Infoblatt bewehrter Beton

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Beton kann hervorragend Druckkräfte aufnehmen, weist jedoch eine geringe Zugfestigkeit auf. Deswegen wird Beton häufig mit Stäben oder Fasern aus Materialien hoher Zugfestigkeit bewehrt1.

Stahlbeton ist mit Stahl bewehrter Beton. Üblicherweise wird gerippter oder profilierter Stahl als Bewehrungsstahl benutzt. Der Stahl wird entweder in Form von Betonstabstahl, Betonstahl in Ringen oder verschweißten Matten eingesetzt. Betonstahl kann feuerverzinkt oder mit Epoxid beschichtet werden. Wird der Stahl mechanisch vorgespannt und unter dieser Spannung eingebaut, spricht man von Spannbeton.

Beim Textilbeton übernehmen textile Strukturen aus langen Carbon- oder Glasfasern (Matten) die Bewehrung. Textilbeton mit Carbonfasern (Kohlenstofffasern) wird auch als Carbonbeton bezeichnet. Statt dem textilen Betongelege kann Carbonbeton auch mit Carbonstäben bewehrt sein.

Die Strukturgebung der Fasern unterscheidet die Textilbetone von den schon seit Jahrzehnten eingesetzten Faserbetonen. Die Bezeichnung der „Faserbetone“ richtet sich nach der zugemischten Faserart: Glasfaserbeton, Stahlfaserbeton, Kohlenstofffaserbeton, Kunststofffaserbeton. Wie bei Textilbeton übernehmen die Fasern in den Faserbetonen die Funktionen der Bewehrung.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden alle Betone, die Fasern enthalten als Faserbeton bezeichnet. Terminologisch richtig sind vom Faserbeton die fasermodifizierten Betone zu unterscheiden. Dabei handelt es sich nicht um bewehrte Betone. Hier werden Fasern als → Betonzusatzstoff zugemischt, vorwiegend um die Rissbildung zu verringern. Die Grenze zwischen Faserbeton und fasermodifiziertem Beton liegt zum Beispiel bei Glasfaserbeton bei einem Faseranteil ab etwa 5 Vol.-%.

Zugunsten der besseren Lesbarkeit bezeichnet „Textilbeton“ im Folgenden Textilbeton, Carbonbeton und Faserbeton, wenn allgemeine Aussagen getroffen werden.

Wesentliche Bestandteile

Beton
Betonzusatzstoffe
Betonzusatzmittel

Bewehrung:

  • Bewehrungsstahl
  • Carbonstäbe
  • Textile Strukturen

          - Glasfasern
          - Carbonfasern (Kohlenstofffasern)

  • Fasern in Form von ungerichteten oder textilen Strukturen

          - Glasfasern
          - Carbonfasern (Kohlenstofffasern)
          -  Kunststofffasern (Polymerfasern)
          - Stahlfasern

Herstellung

Stahlbewehrung: Die Bewehrung wird entweder nach einem Bewehrungsplan vor Ort gefertigt oder nach den Bewehrungsplänen werkmäßig vorgefertigt.

Textilbewehrung: Aus vielen Endlosfasern (Filamenten) mit einem Durchmesser von wenigen Mikrometern werden Garne zusammengesetzt und auf Textilmaschinen zu gitterartigen Strukturen verarbeitet werden. Variieren können sowohl der Faserwerkstoff als auch die Herstellungsart und die Geometrie der Textilien. Somit können Textilien maßgeschneidert für verschiedenste Anwendungen bereitgestellt werden. Die Bewehrung wird mit unterschiedlichen Verfahren in den Betonmörtel eingebettet – überwiegend manuell im Gießverfahren, Spritzverfahren oder Laminierverfahren.

Gemäß Institut für Textiltechnik (ITA) wurden ungetränkte Textilien vor allem in den Anfängen des Textilbetons bis 2010 verwendet und sind heute nicht mehr relevant2. Für Strukturbauteile mit hohen Festigkeitsanforderungen oder für einfache 2D-Geometrien werden steife, mit Epoxidharzen getränkte Bewehrungen aus Glas- und Carbonfasern eingesetzt. Formflexible Textilbewehrungen mit einer Styrol-Butadien-Tränkung können für einfach 3D-gekrümmte Bauteilen im Bereich der Instandsetzung oder Flächentragwerke verwendet werden. „Die Fertigungsrouten für Strukturbauteile mit komplexen 3D-Geometrien unterscheiden sich meist deutlich von denen für einfache 3D-Bauteile und 2D-Bauteile.“ Nähre Angaben zu diesen Strukturbauteilen werden nicht gemacht.

Faserbeigabe zu Faserbeton: Die Fasern lassen sich durch Einmischen, Einrieseln, Einlegen oder Eintauchen in eine zementgebundene Matrix einbauen.

Charakteristik

Gegenüber der klassischen Stahlbewehrung hat die Faser- bzw. Textilbewehrung den großen Vorteil nicht zu korrodieren: Bei Stahlbeton muss die Bewehrung mit einer mindestens 3 - 4 cm dicken Betonschicht überdeckt sein, damit sie vor Korrosion geschützt ist. Diese Überdeckung entfällt bei Textilbeton. Zudem übersteigt die Festigkeit der Fasern die des Stahls bei Weitem. Dadurch sind mit Textilbeton sehr dünnwandige tragfähige und filigrane Formgebungen möglich.

Dank der jahrzehntelangen Erfahrung ist die Herstellung von Stahlbeton-Bauteilen heute noch preiswerter als jene von Textilbeton-Bauteilen. Sind bei einem Projekt die Dünnwandigkeit und Leichtigkeit des Materials von Vorteil, kann aber auch der Textilbeton wirtschaftlicher sein. 

Die Anwendung von Bauteilen aus Textilbeton für tragende Bauteile ist nur mit Zustimmung im Einzelfall oder Allgemeiner bauaufsichtliche Zulassungen möglich. Die häufigsten Anwendungen für Textilbeton liegen derzeit im Brückenbau, im Bau von Schalen für Dächer, bei der Herstellung von Fassadenelementen und bei der Instandsetzung.

Ökobilanz

Stahlbeton steht häufig wegen seiner hohen Ökobilanzwerte in der Kritik. Auf die Ökobilanz von Textilbeton wirkt sich jedenfalls der geringere Materialeinsatz im Vergleich zu Stahlbeton bei gleicher Tragfähigkeit positiv aus.

