Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Produktgruppeninformation

Begriffsdefinition

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen bestehen aus einem mit Oxidationsbitumen getränkten Trägermaterial, das beidseitig mit einer zusätzlichen Oxidationsbitumendeckschicht versehen ist und in der Regel mit einer mineralische Bestreuung (Talk, Sand) abgedeckt wird. Die Trägereinlagen aus Polyestervlies, Jutegewebe, Glasgewebe oder Glasvlies bestimmen das mechanische Verhalten wie Festigkeit, Dehnfähigkeit und Reißfestigkeit. Gelegentlich wird auch noch bitumengetränkte Rohfilzpappe angeboten; von der Verwendung dieses technisch überholten Produkts kann nur abgeraten werden.

Gemäß Schätzungen sind etwa 60-70 % der Flachdächer in Deutschland mit bituminösen Dichtungsbahnen abgedeckt. Dazu zählen neben den Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen auch die Polymerbitumen-Dichtungsbahnen. Die restlichen Dächer werden mit Kunststoff-Dichtungsbahnen abgedichtet. [Drefahl 2008] Oxidationsbitumenbahnen werden in erster Linien als erste Lage auf einem zweilagigen Flachdach oder zur Bauwerksabdichtung eingesetzt.

Wesentliche Bestandteile

Die Deckschichten bestehen aus Oxidationsbitumen ( → Bitumen ) und bestimmen die Wasserdichtigkeit, das Temperaturverhalten, die Witterungs- sowie die Alterungsbeständigkeit.

Als Trägereinlagen üblich sind Polyestervlies, Glasgewebe, Glasvlies sowie Kombinationsträger, die aus einer Mischung der vorgenannten Materialien bestehen. Metall-Kunststoffverbunde werden ebenfalls als Trägereinlagen verwendet.

Charakteristik

Oxidationsbitumen sind weniger kälteflexibel und weniger resistent gegenüber starker Erwärmung bei Sonneneinstrahlung als Polymerbitumen. Für neue Dachabdichtungen bieten Polymerbitumen-Dichtungsbahnen oder Kunststoff-Dichtungsbahnen die besseren Eigenschaften.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Der Hauptanwendungsbereich der Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen ist die erste Lage auf zweilagigen Flachdächern oder die Bauwerksabdichtung gegen nicht drückendes Wasser in Unterterrainabdichtungen, die nicht dem Temperaturwechsel ausgesetzt sind.
Die Anwendung von Oxidationsbitumen als Abdichtung auf dem Flachdach ist jedoch umstritten. Sie ist zwar grundsätzlich möglich, vor dem Hintergrund von zahlreichen Schäden jedoch höchstens dort anzuwenden, wo sie durch Wärmedämmungen und andere Schutzschichten so weit wie möglich den wechselnden Witterungseinflüssen entzogen ist.

Als nackte Wasserabdichtung eignen sich Oxidationsbitumenabdichtungsbahnen nicht, auch wenn sie  mit Sand angestreut oder mit Kies bedeckt sind. In diesen Anwendungsbereichen sind UV-beständigere Polymerbitumenbahnen oder Kunststoffdichtungsbahnen zu verwenden.

Anwendungsbereiche von Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen als Flachdachabdichtungssystem:

 
 
Nutzung:
 
 
 
Unterkonstruktion:
 
 
Nackt, mit leichter Schutzschicht Nicht begehbar mit Beschwerung Begehbar Befahrbar  
Erd-
über-
schüttet
 
Massiv ohne Wärmedämmung nicht geeignet möglich, aber nicht ideal 1) möglich, aber nicht ideal 1) möglich, aber nicht ideal 1) möglich, aber nicht ideal 1)
Massiv vorfabriziert ohne Wärmedämmung  nicht geeignet möglich, aber nicht ideal 1) möglich, aber nicht ideal 1)  nicht geeignet möglich, aber nicht ideal 1)
Holz oder Spanplatten  nicht geeignet möglich, aber nicht ideal      
Massiv mit Wärmedämmung  nicht geeignet möglich, aber nicht ideal 2) möglich, aber nicht ideal 2)  nicht geeignet möglich, aber nicht ideal 2)
Profilblech mit
Wärmedämmung
 nicht geeignet möglich, aber nicht ideal 2)      
Vorfabrizierte Wärmedämm-
elemente
 nicht geeignet möglich, aber nicht ideal 2) möglich, aber nicht ideal 2)  nicht geeignet  
nicht geeignet
 
1)

3 Lagen bitumengetränkter Rohfilz 500 g/m2 in 3 Schichten Bitumen-Klebemasse mit Deckaufstrich aus Bitumenmasse, oder

2 Lagen Dachdichtungsbahn mit Vlieseinlage mind. 200g/m2 vollflächig verklebt mit Klebemasse oder verschweißt und Voranstrich, es ist eine geeignete Bahnenkombination zu verwenden. Obere Lage aus Oxidationsbitumen nur für nicht begehbare Dächer.

2)

3 Lagen bitumengetränkter Rohfilz 500 g/m2 in 3 Schichten Bitumen-Klebemasse mit Deckaufstrich aus Bitumenmasse, oder

2 Lagen Dachdichtungsbahn mit Vlieseinlage mind. 200g/m2 vollflächig verklebt mit Klebemasse oder verschweißt und Voranstrich, es ist eine geeignete Bahnenkombination zu verwenden. Obere Lage aus Oxidationsbitumen nur für nicht begehbare Dächer.

Die Wärmedämmung ist durch eine geeignete Trennschicht zu schützen, z.B. überlappende Kaschierung der Wärmedämmung.

Quellen

Birkner, Ch., et al. (2012): Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen, In: abc der Bitumenbahnen, Hrsg: vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e.V., Frankfurt/Main, 5. überarbeitete Auflage

Drefahl, J. (2008): Dach-Report 3/2008, CSI Dachverständige, Berlin

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen
Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Abdichtungsbahnen

Stand 04/2022

    Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen und Bitumen-Dachbahnen
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen und -Dachbahnen Kunststoff-Dichtungsbahnen und Kunststoff-Dachbahnen
         
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS -

Polymerbitumenbahnen

Bauprodukte aus PVC
  Quellen für material-
ökologische Anforderungen
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB)  /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der jeweiligen Abdichtungsbahnen hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS

Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Tapeten).
baubook ÖkoBauKriterien Die Plattform baubook ÖkoBauKriterien bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für Abdichtungsbahnen finden sich Produktdeklarationen und Kriterien in der Gruppe "Dichtungsbahnen, Dampfsperren, Folien & Vliese".
natureplus Ausschreibungshilfen Auf den Internet-Seiten von natureplus finden sich derzeit Ausschreibungshilfen zu Oberflächenbeschichtungen, Holzwerkstoffen, Wandfarben, Dämmstoffen sowie zu Putzen. Ausschreibungstexte zu Abdichtungsbahnen sind derzeit nicht vorgesehen.
  Mögliche Nachweis-
dokumente
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben:  
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Abdichtungsbahnen werden als Erzeugnis eingestuft. Für Erzeugnisse ist kein SDB vorgeschrieben. Die pflichtgemäße Leistungserklärung zur CE-Kennzeichnung für Bauprodukte, die unter den Geltungsbereich der BauPVO fallen, muss Angaben über SVHC enthalten. Für alle Bauprodukte (Erzeugnisse), also auch solche, die nicht im Geltungsbereich der BauPVO liegen, besteht ein Auskunftsrecht für SVHC. Für die Anfrage an den Hersteller steht auf dem Informationsportal des Umweltbundesamtes zu REACH ein Musterbrief zum Download zur Verfügung.
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC + + +
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen;
Emissionsprüfberichte
Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu Abdichtungsbahnen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

GISCODES für Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Für die Verwendung von Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen bedeutet dies, dass hinsichtlich der Verarbeitung die Kaltverarbeitung dem Aufflämmen vorzuziehen ist, falls damit im jeweiligen Anwendungsfall eine technisch gleichwertige Abdichtung erzielt wird.

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Abdichtungsbahnen

Stand 04/2022

    Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen Polymerbitumen-Dichtungsbahnen Bitumen-Dachbahnen Kunststoff-Dichtungsbahnen Kunststoff-Dachbahnen
             
  Umweltzeichen Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen
   
Blauer Engel - - - - -
Österreichisches Umweltzeichen - - - - -
EU Ecolabel (Blume) - - - - -
Nordic Swan Ecolabel  - - - - -
natureplus
Umweltzeichen
 
(nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)

x

x

x

x

x

Cradle to Cradle2 / 
Building supply & Materials (derzeit noch geringe Produktverfügbarkeit)

-

-

-

-

-

  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

Abdichtungsbahnen sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. Informationen zu arbeitshygienischen Risiken siehe Reiter Verarbeitung.

  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 - - - + +
Branchen-EPD1 - - - - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges BauenInhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze

6.3.1 Bitumen-Dachbahnen (Hinweis: Bitumen ist kein Kunststoff)
6.3.02 PVC-Dachbahnen
6.3.03 Elastomer-Dachbahnen
6.3.04 EVA-Dachbahnen (Etylen-Vinylacetat)
6.6.01 Unterspannbahn
6.6.02 Dampfbremse / Dampfsperre
6.6.03 Folien zur Abdichtung

Dichtungsbahnen in WECOBIS = Flachdachabdichtungen
Dachbahnen in WECOBIS = Unterdach-, Unterdeck-, Unterspannbahnen im Steildach

Eine Zuordnung zu den Datensätzen der ÖKOBAUDAT ist nicht eindeutig möglich. Es muss im Einzelfall geprüft werden, welcher Datensatz der ÖKOBAUDAT jeweils verwendet werden kann.

Hinweis:
Da sich die Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt, eine Aussage zur Verfügbarkeit von Datensätzen kann nicht gemacht werden. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann nach Datensätzen über die Gliederungspunkte gesucht werden.

  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Inhalt aufklappen
   
baubook-Deklaration siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Dichtungsbahnen, Dampfsperren, Folien
+ Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+) derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
- Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden
./. Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten des IBU Institut Bauen und Umwelt e.V..
2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist! Die Produktverfügbarkeit ist noch sehr gering!

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung Dach- und Dichtungsbahnen aus Bitumen

Stand 05/2022 (Steckbriefversion V 2015)

Für Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen, Bitumen-Dachbahnen oder Bitumen-Dampfsperren gelten zur Zeit keine spezifischen Anforderungen hinsichtlich BNB-Kriterium 1.1.6. Es empfiehlt sich aber auch hier mindestens die gemäß Qualitätsniveau 1 geforderte Dokumentation der eingesetzten Produkte (s.u. Link zu Textbausteinen).
Die vollständige Dokumentation der verbauten Materialien ist ein wichtiger Baustein des kreislauffähigen Bauens. In BNB_5.2.2 "Qualitätssicherung der Bauausführung" wird damit das höchste Anforderungsniveau erfüllt.

Für Polymerbitumen-Dichtungsbahnen gelten hingegen Anforderungen gemäß Pos. 37 "Polymerbitumenbahnen".

Übersicht 1.1.6-Positionen + WECOBIS-Produktgruppen Qualitätsniveau erreichbar?1
37 Polymerbitumenbahnen → Erläuterungen s.u.
QN1 QN2 QN3 QN4 QN5
  Polymerbitumen-Dichtungsbahnen ja ja ja ja ja
  Mögliche Einschränkungen bei der Produktauswahl / Erläuterungen zu erreichbaren QNs
  Polymerbitumenbahnen Inhalt aufklappen
 

Damit Polymerbitumenbahnen wurzelfest sind, enthalten diese i.d.R. durchwurzelungshemmende Wirkstoffe wie z.B. Mecoprop. Für die Abdichtung nicht begrünter Dächer, bei denen durchwurzelungshemmende Eigenschaften nicht gefordert sind, sind diese Wirkstoffe ab QN3 ausgeschlossen. Entsprechende Produkte für nicht begrünte Dächer sind am Markt verfügbar. Es gibt zudem inzwischen neue Entwicklungen von Polymerbitumenbahnen, die auch ohne durchwurzelungshemmende Wirkstoffe wurzelfest sind.

→ zu den Anforderungen und Textbausteinen

Tabelle 1.5.3: Übersicht der erreichbaren Qualitätsniveaus / Polymerbitumen-Dichtungsbahnen
1 Entsprechende Produkte vorausgesetzt, die die jeweiligen Einzelanforderungen erfüllen. Sofern nichts anderes vermerkt (s. ggf. Erläuterungen), ist eine ausreichende Produktverfügbarkeit gegeben.

→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen sind im WECOBIS Modul Planung & Ausschreibung (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
QN1 Produktdokumentation als übergeordnete Anforderung
→ Polymerbitumenbahnen

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

Einordnung Dichtungen, Abdichtungen im Bestand

Für Abdichtungsbahnen, Abdichtungsanstriche und Dampfsperren findet man die entsprechenden Informationen gesammelt für die ganze Obergruppe unter Dichtungen, Abdichtungen im Bestand.

