Produktgruppeninformation
Begriffsdefinition
Als Blähglas bezeichnet man aufgeschäumtes Glas mit kleinen, geschlossenen Poren. Blähglas ist, im Gegensatz zu gebrochenem Schaumglas, kugelförmig und kann so als leichte Gesteinskörnung und Schüttung verwendet werden.
Wesentliche Bestandteile
- Hauptbestandteil: Altglas
- Binde- und Blähmittel: Kohlestaub oder Zucker
Charakteristik
- leicht
- wärmedämmend
- druckfest
Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
- gesundheitlich unbedenklich
- keine Wechselwirkungen mit der Umwelt
Lieferzustand
Granulat mit Korngröße 0,04 - 16 mm
Anwendungsbereiche (Besonderheiten)
- Herstellen von Leichtbeton, Leichtputz, Leichtmauermörtel
- Wärmedämmplatten
- Wärmedämmschüttungen
- Putzträgerplatten
- vorgehängte Fassadensysteme
- Dekorfarben
Technisches
Technische Daten
Blähglas ist sehr rund, leicht und bruchkornfrei. Es ist hoch wärmedämmend, schalldämmend, druckstabil, nicht brennbar. Des Weiteren ist es säure- und alkalibeständig sowie schädlingssicher.
Baustoffklasse nach DIN 4102-1
A1 (nicht brennbar)
Färbung
grau
Beständigkeit
Säurebeständig, alkalibeständig, schädlingssicher (kein Angriff von Nagetieren, Schädlingen oder Pilzen)
Technische Regeln (DIN, EN)
DIN EN 13055 | 2012 | Leichte Gesteinskörnungen für Beton, Mörtel, Einpressmörtel, bitumengebundene Mischungen, Oberflächenbehandlungen und für ungebundene und gebundene Anwendungen |
- 1 | 2002 | Leichte Gesteinskörnungen - Teil 1: Leichte Gesteinskörnungen für Beton, Mörtel und Einpressmörtel |
- 2 | 2004 | Leichte Gesteinskörnungen - Teil 2: Leichte Gesteinskörnungen für Asphalte und Oberflächenbehandlungen sowie für ungebundene und gebundene Verwendung |
DIN EN 12620 | 2011 | Gesteinskörnungen für Beton |
Bauregelliste
Das Deutsche Institut für Bautechnik stellt in den Bauregellisten A, B und C die technischen Regeln für Bauprodukte und Bauarten sowie bauaufsichtlich geregelte und nicht geregelte Bauprodukte und Bauarten auf.
Nach Zustimmung der obersten Bauaufsichtsbehörden der Länder wird die Bauregelliste bekannt gegeben. Erwerb und weiterführende Informationen zu Bauregelliste und ihren Regelungsbereichen siehe unter → www.dibt.de
Eine Darstellung und Erläuterungen zur Klassifizierung von Bauprodukten siehe im Lexikon → Klassifizierung von Bauprodukten
Quellen
Blähglas Dämmstoffe Online-Quelle
Neroth G., Vollenschaar D.; Wendehorst Baustoffkunde,;Vieweg + Teubner Verlag, 27. Auflage, 2012
Literaturtipps
Institut Bauen und Umwelt e.V. / Service / Downloads von Broschüren / Produktgruppenregeln (PCR) / Umweltproduktdeklarationen (EPD):
PCR-Dokument Leichtzuschlag (Download)
Zwiener, G.; Mötzl, H.; Ökologisches Baustoff-Lexikon; 2006; C.F. Müller Verlag; Heidelberg
Scholz/Hiese: Baustoffkenntnis; 16. Auflage, 2007; Werner Verlag (Wolters Kluwer Deutschland GmbH), Köln
nachhaltiges-bauen Blähglas Online-Quelle
Neroth G., Vollenschaar D.; Wendehorst Baustoffkunde,;Vieweg + Teubner Verlag, 27. Auflage, 2012
Rohstoffe / Ausgangsstoffe
Hauptbestandteile
Chemische Zusammensetzung von Blähglas
Spurenelemente: Altglas, Schäumungsmittel CO2, Kohlestaub, Zucker u. a.
Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
Gewinnung der Primärrohstoffe
Für Blähglas wird kein Primärglas eingesetzt sondern ausschließlich Recyclingglas.
Verfügbarkeit
Die Verfügbarkeit des Rohstoffes für Blähglas ist abhängig von der anfallenden Altglasmenge, die nicht mehr für das Glasrecycling geeignet ist.
Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen
Als Rohstoff kommt gereinigtes Altglas zum Einsatz, dass eine Korngröße von kleiner 8 mm besitzt und nicht mehr für die Herstellung von Recyclingflaschen verwendet werden kann.
Radioaktivität
Blähglas enthält keine relevanten Rohstoffe mit radioaktiven Eigenschaften.
Herstellung
Prozesskette
Herstellungsprozess
Zuerst werden die Altgläser von lokalen Glascontainern abgeholt und das meist stark verschmutzte Glas von metallischen oder organischen Bestandteilen gereinigt. Anschließend folgt eine Sortierung nach Korngrößen und Farben (grün, weiß, braun). Für die Herstellung von Blähglas wird ausschließlich Altglas mit einer Körnung unter 8 mm verwendete. Dieses muss in Mahlanlagen zerkleinert werden. Das Glasmehl wird mit Zusätzen vermengt (Binde- und Blähmittel z.B. Kohlestaub oder Zucker) und zu kleinen Kugeln granuliert. Danach wird es auf ca. 850 bis 1000 °C erhitzt und aufgeschäumt, in dem die Blähmittel zu CO2 verbrennen und damit viele kleine geschlossene Bläschen erzeugen. Anschließend werden die Blähglaskugeln in die gewünschten Fraktionen gesiebt.