Abgesehen vom Materialeinsatz pro Quadratmeter sind die Bewehrung und der Zement (bzw. das Bindemittel) die wesentlichen Treiber für die Ökobilanz von bewehrten Beton:

  • Die Ökobilanzdaten für die Stahlbewehrung haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, seit sie mit bis zu 100 % aus Recyclingstahl gefertigt wird.
  • Carbonfasern bestehen fast vollständig aus reinem Kohlenstoff und werden sehr energieaufwendig bei 1.300 Grad Celsius aus dem Kunststoff Polyacrylnitril gewonnen. Positiv für die Gesamtenergiebilanz des Carbonbetons wirkt sich das geringe Eigengewicht der Fasern und die hohe Leistungsfähigkeit pro eingesetzter Menge aus. Diese Aussagen können auch für die anderen Textilbetone getroffen werden.
  • Der Beitrag des Bindemittels zur Gesamtökobilanz hängt stark vom Portlandzementklinker-Anteil und von der eingesetzten Menge je Funktionseinheit ab. Je höher die Menge an Portlandzementklinker im Bindemittel und im Produkt, desto höher sind die ökologischen Belastungen.

Für einen haltbaren quantitativen Vergleich ist die Datenlage für Textilbeton noch nicht ausreichend. In der ÖKOBAUDAT befindet sich ein einziger Datensatz für einen Glasfaserbeton. Diese Platten dienen als Bekleidungsmaterial für vorgehängte hinterlüftete Fassaden, als Wandverkleidung oder als Bodenbelag. Dies ist ein sehr spezieller, für Stahlbeton nicht üblicher Anwendungsbereich.

Der geringere Materialeinsatz für Textilbeton wirkt sich jedenfalls positiv auf den Transportaufwand aus.

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gefährdungspotenzial

Faserabmessungen

Für die Gesundheitsgefahren durch faserförmige Stäube ist vor allem die Größe und räumliche Gestalt entscheidend. Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Fasern mit Längen über 5 µm, Durchmessern kleiner 3 µm und Länge-Durchmesser-Verhältnissen größer als 3:1 besonders kritisch (WHO-Fasern). Fasern dieser Geometrie können in die tieferen Atemwege und das Lungengewebe eindringen. Das krebserzeugende Potenzial einer Faser steigt zudem mit deren Biobeständigkeit an.

Die in Textilbeton eingesetzten Fasern weisen deutlich höhere Durchmesser auf1:

Material Filament - Ø
  [μm]
Carbon 7....8
AR-Glas 25....28
Basalt 12....15

Carbonfasern

Carbonfasern bestehen aus elementarem Kohlenstoff, der nicht als gefährlicher Stoff eingestuft ist.

Die MAK Kommission hat bisher keine gesicherten Erkenntnisse über krebserzeugende Eigenschaften von Carbonfasern bzw. Faserbruchstücken herausgegeben. Sie werden daher analog dem Faserstaub in Kategorie 3 (GHS: Kat 2) eingestuft8. Sofern kritische WHO-Fasern entstehen, wird empfohlen, sich an den Grenzwert der TRGS 521 "Abbruch, Sanierung- und Instandhaltungsarbeiten mit alter Mineralwolle" von 50.000 Fasern/m3 zu orientieren3.

Durch eine dermale Exposition mit Carbonstäuben bzw. Fasern können allergische Kontaktexzeme sowie mechanisch irritative Effekte (Hautreizungen / Juckreize) auftreten3.

Glasfasern

Gesundheitlich bedenkliche Faserverkürzungen oder die Reduzierung des Durchmessers, wie dies bei Carbonfasern in Verbrennungsprozessen zu befürchten ist, konnten bei der der thermischen Behandlung von GFK bislang nicht festgestellt werden.
Textilglasfasern (glasige KMF, der Gruppe Endlosfasern) sind gemäß8 in K0 (frei von Krebsverdacht) eingestuft.

Expositionsrisiko bei der Bearbeitung von Beton

Bei der Bearbeitung von Beton (Schneiden, Stemmen, Bohren, etc.) ist die Freisetzung von Stäuben zu beachten. Bei der mechanischen Behandlung von faserverstärkten Betonen werden die Fasern in ihrer Größe und Geometrie verändert.

Bei glasfaserverstärkten Kunststoffen sind bei der mechanischen Behandlung keine gesundheitlichen Risiken bekannt4.

Ob bei der Bearbeitung von Carbonbeton WHO-Fasern freigesetzt werden, ist noch nicht abschließend geklärt. Nach derzeitigen Erkenntnissen brechen die im Baubereich eingesetzten Carbonfasern bei den herkömmlichen mechanischen Bearbeitungsverfahren nicht in Längsrichtung und spleißen nicht. Ein vermehrtes Entstehen von WHO-Fasern wurde aber durch Zersetzungs- und Abbauprozesse bei Brandversuchen mit Temperaturen von mehr als 650 °C festgestellt3.

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat eine Orientierungshilfe für Schutzmaßnahmen zur Bearbeitung von CFK-Materialien (Materialien aus carbonfasererstärkem Kunststoff) herausgegeben3, die insbesondere die Hersteller von CFK Bauteilen unterstützen soll. Die darin beschriebenen Anforderungen an den Gesundheits- und Arbeitsschutz bei der mechanischen Bearbeitung von CFK Bauteilen können analog auf die Herstellung und Bearbeitung von Carbonbeton angewandt werden, bis gesicherte Erkenntnisse zur Biobeständigkeit und Biopersistenz der Carbonfasern vorliegen.

Freisetzung von umweltrelevanten Stoffen in der Nutzung

Die Freisetzung von umweltrelevanten Stoffen aus Beton während der Nutzung erfolgt meist über Auslaugung bzw. Auswaschung. Anforderungswerte werden in der Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVVTB) vorgeschrieben.

In einem Forschungsprojekt zum Auslaugverhalten von Carbonbeton in der Nutzungsphase5 wurden umfangreiche Labor- und Freilandversuche an Carbonbeton-Prüfkörpern durchgeführt. Die Ergebnisse lassen erwarten, dass Carbonbeton als umweltverträglich im Sinne der MVVTB eingestuft werden kann und damit keine weiteren Auslaugprüfungen notwendig sind.

Nachnutzung

Rückbau und Recycling

Stahlbeton wird vor Ort in Stahl und Beton getrennt. Abgebrochener Bewehrungsstahl wird von Entsorgungsunternehmen als „Moniereisen“ bezeichnet, Die „Moniereisen“ müssen häufig mit erheblichem Aufwand zerkleinert und von Betonanhaftungen befreit werden, bevor sie einem Recycling in der Stahlerzeugung zugeführt werden können.

