SCCP - kurzkettige Chlorparaffine

Überblick

SCCP (Short Chained Chlorinated Paraffins) – kurzkettige Chlorparaffine - werden auch chlorierte Paraffine genannt. Sie werden hauptsächlich in Kunststoffen als Weichmacher oder wegen ihrer flammhemmenden Wirkung eingesetzt. Sie werden Fugendichtmassen, Gummi oder Papier zugegeben und als Fettungsmittel in Leder und Pelz eingesetzt. Sie kommen hauptsächlich als Ersatz der inzwischen ebenfalls verbotenen polychlorierten Biphenyle zum Einsatz. 2007 wurden in China 600.000 Tonnen SCCP produziert.

SCCP können vermutlich Krebs erzeugen (Carc. 2, H351) und sind sehr giftig für Wasserorganismen (Aquatic Acute 1, H400; Aquatic Acute, H401). 2008 wurden SCCP aufgrund ihrer Eigenschaften als PBT und vPvB als SVHC eingestuft und in die Kandidatenliste für eine Zulassung aufgenommen. Über die Aufnahme von SCCP als POP in den Anhang A, B oder C der Stockholmkonvention konnte bisher noch keine endgültige Entscheidung getroffen werden.

Chemische, toxikologische und umweltgefährliche Eigenschaften

   
 

Charakterisierung und chemische Eigenschaften. Inhalt aufklappen

 

Die Stoffgruppe der Chlorparaffine wird mit der CAS-Nr. 85535-84-8 spezifiziert und umfasst Kohlenwasserstoffketten der Länge C10-C13, wobei 1-13 Wasserstoffe durch Chloratome ersetzt sein können.

 Abb.4: Beispiele Strukturformel kurzkettige Chlorparaffine

Abbildung 4: Beispiele für Strukturformeln kurzkettiger Chlorparaffine
 

Toxikologische und umweltgefährliche Eigenschaften. Inhalt aufklappen

 

Wie alle halogenierten Kohlenwasserstoffe gibt es auch für alle Stoffe der Gruppe der SCCP keinen biologischen Abbaumechanismus, weshalb diese Stoffe sehr lange sowohl in der Umwelt als auch im biologischen Organismus stabil erhalten bleiben. Einmal in den Organismus aufgenommen werden insbesondere Kohlenwasserstoffketten in der Länge von C10 bis C13 in Fettgewebe und damit auch in biologischen Zellmembranen eingelagert, wo sie über ein ganzes Menschenleben akkumulieren. Gerade Nerven und Hirnzellen sind wegen ihrer vielschichtigen Membransysteme, in die sie eingebettet sind, und der sie umgebenden Fettzellen ein bevorzugtes Endziel für diese Stoffgruppe.

Für heute lebende Erwachsene kann unter Umständen bis zum Lebensende ein Effekt durch die Ansammlung von halogenierten Kohlenwasserstoffen ausbleiben. Menschen, die gerade auf die Welt kommen, hingegen, treffen auf eine Umwelt, die bereits eine erhebliche Hintergrundkonzentration an solchen Stoffen aufzuweisen hat. Über die Muttermilch nehmen sie ungeachtet ihres geringen Körpergewichtes konstant erhöhte Konzentrationen auf, ebenso im weiteren Verlauf ihrer Entwicklung.

Rechtliche Einstufung von SCCP

   
 

CLP-Verordnung - Einstufung und Kennzeichnung von SCCP. Inhalt aufklappen

 

Für SCCP gibt es bereits eine harmonisierte Mindesteinstufung.

 

Gefahrenklasse Gefahren Code  Wortlaut Gefahrenhinweis
Carc. 2 H351 Kann vermutlich Krebs erzeugen (Expositionsweg angeben, sofern schlüssig belegt ist, dass diese Gefahr bei keinem anderen Expositionsweg besteht).
Aquatic Acute 1 H400 Sehr giftig für Wasserorganismen.
Aquatic Chronic 1 H410 Sehr giftig für Wasserorganismen mit langfristiger Wirkung.
  EUH066 Wiederholter Kontakt kann zu spröder oder rissiger Haut führen.
Tabelle 5: Harmonisierte Mindesteinstufung von SCCP nach der CLP Verordnung
 

REACH - Die europäische Chemikalienverordnung - zu SCCP. Inhalt aufklappen

  SCCP wurden am 28.8.2008 aufgrund seiner Eigenschaften als PBT und vPvB als SVHC eingestuft und in die Kandidatenliste für eine Zulassung aufgenommen.
 

POP - Stockholmkonvention - zu SCCP. Inhalt aufklappen

  Die EU hat 2006 den Antrag zur Aufnahme von SCCP als POP in den Anhang A, B oder C der Stockholmkonvention gestellt. Seither konnte noch keine endgültige Entscheidung über die Aufnahme als POP getroffen werden, obwohl in den diversen Reports immer wieder die Persistenz der Stoffe und das von ihnen ausgehende Risiko für Mensch und Umwelt betont wurde.

