Keramik-Fliesen und -Platten

Produktgruppeninformation

Keramikfliesen

Begriffsdefinition

Keramikfliesen und -platten sind gebrannte Erzeugnisse aus einem Rohstoffgemenge aus Ton und Mineralien für den Einsatz als Boden- oder Wandverkleidung im Innen- wie Außenraum. Keramik stammt von dem griechischen Wort für Ton „Keramos“ ab.

Es wird zwischen Steingutfliesen, Irdengutfliesen, Steinzeugfliesen, Cotto und grobkeramischen Produkten (Klinker) unterschieden.

Als Steingut bezeichnet man Keramik, deren „Scherben“ nach dem Brand bei 950–1150 °C eine Wasseraufnahme von mehr als 10% aufweist. Steingutfliesen weisen einen weißen oder leicht getönten Scherben auf. Irdengutfliesen werden ebenfalls dem Steingut zugeordnet, sind aber im Unterschied zu den Steingutfliesen meist farbig.

Steinzeug ist definiert als eine Keramik mit einer Wasseraufnahme von unter 3%. Gegenüber dem poröseren Steingut hat Steinzeug eine höhere Dichte und bessere mechanische Festigkeiten. Als Feinsteinzeug (FSZ) bezeichnet man keramische Fliesen mit einer Wasseraufnahme von unter 0,5%.

Cotto oder Terrakotta wird aus Kalkmergel mit starken „Verunreinigungen“ aus Quarzkrümeln hergestellt. Man nennt dieses Gemisch auch toskanischen Schieferton. Beim Brennen entsteht aus dem blau-grauen Ausgangsmaterial durch Oxidation der typisch rötlich gefärbte Cotto.

Zu den sogenannten grobkeramischen Produkten gehören die klassischen Klinker und Spaltklinker, bestehend aus Schamotte, Feldspat und weiß- oder rotbrennenden Tonen. Spaltklinker haben ihren Namen aus dem Produktionsprozess: Es handelt sich dabei um stranggepresste Klinker, die erst nach dem Brand gespalten werden. Auf der Rückseite sind dann die Rillen der Strangpressung zu erkennen. Durch die Rillen haftet der Mörtel sehr gut.

Quelle: Wikipedia

Wesentliche Bestandteile

Rohstoffe sind unterschiedliche Tonsorten, Kaolin, Porzellanerden, Quarz und Feldspat.
Glasbildende Mineralien (z. B. SiO2) werden für die Glasuren eingesetzt.

Charakteristik

Keramikfliesen werden in unterschiedlichen Qualitäten angeboten, wobei v. a. die Wasseraufnahmefähigkeit, die Frostbeständigkeit, die Rutschsicherheit und die Abriebfestigkeit zur Klassifizierung herangezogen werden. Hervorzuheben ist die lange Lebensdauer der Keramikfliesen, die in der Regel nicht von der Gebrauchs- und Funktionstüchtigkeit begrenzt ist, und sie lassen sich leicht reinigen.

Steingutfliesen besitzen einen relativ weichen weißen, gelblichen oder auch rötlichen Scherben und sind leicht zu bearbeiten. Ihr poröser Scherben nimmt relativ stark Wasser auf. So sind Steingutfliesen daran zu erkennen, dass ein auf die Fliesenrückseite gegebener Wassertropfen langsam aufgesogen wird. Aufgrund dieser relativ hohen Wasseraufnahme sind Steingutfliesen nicht zur Verlegung im Freien geeignet. Das aufgenommene Wasser würde den Fliesenscherben bei Frost sprengen.

Steinzeugfliesen aus Feinkeramik besitzen eine hohe Festigkeit und geringe Porosität, sie sind frostsicher und abriebfest. Häufig werden Steinzeugfliesen mit Glasuren oder werkseitigen Oberflächenvergütungen veredelt, um ästhetisch ansprechende Oberflächen zu erreichen und die Fleckempfindlichkeit zu vermindern. Hier gibt es je nach Art und Ausführung große Unterschiede, unter anderem in der Abriebfestigkeit.

Cotto ist ein atmungsfähiges Material aus roten Tonbestandteilen und überwiegend unbehandelt. Nach der Verlegung ist meist eine Imprägnierung erforderlich.

Die Brenntemperatur von 1200- 1300 °C trägt zu der sehr hohen Dichte von Feinsteinzeug bei. Hierdurch erhält es eine hohe Bruchfestigkeit, Verschleißfestigkeit und chemische Beständigkeit. Feinsteinzeug-Fliesen werden unglasiert, poliert oder glasiert angeboten. Die geringe Porosität der Feinsteinzeug-Fliesen bringt es mit sich, dass normaler Zementmörtel für die Verlegung von Feinsteinzeug ungeeignet ist. Es sind spezielle, Kunststoff vergütete Fliesenkleber zu wählen. Das gilt ebenso für die verwendeten Fugenmaterialien.

Hohe Kantenschärfe und Beständigkeit gegen Wasser und Frost machen den Klinker zu einem geeigneten Boden- und Wandbelag für Außenraume.

Quelle: Wikipedia

Besonders wichtige Eigenschaft hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Bodenbeläge aus mineralischen Ausgangsstoffen sind vor allem durch ihr hohes Gewicht charakterisiert, dadurch sind die Transportaufwendungen hoch. Der Energieverbrauch für das Brennen bei hohen Temperaturen ist hoch im Vergleich zum Energieverbrauch bei der Herstellung anderen Bodenbelägen. Je höher die Brenntemperatur und je länger die Brenndauer, desto höher ist der Energiebedarf. Diesen Umweltbelastungen aus der Herstellung steht eine sehr lange technische Lebensdauer gegenüber. Fugen sind Bestandteil des Belages und nicht so widerstandsfähig wie die Fliesen. Für die Fugen sollte daher eine unempfindliche Farbe gewählt werden.

Lieferzustand

Da das Planungsraster im Bad auf einem Grundmaß von 60 cm aufbaut, entsprechen die klassischen, quadratischen Steingutfliesen diesem Rastermaß durch die Formate 15x15, 20x20 und 30x30 cm. Es gibt auch Hochformate wie 15x20 und 20x30 cm, die diesem System entsprechen. Daneben gibt es aber auch die Formate 25x25 cm, 15x25, 20x25 und vornehmlich für Küchen die Größe 10,8x10,8 cm. Die Dicke feinkeramischer Steingutfliesen liegt in der Regel je nach Format zwischen 5 und 9 mm.

Bei Steinzeugfliesen ist das Angebot an Formen und Formaten wesentlich umfangreicher als bei den Steingutfliesen. Es reicht vom klassischen Quadrat über das Rechteck bis zu Sechs- und Achtecken. Aufeinander abgestimmte Formate erlauben dabei häufig interessante Formatkombinationen – zum Beispiel von Quadraten und sechseckigen Langformaten (Schiffchen) oder von großen Quadraten und schmalen Rechtecken als Rahmen, wobei die Ecken durch kleine, möglicherweise andersfarbige Quadrate ausgefüllt werden.

Auch Cotto oder Terrakotta besitzt oft eine viel größere Auswahl an Formaten und Formen als Steingutfliesen.

Eine Tendenz zu immer größeren Formaten (120 × 120 cm und darüber hinaus) ist zu beobachten.
Neben großformatigen Fliesen sind aber auch Mosaikfliesen - Fliesen im Format 1×1 cm bis 10×10 cm - verbreitet.

Anwendungsbereiche (Besonderheiten)

Steingutfliesen und Irdengutfliesen sind wegen des hohen Wasseraufnahmevermögens nicht frostsicher und werden innen, im Objekt- und Wohnbereich zur Wand- und Bodenbekleidung verwendet. Sie sind gut für Feuchträume geeignet. Der Belag verfügt über eine große Härte. Typische Anwendungen für Steingut- und Irdengutfliesen sind dekorative Wandbeläge in Innenräumen.

Steinzeugfliesen sind dagegen frostbeständig. Ein Belag aus Steinzeugfliesen kann auch auf der Terrasse fortgesetzt werden. Fast alle Fliesen für stark beanspruchte Anwendungsbereiche, zum Beispiel in Industrie, Gewerbe oder öffentliche Bereichen, sind aus Steinzeug.
Wegen ihrer überragenden physikalischen Eigenschaften (hohe Bruchfestigkeit, Verschleißfestigkeit und chemische Beständigkeit) und des breiten Angebots an unterschiedlichsten Optiken werden Feinsteinzeug-Fliesen mittlerweile in vielen verschiedenen Anwendungsgebieten eingesetzt.

Quellen:
http://www.baunetzwissen.de/standardartikel/Boden-Keramikfliesen_966949.html

Marktsituation

Die europäische Fliesenindustrie stellt den weltweit größten Exporteur dar und hält einen Anteil von 75 Prozent des internationalen Fliesenhandels. Ein Drittel der in Europa produzierten Fliesen werden exportiert.
Der Großteil der europäischen Produktion ist in zwei Region konzentriert: in Sassuolo (Emilia-Romagna, Italien) und Castellón (Comunidad de Valencia, Spanien). Ein signifikanter Teil an Produktionsstätten befindet sich außerdem in Polen, Portugal, Deutschland, Frankreich, Bulgarien, UK, Rumänien, den Niederlanden, Tschechien und Ungarn.

Im Industrieverband Keramische Fliesen + Platten e. V. haben sich elf führende Unternehmen der deutschen Fliesen- und Spaltplattenindustrie zusammen geschlossen. Auf europäischer Ebene werden die Hersteller von keramischen Fliesen und Platten durch European Ceramic Tile Manufacturers Federation (CET), einer Untergruppe von Cerame-Unie vertreten.

⇒ Marktsituation Bodenbeläge Deutschland

Quellen

European Commission (2007): Reference Document on Best Available Techniques in the Ceramic Manufacturing Industry. August 2007.  [abgerufen im September 2013]

Wikipedia / Fliese

Keramik-Fliesen und -Platten
Keramik-Fliesen und -Platten

Planungs- und Ausschreibungshilfen

WECOBIS informiert produktneutral. An verschiedenen Stellen bietet WECOBIS jedoch auch Unterstützung dazu, wie sich Produkte innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer ökologischen Eigenschaften unterscheiden lassen.

Informationen hier im Reiter Planungsgrundlagen:

  • Links zu materialökologischen Anforderungen und Textbausteinen für Planung und Ausschreibung im WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen,
  • Hinweise auf mögliche Quellen und Nachweisdokumente zu Planungs- und Ausschreibungskriterien,
  • ggf. weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen, z.B. Hinweise zu Verwendungseinschränkungen hinsichtlich Gefahrstoffverordnung (bei Stoffen / Gemischen), zu Alternativen oder zu besonderen Eigenschaften hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz.

