Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Kunstharzbodenbeläge auf Reaktionsharzbasis werden flüssig aufgebracht (daher auch die Bezeichnung "Fließbeschichtungen") und härten danach zu einem fugenlosen, strapazierbaren Bodenbelag aus. Die Bodenbeläge gibt es in vielen Farben und Musterungen, die Oberflächen können von spiegelglatt bis rutschsicher ausgeführt werden.
Kunstharzbodenbeläge können in Form von Fließbelägen, Einstreubelägen oder Mörtelbelägen hergestellt werden.
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Reaktionsharz. Folgende sind gebräuchlich:
- Epoxidharze (EP)
- Methylmethacrylat (MMA)1
- Polyurethanharze (PU)
Im Systemaufbau werden gelegentlich auch unterschiedliche Reaktionsharze schichtenweise gemischt (z.B. Polurethanversiegelung auf Epoxidharzbeschichtung).
Thermoplastische Kunstharze, die durch physikalische Trocknung erhärten (z.B. PVC) sind für das Herstellen von Fußbodenbelägen nicht geeignet. Polyester und Vinylester werden als Bindemittel in Reaktionsharzbeschichtungen eingesetzt, nicht jedoch für die Herstellung von Kunstharzbodenbelägen.
Polyurethanbetonböden sind Spezialprodukte, die sich durch hohe Beständigkeit gegen Chemikalien, aggressiven Flüssigkeiten und Temperaturen von -40 bis 120°C auszeichnen. Dabei werden Polyurethanharz und reaktive Füllstoffe wie Zement gemischt, die miteinander zu einem hochbelastbaren Bodenbelag reagieren.
Außer zu den im vorliegenden Datenblatt beschriebenen Kunstharzbodenbelägen auf Reaktionsharzbasis werden Steinteppiche, Polyurethan-Gummigranulat-Beläge und Kunstharz-Terrazzo zu den Kunstharzbodenbelägen gezählt.
Andere Bezeichnungen für Kunstharzbodenbeläge sind
- Bodenbeläge aus Kunstharz (z.B. SIA 252)
- Kunstharzböden
- fugenlose Bodenbeläge2
- Dekorbeläge2
- Industriebodenbeläge2,3
1 Das ausgehärtete Polymer wird mit PMMA (Polymethylmethacryat) abgekürzt. Kunstharzbodenbeläge auf PMMA-Basis werden häufig als Acrylharzböden oder Acrylatböden bezeichnet.
2 Überbegriffe für Bodenbeläge aus Zement, Magnesia, Kunstharz oder Bitumen
3 Fugenlose Bodenbeläge wurden aufgrund ihrer Widerstandsfähigkeit ursprünglich vorwiegend als Industriebodenbeläge eingesetzt und haben sich erst in jüngerer Zeit im Wohnbau etabliert.
Wesentliche Bestandteile
Der Systemaufbau eines Kunstharzbodenbelags besteht aus Grundierung und mindestens einer weiteren Schicht. Die weiteren Schichten werden je nach System und Lage als Fließbeschichtung, Einstreubelag, Kratzspachtelung, Basisschicht, Deckschicht oder Versiegelung bezeichnet.
Die Beschichtungssysteme bestehen aus einem Reaktionsharz-Härter-System, Farbpigmenten, Füllstoffen und eigenschaftssteuernden Additiven. Heutige Produkte sind in der Regel lösemittelfrei.
Epoxidharze (EP) werden durch Umsetzung aus Polyphenolen mit Epichlorhydrin hergestellt. Die größte Bedeutung im Baubereich haben (flüssige) Bisphenol-A-Harze und Bisphenol-F-Harze. Die hohe Viskosität der Harze setzen Verdünnungsmittel wie z.B. Glycidether herab. Zu ihrer Vernetzung benötigen Epxidharze einen Härter, im Baubereich überwiegend auf Basis von Polyaminen.
Methylmethacrylat-Harze sind auf Basis von Acryl- und Methacrylsäureester aufgebaut. Hauptbestandteile sind Methylmethacrylat, das Comonomer 2-Ethylhexylacrylat sowie geringe Mengen an Diisopropanol-p-toluidine als Härtungsbeschleuniger. Als Härter dienen pulverförmige organische Peroxide (üblicherweise Dibenzoylperoxid). Methylmethacrylat und 2-Ethylhexylacrylat reagieren nach der Zugabe des Härters zu Polymethylmethacryat (PMMA).
Polyurethanharze (PU) werden üblicherweise mit Zwei-Komponenten-Systemen aus Polyolen als Harzkomponente und Poly- bzw. Di-Isocyanate als Härter hergestellt. Häufig in den Härtern von Fließbeschichtungen anzutreffende Monomertypen sind Methyldiphenyldiisocyanat (MDI), Polymeres Diphenylmethandiisocyanat (PMDI), Hexamethylendiisocyanat (HDI) und Toluol-2,4-diisocanat (TDI, in Sicherheitsdatenblättern auch nur als "aromatisches Polyisocyanat" bezeichnet). Als Polyole werden die unterschiedlichsten Verbindungen auf synthetischer oder nachwachsender Rohstoffbasis z.B. aus der Gruppe der Polyacrylate eingesetzt.
Charakteristik
EP-Kunstharzbodenbeläge
EP-Bodenbeläge zeichnen sich im ausgehärteten Zustand durch hohe Festigkeit und chemische Beständigkeit aus – trotz geringer Schichtdicke. Unter UV- und Witterungseinflüssen sind Epoxydharze generell nicht farbstabil. Die Farbstabilität kann durch eine UV-absorbierende Polyurethanversiegelung verbessert werden.
PMMA-Kunstharzbodenbeläge
MMA wird seit mehr als 30 Jahren für die Beschichtung von Industriefußböden eingesetzt. MMA-Beschichtungen härten sehr schnell und auch bei tiefen Temperaturen aus. Sie weisen eine hohe Belastbarkeit auf.
PU-Kunstharzbodenbeläge
Polyurethanböden gelten als besonders ästhetisch. Durch ihre elastischen Eigenschaften, mittelschwere mechanische Belastbarkeit und Abriebfestigkeit. eignen sie sich besonders für Bodenflächen mit hohem Publikumsverkehr oder trittfreundliche Bodenbeschichtungen wie z.B. für Sporthallenfußböden.
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Moderne Beschichtungssysteme für die Herstellung von Kunstharzböden sind in der Regel lösemittelfrei. Arbeitshygienische Risiken gehen vor allem von den Reaktionsharzen selbst und von Reaktionsprodukten aus (siehe auch --> Reiter Verarbeitung):
Bei EP-Harzen steht die sensibilisierende, reizende und ätzende Wirkung der Komponenten im Vordergrund. Jedes Jahr erkranken viele Beschäftigte in der Bauwirtschaft infolge von Hautkontakt mit Epoxidharzen an Hautallergien. Jeder weiterer Kontakt mit Epoxidharz führt zu immer stärker werdenden allergischen Reaktionen. Die Polyurethan-Systeme enthalten Isocyanate (MDI,PMDI, TDI), die im Verdacht stehen, Krebs auslösen zu können (EG-Kategorie 3, H351) und als sensibilisierend einzustufen sind. Methylmetacrylat (MMA) kann Haut und Atemwege reizen und allergische Hautreaktionen verursachen. Fälle von Hautsensibilisierungen durch MMA-Harze werden jedoch selten beobachtet und treten nur bei intensivem Hautkontakt auf. Vor der Entscheidung für Systeme auf Epoxidharz-, Polyurethan- oder MMA-Basis sollte die Möglichkeit der Anwendung von Ersatzstoffen geprüft werden, wobei das Gesundheitsgefährdungspotenzial der MMA-Harze als geringer einzustufen als jenes der Polyurethan- und Epoxidharze.
Die Verarbeitung von mehrkomponentigen Reaktionsharzen ist anspruchsvoll. Bei unsachgemäßer Verarbeitung können durch ungenügende oder chemisch unvollständige Aushärtung längerfristige, geruchsintensive Emissionen entstehen. Kunstharzbodenbeläge weisen im Allgemeinen eine sehr gute Haftung am Untergrund auf und können nur unter großem Aufwand entfernt werden. Eine sortenreine Trennung ist kaum vorstellbar. Damit sind die Voraussetzungen für ein stoffliches Recycling nicht erfüllt. Die mit Kunstharzbeschichtungen behafteten mineralischen Baustoffe werden in ihrer Recyclingfähigkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen.
Baurechtliche Anforderungen hinsichtlich Gesundheitsschutz
Kunstharzestriche gemäß DIN EN 13813, zu denen hinsichtlich Anforderung auch die Kunstharzbodenbeläge gezählt werden, benötigten bis 16.10.2016 bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume eine abZ der Gruppen Z-156.605 (Fußbodenbeschichtungen) aus Gesundheitsschutzgründen (genaue Erläuterung siehe Lexikon abZ). Sie umfasste eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas (siehe noch alte Bauregelliste 2015/2, B Teil 1, lfd. Nr. 1.1.5.1). Inhaltlich ist der Nachweis auch lt. aktueller Bauordnung nach wie vor erforderlich, nur nicht mehr über das Ü-Zeichen bzw. zwingend über eine abZ des DIBt.