Neue Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen enthalten kein Teer (PAK) mehr, bis 1980 war dies teilweise der Fall. Auch alte Polymerbitumen-Dichtungsbahnen enthalten nach derzeitigem Kenntnisstand keine Schadstoffe, welche in der bestehenden Bausubstanz relevant sein könnten.
Kunststoff-Dichtungsbahnen können Weichmacher auf Phtalatbasis (DEHP) enthalten. Gemäß EU Verordnung Nr. 143/2011 vom 17. Februar 2011 wird DEHP als reproduktionstoxisch klassifiziert. Seit dem  21. Januar 2015 ist das Inverkehrbringen und der Gebrauch der Substanz ohne Zulassung verboten.
Bei Flüssigfolien als Bauprodukte handelt es sich um eine relativ neue Entwicklung. Sie enthalten keine der für BNB_BK_1.1.6 relevanten Schadstoffe.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

Einordnung Dichtungen, Abdichtungen

Produktgruppe Zu erwartende VOC-Emissionen Zu erwartende Formaldehyd-­Emissionen
bituminöse Voranstriche1 möglich keine
Flüssigfolien2 möglich keine
Gussasphalt und Asphaltmastix3 möglich keine
Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen4 keine keine
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen4

keine

keine
Kunststoff-Dichtungsbahnen5 möglich keine
Bitumen-Dachbahnen keine keine
Kunststoff-Dachbahnen keine keine
Bitumen-Dampfsperren6 keine keine
Kunststoff-Dampfsperren6 keine keine
 
Tabelle 1.5.8: Übersicht möglicher VOC- und Formaldehyd-Emissionen
 
keine
Die Produktgruppe enthält kein Formaldehyd oder keine VOC.
möglich
Die Produkte der Produktgruppe unterscheiden sich bezüglich der zu erwartenden VOC- oder Formaldehyd-Emissionen.
hoch
Die Produktgruppe verursacht grundsätzlich hohe VOC-Emissionen oder Formaldehyd-Emissionen. Alternativen sind vorzugsweise in der Wahl funktional gleichwertiger Baustoffe anderer Produktgruppen oder anderer Konstruktionen zu suchen.

1 Bituminöse Voranstriche werden in der Regel außen und nicht in bewohnten Innenräumen eingesetzt. Aus diesem Grund spielen sie für die Bewertung nach BNB 3.1.3 in der Regel keine Rolle. Sollte ein derartiger Voranstrich trotzdem in einem beheizten Innenraum vorhanden sein, sind VOC-Emissionen grundsätzlich möglich. Es sollten dann zumindest, sofern technisch möglich, immer lösemittelarme Bitumenemulsionen gemäß GISCODE BBP10 verwendet werden.
2 Sofern Flüssigfolien als Alternative zu konventionellen Abdichtungen im Außenraum eingesetzt werden, sind sie für die Beurteilung von BNB 3.1.3 nicht relevant. Bei Flüssigfolien, die im Innenraum eingesetzt werden, sind VOC-Emissionen möglich. Insbesondere in Folge von unsachgemäßer Verarbeitung sind Emissionen zu erwarten. Eine möglichst geringe Belastung kann z. B. durch die Verwendung von Produkten mit dem EMICODE EC1plus "sehr emissionsarm" erreicht werden.
Sofern Gussasphalt und Asphaltmastix als Abdichtung im Außenraum eingesetzt werden, spielen sie für die Bewertung nach BNB 3.1.3 keine Rolle.
Bei Gussasphaltestrichen im Innenraum können VOC-Emissionen nicht ausgeschlossen werden.
4  Sofern Bitumendichtungsbahnen gemäß ihrer vorgesehenen Anwendung im Außenraum eingesetzt werden, spielen sie für die Bewertung nach BNB 3.1.3 keine Rolle.
5 Polyolefin-/EPDM-Dichtungsbahnen: Aufgrund der Zusammensetzung sind keine relevanten Emissionen zu erwarten.
PVC-/ EVA-Dichtungsbahnen: Der in PVC- und EVA-Bahnen möglicherweise eingesetzte Weichmacher DEHP (Di(ethylhexyl)phthalat) kann über längere Zeit abgebaut werden. Das Reaktionsprodukt 2-Ethylhexanol ist ein VOC und kann in die Raumluft gelangen. Messungen für PVC-Beläge älteren Datums [Zellweger et al., 1997] zeigen, dass diese erhebliche VOC-Emissionen aufweisen können. Für neu eingebaute PVC-Dichtungsbahnen sind messbare VOC-Emissionen zu erwarten.
6 Bitumen- und Kunststoff-Dampfsperren werden bei Ständerkonstuktionen in der Regel zwischen der Wärmedämmung und der Innenverkleidung der Aussenwände eingesetzt. Bei massiven Wänden oder Decken liegen sie zwischen der Wand, bzw. Decke und der Wärmedämmung. Sie bilden die dampfundurchlässige Trennschicht zwischen Innen- und Aussenraum. Sie können je nach Konstruktion mit der Innenraumluft in Kontakt stehen. Als Quelle relevanter Innenraumbelastungen sind Dampfsperren jedoch wenig wahrscheinlich. Bei unsachgemässer Verarbeitung könnten höchstens die Verklebungen zu Emissionen führen.

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung

Einordnung Dichtungen, Abdichtungen

Rückbaubarkeit Geringer Rückbauaufwand => hoher Rückbauaufwand
Konstruktionsweise lose Verlegung mechanische Fixierung (vollflächige) Verklebung
Bituminöse Voranstriche1, Flüssigfolien2, Gussasphalt, Asphaltmastix     X
Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen     X
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen  X X X
Bitumen-Dachbahnen, Kunststoff-Dachbahnen   X X
Bitumen-Dampfsperren3, Kunststoff-Dampfsperren    X  X

Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Rückbaubarkeit
1Bituminöse Voranstriche haften bedingt durch ihre Funktion auf dem Untergrund. Die Rückbaubarkeit ist grundsätzlich nicht gegeben.
Bituminöse Voranstriche können nicht sortenrein zurückgebaut werden. Sie treten im Rückbau als Anhaftungen an anderen Baustoffen in Erscheinung und können die Recyclingfähigkeit dieser Baustoffe vermindern.
2 Flüssigfolien haften auf dem Untergrund, weshalb ihr Rückbau grundsätzlich mit einem besonders hohen Aufwand verbunden ist.
3 Bitumen-Dampfsperren werden nur an den Nähten verklebt und punktuell mechanisch fixiert oder vollflächig verklebt. In Falle der mechanischen Fixierung ist der Rückbau mit einem mittleren Aufwand verbunden. Falls die Dampfsperren vollflächig verklebt werden, so ist die Trennung aufwändig bis unmöglich. Bitumen-Dampfsperren bestehen zudem aus einem Trägermaterial (Vlies, Gewebe) mit Deckschichten aus Polymerbitumen und einer mineralischen Bestreuung oder Abdeckung mit einem Kunststofffaservlies. Sie sind somit ein Stoffgemisch und lassen sich nur mit erheblichen Aufwand in sortenreine Fraktionen auftrennen.

