Lehmplatten

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Lehmplatten sind ungebrannte, ebene Platten aus Lehmbaustoffen sowie ggf. Bewehrung zum Beplanken und Bekleiden von Wänden und Decken im Innenbereich.

Wesentliche Bestandteile

Baulehm, häufig mit mineralischen oder organischen Zusatzstoffen, ggf. ein- oder beidseitig mit Bewehrungsgewebe kaschiert oder mit innen liegender Bewehrung versehen

Die Inhaltsstoffe sowie die ggf. eingesetzten Bewehrungsgewebe sind im Nutzungszustand durch die Tonmineralien des Baulehms als feste Stoffe im Bauteil gebunden. Dieser Verbund ist wasserlöslich.

Charakteristik

Lehmplatten werden zur Beplankung bzw. Bekleidung von Innenwänden, Holzständerwerken für Trennwände, Trockenbaukonstruktionen, Vorsatzschalen, abgehängte Decken, Installationsebenen und im Dachgeschoßausbau verwendet.

Die Dichte der Platten variiert in Abhängigkeit von den verwendeten Zusatzstoffen.

Lehmplatten können gelocht sein. Die Ränder von Lehmplatten können mit Nut und Feder, die Seitenflächen mit Oberflächenprofilierung versehen sein.

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Lehmbaustoffe besitzen eine sehr einfache, naturnahe Zusammensetzung. Sie sind unproblematisch in Herstellung und Anwendung und beinhalten keine gesundheits- oder umweltschädlichen Komponenten. Lehm ist als Verwitterungsprodukt fast überall vorhanden und damit regional verfügbar. Wird der vor Ort verfügbare Baulehm verwendet, entfallen umweltbelastende Transporte. Lehmbaustoffe müssen nicht gebrannt werden, wodurch sich eine ausgezeichnete Ökobilanz ergibt. Sie können nach dem Ausbau durch Wasserzugabe wieder aufgeweicht und neu geformt werden.

Die Anwendung von Lehm ist nicht neu, gehört Lehm doch zu den ältesten Baumaterialien der Menschheit. Die Konfrontation mit aktuellen Herausforderungen wie dem Verlust der Biodiversität, globale Abhängigkeiten und allen voran den klimatischen Veränderungen bieten die Chance einer Neuinterpretation des Lehmbaus sowie dessen Anpassung an heutige Standards, um so Lehm wieder für die modernen Anforderungen im Bauwesen nutzbar zu machen. Im Projekt RE-FORM earth (FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft) werden unterschiedliche Lösungen dafür erarbeitet.

Lieferzustand

Formate von Lehmplatten beruhen in der Längen- und Breitenabmessung in der Regel auf einem Vielfachen von 12,5 cm.

Standardabmessungen [cm]:

  • Dicke 1,4 - 2,2
  • Länge 125 - 150
  • Breite 62,5 - 100

Lieferung auf Paletten

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Lehmplatten werden im Innenbereich für die Beplankung von Ständerkonstruktionen sowie als Wand-, Decken- und Dachschrägenbekleidungen eingesetzt.

Lehmplatten können im Spritzwasserbereich von häuslichen Küchen und Bädern eingesetzt werden, sofern ein entsprechend der Beanspruchung notwendiger Feuchteschutz durch Abdichtungen sicher gewährleistet ist.

Für Räume mit dauerhaft stark erhöhter Luftfeuchte (z.B. Schwimmbäder oder gewerbliche Küchen) sind Lehmplatten nicht geeignet.

Mit werkseitig in den Platten eingebetteten Rohren zur Durchleitung von warmem oder kaltem Wasser können sie als Heiz- und Kühlelemente eingesetzt werden.

Lehmplatten können auch als Trockenputzplatte eingesetzt werden. Dabei werden sie meist vollflächig mit Lehm-Klebe- und Armierungsmörtel auf den Untergrund verklebt.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH Berlin

DIN 18945:2024-03 Lehmplatten - Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung

Lehmplatten
Lehmplatten

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Bauplatten

Stand 07/2024

    Gipsplatten und Gipsfaserplatten Gips-Wandbauplatten Bauplatten aus Holz → Holzwerkstoffe Hochdruck-
Schichtpressstoff-
platten
Lehmplatten Faserzement-Tafeln Silikat-Brandschutz-
platten
                 
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS

Textbausteine in WECOBIS basieren auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB). Dieser stellt derzeit keine Anforderungen an Bauplatten aus Gips. 