Übersicht Planungsgrundlagen: Mineralische Bodenbeläge

Stand 02/2022

    Keramikfliesen und -Platten Kunststein-Bodenbeläge Naturstein-Bodenbeläge
         
  Material-
ökologische Anforderungen
Im Modul "Planung & Ausschreibung" bietet WECOBIS eine Übersicht zu möglichen materialökologischen Anforderungen und Textbausteine für Planung und Ausschreibung. Inhalt aufklappen
   
Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS

Textbausteine in WECOBIS basieren auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB). Dieser stellt derzeit keine Anforderungen an mineralische Bodenbeläge. Im Zusammenhang mit der Verarbeitung von mineralischen Bodenbelägen → Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten und Beschichtungen von Natur- und Betonwerksteinbodenbelägen.

  Quellen für material-
ökologische Anforderungen
Die hier genannten Quellen, insbesondere BNB, bilden die Grundlage für Planungs- und Ausschreibungshilfen bzw. materialökologische Anforderungen und Textbausteine in WECOBIS. Inhalt aufklappen
   
Bewertungssystem
Nachhaltiges Bauen

(BNB) /
Kriterium 1.1.6 (Risiken für die lokale Umwelt)

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen. Die o.g. Textbausteine und materialökologischen Anforderungen in WECOBIS basieren derzeit auf Kriteriensteckbrief 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt. Dieser steht in engem Zusammehang mit Kriteriensteckbrief 3.1.3 Innenraumhygiene.

Auch wenn ein Gebäude nicht zertifiziert werden soll, bilden die einzelnen Kriteriensteckbriefe eine gute Grundlage, Orientierung und Hilfestellung für die Umsetzung ökologischer Aspekte in der Gebäudeplanung.

Einordung der jeweiligen Bodenbeläge hinsichtlich verschiedener Kriteriensteckbriefe siehe Reiter BNB-Kriterien in WECOBIS

Umweltbundesamt
(UBA)
Auf den Internet-Seiten des Umweltbundesamtes (UBA) befindet sich der „Informationsdienst für umweltfreundliche Beschaffung“. Man findet dort auch Empfehlungen für die Ausschreibung u.a. für die Gebäudeinnenausstattung (z.B. Bodenbeläge, Bodenbelagsklebstoffe, Tapeten).
baubook ÖkoBauKriterien Die Plattform baubook ÖkoBauKriterien bietet eine Sammlung von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Für mineralische Bodenbeläge finden sich dort Produktdeklarationen und Kriterien in der Gruppe der Boden- und Wandbeläge.
natureplus Ausschreibungshilfen Auf den Internet-Seiten von natureplus finden sich derzeit Ausschreibungshilfen zu Oberflächenbeschichtungen, Holzwerkstoffen, Wandfarben, Dämmstoffen sowie zu Putzen.
  Mögliche Nachweis-
dokumente
Mithilfe von Nachweisdokumenten müssen die gestellten materialökologischen Anforderungen geprüft und dokumentiert werden. Zum Teil sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Neben den folgend genannten gehören auch Produktdatenblätter, Technische Merkblätter, sowie Herstellererklärungen zu möglichen Dokumentationsunterlagen. Inhalt aufklappen
   
gesetzlich vorgeschrieben:  
REACH / CLP:
Sicherheitsdatenblatt (SDB)
Mineralische Bodenbeläge werden als Erzeugnis eingestuft. Für Erzeugnisse ist kein SDB vorgeschrieben. Die pflichtgemäße Leistungserklärung zur CE-Kennzeichnung für Bauprodukte, die unter den Geltungsbereich der BauPVO fallen, muss Angaben über SVHC enthalten oder mitliefern (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage). Für alle Bauprodukte (Erzeugnisse), also auch solche, die nicht im Geltungsbereich der BauPVO liegen, besteht ein Auskunftsrecht für SVHC. Für die Anfrage an den Hersteller steht auf dem Informationsportal des Umweltbundesamtes zu REACH ein Musterbrief zum Download zur Verfügung.
Die meisten Bodenbeläge fallen in den Geltungsbereich der BauPVO (s. Listung in Bauregelliste B Teil 1 /  1.18).
Leistungserklärung gemäß BauPVO mit Angaben zu SVHC (kein harmonisiertes Format, erfordert ggf. Nachfrage) + + +
freiwillige Produktkenn-zeichnungen / -deklarationen;
Emissionsprüfberichte

Für einige Bauproduktgruppen existieren freiwillige Produktkennzeichnungen oder -deklarationen wie z.B. Umweltzeichen oder Umweltproduktdeklarationen, die als Nachweis für materialökologische Anforderungen dienen können. Eine Übersichtstabelle dazu mit detaillierten Informationen zu mineralischen Bodenbelägen findet sich im Reiter Zeichen & Deklarationen. Emissionsprüfberichte (ohne Umweltzeichenzertifizierung) können zwar hilfreich sein, sind aber oft nicht leicht zu interpretieren. Insbesondere ist auf die Rahmenbedingungen zu achten, die der Prüfung zugrunde lagen und ob diese mit denen der Anforderung übereinstimmen.

Übersicht Lebenszyklusinformationen: Mineralische Bodenbeläge

    Keramikfliesen und -Platten Kunststein-Bodenbeläge / Betonwerkstein kunstharzgeb. Kunststein-Bodenbeläge Naturstein-Bodenbeläge
           
  Rohstoffe Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Rohstoffe)
   
Hauptbestandteile nach Rohstoffherkunft (gemäß Beispielrezeptur)
Anteil fossiler Rohstoffe 0 M-% 0 M-% 5 M-% 0 M-%
Anteil mineralischer Rohstofffe 100 M-% 100 M-% 95 M-% 100 M-%
Anteil erneuerbarer Rohstoffe 0 M-% 0 M-% 0 M-% 0 M-%
Charakteristische Inhaltsstoffe
Hauptbestandteile Ton und Kaolin, ev. weitere mineralische Zuschlagstoffe Gesteinskörnungen, Zement (ca. 25 Masseprozent) Gesteinskörnungen, Polyesterharze (ca. 5 Masseprozent)  Naturstein
Beschichtung Glasur Die Beschichtung wird meist erst nach der Verlegung ausgeführt und ist daher nicht Produktbestandteil.
Problematische Inhaltsstoffe
Potenziell gefährliche Inhaltsstoffe Früher wurden teilweise Glasuren mit radioaktiven oder schwermetallhaltigen Verbindungen eingesetzt. Solche Fälle sind in Deutschland aber schon lange nicht mehr bekannt geworden. In vulkanischen Gesteinen (z.B. Granit), kann die spezifische Aktivität natürlicher Radionuklide von Bedeutung sein.
Die Beschichtung kann Lösemittel oder andere problematische Inhaltsstoffe einhalten.
Sonstiges
Verwendung von erneuerbaren und Sekundär-Rohstoffen

Gebrannter Bruch kann zu Steinmehl gemahlen und dem Rohstoffgemenge wieder zugesetzt werden.

Recyclingmaterial kann als Gesteinskörnung eingesetzt werden. nicht möglich
  Herstellung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Herstellung)
   ÖKOBAUDAT-Datensätze → 1. Mineralische Baustoffe / 1.3 Steine und Elemente / 1.3.07 Fliesen und Platten Derzeit keine Ökobau.dat-Datensätze vorhanden. → 1. Mineralische Baustoffe / 1.3 Steine und Elemente / 1.3.08 Naturwerkstein
Energiebedarf für die Herstellung Wegen des Brennvorgangs ist ein hoher Energie-aufwand für die Herstellung von Fliesen erforderlich. Der Energiebedarf für den Brennvorgang ist abhängig von der Fliesenart (v.a. Gewicht), der Brenntechnik (Brennofen, Brenntemperaturen, Anzahl der Brände), der Energieeffizienz des Herstellwerkes und der Qualität des Rohstoffgemisches. Der Energieaufwand für die Herstellung des Bindemittels (Zement bzw. Polyesterharz) ist hoch. Die Gesteinskörnungen werden mit geringem Aufwand hergestellt. Es ist keine Energie für einen Brennprozess erforderlich.
  Verarbeitung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Verarbeitung, zu ggf. vorhandenen verarbeitungsspezifischen Produktkennzeichnungen wie z.B. Giscode, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
  Arbeitshygienische Risiken

Beim Schneiden der Fliesen bzw. Platten oder beim Anmachen des Fliesenmörtels kann es zu Staubbelastungen kommen, welche über den Expositionsgrenzwerten liegen. Neben E-Staub (einatembare Fraktion) und A-Staub (alveolengängie Fraktion) entsteht auch alveolengängiger Quarzstaub (kann Krebserkrankungen der Atemwege verursachen). Zur Verminderung der Staubbelastung können die Belagsmaterialien z.B. nass geschnitten, entstehender Staub direkt erfasst und die Baustelle gereinigt werden.

  Terrazzo muss nach Erhärten geschliffen werden, wobei eine erhebliche Lärm- und Staubbelastung für VerarbeiterInnen entsteht.  
  Nutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nutzung, zur Innenraumhygiene nach BNB siehe siehe Reiter BNB-Kriterien, zu ggf. vorhandenen innenraumrelevanten Produktkennzeichnungen wie z.B. Blauer Engel, siehe Reiter Zeichen & Deklarationen)
   
Emissionen

In einer Studie des Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wurden für die Baustoffgruppe Fliesen/Platten/Steingut sehr geringe Radonexposition gemessen.

Die Radionuklidkonzentration in den Ausgangsstoffen für Beton zeigt geologisch bedingt eine hohe Variabilität.
Bei Kunststeinen sind die im Vergleich zu sonstigen Betonanwendungen geringen Einsatzmengen zu beachten.

Die vom BfS untersuchten Granite sind selbst bei großflächiger Anwendung in Gebäuden uneingeschränkt verwendbar.

Andere Emissionen aus mineralischen Bodenbelägen sind nicht zu erwarten.

Geruch

Mineralische Bodenbeläge weisen keinen Geruch auf.