Da Textilbetone derzeit nur in begrenztem Umfang in Spezialbereichen Anwendung findet, liegen keine belastbaren Daten zu Abfallmengen und Abfallströmen vor. Anders als bei den konventionellen Abbruchmaterialien aus Stahlbetonbauteilen gibt es noch keine etablierten Rückbau- und Recyclingverfahren. In der heutigen Entsorgungspraxis ist nicht davon auszugehen, dass beim Rückbau Kenntnis über Art und Menge der enthaltenen Fasern besteht oder dass die Textilbetone getrennt gesammelt werden. Selbst im gegenteiligen Fall wird eine Auftrennung in Bewehrung und Beton derzeit nicht praktiziert. Die Abbruchmaterialien liegen daher als Faserverbundwerkstoffe vor. Ein wirtschaftliches Recyclingverfahren hat sich für diese Verbundwerkstoffe noch nicht etabliert.

Die potenzielle Trennbarkeit von Carbonbeton in Beton und Textilbewehrung wird von Entsorgungsunternehmen und in einigen Literaturquellen als kritisch gesehen. Der LAGA-Ad-hoc-Ausschuss hält fest, dass „bei der Trennung von Beton und Carbonbewehrung mit gängigen Aufbereitungstechniken in jedem Fall ein gewisser Eintrag von Carbonfaserfragmenten in das mineralische Abbruchmaterial erfolgt. Techniken und Verfahren zur sortenreinen Trennung der Carbonfaser-Bewehrung von der Betonmatrix mit dem Ziel einer hochwertigen und schadlosen Verwertung haben sich noch nicht ausreichend in großtechnischem Maßstab etabliert. Ob die Abtrennung von Carbonfasern ohne unerwünschte Verteilung dieser Fasern in die einzelnen Recyclingstoffströme technisch sowie wirtschaftlich überhaupt möglich ist, ist derzeit noch nicht absehbar.“
Demgegenüber stehen Aussagen auf Basis von Forschungsergebnissen im Projekt „C³ – Carbon Concrete Composite“, in denen Carbonfasern und Beton mit bereits heute üblichen Geräten und Maschinen mit einem Reinheitsgrad von 97 % und höher wieder getrennt und zerkleinert werden können. Mit sensorgesteuerten und kamerabasierten Anlagen können die Komponenten anschließend sortiert werden. Ansätze zur Verwertung von allenfalls wiedergewonnenen Recyclingfasern, z. B. zu Kurzfasern, Vliesen oder Langfasern, gibt es aus der Automobilindustrie. Im Bauwesen (wie auch in anderen Branchen) fehlen jedoch weitgehend Produkte, in denen recycelte Carbonfasern genutzt werden.

Gemäß Institut für Textiltechnik (ITA) gilt2: „Je robuster das Textil, d. h. je größer der Garnquerschnitt, und je geringer der chemische Verbund zwischen Textil und Beton (z. B. beim Einsatz epoxidharzgetränkter Textilien) ist, desto besser ist die Trennbarkeit von Bewehrung und Beton.

Beseitigung

Deponierung

Aus Sicht des LAGA Ad-hoc-Ausschusses stellt die Deponierung von Carbonbeton derzeit noch die beste Entsorgungsmethode dar, da „im Falle der Verwertung eine Verteilung von Carbonfasern im Stoffkreislauf und eine damit einhergehende Beeinträchtigung des Wohls der Allgemeinheit momentan nicht sicher ausgeschlossen werden können“. Eine Deponierung ist auch möglich, wenn ein zu hoher TOC-Gehalt und Glühverlust auf die Carbonfaser zurückzuführen ist6.

Verbundwerkstoffe aus Glasfaser und Betone können deponiert werden, da es sich bei den Glasfasern um anorganische Stoffe handelt.

Verbundwerkstoffe aus Kunststoffaser und Beton müssen ggf. wegen zu hohem TOC-Gehalt vor der Deponierung vorbehandelt werden.

Verbrennung von Carbonfasern

Erste Ergebnisse aus Verbrennungsversuchen in einer Hausmüllverbrennungsanlage und einer Sonderabfallverbrennungsanlage zeigen, dass die beiden Verfahrensalternativen nicht geeignet sind, eine sichere Entsorgung carbonfaserhaltiger Abfälle zu gewährleisten6. Die Carbonfasern können Filter und Einlass verstopfen, die Leitfähigkeit des Materials kann zu Störungen von elektrischen und elektronischen Geräten führen. Weder in Hausmüllverbrennungsanlage noch in Sonderabfallverbrennungsanlage sind in der Regel die Voraussetzungen für eine vollständige thermische Zersetzung von Carbonfasern gegeben. Die Carbonfasern werden während des Verbrennungsprozesses nicht zerstört, sondern zerspleißen sich und reduzieren mit zunehmender thermischer Belastung ihren Durchmesser. Inwieweit beim Verbrennungsprozess Fasern mit der kritischen Geometrie von WHO-Fasern entstehen, bleibt zu untersuchen.

Abfallschlüssel

Für Textilbetone stehen noch keine spezifische Abfallschlüssel zur Verfügung. Der LAGA-Ad-hoc-Ausschuss schlägt folgende Abfallschlüssel vor6:

  • Carbonfasern in mineralischer Matrix: 17 09 05* / 17 09 06
  • Glasfasern in mineralischer Matrix: 17 09 07* / 17 09 08

Bis zur Einführung müssen hilfsweise andere Abfallschlüssel herangezogen werden. Dabei sollte der Zusatz „enthält Carbonfasern“ bzw. „enthält Glasfasern“ zwingend mitaufgeführt werden.

Für Carbon-Beton können bis dahin die folgenden Abfallschlüssel Anwendung finden

  • 17 01 07 „Gemische aus Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 01 06 fallen“.
  • 17 01 06* „Gemische aus oder getrennte Fraktionen von Beton, Ziegeln, Fliesen und Keramik, die gefährliche Stoffe enthalten“.

Hinweise für die ökologische Produktauswahl

Für den LAGA-Ad-hoc-Ausschuss ist der Einsatz von Carbon-Beton nur vertretbar, wenn die gesundheitliche Unbedenklichkeit nachgewiesen ist und die Frage der Entsorgung geklärt ist. Er definiert folgende Voraussetzungen für den Einsatz von Carbon-Beton6:

  • Nachweis, dass bei der Bearbeitung und dem Recycling von Carbon-Beton keine Gesundheitsrisiken hervorgerufen werden.
  • Intensivierung der Forschungsaktivitäten zum Gesundheits- und Arbeitsschutz unter Beteiligung der BAuA.
  • Untersuchung möglicher negativer Einflüsse durch Abfälle aus Carbon-Beton auf das Baustoffrecycling und die Akzeptanz von Recyclingbaustoffen.
  • Der Einsatz von Carbon-Beton ist nur vertretbar, wenn die gesundheitliche Unbedenklichkeit nachgewiesen ist und die Frage der Entsorgung geklärt ist.
  • Nachvollziehbare und transparente Dokumentation des Einsatzes von Carbon-Beton in Bauwerken; Einführung eines Carbon-Beton-Registers.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Stahlbeton

siehe → Fertigteilbeton und → Frischbeton

Textilbeton

  • Leichte Betonbauteile mit hohen Tragwerksanforderungen
  • Tragwerksinstandsetzung / -verstärkung
  • Brückenkonstruktionen
  • Fassadenplatten
  • Sandwichpaneele
  • Freie Formen