Holzwerkstoffe in Innenräumen

Textbausteine in WECOBIS basieren auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB). Dieser stellt derzeit keine Anforderungen an Bauplatten aus Ton, Zement oder Kunststoff. 

Holzwerkstoffe in HPL-Mehrschicht-Verbundplatten → Holzwerkstoffe in Innenräumen

  Quellen für material-
ökologische Anforderungen
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der jeweiligen Bauplatten hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS

baubook BNB/QNG Produktinformationen

baubook bietet u.a. eine Plattform mit Produktinformationen zu BNB und QNG. Man findet dort Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung. → baubook Produktinformationen zu BNB und QNG

Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. div. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Innenputze + -wandfarben, Tapeten).
baubook ÖkoBauKriterien Mit der Plattform ÖkoBauKriterien bietet baubook eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Bauplatten finden sich Produktdeklarationen in der Gruppe der Bauplatten .
  Mögliche Nachweis-
dokumente
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben:  
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Bauplatten werden als Erzeugnis eingestuft. Für Erzeugnisse ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) vorgeschrieben. Die pflichtgemäße Leistungserklärung zur CE-Kennzeichnung für Bauprodukte, die unter den Geltungsbereich der BauPVO fallen, muss Angaben über SVHC > 0,1 Gew.-% enthalten oder mitliefern (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage). Für alle Bauprodukte (Erzeugnisse), also auch solche, die nicht im Geltungsbereich der BauPVO liegen, besteht ein Auskunftsrecht für SVHC.
Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten findet man beim Umweltbundesamt / REACH / Auskunftspflichten. Für die Anfrage an den Hersteller steht dort auch ein Musterbrief zum Download zur Verfügung.
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage) + + + + + + +

Nachweis bauaufsichtlicher Anforderungen1 aus Gesundheits-
schutzgründen

-

-

Spanplatten und OSB nach DIN EN 139861

HPL (Kompakt- + Mehrschicht-Verbundplatten) nach EN 4381

+ - -
1 HPL sowie Spanplatten und OSB benötigen lt. MVVTB / A 3.2.1 in Verbindung mit Anhang 8 aus Gesundheitsschutzgründen einen Nachweis hins. gefährlicher Stoffe und Emissionen (früher: abZ). Dieser enthält u.a. eine Emissionsprüfung zur quantitativen Bestimmung und Bewertung flüchtiger (VOC) und schwer flüchtiger (SVOC) Verbindungen auf Basis des AgBB-Bewertungsschemas.
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen;
Emissionsprüfberichte
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Bauplatten findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Lehmplatten

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Bauplatten

Stand 04/2023

   

Gipsplatten und Gipsfaser-platten

Gips-Wandbau-platten

Bauplatten aus Holz → Holzwerkstoffe

Hochdruck-Schichtpress-

stoffplatten

Lehm-platten

Faserzement-Tafeln Silikat-Brandschutz-platten
                 
  Umweltzeichen

Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen

   
Blauer Engel DE-UZ 76 / Emissionsarme plattenförmige Werkstoffe (Ausgabe 2016) -
- +

+

 - - -
Österreichisches Umweltzeichen - - - - - -
EU Ecolabel (Blume) -
- - -  - - -
Nordic Swan Ecolabel - - - -  - - -
natureplus Umweltzeichen / Trockenbauplatten RL1000 (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)

(+)

(+)

+ x

+

Bauplatten

- -
IBO-Prüfzeichen + + -  - + -
eco-INSTITUT-Label:
Bauprodukte / Holzwerkstoffe und Ausbauplatten
+ (+) (+) (+)  - +
(derzeit nur zement-
gebundene
Platte)
+
Cradle to Cradle2Built Environment and Furnishings  +2 (+) +2 (+)  - (+) (+)
  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

Bauplatten sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. Informationen zu möglichen arbeitshygienischen Risiken (z.B. durch Staub beim Schneiden) siehe Reiter Verarbeitung.
  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - -

+

z.B. für zementgebundene Spanplatten

-  + + -
Branchen-EPD1

+

Branchen-EPDs der Forschungsvereinigung der Gipsindutrie e.V. zu allen Platten und diversen Wandkonstruktionen (Systemdeklarationen für Metallständerwände incl. Mineralwolle-Dämmstoff und Zubehör wie Anschlussprofilen, Schrauben, Nägeln und Anschlussdichtungen) (Download