Bindemittel für Kunstharzestriche können sich für den EMICODE qualifizieren. Produkte mit Emicode EC1plus erfüllen die baurechtlichen Anforderungen. Das gilt vermutlich auch für Produkte mit Emicode EC1, allerdings werden dafür nicht alle geforderten Parameter des AgBB-Schemas nachgewiesen.
Inwieweit der Emicode des Bindemittels im Sinne der baurechtlichen Anforderungen als freiwilliger Nachweis verwendet werden kann, ist fraglich.
Lieferzustand
In Gebinden
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
Anwendungsbereiche von Kunstharzbodenbelägen
Kunstharzbodenbeläge können in allen möglichen Bereichen eingesetzt werden. Typische Einsatzgebiete sind: Industrie, Gewerbe, Handel, Parkhäuser, Tiefgaragen, Krankenhäuser, Schulen, Kindergärten, Flure.
Methylmethacrylat-Beschichtungen eignen sich besonders für den Lebensmittelbereich (Küchen, Metzkereien, Bäckereien).
Polyurethanbeschichtungen werden gerne in Bereichen mit hohen ästhetischen Anforderungen (Flure, Schulen, etc.) eingesetzt.
In Parkhäusern und Tiefgaragen ist der Einsatz von Epoxidharzbeschichtungen üblich.
Die folgende Tabelle zeigt einen Überblick über Anwendungsmöglichkeiten von Kunstharzbodenbelägen (Quelle: PAVIDENSA 2012). Ein Systementscheid muss im konkreten Fall mit einem Spezialisten evaluiert werden (Technik, Anforderungen an den Untergrund, Gebrauchstauglichkeit, gewünschte Lebensdauer, Unterhalt und Ästhetik).
Kunstharz-bodenbeläge | Anwendungsbereich | Anwendungsort Innen / Außen |
Oberflächen | |||||||
Produktion | Lager | Garagen |
Verkauf/ Büro/ Atelier/ Wohnen |
Nass-räume | Schulung | Innen | Außen | glatt | körnig | |
Fließbeläge PU | ||||||||||
Fließbeläge Epoxy | ||||||||||
Fließbeläge PMMA | ||||||||||
Einstreu-beläge PU | ||||||||||
Einstreu-beläge Epoxy | ||||||||||
Einstreu-beläge PMMA |
||||||||||
Mörtelbeläge PU | ||||||||||
Mörtelbeläge Epoxy | ||||||||||
Mörtelbeläge PMMA | ||||||||||
Steinteppich | ||||||||||
PU-Gummi-granulat | ||||||||||
Kunstharz-terrazzo |
= geeignet | Der Belag erfüllt alle Anforderungen an die technischen Belangen. Die Ästhetik spielt für die Bewertung eine wichtige Rolle. | |
= geeignet mit Einschränkung | Diese Beläge erfüllen nicht alle technischen oder ästhetischen Anforderungen. | |
= ungeeignet | Diese Beläge erfüllen die technischen oder ästhetischen Anforderungen in wesentlichen Punkten nicht. |
Oberflächenschutzsysteme
Gemäß ZTV-ING Teil 3 bzw. Instandsetzungs-Richtlinie des DAfStb werden Oberflächenschutzsysteme für die Betoninstandsetzung folgendermaßen klassifiziert:
Hinweis:
Für Parkhausbeschichtungen sind die Oberflächensysteme OS 8, OS 11 und OS 13 maßgeblich
Klasse gem. DAfStb1 | Klasse gem. ZTV2 | Beschreibung |
OS 1 | OS-A | Hydrophobierende Imprägnierung |
OS 2 | OS-B | Beschichtung für nicht begeh- und befahrbare Flächen |
OS 4 | OS-C | Beschichtung mit erhöhter Dichtigkeit für nicht begeh- und befahrbare Flächen |
OS 5 | OS-D | Beschichtung mit mindestens geringer Rissüberbrückungsfähigkeit für nicht begeh- und befahrbare Flächen |
OS 7 | TL/TP-BEL-EP / ZTV BEL B3 |
Beschichtung unter bituminösen Dichtungsschichten bei Brücken oder ähnlichen Bauwerken |
OS 8 | - | Starre Beschichtung für befahrbare, mechanisch stark beanspruchte Flächen (für mechanisch und chemisch beanspruchte Betonflächen) |
OS 9 | OS-E | Beschichtung mit erhöhter Rissüberbrückungsfähigkeit für nicht begeh- und befahrbare Flächen |
OS 10 | TL/TP-BEL-EP / ZTV BEL B3 |
Beschichtung als Dichtungsschicht unter bituminösen oder anderen Schutz- und Deckschichten mit sehr hoher Rissüberbrückungsfähigkeit |
OS 11 | OS-F | Beschichtung mit erhöhter (dynamischer Rissüberbrückungsfähigkeit für begeh- und befahrbare Flächen |
OS 13 | - | Beschichtung mit nicht dynamischer Rissüberbrückungsfähigkeit für begeh- und befahrbare, mechanisch belastete Oberflächen |
1Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten ZTV-ING. Teil 3 Massivbau. Abschnitt 4 Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen. Stand: 2013/12 (Kostenloser Download auf www.bast.de)
2Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb): Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie). Beuth-Verlag, Berlin 2001
3TL/TP-BEL-EP - Technische Lieferbedingungen und Technische Prüfvorschriften für Reaktionsharze für Grundierungen, Versiegelungen und Kratzspachtelungen unter Asphaltbelägen auf Beton / ZTV BEL B Teil 3 - Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für das Herstellen von Brückenbelägen auf Beton, Teil 3 Dichtungsschicht aus Flüssigkunststoff
Quellen
Deutsche Bauchemie: Epoxidharze in der Bauwirtschaft und Umwelt, Sachstandsbericht, 2. Ausgabe, Januar 2009
Fachverband PAVIDENSA, Schweiz, für Abdichtungsarbeiten, Bodenbeläge, Estriche, Fugen, Gussasphalt und Untergrundvorbereitungstechnik: Dekor-Bodenbeläge, Empfehlung PAV-E 09:2012, Oktober 2012. Download (Online-Quelle abgerufen im Dez. 2015)
Planungs- und Ausschreibungshilfen
WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.
Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:
- Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
- Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
- ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.
Übersicht Planungsgrundlagen: Kunstharzestriche und Kunstharzbodenbeläge auf Reaktionsharzbasis
Stand 07/2024
Kunstharzestriche und Kunstharzbodenbeläge auf Basis von ... | ||||
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Epoxidharzen (EP) | Polyurethan (PU) | Methylmethacrylat (MMA) | ||
Material- ökologische Anforderungen |
Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen | |||
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS |
Kunstharzbeschichtungen auf mineralischen Oberflächen (ausgenommen OS-Systeme für Parkplätze, etc.) |
Kunstharzbeschichtungen auf mineralischen Oberflächen - OS 8 und 11 (Fließbeschichtungen von Industrieböden, Parkflächen- und Tiefgaragenbeschichtungen) |
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Quellen für material- ökologische Anforderungen |
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen | |||
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB) / Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt) |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung. Einordung der Kunstharzbodenbeläge hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS |
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baubook BNB/QNG Produktinformationen | baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG | |||
Umweltbundesamt (UBA) |
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung(z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten). | |||
baubook ÖkoBauKriterien | Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Kunstharzbodenbeläge gibt es dort derzeit keine Produktdeklarationen und deshalb auch keine passende Zusammenstellung von Kriterien. | |||
Mögliche Nachweis- dokumente |
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen | |||
gesetzlich vorgeschrieben: | ||||
REACH / CLP: Sicherheitsdatenblatt (SDB) |
Beschichtungssysteme zur Herstellung von Kunstharzbodenbelägen werden als Gemisch eingestuft. Für sie muss daher ein SDB gemäß den Anforderungen in Art.31 REACH-VO in Verbindung mit Anhang II erstellt werden. (Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis SVHC >= 0,1 Gew.-%). | |||
Nachweis bauaufsichtlicher Anforderungen1 aus Gesundheits- schutzgründen |
+ |
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1 Kunstharzestriche gemäß DIN EN 13813, zu denen hinsichtlich Anforderung auch die Kunstharzbodenbeläge gezählt werden, benötigen lt. MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8 aus Gesundheitsschutzgründen einen Nachweis hinsichtlich gefährlicher Stoffe und Emissionen (früher: abZ). Dieser enthält u.a. eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. |
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freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen; Emissionsprüfberichte |
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Kunstharzbodenbelägen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen. |
Gefahrstoffverordnung / Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der GefStoffV ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden.
