffen oder thermischer Bondierung verbunden. Bei beschichteten Vliesen wird die Funktionsschicht mittels Extrusion auf das Vlies aufgebracht. Zusatzmittel wie Flammschutzmittel, UV-Stabilisatoren oder Hydrophobierungsmittel werden meist bereits bei der Vliesstoffproduktion mitverarbeitet und sind dann in den Vliesen enthalten.

Aus denselben Kunststoffen können sowohl Vliese als auch Folien hergestellt werden. Als Rohstoffe kommen die oben bereits aufgeführten Polymere zum Einsatz. Die unterschiedlichen Materialien werden durch verschiedene Produktionsverfahren erzeugt. Zur Herstellung der Vliese werden die zwei Verfahren Nassvlies- und Spinnvliesverfahren verwendet.

Vliesherstellung im Nassverfahren

Beim Nassverfahren werden Kunststoff-Fasern in Wasser dispergiert. Der Dispersion werden zusätzlich Bindemittel, Flammschutzmittel, UV-Stabilisatoren und weitere Additive zugegeben. Die Dispersion wird dann auf einem Förderband aufgeschwemmt, wobei das Wasser abfiltriert wird und nur die Fasern mit dem Bindemittel auf dem Förderband das Vlies formen. Die Morphologie der Vliese wird von der Fließbandgeschwindigkeit und der aufgelegten Polymermasse bestimmt.

Herstellung von Spinnvliesen

Bei der Produktion von Spinnvliesen wird zunächst das Kunststoff-Polymer in einem Extruder erhitzt und auf hohen Druck gebracht. Bereits im Extruder werden die Additive wie z. B. Flammschutzmittel oder UV-Stabilisatoren eingebracht. Das Gemisch wird anschließend in genauer Dosierung mittels Spinnpumpen durch eine Matrize, die so genannte Spinndüse gepresst. Das Polymer tritt aus der Düsenplatte als feiner Faden noch in geschmolzener Form aus. Durch einen Luftstrom wird es abgekühlt und noch aus der Schmelze gestreckt. Diese Fasern werden unter Einwirkung des Luftstroms in mehreren Schichten auf einem Förderband abgelegt, nachdem sie statisch entladen wurden. Das Förderband selbst ist als feines Sieb ausgebildet. Durch eine Luft-Absaugung unter dem Siebband werden die Fäden fixiert. Das mehrschichtige Fasergelege wird dann durch beheizte Walzen (Kalander) oder durch einen Dampfstrom unter Zufuhr thermischer Energie verbunden bzw. „verbacken“.

Diffusionsoffene thermisch verfestigte Mikrovliese können durch die Anwendung von hydrophilen Polymeren erzeugt werden. Bei der Herstellung wird Polyethylen in Butan gelöst und unter hohen Temperaturen sowie hohem Druck soweit erhitzt, dass bei der plötzlichen Druckent­lastung in der Spinndüse das Spinnmedium (Butan) verdampft und sich das Polyethylen zu Endlosfasern zusammenzieht. Durch den Einsatz von hydrophilen Polymeren kann die wasseranziehende Eigenschaft des Kunststoffs zum Dampftransport durch das Vlies ausgenutzt werden. Hierbei werden Wassermoleküle aufgenommen, die aufgrund eines anliegenden Dampfdruckgefälles durch das Polymer transportiert und auf der gegenüberliegenden Seite wieder an die Luft abgegeben werden.

Herstellung von Folien und Beschichtungen

Folien oder Beschichtungen werden durch Extrusion hergestellt. Als Extrusion wird ein Verfahren bezeichnet, bei dem Kunststoff in einem Extruder erhitzt wird. Ein Extruder besteht im Wesentlichen aus eine Schneckenpumpe, die den Kunststoff unter hohem Druck aus einer Düse presst. Das Material wird nach der Düse auf einem Förderband abgelegt und kontinuierlich wegbefördert. Wenn der flüssige Kunststoff durch eine schmale Schlitzdüse gepresst wird, entsteht bei der Abkühlung des Kunststoffs eine Folie. Eine Beschichtung wird nach dem gleichen Verfahren hergestellt, der Kunststoff wird jedoch gleich auf dem Vlies oder einer weiteren Folie der endgültigen Dachbahn aufgebracht.