  Nachnutzung Inhalt aufklappen (detailliertere Informationen siehe Reiter Nachnutzung)
   
Rückbaubarkeit / Trennbarkeit Eine Rückgewinnung verklebter Bodenbeläge ist wegen der guten Haftung am Untergrund nicht bzw. nur mit großem Aufwand möglich. Intakte Fliesen bzw. Steine könnten gesäubert und wiederverwendet werden.
Verwertbarkeit / Recyclingfähigkeit

Gemahlene sortenreine Elementreste können als Magerungsmittel in der Produktion verwertet werden. Fliesenbruch kann auch als Splittersatz verwendet werden (Downcycling).

Verwertung als Splittersatz möglich.

Die stoffliche Verwertbarkeit kunstharzgebundener Steine ist wegen der Kunstharzanteile begrenzt.

Verwertung als Splittersatz möglich.
Typischer Entsorgungsweg Deponierung (Inertstoffdeponien)
Energiegewinnung möglich? nein
 

Weitere planungs- und ausschreibungsrelevante Informationen in WECOBIS

Allgemeine Unterstützung zum Umgang mit Nachhaltigkeitsaspekten in Planung und Ausschreibung sowie Hinweise auf Leitfäden, Arbeitshilfen und Veröffentlichungen zum Nachhaltigen Bauen bietet das neue WECOBIS-Modul Planungs- & Ausschreibungshilfen unter Allgemeine Infos.

Keramik-Fliesen und -Platten

Umweltdeklarationen

Die folgende Tabelle liefert eine Übersicht zu Zeichen & Deklarationen, die für die Produktgruppe relevant sind. Neben Herstellererklärungen, Informationen in Sicherheitsdatenblättern (SDB) oder allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (abZ) können diese den Nachweis für umwelt- und gesundheitsrelevante Kriterien in Planung und Ausschreibung (s. Reiter Planungsgrundlagen) ermöglichen. Detaillierte Informationen finden sich außerdem in den einzelnen Produktgruppen.

Übersicht Umweltdeklarationen: Mineralische Bodenbeläge

Stand 08/2023

    Keramikfliesen und -Platten
Kunststein-Bodenbeläge Lehmböden Naturstein-Bodenbeläge
           
  Umweltzeichen Umweltzeichen gehören zu den freiwilligen Produktkennzeichnungen. Sie bieten die Möglichkeit, Unterschiede von Produkten innerhalb einer Produktgruppe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Gesundheitsrelevanz festzustellen, auch wenn sie keine allgemeinverbindlichen Gebote oder Verbote aufstellen können. Inhalt aufklappen
   
Blauer Engel / Umweltzeichen der Bundesregierung - - - -
Österreichisches Umweltzeichen - - - -
EU Ecolabel (Blume) / (EU) 2021/476 Richtlinie für Hartbeläge

(+)

(+) - (+)
Nordic Swan Ecolabel - -

-

-

natureplus Umweltzeichen (nur für Produkte aus nachwachsenden und/oder umweltverträglich gewonnenen mineral. Rohstoffen / mind. 85 Masse%)  -

-

- -
eco-INSTITUT-Label /
Bodenbeläge
- - - +
Cradle to Cradle2 / Building supply & Materials (derzeit noch geringe Produktverfügbarkeit) - - - -
  GISBAU Klassifizierungs-system

Das GISBAU Klassifizierungssystem ermöglicht es durch den GISCODE oder GISBAU Produktcode, Produkte von denen die gleichen Gesundheitsgefahren ausgehen, in einer Gruppe zusammenzufassen. Die Klassifizierung ist auf den Arbeitsschutz ausgerichtet. Gemäß Minimierungs- und Substitutionsgebot der Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) ist grundsätzlich das Produkt mit den geringstmöglichen Belastungen zu verwenden. (siehe unten: Ersatzproduktgruppe prüfen?) Inhalt aufklappen

   

GISBAU Produkt-Code / GISCODE

Mineralische Bodenbeläge sind nicht im GISBAU-System klassifiziert. Informationen zu arbeitshygienischen Risiken (z.B. durch Staub beim Schneiden) siehe Reiter Verarbeitung.

  Umweltprodukt-deklaration (EPD)

Die Umweltproduktdeklaration (EPD = Environmental Product Declaration) eines Produktes macht Aussagen zum Energie- und Ressourceneinsatz und in welchem Ausmaß ein Produkt zu Treibhauseffekt, Versauerung, Überdüngung, Zerstörung der Ozonschicht und Smogbildung beiträgt. Außerdem werden Angaben zu technischen Eigenschaften gemacht, die für die Einschätzung der Performance des Bauproduktes im Gebäude benötigt werden, wie Lebensdauer, Wärme- und Schallisolierung oder den Einfluss auf die Qualität der Innenraumluft.1 Inhalt aufklappen

   
EPD1 + - - +
Branchen-EPD1 + - - -
  Umweltindikatoren

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren wie z.B Primärenergieaufwand, Abfall, Abiotischer Ressourcenverbrauch, Ozonabbaupotential, Treibhauspotential usw. liefert die Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Inhalt aufklappen

   
ÖKOBAUDAT-Datensätze

1.3.07. Fliesen und Platten

-

1.4.03 Estrich trocken
Stahmpfehmböden / Lehmschüttungen: derzeit kein Datensatz + keine wirklich gut geeignete Kategorie

1.3.08. Naturwerkstein

Hinweis:
Da sich die verfügbare Datensatzanzahl regelmäßig ändert, werden an dieser Stelle nur die vorgesehenen Gliederungspunkte in den Kategorien der Datenbank genannt und keine Aussagen zur Verfügbarkeit von Datensätzen gemacht. Der Link ÖKOBAUDAT-Datensätze führt zur Datenbank, im "Kategorienbrowser" kann dann über die Gliederungspunkte nach aktuellen Datensätzen gesucht werden.

  Sonstige freiwillige Produkt-Deklarationen Die Plattform baubook beispielsweise bietet für Händler und Hersteller von Bauprodukten die Möglichkeit einer online-Deklaration anhand von Kriterien, die derzeit vor allem in Österreich für die ökologische Ausschreibung verwendet werden. Inhalt aufklappen
   
baubook-Deklarationen

Derzeit (Stand 02/22) sind keine mineralischen Bodenbeläge bzw. Lehmestriche oder -schüttungen deklariert.
andere Bodenbeläge siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Boden- und Wandbeläge
Estriche siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Estriche
Schüttungen siehe baubook ÖkoBauKriterien / Produkte / Schüttungen & Gesteinskörnungen

+
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe vorhanden
(+)
derzeit kein Produkt aus dieser Produktgruppe zertifiziert
-
Zeichen / Label bzw. Produktkennzeichnungen für diese Produktgruppe nicht vorhanden bzw. Produktgruppe nicht im Geltungsbereich
./.
Zeichen / Label für diese Produktgruppe nicht relevant
x
Produkte aus dieser Produktgruppe können die Kriterien des Zeichens/Labels definitionsgemäß nicht erfüllen

1 Die hier als vorhanden markierten EPDs und Branchen-EPDs sind als Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu verstehen und finden sich z.B. auf den Seiten des IBU Institut Bauen und Umwelt e.V..

2 Bei Cradle to Cradle-Zertifizierungen gibt es insgesamt 4 Bewertungsstufen von Bronze bis Platin in 5 Kategorien. Zur Einordnung der Qualität gehört also immer auch das tatsächlich erreichte Bewertungsniveau, was z.B. bei Bronze (insbesondere in Material Health) noch relativ niedrig ist! Die Produktverfügbarkeit ist noch sehr gering!

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Bewertungssystem

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)

   
  Wofür steht das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)? Inhalt aufklappen
 

Mit dem Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB) steht ein zum Leitfaden Nachhaltiges Bauen ergänzendes, ganzheitliches, quantitatives Bewertungsverfahren zur Verfügung.
Das BNB zeichnet sich durch einen Kriterienkatalog aus, mit dem Gebäude nach ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Qualitäten, sowie den technischen und prozessualen Aspekten bewertet werden. Im Rahmen des Bewertungssystems gibt es auch einige Kriteriensteckbriefe, die sich direkt oder indirekt auf Baustoffe beziehen.
Ausführliche Informationen zum BNB-System siehe www.bnb-nachhaltigesbauen.de

  Welche Informationen liefert WECOBIS für BNB im Reiter BNB-Kriterien? Inhalt aufklappen
 

WECOBIS führt in den Datenblättern der Bauproduktgruppen umfangreiche Informationen zur Beantwortung der verschiedenen Fragestellungen im Hinblick auf Umwelt- und Gesundheitsaspekte. Im Reiter BNB-Kriterien bietet WECOBIS gezielt Antworten auf Fragestellungen baustoffrelevanter BNB-Kriteriensteckbriefe. Durch die Bündelung von Aspekten z.B. bzgl. der Risiken für die lokale Umwelt, Fragen zur Innenraumlufthygiene und der Thematik Rückbau, Trennung, Verwertung gibt WECOBIS gezielte Hilfestellung bei der Einordnung einzelner Baustoffe. Tiefergehende Informationen finden sich über die Verknüpfungen in den jeweiligen Datenblättern.
Hinweis: Eine abschließende Beurteilung im Rahmen des Bewertungssystems und der genannten Kriterien erfolgt jedoch grundsätzlich in Abhängigkeit weiterer baulicher Gegebenheiten (z.B. eingebaute Menge).

BNB-Kriterium BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau)

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

BNB-Kriterium BN_1.1.6 zielt auf die Reduzierung bzw. Vermeidung von Stoffen und Produkten beim Neubau, die aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften oder Rezepturbestandteile ein Risikopotenzial für Grundwasser, Oberflächenwasser, Boden und Luft (auch Innenraumluft) enthalten. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 5 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung der Substitution eines Stoffes.

Für den Umgang mit Materialien im Bestand und deren Einordnung ist Kriteriensteckbrief BK_1.1.6. heranzuziehen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau) und BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

Einordnung rein mineralischer Bodenbeläge

Stand 11/2023 (Steckbriefversion V 2015)

Für rein mineralische Bodenbeläge, wie z.B. Keramik-Fliesen und -Platten, Natur- und Betonwerksteine oder Lehmböden, gelten zur Zeit keine spezifischen Anforderungen hinsichtlich BNB-Kriterium 1.1.6. Es empfiehlt sich aber auch hier mindestens die gemäß Qualitätsniveau 1 geforderte Dokumentation der eingesetzten Produkte (s.u. Link zu Textbausteinen).
Die vollständige Dokumentation der verbauten Materialien ist ein wichtiger Baustein des kreislauffähigen Bauens. In BNB_5.2.2 "Qualitässicherung der Bauausführung" wird damit das höchste Anforderungsniveau erfüllt.

Für die Verlegung und Beschichtung mineralischer Bodenbeläge gibt es ggf. eigene Anforderungen (s.u.).