Moderne Beschichtungssysteme für die Herstellung von Kunstharzböden sind in der Regel lösemittelfrei. Arbeitshygienische Risiken gehen vor allem von den Reaktionsharzen selbst und von Reaktionsprodukten aus. Viele der flüssigen Komponenten sind reizend und stark sensibilisierend. Der Einsatz von Fließbeschichtungen für Kunstharzbodenbeläge ist in der Regel technisch begründet.
Werden für eine Produktgruppe GISBAU Produkt-Codes oder GISCODES vergeben, lassen sich z.B. dadurch Unterschiede innerhalb der Produktgruppe feststellen (s. Reiter Zeichen & Deklarationen). Innerhalb der Gruppe der Kunstharzbodenbeläge gibt es unterschiedliche GISCODE-Klassifizierungen abhängig vom eingesetzten Kunststoff. Relevant sind GISCODES der Gruppen RE (Epoxidharz-Beschichtungsstoffe), PU (Polyurethan-Systeme) und PMMA (Methylmethacrylat-Beschichtungsstoffe). Produkte mit den geringstmöglichen Belastungen sind in der Regel Systeme mit dem niedrigsten GISCODE. Für Fließbeschichtungen auf Epoxidharzbasis ist jedoch zu beachten, dass die GISCODES RE1 bis RE7 für Epoxidharze nicht nach Anteil und Stärke der sensibilisierenden Substanzen differenzieren und in dieser Hinsicht nicht aussagekräftig sind.
Bei EP-Harzen steht die sensibilisierende, reizende und ätzende Wirkung der Komponenten im Vordergrund.Jedes Jahr erkranken viele Beschäftigte in der Bauwirtschaft infolge von Hautkontakt mit Epoxidharzen an Hautallergien. Jeder weiterer Kontakt mit Epoxidharz führt zu immer stärker werdenden allergischen Reaktionen. Die Polyurethan-Systeme enthalten Isocyanate (MDI,PMDI, TDI), die im Verdacht stehen, Krebs auslösen zu können (EG-Kategorie 3, H351) und als sensibilisierend einzustufen sind. Methylmetacrylat (MMA) kann Haut und Atemwege reizen und allergische Hautreaktionen verursachen. Fälle von Hautsensibilisierungen durch MMA-Harze werden jedoch selten beobachtet und treten nur bei intensivem Hautkontakt auf. Vor der Entscheidung für Systeme auf Epoxidharz-, Polyurethan- oder MMA-Basis sollte die Möglichkeit der Anwendung von Ersatzstoffen geprüft werden, wobei das Gesundheitsgefährdungspotenzial der MMA-Harze als geringer einzustufen als jenes der Polyurethan- und Epoxidharze.
Die Verarbeitung von mehrkomponentigen Reaktionsharzen ist anspruchsvoll. Bei unsachgemäßer Verarbeitung können durch ungenügende oder chemisch unvollständige Aushärtung längerfristige, geruchsintensive Emissionen entstehen. Kunstharzbodenbeläge weisen im Allgemeinen eine sehr gute Haftung am Untergrund auf und können nur unter großem Aufwand entfernt werden. Eine sortenreine Trennung ist kaum vorstellbar. Damit sind die Voraussetzungen für ein stoffliches Recycling nicht erfüllt. Die mit Kunstharzbeschichtungen behafteten mineralischen Baustoffe werden in ihrer Recyclingfähigkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen.
Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS
- Reiter Übersicht / Anwendungsbereiche
- Reiter Zeichen & Deklarationen / Erläuterung + Links der wichtigsten Deklarationen zur jeweiligen Produktgruppe
- Reiter BNB-Kriterien / Einordnung der jeweiligen Produktgruppe gemäß Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.
Umweltdeklarationen
Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.
Übersicht Umweltdeklarationen: Kunstharzestriche und Kunstharzbodenbeläge auf Reaktionsharzbasis
Stand 07/2024
Kunstharzestriche und Kunstharzbodenbeläge auf Basis von ... | ||||
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Epoxidharz | Polymethylmethacrylat (PMMA) | Polyurethan | ||
Umweltzeichen |
Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen |
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Blauer Engel / Umweltzeichen der Bundesregierung | - | |||
Österreichisches Umweltzeichen | - | |||
EU Ecolabel (Blume) | - | |||
Nordic Swan Ecolabel | - | |||
natureplus Umweltzeichen (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%) |
x |
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eco-INSTITUT-Label | - | |||
EMICODE-Siegel |
+
|
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Cradle to Cradle2 / Built Environment and Furnishings |
- |
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GISBAU Klassifizierungs-system |
Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen |
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GefStoffV: Prüfung von Alternativen erforderlich? (Minimierungsgebot) |
immer erforderlich (Einsatz muss technisch begründet sein) | |||
geringstmögliche Belastung innerhalb der gleichen GISCODE-Produktgruppe (ggf. erst nach Prüfung von Alternativen) |
In der Regel sind die Systeme mit der niedrigsten numerischen Bezeichnung zumindest diejenigen mit den wenigsten / geringsten Gesundheitsgefahren innerhalb einer Produktgruppe. Kunstharzbodenbeläge auf Reaktionsharzbasis sollten grundsätzlich erst nach Prüfung von Alternativen eingesetzt werden. | |||
Umweltproduktdeklaration (EPD) |
Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen |
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EPD1 | - | - | - | |
Branchen-EPD1 | + | + | + | |
Umweltindikatoren |
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen |
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ÖKOBAUDAT-Datensätze | Kunstharzestrich: 1.4.03. Estrich trocken | |||
5.8.01 Reaktionsharze auf Epoxidharzbasis | 5.8.03 Reaktionsharze auf Methacrylatbasis | 5.8.02 Reaktionsharze auf PU-Basis | ||
Hinweis: Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden. |
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Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen |
Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen |
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baubook BNB/QNG Produktinformationen | Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG |
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baubook ÖkoBauKriterien | Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Bodenbeläge siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Boden- und Wandbeläge Estriche siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Estriche |
+ | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden |
(+) | derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert |
- | Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich |
./. | Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant |
x | Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen |
1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten. 2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. |
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Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
Einordnung Kunstharzbodenbeläge auf Reaktionsharzbasis
Stand 05/2021 (Steckbriefversion V 2015)
Übersicht 1.1.6-Positionen + WECOBIS-Produktgruppen | Qualitätsniveau erreichbar?1 | |||||
17 + 19 |
Kunstharzbeschichtungen (Fließbeschichtungen) auf EP- und PU-Basis → Erläuterungen s.u. |
QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
Kunstharzbodenbeläge auf PU-Basis, Kunstharzestriche auf PU-Basis (* aufgrund geänderter Einstufung s. Erläuterung) |
ja | nein* | nein* | nein* | nein* | |
Kunstharzbodenbeläge auf Epoxidharzbasis, Kunstharzestriche auf Epoxidharzbasis |
ja | ja | ja | ja | ja | |
20a + 20b |
Kunstharzbeschichtungen (Fließbeschichtungen) - OS 8 und 11 auf EP, PU, PMMA-Basis → Erläuterungen s.u. |
QN1 | QN2 | QN3 | QN4 | QN5 |
Kunstharzbodenbeläge, Kunstharzestriche auf EP, PU, PMMA-Basis |
ja | ja | ja | ja | ja | |
Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs | ||||||
Kunstharzbeschichtungen (Fließbeschichtungen) Inhalt aufklappen | ||||||
Kunstharzestriche gemäß DIN EN 13813, zu denen hinsichtlich Anforderung auch die Kunstharzbodenbeläge gezählt werden, benötigten bis 16.10.2016 bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume eine abZ der Gruppen Z-156.605 (Fußbodenbeschichtungen) aus Gesundheitsschutzgründen (genaue Erläuterung siehe Lexikon abZ). Sie umfasste eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas. Inhaltlich ist der Nachweis auch lt. aktueller Bauordnung nach wie vor erforderlich, nur nicht mehr über das Ü-Zeichen bzw. zwingend über eine abZ des DIBt. zu PU-Beschichtungen / Pos. 17 + 20a: zu EP-Beschichtungen / Pos. 19 + 20a: zu PMMA-Beschichtungen / Pos. 20b: Allgemein: → zu den Anforderungen und Textbausteinen von Kunstharzbeschichtungen (Fließbeschichtungen) |
Tabelle 1.5.3: Übersicht der erreichbaren Qualitätsniveaus / Kunstharzbeschichtungen 1 Entsprechende Produkte vorausgesetzt, die die jeweiligen Einzelanforderungen erfüllen. Sofern nichts anderes vermerkt (s. ggf. Erläuterungen), ist eine ausreichende Produktverfügbarkeit gegeben.
→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen
Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen sind im WECOBIS Modul Planung & Ausschreibung (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
→ Kunstharzbeschichtungen (Fließbeschichtungen)
→ Kunstharzbeschichtungen (Fließbeschichtungen) - OS 8 und 11
BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet. |
An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.
Einordnung Kunstharzbodenbeläge
Die Verarbeitung der i.d.R. mehrkomponentigen Reaktionsharze ist anspruchsvoll. Bei unsachgemäßer Verarbeitung können durch ungenügende oder chemisch unvollständige Aushärtung höhere und längerfristige, geruchsintensive Emissionen entstehen.