Zur Erzeugung von mikroporösen Folien werden die Polymermassen vor der Extrusion mit Inertmaterial (meistens feines Kalkpulver) angereichert. Nach der Extrusion und nach dem Abkühlen werden durch eine Reckung der Folien feine Risse um das eingeschlossene Inertmaterial gebildet. Die Dampfdurchlässigkeit der Folie wird dadurch erzeugt, das sich mehrere dieser feinen Risse über den Folienquerschnitt verbinden und so eine Pore bilden können. Eine weitere Methode zur Erzeugung von Folien mit kleinen Poren ist die Perforation mittels mechanischer, akustischer oder optischer Einwirkung. Mechanisch werden Mikroporen durch Nadeln hergestellt, die auf Kalanderwalzen aufgeschweißt sind. Zur optischen Erzeugung werden Laserstrahlen eingesetzt, wobei die Löcher durch Mikrobohrungen in den noch flüssigen Kunststoff hineinziehen. Solche Löcher können auch durch Schallwellen oder durch ein Vakuum erzeugt werden.

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.

Graue Energie

Die Graue Energie von verschiedenen Kunststoff-Dachbahnen berechnet sich aus den verschiedenen Bestandteilen. Der nicht erneuerbare Primärenergieaufwand ist vor allem vom Flächengewicht abhängig. Die Unterschiede zwischen den für die Herstellung der Bahnen verwendeten Polymere spielt eine untergeordnete Rolle. Die PVC–Folie mit einem Flächengewicht von 950 g/m2 generiert doppelt soviel Graue Energie wie ein Polyestervlies mit Acrylat–Beschichtung und einem Flächengewicht von 400 g/m2.

In Bezug auf den Rohstoffeinsatz und die Graue Energie sind Unterspannbahnen mit geringerem Flächengewicht zu bevorzugen.

 
 
 
 
PE–Spinnvlies
 
 
PVC–Folie
 
 
Polyestervlies mit Acrylat-Beschich­tung
 
 
FPO–Folie
 
 
sd-Wert
 
 
0,02 m
 
 
14,3 m
 
 
0,12 m
 
 
0,3 m
 
 
Dicke
 
 
0,75 mm
 
 
0,70 mm
 
 
0,55 mm
 
 
0,8 mm
 
 
Flächen­gewicht
 
 
220 g/m2
 
 
950 g/m2
 
 
400 g/m2
 
 
690 g/m2
 
 
Graue Energie
 
 
19,6 MJ/m2
 
 
67 MJ/m2
 
 
33,5 MJ/m2
 
 
54,2 MJ/m2
 

Quelle: ecoinvent Centre, (2010)

Charakteristische Emissionen

Die Emissionen unterscheiden sich für die unterschiedlichen Verfahren zur Vlies- oder Folien-Herstellung. Angaben zu den Emissionen der Kunststoffherstellung finden sich in den entsprechenden Datenblättern zu den Grundstoffen.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Die Maßnahmen zum Gesundheitsschutz unterscheiden sich für die unterschiedlichen Verfahren zur Vlies- oder Folien-Herstellung. Angaben zu den Maßnahmen zum Gesundheitsschutz in der Kunststoffherstellung finden sich in den entsprechenden Datenblättern zu den Grundstoffen.

Maßnahmen Umweltschutz

Die Maßnahmen zum Umweltschutz unterscheiden sich für die unterschiedlichen Verfahren zur Vlies- oder Folien-Herstellung. Angaben zu den Maßnahmen zum Umweltschutz in der Kunststoffherstellung finden sich in den entsprechenden Datenblättern zu den Grundstoffen.

Transport

Je nach eingesetzten Kunststoffen werden in der Herstellung Gefahrengüter transportiert. Näheres für bestimmte Kunststoffe findet sich in den entsprechenden Datenblättern.

Der Transport der Halbfertigprodukte Vliese und Folien unterliegt keinen Transporteinschränkungen.