→ Planungs- und Ausschreibungshilfen mit Textbausteinen

Tabellarische Übersichten mit allen Einzelanforderungen sind im WECOBIS Modul Planung & Ausschreibung (P&A) zu finden. Man findet dort auch detaillierte Informationen zu den Nachweismöglichkeiten (z.B. über andere Produktkennzeichnungen) und damit zur Prüfung der angebotenen Produkte, außerdem ausführliche Erläuterungen zu den Anforderungen und die zugehörigen Textbausteine (auch als PDF-Download):
→ QN1 Produktdokumentation als übergeordnete Anforderung
→ Verlegewerkstoffe für Fliesen und Platten
→ Beschichtungen von Natur- und Betonwerkstein-Bodenbelägen

BNB-Kriterium BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung)

 
   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BK_1.1.6 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im Falle einer Sanierungsmaßnahme wird BN_1.1.6 ergänzt durch das BNB-Kriterium BK_1.1.6. Dieses zielt auf die Adressierung und Ausschleusung von Materialien in der bestehenden Bausubstanz, die ein Risikopotenzial für Mensch und Umwelt darstellen. Die Bewertung erfolgt anhand einer Einstufung der Baumaterialien in ein vorgegebenes Schadstoffkataster mit 14 Schadstoffgruppen aufgrund ihres Schädigungspotentials und der jeweiligen Sanierungsmaßnahmen. Das Kriterium teilt die Anforderungen in 4 Qualitätsniveaus ein. Die Einordnung orientiert sich an Aufwand und Schwierigkeitsgrad der praktischen Umsetzung sowie an der ökologischen Bedeutung er Substitution eines Stoffes.

Weitere Informationen zu den Einzelkriterien im Bestand siehe BK_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Komplettmodernisierung). Für den Einbau von neuen Materialien gilt BN_1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt (Neubau).

Die in den WECOBIS-Baustoffinformationen beschriebenen Produktgruppen behandeln nur aktuell am Markt befindliche Baustoffe. Dabei handelt es sich in aller Regel nicht mehr um dieselben Produkte, die z.B. einem Schadstoffkataster gemäß BNB-Kriteriensteckbrief BK_1.1.6 zugeordnet werden müssen.
Eine Einordnung hinsichtlich BK_1.1.6 erfolgt daher in WECOBIS in eigenen Datenblättern zum Bestand. Dort findet man Informationen zu Materialien, die in der Regel nicht mehr auf dem Markt sind, jedoch bei Umbau- oder Renovierungsmaßnahmen als Rückbaumaterial anfallen können.

Einordnung Bodenbeläge im Bestand

Die Einordnung von Materialien im Bestand erfolgt in WECOBIS jeweils gesammelt für die ganze Obergruppe der Bodenbeläge. Siehe dazu Bodenbeläge im Bestand.

BNB-Kriterium BN_3.1.3 - Innenraumhygiene

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_3.1.3 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Ziel des BNB-Kriteriums 3.1.3 ist die Sicherstellung der Luftqualität im Innenraum unter hygienischen Gesichtspunkten, die zu keinen negativen Effekten hinsichtlich der Befindlichkeit der Raumnutzer führt, die hygienische Sicherheit garantiert und somit möglichst auch eine empfundene hohe olfaktorische Luftqualität gewährleistet.
Die Bewertung erfolgt anhand der Berechnung der personenbezogenen Luftwechselrate sowie anhand von Raumluftmessungen auf den Formaldehyd- und TVOC-Gehalt.
Erfahrungsgemäß lassen sich die Referenz- und Zielwerte dann erreichen, wenn die Auswahl und Verwendung der eingesetzten Materialien auf einem ganzheitlichen Konzept zur Vermeidung von Emissionen aus Bauprodukten basiert und der Einsatz emissionsarmer Materialien die Bauphase begleitend dokumentiert wird. BNB-Kriterium 3.1.3 steht deshalb in engem Zusammenhang mit der Erfüllung der Einzelkriterien für BNB-Kriterium 1.1.6.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_3.1.3 Innenraumhygiene (Neubau)

An dieser Stelle findet man eine grobe Übersicht zu den in BNB_BN_3.1.3 adressierten Emissionen. Sofern relevant, finden sich ausführlichere Informationen in anderen WECOBIS-Reitern:
→ Reiter Planungsgrundlagen / ggf. Infos zu Alternativen hinsichtlich Umwelt- und Gesundheitsrelevanz
→ Reiter Verarbeitung, Nutzung, Nachnutzung / lebenszyklusspezifische Informationen
Hinweis:
Neben der inhaltlichen Zusammensetzung kann für die Wirkung eines Baustoffes immer auch die Einbausituation vor Ort (eingebaute Menge, Raumgröße, Klima, Temperaturen etc.), sowie die Verarbeitung und Wechselwirkung mit anderen Materialien entscheidend sein.

Einordnung Mineralische Bodenbeläge

Mineralische Bodenbeläge sind aufgrund ihrer Bestandteile hinsichtlich Emissionen von Formaldehyd und VOC nicht relevant. In eine ganzheitliche Betrachtung müssen jedoch der gesamte Fußbodenaufbau, die Verarbeitung des Bauproduktes sowie notwendige Beschichtungen einbezogen werden.

Verlegewerkstoffe können verschiedene Substanzen emittieren; dies sind vor allem flüchtige organische Verbindungen (VOC). Mineralische Bodenbeläge werden üblicherweise mit Hilfe von Fliesenklebern oder -mörteln auf Zementbasis verlegt, welche im Vergleich zu anderen Verlegewerkstoffen geringe Emissionen in die Raumluft verursachen. Formaldehyd aus Zusätzen im Klebstoff ist möglich, aber selten.

Produkte zur Imprägnierung und Oberflächenbehandlung von mineralischen Bodenbelägen können hohe Lösemittelgehalte aufweisen. Zur Minimierung von umwelt- und raumluftbelastenden Stoffen sollten Produkte aus Acryl gegenüber mehrkomponentigen Epoxidharz- und Polyurethanbeschichtungen bevorzugt eingesetzt werden [ÖkoKauf Wien].

BNB-Kriterium BN_4.1.4 - Rückbau, Trennung, Verwertung

   
  Welche Ziele werden mit BNB-Kriterium BN_4.1.4 verfolgt? Inhalt aufklappen
 

Im BNB Kriteriensteckbrief 4.1.4 werden Konstruktionen nach ihrer Rückbaubarkeit, Trennbarkeit und Verwertbarkeit eingestuft.
WECOBIS kann eine aktuelle Information über mögliche Umwelt- und Gesundheitsgefährdungsaspekte im Zuge von Rückbau und Entsorgung auf Bauproduktgruppenebene geben. Eine Betrachtung von ganzen Konstruktionen kann derzeit in WECOBIS noch nicht erfolgen. Ein Bauteilmodul ist jedoch in planung. Ergänzend zu Leitfäden und Arbeitshilfen helfen die bauproduktgruppenspezifischen Aspekte dem Koordinator jedoch auch jetzt schon, die Komponenten Umwelt und Gesundheit für den Steckbrief 4.1.4 einzuordnen.
Weitere Informationen zu den Einzelkriterien siehe BN_4.1.4 – Rückbau, Trennung, Vewertung

Für die Bewertung der Rückbaubarkeit wirkt sich der Einsatz abfallarmer Konstruktionen, die die Möglichkeit eines sortenreines Rückbaus erlauben, günstig aus. Die Rückbaubarkeit beschreibt den Aufwand, der für Demontage oder Abbruch eines Bauteils aus dem Gebäudeverband nötig ist. Die Sortenreinheit beschreibt den Aufwand, der für die sortenreine Trennung mehrschichtiger und / oder inhomogener Bauteile anfällt.
Für die Bewertung der Verwertbarkeit der Baustofffraktionen gelten die zur Zeit der Bewertung am Markt aktuell verfügbaren technischen Verfahren. Eine bessere Verwertbarkeit / höherwertige Verwertung führt tendenziell zu einer Aufwertung. Eine theoretische aber nicht realisierte Verwertbarkeit führt tendenziell zu einer Abwertung. Alternativ können bei Bauteilen mit langer zu erwartender Nutzungsdauer Forschungsvorhaben, die praktikable Lösungsmöglichkeiten in absehbarer Zeit zur Verfügung stellen können, positiv bewertet werden.

Weitere Informationen z.B. zu den Verwertungsmöglichkeiten, Deponieverhalten, Abfallschlüssel → Reiter Nachnutzung

Einordnung elastische, textile, mineralische, Laminat-, Holz-Bodenbeläge

Die Rückbaubarkeit von Bodenbelägen hängt stark von der Art der Verlegung ab.

Rückbaubarkeit

>> zunehmender Rückbauaufwand >>

Verlegeart

lose verlegt

verspannt

vernagelt

streifenweise verklebt

vermörtelt

vollflächig verklebt

Elastische Bodenbeläge 1,2

(x)
z.T. möglich als Fertigdielen

 

 

 

 

x

Textile Bodenbeläge 1,2

x

x

x

x

 

x

Mineralische
Bodenbeläge
2,3

 

 

 

 

x

x

Bodenbeläge aus Holz: Dielenboden

 

 

 x

 

 

 

Bodenbeläge aus Holz: Massivparkett

 

 

 x

x

 

x

Laminat-Bodenbeläge, Fertigparkett 2,4

x

 

 

x

 

x

Tabelle 1.5.10-1: Übersicht Rückbaubarkeit

1 Da Elastische Bodenbeläge i. d. R. vollflächig verklebt werden, ist deren Rückbau mit hohem Aufwand verbunden. Aufgrund der daraus resultierenden Beschädigung des Bodenbelags ist eine Weiterverwendung nicht möglich. Definierte Trennvliese können hier ggf. zu besserer Trennbarkeit beitragen.
2 Zu beachten ist hier allerdings die Lebensdauer der Beläge, die z.B. bei textilen Bodenbelägen mit ca. 10 Jahren, Laminat-Bodenbelägen mit ca. 20 Jahren, bei einem (verklebten) Massivholzparkett oder mineralischen Belägen hingegen mit über 50 Jahren veranschlagt wird.
3 Die Demontage von mineralischen Bodenbelägen ist mit hohem Aufwand verbunden. Ein Ausnahme bilden Lehmböden, die normalerweise sortenrein von den angrenzenden Schichten getrennt werden können.
4 Laminat-Bodenbeläge werden fast immer schwimmend verlegt. Bei verklebtem Laminat ist eine zerstörungsfreie Trennung und damit eine Wiederverwendung nicht möglich.

