Fertigteilestrich

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Fertigteilestriche sind Estriche aus vorgefertigten Platten oder Elementen, die auf der Baustelle nur noch aneinandergefügt und kraftschlüssig verbunden werden müssen. Es finden v.a. anhydritgebundene Gipsfaserplatten (GF) und Gipsplatten (GK), sowie Holzplatten (→ Holz und Holzwerkstoffe) Verwendung.

Vorteile der Trockenbauweise

  • kein Eintrag weiterer Baufeuchte
  • schnellere und kürzere Verlegezeit
  • weiterer Aufbau kann sofort verlegt werden
  • sortenreiner Rückbau und Rückführung in den Rohstoffkreislauf bei nicht mit Bodenbelägen
  • verklebten Fertigteilplatten leichter möglich

Wesentliche Bestandteile

  • anhydritgebundene Gipsfaserplatten (GF)
  • Gipsplatten (GK)
  • Holzplatten

Charakteristik

  • Verarbeitung in Trockenbauweise

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Bei der Verarbeitung von Fertigteilestrichen bestehen keine besonderen Gesundheits- oder Umweltgefahren.
Fertigteilestrich ist kein Gefahrstoff im Sinne der Gefahrstoffverordnung und daher nicht kennzeichnungspflichtig.

Lieferzustand

  • Platten unterschiedlicher Größe

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

  • Trittschalldämmung
  • Trockenausbau
Fertigteilestrich
Fertigteilestrich
Fertigteilestrich
Fertigteilestrich

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung der Fertigteilestriche
Stand 05/2019

BNB-Kriterium 1.1.6 stellt derzeit keine Anforderungen an Fertigteilestriche. Die gemäß Qualitätsniveau 1 für alle adressierten Produkte geforderte Dokumentation wird trotzdem empfohlen.

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Von den nach BNB-Kriterium 4.1.4 bewerteten Bauelementen sind für Estriche Gründungen und Decken relevant. Diese bestehen im Verwaltungsbau überwiegend aus Beton oder Stahlbeton.

Rückbaubarkeit

Für die Bewertung gemäß BNB 4.1.4 wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreinen Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist.

Je nach Aufbau des Estrichsystems ist ein sortenreiner Rückbau möglich. Erschwert wird dieser durch Verklebung mit dem Ständerwerk, dem Bodenbelag oder Verklebung der Platten untereinander.

Weitere Informationen siehe Bauplatten aus Gips/ Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit

Sortenreinheit

Beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt. Eine hohe Sortenreinheit z. B. durch homogene Baustoffe und leicht trennbare Bauteilschichten führt tendenziell zur Aufwertung in der Bewertung nach Kriterium 4.1.4.

Fertigteilestriche können je nach ihrem Aufbau sortenrein rückgebaut und verwertet werden. In der Praxis wird eine stoffliche Verwertung häufig durch fehlende Sortenreinheit verhindert.

Weitere Informationen siehe Bauplatten aus Gips/ Reiter Nachnutzung / Rückbaubarkeit und Sortenreinheit

Verwertbarkeit

Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Bei zerstörungsfreiem Rückbau ist eine Wiederverwendung von Gipsplatten theoretisch möglich. Fehlende Sortenreinheit sowie wirtschaftliche Gründe verhindern die Wiederaufbereitung von Rückbauabfällen zur erneuten Produktion von Bauplatten aus Gips. Im Regelfall ist von der Deponierung auszugehen.

Verwertungs- / Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung
Calciumsulfatestrich Nicht möglich Theoretisch möglich1 Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg2
Gussasphaltestrich Nicht möglich Bedingt möglich3 Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg2
Kunstharzestrich Nicht möglich Bedingt möglich4 Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5
Magnesiaestrich Nicht möglich Bedingt möglich6 Theoretisch möglich7 Momentan der übliche Beseitigungsweg2 5
Zementestrich Nicht möglich Bedingt möglich6 Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg (sortenrein: Inertabfall)
Fertigteilestrich Theoretisch möglich Bedingt möglich Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg2
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert.