Produktgruppe | Zu erwartende VOC-Emissionen | Zu erwartende Formaldehyd-Emissionen |
Kunstharzbodenbeläge1 | möglich | keine |
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen | |
keine | Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC. |
möglich | Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen. |
hoch | Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen. |
1 Kunstharzestriche gemäß DIN EN 13813, zu denen hinsichtlich Anforderung auch die Kunstharzbodenbeläge gezählt werden, benötigen lt. MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8 aus Gesundheitsschutzgründen einen Nachweis hinsichtlich gefährlicher Stoffe und Emissionen (früher: abZ). Dieser enthält u.a. eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas.
Detaillierte Erläuterungen zum bauaufsichtlichen Rahmen und zu den möglichen Technischen Nachweisen:
→ DIBt / Bauprodukte und Bauarten / Fußbodenbeschichtungen
→ DIBt / Flyer Technische Nachweise
BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft. |
Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung
Einordnung Kunstharzbodenbeläge
Kunstharzbodenbeläge haften hervorragend auf dem Untergrund, weshalb ihr Rückbau grundsätzlich mit einem hohen Aufwand verbunden ist.
Rückbaubarkeit | Geringer Rückbauaufwand => hoher Rückbauaufwand | ||
Konstruktionsweise | lose Verlegung | mechanische Fixierung | (vollflächige) Verklebung |
Kunstharzbodenbeläge | X |
Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Rückbaubarkeit
Kunstharzbodenbeläge enthalten unter anderem 0-50% mineralische Füllstoffe. Die Bestandteile lassen sich nur mit wirtschaftlich nicht darstellbarem Aufwand voneinander trennen.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.
Verwertungs-/ Beseitigungswege | Hochwertige Verwertung | Minderwertige Verwertung | Energetische Verwertung | Deponierung |
Kunstharzbodenbeläge | nicht möglich | nicht möglich | wenn von Untergrund getrennt und mineralischer Anteil gering | gemeinsam mit dem mineralischen Untergrund |
Tabelle 1.5.10-2: Übersicht Verwertbarkeit | |
Hochwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Minderwertige Verwertung | Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt. |
Energetische Verwertung | Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet. |
Deponierung | Die Porduktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert |
Einfluss auf benachbarte Schichten: Die mit Kunstharzbeschichtungen behafteten mineralischen Baustoffe werden in ihrer Recyclingfähigkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen.
Quellen
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)
Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)
Mötzl, Pladerer et al.: Assessment of Buildings and Constructions (ABC) – Disposal. Maßzahlen für die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden und Konstruktionen für die Lebenszyklusbewertung. Berichte aus Energie- und Umweltforschung, 30.12.2009.
Zwiener/Mötzl: Ökologisches Baustofflexikon 3. Auflage 2006
Technisches
Technische Daten
Parameter
|
Eigenschaften des
Kunstharzbodens |
Rohdichte ρ
|
1 – 1,45 kg/l |
Euroklasse nach DIN EN 13501-1
|
Efl1 oder Bfl-s1 |
Abriebfestigkeit nach EN 13892-4
|
≤ AR1 |
Haftzugfestigkeit nach EN 13892-8
|
≥ B1,5 |
Schlagfestigkeit nach EN ISO 6272
|
≥ IR4 |
Freisetzung korrosiver Substanzen
|
SR (Kunstharzestrich) |
Tabelle 1: Ausgewählte Eigenschaften von Kunstharzbodenbelägen nach DIN EN 13813 (ausgenommen Rohdichte). Die Angaben sind Richtangaben, die aus einer beschränkten Anzahl von Technischen Merkblättern zitiert sind. Vor Anwendung sind die produktspezifischen Angaben zu prüfen.
1Gemäß Beschluss der Kommission 2010/85/EU vom 09 Februar 2010 erfüllt das Produkt die Brandklasse E, ohne dass eine Prüfung erforderlich ist.
Dicken von Kunstharzbodenbelägen
Die Anwendungen von Reaktionsharzbeschichtungen werden in erster Linie von der beabsichtigten mechanischen und chemischen Beanspruchung sowie von der Ebenheit des Untergrundes bestimmt. Der Bundesverband Estriche und Beläge e.V. (BEB) hat in seinen BEB-Arbeitsblättern die Art der Reaktionsharzbeschichtungen nach Anwendungsgebieten und Dicke wie folgt klassifiziert:
Anwendungsgebiet | Dicke | Klasse | Funktion |
Imprägnierung | - | KH-1 | Porenfüllung saugfähiger Untergründe |
Versiegelung | 0,1 – 0,3 mm | KH-2 | Verbesserung der Beanspruchbarkeit und Widerstandsfähigkeit von Kunstharzbodenbelägen |
Beschichtung | 0,3 – 2,0 mm | KH-3 | Verbesserung der mechanischen Beanspruchung; im Allg. mit Füllstoffen gefüllt. |
Belag | 2,0 – 6,0 mm | KH-4 | Schutz des Untergrundes gegen chemische Angriffe und schwere mechanische Beanspruchungen; im Allg. mit Füllstoffen gefüllt. |
Estrich | ab 6,0 mm | KH-5 | Haupteinsatzgebiet Industrieböden, die höchsten Belastungen ausgesetzt sind oder wenn besondere Chemikalienbeständigkeit bei starker mechanischer Belastung gefordert ist; grundsätzlich mit Füllstoffen, Quarzsanden versehen |
Tabelle 2: Anwendungsgebiet und Schichtdicken von Reaktionsharzbeschichtungen (Quelle: Reaktionsharze und Polymerbeton für Industrieböden und Ingenieurbau 2009)
Je nach Auftragsart können folgende Beläge mit entsprechender Dicke unterschieden werden:
Kunstharzbodenbelag | Dicke |
Fließbeläge | etwa 2 mm |
Einstreubeläge | etwa 3-5 mm |
Mörtelbeläge | 4-10 mm |
Tabelle 3: Dicke von Kunstharzbodenbelägen (Quelle: PAVIDENSA 2009)
Kunstharzbodenbeläge, welche mechanischen Angriffen ausgesetzt sind, sollten mindestens in Dicken von > 2 mm aufgetragen werden, da hier die Gefahr der Perforation geringer ist (BEB-Arbeitsblatt KH 3).
Wasserdampfdurchlässigkeit
Kunstharzbeschichtung | Dicke [mm] | s [m] |
Epoxid-Polyurethanfließharz | 2,0 | 8 - 10 |
Epoxidharz lösemittelfrei, unpigmentiert | 2,0 | 200 |
Epoxidharz lösemittelfrei, pigmentiert | 2,0 | 80 |
Epoxidharz gefüllt mit Gesteinskörnern | 3,0 | 5 - 30 |
Polyurethan gefüllt mit Gesteinskörnern | 3,0 | 5 - 30 |
Tabelle 4: Diffusionsäquivalente Luftschichtdicke s von Kunstharzbeschichtungen (Quelle: PAVIDENSA 2013)
Viele Reaktionsharzsysteme sind abhängig von der Schichtdicke nahezu dampfdicht. Bei rückseitiger Durchfeuchtung des Untergrundes kann es zu Blasenbildung und Ablösung des Belags kommen. Im Unterschied zu lösemittelfreien Systemen und Systemen mit organischen Lösemitteln weisen wasseremulgierte Systeme eine deutlich höhere Wasserdampfdurchlässigkeit auf (BEB-Arbeitsblatt KH 3).
Technische Baubestimmung
Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse
Technische Regeln (DIN, EN)
DIN EN 13318:2000-12 Estrichmörtel und Estriche - Begriffe; Ausgabe. Dreisprachige Fassung
DIN EN 13813:2003-01 Estrichmörtel, Estrichmassen und Estriche - Estrichmörtel und Estrichmassen - Eigenschaften und Anforderungen; Deutsche Fassung EN 13813:2002
DIN EN 1504-2 Produkte und Systeme für den Schutz und die Instandsetzung von Betontragwerken - Definitionen, Anforderungen, Qualitätsüberwachung und Beurteilung der Konformität - Teil 2: Oberflächenschutzsysteme für Beton. Ausgabe 2005-1
DIN V 18026 Oberflächenschutzsysteme für Beton aus Produkten nach DIN EN 1504-2
SIA 252 Bodenbeläge aus Zement, Magnesia, Kunstharz und Bitumen. Oktober 2012
Für die Betoninstandsetzung sind in Deutschland zwei Regelwerke maßgeblich:
- Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (BMVBW): Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten ZTV-ING. Teil 3 Massivbau. Abschnitt 4 Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen. Stand: 2013/12 (Kostenloser Download auf www.bast.de)
- Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb): Richtlinie Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen (Instandsetzungs-Richtlinie). Beuth-Verlag, Berlin 2001
Quellen
BEB-Arbeitsblatt KH 3: Industrieböden aus Reaktionsharz - Beschichtung/Belag, Bundesverband Estrich und Belag, Stand: August 2007. kostenpflichtiger Download
Fachverband PAVIDENSA, Schweiz, für Abdichtungsarbeiten, Bodenbeläge, Estriche, Fugen, Gussasphalt und Untergrundvorbereitungstechnik: Kunstharzbeläge auf Bodenplatten, Empfehlung PAV-E 08:2013. Download (Online-Quelle abgerufen im Dez. 2015)
Fachverband PAVIDENSA, Schweiz, für Abdichtungsarbeiten, Bodenbeläge, Estriche, Fugen, Gussasphalt und Untergrundvorbereitungstechnik: Industriebodenbeläge: Gestern – Heute – Morgen, Erstabdruck in "die Baustellen" Oktober 2009. Download (Online-Quelle abgerufen im Dez. 2015)
Literaturtipps
BG Bau (Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft): Gefahrstoffe: Praxisleitfaden für den Umgang mit Epoxidharzen. Gefördert von: Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Download
Deutsche Bauchemie: Epoxidharze in der Bauwirtschaft und Umwelt, Sachstandsbericht, 2. Ausgabe, Januar 2009
Deutsche Bauchemie: Methacrylat-Harze in der Bauwirtschaft und der Umwelt, Sachstandsbericht, 2. Ausgabe, Mai 2012.