Verwertungs-/ Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung
Flüssigfolien nicht möglich nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Gussasphalt, Asphaltmastix möglich 1 möglich 1 nicht möglich möglich
Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen nicht möglich nicht möglich  momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Polymerbitumen-Dichtungsbahnen nicht möglich in Ausnahmefällen 2 momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Kunststoff-Dichtungsbahnen nicht möglich möglich sofern Rücknahmesystem vorhanden 3 momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Bitumen-Dachbahnen nicht möglich  nicht möglich momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
Kunststoff-Dampfsperren nicht möglich in Ausnahmefällen 4 momentan der übliche Beseitigungsweg nicht zulässig
 
Tabelle 1.5.10-2: Übersicht Verwertbarkeit
 
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Porduktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert

1 Nur möglich sofern frei von Schadstoffen (PAK). Gegenwärtig ist jedoch Bitumen als Nebenprodukt der Erdöldestillation relativ kostengünstig und das Angebot an Asphaltabbruch aus dem Straßenbau groß, so dass für eine Verwertung von Gussasphalt und Asphaltmastix kein ökonomischer Anreiz besteht.
2 Für Polymerbitumenbahnen sind derzeit nur kleinere Anlagen in Betrieb. Ein Rücknahmesystem welches von Herstellern angeboten wird, ist derzeit noch nicht vorhanden.
3 Für Kunststoff-Dichtungsbahnen existiert ein europäisches Rücknahmesystem, das derzeit jedoch nur für PVC- und EVA-Bahnen ein kostenlose Rücknahme anbietet. Angesichts der hohen Anteile Weichmacher und Stabilisatoren ist das PVC-Recycling jedoch aus ökologischer Sicht mit Vorbehalt zu betrachten. Es gibt gute Gründe dafür, die umweltgefährdenden Bestandteile zu vernichten resp. kontrolliert abzulagern (Filterstaub) als sie einer weiteren Nutzung zuzuführen. Bei homogenen Kunststoff-Dichtungsbahnen ist im besten Fall eine minderwertige Verwertung möglich. Sofern dies nicht möglich ist, können sie einer energetischen Verwertung zugeführt werden.
4 Nur für homogene Dachbahnen möglich (z.B. PE-Spinnvlies) und sofern eine Rücknahmesystem vorhanden ist.

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Technisches

Technische Daten

In der nachfolgenden Tabelle sind die wichtigsten Eigenschaften ausgewählter Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen aufgeführt und einer typischen Polymerbitumen-Dichtungsbahn gegenübergestellt. Wärmestandfestigkeit, Kälteflexibilität und Alterungsbeständigkeit von Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen sind gegenüber den Polymerbitumen-Dichtungsbahnen deutlich reduziert.

   
V 60 S4
 
 
G 100 DD
 
 
R 320
 
 
Polymerbitumen-
 
Dichtungsbahn 1)
 
 
Gewicht
 
 
4.7 kg/m²
 
 
3.5 kg/m²
 
 
1.5 kg/m²
 
 
5.2 kg/m²
 
 
Reißkraft längs
 
 
250 N/50mm
 
 
500/50mm
 
 
150 N/50mm
 
 
> 500 N/50mm
 
 
Reißkraft quer
 
 
220 N/50mm
 
 
500/50mm
 
 
100N/50mm
 
 
> 500 N/50mm
 
 
Reißdehnung
 
 
2 %
 
 
3 %
 
 
1.5 %
 
 
> 30 %
 
 
Kältebiegung
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
< - 10 °C
 
 
Wärmestand-
 
festigkeit
 
 
> 60 °C
 
 
> 60 °C
 
 
 
 
 
> 80 °C
 
 
Erweichungspunkt
 
 
100 °C
 
 
100 °C
 
 
100 °C
 
 
124 °C
 
 
Dampfdiffusion µ * Foliendicke d
 
 
300 m
 
 
220 m
 
 
 
 
 
200 m
 

1 ) Als Beispiel wurde hier ein PYP-PV 140 S4 gewählt

Baustoffklasse nach DIN 4102-1

B2

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN EN 13707 Abdichtungsbahnen - Bitumenbahnen mit Trägereinlage für Dachabdichtungen - Definition und Eigenschaften
DIN EN 13969

Abdichtungsbahnen - Bitumenbahnen für die Bauwerksabdichtungen gegen Bodenfeuchte und Wasser - Definition und Eigenschaften

DIN EN 1849-1

Abdichtungsbahnen - Bestimmung der Dicke und flächenbezogenen Masse - Teil 1: Bitumenbahnen für Dachabdichtungen

Kurzzeichen

Die Vornorm DIN V 20000-201 definiert Kurzzeichen zur Einteilung der Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen. Unterscheidungsmerkmale sind die verwendete Trägereinlage mit Angabe des Flächengewichts in g/m2 sowie die Verarbeitungsart. Aus jeder Spalte der Tabelle unten wird jeweils ein passendes Kurzzeichen gewählt und zum gesamten Kurzzeichen zusammengefügt. Zum Schluss kann eine weitere Zahl folgen, die die Dicke der Bahn ausweist.

Trägereinlage
Einlage: Material
Verarbeitungsart
G: Glasgewebe + Flächengewicht in g/m2 S: Schweissbahn + Dicke in mm
PV: Polyestervlies + Flächengewicht in g/m2 DD: Dachdichtungsbahn
V: Glasvlies + Flächengewicht in g/m2  KSK: Kaltselbstklebebahn
KTG: Kombinationsträger mit über 50 Gew.-% Glasanteil + Flächengewicht in g/m2  
KTP: Kombinationsträger mit über 50 Gew.-% Polyesteranteil + Flächengewicht in g/m2  
VCu, VAl: Kupfer (Cu)- oder Aluminium (Al)-Kunststoffverbundfolien + Flächengewicht in g/m2  

 

Beispiele für vollständige Kurzzeichen sind unten aufgeführt.