+

für MDF, HDF und diverse Spanplatten

+

EPD Decorative High Pressure Laminates

+ - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze

1.3.13. Gipsplatten
1.3.14. Trockenestrich

3.2. Holzwerkstoffe

-  - 1.3.12. Faserzement -
Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.
  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen

Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration z.B. anhand der deutschen BNB/QNG-Kriterien oder der österreichischen ÖkoBauKriterien. Inhalt aufklappen

   
baubook BNB/QNG Produktinformationen

Unter "BNB und QNG Produktinfos" findet man Produkte, die den Anforderungen von BNB 1.1.6 und QNG 313 entsprechen. Hersteller können ihre Produkte in der Plattform deklarieren und die Nachweisdokumente hinterlegen. Durch baubook erfolgt eine Prüfung der Einhaltung der Anforderungen vor Freischaltung.
siehe baubook Produktinformationen zu BNB und QNG

baubook ÖkoBauKriterien Unter "ÖkoBauKriterien" findet man eine Sammlung von Kriterien und Produkten, die derzeit vor allem in Österreich, insbesondere in der Stadt Wien, für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. 

siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Bauplatten

+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+)
derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten der ÖKOBAUDAT Datenlieferanten.
2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist!

Lehmplatten
Lehmplatten

Technisches

Technische Daten

 
Parameter
 
 
Einheit
 
 
Richtwerte
 
 
Anmerkungen
 
 
Rohdichte
 
 
[kg/m³]
 
 
700 – 1.450
 
 
Lehmplatten mit der Rochdichte von 700 – 1.200 können vom Hersteller
als Leichtlehmplatten bezeichnet werden.
 
 
Oberflächenzugfestigkeit
 
 
[N/mm²]
 
 
≥ 0,10
 
 
 
Biegezugfestigkeit
 
 
[N/mm²]
 
 
≥ 0,40
 
 
 
Wärmeleitfähigkeit λ
 
 
[W/(mK)]
 
 
0,353
 
 
 
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl μ
 
-  
5/10
 
 

Tab. 1.6.1.: Technische Daten, DIN 18948:2024-03

Lehmplatten ohne organische Zusatzstoffe oder organische Zusatzmittel sowie ohne organische Bewehrung werden nach DIN4102-4 ohne Prüfung in die Baustoffklasse A1 eingestuft.

Lehmplatten, die nicht mehr als ein Masseprozent homogen verteilte organische Bestandteile haben, werden nach DIN4102-4 ohne weitere Prüfung in die Baustoffklasse A1 eingestuft.

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN 18948:2024-03 Lehmplatten— Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung

DIN18942-1:2024-03 Lehmbaustoffe – Teil 1: Begriffe

DIN18942-100:2024-03 Lehmbaustoffe – Teil 100: Übereinstimmungs- und Konformitätsnachweis

Quellen

DIN 18948:2024-03

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH Berlin

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmplatten (UPD LP U9) nach DIN EN 15804. März 2023. (Online-Quelle)

Lehmplatten

Literaturtipps

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Volhard Franz, Röhlen Ulrich (2009): Lehmbau Regeln. Begriffe – Baustoffe – Bauteile. Hrsg: Dachverband Lehm e.V., Vieweg+Teubner, Wiesbaden

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Lehmbau Verbraucherinformation. März 2014. (Online-Quelle)

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmplatten (UPD LP) nach DIN EN 15804. März 2023. (Online-Quelle)

Ute Muñoz-Czerny (2024): Lehm – Paradebeispiel eines nachhaltigen Baustoffes. Beitrag aus dem Kitting 2024, IBO GmbH (Online-Quelle)

Lehmplatten

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Lehmplatten bestehen aus Baulehm mit mineralischen und organischen Zusatzstoffen. Mineralische Zusatzstoffe sind bspw. natürliche Gesteinskörnungen, Ziegelsplitt oder -mehl, Blähton oder Naturbims, organische sind Hanfschäben, Hanffasern, Zellulosefasern und Strohhäcksel.

Lehmplatten können im Kern oder oberflächennah mit Stäben, Matten, Gittern oder Geweben bewehrt sein.