Verwertungs- / Beseitigungswege Hochwertige Verwertung Minderwertige Verwertung Energetische Verwertung Deponierung
Elastische Bodenbeläge
Elastomer-Bodenbeläge Nicht möglich wegen Verklebung Möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
Linoleum-Bodenbeläge  Nicht möglich wegen Verklebung Möglich, wirtschaftlich nicht attraktiv Momentan der übliche Verwertungsweg Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
Polyolefin-Bodenbeläge Nicht möglich wegen Verklebung Möglich, wirtschaftlich nicht attraktiv Momentan der übliche Verwertungsweg Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
PVC-Bodenbeläge Nicht möglich wegen Verklebung  Möglich, Rücknahmesysteme vorhanden, steigend1 wegen fehlender ökologischer Behandlungsalternativen Thermische bzw. mechanische Abfallbehandlung in mechanisch-biologischen Aufbereitungsanlagen momentan der übliche Beseitigungsweg2 Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
Textile Bodenbeläge
Textile Bodenbeläge aus Chemiefaser Bedingt möglich3 Möglich Momentan der übliche Verwertungsweg Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
Textile Bodenbeläge aus Naturfaser Bedingt möglich3 Möglich, wirtschaftlich nicht attraktiv Momentan der übliche Verwertungsweg Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
Mineralische Bodenbeläge
Keramik-Fliesen und
-Platten
Theoretisch möglich4 Möglich Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg (Inertabfall)
Kunststein Theoretisch möglich4 Bedingt möglich5 Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg6
Lehmböden möglich7 möglich7 nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg
Naturstein Theoretisch möglich4 Möglich Nicht möglich Momentan der übliche Beseitigungsweg (Inertabfall)
Holz und Laminat-Bodenbeläge
Bodenbeläge aus Holz Möglich, wenn vom Untergrund trennbar3 Bedingt möglich3 Momentan der übliche Verwertungsweg Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
Fertigpakett,
Laminat-Bodenbeläge
Möglich3 Bedingt möglich Momentan der übliche Verwertungsweg Nicht zulässig, Vorbehandlung nötig
 
Tabelle 1.5.10-2: Ãœbersicht Verwertbarkeit
 
Hochwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung gleichwertiger Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Minderwertige Verwertung
Die Produktgruppe wird zur Herstellung untergeordneter Produkte als wesentlicher Bestandteil des Endprodukts eingesetzt.
Energetische Verwertung
Die Produktgruppe wird in einer Verbrennungsanlage energetisch verwertet.
Deponierung
Die Produktgruppe wird ggf. nach thermischer Vorbehandlung deponiert.

1 Der Anteil an Nachgebrauchsabfällen ("post-consumer") lag 2007 bei ca. 403.000. Davon wurden ca. 77.000 Tonnen werkstofflich und rohstofflich recycelt. Dies entspricht einer Recyclingquote von 19 % bei Gesamt-PVC. Aussagen zu PVC-Bodenbelägen liegen nicht vor.
2 Geringer Energiegewinn; hauptverantwortlich für Chloreintrag in Verbrennungsanlagen
3 Je nach Verlegungsart. Verunreinigungen durch Kleber oder Beschichtungen können auftreten.
4 Intakte Fliesen/Steine könnten gesäubert und wiederverwendet werden.
5 Zementgebundene Kunststeine können als Splittersatz stofflich verwertet werden. Die stoffliche Verwertbarkeit kunstharzgebundener Steine ist wegen der Kunstharzanteile begrenzt.
6
Zementgebundene Werksteine können als Inertabfall, kunstharzgebundene Steine je nach Erfüllung der Zuordnungskriterien in Deponien der Klasse I bis III bzw. erst nach Vorbehandlung deponiert werden.

7 Lehmböden haben hier deutliche Vorteile gegenüber herkömmlichen Estrichen:Lehmböden können normalerweise sortenrein von den angrenzenden Schichten getrennt werden.Sie können durch Wasserzugabe wiederaufbereitet und neu geformt werden. Die Polsterhölzer und Holzfußböden können sortenrein von der Lehmmischung getrennt werden. Voraussetzung für die hervorragende Recyclingfähigkeit der Lehmbaustoffe ist, dass der Lehm nicht mit anderen Bindemitteln wie z.B. Zement vermengt wird. Die Zugabe anderer Bindemittel ist in der traditionellen Stampflehmbauweise in Mitteleuropa nicht üblich, ist aber immer wieder Forschungsgegenstand.

Quellen

Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Kriterium 1.1.6 Risiken für die lokale Umwelt, abrufbar unter BNB_BN_1.1.6 Version V 2015 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 3.1.3 Innenraumhygiene, abrufbar unter BNB_BN2011-1_313 (Online-Quelle)

Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB), Büro- und Verwaltungsgebäude – Neubau, Version 2011_1, Kriterium 4.1.4 Rückbau, Trennung und Verwertung, abrufbar unter BNB_BN2011-1_414 (Online-Quelle)

Mötzl, Pladerer et al.: Assessment of Buildings and Constructions (ABC) – Disposal. Maßzahlen für die Entsorgungseigenschaften von Gebäuden und Konstruktionen für die Lebenszyklusbewertung. Berichte aus Energie- und Umweltforschung, 30.12.2009.

Zwiener/Mötzl: Ökologisches Baustofflexikon 3. Auflage 2006

Keramik-Fliesen und -Platten

Technisches

Baustoffklasse nach DIN 4102-1

A1

Euroklasse nach DIN EN 13501-1

A1fl

Beständigkeit

Sehr strapazierbar, dauerhaft

Technische Baubestimmung

Die allgemeinen Anforderungen an bauliche Anlagen und die Verwendung von Bauprodukten werden in den Landesbauordnungen geregelt. Bei Bedarf können diese allgemeinen Vorgaben durch Technische Baubestimmungen konkretisiert werden. Das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt) macht im Auftrag der Länder die Muster-Verwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB) bekannt, die als Grundlage für die Umsetzung in Landesrecht dient.
Weitere Informationen dazu bzw. produkt- und bauartspezifische Informationen siehe
→ DIBt / Informationsportal Bauprodukte und Bauarten
→ DIBt / Zulassungs- und Genehmigungsverzeichnisse

Technische Regeln (DIN, EN)

DIN EN 14411 Keramische Fliesen und Platten - Definitionen, Klassifizierung, Eigenschaften, Konformitätsbewertung und Kennzeichnung;
Deutsche Fassung EN 14411:2012
EN ISO 10545 Teile 1 bis 16

Keramische Fliesen und Platten, Prüfnormen
Teil 3: Keramische Fliesen und Platten - Bestimmung von Wasseraufnahme, offener Porosität scheinbarer relativer Dichte und Rohdichte (ISO 10545-3:1995, einschließlich Technischer Korrektur 1:1997); Deutsche Fassung EN ISO 10545-3:1997
Teil 6: Keramische Fliesen und Platten - Bestimmung des Widerstands gegen Tiefenverschleiß für unglasierte Fliesen und Platten (ISO 10545-6:2010); Deutsche Fassung EN ISO 10545-6:2012
Teil 7: Bestimmung des Widerstandes gegen Oberflächenverschleiß - Glasierte Fliesen und Platten (ISO 10545-7:1996); Deutsche Fassung EN ISO 10545-7:1999

DIN 51130

Prüfung von Bodenbelägen - Bestimmung der rutschhemmenden Eigenschaft - Arbeitsräume und Arbeitsbereiche mit Rutschgefahr, Begehungsverfahren - Schiefe Ebene. Ausgabedatum: 2010-10

Die Generalnorm DIN EN 14411 regelt alle Begriffe, Eigenschaften und Anforderungen für keramische Fliesen und Platten, welche durch Strangpress- oder Trockenpresstechniken hergestellt werden. Sie gilt in der gesamten Europäischen Union und löst die einzelnen DIN Normen für die unterschiedlichen Produktgruppen ab. Die DIN EN 14411 enthält Produktanforderungen, Klassifizierungsmerkmale sowie Verweise auf die anzuwendenden Prüfverfahren und sie legt die Anforderunge an die Konformitätsbewertung und CE-Kennzeichnung fest.

Die Prüfung des Wasseraufnahmevermögens erfolgt nach DIN EN ISO 10545-3. Die Unterteilung der keramische Fliesen und Platten nach ihrem Wasseraufnahmevermögen in fünf Gruppen gibt wiederum die DIN EN 14411 vor.

Die theoretische Beanspruchung (Abriebfestigkeit) der Glasur in der Nutzung wird mit einer Prüfung nach DIN EN ISO 10545-7 simuliert.
Bei unglasierten keramischen Fliesen und Platten wird der Tiefenverschleiß nach DIN EN ISO 10545-6 ermittelt.
Die Prüfung der Rutschsicherheit nach DIN 51130 führt zur Einstufung in R-Werte.

Quellen

Pech, Anton; Pöhn, Christian: Bauphysik. Band 1 von Baukonstruktionen / Baukonstruktionen. Springer DE, 2004.

Keramik-Fliesen und -Platten

Literaturtipps

European Commission (2007): Reference Document on Best Available Techniques in the Ceramic Manufacturing Industry. August 2007.  [abgerufen im September 2013]

CERAME-UNIE (2012): Paving the way to 2050. The ceramic industry roadmap. Zugriff:http://www.cerameunie.eu/en/publications/brochures-and-reports (abgerufen im Oktober 2013)

Bodenbeläge im Bürobau: Vergleich über 50 Jahre. KBOB/IPB-Empfehlung 2000/1, KBOB/IPB (Hrsg.), 2000.

Empfehlungen 1999 - 2003“, Bodenbeläge im Bürobau - Vergleich über 50 Jahre, Nr. 2000/1

Mötzl, H., Bauer, B., et al.: Planungsleitfaden: Ökologische Baustoffauswahl, Interreg III A - Projekt Ökologisches Bauen und Beschaffen für Kommunen in der Bodensee-Region, IBO - Österreichisches Institut für Baubiologie und -ökologie GmbH, 2007

Keramik-Fliesen und -Platten

Rohstoffe / Ausgangsstoffe

Hauptbestandteile

Keramik-Fliesen und Platten 2.1.1

Zusammensetzung von Keramikfliesen nach Richtrezeptur

Die keramischen Fliesen und Platten werden aus einem Rohstoffgemenge hergestellt, das aus den oben gezeigten wesentlichen Bestandteilen besteht (Beispielrezeptur gemäß IKF 2011).