Norm-
bezeichnungen
Kurzzeichen Dimensionen
Bitumenmasse
Träger
 
Bitumenschweiß-
bahnen DIN 52131
 
PV 200 S5
G 200 S5
G 200 S4
V 60 S4
5 mm
5 mm
4 mm
4 mm
Polyestervlies 200 g/m²
Glasgewebe 200 g/m²
Glasgewebe 200 g/m²
Glasvlies 60 g/m²
 
Bitumendachdich-
 
tungsbahnen
DIN 52130
 
 
PV 200 DD
G 200 DD
V 13
 
 
2 kg/m²
1.6/2.0 kg/m²
1.3/1.5 kg/m²
 
Polyestervlies 200 g/m²
Glasgewebe 200 g/m²
Glasvlies 60 g/m²

CE-Zeichen

seit 2005

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Literaturtipps

Birkner, Ch., et al. (2012): Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen, In: abc der Bitumenbahnen, Hrsg: vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e.V., Frankfurt/Main, 5. überarbeitete Auflage

Blaich, J. (1999): Bauschäden Analysen und Vermeidung, Fraunhofer IRB Verlag/EMPA, Stuttgart

Bucheli, Th., Müller, St.R., Vögelin, A. & Schwarzenbach, R.P. (1998): Bituminous Roof Sealing Membranes as Major Sources of the Herbicide (R,S)-Mecoprop in Roff Runoff Waters: Potential Contamination of Groundwater and Surface Waters, Env. Science & Techn. Vol. 32, No 22, p. 3465, 1998, New York.

Burkhardt, M., Pillonel, C., Hitzfeld, B. (2009): Information über Mecoprop in Bitumen-Dachbahnen, Hrsg: Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK, Bundesamt für Umwelt BAFU

Dournow, R. (1989): Ausführungsrichtlinien für Flachdachabdichtungen, VERAS Verband Abdichtungsunternehmungen Schweiz, 1989, Bern.

Drefahl, J. (2008): Dach-Report 3/2008, CSI Dachverständige, Berlin

Ecomed Verlag (o.A.): Expositionsbeschreibungen zur Überwachung von Arbeitsbereichen „Schweißen von Bitumenbahnen", In: Handbuch Bauchemikalien,  Landsberg.

Gahlmann, Heinrich (1994): Produkt- und Ökoprofil Bituminöser Dichtungsbahnen von Vaparoid, Eigenverlag, 1994, Affoltern a.A. CH.

Knecht, U., Stahl, S., Woitowitz, H.-J. (o.A.): „Handelsübliche Bitumensorten: PAH-Messgehalte und temperaturabhängiges Emissionsverhalten unter standardisierten Bedingungen", In: Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft, S. 429 – 434.

Meyer, Richard F., Attanasi, Emil D. (2003): Heavy Oil and Natural Bitumen – Strategic Petroleum Resources, U.S. Geological Survey Fact Sheet 70-03, August 2003, Online Version 1.0. Online-Quelle

Schmidt, H. (1992 / 1993): Emissionen polycyclischer, aromatischer Kohlenwasserstoffe beim Verarbeiten von Bitumen und Polymerbitumen-Bahnen, In: Bitumen 2/1992 u. 2/1993. Untersuchungen des Instituts für Arbeits- und Sozialmedizin der Justus-Liebig-Universität, Gießen.

Sonntag, H. (1989): Gutachterliche Stellungnahme zur Frage der gesundheitlichen Relevanz von Emissionen aus Bitumen-Dachbahnen bei Temperaturen von bis zu 80 °C, Hygiene-Institut der Universität Heidelberg, November 1989

Sonntag, H., Erdinger, L. (1992): Gutachterliche Stellungnahme zur Frage der gesundheitlichen Bedeutung von Emissionen mutagener Verbindungen aus Heißbitumen bei 190 °C. Hygiene-Institut der UniversitätHeidelberg, September 1992

Vital, J.-D. (1996): Wahl eines Flachdachsystems aus der Sicht der Bauherrschaft, Sonderdruck aus "Schweizer Ingenieur und Architekt", Nr. 38, Zürich

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Oxidationbitumen-Dichtungsbahnen 2.1.1

Abb. 1: Zusammensetzung nach Funktionen

Der Hauptbestandteil der Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen ist gefüllter Oxidationsbitumen ( → Bitumen). Es handelt sich um ein mit Luft geblasener Destillationsbitumen. Für die Imprägnierung des Trägermaterials wird oft der dünnflüssigere Destillationsbitumen verwendet.

Die Trägermaterialien machen in der Regel nur wenige Gewichtsprozent aus und können aus Kunststoff (Polyestervliese), aus natürlichen Stoffen (Jute, Pappe) oder aus mineralischen Stoffen (Glasgewebe, Glasvlies) bestehen.

Die gewichtsbezogen zweitwichtigste Komponente in Bitumen-Dichtungsbahnen sind die mineralischen Füllstoffe des Oxidationsbitumens (ca. 25 %) und die Sand- und Talk-Abstreuungen. Es handelt sich um fein gemahlene Gesteine (Füllstoffe) und Sande. Rohstoffe, die alle relativ gut verfügbar sind und lediglich eine einfache Aufbereitung und Verarbeitung erfordern.

 
 
 
 
V 60 S4
 
 
G 100 DD
 
 
R 320
 
Polymer-
bitumen-
Dichtungsbahn

1)
 
 
Gewicht
 
 
4.7 kg/m²
 
 
3.5 kg/m²
 
 
1.5 kg/m²
 
 
5.2 kg/m²
 
 
Träger-
 
einlage
 
 
60 g/m² Glasvlies
 
 
100 g/m² Glasgewebe
 
 
320 g/m² Rohfilz
 
 
140 g/m² Polyestervlies
 
 
Deck-
 
schichten
 
 
3330 g/m² Oxidationsbitumen
1110 g/m² Kalkstein- und Schiefermehl-Füllstoffe
 
 
2250 g/m² Oxidations-
 
bitumen
750 g/m² Kalkstein- und Schiefermehl-Füllstoffe
 
 
1180 g/m² Destillations-
 
bitumen
 
 
2935 g/m² Destillationsbitumen,
375 g/m² SBS Polymer,
1350 g/m² Kalkstein- und Schiefermehl-Füllstoffe
 
 
Abstreuung
 
 
200 g/m² Talk und Sand oben
 
 
400 g/m² Talk und Sand beidseitig
 
 
keine
 
 
400 g/m² Talk und Sand beidseitig
 
 
Schweiss-
 
folie
 
 
6 g/m² Polypropylen
 
 
-
 
 
-
 
 
-
 

1 ) Als Beispiel wurde hier ein PYP-PV 140  gewählt.

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Gewinnung der Primärrohstoffe

Bitumen werden ausschließlich aus fossilen Rohstoffen hergestellt. Die Gewinnung der fossilen Rohstoffe aus Erdöl, Erdgas und Kohle wie auch der mineralischen Rohstoffe ist mit Umweltrisiken verbunden. Die mineralischen Rohstoffe Gesteine, Sand, Talk (Speckstein) werden meist im Tagebau abgebaut. Dabei werden natürliche Flächen langerfristig umgewandelt. 