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Auszug aus:
SVHC am Beispiel von Flammschutzmitteln in Bauprodukten (in WECOBIS: "Flammschutzmittel in Bauprodukten"), IBO Österreichisches Institut für Bauen und Ökologie GmbH,
Dr. Caroline Thurner, Mag. Hildegund Mötzl, erstellt im Auftrag der Bayerischen Architektenkammer, 2015

Inhaltsverzeichnis

Flammschutzmittel in Bauprodukten

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Rechtliche Grundlagen der Europäischen Chemikalienpolitik

Erläuterung der wichtigsten Begriffe der europäischen Chemikalienpolitik

  • REACH - Die europäische Chemikalienverordnung
  • ECHA - Die Europäische Chemikalien Agentur
  • GHS - Das global harmonisierte System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien der Vereinten Nationen
  • CLP - Die Verordnung, die die Umsetzung des GHS in Europa regelt
  • POP - Stockholmkonvention - Ein internationales Übereinkommen, das zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt die Produktion, Verwendung und Freisetzung von persistenten (hartnäckigen) organischen Schadstoffen (POP, persistent organic pollutants) weltweit einschränken oder, wenn nötig, sogar beenden soll.

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Besonders besorgniserregende Stoffe - substances of very high concern (SVHC)

Was sind besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) und welche Folgen hat die Einstufung eines Stoffes als SVHC?

SVHCs sind besonders besorgniserregende Stoffe (substances of very high concern), die am europäischen Markt nach und nach durch andere, weniger gefährliche Stoffe ersetzt werden sollen.
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Flammschutzmittel mit besonders besorgniserregenden Eigenschaften in Bauprodukten

Ausführliche Erläuterungen zu Einsatzbereich, Charakterisierung, chemischen Eigenschaften und rechtlicher Einstufung

  • Hexabromcyclodekan (HBCDD oder meistens verkürzt HBCD)

HBCD fand über Jahrzehnte hinweg breite Anwendung als Brandschutzmittel in Kunststoffen aus Styrol und in expandierten und extrudierten Polystyrol-Hartschäumen (EPS und XPS), HIPS-Gehäusen, Textilien und Polstermöbeln. ... Obwohl HBCD bereits 2013 von der Stockholmkonvention in die Liste der POPs aufgenommen wurde, war in Europa bis zum 21.8.2015 die Herstellung und Verwendung uneingeschränkt erlaubt. Seither darf HBCD nur noch in expandierten Polystyrol-Hartschäumen (EPS) zur Wärmedämmung von Gebäuden verwendet werden und nur dann, wenn der Hersteller eine vorläufige Zulassung der Europäischen Kommission bis 21.8.2019 erwirkt hat.
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  • Tris(2-chlorehyl)phosphat (TCEP)

TCEP wird sowohl als Weichmacher und Viskositätsregulator als auch als Flammschutzmittel in Schäumen, Polyestern und anderen Polymeren, wie Polyurethanen, PVC und Poliisocyanuraten eingesetzt. Diese Polymere werden in so unterschiedlichen und alle Lebensbereiche umfassenden Produkten verwendet wie Textilien, Pölstern, Matratzen, Tapeten, Teppichen, Autos, Möbeln, Lacken, Wärmedämmungen, Dichtungsschäumen, flammschützenden Beschichtungen. ... Seit 21.8.2015 darf TCEP in der EU ausnahmslos nicht mehr produziert und in Umlauf gebracht werden.
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  • Decabromdiphenylether (DecaBDE)

Decabromdiphenylether (DecaBDE) wird als Flammschutzmittel in Kunststoffen wie Polyethylen, Polypropylen, ungesättigten Estern und Polybutylenterephthalat für elektronische Geräte, Fahrzeuge, Polstermöbel und in der Bauchemie eingesetzt. ... Eine weitestgehende Beschränkung der Produktion und Verwendung von DecaBDE in der EU steht derzeit zur Diskussion.
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  • Kurzkettige Chlorparaffine (short chained chlorinated paraffins SCCP)

SCCP (Short Chained Chlorinated Paraffins) – kurzkettige Chlorparaffine - werden auch chlorierte Paraffine genannt. Sie werden hauptsächlich in Kunststoffen als Weichmacher oder wegen ihrer flammhemmenden Wirkung eingesetzt. Sie werden Fugendichtmassen, Gummi oder Papier zugegeben und als Fettungsmittel in Leder und Pelz eingesetzt. ... SCCP können vermutlich Krebs erzeugen (Carc. 2, H351) und sind sehr giftig für Wasserorganismen (H400, H401). 2008 wurden SCCP aufgrund ihrer Eigenschaften als PBT und vPvB als SVHC eingestuft und in die Kandidatenliste für eine Zulassung aufgenommen. Über die Aufnahme von SCCP als POP in den Anhang A, B oder C der Stockholmkonvention konnte bisher noch keine endgültige Entscheidung getroffen werden.
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  • Borate

Als Borate bezeichnet man die Salze aber auch die Ester der Borsäure. ... 2010 wurden Borsäure und Borax von der europäischen Kommission wegen ihrer reproduktionstoxischen (fortpflanzungsgefährdenden) Wirkung als SVHC eingestuft. ... Borsalze werden in einigen Dämmstoffen aus Pflanzen- und Zellulosefasern eingesetzt.
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Maßnahmen im Baubereich

  • Welche Bauproduktgruppen enthalten Flammschutzmittel (FSM), die als besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) eingestuft sind?
  • Gibt es Alternativen zu den besonders besorgniserregenden FSM?
  • Wie kann ich erkennen, ob ein Produkt SVHC enthält?
  • Wie kann ich Produkte mit SVHC vermeiden?
  • Was ist beim Recycling von Produkten mit SVHC zu beachten?

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Quellen, Literatur und Links

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