Quellen

ecoinvent Centre, (2010): ecoinvent data v2.2, Swiss Centre for Life Cycle Inventories, Dübendorf, Online-Quelle

Kunststoff-Dachbahnen

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Unterdach-, Unterdeck- und Unterspannbahnen müssen überlappend verlegt werden. Die Überlappungen, Anschlüsse und Durchdringungen müssen regensicher verklebt werden. Zur Verklebung werden u.a. Klebbänder und Flüssigklebstoffe eingesetzt. Poröse, staubige und vliesartige Untergründe müssen zur Verbesserung der Haftung der Klebbänder mit einem Primer vorbehandelt werden.

Bei der Verarbeitung muss beachtet werden, dass diverse Chemikalien, Holzschutzmittel und alkalische Baustoffe die Widerstands­fähigkeit der Kunststoff-Dachbahnen gegen Wasserdurchgang herabsetzen können.

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Die Verlegung von Kunststoff-Dachbahnen im Unterdach, als Unterdeckung oder Unterspannung birgt keine besonderen arbeitshygienischen Risiken. Jedoch sind die eingesetzten Primer und Flüssigklebstoffe, um eine Verarbeitbarkeit auch bei tiefen Temperaturen zu ermöglichen, oft lösemittelhaltig und enthalten mehr als 10% Lösemittel (z.B. Ethanol oder Toluol). Die Verarbeitung dieser Produkte kann je nach eingesetztem Lösemittel und Lösemittelgehalt mit einer Gesundheitsge­fährdung verbunden sein.

AGW-Werte

Beim Einsatz lösemittelhaltiger Primer sind die anwendbaren  Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) für Lösemittel zu beachten. Vor der Verarbeitung sollte das Sicherheitsdatenblatt des verwendeten Produkts konsultiert werden.

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Bauprodukte wie z.B. Bauplatten, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Mauersteine, Betonfertigteile oder Verglasungen werden als Erzeugnis eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen).
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) > 0,1 Gew.-% müssen ausgewiesen werden. Für diese Informationen besteht eine Auskunftspflicht, die allerdings für alle Bauprodukte (Gemische und Erzeugnisse) gilt, die unter den Geltungsbereich der Bauproduktenverordnung (BauPVO) fallen. Sie müssen für Erzeugnisse aber nicht in Form eines Sicherheitsdatenblattes nach den Kriterien des Anhangs II der REACH-Verordnung gegeben werden.

Für Verbraucher muss die Informationsweitergabe auch nur auf Anfrage beim Hersteller erfolgen. Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten findet man beim Umweltbundesamt / REACH / Auskunftspflichten.

Emissionen

Von den Unterspannbahnen gehen bei der Verarbeitung keine Emissionen aus. Jedoch sind die eingesetzten Primer und Flüssigklebstoffe, um eine Verarbeitbarkeit auch bei tiefen Temperaturen zu ermöglichen, oft lösemittelhaltig und enthalten mehr als 10% Lösemittel (z.B. Ethanol oder Toluol). Die Verarbeitung dieser Produkte ist je nach eingesetztem Lösemittel und Lösemittelgehalt mit unterschiedlich bedeutenden VOC-Emissionen verbunden.

Quellen

Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (2010): Merkblatt für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen

Kunststoff-Dachbahnen

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Von den eingesetzten lösemittelhaltigen Primern und Flüssigklebstoffen können VOC-Emissionen ausgehen.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Im Neuzustand sind keine Emissionen in den Außenraum mit bedeutenden Auswirkungen in der Umwelt zu erwarten.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Kunststoff-Dachbahnen für Unterdach-, Unterdeck- und Unterspannbahnen werden über der Dämmschicht eingesetzt. Von ihnen und den möglicherweise eingesetzten Primern werden deshalb keine Schadstoffe in den Innenraum abgegeben.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Über die Abgabe von Schadstoffen von Unterdach-, Unterdeck- und Unterspannbahnen in die Luft über größere Zeit­räume liegen keine Messungen vor. Als umweltrelevante Bestand­teile können die Bahnen Flammschutzmittel, Stabilisatoren und Weichmacher enthalten. Durch Verwitterung und Versprödung der Kunststoff-Dachbahnen könnten diese über längere Zeiträume diffus in die Umwelt gelangen.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Die Kunststoff-Dachbahnen für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen sind meist als normalentflammbar (EN Klasse E) eingestuft.