Faserbeton

Faserbetone kommen im Baubereich vor allem bei folgenden Anwendungen zum Einsatz:

  • Glasfaserbetone: Fassadenbekleidungselementen oder Fußböden
  • Kohlenstofffaserbetone: kohlenstofffaserverstärke CFK-Lamellen zur konstruktiven Nachverstärkung von Bauwerken aus Stahlbeton

Quellen

InformationsZentrum Beton GmbH - Textilbeton

BFT-International: Vom Stahlbeton zum Textilbeton – nur wie? Text: Magdalena Kimm, Thomas Gries. Erstellungsdatum vermutlich 2021. (zuletzt aufgerufen am 24.08.2022)

3 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV): "Bearbeitung von CFK-Materialien - Orientierungshilfe für Schutzmaßnahmen" (FB-HM 074, Ausgabe 10/2014).  (zuletzt aufgerufen am 24.8.2022)

4 C³ – Carbon Concrete Composite e. V.: Das Recycling von Fasern – Was ist dabei zu beachten? Stand 2021-03-25.  (zuletzt aufgerufen am 24.08.2022)

5 Weiler, Lia / Vollpracht, Anya / Jesse, Frank / Müller, Christoph / Reiners, Jochen / Spanka, Gerhard (2020): Umweltverträglichkeit von Carbonbeton. Ergebnisse eines Forschungsvorhabens.

6 LAGA (Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall: Entsorgung faserhaltiger Abfälle. Abschlussbericht, Juli 2019.  (zuletzt aufgerufen am 24.08.2022)

Baunetzwissen - Textilbeton

8 BG/BGIA-Report „Arbeitsschutzlösungen für ausgewählte Stoffe und Verfahren“, Kapitel 3.24.2 „Einstufung von Faserstäuben“. Oktober 2006. (zuletzt aufgerufen am 24.08.2022)

Lösungen für Recycling von Carbonfasern. Quelle: Zuse-Gemeinschaft. 12.11.2020. 

10 Jan Kortmann, Florian Kopf: C³-V1.5 Abbruch, Rückbau und Recycling von C³-Bauteilen. Hrsg.: C³ – Carbon Concrete Composite e. V. und TUDALIT e. V. Tagungsband zu den 10. Carbon- und Textilbetontagen, 2018, S. 84–85.

Infoblatt bewehrter Beton
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Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Beton, Betontrennmittel, Betonzusatzmittel, Betonzusatzstoffe

Stand 04/2023

   

Beton:
Ortbeton
Betonfertigteile
Bewehrter Beton
Betonwerksteine
Recyclingbeton

Gesteins-körnung

Zement

Betontrennmittel
(keine eigene Produktgruppe in WECOBIS,
Ortbeton
Betonertigteile)

Betonzusatzmittel

Betonzusatzstoffe
               
  Umweltzeichen

Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen

   
Blauer Engel DE-UZ 178 / Biologisch abbaubare Schmierstoffe und Hydraulikflüssigkeiten (Ausgabe 2014) ./. ./. ./.

+

./.

./.

Blauer Engel DE-UZ 216 / Umweltfreundliche Betonwaren mit rezyklierten Gesteinskörnungen für Bodenbelag im Freien

+

(derzeit nur
Bodenbelagsplatten)

-

(indirekt / nur für Beton-
waren)

./.

./.

./.

./.

CSC-Zertifikat5

+

Zertifiziert werden Unternehmen der Transportbeton- und Betonfertigteilindustrie. Die Zertifizierung umfasst sowohl das Betonunternehmen bzw. -werk als auch dessen Lieferkette.
Österreichisches Umweltzeichen / Richtlinie UZ 39: mineralisch gebundene Bauprodukte2  (+) - -  ./.  -  -

IBO-Prüfzeichen3

+

(für Betonfertigteile + Transportbeton)

+

(für mineralische Schüttungen)

- - - -
EU Ecolabel (Blume) /
Schmierstoffe
./. ./. ./. + ./. ./.
Nordic Swan Ecolabel - - - - - -
natureplus Umweltzeichen / Dacheindeckungen

(+)

(Betondachsteine)

-

-

-

- -
eco-INSTITUT-Label - - - - - -
Cradle to Cradle4 / Building supply & Materials (derzeit noch geringe Produktverfügbarkeit)

+

(z.B. Betonsteine, Fertigteile)

- - - - -
  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

- -          -

GefStoffV: Prüfung von Alternativen erforderlich? (Minimierungsgebot)

- - - ab BTM 30 erforderlich bei BZM 50 erforderlich (enthält Formaldehyd) -
geringstmögliche Belastung innerhalb der gleichen GISCODE-Produktgruppe (ggf. erst nach Prüfung von Alternativen) - - - BTM 01 Betontrennmittel-Emulsionen, kennzeichnungsfrei BZM 10 Betonzusatzmittel, kennzeichnungsfrei -
  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 + - +  - -  -
Branchen-EPD1 + - +  - +
(in Kategorie "Grundstoffe und Vorprodukte") 
 -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze

1.3.05. Betonfertigteile und Betonwaren
1.4.01. Beton

Für Recyclingbeton gibt es derzeit keine Datensätze in ÖKOBAUDAT.

1.2.01. Sand und Kies

1.1.01 Zement

- 1.4.06. Betonzusatzmittel

1.2.08. Kraftwerksnebenprodukte

Für die anderen Betonzusatzstoffe (Gesteinsmehl, Silicastaub, Trass) gibt es derzeit keinen eigenen Gliederungspunkt in ÖKOBAUDAT.

Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.

  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen

Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von harmonisierten Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Beschaffung von Bauprodukten verwendet werden. Inhalt aufklappen

   
baubook-Deklarationen

siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Ortbetone
siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Mauer- & Putzmörtel

+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+)
derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten des IBU Institut Bauen und Umwelt e.V.

