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Wärmedämmputz - Ökobilanz

Mörtel/Putze

Wärmedämmputzsysteme bestehen aus aufeinander abgestimmtem, wärmedämmendem Unterputz und einem wasserabweisenden Oberputz. Als wärmedämmende Zuschläge werden expandiertes →Polystyrol (EPS) und/oder →Perlite, Naturbims, →Blähglas u.a. eingesetzt.
Eignung: für die Wärmedämmung von Außen- und Innenwänden an neuen und bestehenden Gebäuden

Herstellung

Energieverbrauch (Graue Energie)
Wärmedämmputz EPS, 10 cm dick
ca. 189 MJ/m²
Wärmedämmputz Perlite, 10 cm dick
ca. 423 MJ/m²
Schadstoffe
- keine Angaben
Bestandteile (in Massen-%)
Wärmedämmputz EPS:
52,3% CEM I, 10,7% Kalk hydr., 3,3% Kalkhydrat, 4,8% EPS, 0,37% Zusatzmittel
Wärmedämmputz Perlite:
11,2% CEM I, 5,2% Kalkhydrat, 73,6% Perlite, 0,52% Zusatzmittel
Verfügbarkeit der Rohstoffe
- keine Angaben

Nutzung

- siehe →Polystyrol-Hartschaum (EPS), →Perlite, →Vermiculite,
Schaumglas-Granulat, →Blähton, →Zement, →Kalk, →Betonzusatzmittel,
→Kunstharzputz

Rückbau

Entsorgung
- Ablagerung auf Bauschuttdeponie
Verwertung
- verwertbar zu Recycling-Kies/Sand
Rückbauaufwand
- gering (bei Entsorgung des gesamten Wandbausystems)

Zusammenfassung

Wärmedämmputzsysteme bestehen aus Unter- und Oberputz. Der wärmedämmende Unterputz enthält Leichtzuschläge wie expandierte →Polystyrolkügelchen (EPS) und/oder →Perlite, →Blähglas, →Blähglimmer u.a. Der wasserabweisende Oberputz besteht ausschließlich aus mineralischen Bindemitteln und Zuschlägen. Die Bindemittel des Dämmputzes sind hauptsächlich →Zement und →Kalkhydrat. Als Puzzolane bzw. latent hydraulische Zusatzstoffe können in geringen Anteilen Trass, Flugasche, Hochofenschlacke u.a. enthalten sein. Wärmedämmputze werden meist mit EPS (Expandiertes Polystyrol) hergestellt (Marktanteil ca. 90%). Im Putzsystem beträgt der nach DIN geforderte Volumenanteil von EPS mindestens 75%. Weitere organische Zusätze wie Luftporenbildner, Abbinderegler und Haftungsverbesserer (siehe →Betonzusatzmittel) sind auf 2% der Gesamtmasse begrenzt.
Wärmedämmputze werden in einer Dicke bis zu 10 cm ausgeführt. Die Rechenwerte der Wärmeleitfähigkeit liegen bei 0,07 W/mK (EPS-Dämmputz) bis 0,13 W/mK (Perlite-Dämmputz). Wärmedämmputze mit einer Wärmeleitfähigkeit >0,10 W/mK gelten im engeren Sinne nicht als Wärmedämmstoffe und haben deshalb bei der nachhaltigen Entwicklung des energiesparenden Bauens keine Bedeutung.
EPS-Wärmedämmputz ist schwer entflammbar (Baustoffklasse B1), wozu ein Flammschutzmittel eingesetzt wird (vgl. →Wärmedämmverbundsysteme). Systeme mit überwiegend mineralischen Leichtzuschlägen werden der Baustoffklasse A2 und Systeme mit ausschließlich mineralischen Zuschlägen der Baustoffklasse A1 zugeordnet (kein Flammschutzmittel erforderlich).
Nachhaltigkeit:
Das ökologische Profil der Wärmedämmputze wird überwiegend durch die Zusammensetzung der Stoffe bzw. deren Graue Energie geprägt. Von primärer Bedeutung ist dabei die Herstellung der Bindemittel und Leichtzuschläge. Aufgrund der höhereren Rohdichte erfordern rein mineralische Wärmedämmputze wie z.B. Perlite-Putze einen höheren Energieaufwand als EPS-Putze. Hinzu kommt, dass Perlite-Dämmputze bei gleicher Putzdicke eine schlechtere Wärmedämmleistung aufweisen, d.h. bei gleicher Dämmleistung ist mehr Material als für EPS-Putze erforderlich. Am Gesamtsystem Wärmedämmputz beträgt der Gewichtsanteil des Leichtzuschlags EPS nur ca. 5 %, d.h. zu 95 % setzt sich der EPS-Wärmedämmputz aus mineralischen Bindemitteln und Zuschlägen zusammen. Der EPS-Wärmedämmputz kann deshalb wie ein Perlite-Wärmedämmputz als Bauschutt (zusammen mit dem Mauerwerk) entsorgt werden. Möglicherweise lässt sich im Verbund mit Mauerwerk aus Leichtbaustoffen (z.B. →Porenbeton) auch eine stoffliche Verwertung des gesamten Wandsystems zur Herstellung von →Leichtbeton durchführen.
Fazit:
Wärmedämmputze aus Polystyrol (EPS) erreichen bei gleicher Putzdicke eine erheblich bessere Wärmedämmleistung als Wärmedämmputze mit mineralischen Leichtzuschlägen (Perlite, Blähton, Perlite/EPS u.ä.). Die mineralischen Varianten benötigen wegen der erhöhten Wärmeleitfähigkeit wesentlich mehr Material, d.h. zur Herstellung perlitehaltiger Wärmedämmputze ist bei gleicher Dämmleistung eine 3-4-mal höhere Graue Energie als für EPS-haltige Dämmputze erforderlich. Aus ökologischer Sicht sind somit nur die EPS-Wärmedämmputze empfehlenswert. Auch die Entsorgung von EPS-Wärmedämmputzen bereitet keine Probleme, da der Putz zu ca. 95 Massen-% aus mineralischen Bestandteilen besteht und deshalb wie mineralische Baustoffe behandelt werden kann.
Im Vergleich mit Wärmedämmputzen lassen sich mit →Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) meist bessere Dämmleistungen erzielen. Zudem sind bei WDVS größere Dämmstoffdicken möglich („Passivhauseignung“).

Quellen

- Schubert, P.; Heer, B.: Umweltverträgliche Verwertung von Mauerwerk-Baureststoffen, Aachen 1997
- eco-devis Nr. 348 Außenputze , Trägerverband eco-devis (Hrsg.) c/o Hochbauamt des Kantons Bern, 2000
- Fassadenputze BKP 226 →http://www.eco-bau.ch

Die vorliegenden Datenblätter wurden mit freundlicher Genehmigung des Blok Verlag dem Buch "Nachhaltiges Bauen in der Praxis" entnommen.

Verfasser der Baustoff-Datenblätter:
Bernhard Kolb, seit über 30 Jahren tätig im Bereich energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema.

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