Rohstoffgemenge
Ton und Kaolin bilden das plastische Ausgangsmaterial für die Fliesenherstellung. Schamotte, die nicht plastischen Inhaltsstoffe wie Quarz, Feldspat, Calciumcarbonat, Dolomit und Talk erfüllen unterschiedliche Funktionen (z. B. dient Feldspat als Flussmittel oder ermöglicht Calciumcarbonat die Bildung kristalliner Phasen).

Glasuren
Die Glasuren bestehen aus denselben Rohstoffen wie der Fliesenkörper zuzüglich Glasfritten (Zwischenprodukt bei der Herstellung von Glasschmelzen; entsteht durch oberflächliches Schmelzen von Glaspulver, wobei die Glaskörner zusammenbacken), Metalloxide und Farbstoffe.

Zusätzlich können die Glasuren durch Drucke weiter veredelt und individualisiert werden. Hierbei werden Farbpigmente und feingemahlene Gläser mittels Siebdruck, Rollentiefdruck, in malerischer Handarbeit oder anderer Verfahren auf die Glasur aufgebracht.

Farbstoffe
Abhängig von der natürlichen Rohstoff-Zusammensetzung werden Farbstoffe beigegeben, z. B. farbgebende Spinelle wie Eisenoxid Fe3O4 (Magnetit). Diese Farbzusätze führen im Brennvorgang zu den gewünschten Reaktionen und letztlich zu den erwünschten Farben.

Umwelt- und Gesundheitsrelevanz

Keramik-Fliesen und Platten 2.1.2

Zusammensetzung einer Fliese nach Rohstoffherkunft

Gewinnung der Primärrohstoffe

Die Gewinnung der Tone erfolgt im Tagebau mit Transport zur Zwischenlagerung (Bevorratung, Mischung unterschiedlicher Tonsorten) oder direkt ins Werk (in unmittelbarer Nähe der Tongruben). Der Abbau der Rohstoffe beeinträchtigt das Landschaftsbild und nimmt Flächen in Anspruch. Nach Beendigung des Abbaues sind Rekultivierungen bzw. Renaturierungen erforderlich.

Tone weisen in der Regel einen natürlichen Quarzgehalt auf. Die Quarzgehalte in den Tonen und damit die Quarz-A-Staubkonzentrationen an Arbeitsplätzen mit unmittelbarem Zugang zum Material schwanken dabei je nach Lagerstätte (BGIA-Report 8/2006, Weiteres zu Quarzstäuben →  Verarbeitung / 2.3.2.2 AGW-Werte).

Verfügbarkeit

Die Rohstoffe sind in ausreichendem Maße vorhanden.

Verwendung von Recyclingmaterialien / Produktionsabfällen

Nicht gebrannte Rohstoffe werden dem Produktionsprozess wieder zugeführt.
Gebrannter Bruch kann zu Steinmehl gemahlen und dem Rohstoffgemenge wieder zugesetzt werden.

Radioaktivität

In jedem Baumaterial aus mineralischen Rohstoffen ist ein natürlicher Anteil an Radionukliden enthalten. Dieser Anteil ist abhängig von der geologischen Herkunft und der Beschaffenheit des Materials.

Radionukleide können zu einer Strahlenexposition durch Gamma-Strahlung oder durch Inhalation von Radon-und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten erfolgen. Zum Schutz der Bevölkerung vor Strahlenbelastungen werden in Deutschland daher seit mehr als 40 Jahren Untersuchungen und Bewertungen der natürlichen Radioaktivität in Baumaterialien durchgeführt. In einer Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) wurden in Deutschland keine Baumaterialien festgestellt, die zu einer erhöhten Strahlenexposition durch radioaktive Strahlung oder Radon in Räumen führen könnten. Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind daher aus der Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich, siehe ausführliche BfS-Informationen zu natürlichen Radionukleiden in Baustoffen. Allerdings ist auch weiterhin die vorgegebene Beschränkung des Anteils an Reststoffen aus industriellen Prozessen wie z. B. Schlacken, Schlämme oder Stäube zu beachten.

Landinanspruchnahme (Landuse)

Landinanspruchnahme durch Tongewinnung im Tagebau, die Flächen werden nach dem Abbau rekultiviert oder renaturiert.

Quellen

IKF 2011 EPD für Keramische Fliesen und Platten. Deklarationsinhaber: Industrieverband Keramische Fliesen und Platten e. V. Institut Bauen und Umwelt e. V (Hrsg.) EPD- IKF-2011111-D.

BGIA-Report 8/2006: Quarzexpositionen am Arbeitsplatz. Hrsg: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaft (HVBG). [abgerufen im September 2013]

Gehrcke, K., Hoffmann, B., Schkade, U., Schmidt, V., Wichterey, K. (Bundesamt für Strahlenschutz): Natürliche Radioaktivität in Baumaterialien und die daraus resultierende Strahlenexposition. 20. Nov. 2012)

Keramik-Fliesen und -Platten

Herstellung

Prozesskette

Prozess-Keramikfliesen

Herstellungsprozess

Keramische Fliesen werden im Strangpress- oder Trockenpressverfahren hergestellt, wobei letzteres weitaus üblicher ist. Die Herstellung über eine Gießmasse ist nicht üblich (CERAME UNIE 2012).

Steingut- und Irdengutfliesen werden bei 950–1150 °C gebrannt. Heute üblich ist das Einbrandverfahren (Monoprosa), bei dem direkt nach der Formgebung flüssige Glasur aufgetragen und die Fliese mit einem gewünschten Muster bedruckt wird. Beim Zweibrand-Verfahren (Biporosa) wird zuerst der Scherben gebrannt. Danach wird die meist aufwändig gestaltete Glasur aufgetragen und die Fliese nochmals im Ofen gebrannt.

Zur Herstellung von Steinzeug wird der Scherben bei 1150–1300 °C gebrannt. Durch Zugabe von Feldspaten und anderen Flussmitteln bildet sich beim Brand eine Glasphase, die die Zwischenräume der Kristallite auffüllt. Häufig werden Steinzeugfliesen mit Glasuren oder werkseitigen Oberflächenvergütungen veredelt, um ästhetisch ansprechende Oberflächen zu erreichen und die Fleckempfindlichkeit zu vermindern.

Die Herstellung von Feinsteinzeug (FSZ) erfolgt, indem man extrem feines Mineralpulver mit hohen Anteilen an Quarz, Feldspaten und anderen Flussmitteln unter hohem Druck trocken verpresst. Die Brenntemperatur liegt bei 1200- 1300 °C und trägt zu der sehr hohen Dichte bei. Feinsteinzeug-Fliesen werden entweder unglasiert belassen, poliert oder glasiert.

Cotto oder Terrakotta besteht aus Kalkmergel mit starken „Verunreinigungen“ aus Quarzkrümeln. Der im Tagebau gewonnene Ton wird mit Wasser vermengt und geknetet wie Teig, durch einen Wolf gedreht und anschließend strang- beziehungsweise trockengepresst. Alternativ wird die Grundmasse auch in Holzformen gedrückt und an der Luft getrocknet. Die raue Oberfläche wird nach dem Trocknungsprozess durch die Bearbeitung mittels Stahlbürsten erzielt. Bei einer Temperatur von 950-1050 °C wird Cotto nach dem Trocknen dann in einem Ofen 36 bis 48 Stunden lang gebrannt. Dabei wird aus dem blau-grauen Ton durch Oxidation der typisch rötlich gefärbte Cotto. Bei dieser Herstellungsmethode können auch Reliefs oder Muster in den frischen Teig eingedrückt werden.

Zu den sogenannten grobkeramischen Produkten gehören die klassischen Klinker und Spaltklinker. Bestehend aus Schamotte, Feldspäten und weiß- oder rotbrennenden Tonen (d. h. die Farbe entsteht erst durch den Brand), werden sie wie Cotto als Teig angerührt und im Strangpressverfahren geformt. Wenn bei der Trocknung eine Restfeuchte von circa drei Prozent erreicht worden ist, wird der Hartziegel glasiert oder unglasiert bei 1200 °C gebrannt.

Stranggepresste Klinker, die erst nach dem Brand gespalten werden, nennt man Spaltklinker. Auf der Rückseite sind dann die Rillen der Strangpressung zu erkennen.

Umweltindikatoren / Herstellung

Einheitliche Werte zu Umweltindikatoren (z.B. Primärenergieaufwand, Treibhauspotential) liefert die Online-Datenbank ÖKOBAUDAT des Informationsportals Nachhaltiges Bauen. Die Plattform ÖKOBAUDAT stellt Umweltprofile für Bauprodukte bereit, die als erforderliche Datengrundlage für die Ökobilanzierung (Lebenszyklusanalyse) von Gebäuden eingesetzt werden. Für Bauprodukte gibt es dort Herstellungs- und End-of-Live-Datensätze. → Datenbank der ÖKOBAUDAT
In der Herstellung von Bauprodukten ist ein großer Anteil der verursachten Umweltbelastungen auf den Verbrauch von nicht erneuerbaren Energieträgern zurückzuführen. Der in den Datensätzen geführte "kumulierte Primärenergieaufwand nicht erneuerbar" (Graue Energie, PENRT) ist daher ein wichtiger Umweltindikator für den Ressourcenverbrauch und i.d.R. gleichgerichtet mit dem Treibhauspotential (GWP), einem wichtigen Indikator der Umwelt(aus)wirkungen.
Informationen zu ÖKOBAUDAT-Datensätzen im Zusammenhang mit dieser Produktgruppe finden sich in WECOBIS unter Fachinformationen / Reiter Zeichen & Deklarationen → Übersicht Umweltdeklarationen / Umweltindikatoren.

Energieaufwand

Wegen des Brennvorgangs ist ein hoher Energieaufwand für die Herstellung von Fliesen erforderlich. Der Energiebedarf für den Brennvorgang ist abhängig von der Fliesenart (v.a. Gewicht), der Brenntechnik (Brennofen, Brenntemperaturen, Anzahl der Brände), der Energieeffizienz des Herstellwerkes und der Qualität des Rohstoffgemisches.