Lehmbaustoffe zur Herstellung von Lehmplatten können bis zu einem Masseprozent stabilisierende Zusatzmittel enthalten, deren stabilisierende Eigenschaften durch Wasserzugabe reversibel sind (wasserlöslich stabilisierter Lehmbaustoff). Als Zusatzmittel dürfen Polysaccharide, z.B. Methylzellulose oder Stärke, verwendet werden.

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Lehm wird oberflächennah in Lehmgruben abgebaut oder vor Ort dem geologisch „gewachsenen“ Boden entnommen (Ortlehm). Für die Herstellung von Lehmbaustoffen eignen sich auch Sekundärrohstoffe wie Bodenaushub oder Grubenlehm aus dem Ton-, Sand-, Kies- oder Kalkabbau. Baustellen- und Abbruchabfälle aus Lehmbauteilen oder Presslehm, ein bei der Kiesgewinnung vorkommendes Abfallprodukt, können ebenfalls zu Baulehm aufbereitet werden.

Lehm ist als Verwitterungsprodukt fast überall vorhanden und damit regional verfügbar. Bisher noch zu wenig genutzte Quellen für Lehmbaustoffe sind lehmhaltiger Bodenaushub sowie Baustellen- und Abbruchabfälle von Lehmbaustoffen. Idealerweise kann der Aushublehm vor Ort verwendet werden. Dadurch entfallen zudem umweltbelastende Transporte.

Quarzsand wird meist im Nassverfahren mit Baggern aus Flüssen oder Seen gewonnen.

Gegebenenfalls vorkommende organische Zuschläge werden in land- oder forstwirtschaftlichen Prozessen gewonnen. Häufig fallen sie dabei als Neben- bzw. Abfallprodukte an.

Radioaktivität

In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.

Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.

Bauplatten tragen aufgrund ihrer geringen Menge nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

DIN 18948:2024-03 Lehmplatten— Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmplatten (UPD LP U9) nach DIN EN 15804. März 2023. (Online-Quelle)

Lehmplatten

Herstellung

Herstellungsprozess

Übliche Herstellungsverfahren sind das Strangpress-, Einzelpress-, Einstreichverfahren oder die Bandproduktion.

Für stranggepresste Lehmplatten wird wie bei der Ziegelherstellung eine plastische Masse durch ein Mundstück zu einem Strang gepresst, von dem dann abgeschnitten wird. Formgepresste Lehmplatten werden durch Pressen oder Stampfen in eine Form hergestellt. Formgestrichene Lehmplatten werden durch Streichen des Lehmbaustoffs in eine Schalung hergestellt (Quelle: Lehmbau-Praxis).

Umweltindikatoren / Herstellung

Energieaufwand

Im Detail zeigt sich, dass die Trocknung den Großteil des gesamten Primärenergieeinsatzes verursacht (83,5 % gemäß Muster-UPD Lehmplatte). Optimierungsmöglichkeiten bestehen durch alternative Trocknungsverfahren.

Charakteristische Emissionen

Die Herstellung von Lehmbaustoffen führt in der Regel - mit Ausnahme von eventuell vorkommenden Staub- und Lärmemissionen - zu keinen Emissionen in die Umwelt.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Tone weisen in der Regel einen niedrigeren Quarzgehalt als z.B. Quarzsand auf. Die Quarzgehalte in den Tonen und damit die Quarz-A-Staubkonzentrationen an Arbeitsplätzen mit unmittelbarem Zugang zum Material schwanken aber je nach Lagerstätte (BGIA-Report 8/2006, Weiteres → Verarbeitung / 2.3.2.2 AGW-Werte).

Maßnahmen Umweltschutz

Für die Herstellung von Lehmbaustoffen sind keine besonderen Maßnahmen zum Umweltschutz erforderlich.

Transport

Die Gewinnung des Lehms erfolgt meist in unmittelbarer Nähe der Verarbeitung. Die Transportwege für die Rohstoffanlieferung sind daher in aller Regel kurz.

Quellen

DIN 18948:2024-03 Lehmplatten— Anforderungen, Prüfung und Kennzeichnung

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmputzmörtel (UPD LPM U11) nach DIN EN 15804. Jänner 2023. (Online-Quelle)

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Lehmplatten

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Lehmplatten werden in Typ A - Lehmplatten für Beplankungen, Typ B - Lehmplatten für Bekleidungen sowie Typ S – Sonderprodukte eingeteilt.