Verfügbarkeit

Die Rohstoffverfügbarkeit aller Materialien außer der Glasvlies- oder Glasgewebe-Träger ist an die Erdölförderung gekoppelt. Mit der allmählichen Erschöpfung der Erdölvorräte vermindert sich auch das Potential zur Gewinnung von Bitumen und Herstellung von Kunststoffen. Ein Ende der Erdölförderung würde das Ende des in großen Mengen als Nebenprodukt verfügbaren Bitumens bedeuten. Allerdings werden die zusätzlich zu den heute genutzten Ölvorkommen vorhandenen Schweröl- und Bitumen-Lager auf rund 600 Milliarden Barrel geschätzt (Meyer et al. 2003). Diese werden im Falle einer zunehmenden Ölknappheit stärker ausgebeutet und auch zur Energiegewinnung genutzt werden.

Die mineralischen Rohstoffe sind alle auch längerfristig gut verfügbar und erfordern lediglich eine einfache Aufbereitung und Verarbeitung.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Produktionsabfälle können prinzipiell wieder aufgeschmolzen und das Bitumen zurück gewonnen werden.

Radioaktivität

Bitumen sind nicht radioaktiv. Abdichtungsbahnen können verwendet werden, um Gebäude vor eindringendem Radon zu schützen (natürliche Strahlenexposition). Radon gelangt aus dem Untergrund zuerst in die Kellergeschosse eines Gebäudes und von dort in das restliche Gebäude. Über die Entstehung von Radon im Untergrund und die damit einhergehende Radonproblematik informiert der Lexikonbegriff natürliche Strahlenexposition ausführlich.

Bei Neubauten in Gebieten mit erhöhter Radon-Belastung soll die Belastung am Baustandort abgeklärt werden. Falls eine erhöhte Radonbelastung festgestellt wird, sind Maßnahmen vorzusehen, um die Belastung des Innenraums mit Radon niedrig zu halten. Alle Abdichtungsbahnen sind grundsätzlich für die Radonabdichtung geeignet. Wesentlich für den Erfolg der Maßnahme ist die Radon-dichte Ausführung aller Anschlüsse und Nähte.

Im Bestand steht als Alternativen zur Abdichtung des Baugrundes die Abdichtung des Erdgeschosses gegenüber dem Keller mit Absaugung der Kellerluft zur Verfügung.

Weitere Informationen zur Radioaktivität sind auf der Webseite des Bundesamts für Strahlenschutz abrufbar.

Landinanspruchnahme (Landuse)

Die Bitumen-Produktion ist mit geringem Flächenverbrauch für die Erdölgewinnung und die Raffineriestandorte verbunden. Durch Leckagen während der Erdöl-Förderung oder des Erdöl-Transports können allerdings die Ökosysteme beträchtlicher Flächen längerfristig geschädigt werden.

Quellen

Informationen zu Radon in Gebäuden: Online-Quelle

Meyer, Richard F., Attanasi, Emil D. (2003): Heavy Oil and Natural Bitumen – Strategic Petroleum Resources, U.S. Geological Survey Fact Sheet 70-03, August 2003, Online Version 1.0. Zugriff: Online-Quelle

 

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Herstellung

Prozesskette

prozesskette Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Herstellungsprozess

Die Herstellung von Bitumen-Dichtungsbahnen  beinhaltet keine chemischen Prozesse. Das Trägermaterial wird als Bahn abgewickelt und mit leichtfüssigem, erhitztem Destillationsbitumen vorimprägniert, gewalzt und schließlich in einer Wanne mit den Deckmassen aus Oxidationsbitumen versehen. Vor dem Abkühlen und Aufwickeln der Bahnen zu Rollen wird die Abstreuung aufgebracht.

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.

Graue Energie

Zuverlässige Daten über den kumulierten Energieaufwand für die Herstellung von Bitumen-Dichtungsbahnen sind nicht verfügbar. Sie lassen sich mit Hilfe der Grauen Energie von Bitumen und dessen Modifikationen aufgrund der Zusammensetzung grob abschätzen. Unsicher ist der Energieaufwand bei der Verarbeitung im Werk des Bahnenherstellers. Dazu sind noch keine Zahlen vorhanden. Mit Hilfe von Analogieüberlegungen wurde mit einem Wert von 1.5 MJ/kg für alle Dichtungsbahnen gerechnet. Der Verarbeitungsanteil ist im Vergleich zum gesamten Produktionsprozess gering.

Die Graue Energie von Bitumen-Dichtungsbahnen pro Flächeneinheit ist ausgesprochen von der Dicke und vom Füllstoffgehalt des Bitumens abhängig. In der folgenden Tabelle sind drei typische Beispiele für Bitumen-Dichtungsbahnen einer Polymerbitumen-Dichtungsbahn gegenübergestellt. Der Bitumenanteil macht bei den Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen über 90 % der Grauen Energie aus. Art und Gewicht der Trägermaterialien, der Schweißfolien und der Abstreuung haben praktisch keinen Einfluss auf die Energieintensität der Dichtungsbahnen.

 
 
 
 
V 60 S4
 
 
G 100 DD
 
 
R 320
 
Polymer-
bitumen-
Dichtungsbahn

1)
 
 
Gewicht
 
 
4.7 kg/m²
 
 
3.5 kg/m²
 
 
1.5 kg/m²
 
 
5.2 kg/m²
 
 
Träger-
 
einlage
 
 
3 MJ /m² Glasvlies
 
 
5.0 MJ/m²
Glasvlies
 
 
3.9 MJ/m² Rohfilz
 
 
11.8 MJ/m²
Polyestervlies
 
 
Deck-
 
schichten
 
 
166 MJ/m² Oxidations-
 
bitumen
0.9 MJ/ g/m² Kalkstein- und Schiefermehl-
 
Filler
 
 
111 MJ/m² Oxidations-
 
bitumen
0.6 MJ/m² Kalkstein- und Schiefermehl -Filler
 
 
55 MJ/m² Destillations-
 
bitumen
 
 
146 MJ/m² Destillationsbitumen,
30 MJ/m² SBS Polymer,
1.0 MJ/m² Kalkstein- und Schiefermehl-Filler
 
 
Abstreuung
 
 
0.2 g/m²
Talk und Sand beidseitig
 
 
0.4 MJ/m²
Talk und Sand beidseitig
 
 
keine
 
 
0.4 MJ/m²
Talk und Sand beidseitig
 
 
Schweiss-
 
folie
 
 
0.45 MJ/m² Polypropylen
 
 
 -
 
 
 -
 
 
 -
 
 
Verarbeitung
 
 
7.1 MJ/m²
 
 
4.5 MJ/m²
 
 
2.3 MJ/m²
 
 
7.8 MJ/m²
 
 
Total
 
 
178 MJ/m²
 
37.7 MJ/kg
 
 
121 MJ/m²
 
34.6 MJ/kg
 
 
61 MJ/m²
 
40.6 MJ/kg
 
 
197 MJ/m²
 
37.9 MJ/kg
 

Die gewichtsbezogenen Unterschiede zwischen den verschiedenen Bahnen sind nicht sehr groß. Man kann in guter Näherung mit  durchschnittlich 35-40 MJ/kg rechnen. Die flächenbezogenen Werte von Polymerbitumen-Dichtungsbahnen liegen in der Regel etwas höher als die Werte für Bahnen aus Oxidationsbitumen. Das ist eine Folge des höheren Flächengewichts der Polymerbitumen-Dichtungsbahnen.