Schumann, Hans (2005): Kunstharzbeläge – mangelfreie Ausführung und bauphysikalische Grundlagen, Frauenhofer IRB Verlag, Stuttgart
BEB-Arbeitsblatt KH 3: Industrieböden aus Reaktionsharz - Beschichtung/Belag, Bundesverband Estrich und Belag, Stand: August 2007. kostenpflichtiger Download
Homepage Fachverband PAVIDENSA, Schweiz (Online-Quelle abgerufen im Dez. 2015)
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Beispielrezeptur für eine typische Reaktionsharzbeschichtung
Die Anteile der Komponenten können jedoch in einem weiten Bereich streuen.
Füllstoff | 65% |
Bindemittel | 30% |
Additive | 5% |
Abb. 1: Zusammensetzung nach Funktionen
Fossile Rohstoffe | 65% |
Mineralische Rohstoffe | 35% |
Abb. 2: Zusammensetzung nach Rohstoffherkunft
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Die reaktiven Komponenten sowie die Hilfsstoffe von Kunstharzbodenbelägen stammen aus den großen chemischen Industriebetrieben. Sie basieren auf Erdöl-, Erdgas- und teilweise Kohlederivaten. Die Kunststoffherstellung benötigt insgesamt rund 8 % des weltweit geförderten Erdöls und Erdgases.
Die Füllstoffe stammen aus mineralischen Rohstoffen. Diese stammen aus weltweit verteilten Gesteinsvorkommen.
Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle wie auch der mineralischen Rohstoffe ist mit Umweltrisiken verbunden.
Weitere Angaben zur Gewinnung der Primärrohstoffe finden sich auch in den zugehörigen Kapiteln über die Kunststoffe Polyurethan, Polymethylmethacrylat und Epoxidharz.
Verfügbarkeit
Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potenzial zur Gewinnung von Kunststoffen in wenigen Jahrzehnten. Allerdings könnten die Rohstoffe zur Herstellung von Kunststoffen auch aus Kohle hergestellt werden, was jedoch mit einem größeren Energieaufwand verbunden wäre.
Die mineralischen Rohstoffe sind alle auch längerfristig gut verfügbar, erfordern für ihre Aufbereitung und Verarbeitung jedoch gut verfügbare Energiequellen.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Die mineralischen Füllstoffe könnten auch aus Recyclingmaterial gewonnen werden.
Nach der Mischung der Komponenten können die Produkte nicht mehr als Rohstoffe für die Produktion verwendet werden.
Radioaktivität
Kunstharzbodenbeläge sind nicht radioaktiv.
Informationen zur Radioaktivität sind auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz abrufbar.
Landinanspruchnahme (Landuse)
Die Kunststoff-Produktion ist mit geringem Flächenverbrauch für die Erdölgewinnung und die Raffineriestandorte verbunden. Durch Leckagen während der Erdöl-Förderung oder des Erdöl-Transports können allerdings die Ökosysteme beträchtlicher Flächen längerfristig geschädigt werden.
Die mineralischen Rohstoffe stammen aus Gesteinen, die meist im Tagebau abgebaut werden, was zu dauerhaften Veränderungen der betroffenen Ökosysteme führt.
Herstellung
Prozesskette
Prozessketten für die Herstellung der Kunststoffe Polyurethan (PU), Polyacrylate (PMMA) und Epoxidharze sind in den Informationen zu den Kunststoffen abgebildet.
Herstellungsprozess
Die Herstellung der Ausgangsstoffe (Einzelkomponenten) erfolgt in chemischen Großbetrieben. Die anschließende Formulierung der Beschichtungssysteme kann auch in kleineren Betrieben geschehen. Dabei werden die Ausgangsstoffe gemäß Rezeptur in Rührreaktoren miteinander vermischt.
Die Herstellung der flüssigen Kunstharzsysteme unterscheidet sich von der industriellen Fertigung des ausgehärteten Endprodukts bei den Polyurethanen und Epoxidharzen darin, dass die Reaktion zum fertigen Produkt erst bei der Anwendung der flüssigen Kunstharzsysteme erfolgt. Die Komponenten der Kunstharzsysteme müssen deshalb durch Hilfsstoffe stabilisiert werden, damit sie nicht weiter reagieren und bis zur Anwendung gelagert werden können.
Für die Herstellung der Beschichtungssysteme auf PMMA-Basis werden die Monomere Methylmethacrylat und 2-Ethylhexylacrylat chemisch stabilisiert und die Weiterreaktion durch Zugabe von Inhibitoren verhindert. Durch die Zugabe des Härters (organisches Peroxid) wird diese Stabilisierung aufgelöst und die Komponenten reagieren zum fertigen Kunstharzbelag.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.
Charakteristische Emissionen
Zu möglichen Emissionen in der Produktion siehe Informationen bei den zugehörigen Kunststoffen: Polyurethane (PU), Polyacrylate (PMMA) und Epoxidharze.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Maßnahmen zum Gesundheitsschutz in der Produktion siehe Informationen bei den zugehörigen Kunststoffen: Polyurethane (PU), Polyacrylate (PMMA) und Epoxidharze.
Verarbeitung auf der Baustelle siehe Reiter "Verarbeitung".
Maßnahmen Umweltschutz
Notwendige Maßnahmen zum Umweltschutz in der Produktion siehe Informationen bei den zugehörigen Kunststoffen: Polyurethane (PU), Polyacrylate (PMMA) und Epoxidharze
Verarbeitung auf der Baustelle siehe Reiter "Verarbeitung".
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Der Untergrund muss tragfähig, formstabil, fest, frei von losen Teilen, Staub, Ölen, Fetten, Gummiabrieb und sonstigen trennend wirkenden Substanzen sein. Er muss seine Ausgleichsfeuchte erreicht haben, aufsteigende Feuchtigkeit ist auszuschließen. Eine zu hohe Feuchtigkeit im Untergrund kann später zu Ablösungen der Beschichtung und großflächiger Blasenbildung führen. Der Untergrund muss vollflächig vorbereitet sein, dazu gehört eine Strahlung mit Kugelstrahlen.
Als erste Schicht wird eine Grundierung aufgebracht, um eine gute Haftung zu gewährleisten. Danach folgen die weitere(n) Schicht(en). Die Systemkomponenten Reaktionsharz und Härter werden langsam und intensiv gemischt, auf den Untergrund gegossen und mit geeigneten Werkzeugen gleichmäßig verteilt. Je nach Zusammensetzung und Temperatur beginnt innerhalb von wenigen Minuten bis einigen Stunden die Reaktion des Gemisches. Die Aushärtezeit beträgt ca. 3 bis 12 Stunden für PMMA-Beschichtungen, 16 bis 32 Stunden für PU-Beschichtungen und etwa 7 Tage für EP-Beschichtungen.
Die Produkte sind entweder werkseitig vorformuliert (gefüllt und pigmentiert) oder werden - zum überwiegenden Teil - auf der Baustelle mit den Füllstoffen (Quarzsande, Quarzsandgemische, Harteinstreustoffe, andere mineralische Stoffe, Gummigranulate, thermoplastische Chips, thermoplastisches Recyclingmaterial, usw.) und Farbpigmenten gemischt.
Die Farbgebung kann durch Farbflocken in unterschiedlichen Größen und Farben, die flächendeckend oder sparsam als lose Einstreung aufgebracht werden, erfolgen. Flächendeckende Abstreuungen werden anschließend farblos versiegelt.