1 Die größeren Schichtdicken im Vergleich zu Gipsputzen gestatten theoretisch einen selektiven Rückbau. Sortenrein rückgebaute Calciumsulfatestriche können dem Gipskreislauf wieder zugeführt werden.
2 je nach Erfüllung der Zuordnungskriterien in jeweilige Deponieklasse
3 Aufgrund der aufwändigen Trennung von anderen Bauteilen und der Verfügbarkeit von Bitumen wird im Hochbau ein Recycling von bituminösen Produkten derzeit nicht durchgeführt.

4 Stoffliche Verwertung ist je nach organischem Anteil möglich. Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden.

5 ev. Vorbehandlung notwendig

6 Sortenrein rückgebaute Estriche könnten dem Rohstoffkreislauf wieder zugeführt werden. Die stoffliche Verwertung erfolgt hauptsächlich im Rahmen der Aufbereitung von Bauschutt.
7 je nach organischen Anteilen

Weitere Informationen siehe Bauplatten aus Gips/ Reiter Nachnutzung / Stoffliche Verwertung, Energetische Verwertung

Fertigteilestrich

Technisches

Technische Daten

  zum Vergleich:
Zementestrich
Fertigteilestrich
Gipsplatten
Fertigteilestrich
Gipsfaserplatten
Baustoffklasse
nach DIN 4102:
A1 A2, B1 A2
Wärmeleitfähigkeit
λR [W/mK]:
1,40 0,21 0,36
Dampfdiffusions-
widerstand µ:
35 5 - 10 k. A.
Rohdichte [kg/m³]: 2.200 900 1.000 - 1.250

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

Siehe Mörtel + Estriche

DIN 18180

2013

Gipsplatten - Arten und Anforderungen

DIN 18181

2008

Gipsplatten im Hochbau - Verarbeitung

DIN EN 520

2004+ A1:2009

Gipsplatten - Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren

DIN EN 15283

 

Faserverstärkte Gipsplatten - Begriffe, Anforderungen und Prüfverfahren

                        -1

2008+ A1:2009

Teil 1: Gipsplatten mit Vliesarmierung

                        -2

2008+ A1:2009

Teil 2: Gipsfaserplatten

Fertigteilestrich

Literaturtipps

Zwiener, G.: Ökologisches Baustoff-Lexikon. Daten, Sachzusammenhänge, Regelwerke, C. F. Müller, 1994, Heidelberg

Lohmeyer G.: Betonböden im Industriebau, Beton-Verlag, 1993, Düsseldorf

Gasser G.; Timm H.: Estriche im Wohnungs- und Industriebau, Bauverlag GmbH, 1984, Wiesbaden, Berlin

Bundesverband der Gips- und Gipsplattenindustrie e.V.: Gips-Datenbuch, 1995, Darmstadt

Fertigteilestrich

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Fertigteilestrich 2.1.1

Bindemittel
80-95% gebrannter Gips = Stuckgips (Naturgips oder REA-Gips)

Wasser

Zusatzstoffe
Stärke

Ummantelung
ca. 5% Karton (aus Altpapier)

Ggf. Armierung
15 - 20% Zellulosefasern oder bei Feuerschutzplatten Glasfasern zur Verbesserung des Gefügezusammenhalts im Brandfall

ggf. Leichtzuschlag
Blähperlit

ggf. Imprägnierung
wasserdispergierte Polysiloxane (auch: Silikone / elektrisch nicht leitend, wasserabstoßend) = vollsynthetische Kunststoffe
bzw. Kunststoffdispersion basierend auf einem Vinyl-Acetat-Copolymer

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Rohstoffe sind Naturgips und REA-Gips, siehe Datenblatt Gips

Verfügbarkeit

Die Hauptbestandteile Naturgips und REA-Gips (Gips aus Rauchgasentschwefelungsanlagen) sind nur begrenzt vorhanden. Der Einsatz von REA-Gips schont die natürlichen Gips-Ressourcen und verhindert die Deponierung des hochwertigen Materials.1

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

REA-Gips siehe oben
Ausgangsstoff für die Zellulosefaser ist zu 100% Altpapier aus Zeitungen und Illustrierten (i. d. R. von lokal tätigen Altpapiersammlern).
Weitere Informationen siehe Datenblätter Gips und Gipsfaserplatten

Radioaktivität

In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.

Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.

Produkte wie Putze, Mörtel oder Estriche tragen aufgrund ihrer geringen Dicke nur unwesentlich zur Strahlenexposition der Bewohner bei.

Quellen

1Bundesverband der Gipsindustrie e. V.

Fertigteilestrich

Herstellung

Herstellungsprozess

Gipsplatten werden auf großen Bandanlagen, die z. T. Produktionsleistungen von über 100 m / min aufweisen, im kontinuierlichen Betrieb als 1,25 m breites Endlosband hergestellt.

Für Gipsplatten wird der Stuckgips mit Wasser und Zusatzstoffen, vermischt und stellt damit das Bindemittel für die Gipsplatten dar. Der Gipsbrei wird auf der Bandstraße zwischen zwei Kartonlagen aufgetragen und verteilt. Er erstarrt hier rasch unter Ausbildung eines stabilen Gipsgefüges.

Im Fall von Gipsfaserplatten werden Gips und zermahlene Papierstücke als Zellulosefasern vermischt und als trockenes Gemisch über eine Streumaschine in einer Breite von ca. 2,60 m auf ein kontinuierlich laufendes Band (Formstation) getragen. Danach gelangt das Gemisch in die Bewässerungsstrecke, in der von oben Wasser aufgegeben wird. In der daran anschließenden Presse wird die Matte unter hohem Druck als Endlosstrang auf die Fertigplattendicke gepresst und gleichzeitig entwässert.

Die Endlosplatten werden am Ende der Abbindestrecke auf Länge geschnitten und passieren schließlich noch einen Mehretagentrockner, in dem das Überschusswasser entfernt wird. In der Besäumanlage werden die Stirnseiten abgefräst und die Platte erhält die geforderte Abmessung. Anschließend sind die Platten einsetzbar.1

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren in WECOBIS soll zukünftig ausschließlich die Datenbank Ökobau.dat des Informationsportals Nachhaltiges Bauen des BMI liefern.

Die Ökobau.dat stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Lebenszyklusanalyse eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live- Datensätze.

Weiterführende Informationen zur Ökobau.dat im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Umweltdeklarationen → Ökobau.dat / Umweltindikatoren

Da in der Herstellung von Bauprodukten ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen ist, stellt die Graue Energie (kumulierter Primärenergieaufwand nicht erneuerbar) dafür einen guten Indikator dar.

Im Kapitel Energieaufwand finden sich ggf. allgemeine Informationen zum Thema, die die Produktgruppe prägen.

Energieaufwand

Der nicht erneuerbare Primärenergieaufwand für die Herstellung einer Gipsplatte liegt bei gleicher Schichtdicke in der Regel niedriger als bei Faserzementbauplatten, bei Gips-Wandbauplatten und bei Gipsfaserplatten. 

Charakteristische Emissionen

Insbesondere beim Schleifen der getrockneten Gips- und Gipsfaserplatten kann es zu einer beträchtlichen Staubentwicklung kommen, die durch Filteranlagen reduziert werden muss.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Der Transport des Gipses erfolgt im Regelfall über geschlossene Rohrleitungen. Zur Reduzierung von Staubemissionen werden Absauganlagen eingesetzt.

Es sollte persönliche Schutzausrüstung (Gehör-, Atem-, Augenschutz) getragen werden.

Maßnahmen Umweltschutz

Einhausung von Anlagen und der Reinigung der Abluft- und Abgasmengen, ehe sie in die Atmosphäre gelangen, trägt zum Schutz der Umwelt bei.

Transport

Die Herstellerwerke sind in der Regel nahe an der Rohstoffquelle, bei den Abbaustellen von Naturgips / Gipsstein oder bei  Kraftwerken mit Rauchgasentschwefelungsanlagen angesiedelt um den Transportweg in der Herstellung kurz zu halten.

Quellen

1Bundesverband der Gipsindustrie e. V.