2Österreichisches Umweltzeichen Richtlinie UZ 39: mineralisch gebundene Bauprodukte. Version 6.0. Ausgabe vom 1. Jänner 2020. (zuletzt aufgerufen am 23.08.2022):
„Im fertigen Produkt müssen entweder nachwachsende Rohstoffe oder Recyclate enthalten sein.
Zumindest eine der folgenden Fraktionen muss mit nachstehenden Mengen im Produkt enthalten sein:
- mineralische Recyclate: 25 Massen%
- nichtmetallische Recyclate: 15 Massen%
- metallische Recyclate: 5 Massen%
- nachwachsende Rohstoffe: 20 Massen%
An die Recyclate gelten folgende Anforderungen:
- Als Recyclat gelten jene Materialien, die nach Gebrauch und geeigneter Aufbereitung wieder als Rohstoffe eingesetzt werden. Eigene Produktionsabfälle, die wieder in der Herstellung Verwendung finden, gelten nicht als Recyclat.
- Der Anteil an Verunreinigungen im Recyclat darf maximal 1 Massen% betragen. Kontaminierte Böden, Bauteile und Baurestmassen sowie gefährliche Abfälle gemäß Abfallverzeichnisverordnung dürfen nicht als Rohstoffe verwendet werden.
- Bei der Verwendung mineralischer Recyclate müssen die Anforderungen der Richtlinie für Recycling-Baustoffe (Ausgabe Jänner 2016, brv.at) bzw. der Richtlinie für Recycling-Baustoffe aus Hochbau-Restmassen eingehalten werden.
3 IBO-Prüfzeichen für Bauprodukte: Kriterien zur Zertifizierung von Transportbeton. Version 1.0.1-201901, Jänner 2019. Hrsg: IBO – Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH. (zuletzt aufgerufen am 23.08.2022):
Transportbetone müssen abhängig von der Betonsorte einen Mindestanteil an Recycling-Gesteinskörnungen nachweisen:

Betonsorte Mindestanteil RC-Gesteinskörnung in M-%
bezogen auf Gesamtmenge der Gesteinskörnung
Sauberkeitsschicht (C8/C10) 70
Sauberkeitsschicht (C12/C15) 45
C08/10 X0 60
C12/15 X0 25
C16/20 XC1, C16/20 XC2
C20/25 XC1, C20/25 XC2 12
C25/30 XC1, C25/30 XC2

Die RC-Gesteinskörnungen müssen der ÖNORM B 3140 und der Recycling-Baustoffverordnung (RBV) entsprechen und als Gesteinskörnung zur Herstellung von Betonen klassifiziert sein (Qualitätsklasse H-B nach RBV).
Das Produkt wird einer Prüfung auf organische Bestandteile, Metalle/Metalloide sowie auf radioaktive Nukleide / Strahlung unterzogen.
4 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist! Die Produktverfügbarkeit ist noch sehr gering!
5 CSC-Zertifikat / Technisches Handbuch – R-Modul. Concrete Sustainability Council Hrsg: Bundesverband Transportbeton (BTB). Stand: 10.12.2020.  (zuletzt aufgerufen am 28.01.2022):
Unternehmen der Beton-, Zement- und Rohstoffindustrie können ein CSC-Zertifikat des Concrete Sustainability Council erwerben. In Deutschland wird das CSC-Zertifikat vom Bundesverband Transportbeton (BTB) betrieben. Das CSC-Zertifikat wird von BREEAM, LEED und der DGNB anerkannt.
Für Beton mit rezyklierten Gesteinskörnungen (R-Beton) gibt es eine ergänzende Zertifizierung durch das sogenannten „R-Modul“. Anforderungen (Musskriterien) an den Erwerb des CSC-R Moduls sind:
- Das Betonwerk selbst muss CSC-zertifiziert auf dem Niveau Silber oder höher zertifiziert sein und über ein dokumentiertes Qualitätsmanagement (z.B. ISO 9001) verfügen (Musskriterien).
- Die Recyclingmaterialien müssen aus rückverfolgbaren Quellen stammen (Musskriterium).
- Das Betonwerk muss sicherstellen, dass der Verbrauch an Recyclingmaterial konkret erfasst wird und die Gesamtmenge an Recyclingmaterial, die für die Produktion von Recyclingbeton verwendet wurde, offengelegen.
- Das gesamte extern bezogene R-Material muss nach den entsprechenden lokalen Normen (z.B. DIN EN 12620) zertifiziert sein.
Es muss ein Mindestgehalt an Recyclingmaterial eingesetzt werden. Der Mindestgehalt muss 10 Volumen-% des Volumens der Gesteinskörnungsfraktion(en), die ganz oder teilweise durch R-Material ersetzt werden darf, betragen.
Betonhersteller mit einer gültigen Zertifizierung nach dem CSC-R-Modul können auf der CSC-Standortkarte gefunden werden. Aktuell (Jänner 2022) sind Betonwerke in Nordrhein-Westfalen und in Baden-Württemberg nach dem CSC-R-Modul zertifiziert.

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Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung Massivbaustoffe (einschl. Beton)

Stand 05/2021 (Steckbriefversion V 2015)

Für Massivbaustoffe (Beton, Mauersteine, Lehmbaustoffe) gelten zur Zeit keine spezifischen Anforderungen hinsichtlich BNB-Kriterium 1.1.6. Es empfiehlt sich aber auch hier mindestens die gemäß Qualitätsniveau 1 geforderte Dokumentation der eingesetzten Produkte (s.u. Link zu Textbausteinen).
Die vollständige Dokumentation der verbauten Materialien ist ein wichtiger Baustein des kreislauffähigen Bauens. In BNB_5.2.2 "Qualitätssicherung der Bauausführung" wird damit das höchste Anforderungsniveau erfüllt.

Für Schalöle gelten die Anforderungen für "Betontrennmittel" (s.u.).

→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen sind im WECOBIS Modul Planung & Ausschreibung (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
QN1 Produktdokumentation als übergeordnete Anforderung
Betontrennmittel

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
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Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

Einordnung Massivbaustoffe im Bestand (einschl. Beton)

Für Massivbaustoffe im Bestand sind die entsprechenden Informationen in Vorbereitung.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
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Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

Einordnung Massivbaustoffe (einschl. Beton)

Aus den Massivbaustoffen selbst ist produktionsbedingt keine relevante VOC- / Formaldehyd-Abgabe zu erwarten. Das gleiche gilt für mineralische Mörtel. Dies sind in der Regel Mörtel, Kleber, Spachtelmassen etc. die trocken, in Pulverform konfektioniert sind und mit Wasser angerührt werden.
Es müssen aber auch die Hilfsstoffe, der gesamte Wandaufbau und alle unter diese Gruppe fallenden Produkte betrachtet werden.
Insbesondere pasteuse Mörtel, Kleber, Spachtelmassen, staubbindende Anstriche und Imprägnierungen enthalten in der Regel Kunstharzbindemittel. Hier kann die  VOC- / Formaldehyd-Emission sehr unterschiedlich ausfallen.