In der europäischen Union wird heute vorwiegend Erdgas als Energieträger eingesetzt. Der Erdgasverbrauch für den Brennprozess beträgt im Mittel ca. 80 % des gesamten Erdgasbedarfs des Werks (CERAME-UNIE 2012). Bei Sprühtrocknung kann ein signifikanter Anteil an Erdgas dafür benötigt werden wie folgende Tabelle aus EUROPEAN COMMISSION (2007) zeigt:

Phase Prozess Erdgasbedarf (GJ/t) Strombedarf (GJ/r)
Rohstoffaufbereitung Trockenmahlung   0.04 – 0.07
  Nassmahlung   0.05 – 0.35
  Sprühtrocknung 1.1 – 2.2 0.01 – 0.07
Formgebung Pressen   0.05 – 0.15
Trocknen   0.3 – 0.8 0.01 – 0.04
Brennen   1.9 – 4.8 0.02 – 0.15

Die große Bandbreite des Energiebedarfs für das Brennen wird aus folgender Aufstellung aus EUROPEAN COMMISSION (2007) ersichtlich (Brenntemperatur: 1150 °C, 1x...Einfachbrand, 2x...Doppelbrand)

Brennofentyp Energiebedarf (kJ/kg)
Tunnelofen (2x) 5920 – 7300
Tunnelofen (1x) 5420 – 6300
Rollenherdofen (2x) 3400 – 4620
Rollenherdofen (1x) 1900 – 4800

Innovationen

In der Region von Valencia, haben einige Fliesenproduzenten Solaranlagen installiert. Die "Almeria solar platform" arbeitet an der Entwicklung von Solaröfen, welche die für die Trocknung notwendigen Temperaturen von 200-300°C bereitstellen können. Sogar an Hochtemperaturöfen zum Brennen von Keramik wird geforscht.

Charakteristische Emissionen

Die Aufbereitung der Rohmaterialien, das Trocknen, die Formgebung, die Glasurherstellung und der Brennprozess führen zu Feinstaubemissionen.
Bei der Trocknung und dem Brennen werden zudem – vorwiegend aus den Rohstoffen –  gasförmige Schadstoffe freigesetzt. Es handelt sich dabei um Schwefeloxide (SOx), Stickoxide (NOx), Fluorwasserstoff (HF), Chlorwasserstoff (HCl), flüchtige organische Verbindungen (VOC) und Schwermetalle. Die Höhe der Emissionen ist vom technischem Stand des Herstellerwerkes und der chemischen Zusammensetzung des Rohstoffgemenges abhängig.

Der natürliche bzw. zugefügte Kalkanteil in der Tonmischung verursacht außerdem rohstoffbedingte Kohlendioxid-Emissionen.

Die im Produktionsprozess entstehenden gebrannten Tonabfälle werden als Schamotte verkauft (IKF 2011). Staub und Steinmehl können intern verwertet werden. Die nicht verwertbaren mineralischen Abfälle werden deponiert.

Maßnahmen Gesundheitsschutz

Tone weisen einen natürlichen Gehalt an Quarzen auf. Die Quarzgehalte in den Tonen und damit die Quarz-A-Staubkonzentrationen an Arbeitsplätzen mit unmittelbarem Zugang zum Material schwanken dabei stark je nach Lagerstätte (BGIA-Report 8/2006).

In der TRGS 559 „Mineralische Stäube“, Anlage 1, Tabelle 1 werden typische Tätigkeiten mit mineralischen Stäuben aus verschiedenen Branchen drei Expositionskategorien (1-3) zugeordnet. Tätigkeiten bei der Herstellung von Fliesen werden unter "2 Keramische und Glas-Industrie" gelistet (2.2, 2.3, 2.4, 2.7). Die gelisteten Tätigkeiten fallen in die Expositionsklassen 2 bis 3.

Weiteres zu Quarzstaub → Verarbeitung / 2.3.2.2 AGW-Werte

Maßnahmen Umweltschutz

Die verwendeten Tone / Kaoline / Feldspate stammen aus Gruben in überwiegend unmittelbarer Nähe der Produktionsstätten. Nach dem Abbau werden die Gruben gezielt für die Rekultivierung als Biotope vorbereitet, z. B. durch Bildung von Flachwasser- und Tiefwasserzonen, Abbruchkanten usw.

Maßnahmen des Umweltschutzes sind ausgerichtet auf möglichst geringen Energieverbrauch und schadstoffarme Abluft.
Im Brennvorgang wird heute vorwiegend Erdgas statt der früher üblichen Kohle eingesetzt. Die Haupttechniken zur Energiereduktion sind (EUROPÄISCHE COMMISSION 2007):

  • bessere Brennöfen und Trockner
  • Rückgewinnung der Brennerabwärme
  • Kraft-Wärme-Kopplung
  • Modifizierung der Tonmasse

Der Energiebedarf für die Produktion einer Tonne Wand- und Bodenfliesen hat sich von 1980 auf 2003 um 47 % verringert (CERAME-UNIE 2012).

Fluorwasserstoffemissionen können durch Filteranlagen weitgehend reduziert werden; die Emissionen aus dem Brennvorgang liegen unter den Grenzwerten der TA-Luft.
Belastungen von Wasser und Boden entstehen nicht. Der Prozess verläuft in einer Vielzahl der in der Branchen-EPD betrachteten Werke abwasserfrei. Das eingesetzte Anmachwasser wird während des Trockenprozesses in Form von Wasserdampf wieder frei bzw. in den internen Wasserkreislauf zurückgeführt und dort wiederverwendet (IKF 2011).

Transport

Der Hauptrohstoffe (Tone, Feldspat, Kaolin) befindet sich in der Regel in unmittelbarer Nähe des Werkes.

Quellen

European Commission (2007): Reference Document on Best Available Techniques in the Ceramic Manufacturing Industry. August 2007.  [abgerufen im September 2013]

CERAME-UNIE (2012): Paving the way to 2050. The ceramic industry roadmap. Zugriff:http://www.cerameunie.eu/en/publications/brochures-and-reports (abgerufen im Oktober 2013)

IKF 2011 EPD für Keramische Fliesen und Platten. Deklarationsinhaber: Industrieverband Keramische Fliesen und Platten e.V. Institut Bauen und Umwelt e.V (Hrsg.) EPD- IKF-2011111-D. [abgerufen am 30. August 2011]

ZWIENER Gerd, MÖTZL Hildegund (2006): Ökologisches Baustofflexikon. 3. völlig überarbeitete Auflage. C.F. Müller Verlag, 3. neu bearbeitete und erweiterte Auflage 2006

BGIA-Report 8 /2006: Quarzexpositionen am Arbeitsplatz. Hrsg: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaft (HVBG). [abgerufen im September 2013]

Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 559 „Mineralischer Staub“ [abgerufen im September 2013]

Keramik-Fliesen und -Platten

Verarbeitung

Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen

Keramische Fliesen werden üblicherweise mit Hilfe von Fliesenklebern oder -mörteln auf Zementbasis verlegt, welche im Vergleich zu anderen Verlegewerkstoffen geringe Emissionen in die Raumluft verursachen.

Feinsteinzeug-Fliesen sind hart und spröde und lassen sich nicht so unkompliziert schneiden wie Steingutfliesen. Für den Zuschnitt empfiehlt sich daher eine wassergekühlte Steintrennmaschine mit geschlossener Diamanttrennscheiben von guter Qualität. Für die Verlegung sind spezielle, Kunststoff vergütete Fliesenkleber zu wählen (enthalten Dispersionspulver in der Grüßenordnung von 2,5 bis 10%). Das gilt  ebenso für die verwendeten Fugmaterialien.

Bei der Verwendung von kunststoffvergüteten Klebstoffen ist auf emissionsarme Dispersions-Klebstoffe mit GISCODE D1 bzw. EMICODE EC1 zu achten (Informationen zu Verlegewerkstoffen siehe ⇒ Datenblatt Bodenbeläge, Rubrik „Technische Hinweise / Verarbeitungsempfehlungen“)

Arbeitshygienische Risiken

Allgemeines

Beim Schneiden der Fliesen oder Anmachen des Fliesenmörtels kann es zu Staubbelastungen kommen, welche über den Expositionsgrenzwerten liegen. Neben E-Staub (einatembare Fraktion) und A-Staub (alveolengängie Fraktion) entsteht auch alveolengängiger Quarzstaub, da die Fliesen auch Quarze enthalten. In Glasuren dient Quarz als Netzwerkbildner, bei hohen Temperaturen wirkt er als Flussmittel. Einatembarer Quarz kann Krebserkrankungen der Atemwege verursachen (BGIA-Report 8/2006). Zur Verminderung der Staubbelastung können Fliesen z.B. nass geschnitten, entstehender Staub direkt erfasst und die Baustelle gereinigt werden.

Seit 2005 müssen zementhaltige Fliesenkleber grundsätzlich chromatarm sein (maximaler Gehalt an löslichen Chrom-VI 2 mg/kg). Das Risiko an "Maurerkrätze" zu erkranken ist dadurch stark vermindert (WINGIS online). Gesundheitsgefahren gehen von der Alkalität (hoher pH-Wert) zementhaltiger Mörtel aus.

Die Gewichte der Einzelelemente liegen unter den Empfehlungen der Bauberufsgenossenschaft.

AGW-Werte

Allgemeine Staubgrenzwerte:

  • 10 mg/m3 mineralischer Staub, einatembare Fraktion (E-Staub)
  • 3 mg/m3 mineralischer Staub, alveolengängige Fraktion (A-Staub)

Da Quarzstaub mit Erscheinen der TRGS 906 als krebserzeugend K1 eingestuft wurde, ist der ursprüngliche Arbeitsplatzgrenzwert von 0,15 mg/m3 nicht mehr rechtsgültig. In der Handlungs­anleitung für die arbeitsmedizinische Vorsorge der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (BGI/GUV-I 504-1.1, Juni 2009) werden daher Arbeitsverfahren genannt, bei denen der Arbeitgeber eine Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung (G 1.1 Mineralischer Staub, Teil 1: Quarzhaltiger Staub) durchführen lassen muss. Pflichtuntersuchungen sind bei „Schleif-, Schneid- (Trenn-), Schlitz- und Fräsarbeiten von quarzhaltigen Materialien mit schnell laufenden Maschinen“ erforderlich. Bei anderen Arbeiten mit Quarzstaubkontakt sind G 1.1 Untersuchungen anzubieten (BG Bau, 2011).

REACH / CLP - Informationspflicht zu SVHC

Bauprodukte wie z.B. Bauplatten, Bodenbeläge, Dämmstoffe, Mauersteine, Betonfertigteile oder Verglasungen werden als Erzeugnis eingestuft.