Umweltindikatoren / Herstellung
Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.
Energieaufwand
Bei der Herstellung von Blähglas wird Energie zur Mahlung und Granulation des Altglases benötigt. Die meiste Energie wird aber bei dem Aufblähprozess bei ca. 900°C verbraucht.
Charakteristische Emissionen
Das Produkt ist frei von Fasern und gibt keine Schadstoffe ab. Anfallende Stäube werden in Filteranlagen abgesaugt und können dem Schmelzbad wieder zugeführt werden.
Maßnahmen Gesundheitsschutz
Es sollte persönliche Schutzausrüstung getragen werden (Augen-, Atem- und Gehörschutz).
Maßnahmen Umweltschutz
Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der Luft sind Einhausung von Anlagen etc. und Einbau von Filtern.
Transport
In Deutschland wird Blähglas nur in wenigen Werken hergestellt, weshalb Transportwege für die Anlieferung von Rohstoffen entstehen.
Quellen
1 nachhaltiges-bauen Blähglas Online-Quelle
Verarbeitung
Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen
Beim Einsatz als leichte Gesteinskörnung in Mörtel oder Putz sind wegen der meist industriellen Verarbeitung keine gesonderten Maßnahmen nötig.
Arbeitshygienische Risiken
Allgemeines
Bei der Verarbeitung als Schüttung ist Staubbelastung möglich. Durch persönliche Schutzmaßnahmen wie Atemschutzmasken können deren Auswirkungen vermindert werden.
AGW-Werte
Mineralischer Staub (A-Staub):
6 mg/m³ gemessen in der einatembaren Fraktion
REACH / CLP
Blähglas ist nach Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) nicht kennzeichnungspflichtig und gemäß Richtlinie 67/548/EWG bzw. 1999/45/EG nicht als gefährlich eingestuft.
Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU
Es liegt keine Einstufung nach GISBAU in WINGIS online vor.
Emissionen
Bei der Verarbeitung von Blähglas als Granulat oder dem Zerschneiden von Blähglas- bzw. Schaumglas-Platten kann es zu einer Staubentwicklung kommen.
Umweltrelevante Informationen
Energiebedarf
Bei der Verarbeitung von Blähglasgranulat als leichte Gesteinskörnung wird Energie beim Mischen zu einem verarbeitbaren Putz, Mörtel oder Beton verbraucht. Die Energiemenge ist abhängig von den verwendeten Mischaggregaten, ist aber im Vergleich zur Energie die bei der Herstellung aufgewendet werden muss gering.
Wassergefährdung
Blähglas ist nicht wassergefährdend.
Transport
In Deutschland wird Blähglas nur in wenigen Werken hergestellt, weshalb Transportwege für die Lieferung zu weiterverarbeitenden Betrieben entstehen.
Nutzung
Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand
Sie befinden sich in einer WECOBIS-Grundstoffgruppe.
Für eine ganzheitliche Betrachtung sind zusätzlich die jeweiligen Bauproduktgruppen zu betrachten. Im rechten Navigationsmenü finden sich Links zu den zugeordneten Bauproduktgruppen. Wenn Sie sich in einer Bauproduktgruppe befinden, sind dort ggf. Links zu den zugeordneten Grundstoffen abgebildet.
Von Magnesiabindern werden weder im Neuzustand noch bei der Nutzung Schadstoffe emittiert.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung
Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum
Während der Nutzungsphase gehen von Blähglas keine Umwelt- und Gesundheitsbelastungen aus.
Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall
Brandfall
Blähglas birgt keine brandrelevante Gefährdung.
Wassereinwirkung
Es sind keine Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu erwarten.
Explosion
Es sind keine Umwelt- und Gesundheitsrisiken zu erwarten.
Nachnutzung
Wiederverwendung / Wiederverwertung / Beseitigung
Sie befinden sich in einer WECOBIS-Grundstoffgruppe.
Für eine ganzheitliche Betrachtung sind zusätzlich die jeweiligen Bauproduktgruppen zu betrachten. Im rechten Navigationsmenü finden sich Links zu den zugeordneten Bauproduktgruppen. Wenn Sie sich in einer Bauproduktgruppe befinden, sind dort ggf. Links zu den zugeordneten Grundstoffen abgebildet.
Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau
Beim Rückbau von Produkten mit Blähglas als leichte Gesteinskörnung kann es zu Staubentwicklung kommen.
Wiederverwendung
Wird Blähglas als Schüttungsmaterial verwendet, kann es bei sortenreinem Rückbau problemlos wieder als Schüttungsmaterial verwendet oder dem Rohstoffkreislauf zugeführt werden.
Wird Blähglas als leichte Gesteinskörnung im Beton eingesetzt ist es fest in die Betonmatrix eingebunden.
Stoffliche Verwertung
Es ist prinzipiell möglich Blähglas einzuschmelzen und erneut zu granulieren und zu schäumen.
Beseitigung / Verhalten auf der Deponie
Blähglas wird auf der Bauschuttdeponie abgelagert. Blähglas ist unverrottbar, alterungsbeständig und frostbeständig.
EAK-Abfallschlüssel
Sonstige Bau- und Abbruchabfälle
17 09 04 | gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen |
Abfälle aus der mechanischen Behandlung von Abfällen (z.B. Sortieren, Zerkleinern, Verdichten, Pelletieren) a. n. g.
19 12 05 | Glas |