Charakteristische Emissionen

Die heiße Verarbeitung von Bitumen führt zu VOC-Emissionen. Diese können jedoch als verhältnismäßig gering eingeschätzt werden, obwohl dazu keine zuverlässigen Zahlen verfügbar sind. Pro kg heiß zu verarbeitendes Bitumen kann mit 1 - 2 g VOC-Emissionen gerechnet werden.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Für Bitumen sind keine Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) festgelegt. Die TRGS 900 legt jedoch Grenzwerte für Kohlenwasserstoffgemische fest. Heißbitumen ist heute nicht mehr mit Teer verschnitten und wird deshalb nicht mehr als krebserzeugend eingestuft.

Maßnahmen Umweltschutz

Die VOC-Emissionen in der Produktion betragen schätzungsweise wenige g/kg verarbeitetes Heißbitumen. Sie stellen eine Luftbelastung dar, die allerdings im Vergleich zu anderen industriellen Quellen kaum ins Gewicht fällt.

Quellen

Kasser, Ulrich, Pöll, Michael (1999): Graue Energie von Baustoffen, Büro für Umweltchemie, 2. Auflage

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Das Verschweißen der Bahnen erfordert weniger Material, verlangt jedoch mehr Erfahrung. Beim Verschweißen wird die untere Bahn bis zur Schmelze der Oberfläche mit Propangas erhitzt. Durch anschließendes Walzen entsteht eine homogene Verbindung zwischen den beiden Bahnen. Es können sowohl Oxidations- wie auch Polymerbitumen-Dichtungsbahnen unter sich oder miteinander verschweißt werden. Je nach Material und atmosphärischen Bedingungen werden zwischen 60 - 120 g/m² Propangas benötigt, was einer Energiemenge von ca. 3 - 6 MJ/m² entspricht.
Bei der Klebetechnik wird Heißbitumen auf die Unterlage ausgestrichen und die obere Bahn darauf verklebt. Man rechnet mit 1.1 - 1.5 kg Heißbitumen pro m².

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Von den Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen gehen keine arbeitshygienischen Risiken aus. Heißbitumen ist nach GefStoffV nicht als gesundheitsschädlich kennzeichnungspflichtig (→ Bitumen).

Für die arbeitshygienischen Belastungen ist die Verarbeitungsart maßgebend. Werden die Dichtungsbahnen lose verlegt, gibt es weder für die Arbeiter noch für die Umwelt irgendwelche Auswirkungen. Das Verschweißen der Bahnen verlangt mehr Erfahrung und ist mit höheren arbeitshygienischen Risiken verbunden. Die arbeitshygienischen Risiken gehen beim Schweißen zum einen vom Einsatz der Propangasbrennern aus. Unsachgemäßer Umgang kann zu Bränden führen. Der Körper ist vor der Hitzeeinwirkung zu schützen. Zum anderen sind die Emissionen gesundheitsgefährdender Dämpfe und Aerosole zu beachten. Der Gesprächskreis Bitumen der GISBAU legt als Beurteilungswert einen maximalen Luftgrenzwert von 10mg/m3 fest. Beim Arbeiten ist für ausreichend Frischluftzufuhr zu sorgen. Zutritt von Wasser muss ausgeschlossen werden. Zur persönlichen Schutzausrüstung gehören eine Gestellbrille sowie bei erhöhter Spritzgefahr Gesichtsschutz.

AGW-Werte

Für Bitumen sind keine Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW) festgelegt. Die TRGS 900 legt jedoch Grenzwerte für Kohlenwasserstoffgemische fest. Heißbitumen ist heute nicht mehr mit Teer verschnitten und wird deshalb nicht mehr als krebserzeugend eingestuft.

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Bauprodukte wie z.B. Bauplatten, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Mauersteine, Betonfertigteile oder Verglasungen werden als Erzeugnis eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen).
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) > 0,1 Gew.-% müssen ausgewiesen werden. Für diese Informationen besteht eine Auskunftspflicht, die allerdings für alle Bauprodukte (Gemische und Erzeugnisse) gilt, die unter den Geltungsbereich der Bauproduktenverordnung (BauPVO) fallen. Sie müssen für Erzeugnisse aber nicht in Form eines Sicherheitsdatenblattes nach den Kriterien des Anhangs II der REACH-Verordnung gegeben werden.

Für Verbraucher muss die Informationsweitergabe auch nur auf Anfrage beim Hersteller erfolgen. Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten findet man beim Umweltbundesamt / REACH / Auskunftspflichten.

Emissionen

Besondere Risiken sind bei der Verarbeitung von Abdichtungsbahnen nicht zu erwarten. Die Emissionen an flüchtigen organischen Kohlenwasserstoffen (VOC) sind verhältnismäßig gering, obwohl dazu keine zuverlässigen Zahlen verfügbar sind. Pro kg heiß zu verarbeitendes Bitumen wird mit 1 - 2 g VOC-Emissionen gerechnet.

Quellen

Technische Regeln für Gefahrstoffe, TRGS 900 (2013): Arbeitsplatzgrenzwerte, Ausgabe: Januar 2006 zuletzt geändert und ergänzt: GMBl 2013 S. 363-364 v. 4.4.2013 [Nr. 17]

GISBAU (2013): GISBAU Information Bitumen, Unternehmer-Version 01/2013.24, Online-Quelle

GISBAU (2006): Gesprächskreis BITUMEN, Sachstandsbericht 2006, Hrsg.: R. Rühl (Red.)

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen werden normalerweise im Außenraum eingesetzt. Innenraum-Emissionen sind in diesem Fall nicht zu erwarten.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Da das Bindemittel in Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen nicht wassergefährdend ist (WGK 0) und da die Produkte keine Hilfsstoffe enthalten, kann eine Wassergefährdung ausgeschlossen werden.