Fertigteilestrich

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Fertigteilestrich wird trocken und meist schwimmend eingebaut. Die Gips- bzw. Gipsfaserplatten besitzen in der Regel Nut und Feder oder eine eingefräste, robuste Stufenfalz. Die einzelnen Elemente werden im Falz verklebt und verschraubt oder geklammert.

„Die Vorteile bei Fertigteilestrichen bestehen darin, dass beim Einbau keine Feuchtigkeit eingebracht wird und keine Wartezeiten entstehen, da Trockenestriche nach dem Verlegen begehbar und nach dem Abbinden der Klebeverbindung belegbar sind. Zudem ist der Fugenanteil gering und Formveränderungen wie Quellen, Schwinden, Dehnungen (durch Temperaturschwankungen) treten nur geringfügig auf. Von Nachteil ist, dass die Platten bei Feuchtigkeitsanfall eine zusätzliche Feuchtigkeitsschutzschicht benötigen.“1

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Die Bearbeitung (z. B. Zuschneiden) von Gips- oder Gipsplatten führt je nach Werkzeug zu hoher Staubentwicklung. Die Nutzung einer Absaugung sollte überprüft werden und gegebenenfalls eine Atemschutzmaske getragen werden.
Von dem enthaltenen faserförmigen Gips ist aufgrund seiner geringen Biobeständigkeit keine Gefährdung zu erwarten.

AGW-Werte

Arbeitsplatzgrenzwert AGW (früher: MAK-Wert)

Calciumsulfat (Gips)
A-Staub: 6 mg/m³ (Alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)

Allgemeiner Staub-Grenzwert
A-Staub: 3 mg/m³ (Alveolengängige Fraktion, früher: Feinstaub)
E-Staub: 10 mg/m³ (Einatembare Fraktion, früher: Gesamtstaub)

REACH / CLP

Die REACH-Verordnung regelt die Herstellung, das Inverkehrbringen und den Umgang mit Industriechemikalien. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen), um ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt zu gewährleisten.

Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden.

Fertigteilestriche werden als Erzeugnis eingestuft. Aus diesem Grund ist kein Sicherheitsdatenblatt erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen.

Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) müssen ausgewiesen werden. Produkt bezogene Informationen hierzu finden sich dann in den Sicherheitsdatenblättern (SDB) des Herstellers.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

Für Calciumsulfat werden folgende Angaben in WINGIS-online gemacht:
„Einatmen oder Verschlucken kann zu Gesundheitsschäden führen. Kann die Atemwege und Augen reizen: z. B. Brennen, Augentränen.“

Emissionen

Bei der Verarbeitung von Fertigteilestrichen sind außer einer möglichen Staubentwicklung keine schädlichen Emissionen zu erwarten.

Umweltrelevante Informationen

Energiebedarf

Bauteile in Trockenbauweise, d. h. auch Fertigteilestriche, können in der Regel mit einfachen Handmaschinen mit geringem Energieaufwand auf der Baustelle erstellt werden.
Siehe auch Bauplatten aus Gips

Wassergefährdung

Das Eindringen von Gipsstaub in Boden, Gewässer und Kanalisation muss vermieden werden (schwach wassergefährdend - WGK 1.2

Transport

Die rohstoffnahe Produktion der Gipsprodukte führt zu erheblich unterschiedlichen Transportentfernungen zur Einbaustelle. Die leichte Bauweise von Gipsplattenkonstruktion reduziert aber die Transportmengen und vereinfacht die Beschickung von Baustellen.

Quellen

1baunetzwissen Fertigteilestrich (Online-Quelle), zuletzt abgerufen am 09.07.2014

2Wingis-online

Fertigteilestrich

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Untersuchungen zur Emission von flüchtigen organischen Verbindungen gemessen an den AgBB-Grenzwerten zeigten keine gesundheitlichen Gefährdungen in Wohninnenräumen.1

