Produktgruppeninformation
Allg. Kurzinformation zum Thema Bestand
Holzprodukte sind seit jeher im Hausbau für tragende Zwecke und im Innenausbau in unterschiedlichster Weise eingesetzt worden.
In den 1960er und 70er Jahren war verstärkt ein Trend zur Verwendung von Holz im Innen- und Außenraum zu beobachten. Da zu dieser Zeit der Materialschutz einen hohen Stellenwert hatte, nahm auch die Anwendung von Holzschutzmitteln, Lacken und Lasuren zu.
Sofern die Gefahr von Bauschäden an tragenden Holzbauteilen durch Insekten und/oder Pilzen bestand, mussten diese zusätzlich zu den baulichen Maßnahmen nach DIN 68800-2 (1996) durch chemische Maßnahmen gemäß DIN 68800-3 (1990) geschützt werden. Daher können vor Jahren verbaute Hölzer und Holzprodukte mit Bioziden belastet sein, die heute teilweise nicht mehr verwendet werden. Unabhängig hiervon gilt für alle mit Holzschutzmitteln behandelte Alt- und Resthölzer, dass diese nur in Verbrennungsanlagen gemäß 17. BImSchV (s. h. Altholzverordnung) entsorgt werden können.
Holzschutzmittel für den Schutz von statisch tragenden Holzbauteilen unterlagen bis vor Kurzem einer Zulassungspflicht durch das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt früher IfBt).
Im September 2013 ist die neue Biozid-Verordnung (EU Nr. 528/2012) in Kraft getreten, welche die bisherige Biozid-Richtlinie 98/8/EG ablöst. Für die Bewertung von Bioziden und für die Zulassung von Biozidprodukten also auch von Holzschutzmitteln ist in Deutschland die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) zuständig.
Holzschutzmittel für den Schutz von nichttragenden Holzbauteilen können zusätzlich mit dem RAL-Gütezeichen „Holzschutzmittel“ gekennzeichnet sein.
Auch in der ehemaligen DDR (bis 1990) unterlagen grundsätzlich alle Holzschutzmittel einer Zulassungspflicht.
Nähere Informationen sind den einzelnen Datenblättern des lfu (Bayerisches Landesamt für Umwelt) zu entnehmen:
→ Bauplatten, Datenblatt 402, Schadstoffratgeber Gebäuderückbau
→ Dachstuhl- und Schalungsholz, Datenblatt 409, Schadstoffratgeber Gebäuderückbau
→ Holzverkleidungen, Datenblatt 423, Schadstoffratgeber Gebäuderückbau
Probennahme und Schadstoffnachweis
Da die Probenahme maßgeblich das Analysenergebnis beeinflusst, ist grundsätzlich zu beachten, dass eine repräsentative Probenahme unter Einhaltung bestehender Standards (z. B. DIN EN 351-2:2007-10) zu erfolgen hat. Sofern die Probenahme an bereits verbautem Holz erfolgt, ist DIN 52161-1:2006-06 zu beachten.
Die qualitativen und/oder quantitativen Analysen als auch die Probenahme sollten vorzugsweise einem akkreditierten Prüflabor übertragen werden.
Weitere Informationen zur Probenahme und Bestimmung der Holzschutzmittel und Pestizide sind zu finden unter:
→ Abheben von Holzproben, Datenblatt 602-5
→ Holzschutzmittel und Pestizide, Datenblatt 507
Maßnahmen bei der Sanierung
Bei Modernisierungs-, Sanierungs- und Abbrucharbeiten ist die maximale Arbeitssicherheit zu gewährleisten.
→ TRGS 553 „Holzstaub"
→ TRGS 900 „Arbeitsplatzgrenzwerte“
Eine detaillierte Auflistung zu Arbeitsschutzmaßnahmen einschließlich der Methodik der Gefährdungsbeurteilung (Gefahrstoffermittlung, Analyse, Arbeitsbereichsanalyse) sind dem Datenblatt 602 des lfu zu entnehmen.
→ Arbeitsschutz, Datenblatt 602
Hinweise zur Entsorgung
Bei der Entsorgung von Altholz bilden die in der „Verordnung über Anforderungen an die Verwertung und Beseitigung von Altholz (Altholzverordnung - AltholzV)“ angeführten Grenzwerte und die Altholzkategorien die Entscheidungsgrundlage, inwieweit eine stoffliche oder energetische Entsorgung in Frage kommt.