Zur Farbgebung kann auch gefärbter Quarzsand verwendet werden. Der Quarzsand wird entweder als Füllstoff zum Harz zugemischt, gemeinsam mit dem Harz aufgetragen und mittels Kelle geglättet (ergibt eine glatte Oberfläche) oder er wird wie die Farbflocken in die selbstverlaufende Hauptschicht eingestreut (ergibt eine raue, rutschfeste Oberfläche). Beschichtungen mit eingestreuten Quarzsanden müssen versiegelt werden, mehrmalige Versiegelungen führen wieder zu glatten Oberflächen oder ermöglichen spezifische rutschfeste Einstellungen.
Die Verarbeitung von Fließbeschichtungen für Kunstharzböden stellt hohe Anforderungen an die Fachkompetenz der Arbeiter und die einwandfreie Ausführung. Die relativ kurze Trocknungszeit verlangt zügiges Arbeiten. Die Umweltbedingungen dürfen nicht plötzlich wechseln, zum Beispiel darf die frische Beschichtung bis zu einige Stunden nach dem Auftrag keinem Regen ausgesetzt sein. Gegebenenfalls ist die Fläche in mehrere kleinere Felder aufzuteilen
Während der Trocknungsphase ist Wert auf gute Belüftung zu legen, so dass das verdunstete Wasser abgeführt werden kann. Ungleichmäßige Auftragsweise sowie zu geringe Belüftung können zu Glanzgradunterschieden in der Oberfläche führen.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Fließbeschichtungen weisen je nach Kunstharz verschiedene arbeitshygienische Risiken auf. Allen Fließbeschichtungen ist jedoch gemein, dass Risiken bestehen und sich die Arbeiter davor mit geeigneten Vorkehrung schützen müssen. Die Arbeitgeber sind dazu verpflichtet, die Gefahren der Anwendung abzuklären und ihre Mitarbeiter entsprechend zu informieren und auszurüsten. Zu jedem Produkt stellen die Hersteller ein Sicherheitsdatenblatt zur Verfügung. Dieses ist unbedingt zu konsultieren.
Für alle Arbeiten mit Fließbeschichtungen jedweden Typs sind folgende Arbeitsschutz-Maßnahmen einzusetzen:
- Ausreichende Belüftung: Der Arbeitsplatz ist ausreichend zu belüften - im Besonderen bei Arbeiten im Innenraum, aber auch bei Arbeiten im Rohbau mit einer ungenügenden Belüftungssituation
- Atemschutz: Falls eine ausreichende Belüftung nicht gewährleistet ist, muss persönlicher Atemschutz mit anerkanntem Filtertyp eingesetzt werden (Sicherheitsdatenblatt beachten). Bei der Verarbeitung von Polyurethan-Beschichtungen wird immer Atemschutz empfohlen.
- Augenschutz: In jedem Fall Gestellbrille tragen.
- Hautschutz: Geeignete Handschuhe z.B aus Nitril- oder Butylkautschuk geprüft gemäß EN 374 (geeignetes Material im Sicherheitsdatenblatt abklären) und vollständig bedeckende undurchlässige Schutzkleidung (langärmlige Oberteile und lange Hosen, gutes Schuhwerk) tragen. Handschuhe vor dem Ausziehen mit Wasser und Seife reinigen.
Arbeitskleidung und Privatkleidung getrennt halten. Schmutzige Kleider waschen und erst nach Reinigung wieder tragen. - Arbeitsplatz: Am Arbeitsplatz weder essen noch trinken, schnupfen oder rauchen. Keine Lebensmittel am Arbeits- oder Mischplatz aufbewahren. Waschgelegenheit und Augendusche zur Verfügung stellen.
- Persönliche Hygiene: Vor Pausen und nach der Arbeit sind die Hände gründlich zu waschen. Je nach Produkt bestehen Einschränkungen bezüglich der Waschmittel. Nach der Arbeit mit Epoxidharzen dürfen keinesfalls Löse- oder Verdünnungsmittel zur Hautreinigung eingesetzt werden. Nach dem Reinigen sind die Hände mit einer rückfettenden Crème einzusalben.
Arbeitshygienische Risiken der Epoxidharz-Systeme
Die nicht ausgehärteten Komponenten der Epoxidharzprodukte sind als haut- und augenreizende sowie sensibilisierende Stoffe eingestuft (H315, H317, H319). Jedes Jahr erkranken viele Beschäftigte in der Bauwirtschaft infolge von Hautkontakt mit Epoxidharzen an Hautallergien. Die ersten Anzeichen können Hautrötungen, Jucken und Schmerzen sein. In weiterer Folge können Ekzeme an Händen, Unterarmen und Beinen, bei manchen Menschen auch im Gesicht, auftreten. Jeder weitere Kontakt mit Epoxidharz führt zu immer stärker werdenden allergischen Reaktionen. Häufig sind die Betroffenen nicht mehr in der Lage, mit Epoxidharzen zu arbeiten (BG Bau 2010).
Der Wechsel von einem starken Allergen zu einem mäßigen Allergen kann das Risiko für eine Gesundheitsgefährdung deutlich reduzieren, die Erhöhung des Anteils an sensibilisierenden Inhaltsstoffen von z.B. 22% auf 40% führt dagegen zu einer signifikanten Verschlechterung (Kalberlah 2007). In Heine et al (2012) wurden folgende in EP-Harzen eingesetzte Substanzen als besonders stark sensibilisierend identifiziert:
- Epoxidharze: Bisphenol A-Harze (CAS Nr. 25068-38-6 & 25085-99-8), Bisphenol-A-Epichlorhydrin MW 340 (1675-54-3), Bisphenol F-Harze (9003-36-5 & 28064-14-4)
- Härter: Ethylendiamin (107-15-3), Diethylentriamin (111-40-0), Trimethylhexamethylendiamin (25620-58-0), Triethylentetramin (112-24-3), Isophorondiamin (2855-13-2), m-Xylidendiamin (1477-55-0), Phthalsäureanhydrid (85-44-9), Tetrahydrophthalsäureanhydrid (85-43-8), Hexahydrophthalsäureanhydrid (85-42-7),
- Reaktivverdünner: 1,4-Butandiol-diglycidylether (2425-79-8), 1,6-Hexandiol-diglycidylether (16096-31-4), Phenylglycidylether(122-60-1), Kresylglycidylether (26447-14-3 & 2210-79-9).
Zu beachten ist, dass die GISCODES RE1 bis RE9 nicht nach Anteil und Stärke der sensibilisierenden Substanzen differenzieren und in dieser Hinsicht nicht aussagekräftig sind. Nur die GISCODES RE0 und RE2.5 kennzeichnen nicht als sensibilisierend eingestufte Epoxidharze (Gehalt an sensibilisierenden Stoffen < 1 %). Diese GISCODEs kommen bei Fließbeschichtungen zur Herstellung von Kunstharzbodenbelägen aber praktisch nicht vor.
Epichlorhydrin ist als krebserzeugend eingestuft, die Konzentration in modernen Produkten liegt aber unter dem Grenzwert für die Einstufung des Gemisches. In Arbeitsplatzmessungen ist Epichlorhydrin nicht nachgewiesen worden (WINGIS Online "Epoxidharz auf Bisphenol A/F-Basis", abgerufen im Dez. 2015).
EP-Härter auf Basis MDA (4,4‘-Diaminodiphenylmethan) sind als cancerogen eingestuft und werden nur noch in einzelnen, streng regulierten Anwendungen eingesetzt (Deutsche Bauchemie 2009, Heine et al 2012).
Vor der Entscheidung für Epoxidharzen sollte die Möglichkeit der Anwendung von Ersatzstoffen geprüft werden (BG Bau 2010)
Arbeitshygienische Risiken der PMMA-Systeme
Methylmetacrylat (MMA) ist leicht entzündbar (H225) und hat einen stechend fruchtig-aromatischen Geruch. Die Geruchsschwelle ist sehr niedrig und liegt weit unter den Arbeitsplatzgrenzwerten. MMA-Konzentrationen in der Luft sind daher deutlich wahrnehmbar.
Beide Monomere (MMA und Ethylhexylacrylat) verursachen Hautreizungen (H315), können die Atemwege reizen (H335) und allergische Hautreaktionen verursachen (H317). Fälle von Hautsensibilisierungen durch MMA-Harze werden jedoch selten beobachtet und treten nur bei intensivem Hautkontakt auf.
Der Härter (Dibenzoylperoxid) ist als reizend und umweltgefährdend eingestuft, wird aber nur in geringen Einsatzmengen (1 bis 5 Gew%) benötigt. Das Gesundheitsgefährdungspotenzial der MMA-Harze ist als geringer einzustufen als jenes der Polyurethan- und Epoxidharze.
Arbeitshygienische Risiken der Polyurethan-Systeme
Isocyanate zeigen akute und chronische Wirkungen, vorwiegend am Bronchialsystem. Nach Einatmen isocyanathaltiger Dämpfe oder Hautkontakt kommt es zu Reizerscheinungen an Augen, Haut und Schleimhaut. Insbesondere HDI kann zu einem allergischen Hautexzem führen. Bei massiver Exposition können Isocyanate, insbesondere MDI und TDI, eine allergische Reaktion des Typ I hervorrufen, aus der sich das Isocyanat-Asthma entwickelt. Isocyanat-sensibilisierte Personen können schon auf sehr geringe Konzentrationen reagieren und sollten deshalb keinen weiteren Kontakt mit diesem Produkt haben.