Das Brandverhalten der verschiedenen Kunststoffe sowie die mögliche Entwicklung von toxischen Brandgasen geht aus den entsprechenden Kapiteln zu den Kunststoffen hervor (siehe Polyester, Polyurethan, Polypropylen, Polyethylen).

Wassereinwirkung

Kunststoff-Dachbahnen sind gegen Wassereinwirkung unempfindlich.

Beständigkeit Nutzungszustand

Für das Alterungsverhalten von Unterdach-, Unterdeck und Unterspannbahnen aus Kunststoff sind noch keine Langzeitbeobachtungen verfügbar. Die Bahnen sind über die Jahre, in Bezug auf ihre technischen Eigenschaften, immer weiter verbessert worden. Vor allem zwei Faktoren sprechen für die Folien und Vliese aus Polyolefinen im Vergleich zu Folien aus PVC: Die mechanischen und thermischen Eigenschaften sind gleichwertig bis besser und das Fehlen von Weichmachern kann vermutlich die Folienschrumpfung verhindern

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Datenbank als PDF

Instandhaltung

Die Instandhaltung von Kunststoff-Dachbahnen beschränkt sich auf das Überkleben entstandener Leckagen oder den Ersatz der Bahnen.

Kunststoff-Dachbahnen

Nachnutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Beim Ausbau von Kunststoff-Dachbahnen entstehen keine besonderen Gefahren.

Wiederverwendung

Eine Wiederverwendung wird nur in jenen Fällen möglich sein, in denen die Bahnen nicht mit dem Untergrund verklebt oder verschweißt sind. Allerdings sind abdichtende Bauteile bezüglich ihrer Wiederverwendung generell heikel. Es ist kaum anzunehmen, dass ein Handwerker bereit ist, die Garantie für eine Abdichtung aus wiederverwendetem Material zu übernehmen.

Stoffliche Verwertung

Eine stoffliche Verwertung von gebrauchten Kunststoff-Dachbahnen für Unterdächer, Unterdeckungen und Unterspannungen ist grundsätzlich möglich. Voraussetzung dafür ist ein einfacher Ausbau, der nur bei lose verlegten Kunststoffbahnen problemlos möglich ist. Das Recycling von Kunststoff-Dachbahnen wird von den Herstellerverbänden angeboten und ist ökologisch sinnvoll.

Energetische Verwertung

Gemäß der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sollen Abfälle aus Kunststoff-Dachbahnen mit den Kunststoffen gesammelt und einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Falls die Abfälle gemischt erfasst werden, sind sie einer Vorbehandlungsanlage zuzuführen. Die Verwertung ist in beiden Fällen vorgeschrieben. Kunststoffdachbahnen weisen hohe Brennwerte um 100 MJ/kg aus und sind für die thermische Verwertung geeignet. Allenfalls enthaltene bromierte Flammhemmer können je nach installierter Rauchgasreinigung zu Luft- oder Wasseremissionen von Bromverbindungen aus der MVA führen. Die mineralischen Bestandteile bleiben in der Schlacke zurück und müssen deponiert werden. Besondere Schadstoffe in den Rückständen sind nicht zu erwarten. Das Verbrennen von Kunststoffen mit energetischer Nutzung wird heute nach dem Recycling als zweitbester Entsorgungsweg angesehen.

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Kunststoff-Dachbahnen sind keine besonders überwachungsbedürftigen Abfälle. Unter Deponiebedingungen werden Kunststoffe in geologischen Zeiträumen abgebaut. Detaillierte Erhebungen zum Abbau von Dachbahnen sind nicht verfügbar. Kurzfristig stellt die wilde Ablagerung und Verfrachtung von Kunststoffen in diverse Ökosysteme an Land und zu Wasser das weitaus größere Problem dar.

EAK-Abfallschlüssel

Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann in der Praxis je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Im konkreten Fall ist immer eine Abklärung der anzuwendenden EAK-Schlüssel notwendig.

Für Kunststoff-Dichtungsbahnen können folgende EAK-Abfallschlüssel in Frage kommen:

17 02 03 Kunststoff
17 09 04 gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen,
die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen

Quellen

Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012). Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012

LAGA (2003): Vollzugshinweise zur Gewerbeabfallverordnung (Download)