Die europäische Chemikalienverordnung REACH unterscheidet Produkte in Stoffe, Gemische und Erzeugnisse. Zur Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen, dient die CLP-Verordnung (Verordnung über die Einstufung, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Gemischen).
Wird ein Produkt nicht als Stoff oder Gemisch, sondern als Erzeugnis eingestuft, ist kein Sicherheitsdatenblatt (SDB) erforderlich und Gefahrstoffbezeichnungen entfallen. Lediglich besonders besorgniserregende Stoffe (SVHC) > 0,1 Gew.-% müssen ausgewiesen werden. Für diese Informationen besteht eine Auskunftspflicht, die allerdings für alle Bauprodukte (Gemische und Erzeugnisse) gilt, die unter den Geltungsbereich der Bauproduktenverordnung (BauPVO) fallen. Sie müssen für Erzeugnisse aber nicht in Form eines Sicherheitsdatenblattes nach den Kriterien des Anhangs II der REACH-Verordnung gegeben werden.

Für Verbraucher muss die Informationsweitergabe auch nur auf Anfrage beim Hersteller erfolgen. Informationen und Unterstützung zu den Auskunftsrechten findet man beim Umweltbundesamt / REACH / Auskunftspflichten.

Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU

Das Gefahrstoff-Informationssystem der Berufsgenossenschaft BAU (GISBAU) enthält keine GISCODE-Einstufung für Keramische Fliesen.

GISBAU-Einstufung für Verlegewerkstoffe sind im Datenblatt „Bodenbeläge“ in der Rubrik „Einstufungen und Gesundheitsgefahren nach GISBAU“  zu finden, nähere Informationen unter http://www.wingis-online.de/wingisonline/GISCodes.aspx?GGID=1.

Informationen zu Fliesenlegearbeiten sind in www.wingis-online.de unter Bau-Bereich "Fliesenlegearbeten", zu „Tätigkeiten mit quarzhaltigen mineralischen Stäuben“ unter Bau-Bereich „Hochbau“ zu finden.

Emissionen

Aus handelsüblichen Fliesen emittieren - mit Ausnahme von Staub (siehe Rubrik „AGW“) - auch bei der Bearbeitung keine gesundheitsgefährdenden Substanzen.

Umweltrelevante Informationen

Der Energiebedarf für die Verarbeitung ist vernachlässigbar (allenfalls für Schneiden der Steine und Anmischen des Fliesenklebers mit elektrischen Geräten).

Transport

Bei Fliesen wurde der deutsche Markt in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich durch italienische Hersteller beherrscht; inzwischen dürfte ihr Marktanteil ebenso wie derjenige der deutschen Produzenten bei etwa 35 % liegen. Weiteres spielen spanische, türkische und tschechische Fliesenhersteller eine nicht zu unterschätzende Rolle. Auch China, der weltweit größte Fliesenproduzent, ist auf dem deutschen Markt vertreten.

Mit weiten Transportwegen ist daher zu rechnen. Wegen des hohen Gewichts ist die benötigte Transportenergie je m2 Bodenbelag höher als bei anderen Bodenbelägen.

Quellen

BGIA-Report 8 /2006: Quarzexpositionen am Arbeitsplatz. Hrsg: Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaft (HVBG). [abgerufen im September 2013]

Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 559 „Mineralischer Staub“ [abgerufen im September 2013]

Technische Regeln für Gefahrstoffe TRGS 906 „Verzeichnis krebserzeugender Tätigkeiten oder Verfahren nach § 3 Abs. 2 Nr. 3 GefStoffV. [abgerufen im September 2013]

BG Bau (2011): Quarzstäube. Komerding, Jobst (Text). Kompetenzzentrum für Unternehmer – Fortbildung nach der DGUV-Vorschrift 2. Infoblatt 1. Februar 2011. [abgerufen im September 2013]

Keramik-Fliesen und -Platten

Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken Neuzustand

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Siehe Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Siehe Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiken bei bestimmungsgemäßer Nutzung

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Innenraum

Aufgrund der Abwesenheit flüchtiger Stoffe verhalten sich Fliesen unproblematisch hinsichtlich Emissionen von Schadstoffen in den Innenraum. Die Inhaltsstoffe sind durch den Sinterprozess bei hohen Temperaturen als feste Stoffe gebunden, sodass auch kein Abrieb stattfindet.

Bei den derzeit handelsüblichen Bauproduktgruppen sind aus Sicht des Strahlenschutzes keine Einschränkungen erforderlich. Mögliche Dosisbeiträge durch Gammastrahlung und Radonexhalation aus Baumaterialien siehe 2.1.2.5 Radioaktivität.

Schadstoffabgabe / Emissionen in den Außenraum

Keramische Fliesen emittieren bei der Außenanwendung keine schädlichen Stoffe in den Außenraum (Luft, Boden, Wasser).

Umwelt- und Gesundheitsrisiken im Schadensfall

Brandfall

Fliesen sind nicht brennbar und stellen im Brandfall daher keine Brandlast dar. Im Brandfall entstehen daher keine umwelt- und gesundheitsschädigenden Gase.

Wassereinwirkung

Es bestehen keine Umwelt- oder Gesundheitsrisiken im Schadensfall durch Wassereinwirkung.

Beständigkeit Nutzungszustand

Unter der Rubrik Baustoff- und Gebäudedaten / Nutzungsdauern von Bauteilen findet sich auf dem Informationsportal Nachhaltiges Bauen eine Datenbank mit Nutzungsdauerangaben von ausgewählten Bauteilen des Hochbaus für den Leitfaden „Nachhaltiges Bauen“.
→ Datenbank als PDF

Keramische Fliesen fallen unter die Bauproduktgruppe Deckenbeläge (Code Nr. 352.411), für die eine Nutzungsdauer von mehr als 50 Jahren angegeben wird.

Keramische Bodenbeläge zeichnen sich unter anderem durch ihre hohe Beständigkeit gegen Abrieb, Verkratzen und chemische Substanzen aus. Je nach Einsatzgebiet werden Keramikfliesen in unterschiedlichen Qualitäten angeboten, wobei für die Beständigkeit folgende Eigenschaften wesentlich sind:

  • Die Frostbeständigkeit wird durch das Wasseraufnahmevermögen bestimmt. In der DIN EN 14411 werden keramische Fliesen und Platten nach ihrem Wasseraufnahmevermögen in fünf Gruppen unterteilt.
  • Bei unglasierten keramischen Fliesen und Platten wird der Tiefenverschleiß nach DIN EN ISO 10545-6 ermittelt.
  • Die Abriebfestigkeit einer Fliese wird nach einer Prüfung gemäß DIN EN ISO 10545-7 klassifiziert.

Fugen sind Bestandteil des Belags und nicht so widerstandsfähig wie die Fliesen. Für die Fugen sollte daher eine unempfindliche Farbe gewählt werden.

Instandhaltung

Grundsätzlich sollte ein Bodenbelag der passenden Beanspruchungsklasse gewählt, das Reinigungskonzept an die Nutzung angepasst und Reinigungs- und Pflegeempfehlungen des Herstellers beachtet werden. Bei den Reinigungsmitteln ist die Ergiebigkeit zu berücksichtigen. Umweltzeichen können eine Orientierungshilfe über die Umweltverträglichkeit bieten. Zweckmäßig geplante Schmutzschleusen reduzieren den Reinigungsaufwand beträchtlich, und die regelmäßige Entfernung von losem Schmutz erhöht die Lebensdauer.

Fliesen können bei geringer Verschmutzung mit lauwarmem Wasser und bei Bedarf mit biologisch leicht abbaubaren, umweltverträglichen Wischzusätzen wie handelsüblichen Neutralreinigern hygienisch rein gehalten werden. Auch stärkere alltägliche Verschmutzungen lösen sich in der Regel mit einem gering dosierten Neutralreiniger. Mehr und schärfere Reinigungsmittel können dem Oberflächenbelag schaden. Auch pflegemittelhaltige Reinigungsprodukte können auf Dauer problematisch sein, weil sie eine klebrige Fett-, Wachs- oder Kunststoff-Schicht aufbauen, die die Optik, Hygiene, Trittsicherheit und Reinigungsfreundlichkeit keramischer Oberflächen negativ beeinflussen. Saure Reinigungsmittel können Beschädigungen an den Fugen verursachen.

Bei der Grundreinigung handelt es sich um eine intensive Zwischenreinigung, die bei größerer Verschmutzung angezeigt ist. Durch Einsatz von Spezialreinigern, erhöhter Einwirkungszeit sowie einer durch Bürsten und ggf. Scheuerpulver verstärkten mechanischen Unterstützung kann man keramische Beläge bei Bedarf gründlich reinigen. Poliertes Feinsteinzeug erfordert wegen seiner höheren Fleckempfindlichkeit eine Imprägnierung. Bei Grundreinigung und Imprägnierung (wenn überhaupt nötig) sind mögliche Gesundheits- oder Umweltgefährdungen durch Inhaltsstoffe wie Lösemittel zu vermeiden.

Eingetrocknete Schmutzreste können mit einem Kunststoffspachtel weggekratzt werden. Einzelne Fliesen können ausgetauscht werden; dafür sollten Ersatzfliesen aufbewahrt werden. Die Befestigung ist irreversibel. Beschädigte Oberflächen sind nicht reparierbar.

Keramik-Fliesen und -Platten

Nachnutzung

Umwelt- und Gesundheitsrisiko Rückbau

Fliesen enthalten keine gesundheitsgefährdenden Stoffe. Beim Rückbau heute hergestellter Fliesenbeläge ist - außer bei Staubentwicklung - mit keinem besonderen Umwelt- oder Gesundheitsrisiko zu rechnen.

Wiederverwendung

Eine Wiederverwendung ist wegen der guten Haftung am Untergrund kaum möglich. Intakte Fliesen könnten gesäubert und wiederverwendet werden.

Stoffliche Verwertung

Sortenreine Elementreste können von den Schamottherstellern zurückgenommen und in gemahlener Form als Magerungsmittel in der Produktion wiederverwertet werden (IKF 2011). Fliesenbruch kann außerdem als Splittersatz verwendet werden (Downcycling).

Energetische Verwertung

Nicht relevant (kein Heizwert).

Beseitigung / Verhalten auf der Deponie

Fliesen können auf Inertstoffdeponien abgelagert werden.

EAK-Abfallschlüssel

17

Bau- und Abbruchabfälle (einschließlich Aushub von verunreinigten Standorten)

17 01 03 Fliesen, Ziegel und Keramik

Quellen

IKF 2011 EPD für Keramische Fliesen und Platten. Deklarationsinhaber: Industrieverband Keramische Fliesen und Platten e.V. Institut Bauen und Umwelt e.V (Hrsg.) EPD- IKF-2011111-D.