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Fertigteilestriche aus Gips- oder Gipsfaserplatten sind nicht brennbar. Sie bieten in Hinblick auf ihre geringe Dicke ausgezeichneten Feuerschutz, da der Gipskern etwa 20 % Kristallwasser enthält, welches bei Brandeinwirkung verdampft und dabei durch Umwandlung Energie verbraucht. Die Temperatur auf der dem Feuer abgewandten Seite bleibt über längere Zeit, in Abhängigkeit von der Plattendicke bei etwa 110 °C konstant. Die dann entstehende entwässerte Gipsschicht bietet eine erhöhte Wärmedämmung. Die in den Feuerschutzplatten enthaltenen Glasfasern wirken dabei als Bewehrung des Gipskerns, so dass der Gefügezusammenhalt bei Brandeinwirkung nachhaltig verbessert wird.4

Wassereinwirkung

Da Gips wasserlöslich ist, kann eine dauerhafte Exposition von Wasser auf den Fertigteilestrich dessen Konstruktion durch Wasseraufnahme schädigen oder zerstören. Ein Gesundheitsrisiko besteht aufgrund möglicher Schimmelbildung.
Siehe Bauplatten aus Gips

Beständigkeit Nutzungszustand

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
Datenbank als PDF

Instandhaltung

Siehe Bauplatten aus Gips

Quellen

1Scherer, C. R. et al, Emissionseigenschaften von Gipsprodukten des Wohninnenraums, Tagung Bauchemie 2010, Tagungsbericht GDCh-Monographie Bd. 42, S. 252-259

Fertigteilestrich

Nachnutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Eine Verunreinigung anderer mineralische Abbruchfraktionen mit Gips (Calciumsulfat) beeinträchtigt deren Aufbereitung oder Vermarktung gegebenenfalls durch die Anreicherung mit Sulfat.1
Bei Rückbau und Abbruch von Fertigteilestrichen, insbesondere im laufenden Gebäudebetrieb, können wie bei anderen Baustoffen auch, Belastungen durch Staub, eventuell mit Schimmelpilzsporen entstehen.2

Wiederverwendung

Bauplatten aus Gips lassen sich selten zerstörungsfrei entfernen, so dass eine Wiederverwendung als Platten selten in Frage kommt. Sie haben zudem in der Regel störende Altanstriche oder Beschichtungen anhaften.

Stoffliche Verwertung

Eine Wiederaufbereitung zur erneuten Produktion von Bauplatten aus Gips findet derzeit in der Regel nur für Produktionsabfälle und Verschnitte statt, da nach Herstellerangaben die Sammlung und Zwischenlagerung von Rückbauabfällen im Vergleich zum Preis des Massenproduktes Bauplatte aus Gips sehr aufwendig ist.
weitere Informationen siehe Bauplatten aus GipsEin Recyclingsystem zur Verwertung von Abbruchgips, Gipsplatten und Baustellenabfälle befindet sich im Aufbau. Es werden in Deutschland bislang mobile Gips-Recyclinganlagen eingesetzt. Derzeit wird aber die Errichtung von drei stationären Recyclingwerken an zentralen Standorten in Deutschland geplant. Damit nimmt die deutsche Gipsindustrie Ihre Produktverantwortung nach dem Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz wahr.1

Energetische Verwertung

Eine energetische Verwertung von Gips ist aufgrund der mineralischen Natur nicht möglich.

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Ist eine Verwertung nicht möglich, können Gipsbauplatten auf Deponien der Klasse I und II gemäß Abfallablagerungsverordnung bzw. Deponievereinfachungsverordnung (derzeit im Gesetzgebungsverfahren) abgelagert werden.

EAK-Abfallschlüssel

10 01 05 Reaktionsabfälle auf Calciumbasis aus der Rauchgasentschwefelung in fester Form
17 08 01 Baustoffe auf Gipsbasis, die durch gefährliche Stoffe verunreinigt werden
17 08 02 Baustoffe auf Gipsbasis mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 08 01 fallen

Quellen

1Herstellung und Entsorgung von Gipsplatten, Bayerische Landesamt f. Umwelt, 20007 / 2009
2Prof. Dr. Peter Heeg, Baustelle Krankenhaus, Hygiene und Umwelt Forum Siegen e. V.
4Bundesverband der Gipsindustrie e. V, Berlin