Produktgruppe Zu erwartende VOC-Emissionen Zu erwartende Formaldehyd-­Emissionen
Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Recyclingbeton) keine keine
Bewehrter Beton (Stahlbeton, Textilbeton)  keine keine
Betonzusatzmittel keine keine
Betonzusatzstoffe keine keine
Betonwerksteine keine keine
Kalksandsteine keine keine
Leichtbeton keine keine
Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung keine keine
Porenbeton keine keine
Stampflehmwand keine keine
Ziegel (Klinker, porosierte Ziegel) keine keine
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen
keine
Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC.
möglich
Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen.
hoch
Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen.

Einordnung Massivbaustoffe (einschl. Beton)

Die Einordnung der Massivbaustoffe erfolgt hier zunächst anhand der Bauelemente entsprechend BNB-Kriterium 4.1.4. Es wird dargestellt, welche Einflussfaktoren sich wie auf die Bewertung auswirken können.

Produktgruppe

Bauelement

Einflussfaktoren auf die Bewertung
der Bauelemente in BNB 4.1.4

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton Gründungen  
  • Verzahnung mit dem Baugrund
  • Bitumen-/
    Kunststoffbahnbeschichtung
  • Dämmstoff verklebt / verzahnt
  • Lage der Wärmedämmung
 
Gründungen von Bauwerken werden überwiegend aus den Baustoffen Beton oder Stahlbeton hergestellt. Für den Rückbauaufwand ist in erster Linie die Verzahnung mit dem Baugrund maßgeblich. Je tiefer das Fundament in den Baugrund eingreift, desto aufwendiger ist der Rückbau.
Für die Recyclingqualität von (Flach-)gründungen ist außerdem von Bedeutung, ob auf dem Beton eine Bitumenbeschichtung oder Kunststoffbahnbeschichtung aufgeklebt wurde oder nicht. Mit Bitumen oder Kunststoffbahnen verunreinigter Betonabbruch wird in der Regel wenn überhaupt nur für mindere Verwertungszwecke (Verfüllungen im Außenraum) eingesetzt.
Bei wärmegedämmten Flachgründungen hängt die Verwertbarkeit der Bodenplatte und des Dämmstoffs auch davon ab, ob die beiden miteinander verbunden (verklebt oder verzahnt sind) und ob der Dämmstoff ober- oder unterhalb der Gründung angebracht wurde.
Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton Keller-Außenwände  
  • Wasserdurchlässigkeit /
    Abdichtung
  • Perimeterdämmung
 
Keller-Außenwände bestehen im Verwaltungsbau überwiegend aus Beton oder Stahlbeton. Unterschieden werden Konstruktionen ohne Anforderungen an die Wasserundurchlässigkeit, wasserundurchlässige Konstruktionen (WU-Beton) und wasserdichte Konstruktionen mit Bitumenbahnenabdichtung, Kunststoffbahnenabdichtung oder Dickbitumenabdichtung. Diese Abdichtungen mindern, wie oben erwähnt, die Recyclingqualität des Betons.
Bei beheizten Kellern gibt es in der Regel eine weitere zu berücksichtigende Stoffkomponente in Form einer mit Tragschicht und Abdichtung verklebten Perimeterdämmung.

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton)

Betonwerksteine, Kalksandsteine, Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung, Porenbeton, Stampflehmwand, Ziegel (Klinker, porosierte Ziegel)

Außenwände  
  • Lösbare Fertigteilkonstruktionen
  • Störstoffe wie Wärmedämm-
    verbundsysteme
 
Außenwände werden unterschieden in Systemfassaden, die als Fertigteilmodul vorgehängt werden, und Lochfassaden, die aus mehreren Funktionsschichten bestehen. Lochfassaden werden zusätzlich ausgehend vom Baustoff der Tragschicht in Bauteile mit und ohne (die Recyclingfähigkeit einer Fraktion mindernde) Störstoffe eingeteilt.
Die Rückbaufähigkeit wird durch lösbare Fertigteilkonstruktionen prinzipiell erleichtert. Störstoffe wie aufgeklebte Wärmedämmverbundsysteme können die sortenreine Rückbaufähigkeit und Recyclingfähigkeit der Tragschicht beeinträchtigen.
Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton) Decken  
  • Lösbare
    Fertigteilkonstruktionen
  • Störstoffe
 
Decken bestehen in der Regel aus mehreren Funktionsschichten. Zur Einschätzung der Verwertbarkeit werden Deckenaufbauten, ausgehend vom Baustoff der Tragschicht, in Bauteile mit und ohne Störstoffe eingeteilt. Die Bewertung der Sortenreinheit wird anhand der Rückbauaufwände der Schichten beurteilt. Die Rückbaufähigkeit wird durch lösbare Fertigteilkonstruktionen prinzipiell erleichtert. In den Estrich eingebundene Heizungsrohre oder Bewehrung bzw. am Ausbruchmaterial anhaftende Dämmstoffe, Trennschichten oder Oberflächenaufbauten (Fliesen etc.) erschweren die sortenreine Verwertung oder machen diese z. T. unmöglich. 

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton)

Betonwerksteine, Kalksandsteine, Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung, Porenbeton, Stampflehmwand, Ziegel (Klinker, porosierte Ziegel)
Innenwände  
  • Tragende / nichttragende Wände
  • Trockenbau / traditionelle
    Massivbauweise
  • Störstoffe
 
Innenwände werden in tragende und nichttragende Wände unterschieden. Bei nicht tragenden Konstruktionen wird weiterhin in Trockenbau und traditionelle Massivbauweise unterteilt. Letztere unterscheiden sich unwesentlich von tragenden Massivwänden und werden bezüglich Sortenreinheit und Verwertbarkeit - ebenfalls ausgehend von der Tragschicht - in Bauteile mit und ohne Störstoffe (z.B. Putze) unterschieden.
Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton) Dächer  
  • Flach-/Steildächer
  • Witterungsschutzschicht
  • Lage der Wärmedämmung
  • Flachdächer:
    Deckenunterkonstruktionen bzw. -schichten mit/ohne Störstoffe
 
Dächer werden nach ihrer Konstruktionsform, der Art der Witterungsschutzschicht und der Lage der Wärmedämmung aufgeteilt:
  • Steildächer mit Deckung und Dämmung der obersten Geschossdecke
  • Steildächer mit Deckung und Dämmung des Daches
  • Flach- und Steildächer mit Abdichtung auf der Dämmung
  • Flachdächer mit Abdichtung oberhalb der hinterlüfteten Dämmung
  • Flachdächer mit Abdichtung unter der Dämmung
  • Flachdächer mit Abdichtung zwischen der Dämmung

Zusätzlich wird bei Flachdächern zwischen Deckenunterkonstruktionen bzw. -schichten mit und ohne Störstoffe unterschieden.
Die Recyclingqualität der für Dächer eingesetzten Massivbaustoffe hängt vor allem davon ab, ob die Isolierung (Abdichtung oder Dämmstoff) verklebt oder lose verlegt wurde. Mit Bitumen oder Kunststoffbahnen verunreinigter Betonabbruch wird in der Regel wenn überhaupt nur für mindere Verwertungszwecke (Verfüllungen im Außenraum) eingesetzt.

Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Einflussfaktoren auf die Bewertung der Bauelemente in BNB 4.1.4

Verwertungs- / Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton, Betonwerksteine)1

möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Kalksandsteine

theoretisch möglich2 möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Leichtbeton

theoretisch möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung4

nicht möglich möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg

Porenbeton2

theoretisch möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Stampflehmwand

möglich möglich nicht möglich möglich
Ziegel (Klinker, porosierte Ziegel)2, 3 theoretisch möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)
 
Tabelle 1.5.10-2: Übersicht Verwertbarkeit
 
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert.

1einschl. Betonzusatzstoffe und Betonzusatzmittel. Altbeton kann nach entsprechender Aufbereitung als rezyklierte Gesteinskörnung für Beton eingesetzt werden. Haupteinsatzbereich ist der Straßenbau. Die Ablagerung von Betonabbruch ist aufgrund der stofflichen Verwertungsmöglichkeiten stark rückläufig. Betonelemente können eventuell wiederverwendet werden. Eine Verwertung von Beton als Zuschlagstoff für neue Betonbauteile ist mit Einschränkungen möglich. Der Einsatz von Betonzusatzmitteln und Betonzusatzstoffen beeinträchtigt die Recyclingfähigkeit und Deponierbarkeit von Beton nicht. Die sowieso erforderliche Dokumentation der Nachweise der ggf. bestehenden bauaufsichtlichen Anforderungen hinsichtlich Umweltschutz nach MVVTB erleichtert die spätere Nachnutzung.
2 Verunreinigungen durch Mörtel- und Putzreste erschweren die sortenreine Trennung und Verwertung, auch Wärmedämmverbundsysteme wirken sich nachteilig auf die stoffliche Verwertbarkeit aus. Sortenreiner Ziegelabbruch wird als Ziegelmehl in den Produktionsprozess rückgeführt oder zerkleinert bzw. gemahlen im Wegebau verwendet. Für eine Wiederverwendung müssten Steine bzw. Ziegel unzerstört ausgebaut werden können.
3 Nicht frostschutztauglich
4 Von einer sortenreinen Wiederverwendung von Mauersteinen ist wegen der Verklebung und den anhaftenden Putzreste nicht auszugehen. Die nicht miteinander verklebten Mauerziegel und Dämmstoffe können zum Beispiel durch mechanische Aufbereitung und anschließender Nasstrennung oder Windsichtung sortenrein getrennt werden. Da gefüllte Mauerziegel erst seit Anfang der 2000er Jahre am Markt sind, fallen heute allerdings noch zu geringe Mengen an, um die Trennung wirtschaftlich durchführen zu können. Ziegel und Mineralwolle sollten, wenn möglich, bereits auf der Baustelle getrennt werden, in dem die Mineralwoll-Stecklinge aus der Kammer gezogen werden. Gemische aus Ziegel, Mörtel und Mineralwolle bzw. Perlite können ohne weitere Analyse auf Deponien ab DK 0 abgelagert werden. Für Ziegel mit Perlite-Dämmung liegen auch entsprechende Untersuchungen vor.

Einordnung Massivbaustoffe (einschl. Beton)

Die Einordnung der Massivbaustoffe erfolgt hier zunächst anhand der Bauelemente entsprechend BNB-Kriterium 4.1.4. Es wird dargestellt, welche Einflussfaktoren sich wie auf die Bewertung auswirken können.

Produktgruppe

Bauelement

Einflussfaktoren auf die Bewertung
der Bauelemente in BNB 4.1.4

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton Gründungen  
  • Verzahnung mit dem Baugrund
  • Bitumen-/
    Kunststoffbahnbeschichtung
  • Dämmstoff verklebt / verzahnt
  • Lage der Wärmedämmung
 
Gründungen von Bauwerken werden überwiegend aus den Baustoffen Beton oder Stahlbeton hergestellt. Für den Rückbauaufwand ist in erster Linie die Verzahnung mit dem Baugrund maßgeblich. Je tiefer das Fundament in den Baugrund eingreift, desto aufwendiger ist der Rückbau.
Für die Recyclingqualität von (Flach-)gründungen ist außerdem von Bedeutung, ob auf dem Beton eine Bitumenbeschichtung oder Kunststoffbahnbeschichtung aufgeklebt wurde oder nicht. Mit Bitumen oder Kunststoffbahnen verunreinigter Betonabbruch wird in der Regel wenn überhaupt nur für mindere Verwertungszwecke (Verfüllungen im Außenraum) eingesetzt.
Bei wärmegedämmten Flachgründungen hängt die Verwertbarkeit der Bodenplatte und des Dämmstoffs auch davon ab, ob die beiden miteinander verbunden (verklebt oder verzahnt sind) und ob der Dämmstoff ober- oder unterhalb der Gründung angebracht wurde.
Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton Keller-Außenwände  
  • Wasserdurchlässigkeit /
    Abdichtung
  • Perimeterdämmung
 
Keller-Außenwände bestehen im Verwaltungsbau überwiegend aus Beton oder Stahlbeton. Unterschieden werden Konstruktionen ohne Anforderungen an die Wasserundurchlässigkeit, wasserundurchlässige Konstruktionen (WU-Beton) und wasserdichte Konstruktionen mit Bitumenbahnenabdichtung, Kunststoffbahnenabdichtung oder Dickbitumenabdichtung. Diese Abdichtungen mindern, wie oben erwähnt, die Recyclingqualität des Betons.
Bei beheizten Kellern gibt es in der Regel eine weitere zu berücksichtigende Stoffkomponente in Form einer mit Tragschicht und Abdichtung verklebten Perimeterdämmung.