Eine Entsorgung von belasteten Holzprodukten findet jedoch häufig aufgrund des hohen Heizwerts von 14-19 MJ/kg thermisch statt. Die Produkte dürfen nur in Anlagen nach dem 17. Bundesemissionsschutzgesetz, d. h. in Müllverbrennungsanlagen mit aufwendiger Rauchgasreinigung verbrannt werden.
Allgemeine Entsorgungshinweise enthalten → Datenblatt 701 Richtwerte zur Entsorgung und →Datenblatt 702 Abfallzuordnung für Rückbauabfälle.
Bewertungssystem
Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)
Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen | |
Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) des BMI steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung. | |
Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen | |
WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter Steckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumhygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern. |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes. Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen. |
BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)
Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen | |
Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes. Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau). |
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht darüber, welche der gemäß BK_1.1.6 relevanten Schadstoffgruppen möglicherweise in der Gruppe der Bauprodukte aus Holz auftreten können.
Schadstoffgruppe | Bauprodukte aus Holz |
1. Asbest | - |
2. Polychlorierte Biphenyle (PCB) | möglich |
3. Holzschutzmittel / Biozide: | PCP 1950er bis 1980er, Lindan 1960er bis 1980er, DDT bis 1960er (in der ehemaligen DDR bis zur Wiedervereinigung) |
4. Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe PAK | - |
5. Alte Künstliche Mineralfasern KMF | - |
6. Blei | möglich, aus Anstrichen |
7. Fluorchlorkohlenwasserstoffe FCKW | - |
8. Flammschutzmittel (zurückgestellt) | (zurückgestellt) |
9. Weichmacher: DEHP | - |
10. Formaldehyd | möglich, je nach Klebstoffsystem und Alter des Holzwerkstoffes |
11. Schimmelpilze | konstruktionsabhängig möglich |
12. Radon aus Baustoffen (zurückgestellt) | (zurückgestellt) |
13. Taubenkot | konstruktionsabhängig möglich (Bsp. Dachstuhl) |
14. Feinstaub (zurückgestellt) | (zurückgestellt) |
– = nichts bekannt für Bauprodukte aus Holz |
Mögliche Schadstoffe
Organische Wirkstoffe, Verwendungszeiträumen (nach Voß 1998)
Einstufungsmerkmal | Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen | Verwendung |
mit Quecksilber | Phenylquecksilberacetat | + n.g. s. Hg-Oleat |
Phenylquecksilberdodecylsuccinat | + n.g. s. Hg-Oleat | |
Phenylquecksilberoleat | ++ ➔80 | |
mit Zinn | Tributyl-Zinnbenzoat | + n.g. s. TBTO |
Tributyl-Zinnnaphtenat | + ➔80 | |
Tributyl-Zinnoxid | ++ ➔70 | |
Tributyl-Zinnphosphat | + n.g. s. TBTO | |
mit anderen Metallen | Biobor JF (Trihexylenglycol-biborat) | - |
Aluminium-HDO (Xyligen-Al) | ++ 70➔ | |
Kalium-HDO1 (Xylingen K) | + 70➔ | |
Kupfer-HDO | 80➔ | |
Zinknaphthenat | + ➔70 | |
Kuphernaphthenat | (+) ➔70 | |
mit Halogenen | Aldrin | + ➔70 |
Arboren | (-) | |
Arboren F 11 | (-) | |
Captafol | (-) | |
Captan | - | |