Typ  
Anwendungsbereich
 
A  
Beplankung von Ständer-/ Abhängkonstruktionen im Bereich von Wänden, Decken und Dachschrägen
 
B  
Bekleidung von Wänden, Decken und Dachschrägen (Trockenputzplatten)
 
S  
Sonderprodukte, z. B. mit werkseitig eingearbeiteten Systemen zur Temperierung von Innenräumen
 

Tab.2.3.1.: Einteilung Lehmplatten, Quelle: UPD Lehmplatten

Lehmplatten Typ A werden als Beplankungen von Ständer- bzw. Abhangkonstruktionen im Bereich von Wänden, Decken und Dachschrägen eingesetzt. Die Platten werden mit der Unterkonstruktion punktuell vernagelt, verschraubt oder geklammert. Sofern dies vom Hersteller angegeben wird, können diese Lehmplatten auch auf flächige Untergründe mit Lehmkleber verklebt und/oder genagelt, verschraubt oder geklammert werden.

Lehmplatten Typ B werden als Bekleidung von Wand-, Decken- und Dachschrägen eingesetzt. Diese Platten werden auch Trockenputzplatten genannt und auf flächige Untergründe vollflächig mit Lehmkleber verklebt und/oder genagelt, verschraubt oder geklammert.

Der Typ der Lehmplatte muss vom Hersteller deklariert werden.

Die Befestigung erfolgt mit Lehmplattenschrauben, korrosionsgeschützten Schrauben mit Haltetellern oder Breitrückenklammern. Die Eigenschaften der Systemkomponenten müssen aufeinander abgestimmt und insgesamt zur Erstellung eines gebrauchstauglichen Bauteils geeignet sein.

Für die Verarbeitung von Lehmplatten kommen in der Regel übliche Geräte des Trockenbaus (z. B. Stichsäge, Handkreissäge, Trennscheibe) zum Einsatz. Für die weitere Verarbeitung sind die Herstellerangaben -insbesondere zur Bewehrung der Plattenfugen, der Bewehrung von nachfolgenden Lehmputzbeschichtungen sowie bei Lehmplatten mit integrierten Temperierungssystemen - zu beachten.

An die Baustelle gelieferte Lehmplatten müssen trocken und witterungsgeschützt gelagert werden.

Arbeitshygienische Risiken

Während der Verarbeitung von Lehmbaustoffen sind keine besonderen Arbeitsschutzmaßnahmen zu treffen.

Hautkontakt mit reinen Lehmbaustoffen bewirkt keine Reizungen. Kontakt mit den Augen ist zu vermeiden.

Beim Verarbeiten von Lehmbaustoffen kann es wie bei allen mineralischen Baustoffen zu Staubbelastungen kommen. Neben E-Staub (einatembare Fraktion) und A-Staub (alveolengängige Fraktion) entsteht auch alveolengängiger Quarzstaub, da der Lehm natürliche Bestandteile an Quarzen enthält. Einatembarer Quarz kann Krebserkrankungen der Atemwege verursachen. Der Quarzgehalt in Lehmbaustoffen ist vergleichsweise gering (BGIA-Report 8/2006).

AGW-Werte

Staubgrenzwerte:

  • 10 mg/m3 mineralischer Staub, einatembare Fraktion (E-Staub)
  • 3 mg/m3 mineralischer Staub, alveolengängige Fraktion (A-Staub)

Da Quarzstaub mit Erscheinen der TRGS 906 als krebserzeugend K1 eingestuft wurde, ist der ursprüngliche Arbeitsplatzgrenzwert von 0,15 mg/m³ nicht mehr rechtsgültig.

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Flüssige, pastöse, pulvrige Bauprodukte oder deren Ausgangsstoffe (z.B. Dichtmassen, Klebstoffe, Beschichtungen, Farben, Mörtel + Estriche, Schüttungen, Frischbeton, Betonzusatzmittel, Bindemittel, Kunststoffe usw.) werden als Gemisch eingestuft.
Bauprodukte wie z.B. Bauplatten, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Mauersteine, Betonfertigteile oder Verglasungen werden als Erzeugnis eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.

Wird ein Produkt als Stoff oder Gemisch eingestuft, ist für Informationen zu Gefahrstoffen und Einstufungen nach CLP ein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich. Produkt bezogene Informationen gemäß CLP-Verordnung (z.B. Nachweis gefährliche Stoffe, Nachweis besonders besorgniserregender Stoffe SVHC >= 0,1 Gew.-%) müssen hierfür in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) der jeweiligen Produkte ausgewiesen sein.

Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) > 0,1 Gew.-% müssen ausgewiesen werden. Für diese Informationen besteht eine Auskunftspflicht. Sie müssen für Erzeugnisse aber nicht in Form eines Sicherheitsdatenblattes gegeben werden. Für Verbraucher muss die Informationsweitergabe auch nur auf Anfrage beim Hersteller erfolgen. Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten findet man beim Umweltbundesamt / REACH / Auskunftspflichten.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

Das Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaft BAU (GISBAU) enthält keine GISCODE-Einstufung für Lehmbaustoffe. Informationen zu „Tätigkeiten mit quarzhaltigen mineralischen Stäuben“ sind unter www.wingis-online.de, Bau-Bereich „Hochbau“ zu finden.

Emissionen

Aus Lehmbaustoffen emittieren - mit Ausnahme von Staub (siehe Rubrik „AGW“) - auch bei der Bearbeitung keine gesundheitsgefährdenden Substanzen.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmplatten (UPD LP U9) nach DIN EN 15804. März 2023. (Online-Quelle)

Lehmplatten

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Lehmbaustoffe bestehen ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen. Mit Emissionen von Schadstoffen in den Innenraum ist weder im Neuzustand noch während der Nutzungsphase zu rechnen.

Jedes Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen enthält einen natürlichen Anteil an Radionukliden, welche Gamma-Strahlung oder radioaktive Gase freisetzen können. Lehmplatten tragen aufgrund ihrer geringen Mengen nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.

Lehm hat eine sehr niedrige Gleichgewichtsfeuchte von 2 bis 4,5 Masse-%, kann aber deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Massive Lehmbauteile wie Stampflehmwände können dadurch größere Mengen an Feuchtigkeit speichern und damit zur Regulierung der Raumluftfeuchte beitragen.

Lehm kann Gerüche und flüchtige organische Verbindungen aus der Raumluft aufnehmen.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Im Brandfall entstehen keine toxischen Gase oder Dämpfe aus Lehmbaustoffen.

Wassereinwirkung

Es werden keine Stoffe ausgewaschen, die wassergefährdend sein können.

Beständigkeit Nutzungszustand

Lehm verliert bei dauerhafter Wassereinwirkung seine Festigkeit.

In beanspruchten Bereichen kann es über einen längeren Zeitraum zum Abrieb von Sandkörnungen kommen. Bei genormten Lehmputzmörteln wird die Abriebmenge bei der Prüfung nach DIN 18947 bestimmt und nach der Festigkeitsklasse klassifiziert. Für die am Markt erhältlichen Lehmbaustoffen ist die Festigkeitsklasse S II üblich.

Instandhaltung

Reparaturen von Lehmbaustoffen werden baustoffgerecht ausgeführt. Beschädigte Teile werden vollständig herausgeschnitten und durch einen dem Bestand gleichartigen Lehmbaustoff ersetzt. Sie dürfen keinesfalls durch zement- oder gipsgebundene Materialien ersetzt werden.

Quellen

Röhlen Ulrich, Ziegert Christof (2020): Lehmbau-Praxis. Planung und Ausführung. Beuth Verlag GmbH, Berlin

Lehmplatten

Nachnutzung

Wiederverwendung / Wiederverwertung / Beseitigung

Lehmplatten, die entsprechend der Herstellerangaben auf einem Ständerwerk verschraubt oder verklammert sind, lassen sich einfach manuell demontieren. Bei zielgerichteter Demontage können die Platten daher weitgehend zerstörungsfrei oder zumindest sortenrein zurückgewonnen werden.

Beim Einsatz als Trockenputzplatte sind die Lehmplatten mit einem Lehmklebe- und Armiermörtel verklebt, der bis zu zwei Masseprozent Polysaccharide, z.B. Methylzellulose oder Stärke, als stabilisierende Zusatzmittel enthalten darf (DIN 18947 – Lehmputzmörtel). Die stabilisierenden Eigenschaften der Zusatzstoffe sind durch Wasserzugabe reversibel. Verklebte Lehmplatten können so ebenfalls sortenrein zurückgewonnen werden.

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Beim Ausbau ist auf ausreichenden Staubschutz zu achten (s. Verarbeitung). Die Möglichkeit des Absaugens sollte geprüft werden.