Arbeitnehmer, die regelmäßig Isocyanaten ausgesetzt sind, müssen an arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Atemwegserkrankungen, die durch Isocyanate ausgelöst werden, können als Berufskrankheit (BK1315) anerkannt werden.
MDI und TDI sind als krebserzeugend (EG-Kategorie 3, H351) eingestuft. Die Kennzeichnung von MDI beruht auf Tierversuchen mit Aerosolexposition, die Einstufung von TDI auf Fütterungsversuchen.
Um inhalative Exposition zu vermeiden, werden die niedermolekaren Vertreter zunehmend durch schwerflüchtige Derivate ersetzt.
Eine Ergänzung zur TRGS enthält einen Katalog mit Expositionsszenarien für typische Arbeitsplätze, an denen mit Isocyanaten umgegangen wird. Die Verarbeitung von 1K- und 2K-Beschichtungsstoffen durch Rollen oder Streichen (nicht Sprühen!) werden in die Expositionspfade
- AD1 bis AD2 (Geringe bis mittlere Dampfbildung oder Kondensation),
- AA0 (Sehr geringe Aerosolbildung) und
- H1 (Hautkontakt selten, kleinflächig und sofort in geeigneter Weise entfernt, z. B. Spritzer) bis H2 (Regelmäßiger kurzzeitiger Hautkontakt, max. 4 * 15 Minuten pro Schicht)
eingestuft (Arbeitsbereiche BS 2.1 Rollen oder Streichen, BS 2.3 Anmischen und Verdünnen und BS 2.4 Reinigen).
Vor der Entscheidung für Polyurethansysteme sollte die Möglichkeit der Anwendung von Ersatzstoffen geprüft werden.
AGW-Werte
Je nach Bindemittel sind andere Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) von Bedeutung. Informationen zu den geltenden Arbeitsplatzgrenzwerten sind den Sicherheitsdatenblättern der Produkte zu entnehmen. Vor der Verwendung von Reaktionsharzbeschichtungen ist daher immer das Sicherheitsdatenblatt des Herstellers zu konsultieren. Für eine vollständige Darstellung der Stoff-Einträge siehe TRGS 900. Eine detaillierte Aufstellung der AGW findet sich auch in den GISBAU Produktdatenblättern auf WINGIS online (s.u. GISBAU Produkt-Codes).
REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC
Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.
Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.
Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich.
Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
Epoxidharz-Systeme
Epoxidharze werden aufgrund des Lösemittelgehalts des Gesamtsystems in lösemittelfreie, lösemittelarme und lösemittelhaltige Systeme eingeteilt. Die Systeme mit den höchsten Klassifizierungen sind zusätzlich im flüssigen Zustand giftig bei der Berührung mit der Haut. Eine weitere Unterscheidung ergibt sich daraus, dass einige Harz-Systeme nicht als sensibilisierend eingestuft sind. Die Links in den Tabellentiteln führen zu den detailierten Produktbeschreibungen auf WINGIS online.
GISBAU Produkt-Codes | RE0 | RE1 | RE2 | RE2.5 | RE3 | RE4 | RE5 | RE6 | RE7 | RE8 | RE9 |
Produktgruppe | Epoxidharz-Dispersionen | Epoxidharzprodukte | |||||||||
lösemittelarm | lösemittelfrei | lösemittelarm | lösemittelhaltig | lösemittelarm | lösemittelhaltig | lösemittelarm | lösemittelhaltig | lösemittelarm | lösemittelhaltig | ||
sensibilisierend | sensibilisierend | ||||||||||
giftige Einzelkomponente | giftig | krebserzeugend | |||||||||
Lösemittelgehalt | < 5 % | ≤ 0.5 % oder Massenverlust nach 24 h ≤ 1 % | ≤ 5 % | > 5 % | ≤ 5 % | > 5 % | ≤ 5 % | > 5 % | ≤ 5 % | > 5 % |
Kalberlah (2007) zitiert eine Produktauswertung, wonach nahezu 700 von 900 Epoxidharzprodukten in RE1 fallen, weitere ca. 100 Produkte in RE3, die Klassen RE4 bis RE9 treten kaum auf. Fließbeschichtungen sind in der Regel in RE1 eingestuft.
Selbst die Verarbeitung von lösemittelfreien Epoxidharzen stellt durch die reizenden/ätzenden und sensibilisierenden Einzelkomponenten eine Gesundheitsgefährdung dar. Der Einsatz von Epoxidharzen ist in der Regel technisch begründet. Es ist zu prüfen, ob der Einsatz weniger gefährlicher Produkte möglich ist.
PU-Systeme
Die Systeme mit den GISBAU Produkt-Codes PU40 bis PU60 enthalten Isocyanate (MDI, PMDI, TDI), die im Verdacht stehen, Krebs auslösen zu können (EG-Kategorie 3). Bei Systemen mit dem GISCODE PU30 erfolgt die Einstufung in "gesundhetsschädlich" auf Grund der enthaltenen Lösemittel. PU-Systeme, welche reaktive Isocyanatgruppen oberhalb der Kennzeichnungspflicht enthalten, sind als sensibilisierend einzustufen (ab GISCODE PU40).
Die Details der Gesundheitsgefährdung und der erforderlichen Schutzmaßnahmen können über die Links in der Titelzeile der Tabelle auf WINGIS online eingesehen werden.
GISBAU Produkt-Codes | PU10 | PU20 | PU30 | PU40 | PU50 | PU60 |
Produktgruppe | PU-Systeme | PU-Systeme, Reaktionskomponente auf Aminbasis | ||||
lösemittelfrei | lösemittelhaltig | lösemittelfrei | lösemittelhaltig | lösemittelfrei | ||
gesundheitsschädlich | ||||||
sensibilisierend | ||||||
Verarbeitung | Streichen/Spachteln/Rollen im Freien oder in Räumen | |||||
Lösemittelgehalt | ≤ 0.5 % oder Massenverlust nach 24 h ≤ 1 % | > 0.5 % oder Massenverlust nach 24h > 1 % | Produkte enthalten Lösemittel, die zu einer Kennzeichnung als gesundheits-schädlich führen | ≤ 0.5 % oder Massenverlust nach 24 h ≤ 1 % | > 0.5 % oder Massenverlust nach 24h > 1 % | ≤ 0.5 % oder Massenverlust nach 24 h ≤ 1 % |
Isocyanatgehalt | < 1 % 1) | ≥ 1 % 1) |
1) Gemäß VERORDNUNG (EG) Nr. 1272/2008, Anhang 1, Teil 3, Tabelle 3.4.3
Der Einsatz von PU-Systemen ist in der Regel technisch begründet. Wenn der Einsatz von PU-Systemen erforderlich ist, sind bei technischer Vergleichbarkeit lösemittelfreie (z:B GISCODE PU10, PU40) und/oder nicht als sensibilisierend gekennzeichneten Systeme (z.B. GISCODE PU10, PU20, PU30) zu bevorzugen. PU-Systeme für Kunstharzbodenbeläge erfüllen die Anforderungen an PU10 und PU20 in der Regel nicht, die große Mehrheit der emissionsarmen Beschichtungen für Aufenthaltsräume ist in PU40 eingestuft.
PMMA-Systeme
Für PMMA-Systeme sind die GISBAU Produkt-Codes RMA10 und RMA20 zutreffend. Die Unterscheidung der GISBAU Produkt-Codes richtet sich nach der Einstufung der Produkte nach GefStoffV als reizend oder als gesundheitsschädlich. Alle PMMA-Systeme können durch Hautkontakt Sensibilisierungen auslösen, mit RMA20 gekennzeichnete auch beim Einatmen. Einmal sensibilisierte Personen reagieren schon bei geringem Kontakt mit der Substanz mit gesundheitlichen Beschwerden. Genauere Angaben sind auf WINGIS online verfügbar.
GISBAU Produkt-Codes | RMA10 | RMA20 |
Produktgruppe | Beschichtungen, methylmethacrylathaltig | Beschichtungen, methylmethacrylathaltig |
reizend | gesundheitsschädlich |
Die meisten PMMA-Produkte für Kunstharzbodenbeläge sind in RMA10 eingestuft. Mit Einstufung RMA20 sind z.B. Sonderprodukte für die Applikation auf feuchten Untergrund zu finden.
Emissionen
Beim Rollen und Streichen von Reaktionsharzbeschichtungen kommt es in sehr geringem bis mittlerem Ausmaß zur Bildung von Aersolen und Dämpfen mit gesundheitsgefährdender Wirkung.
Die Staubentwicklung beim Kugelstrahlen kann durch gleichzeitiges Absaugen verringert werden.
Bei der Verarbeitung von PMMA-Beschichtungen können sich explosive Dämpfe bilden.