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton)

Betonwerksteine, Kalksandsteine, Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung, Porenbeton, Stampflehmwand, Ziegel (Klinker, porosierte Ziegel)

Außenwände  
  • Lösbare Fertigteilkonstruktionen
  • Störstoffe wie Wärmedämm-
    verbundsysteme
 
Außenwände werden unterschieden in Systemfassaden, die als Fertigteilmodul vorgehängt werden, und Lochfassaden, die aus mehreren Funktionsschichten bestehen. Lochfassaden werden zusätzlich ausgehend vom Baustoff der Tragschicht in Bauteile mit und ohne (die Recyclingfähigkeit einer Fraktion mindernde) Störstoffe eingeteilt.
Die Rückbaufähigkeit wird durch lösbare Fertigteilkonstruktionen prinzipiell erleichtert. Störstoffe wie aufgeklebte Wärmedämmverbundsysteme können die sortenreine Rückbaufähigkeit und Recyclingfähigkeit der Tragschicht beeinträchtigen.
Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton) Decken  
  • Lösbare
    Fertigteilkonstruktionen
  • Störstoffe
 
Decken bestehen in der Regel aus mehreren Funktionsschichten. Zur Einschätzung der Verwertbarkeit werden Deckenaufbauten, ausgehend vom Baustoff der Tragschicht, in Bauteile mit und ohne Störstoffe eingeteilt. Die Bewertung der Sortenreinheit wird anhand der Rückbauaufwände der Schichten beurteilt. Die Rückbaufähigkeit wird durch lösbare Fertigteilkonstruktionen prinzipiell erleichtert. In den Estrich eingebundene Heizungsrohre oder Bewehrung bzw. am Ausbruchmaterial anhaftende Dämmstoffe, Trennschichten oder Oberflächenaufbauten (Fliesen etc.) erschweren die sortenreine Verwertung oder machen diese z. T. unmöglich. 

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton)

Betonwerksteine, Kalksandsteine, Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung, Porenbeton, Stampflehmwand, Ziegel (Klinker, porosierte Ziegel)
Innenwände  
  • Tragende / nichttragende Wände
  • Trockenbau / traditionelle
    Massivbauweise
  • Störstoffe
 
Innenwände werden in tragende und nichttragende Wände unterschieden. Bei nicht tragenden Konstruktionen wird weiterhin in Trockenbau und traditionelle Massivbauweise unterteilt. Letztere unterscheiden sich unwesentlich von tragenden Massivwänden und werden bezüglich Sortenreinheit und Verwertbarkeit - ebenfalls ausgehend von der Tragschicht - in Bauteile mit und ohne Störstoffe (z.B. Putze) unterschieden.
Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton) Dächer  
  • Flach-/Steildächer
  • Witterungsschutzschicht
  • Lage der Wärmedämmung
  • Flachdächer:
    Deckenunterkonstruktionen bzw. -schichten mit/ohne Störstoffe
 
Dächer werden nach ihrer Konstruktionsform, der Art der Witterungsschutzschicht und der Lage der Wärmedämmung aufgeteilt:
  • Steildächer mit Deckung und Dämmung der obersten Geschossdecke
  • Steildächer mit Deckung und Dämmung des Daches
  • Flach- und Steildächer mit Abdichtung auf der Dämmung
  • Flachdächer mit Abdichtung oberhalb der hinterlüfteten Dämmung
  • Flachdächer mit Abdichtung unter der Dämmung
  • Flachdächer mit Abdichtung zwischen der Dämmung

Zusätzlich wird bei Flachdächern zwischen Deckenunterkonstruktionen bzw. -schichten mit und ohne Störstoffe unterschieden.
Die Recyclingqualität der für Dächer eingesetzten Massivbaustoffe hängt vor allem davon ab, ob die Isolierung (Abdichtung oder Dämmstoff) verklebt oder lose verlegt wurde. Mit Bitumen oder Kunststoffbahnen verunreinigter Betonabbruch wird in der Regel wenn überhaupt nur für mindere Verwertungszwecke (Verfüllungen im Außenraum) eingesetzt.

Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Einflussfaktoren auf die Bewertung der Bauelemente in BNB 4.1.4

Verwertungs- / Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung

Beton (Ortbeton, Betonfertigteile, Bewehrter Beton, Recyclingbeton, Betonwerksteine)1

möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Kalksandsteine

theoretisch möglich2 möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Leichtbeton

theoretisch möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Mauersteine mit integrierter Wärmedämmung4

nicht möglich möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg

Porenbeton2

theoretisch möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)

Stampflehmwand

möglich möglich nicht möglich möglich
Ziegel (Klinker, porosierte Ziegel)2, 3 theoretisch möglich möglich nicht möglich möglich (Inertabfall)
 
Tabelle 1.5.10-2: Übersicht Verwertbarkeit
 
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert.

1einschl. Betonzusatzstoffe und Betonzusatzmittel. Altbeton kann nach entsprechender Aufbereitung als rezyklierte Gesteinskörnung für Beton eingesetzt werden. Haupteinsatzbereich ist der Straßenbau. Die Ablagerung von Betonabbruch ist aufgrund der stofflichen Verwertungsmöglichkeiten stark rückläufig. Betonelemente können eventuell wiederverwendet werden. Eine Verwertung von Beton als Zuschlagstoff für neue Betonbauteile ist mit Einschränkungen möglich. Der Einsatz von Betonzusatzmitteln und Betonzusatzstoffen beeinträchtigt die Recyclingfähigkeit und Deponierbarkeit von Beton nicht. Die sowieso erforderliche Dokumentation der Nachweise der ggf. bestehenden bauaufsichtlichen Anforderungen hinsichtlich Umweltschutz nach MVVTB erleichtert die spätere Nachnutzung.
2 Verunreinigungen durch Mörtel- und Putzreste erschweren die sortenreine Trennung und Verwertung, auch Wärmedämmverbundsysteme wirken sich nachteilig auf die stoffliche Verwertbarkeit aus. Sortenreiner Ziegelabbruch wird als Ziegelmehl in den Produktionsprozess rückgeführt oder zerkleinert bzw. gemahlen im Wegebau verwendet. Für eine Wiederverwendung müssten Steine bzw. Ziegel unzerstört ausgebaut werden können.
3 Nicht frostschutztauglich
4 Von einer sortenreinen Wiederverwendung von Mauersteinen ist wegen der Verklebung und den anhaftenden Putzreste nicht auszugehen. Die nicht miteinander verklebten Mauerziegel und Dämmstoffe können zum Beispiel durch mechanische Aufbereitung und anschließender Nasstrennung oder Windsichtung sortenrein getrennt werden. Da gefüllte Mauerziegel erst seit Anfang der 2000er Jahre am Markt sind, fallen heute allerdings noch zu geringe Mengen an, um die Trennung wirtschaftlich durchführen zu können. Ziegel und Mineralwolle sollten, wenn möglich, bereits auf der Baustelle getrennt werden, in dem die Mineralwoll-Stecklinge aus der Kammer gezogen werden. Gemische aus Ziegel, Mörtel und Mineralwolle bzw. Perlite können ohne weitere Analyse auf Deponien ab DK 0 abgelagert werden. Für Ziegel mit Perlite-Dämmung liegen auch entsprechende Untersuchungen vor.

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Mötzl, Pladerer et al.: Assessment of Buildings and Constructions (ABC) – Disposal. Maßzahlen für die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden und Konstruktionen für die Lebenszyklusbewertung. Berichte aus Energie- und Umweltforschung, 30.12.2009

Infoblatt bewehrter Beton
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