Wiederverwendung

Nach Entfernung anhaftender Reste von mitverarbeiteten Baumaterialien (z. B. Fugenbewehrungen) können unbeschädigte oder geringfügig beschädigte Lehmplatten für den gleichen Zweck wiederverwendet werden.

Sammel- und Rücknahmesysteme

Einige Hersteller des Dachverband Lehm bieten die Rücknahme demontierter Lehmplatten an (Quelle: Muster UPD Lehmplatte).

Stoffliche Verwertung

Rückgewonnene Lehmbaustoffe können ohne zusätzlichen Energieaufwand direkt wiederverwertet werden. Die Zugabe von Wasser genügt, um die erhärtete Lehmmischung zu replastifizieren und dabei die Abbindekraft der Tonminerale wieder zu aktivieren. Ggf. ist eine Abmagerung durch Sand oder die Ergänzung von pflanzlichen Zusätzen erforderlich. Nach praktischen Erfahrungen entspricht der aufbereitete Lehmbaustoff den für den neuerlichen Einsatz geforderten Eigenschaften.

Aus Bruch von Stampflehm, Lehmsteinen oder Platten (inklusive anhaftender Lehm(putz)mörtel) kann in Brecheranlagen Recyclinglehm für die neuerliche Herstellung von Lehmbaustoffen hergestellt werden.

Voraussetzung für die direkte Wiederverwertung oder die Herstellung von Recyclinglehm ist, dass das rückgewonnene Material keine relevanten Störstoffanteile aus Anstrichen, Ausbesserungsarbeiten mit Gips, Zement- und Kalkmörtel, etc. enthält und keine schädigenden Spuren aus der vorangegangenen Nutzung aufweist (Schimmelpilze etc.).

Abbruchmaterialien aus Lehmbaustoffen mit üblichen Zusammensetzungen (natürliche mineralische Zusatzstoffe und einem homogen verteilten Gehalt an natürlichen organischen Zusatzstoffen von maximal 1 M.-%) lassen sich nach Aufbereitung zu rezyklierter Körnung wie Bodenaushub z. B. im Landschaftsbau verwerten.

Anmerkung: Voraussetzung für die hervorragende Recyclingfähigkeit der Lehmbaustoffen ist, dass im Lehmbaustoff kein zusätzliches Bindemittel wie z.B. Zement enthalten ist. Die Zugabe anderer Bindemittel ist in der traditionellen Lehmbauweise in Mitteleuropa nicht üblich, ist aber immer wieder Forschungsgegenstand.

Bei Lehmplatten mit einem höheren Anteil an Zellulosefasern und/oder Stärke ist zu prüfen, ob die stabilisierenden Zusätze das Recycling zu anderen Lehmbaustoffen stören können.

Energetische Verwertung

Der Anteil an brennbaren Bestandteilen in Lehmbaustoffe liegt üblicherweise bei max. 1 Massenprozent (kein Heizwert). Abfälle aus Lehmbaustoffen werden daher höchtstens als Verunreinigungen brennbarer Materialien wie zum Beispiel Holz einer Verbrennung zugeführt. Können Lehmbaustoffe mit höheren Anteilen an pflanzlichen Zusatzstoffen nicht stofflich verwertet werden, werden sie sinnvollerweise mechanisch-biologisch aufbereitet (Kompostierung oder Vergärung der organischen Bestandteile).

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Abbruchmaterial aus Lehmbaustoffen kann auf Inertstoffdeponien (Deponieklasse 0) abgelagert werden, sofern die Zuordnungskriterien erfüllt sind. Bei Lehmbaustoffen mit höherem Anteil an pflanzlichen Zuschlagstoffen muss vor der Deponierung ggf. eine Aufbereitung erfolgen.

EAK-Abfallschlüssel

Lehm oder Lehmbaustoffe sind Im EAK-Katalog nicht unmittelbar aufgeführt.

17 Bau- und Abbruchabfälle
17 07 01 gemischte Bau- und Abbruchabfälle

Quellen

Dachverband Lehm e.V. (Hrsg.): Nachhaltigkeit von Bauwerken – Umweltproduktdeklarationen für Lehmbaustoffe – Muster-UPD für die Baustoffkategorie Lehmplatten (UPD LP U9) nach DIN EN 15804. März 2023. (Online-Quelle)