Die flüssigen Komponenten aller Kunstharzböden sind schädlich für Wasserorganismen und dürfen nicht in die Kanalisation gelangen. Bei der Reinigung von Arbeitsgerät ist darauf zu achten, dass keine größeren Rückstands-Mengen in den Ausguss gelangen. Bei der Reinigung anfallende Lösungen müssen als Sonderabfall entsorgt werden. Tücher etc. nach Gebrauch in die Müllverbrennung entsorgen. Reste sollten im korrekten Verhältnis vermischt und ausgehärtet werden. Nicht ausgehärtete Komponenten sind Sondermüll.RE
Quellen
BG Bau (Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft): Gefahrstoffe: Praxisleitfaden für den Umgang mit Epoxidharzen. Gefördert von: Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Abruf-Nr. 676 - 2010
Deutsche Bauchemie: Epoxidharze in der Bauwirtschaft und Umwelt. Sachstandsbericht. 2. Ausgabe, Januar 2009
Heine K., Kalberlah F., Hassauer M., Geier J., Lessmann H.: Ranking von Stoffen in Epoxidharzsystemen aufgrund ihrer sensibilisierenden Wirkstärken (FP-0324). Seite F69. Forschungs- und Beratungsinstitut Gefarhstoffe GmbH (FoBiG) im Auftrag von Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). Kennziffer FP-0324, Freiburg, Dezember 2012.
Kalberlah F.: Vergleichende Bewertung von Epoxidharzen - Teil A: Entwicklung eines Rankingsystems für Epoxidharze. BAUA (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin) Forschung Projekt F 2062. Dortmund/Berlin/Dresden 2007
TRGS 430: Technische Regeln für Gefahrstoffe: Isocyanate – Gefährdungsbeurteilung und Schutzmaßnahmen. Ausgabe: März 2009. GMBl Nr. 18/19 (04.05.2009)
TRGS 430-Ergänzung: Katalog der Expositionsszenarien zur TRGS 430. Ausgabe März 2002
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Während der Aushärtung geben Fließbeschichtungen VOC in die Luft ab. Während der Trocknungsphase ist Wert auf gute Belüftung zu legen.
Die Verarbeitung von mehrkomponentigen Reaktionsharzen ist anspruchsvoll. Bei unsachgemäßer Verarbeitung können durch ungenügende oder chemisch unvollständige Aushärtung längerfristige, geruchsintensive Emissionen entstehen. Zu möglichen Problemen in der Verarbeitung zählen ungenaue Dosierung, Verarbeitungsfehler, einsetzender Regen, zu hohe Luftfeuchtigkeit oder zu tiefe Umgebungstemperaturen.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Kunstharzestriche gemäß DIN EN 13813, zu denen hinsichtlich Anforderung auch die Kunstharzbodenbeläge gezählt werden, benötigten bis 16.10.2016 bei der Verwendung in Aufenthaltsräumen einschließlich zugehöriger Nebenräume eine abZ der Gruppen Z-156.605 (Fußbodenbeschichtungen) aus Gesundheitsschutzgründen (genaue Erläuterung siehe Lexikon abZ). Sie umfasste eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas (siehe noch alte Bauregelliste 2015/2, B Teil 1, lfd. Nr. 1.1.5.1). Inhaltlich ist der Nachweis auch lt. aktueller Bauordnung nach wie vor erforderlich, nur nicht mehr über das Ü-Zeichen bzw. zwingend über eine abZ des DIBt.
Durch eine vom DIBt anerkannte Prüfstelle wurde die Überwachung und Kontrolle der Produktspezifikation gewährleistet und mit dem Testat „Ü“ (steht für Übereinstimmung) bestätigt. Nach den Vorgaben des DIBt konnten nur geprüfte Systeme (Grundierung + Kratzspachtelung + Deckschicht + Versiegelung) eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung erhalten, die freie Kombination AgBB-geprüfter Einzelprodukte ist nicht zulässig.
Für die Produkte bedeutete diese Zulassungspflicht in erster Linie eine deutliche Einschränkung bei der Anzahl der zur Verfügung stehenden Inhaltsstoffe: Neben einem der Hauptemittenten - dem Benzylalkohol - entfallen zahlreiche bei Highperformance-Reaktionsharzen übliche Additive, die die Produkte toleranter gegenüber verschiedensten Umgebungsbedingungen machen oder die Verarbeitung in einem größeren Zeitfenster erlauben. Die verarbeitenden Betrieben müssen damit mehr Sorgfalt aufbringen, um eine den Standardprodukten vergleichbare Leistung zu erbringen.
Die Zulassungspflicht galt nicht für Arbeitsräume und Arbeitsplätze in Gebäuden, die im Hinblick auf Luftschadstoffe den Regelungen des Gefahrstoffrechtes - insbesondere zu Arbeitsplatzgrenzwerten - unterliegen und nicht für industriell und gewerblich genutzte Hallen, in denen sich ausschließlich Arbeitnehmer aufhalten.
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum
Durch Verarbeitungsfehler oder ungeeignete Umweltbedingungen unvollständig ausgehärtete Systeme könnten gewässergefährdende Stoffe abgegeben werden.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Wassereinwirkung
Ausgehärtete Kunstharzbodenbeläge sind gegenüber Wassereinwirkung unempfindlich. Zu hohe Wassergehalte im Untergrund können zur osmotischen Blasenbildung führen. Gemäß Schumann (2005) handelt es sich dabei um das häufigste Schadensbild bei Kunstharzbeschichtungen. Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung dieses Schadensbildes ist die Bestimmung der Restfeuchte im Untergrund vor dem Aufbringen der Folie und die Einhaltung der vom Hersteller vorgegebenen maximalen Restfeuchte.
Beständigkeit Nutzungszustand
Eine sachgemäße Verarbeitung vorausgesetzt, gelten Produkte aus Reaktionsharzen als sehr beständig.
Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Instandhaltung
Kunstharzbodenbeläge sind aufgrund der geschlossenen Molekularstruktur der Oberfläche einfach und schnell zu reinigen.
Industrieböden halten auch hohen Belastungen durch Fettrückstände, Chemikalien und daraus resultierende hohe Belastungen aus intensiven Reinigungsmaßnahmen (Hochdruckreiniger etc.) stand.
Quellen
Schumann, Hans (2005): Kunstharzbeläge – mangelfreie Ausführung und bauphysikalische Grundlagen, Frauenhofer IRB Verlag, Stuttgart
Nachnutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Nach heutigem Kenntnisstand sind in der Regel durch Rückbau und Verwertung von Bauteilen, an denen eine ausgehärtete Fließbeschichtung anhaftet, keine umweltschädigenden Auswirkungen zu erwarten (Deutsche Bauchemie 2009). Beim Zerkleinern, Schleifen, etc. können alveolengängige Feinstäube entstehen.
Wiederverwendung
Kunstharzböden können nicht wiederverwendet werden.
Stoffliche Verwertung
Kunstharzbeläge weisen im Allgemeinen eine sehr gute Haftung am Untergrund auf und können nur unter großem Aufwand entfernt werden. Eine sortenreine Trennung ist kaum vorstellbar. Damit sind die Voraussetzungen für ein stoffliches Recycling nicht erfüllt.
Die mit Kunstharzbeschichtungen behafteten mineralischen Baustoffe werden in ihrer Recyclingfähigkeit beeinträchtigt. Dies kann zu Qualitätseinbußen von Sekundärbaustoffen führen.
Energetische Verwertung
Grundsätzlich sind Kunstharzbeläge brennbar und können einer Verbrennung zugeführt werden. In Müllheizkraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder Schmelzwerken ergeben sich durch die Kunstharzbeläge keine besonderen Entsorgungsprobleme. Bei vorschriftsmäßiger Rauchgasreinigung sind keine relevanten Emissionen zu erwarten.
Da die Kunstharzbeschichtungen auf dem mineralischen Untergrund anhaften, werden sie in der Regel auch mit diesen zusammen entsorgt (siehe Beseitigung).
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Kunstharzbeläge gelangen als organische Verunreinigung mineralischer Baustoffe auf die Deponie, wo sie über längere Zeiträume abgebaut werden. Spezifische Untersuchungen zum Verhalten der Stoffgruppe in Inertstoff-Deponien liegen nicht vor.
EAK-Abfallschlüssel
Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Zudem ist die Herkunft der Abfälle für die Zuordnung von Bedeutung. Daher ist im konkreten Fall eine Nachfrage notwendig. Die nachfolgende Tabelle listet mögliche Entsorgungswege für die Abfälle auf:
Entsorgungsgut | Zustand* | Abfall- Volumen |
Entsorgung als | EAK- Abfall- schlüssel |
Entsorgung |
Fließbeschichtungsreste | ausgehärtet | gering | Hausmüll | - | Hausmülltonne |
Fließbeschichtungsreste | ausgehärtet | hoch | Kunststoff | 170203 | Entsorger |
Quellen
Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012). (Download)