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen werden normalerweise im Außenraum eingesetzt. Innenraum-Emissionen sind in diesem Fall nicht zu erwarten. Die längerfristige Abgabe von Schadstoffen in die Luft ist bei Innenanwendungen zu beachten. Aufgrund von Einzelmessungen und aufgrund der chemischen Zusammensetzung ist eine Abgabe von Bestandteilen des Bitumens über größere Zeiträume in die Luft nicht auszuschließen.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen enthalten keine Hilfsstoffe. Das Bitumen selber enthält keine umweltrelevanten Bestandteile, bzw. ein Auswaschen eventueller toxischer Substanzen konnte bislang nicht beobachtet werden (WGK 0, nicht wassergefährdend).

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Bitumen-Dachdichtungsbahnen sind normalentflammbar (Baustoffklasse B2). Aufgrund der Zusammensetzung und der chemischen Struktur muss angenommen werden, dass die Brandgase relativ toxisch sind. Selbst bei einer Verbrennung mit ausreichender Sauerstoffzufuhr entstehen schwefelhaltige Brandgase, die gesundheitsgefährlich sind. Überhitztes oder brennendes Bitumen kann auch in erheblichem Maße zur Brandausbreitung beitragen.

Wassereinwirkung

Eine Auswaschung eventueller toxischer Substanzen konnte bislang nicht beobachtet werden (WGK 0, nicht wassergefährdend).

Beständigkeit Nutzungszustand

Die Beständigkeit des Bitumens ist schon aufgrund seiner Entstehungsgeschichte relativ hoch. Dennoch sind die Bedingungen in den Erdöllagern nicht dieselben wie in den Anwendungsbereichen des Hochbaus. Insbesondere wirken Sauerstoff und UV-Strahlen auf die Dichtungsbahnen ein. In der Praxis ist die Versprödung des Bitumens zu beobachten. Wahrscheinlich durch das allmähliche Verdunsten von Bestandteilen über längere Zeiträume, zieht sich die oberste Schicht zusammen (Elefantenhaut) und an der Oberfläche sind Rissbildungen festzustellen. Durch Witterungseinfluss werden diese Rissbildungen gefördert.

Gegenüber wässrigen Laugen, Säuren und Salzen sind Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen beständig. Organische Lösemittel, Benzine und Mineralöle vermögen Bitumen im Gegensatz zum Steinkohleteer bis zu einem gewissen Maße anzugreifen.

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.

Datenbank als PDF

Instandhaltung

Die Instandhaltung von Flachdachaufbauten kann Schäden durch übermäßigen Bewuchs oder durch Verfrachtung der Schutzschicht verhindern.

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen

Nachnutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Der Rückbau von Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen kann ein Gesundheitsrisiko darstellen, falls es sich um alte Dachbahnen handelt, die noch Teer enthalten. Für aktuelle Produkte sind keine besonderen Gefahren zu erwarten.

Wiederverwendung

Da Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen meist verschweißt werden, ist eine Wiederverwendung nicht möglich. Auch für lose verlegte Bahnen ist eine Wiederverwendung schwierig. Die Bahnen müssten getrennt und aufgerollt werden. Sie könnten zudem nur auf Objekten mit geometrisch zur alten Fläche passenden Abmessungen eingesetzt werden.

Stoffliche Verwertung

Eine stoffliche Verwertung von Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen ist grundsätzlich möglich. Sie können in geeigneten Anlagen zu neuem Bitumen verarbeitet werden. Voraussetzung dafür ist ein einfacher Ausbau, der nur bei lose verlegten Bitumen-Dichtungsbahnschichten problemlos möglich ist. In der Regel werden Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen verklebt. Der neue Rohstoff Bitumen als Koppelprodukt der Erdölraffinerien gilt nicht als knapp. Deshalb bestehen aus der Sicht der Ökonomie keine Anreize, Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen, v.a. in kleinen Mengen, wie sie im Hochbau anfallen, zu recyclieren. Das kann sich aber bei geringerer Rohstoff-Verfügbarkeit und höheren Preisen ändern.

Energetische Verwertung

Gemäß der Gewerbeabfallverordnung (GewAbfV) sollen Abfälle aus Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen mit den Kunststoffen gesammelt und einer thermischen Verwertung zugeführt werden. Falls die Abfälle gemischt erfasst werden, sind sie einer Vorbehandlungsanlage zuzuführen. Die Verwertung ist in beiden Fällen vorgeschrieben. Mit einem Bitumengehalt von durchschnittlich etwa 75 % haben Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen einen relativ hohen Heizwert  und können in geeigneten Verbrennungsanlagen mit hohem Energienutzungsgrad energetisch verwertet werden. Da jedoch Bitumen einen Schwefelgehalt aufweist, der mit demjenigen von Schweröl vergleichbar ist, darf Bitumen nur in Anlagen mit weitergehender Rauchgasreinigung verbrannt werden. Die mineralischen Bestandteile, die in der Regel etwa 25 % ausmachen, bleiben in der Schlacke zurück und müssen deponiert werden. Besondere Schadstoffe in den Rückständen sind nicht zu erwarten. Trotz dieser beiden Einschränkungen wird das Verbrennen von Bitumen mit energetischer Nutzung heute als optimaler Entsorgungsweg angesehen.

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen sind keine besonders überwachungsbedürftigen Abfälle. Ein Abbau des Bitumens unter Deponiebedingungen dürfte in Anbetracht der Entstehungsgeschichte des Bitumens höchstens in außerordentlich langen Zeiträumen erfolgen. Emissionen in Folge von Ablagerungen der Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen auf Deponien können in zivilisatorischen Zeiträumen ausgeschlossen werden.

EAK-Abfallschlüssel

Die Zuordnung von Abfallschlüsseln kann in der Praxis je nach Bundesland unterschiedlich gehandhabt werden. Im konkreten Fall ist immer eine Abklärung der anzuwendenen EAK-Schlüssel notwendig.

Für Oxidationsbitumen-Dichtungsbahnen können folgende EAK-Abfallschlüssel in Frage kommen:

20 02 03 Kunststoff
20 03 02 Bitumengemische
20 09 04 gemischte Bau- und Abbruchabfälle mit Ausnahme derjenigen,
die unter 17 09 01, 17 09 02 und 17 09 03 fallen

Quellen

Verordnung über das Europäische Abfallverzeichnis (Abfallverzeichnis-Verordnung – AVV, zuletzt geändert am 24. Februar 2012). Online-Quelle abgerufen am 11.7.2012

LAGA (2003): Vollzugshinweise zur Gewerbeabfallverordnung (Download)