Cholrdan | - | |
Chlorphoxim | (+) 70➔ | |
Chlorpyrifos | + 70➔ | |
Chlorthalonil | (+) 80➔ | |
DDT | + ➔70 | |
Dichlorfluanid DCFN | ++ 60➔ | |
Dichlorvos | (+) 70➔ | |
Dieldrin | + ➔70 | |
Diflubenzuron | (-) | |
Diuron | + 90➔ | |
Dowicil S-13 | (+) 80➔ | |
Endosulfan | ++ 70➔ | |
Fluorfolpet | + 80➔ | |
Folpet | (-) | |
Heptachlor | - | |
IPBC (Trysan Polyphase) | + 90➔ | |
Lindan | ++ ➔90 | |
Methoxychlor | - | |
PCP | ++ ➔90 | |
PCP-Amin | + ➔80 | |
PCP-Natrium | + n.g. s. PCP | |
Phosalone | - | |
Pyrethroide2: Cypermethrin Deltamethrin Fenvalerat Permethrin | ||
+ 80➔ | ||
+ 80➔ | ||
(-) | ||
++ 80➔ | ||
Quat. Ammoniumverbindungen | + 80➔ | |
Tolylfluanid (Preventol A 5) | + 80➔ | |
Toxaphen | (-) | |
Triazole: Tebuconazol Propiconazol | ||
+ 90➔ | ||
+ 90➔ | ||
ohne Halogene | Baycarb | (-) |
Bicom XX (MBT) | + ➔70 | |
Busan 30 | - | |
Carbaryl | (+) 70➔ | |
Carbendazim | + 70➔ | |
Carbendosulf | (+) 80➔ | |
Diazinon | - | |
Dodine | - | |
Furmecyclox3 | ++ 70➔ 90 | |
β-Naphthol | + ➔70 | |
Nitrophenole | + ➔70 | |
OIT | + 90➔ | |
Oligomeres Betain | + 90➔ | |
Parathion | + ➔80 | |
Phentoate | - | |
Phoxim4 | + 70➔ | |
Propoxur4 | + 70➔ | |
Tridemorph5 | + 80➔ | |
ölige Verbindungen | Steinkohlenteeröl6 | ++ ➔ |
Buchenholzteeröl | + ➔60 | |
Chlornaphtaline | ++ ➔70 | |
ohne Strukturaufklärung | Rowalin GZ | - |
1 Einsatz nur in Holzwerkstoffen 2 Seit November 1993 für Innenräume keine Anwendung mehr erlaubt 3 1992 vom Hersteller zurückgezogen 4 Als Wirkstoff gegen Termiten eingesetzt 5 Tridemorph wurde als Wirkstoff in Präparaten auf Lösemittelbasis und zusammen mit Fluorborsäure als Tridemorphfluorborat (Salz) eingesetzt 6 Steinkohleteeröl fand schon im 19. Jahrhundert Anwendung. Bei Carbolineen wurden bis in die 1970er teilweise halogenorganische Zusätze verwendet. n.g. nicht gewertet ++ häufig eingesetzt + Einsatz als gesichert anzunehmen (+) vermutlich eingesetzt (-) Einsatz unwahrscheinlich - vermutlich nicht eingesetzt ➔ Angegeben wird das Jahrzehnt, a) in dem der Wirkstoff zuletzt in Holzschutzmitteln eingesetzt wurde (➔50: bis Ende der 1950er Jahre); b) ab dem der Wirkstoff in Holzschutzmitteln zum Einsatz kam (70➔: frühestens Anfang der 1970er Jahre |
Quellen
DIN 52161-1:2006-06: Prüfung von Holzschutzmitteln - Nachweis von Holzschutzmitteln im Holz - Probenahme aus verbautem Holz
DIN 68800-1:2011-10: Holzschutz - Teil 1: Allgemeines
DIN 68800-2:2012-02: Holzschutz - Teil 2: Vorbeugende bauliche Maßnahmen im Hochbau
DIN 68800-3:2012-02: Vorbeugender Schutz von Holz mit Holzschutzmitteln
DIN EN 351-2:2007-10: Dauerhaftigkeit von Holz und Holzprodukten - Mit Holzschutzmitteln behandeltes Vollholz - Teil 2: Leitfaden zur Probenentnahme für die Untersuchung des mit Holzschutzmitteln behandelten Holzes; Deutsche Fassung EN 351-2:2007
Kaltschmitt, M., Hartmann, H., Hofbauer, H. (2009): Energie aus Biomasse. Grundlagen, Techniken und Verfahren. Springer Verlag, Berlin und Heidelberg.
Voß, A. (1998): Aufkommen und Zusammensetzung von schutzmittelbehandelter Althölzer und ihre Entsorgung
lfu.bayern Schadstoffratgeber Gebaeuderueckbau (Online-Quelle), abgerufen 17.12.2014
timberwork (Online-Quelle), abgerufen 17.12.2014